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Neue Site - empfehlenswert! Ein Ableger der Karl-Leisner-Jugend: aktueller, kürzer, frischer und moderner: www.gut-katholisch.de.

Buchempfehlungen Frühjahr 2007

Um Missverständnisse zu vermeiden: Hier werden nicht die besten Bücher aus den Neuerscheinungen 2007 empfohlen. Wer sich bemüht, im Laufe des Jahres mehrere gute Bücher zu lesen, soll hier Anregungen finden - über den eigenen Horizont hinaus. Wie wär's im Sommer oder Herbst dieses Jahres mal mit...

Indizien für einen Schöpfer

"Intelligent Design" hat in Deutschland keine große Anhängerschaft - die These, es gäbe Hinweise auf einen intelligenten Schöpfer der Welt, wird von allen Medien durch die Reihe als "fundamentalistischer Blödsinn" bezeichnet und in eine Ecke mit den Kurzzeit-Kreationisten (sprich: Fundamentalisten) gestellt.
Zudem stellen sich auch die deutschen ID-Vertreter oft dümmlicher oder fundamentalistischer dar als es nötig wäre. Mit dem neuen Buch von Lee Strobel macht uns ein Amerikaner nun vor, wie ein neutraler und zugleich wissenschaftlicher Ansatz aussehen könnte. In elf Kapiteln geht Strobel den wichtigsten Fragen des Intelligent-Design und der Evolutionstheorie nach - wie auch in seinen vorangegangenen Büchern ("Der Fall Jesus" und "Glaube im Kreuzverhör") in der Form von Interviews mit angesehen Wissenschaftlern - von Biologie und Biochemie, über Astrophysik und Kosmologie bis hin zur Quantenphysik und Soziobiologie. Durch die gewählt literarische Form aber auch durch seine hervorragenden naturwissenschaftlichen Kenntnisse gelingt Strobel so ein Buch, das sich leicht liest und doch (so scheint mir) auf der Höhe der wissenschaftlichen Forschung steht.

Auch wenn Strobel nicht wirklich neutral ist und hier und dort seine Wurzeln in der amerikanischen Erweckungsbewegung durchscheinen, hat er ein durch und durch lesenswertes und hilfreiches Buch geschrieben. Seine Ausführungen räumen endlich mit dem Vorurteil auf, ID-Vertreter hätten nur die Bibel gelesen und von Naturwissenschaften keine Ahnung.

Lesenswert - und hilfreich!

Indizien für einen Schöpfer, Lee Strobel; Gerth-Medien GmbH Asslar 2005; ISBN 3-865-591-012; 17,95 Euro.

Kult

Vielleicht kennst Du die beiden Ausgaben von "Schott's Sammelsurium" (kleine Büchlein mit allen möglichen interessanten und unterhaltsamen Fakten, Zahlen und Erklärungen aus allen Bereichen des Lebens)? - Ganz in diesem Stil ist das kleine Büchlein "Kult" von Peter Seewald gehalten - hochwertig im noblen Hardcover mit ausgestanztem Kreuz und in zweifarbigem Druck.
Inhaltlich bezieht sich "Kult" im Gegensatz zu den "Sammelsurien" ausschließlich auf die Skurillitäten der Bibel und der katholischen Kirche. Von "den erotischsten Bibelstellen" über "die schlimmsten Sünden", die "höchsten Kathedralen", die "unwahrscheinlichsten Wunder" bishin zu einfachen Zahlen und Fakten des Pontifikats von Johannes Paul II. - in diesem Buch blättert jeder gerne - und wird sich nur schwer losreißen können.

Originell! (Leider mit 18,- Euro auch relativ teuer).

Kult, Peter Seewald; Pattloch-Verlag 2007; ISBN 978-3-629-021-51-9; 18,00 Euro.

