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Erläuterung zur evangelikalen Kritik an der Katholischen Kirche

Gut, dass ich hier die Möglichkeit zu einem Vorwort habe. Denn in der folgenden Katechese liegt die Gefahr eines großen Missverständnisses: Wenn ich dort den katholischen Glauben verteidige, heißt das nicht, dass ich zum Gegenangriff auf andere Konfessionen übergehe.
In einer guten Ökumene teilen sich verschiedene Konfessionen gegenseitig von ihren Glaubensschätzen mit und praktizieren das, was sie gemeinsam haben. So will ich dem missionarischen Eifer zahlreicher freikirchlichen Gruppen, Brüdergemeinden, evangelikalen und fundamentalistischen Bewegungen die grundlegende Berechtigung auch nicht absprechen. Mission ist schließlich ein Auftrag Jesu.
Gottseidank löst die Mission dieser Gruppen - in Deutschland stark vertreten durch den CLV Verlag in Bielefeld - bei den Katholiken Nachdenken und Nachfragen aus. Wie steht es um die biblische Begründbarkeit unseres katholischen Glaubens? Erlösen wir Katholiken uns selbst? Ist das Christentum eine Religion? In welchem Verhältnis steht die Katholische Kirche zur Erlösungstat Christi am Kreuz?

Ziel dieser Katechese ist es, eine Antwort zu versuchen; unseren Glauben zu erläutern. Diese Katechese hat nicht das Ziel, freikirchliche Gemeinden und deren Vertreter anzugreifen, sondern ihren Anfragen aus der Perspektive der katholischen Kirche und ihrer Glaubensaussagen zu begegnen.

 

 

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Diese Katechese ist auch als gedrucktes Heft (Nr. 042) erhältlich: Kostenlose Bestellung

Erlöst durch - Gnade? - Werke? - Übernahme-Gebet?

Alle Christen sind sich einig: Nur dadurch, dass Jesus uns erlöst - weil er für uns am Kreuz gestorben ist - kommen wir zu Gott ("in den Himmel").

Nun ist es aber nicht so, dass dadurch, dass Jesus für uns am Kreuz gestorben ist, die Welt plötzlich frei von Sünden, Schuld und Leid geworden ist. Offensichtlich sind durch die Erlösung Jesu Christi am Kreuz nicht automatisch alle Menschen zu Heiligen geworden.

Zunächst erklärten sich die Menschen das anhaltende Leid dadurch, dass die Menschen frei sind, die Erlösung anzunehmen - einige tun das, andere nicht (das wusste man spätestens seit Judas). Deshalb beeilten sich auch alle Apostel und Jünger, den Menschen diese Entscheidung zu ermöglichen, in dem sie sich in die Weltmission stürzten.

Sie erkannten allerdings ziemlich schnell, dass die Entscheidung nicht nur einmal getroffen werden musste, sondern die Umkehr auch verinnerlicht und erprobt werden muss. "Mitwirkung mit der Gnade" nannten das wenig später die Theologen.

Petrus machte die Erfahrung, dass frisch bekehrte Christen wieder zurückfielen in ihre alte Lebensweise, weil die einmal getroffene Entscheidung nicht lange anhielt (und kleidet sie in ziemlich drastische Worte): "Sie waren dem Schmutz der Welt entronnen, weil sie den Herrn und Retter Jesus Christus erkannt hatten; wenn sie sich aber von neuem davon fangen und überwältigen lassen, dann steht es mit ihnen am Ende schlimmer als vorher. Es wäre besser für sie, den Weg der Gerechtigkeit gar nicht erkannt zu haben, als ihn erkannt zu haben und sich danach wieder von dem heiligen Gebot abzuwenden, das ihnen überliefert worden ist.
Auf sie trifft das wahre Sprichwort zu: Der Hund kehrt zurück zu dem, was er erbrochen hat, und: Die gewaschene Sau wälzt sich wieder im Dreck. (2 Petr 2,20-22)

1.500 Jahre später glaubte eine Gruppe von Menschen, die Tatsache, dass man sich die Erlösung aneignen muss und mit ihr mitwirken soll, sei nicht biblisch (weil in der Bibel immer nur vom Glauben die Rede war - und nicht von Werken). Die von der Bibel verworfenen Werke wurden mit der Aneignung und Mitwirkung der Erlösung identifiziert - aus Sicht der katholischen Kirche ein Fehler.
Diese Gruppe von Menschen (auch Reformatoren genannt) glaubten, dass der Mensch so schlecht ist, dass er zu seiner Erlösung nichts beitragen kann. Allein Gott erlöst und Gott wendet das Heil zu - der Mensch bleibt absolut passiv.

