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Der Wille Gottes - und unsere Freiheit

Vom Willen Gottes ist in Bibel, Gebeten (Vaterunser) und der persönlichen Frömmigkeit häufig die Rede: «Sein Wille möge geschehen». Aber heißt das, dass wir uns vor allem darum bemühen müssen, Gottes verborgenen Plan zu entdecken - und uns dann mit allen Kräften an dessen Verwirklichung machen?

Das kann gefährlich werden - vor allem dann, wenn wir einige grundlegende philosophische Voraussetzungen missachten, die die Grenzen zwischen Gott und Geschöpf verwischen. Selbst die Bibel (im Alten und Neuen Testament) unterscheidet sehr wohl, zwischen dem, was Gott will - und dem, was die Menschen tun sollen.

Wer darum weiß, wird eindeutige Hinweise darauf finden, was Gott von uns Menschen erwartet. Diesen uns bekannten Willen Gottes zu erfüllen, ist unsere Aufgabe - und unser Glück.

 

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Dieser Diskussionsbeitrag ist auch als gedrucktes Heft (Nr. 156) erhältlich: Kostenlose Bestellung

 

Wichtig: Warum wir Gottes Willen nicht erfüllen können

Unsere Sprache ist die Sprache der Geschöpfe, die sich in Raum und Zeit befinden. Wir sollten uns nicht einbilden, dass wir mit unseren Begriffen (und vor allem den zeitlichen, räumlichen und körperlichen Anschauungen) Gott angemessen abbilden können, der in sich ewig, zeitlos und jenseitig ist.

Das klingt entweder selbstverständlich: «Klar lässt sich das unendliche Wesen Gottes nicht in irdische Begriffe einfangen!» - Für manche aber ist darin ein zerstörerischer Gedanke verborgen: «Was können wir dann überhaupt sagen, wenn wir nicht von Gott reden können? Bildet die Sprache nicht immer unvollkommen ab, was eine immer und überall größere Wirklichkeit ist?»
Beides ist richtig. Wir können über Gott reden - und dabei Wahres aussagen. Aber wir müssen immer die Grenzen mitdenken, die unseren Aussagen zugrunde liegen.

Vor allem tritt der Unterschied zwischen Gott und Geschöpf dort zutage, wo wir zeitliche Aussagen machen. Für uns Menschen sind Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft real unterschiedene Bereiche. Wir sind in der Zeit. Wir erleben die Gegenwart als etwas, das sich von Vergangenheit und Zukunft wesentlich unterscheidet.
Das gilt für Gott so nicht: Er ist nicht Teil der Zeit (und des Raumes). Gottes Ewigkeit besteht nicht in einer unendlich ausgedehnten Dauer, sondern in Seiner Jenseitigkeit gegenüber aller Zeit. Er ist jedem Augenblick gleich gegenwärtig; er war das in meinen früheren Zeiten und wird es auch zukünftig sein.

Mit anderen Worten: Für Gott gibt es keinen Unterschied zwischen seinem Willen und dem, was geschieht. Er hat nicht einen Plan, den er erst zukünftig verwirklichen will - «falls nichts dazwischen kommt». Oder, wie es der mittelalterliche Philosoph ausdrücken würde: In Gott gibt es keine Möglichkeit (Potenz), sondern nur Wirklichkeit (Akt).
Nach Gottes Plan zu fragen, hieße also einen Blick in die Zukunft werfen zu wollen; oder auch in die uns bislang verborgenen Schichten der Vergangenheit. So oder so ist das kein Blick, der uns möglich ist.

Manche sprechen beim Wissen Gottes von einem «Vorauswissen», das unsere Freiheit bedroht. Wenn Gott jetzt schon wisse, wie ich mich morgen verhalten würde, wäre ich nicht mehr frei, morgen etwas anderes zu tun.
Dem versuchen Philosophen zu begegnen, indem sie Gottes Vorauswissen leugnen. Entweder, indem sie Gott ein solches Wissen absprechen, was aber gegen seine göttliche Unendlichkeit sprechen würde, oder indem sie behaupten, Gott wüsste nicht schon jetzt etwas, was erst später passiert, weil er ja gar nicht im Jetzt ist.
Aber so leicht können wir uns nicht von diesem Problem befreien. Selbstverständlich weiß Gott in dem Augenblick, wo ich zu IHM bete, was für mich erst in Zukunft geschieht. Denn Gott ist unwandelbar und der gleiche, der jetzt mit mir spricht als auch derjenige, der in vielen Jahren mit mir reden wird.

Nein, Gott weiß schon «voraus», was sein wird. Wir sind dennoch frei, zu tun, was uns unsere Vernunft gebietet, weil er uns dieses Wissen um das, was für uns noch nicht geschehen ist, nicht mitteilt. Das ist kein «verheimlichen», sondern Wesenszug der Schöpfung: Gott erschafft, indem er einen Raum Wirklichkeit werden lässt, worin andere, erschaffene Kräfte in ihrer Eigenständigkeit wirken können. Gott erschafft diesen Raum, indem er sich selbst in Seiner Allmacht und Seinem Allwissen zurücknimmt. Nur so ist Schöpfung denkbar - und nur so existiert der Mensch in seiner eigenen, von Gott geschenkten Freiheit.

