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Neue Site - empfehlenswert! Ein Ableger der Karl-Leisner-Jugend: aktueller, kürzer, frischer und moderner: www.gut-katholisch.de.

Vorbemerkungen

Ich unterrichte an einer Realschule und einem Gymnasium katholische Religion - und freue mich immer darüber, mit den Schülern in lebhafte Diskussion zu geraten. Viele dieser Diskussionen waren für mich Anlass, an den Katechesen dieser Site Änderungen vorzunehmen oder ganz neue Katechese zu verfassen.

Nun dürfte es keine Neuigkeit sein, dass eine ganz große Schwierigkeit der Schüler (und wahrscheinlich auch der ganzen Bevölkerung) im Zusammenhang mit der Bibel und Glauben die Frage nach Schöpfung und Schöpfer ist. «Die Bibel ist doch längst widerlegt!» heißt es. Wodurch widerlegt? Na, durch die moderne Naturwissenschaft: «Es ist doch inzwischen erwiesen, dass es einen Urknall gab - und keine Erschaffung der Welt in sieben Tage. Außerdem ist der Mensch nicht von Gott erschaffen worden, sondern durch Evolution entstanden.»

Nebenbei: Das ist nicht unbedingt eine Widerlegung der Bibel - allerhöchsten des ersten (und zweiten) Kapitels. Mir scheint solche Kritik oft aus den Reihen derjenigen zu kommen, die vom Glauben der katholischen Kirche nicht mehr viel wissen. Für solche «Stehplatz-Christen» besteht offensichtlich die ganze Verkündigung der Evangelien nur in der Aussage: «Gott hat die Menschen erschaffen» mit dem Zusatz: «Und zwar in sieben Tagen». Für einen solche Überrest des Glaubens ist es natürlich fatal, wenn die Wissenschaft das widerlegen würde. Das wäre ein Grund, den Glauben an den Nagel zu hängen.
Aber die Bibel hat noch weitaus mehr zu berichten als nur die Erschaffung der Welt; und vor allem das Neue Testament mit den Evangelien interessiert sich weniger für die Entstehung von Himmel und Erde, als vielmehr für deren Zukunft.

Aber ich gebe zu: Wer die Bibel unvoreingenommen (d.h. ohne einen vorhandenen Glauben) liest - und bereits auf den ersten zwei Seiten auf überholte und widerlegte Aussagen stößt -, der wird die restlichen 1.000 Seiten auch nicht sonderlich glaubwürdig finden. Da legen viele die Bibel schnell zu den anderen Märchenbüchern, und mit der Bibel legen sie den Glauben und oft auch Gott beiseite...

Ich habe mich trotzdem lange geweigert, darüber etwas auf diese Homepage zu setzen; denn eigentlich dient dieser Bereich unserer Site dazu, die kirchliche Lehre zu vermitteln. Es gibt aber keine dezidierte (ausdrückliche) kirchliche Lehre über die Entstehung der Welt.
Dass Du hier diesen Text liest, zeigt, dass ich nun doch etwas dazu geschrieben habe (aber nicht, weil es inzwischen doch eine kirchliche Lehraussage dazu gibt). Dabei möchte ich keine eigene Theorie aufstellen, wie es denn nun gewesen sei (das ist Aufgabe der Naturwissenschaftler), sondern ein wenig Ordnung in den Dschungel der Argumente zu bringen.

Diese Katechese will keine eigene Lehre zur Entstehung der Welt oder des Lebens aufstellen, sondern nur ein wenig Überblick über die heutige Diskussion geben und ein wenig Ordnung schaffen. Ordnung - das heißt, dass wir Argumente, Begriffe und Positionen abgrenzen und Linien, Zusammenhänge und evtentuelle Denkfehler aufzeigen. (Deshalb beginnen die Argumentationen im Mittelalter fast immer mit «distinguendam esse»: «Wir müssen unterscheiden...»). Wir unterscheiden also:

 

 

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Diese Katechese ist auch als gedrucktes Heft (Nr. 012) erhältlich: Kostenlose Bestellung

1. Die Gegner einer kosmischen und irdischen Evolution

Es ist ein beliebter Trick - oder vielleicht auch nur ein unbeabsichtigter Denkfehler - in harten Diskussionen: Ich beschreibe eine ziemlich dümmliche Gegenposition (einen «Pappkameraden») zu meiner Theorie, stampfe sie mit einigen wenigen treffenden Argumenten in den Boden - und stehe als strahlender Sieger da. Sollte noch einer versuchen, mich zu kritisieren, frage ich leicht mitleidig: Sind sie etwa der gleichen hoffnungslosen Meinung wie diese Leute (der »Pappkamerad«)?
Das ist ein Trick - ein Denkfehler. Denn nur, weil ich einen Kritiker widerlegt habe, ist noch nicht gesagt, dass es nun überhaupt keinen Grund zur Kritik mehr gibt. Denn: Kritik ist nicht gleich Kritik - es gibt gute und schlechte Kritiker. Und das gilt auch für die Kritik an der Evolutionstheorie.
Immer wieder behaupten Vertreter der Evolutionstheorie: »Du bist gegen die Evolutionstheorie? Willst Du etwa behaupten, die Welt sei in 6 Tagen erschaffen und die Dinosaurier seien ausgestorben, weil sie bis zur Sintflut noch nicht schwimmen gelernt hatten?« - und haben nicht nur die Lacher auf ihrer Seite, sondern auch alle Kritiker ausgeschaltet. Dabei unterstellen sie, dass alle Kritiker biblische Fundamentalisten sind. Aber das stimmt so nicht: Es gibt neben dem extremen Fundamentalisten noch zahlreiche andere kritische Haltungen.
Deshalb wollen wir zunächst die verschiedenen Kritiker an der Urknall- und Evolutionstheorie ein wenig näher beleuchten. Da gibt es zunächst die...

A. Kurzzeit-Kreationisten

Kreationisten (creatio, lat. = Schöpfung) vertreten die genaue Gegenposition zur Evolutionstheorie und halten sich exakt an den biblischen Ablauf: Alles ist von Gott direkt erschaffen. Für die Kurzzeit-Kreationisten, die an einer Erschaffung der Welt und des Lebens innerhalb der biblischen sechs Tage glauben, fehlt für eine Entwicklung des Kosmos oder des Lebens schlicht die notwendige Zeit - die Welt ist insgesamt nicht älter als ungefähr 6000 Jahre. Das Gegenargument: »Aber die Welt ist doch viel älter, es gibt doch Fossilien und uralte Sterne!« wird oft mit einer kurzen Antwort entkräftet: »Als Gott Adam erschaffen hat, war dieser auch kein Baby mehr. Er wurde bereits mit einem Alter von vielleicht 30 Jahren erschaffen. Das gleiche hat Gott auch mit dem Kosmos getan: Obwohl keine 10.000 Jahre alt, sieht er aus wie ein Milliarden Jahre alter Weltraum. Und auch die Fossilien sind natürlich von Gott erschaffen.«

Diese Position lässt sich kaum widerlegen. Durch das letzte Argument hat sie sich immunisiert - sämtliche Erkenntnisse der Naturwissenschaft werden bedeutungslos, ja, jede Forschung verliert überhaupt ihren Sinn, wenn die Welt undurchschaubar anders erscheint als sie tatsächlich ist: Die Kurzzeit-Kreationisten wissen es einfach besser.

Aber nicht alle Kurzzeit-Kreationisten haben sich immunisiert. Manche glauben wirklich daran, dass sich ihre Position naturwissenschaftlich beweisen lässt - wenn die Naturwissenschaftler nur ehrlich wären. Aber das sind sie in den Augen der Kurzzeit-Kreationisten nicht: Um den Biologen die Evolutionstheorie nicht zu zerstören, erfinden die Physiker und Kosmologen Modellannahmen, die ein hohes Welt-Alter zulassen - obwohl angeblich klar ist, dass alle physikalischen Erkenntnisse ein Alter des Universums von unter 10.000 Jahren nahelegen.

Ich denke, diese beiden Position brauchen wir nicht ausführlich zu diskutieren: Gegen die Immunisierung lässt sich nichts machen - wie schon das Wort Immunisierung nahelegt. Außerdem deckt sie sich ganz und gar nicht mit der katholischen, positiven Sicht der Schöpfung: Gott täuscht nicht; vielmehr hat er uns die Möglichkeit der (wissenschaftlichen) Erkenntnis gegeben, die der Offenbarung nicht widerspricht. Die Kurzzeit-Kreationisten haben außerdem ein seltsames Gottesbild: Gott ist nicht ehrlich; er erschafft Fossilien und Ablagerungen, die auf ein hohes Alter z.B. der Erde hindeuten, obwohl Fossilien nicht notwendig sind - dieser Gott lenkt uns dadurch bewusst in die Irre.

Auch gegen die zweite Annahme, die von einer allgemeinen Verschwörung der Naturwissenschaftler (wider besseres Wissen) ausgeht, lässt sich kaum diskutieren: Wie bei allen Verschwörungstheorien gibt es ein paar Argumente für diese Position (immerhin!). Sind diese aber ausgespielt, so wird der Gegner mit der Alternative konfrontiert: Entweder Du glaubst mir - oder Du bist auch ein Teil der Verschwörung.

