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Vater unser

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Vater unser
Mein Vater

Im Vater unser wird nicht nur gesagt, daß Gott ein Vater ist - nein, es wird von ihm als unser Vater gesprochen. Gott hat sich in meine Hände gegeben, er ist zu meinem Vater geworden. Er hat eine einmalige Verbindung mit mir (lassen wir das einmal im Herzen zergehen: Mit mir!) aufgenommen, er hat mich in der Taufe auserwählt, beim Namen gerufen: Dich brauche ich, Dich möchte ich als Kind, Dich rufe ich in meine Familie.

Mein Vater

Er hat mich unverwechselbar geschaffen, denn er ist der Schöpfer. Und zu seinem Geschöpf hat er nicht nur gesagt: Du bist gut geworden, Du bist mir geglückt; so wie Du aussiehst, so wie Du sprichst, so wie Du fühlst, so wie du denkst. Nein, er hat nicht nur gesagt: «Gut bist Du geworden», sondern er hat mich aus dem Verhältnis eines Geschöpfes herausgerufen und zum Kind gemacht. Ein Künstler, der etwas ganz Einmaliges geschaffen hat, wird vielleicht sein Werk besonders liebevoll behandeln; irgendwo aufstellen, wo er es besonders häufig sieht; vielleicht sogar mit seinem Werk reden, als ob es lebe. Gott aber hat sein Geschöpf zu einer Ehre erhoben, das keinen Vergleich in dieser Welt kennt: Aus dem Geschöpf wurde ein Familienmitglied; dem Schöpfer nicht mehr durch Abhängigkeit verbunden, sondern durch Liebe.
Im zweiten Hochgebet heißt es: Du hast uns dazu berufen, vor Dir zu stehen und dir zu dienen. Wir dürfen unserem Gott stehend begegnen. Und wenn es heißt: «Dann werden wir Gott von Angesicht zu Angesicht sehen», so ist damit nicht nur eine Unmittelbarkeit gemeint, sondern auch eine Ebenbürdigkeit.

Unser Vater

Aber trotz aller Einmaligkeit meiner eigenen Existenz hat Gott diesen Ehrenrang nicht nur mir zuerkannt, sondern allen Christen. Wir sind alle in der Taufe in den Kreis der Auserwählten berufen - alle gleich an Würde, Schönheit und Liebeswürdigkeit. Einen Vater zu haben, verbindet mich mit Gott auf neue Weise; einen gemeinsamen Vater zu haben, verbindet mich mit meinem Nächsten.
Während Lukas des öfteren von der Feindesliebe spricht, finden wir bei Johannes nur den Auftrag zur Bruderliebe («Liebet einander, wie ich Euch geliebt habe»). Es mag als die größte Herausforderung des Christentums gelten, seine Feinde zu lieben; das erste Gebot bleibt aber die Liebe zu dem, der von Gott mir gleichgestellt ist. Das erste Gebot? Ist das nicht die Liebe zu Gott? - Der einzige wirkliche Grund, den Nächsten zu lieben, ist die Tatsache, daß auch Gott ihn liebt. Gott lieben heißt immer, auch den zu lieben, den Gott liebt. Alles andere wäre keine Gottesliebe.

Vater - Kind
Wenn Gott unser Vater ist, dann sind wir Kinder

Jedes Gottesbild sagt immer auch etwas über den aus, der es sich zu eigen gemacht hat: Ist Gott ein König, so sehe ich mich als Untertan (Beschützter, aber auch Gehorsamer); ist Gott der Richter, so bin ich der Angeklagte, der auf Freispruch hofft, oder der Kläger, der auf sein Recht hofft; ist Gott der Allmächtige, so bin ich der Begrenzte. Wenn wir Gott als unseren Vater glauben, dann sagt das eben auch einiges über uns selbst aus: Wer von seinem Vater spricht, sieht sich als Kind.