Fein - damit brauchte man den ganzen kirchlichen Kram nicht - keine Kirche, kein Priester, kein Sakrament und keine Fürsprache der Heiligen - vor allem keine Opfer. Allerdings tauchte dann wieder das Problem auf, warum denn nicht alle Menschen Heilige sind?

Diesmal kam man auf andere Antworten, damit der alte "Irrweg" der katholischen Kirche, auf die freie Annahme und Mitwirkung des Menschen zu setzen, nicht wieder in die Tüte kommt.

Eine der Antworten ist: Gott hat die Erlösungsgnade Jesu eben nur auf eine auserwählte Schar von Menschen angewendet. Auf andere nicht - daher immer noch das Leid in der Welt. Schon vor der Geburt jedes Menschen hat Gott sich (anstelle des Menschen) entschieden, ob der Mensch einmal im Himmel oder in der Hölle landet. Der Mensch braucht nur noch festzustellen, was Gott für ihn bereitet hat. (Diese Lehre nennt man Prädestinationslehre).

Eine andere Antwort ist die, dass es zwar nicht auf die Mitwirkung der Gnade ankommen kann - das war für die Reformatoren ein rotes Tuch. Aber eine Entscheidung muss der Mensch selber treffen - und das tun eben nicht alle. Und hier sind wir bei den Evangelikalen.

Das Grundproblem: Die Ablehnung der Religion

Mit dem Begriff »Evangelikale« sind zumeist die vielen Freikirchler gemeint, aber auch Baptisten, Mennoniten, Methodisten, Siebenten-Tags-Adventisten, die Heilsarmee, Brüdergemeinden und Fundamentalisten - auch die Vineyard-Bewegung, die Anskar-Kirche und andere Pfingstler gehören wohl dazu. Allen evangelikalen Gruppen gemeinsam ist ihre Grundoption (die zweite der oben erwähnten Antworten): Sie lehnen zwar die Prädestination ab und predigen eine freie Annahme der Erlösungsgnade. Aber eben nicht vermittelt durch die Religion - und vor allem nicht durch eine Mitwirkung des Menschen.

So steht es z.B. in der "Roadmap to heaven" aus dem CLV-Verlag: (Ein Auszug aus Werner Gitt’s "Fragen")

Das Wesen der Religionen: (...) In eigenem Denken und Wollen haben alle Völker die Rückbindung an Gott gesucht und entwickelten dabei die unterschiedlichsten Religionen. Das Wort Religion stammt von dem lateinischen religio (=Gewissenhaftigkeit, Gottesfurcht), das sich wohl von dem Verb religiare (=an-, zurückbinden) herleitet. Diese Anbindung wird im Wesentlichen durch zwei alle Religionen kennzeichnende Charakteristika versucht: durch mancherlei menschlich ersonnene Vorschriften (z.B. Opferriten) und durch für wichtig erachtete Gegenstände (z.B. Buddhafiguren, Gebetsmühlen, die Kaaba in Mekka).
Als Religion bezeichnen wir im Folgenden alle menschliche Anstrengungen, zu Gott zu kommen. Beim Evangelium hingegen ist es umgekehrt: Gott selbst handelt und kommt auf den Menschen zu. In Konsequenz dazu bezeichnen wir den biblischen Weg nicht als Religion.

(...)

Keine Religion rettet, auch nicht die christliche, wenn sie sich als Religion gebärdet. Es gibt nur einen Gott, nämlich den, der Himmel und Erde gemacht hat. Nur die Bibel berichtet von diesem Gott. Nur er kann uns darum verbindlich sagen, was zu unserer Rettung dient.