Dass der Plan Gottes nur ein absoluter Plan sein kann (weil Gott absolut ist) und deshalb Gottes Plan identisch ist mit dem, was ist, das fällt nicht nur unserem Verstand schwer. Auch unser Sprache ist dafür nicht gemacht. Wir sprechen die Sprache der endliche Menschen.
Deshalb ist es zum Beispiel nicht korrekt, wenn wir davon sprechen, dass jemand - nennen wir ihn Hugo -, dass sich also Hugo dem Willen Gottes widersetze. Genaugenommen geht das gar nicht, da Gott wollte, dass Hugo einen eigenen Willen hat und die Freiheit, Dinge zu tun, die Gott nicht gefallen. Unsere Sprache wird auch dann nicht angemessen, wenn wir stattdessen davon sprechen, dass Gott sich zumindest gewünscht hätte, Hugo hätte anders gehandelt. Oder gehofft - erwartet - geglaubt... - Alles das macht unsere Rede von Gottes Willen nicht besser.

Sinnvollerweise können wir allerdings sagen, dass Hugo sich den Geboten Gottes widersetzte; oder den Hinweisen, die Gott Hugo in überreichem Maße gegeben hatte - oder der Rede Gottes im Gewissen von Hugo. Dazu gleich mehr.

Aber ich gebe zu, dass wir in unserer Sprache immer wieder in Ungenauigkeiten tappen (selbst hier noch, in dieser Katechese). Wichtig ist ständig im Hinterkopf zu behalten, dass uns der Plan und Wille Gottes nicht unmittelbar zugänglich ist.

Dennoch: Warum wir Gottes Willen verwirklichen sollen

Diese philosophische Vorüberlegung ist wichtig - auch wenn sie in einem deutlichen Widerspruch zur christlichen Offenbarung zu stehen scheint: Gott verlangt doch von uns, dass wir Seinen Willen erfüllen! Ist es nicht Sein Wille, dass wir nach Seinen Geboten leben und nicht etwa nach unseren eigenen Vorlieben? Hat Er uns denn nicht aufgefordert, gut zu sein und nach Vollkommenheit zu streben?
Ja, genau. Wir sollen uns an Gottes Gebote und den in Seiner Offenbarung mitgeteilten Absichten halten. Aber das ist etwas anderes, als nach Gottes absoluten Plan zu fragen, um dann diesen umzusetzen.
Denn Gott hat uns das mitgeteilt, was wir wissen müssen, um unserer und Seiner Wirklichkeit gerecht zu werden. Gottes Gebote dienen uns, unsere gottgeschenkte Eigenständigkeit in Erkenntnis und Liebe zu verwirklichen - und nicht zu verlieren. Er gibt uns jede Hilfe, die wir brauchen, um wieder das zu werden, als was er uns geschaffen hat: Als Seine Ebenbilder.

Er nimmt uns diese Eigenständigkeit nicht, indem er uns das ganze Weltgeschehen offenbart, und uns zeigt, was wir tun werden - weil es uns die Freiheit nehmen würde, es dann auch wirklich aus Glaube, Hoffnung und Liebe zu tun. Wohlgemerkt: Sein Plan ist identisch mit dem, was geschieht - auch mit dem, was aus unserer zeitlichen Sicht erst noch geschehen wird. Wenn er uns den ganzen göttlichen Plan offenbart, wäre es mit unserer Freiheit vorbei.

Wo die Gefahr liegt

Das ist auch der Grund, warum mir dieser Gedanke so wichtig ist, dass ich eine eigene Katechese dazu schreibe: Wir stehen immer in der Gefahr, direkt nach Gottes Plänen zu fragen, um den Mühen der eigenen Bekehrung aus dem Weg zu gehen. Denn es ist doch sehr viel schwieriger, selbst ein guter Mensch zu werden, indem wir immer neu, mühsam und fehlerbehaftet nach dem fragen, was angesichts einer Situation gut ist. Viel einfacher und verlockender scheint es, direkt nach den Anweisungen Gottes zu leben.
«Einfach? Hör mal, das kann ganz schön hart sein!» Ja, das gebe ich zu. In manchen Sekten ist es sogar fast schon unmenschlich, was dort an Gehorsam zu leisten ist - und erweckt zudem noch den Eindruck besonders großer Frömmigkeit. Aber noch unmenschlicher ist es, nicht mehr selbst zu denken, nicht moralisch zu werden und nicht das philosophisch Richtige zu entdecken. Die Gefahr, zum bloßen Befehlsempfänger Gottes zu werden, ist aber nicht nur in Sekten real. Sie ist eine bleibende Gefahr auch und besonders bei denen, die sich eine besonders große Frömmigkeit verpflichten, weil sie unbegrenzt gehorsam sein wollen. Aber Gott will keinen unendlichen Gehorsam (auch dazu noch später mehr), sondern hörende Menschen, die auch verstehen und lieben, was sie hören.

