Suche: 

Neue Site - empfehlenswert! Ein Ableger der Karl-Leisner-Jugend: aktueller, kürzer, frischer und moderner: www.gut-katholisch.de.

Buchempfehlungen Herbst 2008

Um Missverständnisse zu vermeiden: Hier werden nicht die besten Bücher aus den Neuerscheinungen 2008 empfohlen - obwohl die meisten Bücher tatsächlich erst dieses Jahr erschienen sind.
Vielmehr ist das Anliegen dieser Buchempfehlungen, Anregungen zu geben, gute Bücher über den eigenen hinaus zu finden oder vielleicht neu zu entdecken. Wie wär's im Winter dieses Jahres mal mit...

Father Elijah - Eine Apokalypse

Bereits 1908 schrieb Robert Hugh Benson eine erste katholische Apokalypse aus der Sicht seiner Zeit. 2001 schrieben Tim LaHaye und Eva Weyandt mit der Reihe "Finale" das evangelikale Gegenstück dazu - und brauchten dazu schließlich 12 Bände; ebenfalls im Jahre 2001 erschien in der englischen Originalausgabe "Father Elijah" von Michael D. O'Brian, das nun Gabriele Kuby - genau 100 Jahre nach Bensons genialem Werk - ins Deutsche übersetzt hat.

Besonders im Vergleich zu "Finale" wird deutlich, wo die eigentlichen Stärken von "Father Elijah" liegen. Es geht in diesem Buch nämlich nicht um eine actionreiche und buchstäbliche Übertragung der "Apokalypse des Johannes" in die reale Welt. Vielmehr spielt sich die Apokalypse im Inneren des Father Elijah ab - sein innerer Kampf ist der Kampf, der sich in der Endzeit in allen Menschen abspielt und damit die eigentliche Herausforderung der Endzeit.

Der Endzeit? Natürlich spielt der Roman in unserer Zeit, deren Tendenzen so verlängert werden, dass sie apokalyptische Züge bekommen. Aber O'Brian geht es nicht darum zu zeigen, dass unsere Welt in den letzten Zügen liegt, sondern um die Erkenntnis, dass jede Zeit Endzeit ist - auch und gerade die unsere! Seit 2000 Jahren tobt der letzte Kampf zwischen Gut und Böse - manchmal auf der Weltbühne - immer aber im Herzen eines jeden Menschen. Allein deshalb ist der Roman lesenswert!

Darüber hinaus besticht "Father Elijah" durch eine tiefe Reflexion über das Leid und die Theodizee, vor allem im Gespräch und in der Bekehrung des Grafen Smorske. Auch die theologischen Dispute mit dem Antichristen oder dessen kirchlichen Vertreters, des Kardinals Vettore, geschehen auf höchstem Niveau, ohne langweilig zu werden. O'Brian zeigt keine platten Pappkameraden als Gegner, sondern gesteht auch seinen dämonischen Antagonisten enorme Intelligenz und bestechende Argumente zu. Die Gefahr eines jeden apokalyptischen Romanes, zur Anklageschrift einer bestimmten theologischen Partei zu werden, wird so von vorneherein vermieden.

Der Roman endet überraschend und gewagt; so dass vielleicht der eine oder andere Leser verlegen den letzten Buchdeckel auf fehlende Seiten hin untersucht. Aber es liegt im genialen Konzept des Romanes, dass nach der inneren Klärung der Fronten kein wirkliches Interesse an den weiteren äußeren Fakten besteht. Am Ende des Buches sagt das zitierte Kapitel der "Offenbarung des Johannes" alles, was zu wissen nötig ist.

Ein kleiner Wehrmutstropfen besteht in den relativ häufig falsch gesetzten Anführungszeichen und Einrückungen, die gerade in längeren Dialogen störend und manchmal sogar irreführend (aufgrund der drucktechnischen Vertauschung der Gesprächspartner) sind. Für ein Hardcoverbuch in dieser Preislage ein schwerwiegender Faux-Pas.

Fazit: Kein Buch für oberflächliche Actionliebhaber! Aber, das wird jedem klar, der dieses Buch liest: Die eigentliche "Action", der eigentliche Kampf, tobt in der Seele. Und das ist spannender als jedes Schlachtengemälde!

Empfehlenswert!

Father Elijah - Eine Apokalypse, Michael D. O'Brian, fe-Medienverlag, Kisslegg 2008, 542 Seiten, ISBN-13: 978-3-9396-8432-9, 19,95 Euro.