Auch wenn der Glaube an die Kurz-Zeit-Schöpfung (hauptsächlich im evangelikalen und amerikanischen Raum) weit verbreitet ist, deckt sich diese Position nicht mit der Haltung der katholischen Kirche. Es gibt zwar keine lehramtliche Verurteilung des Kurzzeit-Kreationismus (wie gesagt, die Kirche überlässt die naturwissenschaftlichen Klärungen den dafür zuständigen Forschern und Denkern). Aber die Behauptung, der zeitliche Rahmen des Schöpfungsberichtes in der Bibel sei »Dogma« und viel höher anzusetzen als die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse, ist in der katholischen Lehre nicht zulässig. Was verbindliche Lehre ist, legt die Kirche fest - und nicht ein einzelner Theologe (das Primat des Papstes hat somit einen friedensstiftenden Aspekt: In der katholischen Kirche ist nur einer unfehlbar - im Gegensatz z.B. zu deutschen Stammtischen). Mit anderen Worten: Der Kurzzeit-Kreationismus passt eigentlich nicht zum katholischen Glauben.

Kurzzeit-Kreationisten glauben an eine Erschaffung der Welt innerhalb kürzester Zeit - zum Beispiel innerhalb der biblischen 6 Tage. Das alles ist auch noch keine Millionen Jahre her: Die Kurzzeit-Kreationisten gehen meist von einem Weltalter zwischen 5.000 und 10.000 Jahren aus. Daher der Name: Kurz-Zeit - Kreationisten.

B. Vorzeit-Kreationisten

Eine besonders interessante Variante der Kreationisten sind die sogenannten »Vorzeit-Kreationisten«, die den ersten Satz der Bibel (»Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde«) im Sinn eines langen Zeitraumes verstehen (das Weltalter beträgt also Milliarden von Jahren, ganz so wie von den Naturwissenschaften beschrieben); die darauf folgenden Schöpfungsakte aber lassen sich tatsächlichen 24-Stunden-Tagen zuordnen. Allerdings interpretieren sie die Schöpfungstage als eine Wahrnehmungsbeschreibung aus Sicht eines auf der Erdoberfläche lebenden Beobachters. Die Erde, zunächst eingehüllt in dunklen Wolken, wird am ersten Schöpfungstag langsam hell - weil sich die Atmosphäre der Erde klärt (1. Tag). Dann klärte sich der allgegenwärtige Regen-Nebel-Sumpf, so dass sich das Wasser sammelt und das »Trockene« sichtbar wird, die Pflanzen entstehen (2. und 3. Tag). Erst am vierten Tag wird die Atmosphäre klar und Sonne, Mond und Sterne werden sichtbar (4. Tag). Am 5. und 6. Tag erschafft Gott schließlich die Tiere und den Menschen.

Der Vorteil dieser Sichtweise besteht vor allem darin, dass die kosmischen Vorgänge, die definitiv lange Zeiträume brauchen, zu Beginn der Schöpfungserzählung als abgeschlossen betrachtet werden und durch die Existenz von Sonne und Erde bereits der 24-Stunden-Tag existierte (auch wenn die Sonne auf der Erdoberfläche nicht sichtbar war). Aber auch dieses Konzept bleibt eindeutig kreationistisch und in dieser Hinsicht fundamentalistisch, weil die Erkenntnisse der Biologie und die bei biologischen Prozessen vorausgesetzten langen Zeiträume bestritten werden. Der Zeitraum der Lebensentstehung bleibt auf 6 Tage beschränkt (genau genommen sogar nur auf 3 Tage); seit dem ersten Schöpfungstag sind zudem erst die biblischen 8.000 Jahre vergangen. Vertreter des Vorzeit-Kreationismus sind vor allem die Zeugen Jehovas.

Daneben gibt es die gemäßigteren

C. Langzeit-Kreationisten

Wie alle Kreationisten vertreten auch diese Kritiker die Ansicht, dass alles, was existiert, von Gott direkt erschaffen wurde. Allerdings beharren sie nicht auf biblische Zeitangaben. Für sie sind die heutigen Abschätzungen der kosmischen und irdischen Zeiträume durchaus akzeptabel. Außerdem akzeptieren viele der Langzeit-Kreationisten eine sog. Mikroevolution (eine Entwicklung und Veränderung innerhalb bestimmter Artgrenzen). Innerhalb der Jahrmilliarden, in denen unsere Welt existiert, hat der Schöpfer allerdings immer wieder Neuschöpfungen ins Dasein gerufen, entweder zusätzlich zu den bis dahin existierenden Lebewesen - oder an deren Stelle (z.B. nach dem Aussterben der Dinosaurier). Die Langzeit-Kreationisten lehnen eine Makro-Evolution ab (also die Entwicklung von Lebewesen über die Artgrenzen hinweg: Eine Art entwickelt zu sich zu einer oder mehreren anderen Arten).

Der Langzeit-Kreationismus geht zum größten Teil davon aus, dass die Entwicklung des Kosmos nach dessen Erschaffung rein naturwissenschaftlich erklärbar ist, spätestens aber mit der Entstehung des Lebens (der Urzelle) Gott erneut schöpferisch tätig wurde.

Langzeit-Kreationisten glauben an eine Erschaffung der Welt - aber in langen Zeiträumen. Sie stimmen in weiten Teilen mit den Erkenntnissen der Naturwissenschaften überein, lehnen aber die Entwicklung des Lebens und die Entfaltung der Arten durch rein natürliche Mechanismen ab. Langzeit-Kreationisten gibt es in vielen verschiedenen Varianten.

Schließlich gibt es die Vertreter der...

D. Theistische Evolution - oder gottgelenkte Evolution

Die Theistische Evolution geht davon aus, dass der Schöpfer sich der Evolution bedient, um die Vielfalt des Lebens zu erschaffen. Während die Naturwissenschaften den »Zufall« in ihre Berechnungen einführen, sehen die Vertreter einer Theitischen Evolution darin das »Wirken Gottes«. Im naturwissenschaftlichen Kontext ist diese Position kaum von der atheistischen Evolutionstheorie zu unterscheiden; dennoch besteht der theistische Denker darauf, dass (z.B. aus philosophischen Gründen) an der Entstehung des Lebens und der Menschen Gott mitgewirkt haben muss. Im Gegensatz zu Kritikern der Evolution, die sich vor allem an bestimmten, äußerst unwahrscheinlichen Prozessen reiben (zum Beispiel der Entstehung von enzymatischen Polypeptiden in der Ursuppe), hat der theistische Evolutionist damit keine Schwierigkeiten. Ohne den Schöpfer wäre eine Höherentwicklung in viele Fällen wirklich so gut wie unmöglich - aber mit Gott als intelligenter Ursache: Kein Problem. Das gleiche gilt auch für (gleichzeitige mehrfach-) Mutationen, die überraschende Selektionsvorteile bringen und ebenfalls äußerst unwahrscheinlich sind - vor allem in der Häufigkeit, in der sie in der Evolution des Lebendigen aufgetreten sind. Mit Gott aber, der die Mutation sozusagen provoziert, indem er das Leben »hinaufzieht«, ist eine solche unvorstellbare Mutationen-Kombination keineswegs abwegig.

Theistische Evolutionisten stimmen allen Erkenntnissen der Naturwissenschaften grundsätzlich zu, setzen aber anstelle des »Zufalls« das Wirken Gottes. Die Entfaltung des Lebens in verschiedene Arten hat sich durch (von Gott gesteuerte) Entwicklung und nicht durch Neuschöpfungen vollzogen.

E. Intelligent Design

Die in Amerika weit verbreitete Theorie des Intelligent Design (ID) ist eigentlich keine eigene kreationistische Theorie - eher ein Theorie-Bündel mit einer gemeinsamen Ausgangsthese: Die ID-Vertreter stellen lediglich fest, dass vor allem die komplexen Strukturen (wie z.B. spezielle Organe, Regelkreise, Verhaltensweisen oder Symbiosen - beispielsweise beim Lippenblüter oder Bombardier-Käfer) nicht durch zufällige Mutationen und Selektionen erklärt werden können, sondern einen intelligenten Designer (also einen Schöpfer) voraussetzen. Die Argumente der ID-Wissenschaftler sind unterschiedlicher Qualität - und sie kommen aus unterschiedlichen Richtungen. So finden sich im »Lager« der »Intelligent-Designer« sowohl Kreationisten, Jehovas Zeugen als auch katholische und evangelische Christen. Letztlich bleibt beim Intelligent Design offen, welche Alternative (vom Kurzzeit-Kreationismus bis zur theistischen Evolution) bevorzugt wird. Einig ist die ID-Szene sich lediglich in dem Erweis, dass die evolutionistische Behauptung, alles habe ich »von alleine« entwickelt, unhaltbar ist. Die Argumente dafür sind allerdings sehr beeindruckend.

Das Problem von ID ist jedoch nicht so sehr eines der naturwissenschaftlichen Qualität der Argumente - sondern eine grundsätzliche Frage zu den Naturwissenschaften. Denn diese Forschen so, »als ob es keinen Gott gebe«, um zu schauen, wie weit sie kommen. Ein Naturwissenschaftler wird also niemals publizieren, dass eine biologische Entwicklung so extrem unwahrscheinlich gewesen ist, dass man diesmal von Gott als Urheber ausgehen müsse. Gott verhält sich in den Naturwissenschaften wie "die Division durch Null" in der Mathematik: Plötzlich wird alles möglich und sogar das Verrückteste wahrscheinlich.

Die Grenzen der Naturwissenschaften sind aber nicht die Grenzen der Wirklichkeit! So muss der gerade genannte Wissenschaftler von der Veröffentlichung "Gott hat das Wunder bewirkt!" Abstand nehmen, obwohl er selbst davon überzeugt ist und es seinen Kindern erzählt - weil er es für wahr hält. Dazu ausführlicher in einer eigenen Katechese: Heft Nr. 65, »Intelligent Design - Gott in den Naturwissenschaften«.