Was das mit der Theodizee zu tun hat

Das mag theologisch interessierte Leser an die Theodizee-Frage erinnern, bei der es darum geht, warum Gott nicht mit einem Fingerschnipsen alles Leid aus der Welt entfernt. Wenn er gut und allmächtig ist, müsste er es doch wollen und können. - Nun, die Antwort liegt tatsächlich auf der gleichen Ebene: Wenn Gott seine Allmacht so ausspielt, dann würde er zugleich dem Menschen jede Eigenständigkeit nehmen. Das will Gott nicht, weil er uns liebt und zu liebenden Wesen erschaffen hat. Gottes Allmacht liegt gerade darin, unsere menschliche Freiheit zu erhalten. Ebenso ist es der Wille Gottes, den Menschen in seiner Eigenständigkeit nicht zu beschädigen, indem er sein Allwissen grenzenlos mitteilt - sondern uns zur größtmöglichen Heiligkeit immer wieder aufhilft, ohne einfach nur an unserer Stelle zu wirken.

«Ich habe Pläne des Heils für Euch!»

Bei Jeremia (einem Prophet des Alten Testaments) spricht Gott: «Denn ich, ich kenne meine Pläne, die ich für euch habe - Spruch des Herrn -, Pläne des Heils und nicht des Unheils; denn ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben. Wenn ihr mich ruft, wenn ihr kommt und zu mir betet, so erhöre ich euch.» (Jer 29,11) Mit anderen Worten: Gott verrät uns soviel von dem, was geschehen wird (was identisch ist mit seinen Plänen), dass wir zuversichtlich sein können. Er verrät uns zwar nicht im Einzelnen, was geschehen wird, aber soviel ist IHM wichtig, dass wir es wissen: Er meint es gut mit uns.
Und gerade, weil er es gut mit uns meint, wahrt er unsere zeitliche Eigenständigkeit, indem er uns in dem bestärkt, was wir brauchen, um Seinen Willen zu erfüllen: die Gebote, die Vernunft, die Offenbarung, das Gebet.

Die Gebote

An manchen Stellen im Alten Testament scheint Gott ein kleinlicher Herrscher zu sein, der Seinem Volk bis ins Detail vorgibt, wie Tempel (bzw. Bundeszelt), Bundeslade, Gottesdienst und das Leben der Israeliten auszusehen hat. Seine Gesetzestexte (im AT) klingen sehr nach «Kasuistik». So nennt man Texte, die keine moralischen Leitlinien vermitteln, sondern nur einzelne Fälle klären. Vor allem im sogenannten «mosaischen Gesetz» (in den fünf Büchern des Mose, hauptsächlich in den Büchern Levitikus und Deuteronomium) findet sich viel Kasuistik.
Zu glauben, dass Gott nur auf diese Weise Anweisungen und Willensbekundungen gibt, wäre jedoch eine Täuschung. Denn unter den Anweisungen einer Kasuistik schält sich bereits früh eine moderne Moral heraus. Die Zehn Gebote regeln nicht mehr, was man wann, wo und unter welchen Umständen zu tun hat - und legen den Fokus mit den beiden letzten Geboten sogar auf die Innerlichkeit und nicht mehr auf das äußere Tun («Du sollst nicht begehren...!»).

Schon die moralische Kritik der Propheten richtet sich gegen eine pure Buchstaben-Treue und erinnert in zahlreichen Mahnreden an die wirkliche, innerliche Moral. (Zu Beispiel Jesaja 58, 1-12 oder Hosea 6,6 oder Ezechiel 18,23 und 33,11 - und an vielen anderen Stellen.)

Noch deutlicher wird das im Neuen Testament, hier vor allem in der Bergpredigt. Da spricht Jesus (der wie Mose vom Berg herabkommt) sich gegen jede Kasuistik aus und macht deutlich, dass es Gott um das innere Herz der Gebote geht.