Der Himmel über Hollywood - Was große Filme über den Menschen sagen

Jose García, der auch die Filmkritiken für unsere Homepage schreibt, hat sich bereits im letzten Jahr mit seinem "Filmführer" eine Empfehlung bei uns verdient. Während der Filmführer einen Überblick über die "besten Filme der letzten Jahre" bietet, weitet sich nun der "Himmel über Hollywood": Es sind nicht mehr nur die letzten Jahren, die García in den Blick nimmt; viel wichtiger ist jedoch, dass García nun auch tiefer blickt: Er fragt nach dem Menschen in den Filmen und hinter den Filmen.

Dabei ist ein Buch herausgekommen, das weder in reines Nachschlagwerk ist (trotz seiner Fülle an Filmen und Menschen), noch eine geschlossene Abhandlung (aufgrund der Kürze der zahlreichen Kapitel). "Der Himmel über Hollywood" ist vielmehr ein Lese-Buch im besten Sinne des Wortes und damit eine unterhaltsame Ergänzung und Vertiefung zum Schau-Medium Kino. Natürlich findet der eingefleischte Cineast besonders viel Freude an den zahlreichen Hintergründen und Querverbindungen; aber auch der Neuling im Kinosaal, der nur eben einen Film nachschlagen wollte oder das Buch aus purer Neugier irgendwo aufschlägt, findet sich unvermittelt 20 oder 30 Seiten weiter - und wird das Gefühl nicht los, nunmehr ein Insider zu sein.

Allerdings gibt es auch hier einen Wehrmutstropfen: Netterweise wurde das Buch mit zahlreichen farbigen Hochglanzbildern ausgestattet - deren Qualität allerdings so stark zu wünschen übrig lässt, dass sie genauso gut auch hätten wegbleiben dürfen. Auch die oft nichtssagende Motivauswahl der Filmbilder enttäuscht ... schade.

Dennoch lautet das Fazit: Lesenswert!

Der Himmel über Hollywood - Was große Filme über den Menschen sagen, Jose García, Sankt Ulrich Verlag, Augsburg 2008, ISBN-10: 3867440697, ISBN-13: 978-3867440691, 204 Seiten, 19,90 Euro.

Mohammed - Eine Biographie

Eine Biographie über Mohammed zu schreiben, ist ein heikles Unterfangen - nach den Übergriffen im Zusammenhang mit dem Karikaturenstreit dürften viele politisch verantwortlich denkende Historiker davon Abstand nehmen.

Hans Jansen, Professor für islamisches Denken in der Gegenwart an der Universität Utrecht, hat es gewagt - und herausgekommen ist ein äußerst gewissenhaftes und informatives Buch, das vor allem mit einer großen Schwierigkeit bravourös umgeht: Der Frage nach der historischen Zuverlässigkeit der biographischen Berichte. Denn über Mohammeds Leben gibt es im Grunde nur eine einzige Quelle, die des Ibn Ishaq aus dem 9. Jahrhundert. Und selbst diese ist historisch immer wieder kritisch zu hinterfragen.

Damit rührt Jansen an ein grundsätzliches Problem historisch-kritischer Anfragen an religiös motivierte Geschichtstexte: Darf man Wunderberichte und mirakulöse Legenden ignorieren, weil der moderne Mensch sie nicht glauben kann? Darf man deshalb diesen Texten jede Glaubwürdigkeit absprechen? Oder sollte man alles glauben, was nicht widerlegbar ist? - Dem Rezensenten fällt es natürlich schwer, die Arbeit Jansens aus eigener Anschauung auf ihre Stichhaltigkeit zu überprüfen. Aber die "goldene Regel" (Was Du nicht willst, dass man Dir tu...) ist in diesem Fall sehr erhellend: Angenommen, Jansen würde mit seiner Art, die Historizität der Mohammed-Erzählungen zu hinterfragen, an die christlichen Evangelien und Heiligengeschichten herangehen - wir könnten sehr zufrieden sein.

Dabei macht Jansen keinen Hehl daraus, dass er im Grunde einer jeden Religion - also auch der christlichen - skeptisch bis ablehnend gegenüber steht. Aber ersten bewahrt diese Distanz Jansen davor, in den Verdacht zu geraten, seine Kritik sei religiös inspiriert. Und zweitens wird sein Buch durch die gelegentlich aufblitzenden humoristischen Spitzen leichter lesbarer und unterhaltsamer.

Vor allem brilliert Jansen als Historiker: Es gelingt ihm durch seine religiöse Distanz, im höchsten Maße unvoreingenommen die Wirklichkeit des Propheten Mohammed zu beleuchten; er billigt allen Quellen ein Maximum an Zuverlässigkeit zu, entlarvt eindeutige Verfälschungen und hat auch den Mut, unsichere Quellenlagen als "nicht-entscheidbar" stehen zu lassen. Er schafft es immer wieder, die modernen Vorbehalte zwar zu bennenen (z.B. beim Verhältnis Mohammeds zu den Juden, seiner Heirat mit der 7-jährigen Aischa und der Begegnung mit den Christen), sich aber von vorschnellen Wertungen frei zu machen und einen Blick aus der Geschichte heraus zu wagen.