Auch wenn wir Katholiken diese Definition des Wortes Religion nicht übernommen haben (wir sprechen bei den Bemühungen des Menschen, zu Gott zu finden, von "natürlichen Religionen" oder "heidnischen Religionen", bei der Bewegung Gottes auf den Menschen zu von "Offenbarungsreligionen") - inhaltlich stimmen wir mit dieser Bestandsaufnahme überein. Alles andere wäre Wortklauberei.

Aber in der Roadmap to heaven geht es weiter:

Im Kreuzestod Jesu hat Gott unsere Sünde gerichtet, so dass uns nun allein die persönliche Hinwendung zu Jesus Christus und die Übergabe unseres Lebens an ihn rettet.

Wenn es heißt, dass uns nur die persönliche Hingabe und Übergabe unseres Lebens rettet, bezieht der Schreiber klare Position: Es ist also doch wieder ein menschliches Tun (nämlich ein Übergabe-Gebet sprechen, die Erlösung in Glauben in Empfang nehmen, Buße tun, die Sünden bekennen, sich Gott anvertrauen oder schlicht Vertrauen). Es ist das Tun des Menschen, das - nachdem Gott das Entscheidende getan hat - die Erlösung für den jeweils einzelnen Menschen wirksam macht.

Die katholische Kirche hat damit keine Schwierigkeiten. Sie hält es mit Augustinus, der sagt: "Gott, der Dich ohne Dich zu fragen erschaffen hat, will Dich nicht ohne Dein Zutun erlösen."
Während die katholische Kirche also daran festhält, dass der Grund unserer Erlösung allein das Werk Gottes ist, erklärt sie, dass die Annahme der Erlösung und das Festhalten daran eine "Mitwirkung mit der Gnade" ist, an der der Mensch beteiligt ist.

Eigentlich sagen das Gleiche auch die Autoren im CLV-Verlag - nur legen sie großen Wert darauf, dass die Mitwirkung nicht so aussehen darf wie in der katholischen Kirche, sondern nur in der Form zu geschehen hat, wie sie selbst es meinen. Letztendlich halten sie aber gegen die reformatorischen Prinzipien an einer Mitwirkung fest - auch, wenn sie immer wieder das Gegenteil behaupten. Sie stehen somit der katholischen Kirche deutlich näher als die anderen kirchlichen Gemeinschaften der Reformation.

Glauben und Werke - aber keine Religion

"Mit Jesus Christus hat jede Religion ein Ende" - sagen die Leute vom CLV: Seit seiner Menschwerdung ist Gott allen Menschen gleich unmittelbar. Gott spricht und berührt jeden Menschen direkt - es braucht keine Vermittlung mehr und keine Rituale. Gott ist dem Herzen der Menschen nahe, die sich ihm öffnen - alles andere lenkt ab und ist Menschenwerk.

Entscheidung zum Glauben? Darauf antworten die Evangelikalen Ja. Vertrauen? Ja. Liebe zu Gott? Ja. Aber immer nur ein Ja, das jede Vermittlung durch Religion ablehnt.

Aus katholischer Sicht ist das eben nur die halbe Wahrheit. Denn der Mensch ist ein Wesen aus Leib, Geist und Seele und deshalb auf allen Ebenen ansprechbar - und Gott wählt auch alle Wege. Öffnet sich der Mensch für Gott, so ist das ein ganzheitlicher Akt - der Mensch tut das mit seinem Herzen, aber auch mit seinem Geist und seinem Leib. Während die katholische Kirche die evangelikale Sicht nicht ablehnt, sondern befürwortet und ergänzt, bestehen die Evangelikalen darauf, dass jede leibliche Konsequenz (zum Beispiel das Halten der Zehn Gebote und der Empfang der Sakramente) in den Augen Gottes ein Gräuel ist. Schade eigentlich - gerade die Glaubensintensität der Freikirchen, die Wertschätzung der persönlichen Glaubensentscheidung und der persönlichen Gottesbeziehung ist der katholischen Kirche sehr sympathisch und hat viel gemeinsam mit neuen geistlichen Bewegungen in der katholischen Kirche.