Intelligent Design versteht sich als naturwissenschaftliche Alternative zur Evolutionstheorie. Wie es sich für eine vernünftige naturwissenschaftliche Theorie gehört, sollte die ID-Theorie nur Aussagen über wissenschaftliche Erfassbares machen; dazu gehört auch die Erkenntnis, dass vieles in der Wirklichkeit nicht mit den Methoden der Naturwissenschaft allein erklärbar ist. Über die Frage, wie solche Phänomene tatsächlich erklärt werden soll, sollte sich die ID-Theorie ausschweigen, wenn sie eine naturwissenschaftliche Theorie sein will.

Wir fassen zusammen

Innerhalb und zwischen diesen drei Hauptströmungen gibt es zahlreiche Varianten und Kombinationen. Die Kritik am Evolutionismus ist also nicht einheitlich. Nur weil der Kurzzeit-Kreationismus schnell widerlegt ist und zudem ziemlich unwissenschaftlich daherkommt, hat der Evolutionist noch nichts zu den zahlreichen anderen Varianten gesagt. Um für die Neugierigen und Ungeduldigen (von denen es im Internet ja mehrere geben soll) das Ergebnis schon einmal vorwegzunehmen: Abgesehen vom Kurzzeit- und Vorzeit-Kreationismus kann jeder Katholik jede Zwischenposition von B. bis D. einnehmen - und befindet sich immer noch auf gut christlichem Boden. Leider ist der strenge Evolutionismus nicht vereinbar mit dem katholischen Glauben. - Ja, warum denn nicht? Bevor wir auf diese Frage zu sprechen kommen, schauen wir erst einmal auf die Argumentationen. »Distinguendam esse...«

2. Wir unterscheiden außerdem: Die Argumentation
A. Biblische Argumentation

Am ehesten im Kurzzeit-Kreationismus vertreten ist die einfache Argumentation: »Aber in der Bibel steht es anders!« Da die Bibel unfehlbar und der Leser der Bibel grundsätzlich besser informiert ist, lohnt sich eine Diskussion eigentlich nicht. Dennoch ist der biblisch Argumentierende bemüht, auch naturwissenschaftliche »Beweise« anzubringen, dass die Welt so entstanden ist, wie es in der Genesis (dem ersten Buch der Bibel) steht. Fällt allerdings das naturwissenschaftliche Argument in sich zusammen, so ist der biblische Argumentator nicht traurig: Er hat ja trotzdem recht, weil es doch in der Bibel so steht.

B. Immunisierung durch vollständige Disjunktion (Trennung)

Aus der Tatsache, dass die Aussageabsicht des Schöpfungsberichtes keine naturwissenschaftliche ist, sondern eine religiöse, schließen viele Theologen, dass es auch keinen Widerspruch geben kann, weil beide (Theologie und Naturwissenschaft) etwas komplett anderes sagen wollen. »Ein Text, der sagt, was die Welt ist, kann nicht im Widerspruch stehen zu einer Wissenschaft, die erkennt, wie sie ist.«

Nun, daran ist schon etwas Richtiges: Wir sollten schon unterscheiden, ob vor uns ein lyrisches Gedicht über eine Rose liegt, oder ein biologischer Text. Im Gedicht darf die Rose als »Königin« bezeichnet werden, vielleicht sogar als »unsterblich«. Für die Biologie machen diese Aussagen keinen Sinn: Sie sind schlichtweg falsch. Aber bedenken wir die Aussageabsicht und Methode des Textes, klärt sich der Widerspruch als Missverständnis auf.

Aber auf der anderen Seite kann man Theologie und Naturwissenschaft eben nicht vollständig gegeneinander immunisieren. Denn das würde bedeuten, dass die Naturwissenschaft unabhängig von der Theologie alles mögliche entdecken kann und die Theologie dazu nur die Achseln zuckt - und umgekehrt die Theologie sich einen Dreck um die Erkenntnisse der Naturwissenschaft kümmern braucht, weil sie ja doch einen anderen Blickwinkel hat. Ein berühmter deutsche Theologe hat diese gegenseitige »Nicht-Einmischung« folgendermaßen umschrieben: »Theologie und Naturwissenschaft können grundsätzlich nicht in einen Widerspruch untereinander geraten, weil beide sich von vornherein in ihrem Gegenstandsbereich und ihrer Methode unterscheiden.« (Karl Rahner)

Eine solche vollständige Disjunktion der Methoden übersieht, dass beide (Theologie und Naturwissenschaft) eben doch die gleiche Wirklichkeit beschreiben. (Im Rosen-Gedicht-Beispiel gilt ja auch: Ein Gedicht, das von der Rose als »Pflanze der Wüste« spricht - oder von »der Königin, die nur des nächtens blüht« - oder »der ersten Botin des Frühlings, schon blühend in des Eises Winter« redet, erzählt Unsinn. Wenn das Gedicht über die Rose sämtliche Erkenntnisse der Rosen-Biologie ignoriert, dann stimmt entweder mit dem Gedicht oder mit der Biologie etwas nicht!)

Dieser Trick der Theologen (Immunisierung durch vollständige Disjunktion der Methoden - d.h. Immunisierung durch vollständige Trennung aufgrund der Verschiedenheit der Methoden und des Gegenstandes) ist letztlich ein Ausweichmanöver, das unsere Wirklichkeit halbiert: Dort die Natur, hier die Religion....

C. Naturwissenschaftliche Argumentation

Und schließlich gibt es das naturwissenschaftliche Argument. Gerade dieses Argument, das eigentlich als eindeutig und klärend eingeschätzt wird, macht die ganze Auseinandersetzung um pro oder contra «Evolution» so unübersichtlich. (»Fehlenden Übergänge - Missing Links«; »Kosmische Singularität«; »Die Nicht-Universalität des genetischen Codes«; »Fehlende Materie«; »Synthese der Aminosäuren - Polykondensation«; »gebremste oder beschleunigte Expansion«; »Beobachtbarkeit der Makroevolution« - »Einordnung des Archaeopteryx« - »Mosaikformen« - »Rudimentäre Organe?« usw. usf. ...).

Es fällt einem Laien (wie auch einem Fach-Biologen und Fach-Physiker) zunehmend schwerer (oder ist sogar unmöglich), den Überblick über die weit gefächerten Fachgebiete zu behalten, die mit der Evolutionstheorie in Berührung kommen. Viele naturwissenschaftliche Argumente gegen die Evolution klingen einleuchtend und sind trotzdem schnell widerlegt; andere Einwände sind schwer zu verstehen und genauso schwer zu bewerten. (Ist z.B. die ganze Evolutionstheorie hinfällig, weil eine wichtige Teil-Theorie widerlegt wurde?)

Oft beginnt man sich an Einzelfragen zu verzetteln. Deshalb kann ich verstehen, dass Fachleute sich auf solche Diskussionen mit Fachfremden nicht mehr einlassen. Richard Dawkins Buch Der Gotteswahn ist vermutlich aus einem solchen Frust über die ständige Besserwisserei von Kreationisten entstanden.

D. Philosophische Argumentation

Das philosophische Argument, das von außen an die Naturwissenschaft herangetragen wird, ist schon etwas gewichtiger. Da werden zum Beispiel die Fragen nach dem Verständnis von Gut und Böse aufgeworfen: »Wenn sich die Arten nur entwickelt haben, weil es Aggression, Konkurrenz und Tod zwischen den Lebewesen gab, dann ist Aggression und Tod doch etwas Gutes - oder?« Ebenfalls werden die philosophischen und anthropologischen Konsequenzen (»Was ist der Mensch?«) der Evolutionstheorie aufgezeigt und bedacht. Unter Umständen kommt die Philosophie zu dem Schluss: »Das kann nicht sein, was die Naturwissenschaft dort behauptet!« In diesem Fall darf die Philosophie die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse allerdings nicht einfach leugnen: Beide müssen nach einer Lösung suchen, die den unterschiedlichen Erkenntnissen aus den beiden unterschiedlichen Wissensgebieten genügt (wie auch Naturwissenschaftler sich einigen müssen, wenn sie zu widersprüchlichen Ergebnissen kommen). Die Naturwissenschaftler müssen überlegen, ob die Ergebnisse nicht auf falschen oder ungesicherten Annahmen beruhen - ob sie vielleicht selbst philosophisch falsche oder zumindest unbewiesenen Annahmen in die Naturwissenschaft getragen haben. Und die Philosophen müssen sich prüfen, ob wiederum ihre Überlegungen tatsächlich naturwissenschaftliche Befunde verbieten oder vielleicht gar nicht so weit reichen.

Wir fassen zusammen

(A) Die Bibel ist kein Naturkundebuch: Lassen wir also die Finger davon, die Bibel wörtlich zu nehmen, wenn sie Naturprozesse beschreibt.

(B) Die Welt ist nicht in zwei absolut von einander getrennte Bereiche gespalten: Finden wir uns also nicht mit dem faulen Frieden ab, Glauben und Natur hätten sich nichts zu sagen

(C) Lassen wir (zumindest in einer Katechese) die Finger von naturwissenschaftlichen Argumenten. Die Wissenschaftler sind schon ehrlich bemüht, aufzudecken, wo Schwachstellen und Fehlinterpretationen in ihren Fachbereichen oder Theorien liegen. Mal ehrlich: Kein Wissenschaftler lässt es sich nehmen, seine Kollegen auf ein Gegenargument oder einen Denkfehler hinzuweisen. Da brauchen wir Theologen nicht auch noch unseren Senf hinzuzugeben.

Was bleibt, ist die philosophische Argumentation. Darauf wollen wir uns im folgenden beschränken (mit vielleicht ein paar kleinen Blicken auf die Argumentationen A-C, nur so zur Information) - und beginnen mit der physikalisch/chemischen Evolution: Der Entstehung der Welt vom Beginn bis zu dem Zeitpunkt, wo das Leben entstand.