Licht und Schatten

Wieder ein Buch, das mit kirchengeschichtlichen Vorurteilen aufräumt. Offenbar ist die Zeit gekommen, die ideologischen Scheuklappen abzulegen und in der Kirchengeschichte nicht die Rechtfertigung der eigenen Unkirchlichkeit zu sehen, sondern zu fragen: "Was war damals wirklich?"

Und mit Walter Brandmüller, dem ehemaligen Augsburger Ordniarius für Kirchengeschichte, der heute gerne als "Chefhistoriker des Vatikans" tituliert wird, findet die Betrachtung der heißen Eisen der Kirchengeschichte auch den kompetentesten Schmied.

In 17 Essays (nicht immer so ganz leicht zu verstehen - aber immer leicht zu lesen!) erleuchtet Brandmüller die Hintergründe der Inquisition, der Kreuzzüge, der Reformation - und nimmt mit grundlegenden historischen Analysen Stellung zum Papsttum, zur historischen Kirchenkritik, der europäischen Kultur, der bibelkritischen Hinterfragung der Weihnachtsgeschichte zu Bethlehem bishin zur Jungfrauengeburt Mariens.

Lesenswert!

Licht und Schatten, Walter Brandmüller; Sankt Ulrich Verlag Augsburg; ISBN 978-3-936-484-99-1; 16,90 Euro.

Das wahre Gesicht des Pater Pio

Dass Andreas Englisch mit seinem "Wunderbuch" (Gottes Spuren) einen Bestseller geschrieben hat, deutet darauf hin, dass nach Jahren der kritischen Abstinenz allem Wunderbaren gegenüber der Hunger nach einer Welt gewachsen ist, in der sich nicht alles berechnen und prognostizieren lässt. Und so wundert es nicht, dass ein Buch aus den 70-er Jahre nun im Weltbildverlag eine neue Auflage erhält, das gefüllt ist mit den gut bezeugten Wundergeschichten, die sich um Pater Pio ranken.

Das Schöne an den Geschichten des Pater Pio ist, dass es sich nicht um reine Heilungswunder handelt, die meist als Zeugnisse für Selig- und Heiligsprechungsprozesse überprüft werden. Die Geschichten, die sich in diesem Büchlein wieder finden, halten einer medizinischen Überprüfung kaum stand - vor allem deshalb, weil sie zum größten Teil nicht aus dem medizinischen, sondern alltäglichen Leben stammen. Aber gerade das macht sie so lesens- und glaubenswert. Nach der Lektüre dieses Büchleins, das nicht im eigentlichen Sinne eine Heiligenbiographie ist - sondern eher ein Denkmal für den Pater aus San Giovanni Rotondo - weiß der Leser auch, warum sich Pater Pio in Italien so großer Beliebtheit gerade im einfachen Volk erfreut: Er war ein Heiliger für den im Alltag gelebten Glauben. Und diese Erfahrung wünsche ich auch dem Lesen der Neuauflage von "Das wahre Gesicht des Pater Pio".

Aufgrund des günstigen Preises auch gut als Geschenk für jeden Anlass geeignet!

Das Wahre Gesicht des Pater Pio, Maria Winowska; Weltbild-Verlag (nur dort zu bestellen!); ISBN 978-3-828-949-91-1; 176 Seiten; 6,95 Euro.

Gottes Spuren - die Wunder der katholischen Kirche

Andreas Englisch hat ein Buch vorgelegt, in dem er den "Wundern der katholischen Kirche" nachgeht. Packend und fesselnd geschrieben, oft aus seiner persönlichen Erinnerung an Erlebnissen und Gesprächen, geht Englisch den Wundern von Medjugorje, Civitavecchia, Fatima, Guadelupe und Lourdes, des Grabtuches von Turin und des Bildes von Manopello nach, der Exorzisten Milingo, Amorth und einiger anderer - eingerahmt von zwei bislang unbekannten Wundern, die Englisch selbst aufgespürt hat: Eine Totenerweckung in Rom und einem geheimnisvollen Klosterbau in der Nähe von Ascoli Piceno.