Besonders deutlich wird dies, als ein Jünger zu Jesus kommt und fragt: «Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen?» und Jesus ihm antwortet: «Du kennst doch die Gebote!» (Mk 10,17-30, bei Lukas 10,25 / 18,18 und Matthäus 19,16 fragt ein Pharisäer) - Diese erste Antwort ist der grundlegende Verweis auf das, was Gott von Seinem Willen offenbart hat. Nicht die einzelnen Gebote, sondern der Kern dessen, was uns dort vermittelt wird, ist Gottes Antwort auf die Frage nach Seinem Willen oder Plan. «Du kennst die Gebote! Handle danach, und Du wirst leben!» (Lev 18,5; Dtn 6,5, Lk 10,28, Mt 19,17)

Vor allem mittelalterlichen Theologen der Scholastik haben erkannt, dass die Gebote Gottes einem grundlegenderem Recht nicht zuwiderlaufen können: Dem Naturrecht, das tief in das Sein der Welt und der Menschen eingeschrieben ist. In vielen Fällen können wir sogar göttliche Gebote aus dem Naturrecht ableiten, in anderen Fällen auf die wunderbare Ergänzung von göttlichem und natürlichem Recht hinweisen. Gottes Wille, vorliegend in den Geboten, kann nicht im Widerspruch zu seiner Schöpfung stehen.

Die Vernunft

Gott steht nicht über der Vernunft, sondern ist der schlechthin Vernünftige. Deutlich wird das schon, als Abraham mit Gott verhandelt, ob Sodom und Gomorrha noch eine Chance erhalten soll:

«Willst du auch den Gerechten mit den Ruchlosen wegraffen? Vielleicht gibt es fünfzig Gerechte in der Stadt: Willst du auch sie wegraffen und nicht doch dem Ort vergeben wegen der fünfzig Gerechten in ihrer Mitte? Fern sei es von dir, so etwas zu tun: den Gerechten zusammen mit dem Frevler töten. Dann ginge es ja dem Gerechten wie dem Frevler. Das sei fern von dir. Sollte der Richter der ganzen Erde nicht Recht üben?» (Genesis 18, 23-25)

«Sollte der Richter der ganzen Erde nicht Recht üben?» Sollte der Schöpfer einer guten Welt selbst nicht gut sein? Sollte Gott, der uns unsere Vernunft geschenkt hat, selbst unvernünftig denken, handeln und sein?

Während Martin Luther davon überzeugt war, dass der Mensch nach dem Sündenfall keine Erkenntnis mehr über Gott gewinnen kann - außer durch die Bibel, gehört es eigentlich zum Grundbestand des jüdisch-christlichen Denkens, dass wir (so wie Abraham) Gottes Willen sehr wohl mit der Vernunft in Einklang bringen dürfen. Oder, besser formuliert: Das, was wir als Gottes Willen zu erkennen glauben, darf nicht im Widerspruch zur Vernunft stehen.

An einen launischen und unvernünftigen Gott glaubt, wer Gesetze nur deshalb akzeptiert, weil eine zuständige Autorität sie erlassen hat. Solche Menschen, die nicht glauben (können), dass es einen vernünftigen Grund für die Gebote gibt, nennt man Positivisten. Gott ist kein Positivist, den wir jedesmal, bevor wir handeln, fragen müssen, wie er es denn gerne hätte - weil sämtliche Gebote nur Ausfluss seines Willens seien und sonst keinen anderen Grund hätten. Wer ausschließlich nach dem Willen Gottes fragt, glaubt offenbar, dass unser Gott ein launischer Gott ist. Gut und Böse wären demnach eine Umschreibung für die Launen Gottes.

Die Offenbarung

Die Frage, wie die Texte der Bibel zu verstehen sind und inwiefern sich aus einer Erzählung (beispielsweise von David und Goliath oder der Tempelräumung) eine Selbstoffenbarung Gottes ableiten lässt, trennt bis heute die Konfessionen. Denn so eindeutig, wie manche kirchliche Gruppe oder gar Sekte es behaupten, ist die Bibel gar nicht. Deshalb hat die katholische Kirche seit frühesten Zeiten darauf bestanden, dass die Bibel nicht nach eigenen, zeitbedingten Kriterien für persönliche oder gar politische Zwecke instrumentalisiert wird. Grundlage für die Deutung der Schrift (denn ohne Deutung geht es nicht) ist und bleibt der kirchliche Glaube.
Dieser findet sich nicht nur in den lehramtlichen Schriften, Konzilstexten, Dogmen bishin zum Katechismus wieder, sondern auch in den Gebeten der Kirche, den Gottesdiensten und dem Leben der Heiligen. Hier begegnen wir der authentischen Offenbarung Gottes - und damit dem Wissen über das, was Gottes Pläne sind.
Wichtig ist zudem, dass die Kirche auch die Abgeschlossenheit der Offenbarung lehrt: In der katholischen Kirche wird alles bewahrt, was Jesus uns als Offenbarung hinterlassen hat. Niemand von außen kann dem - vor der Wiederkunft Christi - etwas hinzufügen. Das ist wichtig! Denn was zunächst wie eine arrogante Selbstüberschätzung der Kirche klingt, ist die notwendige Zurückweisung vieler selbsternannter Propheten, die behaupten, das Wissen der katholischen Kirche reiche nicht aus, mit diesem oder jenen Problem zurechtzukommen. Und als notwendige Ergänzung ihre eigene Sichtweise für unverzichtbar halten.