Kinder sind liebenswert

Gott ist unser Vater, weil er uns liebt; wir sind seine Kinder, weil wir ihm liebenswert sind. Wir müssen uns diese Liebe nicht verdienen, wir sind es so, wie wir sind. Vielleicht kennst Du den Stolz der Eltern, die unbemerkt ihre Kinder betrachten (vielleicht nachts, wenn sie schlafen) und sich einfach nur an ihrem Dasein freuen. Glauben wir das ruhig auch von Gott: Stell Dir ruhig einmal vor, Gott lehnt oben am Himmelsrand und schaut auf uns, lächelt uns an, weil er voller Freude darüber ist, dass wir sind. (Und vielleicht lächeln wir gelegentlich zurück.)

Kinder sind schutzbedürftig

Wir wissen um unsere Zerbrechlichkeit. Von Bettina Wegener gibt es das Lied «Sind so kleine Hände» - Kinder brauchen besonderen Schutz. Wer Gott als den Vater glaubt, gesteht sich seine Schutzbedürftigkeit ein. Wenn wir sie leugnen, so gaukeln wir uns nur Selbständigkeit vor - wir bekommen sie dadurch nicht. Wer sich aber im Schutz des Vater geborgen weiß, wird sicher und weiß sich gehalten. Es geht im Glauben nicht um Selbständigkeit: Der Kern des Glaubens ist das Bejahen meiner Bedürftigkeit und das Wissen um dessen Erfüllung (die mir die Fülle schenkt - auch die Fülle meiner Freiheit) durch die Liebe des Vaters.

Kinder sind wackelig auf den Beinen

Wir sind gerade in den Dingen, die über unsere Welt hinausreichen, auf die Führung Gottes angewiesen. Nicht wie ein Blinder, der gar nichts sieht; das mag für unsere Zeit vor Christus gelten. Nicht wie ein Lahmer, der getragen werden muß. Sondern wie ein Vater (oder eine Mutter), die mich an die Hand nimmt, die mich hält, aber mich selber meine Schritte machen läßt; die mich führt, aber die auch meinen Richtungsänderungen folgt (und sie, behutsam, korrigiert - wenn auch manchmal nach Umwegen).

Kinder sind unerfahren

Gott gibt Gebote - keine Gesetze. Er ist kein Gesetzesgeber, sondern ein Vater, der uns böse Erfahrungen ersparen will. Ein guter Vater warnt und ermutigt, gibt Verbote und Gebote - aber läßt seinem Kind die Freiheit. Die Strafe eines Gesetzesgebers gibt es nicht; wohl aber die Wiedergutmachung eines einsichtigen Kindes: Es wendet sich erneut den Eltern zu, sucht deren Nähe und Zärtlichkeit und gibt selber etwas von sich als Zeichen der erneuerten Liebe. Kirchliche Buße, Sühne oder Strafe (auch bei der etwas unglücklichen Wortwahl) ist immer genau das: Erneuerung der Liebe, Zärtlichkeit und Nähe. Bußgelder gibt es bei einem Vater nicht.

Kinderaugen

1. Kinderaugen - große Augen, voller Staunen, weit und hell.
Wie ein Spiegel aller Liebe, die sie spüren, die sie sehn.
Kinderaugen - Hoffnungsaugen, immer wieder voller Glauben
Tränen sind wie Regen der befreit, aufgefangen von Geborgenheit.

Refrain:
Wer das Reich Gottes nicht annimmt wie ein Kind,
dem wird es verloren gehn.
Denn Gottes Reich ist denen versprochen, die wie Kinder sind,
denn Gottes Reich ist denen versprochen, die wie Kinder sind.

2. Kinderhände - weiche Hände, voller Kraft und doch so zart,
wenn sie streicheln, wenn sie fassen, das, was zu be-greifen ist.
Kinderhände - starke Hände, kämpfen gegen Widerstände
und sind von Vertrauen angerührt, wenn sie eine Hand voll Liebe führt.