Fazit: Für jeden Leser - auch, wenn er nur hier oder dort ein wenig stöbern würde - ein großer Gewinn und ein wichtiger Schritt zum gegenseitigen Verständnis der Religionen.

Mohammed - Eine Biographie, Hans Jansen, Verlag Beck, ISBN-10: 3406568580, ISBN-13: 978-3406568589, 491 Seiten, 24,90 Euro.

Der Anfang von allem

Dieses Buch ist kein Roman, kein "Schmöker" - sondern eine kleine, zarte Erzählung - die tief blicken lässt. Ein wunderbare Fantasie über die ersten Tage im Paradies - in Freundschaft und Vertrautheit mit Gott, dem Herrn des Gartens; aber eine noch einfühlsamere Schau in die Seele des aus dem Paradies vertriebenen Menschen.

Jutta Richter wagt mit diesem kleinen Büchlein natürlich einen Blick in das Unverstehbare. Es bleibt letztlich ein Geheimnis der Liebe Gottes, warum er diese Welt erschaffen und dem Menschen die Freiheit geschenkt hat, den Herrn zu lieben und sich dieser Liebe auch zu entziehen. Noch größer als ein Blick in die Gedanken Gottes ist allerdings ist der Versuch, das Geheimnis des Bösen zu ergründen: Warum hat Adam gesündigt - warum Eva - warum Kain?
Jutta Richter entzaubert diese Geheimnisse nicht. Der Gedanke zum Beispiel, Gott habe die Welt erschaffen, um seine Einsamkeit zu überwinden, kann theologischen Betrachtungen zwar nicht standhalten; aber Jutta Richter geht es nicht um Theologie, sondern um den Menschen - und zwar den heutigen Menschen, der sich in Adam, in Eva und Kain wiederfindet. Vor allem die Fragen Adams, die er in der Nacht an Gott richtet, sind auch die Fragen des heutigen Menschen.

Schließlich läuft alles auf die eine Erkenntnis hinaus: So wie Adam sind auch wir - gerade aus dem Paradies entlassen; noch mit der Erinnerung an die dortige Schönheit vertraut, und doch schon abgründig böse. So wie Adam sind auch wir - voller Sehnsucht, zwiespältig, im Gespräch mit Gott frustriert. Aber: So wie Adam sind auch wir - von Gott behütet auch in der widrigen Welt; von Gott besucht, wenn wir nach ihm rufen; vom Glück umgeben, wenn wir nur auf den wahren Adam in uns hören.

Fazit: Ein wunderbares kleines Büchlein, dass die Sehnsucht nach dem Paradies wach hält und zeigt, dass alles ganz einfach sein kann. Und dass Gott (und damit unser Glück) niemals weiter weg ist als ein Gebet.

Der Anfang von allem, Jutta Richter, Hanser Belletristik, 112 Seiten, ISBN-10: 3446230963, ISBN-13: 978-3446230965, 12,90 Euro.

Der Papst, der Hitler trotzte: Die Wahrheit über Pius XII.

Es ist mir schon fast peinlich, ein jedes Buch, das Michael Hesemann auf den Markt bringt, zu empfehlen. Nein - ich bekomme keine Bestechungsgelder. Und nein: Wir sind auch nicht verwandt oder verschwägert. Michael Hesemann schreibt einfach gute Bücher zu brisanten Themen.

Klar: Ich habe sein neues Buch noch gar nicht gelesen, es erscheint ja erst in wenigen Tagen. Darum lest einfach selbst:

Der Papst, der Hitler trotzte: Die Wahrheit über Pius XII., Michael Hesemann, Sankt Ulrich Verlag, Augsburg 2008, 208 Seiten, ISBN-10: 3867440646, ISBN-13: 978-3867440646, 19,90 Euro.

Buchkritik: Richard David Precht - Wer bin ich, und wenn ja, wie viele?

Mit einem Buch über Philosophie als Kerkeling-Nachfolger hatte wohl kaum einer gerechnet. Doch Richard David Precht schuf mit seinem Werk "Wer bin ich? Und wenn ja - wie viele?" ein gut lesbares Portal zur Philosophie - ähnlich den "Portal-Seiten" im Internet. Entlang den drei großen philosophischen Fragen Kants "Was können wir wissen? Was sollen wir tun? Was dürfen wir hoffen?" (Die letzte Frage: "Was ist der Mensch?" sieht Precht in den ersten drei Fragen eingeschlossen) geht Precht die Philosophie nicht aus der historischen Sicht an (wie noch Jostein Gaardner in "Sofies Welt"), sondern verschafft sich einen guten Überblick über die heute anstehenden bzw. immer noch aktuellen Fragen.