Diese fordern dann gerne mal die Ausrottung der Juden («Weil Gott es will! Glaubt mir!»), die Vernichtung der Muslime («Deus vult! Gott will es !»), den Einsatz der Inquisition gegen Andersgläubig (oft eher von der Politik gewünscht und der Kirche abverlangt) oder das Verbot von Kopftücher tragende Muslima.

Wer darauf verweisen kann, dass von alledem nichts in den heiligen Büchern und Schriften der Kirche steht, hat damit nur dann ein Argument vorgebracht, wenn er die Vollständigkeit der göttlichen Offenbarung in diesen Texten glaubt.

Das Gebet

Damit sind wir beim vierten und letzten Punkt, auf den wir die ersten drei anwenden müssen. Denn selbstverständlich fragen wir Gott danach, was er in dieser oder jener Situation von mir wünscht. Und oft genug glauben wir, eine Antwort darauf zu erhalten. Mag diese Antwort wie eine innere Stimme klingen, oder eher wie eine kristallklare Erkenntnis - oder schlicht in der Wahrnehmung, dass sich die Situation auf eine bestimmte Weise geklärt hat: Darin Gottes Willen zu erkennen, setzt voraus, dass das, wovon ich glaube, das es Gott Wille sei, weder im Gegensatz zu Seinen Geboten steht, noch in sich unvernünftig erscheint oder im Widerspruch zum geoffenbartem Glauben der katholischen Kirche steht.

  • Wer also im Traum die glasklare Anweisung erhält, sämtliche Abtreibungskliniken Europas in die Luft zu sprengen, kann sich nicht auf eine Anweisung Gottes berufen oder darauf, den «Willen Gottes zu erfüllen». Es ist niemals Gottes Wille, unschuldige Menschen unterschiedlos in die Luft zu sprengen - selbst wenn ich damit verhindere, dass Unrecht geschieht. Und selbst dann, wenn es sich um eine scheinbar eindeutige Anweisung Gottes (im Traum oder im Gebet) handelt.

  • Wer im Gebet den Auftrag Gottes erfährt, seine Familie zu verlassen und als Missionar in ein fernes Land zu ziehen, kann sich nicht einfach auf diesen Auftrag beziehen und jede Verantwortung fahren lassen. (Wer sich in der Geschichte auskennt, weiß, dass genau dies Klaus von der Flüe getan hat. Allerdings hat er eben nicht verantwortungslos alles hinter sich gelassen - sondern erst, nachdem er seine Familie bestens versorgt hatte und die ausdrücklichen Erlaubnis seiner Frau und seiner Kinder erhielt, wurde er Einsiedler).

  • Wenn in einem Erscheinungsort christliche Grundwahrheiten korrigiert werden, zum Verzicht auf den Empfang der Sakramente aufgefordert wird oder bösartiges Verhalten empfohlen, kann ein solcher Ort nicht dem Willen Gottes entstammen - selbst, wenn dort viel Gutes geschieht.

  • Wenn jemand angeblich vom Willen Gottes berichtet, den dieser seit seiner Mitteilung im Gebet unter Zwang und Angst zu erfüllen sucht, dann liegt eher eine psychische Anomalie vor als eine übernatürliche Erkenntnis. (Gerade die großen Heiligen und Märtyrer, die einen Weg des Widerstandes gingen, erfuhren im Gebet eher Ruhe und Gelassenheit. Zwang und Angst sind keine Früchte des Glaubens).

  • Wenn mit der Verrichtung von Gebeten (über Jahre hinweg, in einem bestimmten Pensum) konkrete Verheißungen verbunden sind, dann mag das als freiwillige Opfergabe ein persönlicher Entschluss sein. Wenn dieser Handel aber zum geistlichen Zwang wird («Wenn ich meine Pflicht vernachlässige, entzieht Gott mir Seine Verheißungen!»), lässt sich dies nicht mit dem «Willen Gottes» rechtfertigen.

Ich könnte noch mehr Beispiele bringen, möchte mich aber noch am Ende ein paar wichtigen Ergänzungen zuwenden. Ich denke, es ist klar geworden, wie Gebote, Gebet, Offenbarung und Vernunft zusammenspielen.