3. Kinderlachen - welch ein Lachen! Pflanzt sich fort, macht gut und froh.
wie ein Speicher voller Sonne, welch ein Reichtum - Herzlichkeit.
Kinderlachen - Wunderlachen, kann in Herzen Frieden machen.
Menschenwege finden einen Sinn, geben sie sich diesem Wunder hin.

T.u.M.: K. Stimmer-Salzeder

Gottes große Liebe

1. Als Israel noch jung schön war hab ich es, ach, so lieb gehabt.
ich rief mein Volk doch aus Ägypten ins gelobte Land.
Doch je mehr ich liebte, desto härter wurden sie,
vor dem Baal, dem Götzen, beugen sie die Knie.

Refrain:
Ich bin Jahwe, nicht Mensch wie ihr,
Ich bin heilig, bleibe bei Dir.
Kind, ich liebe Dich so sehr,
Komm doch zu mir, deinem Herrn!

2. Efraim, du mein Sohn, Ich lehrte dich deine ersten Schritte tun.
Auf meinen Armen ließ Ich dich an meinem Herzen ruhn.
Mit Banden der Liebe zog Ich dich heran zu mir.
Hob dich gleich dem Säugling; Mutter war Ich dir!

3. Mein Kind, wie könnt Ich dich verlassen, wie sollte Ich dir nicht ver-
zeihn. / Soll Ich wie Sodom und Gomorrha dich dem Tode weihn?
Nein, mein Herz will anders: Mitleid regt sich tief in Mir.
Du sollst bei Mir bleiben! Treue halt Ich dir.

T.u.M.: A. Tobias, nach Hosea 11

Der strenge Vater

Gott ist aber nicht nur lieb - er ist auch gerecht. Wenn Schüler sagen sollen, wen sie als Lehrer besonders schätzen, dann ist das nicht der allseits lächelnde Lehrer. Zu einem guten Lehrer gehört auch eine - angemessene - Strenge und Durchsetzungskraft. Schüler verlieren die Achtung vor einem unnötig milden Lehrer, selbst wenn sie von dieser Milde profitieren. (Ich habe hier das Beispiel des Lehrers anstatt des Vaters genommen, weil Kinder Väter schlecht vergleichen können; eben gesagtes gilt aber auch für das Vaterbild). Vielleicht können wir dies mit unserer eigenen Erfahrung füllen? Der Vater ist nicht nur gütig, er ist auch streng, wobei sich die Strenge nicht in Drohung und Gewalt zeigt, sondern vielmehr in seiner Gerechtigkeit.

In dem Kinderbuch von C.S. Lewis heißt es: «Wer nicht zuweilen in Narnia gelebt hat, kann sich nicht vorstellen, daß etwas gut und zugleich furchterregend sein kann. Hatten die Kinder sich das bisher ebensowenig vorstellen können, nun konnten sie es.» Aslan, der Löwe, der die göttliche Figur in Lewis' Kinderbüchern ist, wird als «als schrecklicher als der flammende Berg von Lagur» bezeichnet, und, im gleichen Satz: «an Schönheit übertraf er alles in der Welt, so wie die Rose in der Blüte den Staub in der Wüste übertrifft».

Ein Gott, der nur noch lieb ist (ein zahnloser Gott), mag vielleicht ein beruhigendes Bild sein - wenn ich ein schlechtes Gewissen mein eigen nenne. Wie ein Teddy, dem ich alles sage, der nie schimpft und mir immer geduldig zuhört, besonders an Wert gewinnt, wenn ich bei anderen mit einem schlechten Gewissen rechnen muß. Ein Teddy kann mir aber keinen Schutz gewähren; er schenkt mir nur eine Illusion der Geborgenheit; er führt mich nicht, sondern läßt sich mitschleifen; er hält mich nicht, sondern ist kraftlos und schlaff.

Wir sehen diese Ambivalenz durchaus: Wenn wir einen Gott gestrickt haben, der nur noch kuschelig ist, dann stehen wir fassungslos und hilflos vor dem Leid in der Welt. Einen Vater, der alle seine Kinder immer nur lobt und belohnt - egal was sie tun - macht sich mitschuldig am Terror der Geschwister. Ein Kuschelgott und eine Service-Kirche hat keine Notfall-Reserven; im Leid sind wir zwar gut gepolstert, aber allein.