3. Die vor-biologische Entwicklung (Urknall oder Schöpfung?)
A. Widerlegt die Urknalltheorie den Schöpfungsglauben?

Als Martin Ryle 1961 die Urknalltheorie (gegen das Steady-State-Modell) mit seinen Beobachtungen (über die Verteilung der Radiogalaxien im Universum) stützte, verkündeten die Zeitungen binnen weniger Stunden: »Die Bibel hat recht!« (Simon Singh, Big Bang, S. 426) - Während bis in die 70-er Jahre hinein die Urknalltheorie als Beweis für den Schöpfungsglauben gesehen wurde, hat sich die öffentliche Meinung (nicht die Naturwissenschaft) komplett gewandelt.

Heute heißt es lapidar: »Das mit der Schöpfung ist inzwischen widerlegt. Das war doch der Urknall!«

Eigentlich ist das Argument schnell besprochen: Ob nun Gott die Planeten, Sterne und Galaxien höchstpersönlich angefertigt hat (sozusagen in Handarbeit), oder ob er die Zutaten erschaffen hat, die sich dann selbst zu Sternen und Galaxien bildeten, ist theologisch/philosophisch ziemlich einerlei. Gott hält die irdische Wirklichkeit im Sein - das ist mit Schöpfung gemeint. Wie ein Projektor einen Film an die Wand wirft; selbst wenn dieser Film kein Anfang und kein Ende hat (also eine Art Endlosschleife wiedergibt), braucht es einen Projektor. So braucht es auch einen Schöpfer für die Welt, ganz gleich, ob diese einen Anfang hat oder nicht.

Dennoch kam das Gerücht auf, dass der Urknall eine Blamage für den Schöpfungsglauben sei. Wie es dazu kam? Nun, schauen wir uns die relativ kurze Geschichte der modernen Kosmologie an:

Noch zu Einsteins Zeiten gingen viele Physiker davon aus, dass der Universum, so wie es sich uns heute zeigt, im wesentlichen immer schon gewesen ist - und hielten unser Universum übrigens für viel kleiner. Erst 1923 konnte Edwin Hubble mit Hilfe des neu fertiggestellten 250-Zentimeter-Teleskopes auf dem Mount Wilson einzelne Sterne des Andromeda-Nebels auflösen und somit nachweisen, dass unsere Milchstraße nicht die einzige Galaxie im Weltall ist (inzwischen wissen wir, dass es neben unserer eigenen Galaxie mit 100-300 Milliarden Sternen - Milchstraße genannt - noch ca. 100-300 Milliarden weitere Galaxien gibt).
Und dieses Universum war unveränderlich - daran zweifelte zu Beginn des großen Jahrhunderts der Physik keiner. Albert Einstein persönlich erfand sogar die kosmologische Konstante (als Bestandteil des kosmologischen Terms), um den mathematischen Problemen eines statischen Universums zu begegnen. Denn eigentlich vertrug sich ein statisches Universum nicht mit der einsteinschen (allgemeinen) Relativitätstheorie - aber für Einstein war trotz dieses Widerspruches klar, dass das Universum unveränderlich und die Sterne unbeweglich sein müssen.
Allerdings änderte sich dieses statische Bild vom Universum in nur wenigen Jahren. Zunächst entdeckte Edwin Hubble 1929, dass alle kosmischen Objekte bewegt sind - und zwar von der Erde weg. Zudem ist die Fluchtgeschwindigkeit um so größer, je weiter die Sterne und Galaxien von uns entfernt sind - es lässt sich sogar eine feste Konstante ausmachen, die aus der Entfernung einen Rückschluss auf die Fluchtgeschwindigkeit zulässt und umgekehrt aus der Fluchtgeschwindigkeit die jeweilige Entfernung berechnen kann (Hubble schätzte diese Konstante zunächst auf 150 km pro Sekunde pro million Lichtjahre; demnach konnte das Weltall nur knapp 2 milliard Jahre alt sein. Inzwischen gehen die Physiker von einer Hubble-Konstante in der Größenordnung von 15-30 km pro Sekunde pro million Lichtjahre aus). Damit war klar: Das gesamte Weltall dehnt sich aus - wie ein Luftballon, der aufgeblasen wird. Es wird in Zukunft immer mehr an Volumen zunehmen - und war (logisch!) in der Vergangenheit deutlich kleiner. Und ganz am Anfang muss dann die gesamte Masse des Universums auf einen unvorstellbar kleinen Raum konzentriert gewesen sein. Fred Hoyle prägte in einer BBC-Rundfunkserie für den Anfang des Universums den Begriff "Big Bang" (auf deutsch: Urknall), auch wenn es auch Theorien gab (und bis heute gibt), bei denen der Anfang des Universums nicht durch eine Explosion, sondern durch eine sukzessive Entstehung der Materie markiert wird. Deshalb unterscheiden Physiker heute einen "heißen" und einen "kalten" Urknall - oder einen sogenannten "Urschwung".

Das ist erst einmal alles - mehr besagt die Urknalltheorie noch nicht.

Dieses Ergebnis kann man nun deuten. Während der Physiker zuvor von einem ewig-existierenden, unabänderlichen Universum ausgingen und die Bibel mit ihrem Schöpfungsmythos deshalb für überflüssig und widerlegt hielten, war der Gedanke, dass die Welt einen Anfang hatte, zunächst eine Bestätigung des jüdisch-christlichen Glaubens. Sogar Papst Pius XII. bedankte sich für diese Entdeckung und sah in der Urknall- und Evolutions-Theorie einen Beweis für die Existenz Gottes (so in seinem Vortrag vor der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften am 22. November 1951 - zu einer Zeit, als die Urknalltheorie noch nur eine Theorie war!). Lemaitre - der Astronom und Priester war und Mitbegründer der Urknalltheorie - bat den Papst allerdings, sich in seinem Enthusiasmus doch etwas mehr zurückzuhalten.

Aber man kann die Urknalltheorie auch anders deuten: Jetzt, wo der Urknall für die Entstehung des Universum identifiziert war, und mit einen dynamischen, sich ausdehnenden Universum im wissenschaftlichem Gepäck, ist ein kosmischer Schöpfer nicht mehr so augenfällig nötig. Daraus haben dann viele Hobby-Astronomen und fundamentalistische Hobby-Theologen (siehe oben: Die Kurzzeit-Kreationisten) geschlossen, dass damit Gott widerlegt und »ausgebootet« sei - und waren ziemlich sauer (und viele sind es bis heute). Ein Gedanke, der die Bezeichnung »Argument« nicht verdient. Denn genau so wenig, wie ein »statisches Universum« (Steady State) einen Gottesbeweis darstellt, genau so wenig ist die Widerlegung des Steady-State-Modells und die Annahme, es habe einen Urknall gegeben, eine Widerlegung des Schöpfungsgedanken.

Und was folgt daraus?

Aus der Urknalltheorie, die besser »Theorie eines dynamischen Universums« heißen sollte, einen Schluss auf die Existenz oder Nicht-Existenz Gottes zu konstruieren, heißt nicht zu verstehen, was die Urknalltheorie wirklich aussagt. Mit dieser Theorie ist keineswegs die Entstehung der Materie erklärt, noch warum die Welt aus genau den tatsächlich vorhandenen Kräften, Massen und Eigenschaften besteht. Die Urknalltheorie - selbst, wenn sie bis in die allerersten Millisekunden im Leben unseres Weltalls zurückgeht - setzt immer schon Masse, Energie, Kräfte und Naturgesetze voraus.

Die Urknalltheorie ist genauso wie das Steady-State-Modell ein neutrales kosmologisches Modell. Beide sind genauso offen für den Schöpfungsgedanken, weder das eine noch das andere benötigt einen Schöpfer als Lückenbüßer. Und weder das eine noch das andere schließt einen göttlichen Schöpfer aus. Genauso wie zuvor das statische Bild des Universums beantwortet die Urknalltheorie nicht die Frage nach dem Woher und Wieso des Seins.

Die Theorie des Urknalls bleibt eine wissenschaftliche Theorie der Entwicklung der Materie - nicht der Entstehung. Ob nun ein unveränderliches Universum, oder ein Weltall, das mit einem heißen Knall begann - die Frage nach dem Schöpfer bleibt davon unberührt: »Wer war es, der das hat entstehen lassen, was unser Weltall erfüllt? Wer schuf Zeit und Raum?«

B. Auch der Urknall lässt den Schluss auf einen Schöpfer zu

Für die christlich (oder grundsätzlich theistisch) denkenden Menschen ist die Frage nach einem statischen oder dynamischen Universum nicht von Bedeutung. Entscheidend ist vielmehr, dass das Material, das bereits zu Beginn des Urknalls vorgelegen hat, Eigenschaften aufweist, die auf eine Intelligenz bzw. einen Schöpfer schließen lassen: Sowohl die Kräfteverhältnisse als auch die Eigenschaften der Materie, die Dimensionierung der Teilchen und das Auftreten bestimmter Anomalien sind alle so dimensioniert, dass unser Weltall in der Lage ist, Leben hervorzubringen. Nur eine geringe Veränderung an einer der Urknall-Komponenten, und unsere Welt wäre entweder in Sekundenschnelle verglüht und wäre nichts anderes als ein Haufen »Asche« - oder unsere Welt würde so gut wie keine Reaktionen hervorbringen und bliebe bis in alle Ewigkeit ein kaltes Universum voller vereinzelter Elemente.