Wieder bleibt Englisch seinem Schreibstil und seiner Einstellung treu: Er schreibt als Kritiker, als Nicht-Glauben-Könnender, als Kind der heutigen Zeit. Für den heutigen Menschen wird seine Darstellung und persönliche Herangehensweise dadurch attraktiv, weil er sich nicht festlegen will - und immer wieder (mit Vorliebe am Ende eines Kapitels) kritische Fragen auflistet und damit das abschließende Urteil dem Leser überlässt.

Genau darin liegt aber auch die erste Schwäche des Buches. Denn die modernen Fragestellungen, die sich Englisch zu eigen macht, gehen oft genug an der Sache vorbei.

Für einen modernen Menschen mag das Verhalten des Indio Juan Diego seltsam sein, der sich trotz der Marienerscheinung noch Sorgen um seinen sterbenden Onkel macht. So schreibt Englisch kopfschüttelnd: (S. 219) "Dabei geht es doch bei jeder Marienerscheinung im Kern immer um die Suche nach einer Antwort auf all die Fragen, die die Menschheit seit Anbeginn ihrer Geschichte bewegt: Gibt es eine Welt außer der unseren? Was geschieht, wenn ein Mensch stirbt? Erlöscht sein Geist, oder was geschieht mit ihm? Gibt es einen Gott?" - Die Möglichkeit, dass für die Menschen zu anderen Zeiten ganz andere Fragen drängend waren (z.B. ob Gott ein liebender Gott, ein Gott aller Menschen sei!), kommt Englisch gar nicht in den Sinn.

So passiert es häufig, dass Englisch voller Staunen über die Wunder der katholischen Kirche berichtet - die Sinnspitze der Wunder aber verfehlt und deren kirchenpolitische oder heilsgeschichtliche Bedeutung schlicht nicht wahrnimmt.

Zudem finden sich viele Fehler, Fehlinterpretation und Spekulationen, die Englisch als Fakten darstellt. Dies scheint mir die zweite, größere Gefahr des Buches zu sein: Während der Leser über die Wundertätigkeit Gottes staunt, schüttelt er über die (falsch dargestellte) Kirche nur den Kopf. Dabei hätte ein Fachmann für Kirchenfragen durch einfache Recherche vieles vermeiden können:

S. 125: "Dagegen warnt die Glaubenskongregation von Kardinal Joseph Ratzinger sogar mehrfach vor einer Verehrung der angeblichen Marienerscheinungen von Medjgorje". Oder auf S. 132 "Die Kirche hatte das Erscheinen der Muttergottes in Medjugorje nicht anerkannt." - Die Marienerscheinungen in Medjugorje dauern noch an, deshalb ist eine Anerkennung nicht möglich. Eine Ablehung dagegen wäre schon möglich - ist aber noch nicht erfolgt. Allein diese Tatsache spricht schon für den Wallfahrtsort in der Herzegowina. Dass ein Besuch in Medjugorje "Ketzerei" gleichkommen soll, ist vollkommener Unsinn.

Zusammenfassend lässt sich das Buch als gelungene trivial-theologische Abhandlung bezeichnen. Wer einem lieben Menschen, der der katholischen Kirche und einer übernatürlichen Welt vollkommen ablehnend gegenübersteht, kein anderes Buch schmackhaft machen kann (und solche Menschen gibt es viele), der wird vermutlich mit diesem Buch einen ersten Zugang ermöglichen. Allerdings ist dann anschließend viel Zuspruch nötig, um die verworrene Sichtweise auf die Grundwahrheiten der katholischen Kirche ins rechte Lot zu rücken.

Nicht empfehlenswert... (abgesehen vom ersten und den letzten Kapiteln).

Gottes Spuren - die Wunder der katholischen Kirche, Andreas Englisch; C. Bertelsmann-Verlag München 2006; ISBN 3-570-008-55-3; 19,95 Euro; 384 Seiten.