Vater - nicht Mutter ?!

Auch wenn die modernen Rollendiskussion es anders sieht: Die Elternrollen sind nicht austauschbar - jedes Geschlecht hat seine Unverwechselbarkeit. Ein Vater ist keine Mutter; nicht nur das körperliche Verhältnis zum Kind (Schwangerschaft, Geburt, Stillzeit) ist ein anderes; die Liebe des Vaters hat eine andere Farbe als die der Mutter.

Wer so etwas behauptet, hat leicht mit Vorurteilen zu kämpfen, vor einigen Jahr noch stärker als heute. Wichtig ist deshalb, nicht die mütterliche gegen die väterliche Liebe auszuspielen.

Ist es aber nicht eine Bevorzugung der väterlichen Rolle, wenn wir Gott als Vater denken? Wenn die mütterliche Seite eine nicht-göttliche ist, dann ist doch die väterliche (als göttliche Eigenschaft) besser... oder?

Ich begebe mich hier mit vollem Schwung auf hochpoliertes Glatteis, von dem ich möglichst schnell wieder herunterkommen möchte. Der Ast, nach dem ich greife, mag vielleicht der folgende (etwas holzschnittartige) Gedanke sein:

Die Art und Weise, wie ein Vater dem Kind begegnet, ist zunächst distanzierter. Während Mutter und Kind (auch in vielen Darstellung) ein Einheit bilden, steht der Vater in etwas größerer Distanz. Die Mutter als diejenige, die das Kind in sich getragen hat, muss sich im Laufe der Zeit vom Kind zunehmend distanzieren (um des Kindes willen) - der Vater, der das Kind erst nach der Geburt zum ersten Mal in die Arme nehmen kann, muss sich an das Kind gewöhnen. Ja, beide, das Kind und der Vater müssen sich erst kennenlernen und aufeinanderzubewegen.

Nur: Gott ist kein Mann; der Geist ist ebensowenig eine Frau. Aber Gottvater ist in seiner Liebe väterlich, so sehr, daß er selbst es ist, der sich uns als Vater offenbart. Er ist es, der uns aus der Distanz zu sich ruft, an den wir uns gewöhnen müssen und der uns doch immer wieder fremd ist; er ist der Gott, der uns immer wieder herausfordert und an unsere Grenzen führt - vielleicht auch gelegentlich darüber hinaus. Gott hat sich uns nicht nur als Vater geoffenbart (damit ist es nicht mehr in unserer Verfügung, dieses Gottesbild abzuändern; Gott als Vater ist Bestandteil der Offenbarung) - er verhält sich auch uns gegenüber so.

Wenn dem so ist, und Gott in diesem Sinne Vater ist, dann findet sich in der Selbst-Offenbarung Gottes auch das mütterliche Element wieder: Gott, der distanzlos uns nahe ist, der sosehr mit uns verschmilzt, daß wir nicht mehr unterscheiden können zwischen unserem und Seinem, ist der Heilige Geist.
Mohammed hat in einer ungenauen Kenntnis des christlichen Glaubens die Dreifaltigkeit als «Vater, Mutter, Kind» bezeichnet. Und tatsächlich ist das Wort für Geist (ruach) im hebräischen weiblich. Die mütterliche Liebe ist als keine un-göttliche Liebe, die Rede von Gottvater setzt eben nicht die Mutter herab.

Der barmherzige Vater und der verlorene Sohn

So wie das Gottesbild des Richters heute unpassend scheint, so ist der gütige Vater damals ein Skandal gewesen.

Der Gott des AT war ein Herrschergott, ein Kriegergott, ein Kämpfer und Gesetzesgeber. Selbstverständlich kennt auch das AT die Liebe zu Gott und beschreibt auch Gott als Liebenden - aber offentsichtlich selten.
(Dabei hat Gott sich nicht geändert - vielmehr sind es die Menschen, die seit Christus ein anderes Verhältnis zu Gott haben.)