Interessant ist vielleicht, dass neben Hubble und Friedmann vor allem auch Georges Lemaitre in den zwanziger Jahren an der Entwicklung der Kosmologie beteiligt war - Lemaitre, Professor für Astrophysik in Louvain und katholischer Priester. Als führender Kosmologe und Priester wurde Lemaitre oft gefragt, wie er seinen Glauben an die Bibel mit den Entdeckungen der modernen Naturwissenschaft vereinbaren könne: »Es gibt keinen Konflikt«, sagte Lemaitre immer wieder, »Es gibt keinen Grund, nicht an die Bibel zu glauben, nur weil wir heute der Meinung sind, dass vielleicht zehntausend million Jahre vergehen mussten, um das zu erschaffen, was wir heute für das Universum halten.« Von Lemaitre schreibt Alan Guth (einem der heutigen führenden Kosmologen): »Lemaitre war vermutlich der erste, der die Physik des Urknallmodells ernst genommen hat. Er versuchte zu verstehen, wie das Universum am Anfang ausgesehen haben mag, als die gesamte Materie auf eine enorm hohe Dichte komprimiert war. Er prägte die Bezeichnung "Uratom", um diesen Zustand zu beschreiben.« Lemaitre, als katholische Priester, ist vielleicht der schlagendste Beweis, dass die katholische Kirche die Urknalltheorie nie als ein Argument für oder gegen die Schöpfung angesehen hat.

Die Theorie des Urknalls mit der sich daran anschließenden Expansion des Weltalls, der Ballung und Konzentration der Materie und der daraus entstehenden stabilen und instabilen Sterne - all dies lässt auch weiterhin den Schluss auf einen Schöpfer zu: In all dem zeigt sich ein solch ausgewogenes Kräftegefüge (das zur Entstehung einer lebensfreundlichen Zone führte), dass die Annahme eines intelligenten Schöpfers mindestens genauso nahe liegt wie bei der Steady-State-Theorie.

C. Gibt es aus katholischer Sicht Gründe, die Urknalltheorie abzulehnen?

Nun gibt es nicht nur Naturwissenschaftler, die behaupten, mit der Urknalltheorie sei nun ein für allemal Gott widerlegt (wenn das auch nur ganz wenige Naturwissenschaftler tun). Vielmehr gibt es auch Kreationisten (vor allem die Kurz-Zeit-Kreationisten), die umgekehrt aus theologischer Sicht die Urknall-Theorie widerlegen wollen: »Im Schöpfungsbericht steht doch, dass das alles viel schneller gegangen ist. Sieben Tage, eigentlich sogar nur sechs Tage - das steht da schwarz auf weiß. Also: Der Urknall mit der Entwicklung der Sterne im Anschluss kann nicht passiert sein, weil milliard Jahre eben nicht sieben Tage sind...« - Da haben wir es wieder, das biblische Argument!

Für die katholische Kirche hat das II. Vatikanische Konzil (eine maßgebliche Versammlung aller katholischer Bischöfe) hat darauf hingewiesen, dass die Bibel (unfehlbar) die Heilsgeschichte verkündet und ankündet - aber dass sie keine naturwissenschaftliche Publikation sein wollte.

Im Schöpfungsbericht sind die heilsbedeutsamen Aussagen für uns eher auf den zweiten Blick erkennbar: Zum Beispiel richtet sich der Verfasser des Berichtes gegen die Nachbarvölker, die in den Sternen, in Sonne und Mond Götter sahen. Der Schöpfungsbericht macht diesen Glauben zunichte: Dort am Himmel sind keine Himmelsgewalten, sondern nur »Lichter«, die Gott gemacht und dort »befestigt« hat. Das gleiche gilt auch für andere Natur-Vergötterungen (von Flüssen, Bergen, Tieren und Pflanzen bspw.)
Außerdem werden entscheidende Aussagen über den Menschen gemacht: Gott erschuf ihn nach seinem Bilde - geistbegabt, frei in seiner Entscheidung und fähig zur Liebe. Er erschuf ihn als Mann und Frau - weder der Mann noch die Frau ist der bessere Mensch. Eine solche Aussage zur Gleichberechtigung war für den Orient vor 3500 Jahren revolutionär!
Noch mehr wesentliche Aussagen finden wir im Schöpfungsbericht (Gott haucht Adam SEINEN Atem ein: Die Göttlichkeit der Seele - Eva entsteht aus der SEITE Adams: Beide sind ein Fleisch und auf »gleicher Augenhöhe« - usw.), und wir können sicher sein, dass das die zentralen Aussagen sind - nicht die Frage, wie lange Gott insgesamt dafür gebraucht hat.

Aus biblischer bzw. theologischer Sicht wird die Urknalltheorie oft mit zwei Gegenargumenten abgelehnt: Zum einen stimmt die Dauer und zum anderen die Reihenfolge der Schöpfung nicht mit dem biblischen Bericht überein.

Die Frage nach der Dauer und der Reihenfolge der Schöpfung wäre tatsächlich unfehlbar und von Gott »inspiriert« - wenn sie eine Heilsbedeutung für uns Menschen hätte. Aber hat die 7-Tage-Schöpfung irgendwelche Bedeutung für meinen Glauben an Gott den Vater, der mich liebt und durch seinen Sohn erlöst hat? Spielt es für meine Beziehung zu dem dreifaltigen Gott, für mein Leben in der Kirche und meine Zukunft eine Rolle, ob (beispielsweise) zuerst die Pflanzen oder zuerst die Sonne entstanden ist?

Die Antwort ist schlichtweg: Nein. Diese Aussagen sind nur am Rande von Bedeutung - und von nahezu keiner Bedeutung für mein Heil. Deshalb können wir abschließend feststellen: Die physikalisch/chemische Evolution vom Urknall bis zur Entstehung unseres Sonnensystems ist ohne Probleme vereinbar mit dem katholischen Glauben.

Davon abgesehen schlägt der Theologe und Physiker Bernhard Philberth bezüglich der Dauer der Erschaffung der Welt einen Lösungsweg vor, der den Schöpfungsbericht in einem anderen Licht erscheinen lässt:

D. Die richtige Übersetzung

Wir vergessen oft, dass die Bibel nicht auf deutsch geschrieben wurde - sondern dass wir lediglich eine Übersetzung lesen. Wer einmal einen Blick in den hebräischen Urtext geworfen hat, der versteht, dass die Übersetzung sehr viel schwerer ist als z.B. eine Übersetzung vom Englischen ins Deutsche. Das liegt unter anderem daran, dass die Begriffe in der orientalischen Sprache wesens-orientiert sind - und der Sachbezug findet sich im Kontext. (Uff, was soll denn das wieder bedeuten? Ich versuche es einmal zu erklären:)

Ein Beispiel: Es gibt oriental kein Wort für Wasser, sondern nur das Wort »Fließendes«. Ein See ist nichts Fließendes; wohl aber Flusswasser oder eine einströmende, feindliche Armee. Wenn das Wort für »Fließendes« im Text vorkommt, muss der Zusammenhang (der Kontext) entscheiden, ob damit eine Flut, der Angriff eines Heeres oder eine in Panik geratene Menschenmenge gemeint ist.
So gibt es im Orient auch kein Wort für »Tag« oder »Morgen« oder »Abend«, aber es gibt Worte für »Zeitabschnitt«, »Anbruch« und »Abbruch«. Der damit umschriebene Zeitablauf kann Sekunden dauern, Stunden oder Jahrtausende (nicht einmal in einer Versicherungspolice heißt "Abend des Lebens", dass der Mensch nur einen Tag lebt).
Wenn man einmal naiv das Wort iom (im hebräischen für »Zeitabschnitt«) in der Schöpfungsgeschichte als Tag übersetzt, dann ist dessen Anbruch ebenso naiv übersetzt eben »Morgen« und dessen Abbruch dann »Abend«.
Aber diese Übersetzung ist sehr seltsam - denn wie sollten die ersten Epochen der Schöpfungsgeschichte Tage mit Sonnenauf- und Sonnenuntergang sein, wenn die Sonne erst in der vierten Schöpfungsepoche geschaffen wird?

Das entscheidende Wort iom sollte also nicht mit »Tag« übersetzt werden, sondern neutral mit »Epoche« - das können eben Sekunden oder auch Jahrtausende, oder, nach heutigen Erkenntnissen auch Milliarden von Jahren sein. Mit dieser kleinen Korrektur in der Übersetzung enthüllt die Genesis eine enorme Sachkenntnis über die gewaltige Epochen der Schöpfung, mit für diese jeweils charakteristischen Anbrüchen und Abbrüchen. Denn faszinierender Weise deckt sich der Schöpfungsbericht, korrekt übersetzt, exakt mit den heutigen Ergebnissen der Kosmologie des Weltalls.

Offensichtlich ist das Hauptproblem bei der Synopse (der Zusammenschau) von Schöpfungsbericht und evolutiver Weltwerdung die Frage nach dem Zeitraum (»7 Tage«). Alles andere muss nicht zurechtgebogen werden: Die Bibel steht in wunderbarer Übereinstimmung mit der modernen Kosmologie (soweit die Aussagen von B. Philberth).

Schauen wir nun, wie es mit der biologischen Evolution aussieht: Der Entstehung des Lebens und der Entfaltung des Lebendigen in die verschiedenen Arten bis hin zum Auftreten des ersten Menschen.

4. Die biologische Entwicklung (Evolution oder Schöpfung?)

Ich habe am 17. 3. 2003 zwei Begriffe in die Suchmaschine Google eingegeben: »Schöpfung Evolution«.