Gottes Plan und Wille - und die Schlechtigkeit der Welt

Nun ist es ziemlich gewagt zu behaupten, Gottes Pläne unterscheiden sich nicht von dem, wie die Welt tatsächlich ist. Will Gott denn alles Böse, Grauenhafte, abgrundtief Schlechte und Unmenschliche in dieser Welt?
Nein - nicht, wenn wir es so formulieren. Gott will - das halten wir immer fest - unser Heil! Aber das geschieht nicht dadurch, dass er uns zum Guten zwingt. Nehmen wir einmal an, ich beabsichtige Böses zu tun, vielleicht einen Menschen zu belügen. Wenn Gott will, dass ich ein guter Mensch werde und in den Himmel kommen soll, wird er mich doch sicher daran hindern, oder? Nein, das ist nicht gesagt. Wenn er mich nämlich schon vorher daran hindern würde, die Lüge auszusprechen (durch einen exorbitanten Hustenanfall, beispielsweise), wäre ich immer noch keinen Deut besser und würde dann halt bei der nächsten Gelegenheit lügen. Ein guter Gott hindert mich unter Umständen nicht daran, die Lüge zu verbreiten, weil ich erst nach vollbrachter Tat erkenne, was ich getan habe. Erst angesichts des Übels, das ich anrichte, bricht sich in mir die wahre Reue bahn.
Hat Gott nun gewollt, dass ich lüge? Nein, nicht in dieser einfachen Formulierung. Vielmehr wollte Gott, dass ich ein guter Mensch werde, und das Aussprechen dieser Lüge gehört zum Weg dorthin. Nicht, weil Gott das so geplant hat. Sondern weil ich das so wollte, Gott meinen Willen nicht manipuliert, aber um meine Lüge seine Plane des Heils gesponnen hat.

Verstehst Du? Das ist ganz wichtig! Gott will nicht, das Böses geschieht, aber er hindert uns nicht daran, wenn wir Böses planen und ausführen. Dennoch bleibt er nicht tatenlos, er umwirbt und durchdringt all unser Tun mit seinen Plänen des Heils (und das natürlich auch bei den Opfern!). Wieviel Heil er damit tatsächlich wirkt, hängt von unserer Bereitschaft ab, Sein Wirken Frucht tragen zu lassen. Von der Bereitschaft aller Beteiligten - und auch der Zuschauer. Gott allein weiß, wieviel davon gelingt; aber er gibt mit Sicherheit sein Bestes.

Berufung

Eine wichtige Rolle spielt das Fragen nach dem Willen Gottes in der Berufungsfindung. Oft fragt der Suchende nämlich, was Gott wohl von ihm will - und forscht und sucht nach Anzeichen für den Willen Gottes, anstatt sich zu fragen, was er denn wohl am besten kann, am liebsten mag und wo er gewollt ist. «Ja, natürlich würde ich lieber diesen Weg einschlagen. Was aber, wenn Gott etwas ganz anderes von mir will?» Nun, Gott will zunächst, dass wir heilig werden und in den Himmel kommen. Auf welche Weise wir den Weg dorthin gehen, ist für Ihn zweitrangig. Und er ist mit allen Wegen, die in den Himmel führen, einverstanden. Wir müssen nicht den Weg des größten Opfers gehen!
Dabei will ich nicht ausschließen, dass Gott uns Zeichen sendet. Diese aber sind selten so eindeutig, dass sie uns keine Wahl mehr lassen. Und selbst, wenn sie uns eindeutig erscheinen: Es bleibt immer unsere freie Wahl, den Weg zu Gott zu gehen, der uns als der richtige erscheint.
Gott hat uns mit der Geburt nicht schon einen Beruf mitgegeben, sondern uns die Freiheit geschenkt, den Beruf und die Berufung zu wählen, die uns am sinnvollsten erscheint. Wir sündigen auf keinen Fall, wenn wir uns frei entscheiden. (Selbst wenn ich später das Gefühl habe, es wäre die falsche Entscheidung gewesen. Von Gott kommt dieses Gefühl sicher nicht!)

Wahre Freiheit

Unsere Freiheit wird aber nicht nur dann bedroht, wenn Gott uns aus Seiner göttlichen Perspektive Anweisungen gibt - sondern schon allein dadurch, dass wir glauben, es gebe diese direkten Anordnungen. Die Vermutung, es wäre eine Sünde, nicht genau das zu tun, was Gottes Willen entspräche, ist schon in sich nicht in Ordnung. Von den vielen Handlungsoptionen, die sich uns ohne Unterbrechung bieten, ist nur die Option eine Sünde, die Böses einschließt. Alle anderen Wege stehen uns frei, mögen sie auch weniger gut sein als andere. Es ist keine Sünde, nicht perfekt zu handeln! Genau das aber verbirgt sich in dem Gedanken, Gott habe ganz konkrete Handlungen für uns vorgesehen. Das setzt uns unter den Druck, möglichst den Plan Gottes zu durchschauen, damit auch ja die richtigen - sprich: gottgewollte - Wege gehen. In Wirklichkeit sind wir vollkommen frei, die Wege zu gehen, die wir wählen - solange wir das Böse meiden.