Dabei kündet Precht im Vorwort an, endlich aus dem philosophischem Elfenbeinturm auszubrechen und die Philosophie mit den anderen Wissenschaften in Verbindung zu setzen - zum Beispiel mit der modernen Hirnforschung. Zum Beispiel...? Das lässt vermuten, dass er auch die Bögen zu anderen Wissenschaften sucht. Genau das tut Precht aber nicht.

Im Gegenteil: Precht geht vom philosophischen Elfenbeinturm schnurstracks in den nächsten Turm der Hirnforschung, der vermutlich weniger aus Elfenbein ist, zudem noch nicht einmal ein fertiger Turm, sondern eher ein Rohbau ohne Fundament. Dennoch misst Precht alle Erkenntnisse der Philosophie immer nur an dieser einen Messlatte: Der Hirnforschung. Mag es die Erkenntnis, die Moral oder Gott sein - am Ende eines jeden Kapitels befragt Precht immer nur die Hirnforschung. Nicht die Quantentheorie, nicht die Relativitätstheorie, nicht die Suche nach der "Großen Vereinheitlichung". Immer nur die Hirnforschung.

Das wäre ja dennoch ein ganz interessanter Ansatz, wenn Precht die Hirnforschung selber philosophisch hinterfragen würde. Ist das Gehirn Produzent von Erkenntnis und Gefühlen - oder nur ein Werkzeug der Seele? Ist das "Ich" ein Produkt der Neuronen oder sind die Neuronenströme Produkt eines überzeitlichen, nicht-materiellen Geistes? Was ist Geist - im Gegensatz zum Gehirn?
Aber diese Fragen beantwortet Precht nicht. Nein - er stellt sich diese Fragen noch nicht einmal! Er geht weder dem Seele-Leib-Dualismus nach, erwähnt noch nicht einmal das Konzept der "anima forma corporis", noch befragt er die Hirnforschung auf deren materialistische oder theologische oder epistemologische Konzeption. Das ist mehr als ein Manko. Das ist eine Bankrott-Erklärung.

Demnach kann Precht zwar einen Überblick über die Fragen geben, die sich ein materialistischer Hirnforscher zur Zeit stellt. Ob das aber ausreicht, sich als Einsteiger-Philosoph zu gebärden, ist zweifelhaft.

Besonders peinlich ist für einen Philosophen die Antwort "Das muss jeder selber für sich entscheiden!" - solche Antworten sind gerade die Verweigerung jeder philosophischen Betätigung. Interessant, dass Precht genau diese Antwort für abschließend hält, wenn es um die Frage nach Gott und dem Essen von Tieren geht. Es scheint, als wenn der Autor weder den Vegetariern noch den Glaubenden eine seiner Antworten zumuten wollte.

Allerdings soll auch Gutes erwähnt werden: Wirklich beeindruckend und auch überzeugend ist Prechts kurze moral-theologische Stellungnahme: Werte lassen sich nicht rational herleiten, sondern werden intuitiv erkannt; ebenfalls überzeugend ist seine Kritik am Präferenz-Utilitarismus; auch seine Überlegungen zum Glück und Glücklichsein sind stellenweise erhellend und schlicht wahr... allerdings immer nur, bis Precht deren tieferen Gründe in Hormonen, Glückstoffen und Hirnaktivitäten findet.

Fazit: Precht bleibt weit hinter seinem eigenen Anspruch zurück, die Philosophie auf den modernen Stand zu bringen. Das gelingt ihm weder in Hinblick auf die philosophischen Fragen noch im Hinblick auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft. Ausgerechnet die Hirnforschung, die zur Zeit überhaupt nicht weiß, was sie glauben soll, erwählt er zum Sieb, um Wahrheit von Spekulation zu trennen. Precht dreht sich im Kreis: Die Hirnforschung wird zum Kriterium für die Wahrheit in der Philosophie, dabei bleibt das philosophische Fundament der Hirnforschung dunkel und unklar - bzw. entpuppt sich als materialistisch: Precht sortiert dann aufgrund einer philosophischen Vorentscheidung alles aus, was dazu nicht passt. Gegenteilige Meinung werden ignoriert (!). So scheint es, als wenn Precht nur das zu Fischen erklärt, was seine Netze fangen. Und das ist nicht allzuviel.

Prädikat: Nicht lesenswert.

Wer bin ich? Und wenn ja - Wieviele?, Richard David Precht, Verlag Goldmann HC, September 2007, 397 Seiten, ISBN-10: 3442311438, ISBN-13: 978-3442311439, 14,95 Euro.