An erster Stelle lieferte Google eine kritische Auseinandersetzung mit der Evolution - mit dem Tenor: »Die Evolution ist längst widerlegt; in Wirklichkeit hat Gott die Welt erschaffen« - (da es sich um eine islamistische Seite handelt, steht dort an Stelle von Gott der islamische Gottesname Allah oder der Allerbarmer).
An zweiter Stelle lieferte Google eine Seite, die sich kritisch mit dem Anti-Evolutionismus beschäftigt - mit dem gegensätzlichen Tenor: »Die Evolution ist längst gesichert, Kritiker der Evolution sind wissenschaftlich nicht ernst zu nehmen.«

Damit liefert Google an den ersten beiden Stellen seiner Linkliste bereits das ganze Spektrum, dass sich zu diesem Thema findet. Interessant ist allerdings, dass die Kritiker der Evolution eine Fülle von wissenschaftlichen Daten, fossilen Funden, komplizierten Wahrscheinlichkeitsrechnungen und »neuesten Erkenntnissen« bieten, während die Verteidiger der Evolution sich auf dieses »Hickhack« selten einlassen, sondern grundsätzlich erkenntnis-theoretisch antworten.

Ich möchte mich hier ebenfalls nicht auf die Details einlassen. Selbstverständlich gibt es eine Fülle von Daten und Fakten, die von der heutigen evolutionstheoretischen Forschung nicht oder nur schwach bewältigt werden können. Ob dadurch allerdings die Evolutionstheorie insgesamt widerlegt ist oder zumindest in Frage gestellt wird, will ich hier nicht entscheiden. Das ist letztlich eine naturwissenschaftliche Frage.

A. Grenzüberschreitungen und Vorentscheidungen

Nun, zunächst will ich kurz den Begriff Evolutionstheorie näher fassen: In unserem Zusammenhang ist damit nämlich ein ganzes Bündel von verschiedenen Theorien gemeint, die alle etwas gemeinsam haben: Sie versuchen die Entstehung des Lebens und der Ausdifferenzierung des Lebens in die verschiedenen Lebensformen unseres Planeten aufgrund natürlicher Mechanismen zu erklären.

Das ist das ganz natürliche Vorrecht eines Naturwissenschaftlers. Wie schon gesagt, hätte ein Biologe seinen Job nicht richtig verstanden, wenn er »Gott« z. B. als Urheber einer neuen Art publizieren würde. Insofern ist er ein legitimer Vertreter der Evolutionstheorie. Wenn er aber darüber hinaus den Anspruch erhebt, es gebe auch außerhalb der Naturwissenschaften keine andere Erklärung als nur die bereits biologisch beschriebenen - dann möchte ich ihn im Folgenden »Evolutionist« nennen, der den »Evolutionismus« vertritt: Die Erklärung der Entstehung des Lebens - auch des menschlichen Lebens - allein aufgrund natürlicher Ursachen gepaart mit der Behauptung, dass es darüberhinaus auch tatsächlich keine anderen Ursachen gibt.

Zur Veranschaulichung: Die Annahme, alles in dieser Welt zunächst rein naturalistisch erklären zu wollen, ist eine Grundvoraussetzung der Naturwissenschaft. Behauptungen, Phänomene wären durch Gott, Geister, Dämonen oder Magie zu erklären, werden grundsätzlich ausgeschlossen. Aber nicht, weil die Naturwissenschaft weiß, dass es solche Phänomene nicht geben kann - darüber weiß sie nichts. Sondern weil sie sich die Methode auferlegt hat, nach rein natürlichen Erklärungen zu suchen. Im gesamten Bereich der experimentellen Wissenschaft wird auf der Basis des sogenannten methodischen Atheismus gearbeitet: Experimente oder Studien im Freiland werden unter der Annahme durchgeführt, dass empirisch erfassbare Vorgänge nicht von übernatürlichen Ursachen beeinflusst werden. Das heißt nicht, dass ein solcher Forscher tatsächlich Atheist wäre. Deshalb sprechen wir vom »methodischen Atheismus«, weil es sich eben um eine pragmatische Annahme nur für die Methode des Forschens handelt - und nicht um eine tatsächliche Weltanschauung.

Das ist eine notwendige und legitime Annahme: Würde die experimentelle Wissenschaft ständig mit übernatürlichen Eingriffen »rechnen«, braucht sie nicht zu forschen: Alles Unerklärliche wäre eben ein Eingreifen Gottes - was soll man da noch weiter suchen? Erst die Annahme, zunächst nach rein natürlichen Ursachen zu forschen und ein übernatürliches, handelndes Wesen (wiederum zunächst) nicht in Betracht zu ziehen, führt zur Naturwissenschaft.

Wissen wir allerdings um diese Vorentscheidung, dann sind auch die Grenzen der naturwissenschaftlichen Methode klar:

  • Alles, was sich im persönlichen (subjektiven) Bereich der Wirklichkeit ereignet, kann nicht mit dieser Methode erfasst werden; ebenso wenig...

  • ...Ereignisse, die aufgrund einer freien, willentlichen Entscheidung zustande kommen; zum Beispiel die Liebe oder Freundschaft zwischen zwei Menschen. Und schließlich alle...

  • ...Ereignisse, an denen geistig-Seelisches unmittelbar oder mittelbar beteiligt ist (z.B. der Tod des Menschen (Zeitpunkt) oder die Frage nach Gut und Böse).

Nun kann ich die Grenzen der Methode leugnen, indem ich eine tatsächlich atheistische (bzw. deistische) Vorentscheidung treffe: Nehme ich tatsächlich an, dass es weder eine Person gibt - noch einen freien Willen - noch eine Übernatur, dann muss ich mit der naturwissenschaftliche Methode die gesamt Wirklichkeit abbilden können (und würde in unserem Beispiel der menschlichen Liebe sämtliche Gefühle auf biochemische bzw. verhaltensbiologische Faktoren zurückführen können; tatsächlich haben Forscher keine hormonelle oder biologische Erklärung für die »Frühlingsgefühle« des Menschen - im Gegensatz zu vielen Tierarten - und einige schließen daraus, dass die Frühlingsgefühle nur Einbildung sind). Treffe ich die andere Vorentscheidung (dass es ein Person gibt - einen freien Willen - eine Übernatur), kann ich zu dem Schluss kommen, dass es Bereiche unserer Wirklichkeit gibt, die naturwissenschaftlich nicht erfassbar sind. Einige Wissenschaftstheoretiker sehen darin das Ende der Wissenschaft (so z.B. Dawkins), aber wenn zum Beispiel die Liebe zwischen zwei Personen naturwissenschaftlich nicht ableitbar ist (und wir sind uns - glaube ich - einig, dass kein Mathematiker der Welt berechnen kann, wer sich in wen verliebt...!), wird das kaum ein Naturwissenschaftler als das "Ende der Wissenschaft" bezeichnen.

Das Missverständnis zwischen tatsächlichem und methodischem Atheismus gibt es auf Seiten der Wissenschaftler, die glauben, wenn sie keine Erklärung für etwas finden, dann gibt es sie auch nicht. Aber es gibt dieses Missverständnis auch auf Seiten von religiösen Menschen, die aus der Aussage der Naturwissenschaften "Wir finden keine andere Erklärung als den Zufall!" einen Angriff auf ihren Glauben heraushören, so als hätten die Forscher gesagt: "Es gibt keine andere Erklärung als den Zufall - schon gar nicht eine Erklärung, in der Gott, Seele oder Geist vorkommt."

Manchmal sind die Naturwissenschaftler ein wenig überheblich und vergessen die Grenzen ihrer Methoden. Manchmal sind aber auch die Gottgläubigen etwas hysterisch und überempfindlich. Wissenschaft heißt, die Grenzen der eigenen Methode zu erkennen - und die Grenzen der Methoden, deren Ergebnisse wir zur Kenntnis nehmen.

Warum aber glauben wir Christen, dass die (legitime) Erkenntnis der Biologie über die Methoden der Evolution nicht ausreichend ist, die tatsächliche Wirklichkeit der Entstehung des Lebens, der Arten und des Menschen zu beschreiben?

B. Kritik am Evolutionismus aus katholischer Sicht

These: Aus katholischer Sicht gibt es einen guten Grund, den Evolutionismus abzulehnen: Er leugnet die Beschränkung der eigenen Methode und behauptet, Phänomene zu erklären, die nicht in den Zuständigkeitsbereich der naturwissenschaft- lichen Methode fallen: Die geistigen, seelischen und freiheitlichen Akte.

Diese These möchte ich nun im Folgenden begründen. So gibt es gegen den Evolutionismus zunächst...

...moralische Bedenken
Der Evolutionismus behauptet, dass das »Leben« nur eine natürliche, graduell höhere Komplexität der anorganischen Materie ist. Mit anderen Worten, im Evolutionismus ist der Unterschied zwischen einer »wunderschönen« Landschaft und einem »wunderschönen Menschen« nicht wirklich vorhanden: Beidemale bewundern wir die Komposition der Zutaten (bei der Landschaft die Kombination von Seen, Wäldern und Wiesen - beim Menschen die Komposition von Körperbau und Charaktereigenschaften); eine Landschaft zu zerstören wäre somit genauso unmoralisch wie die Zerstörung eines Menschen. Ja, vielleicht ist sogar aus evolutionistischer Sicht die Landschaft das höhere Gut: Denn sie besteht länger und hat eine höhere ökologische Bedeutung. Warum sollte das Leben ein höheres Gut sein?

Wir Christen antworten: Weil das Leben von Gott geschenkt wurde und - vor allem das geistbegabte Leben des Menschen - selbst göttliche Züge trägt. Aber wenn das Leben nichts anders ist als eine besonders komplizierte Anordnung der Materie - dann fällt unser ganzes moralisches System.

Im Evolutionismus unterscheidet sich jedes Lebewesen - auch das menschliche Leben - von der toten Materie nur durch sein Organisationsgrad. Es gibt also keinen Platz für eine »Würde des Menschen« oder eine »Würde des Tieres«. Einen Menschen zu zerstören ist dann prinzipiell genauso zu bewerten wie die Zerstörung eines Kieselsteines.