In Jesus Christus offenbart sich Gott aber als Vater: «Abba», Papa, sagt Jesus zu dem Allmächtigen Gott der Juden, dessen Allerheiligstes im Tempel zu Jerusalem kein Mensch betreten durfte. Seinen Höhepunkt findet diese Umkehr der Vorstellungen im Gleichnis vom verlorenen Sohn: Der Sünder, der den halben Besitz des Vaters verschleudert hat, wird nicht bestraft, sondern aufgenommen und wieder in Amt und Würden genommen. Der, der aus dem (durchaus gesunden) Gerechtigkeitsgedanken Strafe und Buße verdient hat, wird ohne Gegenleistung begnadigt.

Wenn wir dieses Gleichnis einmal in unsere Welt übersetzen, spüren wir vielleicht etwas von der Sprengkraft dieser Gottesvorstellung:

Der Landwirt, der die Hälfte seines Besitzes opfert, seinen Hof beinahe ruiniert, um einen drogenabhängigen Sohn zurückzuholen, während die Tochter im Betrieb hilft und keine Zeit zum Heiraten findet. Der Sohn kehrt zurück, geheilt - als wäre nichts geschehen.

Oder: Da ist ein Terrorist, der das Leben unschuldiger Menschen bewußt zerstört, scheinbar kein Gewissen hat. Er wird gefasst, sein Leben wird zur Qual; deshalb bekehrt er sich - und nur aufgrund seines Vorsatzes, von nun ab wieder ordentlich zu leben, begnadigt ihn das Gericht und läßt ihn frei.

Ein Mann verspielt im Kasino im Laufe der Jahre das komplette Vermögen seiner Familie. Als schließlich nichts mehr übrig ist und die Ausgaben der Familie nicht mehr bestritten werden können, muß er wohl oder übel eingestehen, was er getan hat. Er kommt gar nicht dazu, sich zu entschuldigen, da bedankt sich die Familie schon für seine Offenheit und für den Mut, es vor allen einzugestehen. Alle gehen gemeinsam essen, weil das gefeiert werden muß.

Wir spüren selbst - da geht Gerechtigkeit verloren. Die Barmherzigkeit ist zu groß, zu unangemessen. Und doch sagt Jesus: So ist mein Vater.

Vielleicht meinest Du jetzt, das stehe im Gegensatz zum oben ausgeführtem Gedanken vom zahnlosen Gott? Nun, nicht ganz, denn Gott verzeiht nicht von vorneherein alles, was wir tun. Er findet uns nicht toll, egal was wir tun. Er heißt nicht gut, was nicht gut ist. Und er nimmt nicht den wieder auf, der jede Aufnahme von sich weist, weil er nicht bereit ist, Umkehr zu praktizieren und Reue zu empfinden.

Allerdings reicht ihm schon die einfachste Form der Reue: «Da ging er in sich und sagte: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben mehr als genug zu essen, und ich komme hier vor Hunger um. Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt.» Nicht die Liebe, sondern der Magen führt den verlorenen Sohn zur Umkehr und zu Gott zurück. Aber - weiß Gott - das reicht.
Denn: Was uns an Vollkommenheit der Reue fehlt, ergänzt Christus. Was uns an der Gerechtigkeit fehlt, ergänzt Christus. Was uns an Wiedergutmachung erlassen wird (weil wir sie gar nicht leisten können), trägt Christus. Und: Was uns an «Liebesleid» fehlt (denn jede Liebe, die sich versündigt, fühlt den Schmerz des Verletzten mit), leidet Christus in seiner Liebe.

Das Gleichnis vom verlorenen Sohn ist ein Gleichnis für Gott unseren Vater. Aber verstehbar ist es nicht ohne Christus, der sich für uns verliert.