Gehorsam: Die Tugend des Hl. Josefs und das Opfer des Isaak

In einem theologischem Abendgespräch in Münster kam die Bemerkung, das beeindruckende an der Gestalt des heiligen Josefs sei, dass er Gott blind gehorcht hätte. Es hätte keinen Hinweis auf eine Verfolgung des neugeborenen Jesus gegeben, und doch wäre Josef noch in der Nacht nach Ägypten geflohen.
Mich störte der Zusatz «blinder Gehorsam», und daraus entspann sich ein interessantes Gespräch, was darunter zu verstehen sei. Letztlich geht es auf der einen Seite um die oben genannten Kriterien: Gott verlangt niemals etwas (eindeutig) Unmoralisches, nichts Unvernünftiges und nichts, was gegen das verstößt, was er zuvor offenbart hat.
Das schließt aber nicht aus, dass Gott vom heiligen Josef und gelegentlich von Dir und mir auch Dinge wünscht, die wir nicht verstehen und nachvollziehen können. Unvernünftig sind diese Aufforderungen Gottes deshalb keineswegs.

Ich habe in der Katechese zur Dreifaltigkeit bereits zwischen Unvernünftiges und Übervernünftiges unterschieden. Unvernünftiges ist natürlich abzulehnen, weil es in sich widersprüchlich ist. Zum Beispiel die Existenz eines guten und zugleich bösen Gottes. Übervernünftiges widerspricht nicht der Vernunft, aber lässt sich auch nicht einfach aus der Wirklichkeit ableiten - zum Beispiel die Dreifaltigkeit Gottes.

So ist es normal und alltäglich, dass wir uns für Dinge entscheiden, für die unsere Vernunftgründe nicht ausreichen. Es gibt keine ausreichenden Gründe, ausgerechnet diese Jeans zu kaufen oder in dieses Konzert zu gehen. Unvernünftig ist es deshalb noch lange nicht - es sei denn, ich habe das Geld nicht für die Hose oder das Konzert wäre schon längst abgesagt.
Gott kann mich also gerne im Gebet dazu bewegen, Dinge zu tun, die mir ansonsten nicht in den Sinn gekommen wären. Oder Entscheidungen zu treffen, für die ich ansonsten keine ausreichenden Beweggründe erkannt habe. Blind ist dieser Gehorsam aber nur, wenn ich Moral, Vernunft und Offenbarung ignoriere.

Das gilt nicht nur für den Heiligen Josef - sondern für viele große und kleine Heilige, Seher und betende Menschen. Dagegen will ich mich in dieser Katechese auf keinen Fall aussprechen! Solange wir nicht vergessen, das Offenbarung, Gebote und Vernunft nicht aus den Blick zu verlieren!

Dagegen scheint Abraham verstoßen zu haben, als er den Befehl Gottes, seinen eigenen Sohn Isaak als Brandopfer darzubringen, Folge leisten wollte. Das schien auch damals im höchsten Maße unvernünftig und vor allem unmoralisch gewesen zu sein. Wenn Gott Abraham zahlreiche Nachkommen verspricht - und dann die Ermordung des einzigen Nachkommens fordert, ist das nicht unvernünftig? Aber, schlimmer noch: Ist denn Mord nicht eindeutig gegen die Zehn Gebote?
Da hilft es auch nicht darauf zu verweisen, dass Gott nicht den Tod des Isaak, sondern den Gehorsam des Abrahams prüfen wollte. Im Gegenteil bestätigt unser Gefühl die Gefahr, die darin liegt, einfach dem Willen Gottes zu gehorchen. Aber Abraham hatte noch keine Möglichkeit, sich Gott gegenüber auf das Tötungsverbot zu berufen - und damit auf das Unmoralische, Unvernünftige und Widersprüchliche dieser Anweisung. Denn die Opferungsgeschichte spielt ja noch lange vor der Offenbarung der Zehn Gebote, also noch bevor das Tötungsverbot geoffenbart war. Abraham hatte noch keine Erkenntnis, die ihm zum Widerstand gegen diese Entscheidung geholfen hätte; vielmehr diente dieses Erlebnis erst der Erkenntnis von Gottes Wesen und der Vorbereitung auf das fünfte Gebot. Indem Gott die Opferung Isaaks verhinderte, offenbarte er, dass er kein Gott von Menschenopfern, sondern ein Gott der universellen Moral ist (und verwies darin auch schon auf den freiwilligen Tod seines eigenen Sohnes).

«Dein Wille möge geschehen»

Wenn wir im Vaterunser darum bitten, dass Gottes Wille geschehen möge, dann setzt das nur voraus, dass wir an die Güte dieses Gottes glauben. Wir müssen nicht im Einzelnen wissen, wie dieser Wille aussieht. Und wir dürfen auch gerne in dem, was geschieht, Gottes Willen erkennen - im Himmel, wie auf der Erde. Ja, es ist vielleicht auch Zielrichtung dieser Bitte, in dem, was geschieht, den Willen Gottes zu erkennen.
Es kann sogar ein Zeichen von Gottvertrauen und großer Gelassenheit sein, seine eigenen Dinge nicht bis ins letzte zu regeln und für unvorhergesehene Ereignisse Spielraum zu lassen. Das kann sogar ein guter Ratschlag an unsere kontrollfixierte Zeitgenossen sein!