Aber die moralischen Bedenken gehen noch tiefer: Der Evolutionismus fordert als Prinzip der Höherentwicklung neben der Mutation die Selektion; also die Bevorzugung des besser angepassten Lebens und das Verschwinden und (zumindest mittelbare) Absterben der weniger angepassten Lebensformen. Tod und Ausrottung von Lebewesen und Lebensformen sind im Evolutionismus keineswegs bedauernswert; ganz im Gegenteil - das »sogenannte Böse« (Lorenz) ist die Voraussetzung für die Weiterentwicklung des Lebens - also begrüßenswert als eigentliche Triebfeder des Lebens. Jede Art, die ausstirbt, war offensichtlich den neuen Umständen nicht gewachsen und hat es also auch nicht »verdient«, weiterzuleben.

Sogenannte »Sozialdarwinisten« haben die Entwicklungslehre Darwins auch auf den menschlichen Bereich angewandt: Alles Leben, das schwach und minderbegabt ist, ist zum Tode verurteilt, damit das höherwertige Leben Platz und Raum findet. Jeder Mensch, der stirbt, war offensichtlich den neuen Umständen nicht gewachsen und hat es auch nicht »verdient«, weiterzuleben. Ob das nun für einzelne Menschen gilt (der Jäger, der dem schwächeren Konkurrenten alle erlegten Tiere einfach abnimmt), oder für Gruppen von Menschen (der Steinzeitmensch, der das Feuer beherrscht, vernichtet die noch nicht so weit entwickelten Nachbarstämme), ob für Nationen (die »Herrenrasse der Deutschen«) oder für Menschen mit bestimmten Eigenschaften (Abtreibung von behinderten Kindern) - im Sozialdarwinismus ist das alles nur »sogenanntes Böses«.

Natürlich sträuben sich uns die Haare, wenn wir an den Sozialdarwinismus denken. »Was für den Bereich des nichtmenschlichen Lebens gelten mag«, so denken wir, »kann und darf nicht für den Menschen gelten!« Allerdings können die Evolutionisten nur schwer erklären, warum das für den gesamten Bereich der der Natur gelten soll, aber nicht im mitmenschlichen Bereich. Wenn der Mensch nichts anderes ist als ein nacktes Tier, wenn also der Unterschied zur Tierwelt nur darin liegt, dass der Menschen kein Fell hat - warum gilt dann das alleinige Prinzip von Mutation und Selektion für alles Lebendige, aber nicht in unserer menschlichen Gesellschaft?

Die Evolutionstheorie geht inzwischen von einer Evolution der Moral aus, die der menschlichen Rasse einen Selektionsvorteil brachte (weil sie nun zusammenhielt und sich füreinander einsetzte und aufopferte). Ausgefeilte Theorien über eine evolutionäre Ethik können allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass Gut und Böse im Evolutionismus keine objektiven (grundsätzlichen) Maßstäbe sind. Unsere Intuition dagegen hält ganz unabhängig von einem wie auch immer gearteten Evolutionsvor- oder -nachteil daran fest, dass es schlecht ist, behinderte und hässliche und kranke Menschen zu töten (und eben keine Voraussetzung für den nächsten Evolutionsschritt). Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass eine Moral ohne objektive Begriffe das Ende der Moral ist. Wie oft haben Menschen gesagt: »Gut und Böse gelten für mich nicht - denn es geht hier um ein höheres Ziel!« - und haben mit dieser Rechtfertigung sehr viel Leid über die Menschheit gebracht.

Die Naturwissenschaften können aufgrund ihrer methodischen Beschränkung keine Aussagen zur Moral machen. Der Evolutionismus aber macht aus der Moral nicht nur einen (Selektions-) Mechanismus, sondern löst sie ganz und gar auf. Damit überschreitet der Evolutionismus seine Zuständigkeit - und ist aus religiösen Gründen genauso abzulehnen wie aus wissenschaftstheoretischen Gründen.

Zusammenfassung: Moralische Bedenken
Der Evolutionismus löst jede Moral auf: »Gut« sei, was zur Fortentwicklung führt; »Böse« dagegen, was nicht überlebt. Dem Menschen wird allerhöchstens eine Moral zugestanden, die Grundlage des Gemeinwesens ist und somit einen Selektionsvorteil bringt.
Der Evolutionismus steht im direkten Gegensatz zur den Menschenrechten und der Lehre der katholischen Kirche, die jedem Menschen eine Würde zuspricht, unabhängig von seinem Entwicklungsbeitrag zur Gesellschaft. Der Mensch ist Gottes Geschöpf; die Würde erhält er aus Liebe - und nicht aufgrund seiner Produktivität, seiner Gene oder seiner gesellschaftlichen Stellung.

...anthropologische Bedenken
Der Mensch empfindet sich als frei. Die Freiheit des Menschen, die ihn verantwortlich macht für sein Handeln (im Gegensatz zu einem Vulkan, der für eine Eruption nicht verantwortlich ist), kann aber keine Funktion der Materie sein. Die Materie gehorcht den Gesetzen der Natur - den Gesetzen von Ursache und Wirkung. Eine Wirkung, die nicht frei gewählt wird, sondern notwendig aus der Ursache folgt, hat keine moralische Qualität. Eine Maschine, die anstatt Papier zu schneiden durch eine Kette von unglücklichen Umständen den Finger eines Arbeiters abtrennt, ist nicht »böse«. Ein Mensch dagegen, sofern er willentlich und bewusst handelt, wird für eine solche Tat verantwortlich gemacht.

Nun können wir philosophisch lange diskutieren, ob der Mensch tatsächlich frei ist - worin seine Freiheit liegt und wodurch sie beschränkt oder aufgehoben wird. Wir können auch lange darüber diskutieren, welche Verhaltensweisen »gut« und welche »böse« sind. Grundsätzlich ist aber festzustellen, dass alle Menschen aller Kulturen die Begriffe »Gut und Böse« und »Freiheit und Verantwortung« kennen und darauf aufbauen - und damit dem Menschen eine Eigenschaft zusprechen, die sich nicht aus der Funktion von Biologie, Chemie und Physik ableiten lässt.

Der »evolutionäre« Schritt vom komplexen chemischen Gemisch über die Pflanzen, die Tiere bis hin zum Menschen setzt also (an irgendeiner Stelle) eine nicht-materielle Hinzufügung voraus. Irgendwo in dieser Entwicklung geschieht ein Schöpfungsakt, der aus der lebenden Maschine eine freie Person werden lässt. Jeder Naturwissenschaftler, der seine methodischen Grenzen überschreitet und leugnet, dass es einen solchen Schöpfungsakt gegeben hat, widerspricht dem universalen Bewusstsein von Gut und Böse.

Der Biologe kann feststellen, dass es einen solche Entwicklungsschritt gibt (oder er stellt fest, dass sich ein solcher Entwicklungsschritt nicht erkennen lässt), aber er kann und darf weder diesen Schritt leugnen noch kann er ihn mit seinen Methoden erklären. Genau das tut aber die materialistische Variante des Evolutionismus und begeht damit eine Grenzüberschreitung, die die Auflösung jeder Moral, jeder Gesellschaft und jeder Religion bedeutet - und letztlich auch die Auflösung jeder Wissenschaft: Maschinen und Kausalketten, selbst wenn sie hoch komplex sind, betreiben keine Forschung, sondern arbeiten nur vorgegebene Prozesse ab.

Zusammenfassung: Anthropologische Bedenken

Jeder Mensch empfindet sich als frei; Freiheit ist die Voraussetzung für Moral, Verantwortung und Person. Freiheit ist aber eine geistige Größe und das Gegenteil von materiellen Prozessen. Der Evolutionismus, der den Menschen als eine hochkomplexe Maschine versteht, widerspricht allen subjektiven Erkenntnissen des Menschen und letztlich auch jeder Wissenschaft. Somit widerspricht der Evolutionismus auch dem katholischen Glauben, der gerade in der Freiheit des Menschen dessen Würde begründet sieht.

Exkurs: Adam und Eva
An dieser Stelle ist es sinnvoll, eine weitere Kritik am Schöpfungsbericht zu erwähnen. »Adam und Eva? Die hat es doch nie gegeben! Der Mensch ist doch aus einer Tierart entstanden, von der auch die Affen abstammen!« - Einmal angenommen, es hat tatsächlich eine langsame Entwicklung vom affenähnlichen Vorläufer zum Menschen gegeben: Irgendwann ist ein »Kind« des Affenmenschen nicht mehr Affe, sondern Mensch. Es spielt keine Rolle, ob diese Schritt früher oder später vollzogen wurde, oder ob dieser erste Mensch vielleicht doch direkt von Gott erschaffen wurde und keine affenähnliche Vorfahren gehabt hat. Dieser »erste Mensch« wird eben Adam genannt. Immerhin heißt »Adam« ja nicht anderes als »Mensch«.

Wichtig ist, dass dieses erste Menschenkind (ob als unmittelbare Neuschöpfung oder als »Kind eines Affen«) von Gott etwas geschenkt bekommen hat, was alle Tiere zuvor nicht besessen haben: Eine Geistseele, die frei entscheiden konnte.

Vermutlich war diese Freiheit noch sehr begrenzt und stark durch Instinkte und äußerliche Zwänge eingeschränkt. Deshalb wird es selbst einem Forscher, der »damals« dabei gewesen wäre, kaum aufgefallen sein, dass dieser Urmensch nun kein Tier, sondern eine Person ist. Aber wenn wir annehmen, dass der Unterschied zwischen Mensch und Tier nicht in der Anzahl der Hirnzellen besteht, sondern in der »Begabung mit dem Geist«, dem Geschenk der Geistseele, muss es logischerweise einen ersten Menschen gegeben haben.