Herr, mache mich zum Werkzeug deines Friedens

Refrain:
Herr, mache mich zum Werkzeug Deines Friedens,
dass ich Liebe bringe, dort wo man sich haßt.
Herr, mache mich zum Werkzeug Deiner Liebe,
dass ein jeder trägt das andern Menschen Last.

1. Versöhnung will ich bringen, wo die Menschen sich entzweit,
Vertrauen dort, wo Menschen sich mißtraun.
Und wo ein Mensch verschlossen ist in seiner Traurigkeit,
da will ich eine Brücke zu ihm baun.

2. Den Glauben will ich bringen, wo die Menschen ohne Ziel,
die Wahrheit dort, wo Lüge machtig wird.
Die Hoffnung will ich wecken, wo die Nacht regiert,
Gerechtigkeit, wo Unrecht triumphiert.

T.u.M.: P .R. Kreidl

Der Mann mit dem weißem Bart

Manchmal wird dem Reden von Gott als dem Vater vorgeworfen, es würde von Gott ein allzu menschliches Bild zeichnen. Und tatsächlich stellen sich nicht nur viele Kinder Gott als alten, gemütlich und lieben Mann vor, auf einem Thron sitzend und sich im weißen Vollbart kraulend. Ist das Gott?

Nein, natürlich nicht. Aber wir sollten uns davor hüten, Kindern und auch uns selbst solche Bilder zu verbieten. Sie tun uns gut und erleichtern uns die Kontaktaufnahme zu dem viel größeren, uns unbekannten Wesen, dass wir "Gott" nennen dürfen. Wenn im Alten Testament als erstes der Zehn Gebote erwähnt wird, dass man sich kein Bild von Gott machen darf, so ist nur die Anbetung von Götzenbildern gemeint. Denn es heißt dort ja auch, dass wir uns ebenso kein Bild machen dürfen von irgendetwas, dass im Himmel und auf der Erde ist. Nun - da halten wir uns auch nicht dran: Wir schießen munter Digitalfotos unserer Liebsten und sehen uns gerne Bilderbände mit wunderbaren Naturaufnahmen an.

Es ging im Alten Testament tatsächlich um ein absolutes Bilderverbot, denn zu jener frühgeschichtlichen Zeit waren eigentlich alle Bilder, Zeichnungen oder Skulpturen von religiöser oder magischer Bedeutung. Das magische Einfangen der Wirklichkeit widerspricht aber der alleinigen Herrschaft Gottes. Heute messen wir den Bildern keine magische Kraft mehr zu.

Ganz im Gegenteil: Bilder dienen der Verständigung und der Kontaktaufnahme zwischen uns Menschen - und das gilt natürlich auch für unser Gebet zu Gott. Es fällt leichter, vor einem Bild zu beten, sich durch die eigene Fantasie anregen zu lassen. Stellen wir uns ruhig den weißen Rauschebart vor, oder den liebenden Vater in gebückter Gestalt - das mag jeder schließlich selbst bestimmen, je nachdem, was ihm das Sprechen mit Gott erleichtert.

Zwei Dinge sind dabei allerdings wichtig: Wir dürfen nie vergessen, dass unsere Bilder nur vorläufig sind - Gott ist anders. Anders als unsere Erfahrung, anders als unsere Vorstellung. Wenn jemand sagt: "Das passt aber nicht in mein Gottesbild", ist Vorsicht geboten: Wird eventuell Gott abgelehnt, weil er nicht zu unserem Bild von ihm passt?

Außerdem sollten wir uns immer wieder anregen lassen, unsere Bild zu erweitern, zu verändern, zu ergänzen oder zu korrigieren. Besonders geeignet dazu ist das Lesen in der Heiligen Schrift und das Studieren und Betrachten von christlicher Kunst.

Wie wunderbar und anregend sind die alten Meister der biblischen Malkunst! Man muss nicht viel davon verstehen, um sich bereichern zu lassen. Gehen Sie ruhig mal ins Museum, nur um eine halbe Stunde ein einziges Gemälde in sich aufzunehmen. Sie werden sehen - ihre Beziehung zu Gott wird lebendiger!

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