Aber auch hier ist Vorsicht geboten! Wie gesagt ist nicht alles, was auf Erden geschieht, der pure Wille Gottes ist. Gottes Pläne, die aus den kleinen und großen Katastrophen unserer Zeit immer noch Gutes wirken, beziehen sicher auch uns mit ein. Nur däumchendrehend dabei zu stehen und von Gottes Willen zu reden, ist zynisch und unchristlich.
Ungerechtigkeit selbst hinzunehmen, mag eine heroische Tugend sein. Ungerechtigkeit einem Hilflosen gegenüber untätig zuzulassen, ist eine Sünde - und eben kein Zeichen von Gottvertrauen. Verantwortung, die wir haben und wahrnehmen könnten, dürfen wir nicht auf einen fiktiven Plan Gottes abwälzen. Wenn wir aber getan haben, was wir konnten, dürfen wir gerne darauf vertrauen, dass auch Gott seinen Teil hinzufügen wird.

«Mein Eigenwille möge geschehen»

Wir Menschen sind von Gott mit einem freien Willen ausgestattet worden; ein Geschenk, das verpflichtet. Und von dem auch Gott erwartet, dass wir es mit Respekt und Wohlwollen verwalten. Es wäre also seltsam, wenn Gott im nächsten Augenblick verlangt, nicht mehr unseren Willen zu schulen und am Gute auszurichten, sondern unseren eigenen Willen links liegen lassen, um Gottes Willen zu erfüllen. Vielmehr sind wir dazu aufgefordert, mit unserem freien Willen das anzustreben, was Ihm entspricht.
Und doch gibt es so etwas wie einen Eigenwillen. Also einen Willen, der nicht in erster Linie nach Gott, dem Nächsten oder dem Guten fragt, sondern nur sich selbst im Blick hat. Schlecht daran ist nicht, dass wir für uns Gutes anstreben. Sondern dass wir alles andere ausblenden, auch das Gute, das wir vielleicht stattdessen für andere tun könnten. Oder die schlechten Folgen, die unser Eigenwille für andere hätte. Oder auch nur für mich.
Ein Eigenwille definiert sich also über die vorsätzlich beschränkte Sicht, die ihm zugrunde liegt. Grundsätzlich ist «ein eigener Wille» nämlich nichts schlechtes. Selbst wenn ich für mich selbst Gutes plane! Das dürfen wir und das sollen wir sogar - solange wir auch im Blick haben, was das für andere bedeutet und auf lange Sicht für Folgen hat.

«Gottes Wege sind unergründlich»

Dass es einen großen Plan Gottes gibt, ist sicher. Und dass es ein guter Plan ist, hat er uns mehrfach geoffenbart. Gott wäre kein Gott, wenn es also nicht ein Happy-End gibt.
Und dennoch ist es kein Trost, einen trauernden Menschen mit den Worten «Gottes Pläne sind nunmal unergründlich» helfen zu wollen. Denn erstens unterstellen wir, dass das schreckliche Ereignis, unter dem jemand gerade leidet, von Gott genauso gewollt war (was meistens einfach falsch ist), und zweitens ist es die Aufgabe eines Christen, nicht auf das zu verweisen, was uns noch von Gott trennt (seine Unergründlichkeit), sondern auf das, was uns mit Ihm verbindet: Seine Liebe, Sein Mitleiden und Sein Versprechen, alles zu tun, damit Schlimmes nicht schlimmer wird.

«Ich bin gekommen, Deinen Willen zu tun»

Es gibt da wohl doch jemanden, der den Willen Gottes ganz kennt, und der von sich sagt: «Nicht mein Wille, sondern Dein Wille geschehe!» Und derjenige darf das: Weil er selbst Gott ist.
Jesus kann seinen Willen ganz Gott einordnen, weil er selbst Gott ist. Den Willen das Vaters zu erfüllen, ist das absolute Gegenteil von blindem Gehorsam: Denn keiner erkennt den Vater so wie der Sohn, und keiner wird vom Vater so erkannt, wie der Sohn. Wenn Jesus mehrfach betont, sich ganz dem Willen des Vaters hinzugeben, so ist das eine Umschreibung Seines Wesens: Denn genau das ist der Sohn. Die absolute Hingabe - innerhalb der Dreifaltigkeit genauso wie auf Erden.

Das können wir auch - aber noch nicht auf Erden. Denn noch hindert uns das Böse in uns, den Willen des Vaters ganz zu erfüllen, und das Böse um uns hindert uns, den Willen das Vaters ganz erkennen. Aber wir können uns schon einmal darin üben, ein Gespür für das zu bekommen, war wir uns noch durch Vernunft, Moral und Offenbarung aneignen müssen.

Irgendwann einmal werden wir das so im Inneren tragen, dass es eine gottgegebene Übereinstimmung zwischen unserem und dem Willen Gottes gibt. Dann werden wir wollen, was wir als gut erkannt haben, und das als gut erkennen, was wir von Gott erhalten haben.