Der Schritt vom Vor-Menschen zum Menschen (also der Schritt vom nicht-geistbegabten Tier zum Wesen mit einer Geistseele) ist immer ein Quantensprung. Ein »bisschen« Mensch geht genauso wenig wie »ein bisschen schwanger«.

...religiöse Bedenken
Der Tod und die Vernichtung von Leben ist in der Evolutionstheorie als Selektion notwendiger Bestandteil der Höherentwicklung. Einmal angenommen, das sei die Art und Weise, auf der Gott Leben schafft und sich entwickeln lässt: Dann schafft Gott also eine Welt, in der sich Leben entwickelt und entfaltet, weil Leben ausselektiert und vernichtet wird. Gott, der den Tod als ein gutes Prinzip zum Prinzip seines Handelns macht, widerspricht aber unserem Gottesbild.

Nach katholischer (und allgemein christlicher) Auffassung ist der Tod die Folge der Sünde und damit unwiderruflich etwas Schlechtes und Wider-Göttliches. Der pure Evolutionismus begibt sich in grundsätzlichem Widerspruch zu einer guten Schöpfung: Das Gute, das wir als lebensfördernd bezeichnen, und das Böse, das wir als lebenszerstörend erkennen, sind im Evolutionismus nur noch das »sogenannte Böse und das sogenannte Gute« (Konrad Lorenz). Der »gute Gott« ist nicht wirklich gut und lebensfreundlich, denn er braucht den Tod, um etwas zu schaffen.

So wenig Platz, wie dieses Argument zur Darstellung braucht, um so mehr pragmatische Fragen ergeben sich daraus im Anschluss: Wie, bitteschön, soll denn eine Welt ohne Tod aussehen? Die Welt wäre doch restlos übervölkert, gäbe es keinen Tod! Und die fleischfressende Tiere brauchen andere Tiere als Nahrung - soll etwa der Löwe Gras fressen? Und vor allem gilt das evolutionistische Argument: Ohne den Tod gäbe es keine Höherentwicklung und keine Evolution.

Darauf antwortet die katholische Philosophie, dass wir ja nicht leugnen, dass es Tod und Leid in der Wirklichkeit gibt - und dass schwache und benachteiligte Tiere eher gefressen oder verdrängt werden. Wir behaupten lediglich, dass Gott den Tod nicht benötigt, um Neues hervorzubringen. Wenn der Evolutionismus behauptet, die Konkurrenz sei der Mechanismus, der Neues hervorbringt, so stellt sie einen rein hypothetischen Zusammenhang her. Unsere Begriffe von Gut und Böse legen eher nahe, dass Neues entstanden ist, weil Gott Freude am Vielfältigen und Neuen hatte. Er mag dabei an bereits vorhandenem weitergeschaffen haben oder in Ähnlichkeit zu bestehenden Lebensformen Neues aus dem Nichts erschaffen haben - so oder so erschafft Gott immer zum Leben.

Der strenge Evolutionist will aber seine Behauptung, dass der Tod der Unangepassten notwendig ist, um Neues entstehen zu lassen, nicht aufgeben, und deshalb steht er im Gegensatz zum Glauben an einen guten und freien Gott.

Religiöse Bedenken:
Wäre die Evolution ein in sich abgeschlossener Mechanismus, dann wäre der Tod nichts Schlechtes: Der Untergang der einen ist die Lebensgrundlage für andere. Ein Gott, der so seine Schöpfung entstehen lässt, ist ein Toten-Gott - zumindest nicht der christliche Gott. Der Tod in der Welt kann sehr wohl mit einem guten Gott zusammengedacht werden; vorausgesetzt, Mutation und Selektion sind nicht die einzigen Mechanismen, die Neues entstehen lassen.

Exkurs: Der Tod in der Welt
Und noch einmal scheint mir ein Exkurs angebracht, denn schnell ist folgender Einwand vorgebracht: «Es mag ja sein, dass der Tod als Mechanismus der Evolution im Widerspruch zum Glauben an den guten Gott steht - aber Tatsache ist, dass der Tod Bestandteil der Natur ist.»
Außerdem werfen biblisch-fundamentalistische Kreationisten ein, dass laut der Bibel der Tod erst Folge der Sünde des Menschen ist; er dürfte also erst nach dem Auftreten des ersten Menschen in die Welt gekommen sein. Logisch folgert der Kurzzeit-Kreationist: »Gibt es den Tod von Anfang an in der Welt, gibt es auch den Menschen von Anfang an. Ergo ist die Welt doch in wenigen Tagen erschaffen worden und wir haben das Problem des vormenschlichen Bösen überhaupt nicht - weil es eben keine Evolution gegeben hat.«
Dagegen legt die katholische Theologie großen Wert darauf, dass zwar der Tod des Menschen Folge seiner eigenen Loslösung von Gott ist; der Tod als Phänomen in der Schöpfung aber bereits vor dem Auftreten des Menschen Bestandteil der Natur ist. Die Theologie hat dafür den Begriff gefallene Schöpfung geprägt: Die Schöpfung, in der auch der Tod einen Platz hat, ist nicht die Schöpfung, die Gott gewollt hat. Bereits von Anfang an hat sich in die reine Schöpfung Gottes der Beitrag des Teufels gemischt. Vor dem Sündenfall des Menschen hat es den Sündenfall des Engels Luzifer gegeben.
Die Annahme, dass es einen Teufel gibt, ist heute nicht mehr modern. Viele menschliche Böswilligkeiten werden mittlerweile eher psychologisch oder sozial erklärt. Das Vorhandensein des Bösen in der Schöpfung in der vormenschlichen Zeit ist allerdings nicht zu bewältigen ohne die Lehre vom Fall und Sturz des Satans (der, soviel sei noch angemerkt, ebenfalls ein Geschöpf ist, das gut geschaffen wurde, sich aber in seiner Freiheit zum Bösen verkehrt hat).

5. Zusammenfassung

Es gibt zwei extreme Positionen, die sich unversöhnlich gegenüberstehen: Die eine Extrem-Position ist der Kurzzeit-Kreationismus, und die andere Position ist der Evolutionismus. Beide Positionen werden zwar nicht ausdrücklich von der katholischen Kirche verurteilt (wie gesagt, es gibt keine offizielle Lehre über die Weltentstehung - genausowenig wie es eine offizielle Lehre der Kirche über die Entstehung von Schokoladenkuchen gibt), beide stehen aber bei näherem Hinsehen im Widerspruch zur katholischen Lehre.

Der Kurzzeit-Kreationismus hat ein ebenso seltsames Bild von Gott (der Betrüger-Gott, der allein zur Irreführung Fossilien schafft) wie der Evolutionist (der Gott durch Vernichtung schaffen lässt).

Die moderne Naturwissenschaft geht zunächst methodisch als Atheist an die Erforschung der Welt. In dem Augenblick allerdings, in dem der Naturwissenschaftler seine Grenzen vergisst und geisteswissenschaftliche Behauptungen aufstellt (über Gut und Böse; über Wesen der Person, über Freiheit und Verantwortung), wird aus dem methodischem Atheismus ein weltanschaulicher Atheismus - und damit beweist sich der Evolutionist seine eigenen Voraussetzungen.

Nicht nur der Theologe profitiert und baut auf den Erkenntnissen der Naturwissenschaften. Vielleicht kann auch die Naturwissenschaft von dieser Korrektur durch die Philosophie und Theologie profitieren: Wenn die bisher bekannten Mechanismen nicht ausreichend für eine Höherentwicklung gedacht werden können, dann wird in den Köpfen der Wissenschaftler vielleicht auch Platz für andere Anfragen an diese Methode. Vielleicht gewinnen Alternative Konzepte wie die »Urtyp-Hypothese« an Anerkennung - ebenso wie eine Hinterfragung der Makroevolution. Ja, die Frage der Entstehung des Lebens wieder offen zu halten kann Auswirkungen auf die Medizin, die Psychologie und Psychiatrie haben - und sogar relevant sein für die Suche nach außerirdischen Lebensformen.

Verträglich mit der Lehre der Kirche sind keine extremen Positionen, weder der Evolutionismus noch der Kurzzeit- und Vorzeit-Kreationismus. Die mittleren Positionen, vom Langzeit-Kreationismus, der Gott entweder an bereits vorhandenem Weiterschaffen lässt — oder der immer wieder in Ähnlichkeit zu bereits vorhanden Lebensformen neue aus dem Nichts erschafft, bis hin zum theistischen Evolutionist, der Gott die intelligente Steuerung der Ausfaltung des Lebens zutraut. Dabei müssen die Biologiebücher nicht unbedingt neu geschrieben werden: Vieles von dem, was die Evolutionisten entdeckt haben, kann unbesehen übernommen werden. Lediglich die Auffassung, mit dem Gefundenen bereits die gesamte Wirklichkeit abbilden zu können, ist unwissenschaftlich und sollte aus den Lehrbüchern entfernt bzw. demnächst vermieden werden.

Fazit

Nicht die Evolution (als sukzessive Entfaltung des Lebendigen) steht im Widerspruch zum Glauben an den Schöpfer, sondern die Behauptung, die Entstehung des Lebens und der verschiedenen Arten sei naturwissenschaftlich vollständig beschreibbar (also der Evolutionismus).

Wissenschaftler, die Voraussetzungen und Mechanismen z.B. im Miteinander der Menschen mit Hilfe der Naturwissenschaften beschreiben, erweitern unser Wissen. Behaupten die gleichen Wissenschaftler, sie hätten damit das Wesen der Freundschaft und Liebe vollständig beschrieben, sollten wir uns von ihnen fern halten: Sie könnten versuchen, Medikamente gegen Verliebtheit zu verabreichen.

Möchtest Du mir schreiben? Für diese Katechese ist Peter verantwortlich.