Vielleicht reagieren bestimmte evangelikale Kreise (eben nicht alle) besonders allergisch auf die katholische Kirche, weil wir uns im Grunde sehr nahestehen.

Ein Parade-Beispiel zur Illustration: Die Messe
Wiederholung des Opfers Jesu?

Im Film "Die katholische Kirche - Ein Fels im Wandel der Zeiten" wird die katholische Auffassung der Messfeier zunächst korrekt dargestellt: Es handelt sich um ein "Vergegenwärtigen" des einen Opfers Jesu. Unser Heil hängt davon ab, ob wir die Frucht des Opfers Jesu auch annehmen (da sind wir mit den Freikirchlern einer Meinung). Für die Freikirchen geschieht das durch ein "Annahme-Gebet" oder ein Gebet der "Übergabe". Für die katholische Kirche geschieht das in der Taufe und in jeder Eucharistiefeier. Auf dem Altar wird das Opfer Christi gegenwärtig - und durch die gläubige Mitfeier und durch den Empfang des Leibes und Blutes Jesu (Kommunion) nehmen wir die Erlösung Jesu als unser eigen an.

Aber wenige Minuten später behauptet der o.g. Film, die katholische Kirche würde dieses Opfer "wiederholen" - immer und immer wieder, sie würde neu opfern und durch ihre eigene Vollmacht Erlösung schaffen. - Das ist schlichtweg falsch. Einen solchen Glauben hat die katholische Kirche immer abgelehnt und in ihren Reihen nie geduldet.

Im Buch "Roadmap to heaven" des CLV-Verlages heißt es: "Jeder von uns muss sich entscheiden, wie er Christus verehrt... Wenn wir hoffen, durch einen lebenslangen Prozess von Sakramenten, Gehorsam und guten Werken in den Himmel zu kommen, dann werden wir wahrscheinlich das Bedürfnis nach einem andauernden Opfer während der Messe haben. Wenn wir hingegen auf den Kreuzestod Christi vertrauen als einem vollkommenen und ausreichenden Opfer für unsere Sünden, werden wir Sein vollendetes Werk preisen wollen." - Wir Katholiken glauben BEIDES: Gerettet werden wir durch das einzige wahre Opfer, den Kreuzestod Jesu. Die Aneignung dieser unverdienbaren Gnade jedoch geschieht durch die Feier des Abendmahles und dem Empfang der Kommunion.

Tatsächlich gibt es nur das eine Opfer Jesu. Und nur aus diesem Opfer heraus werden wir gerettet - weder die eigene Leistung, noch ein eigener Verdienst kann das vollbringen. Wir sind mit den Freikirchlern vollkommen einer Meinung, dass es keinen anderen Mittler gibt zwischen Gott und Menschen, keinen anderen Erlöser und kein anderes Opfer, das uns rettet.
Wir werden also nicht durch die Feier der Eucharistie gerettet - sondern durch das Kreuzesopfer Jesu und seine Auferstehung. In der Messfeier geschieht nichts anderes, als die Vergegenwärtigung und die persönliche Annahme dieses Opfers.

Wenn wir durch eine Spritze ein lebensrettendes Medikament erhalten, so werden wir auch nicht durch die Spritze gerettet - sie ist nur der Weg, auf dem wir das Medikament in unseren Körper aufnehmen. Nicht die Spritze rettet uns - sondern das, was die Spritze uns injiziert.
Die Messfeier ist eine solche Spritze. Das Heil kommt vom Kreuz.; injiziert in unsere Seele wird es durch das gewandelte Brot, den Leib Christi.
Brot und Wein - Leib und Blut Christi

Während die Evangelikalen die Bibel nahezu wörtlich nehmen, leugnen sie die Wandlung von Brot und Wein in der Messfeier. "Tut dies zu meinem Gedächtnis" verstehen sie als Überschrift über das Abendmahlsgeschehen: Es handelt sich eben um eine Gedächtnisfeier. Klar - sie lehnen ja jede Religion und damit jede Heilsvermittlung und jedes Sakrament ab.

Aus dieser Ablehnung des sakramentalen Geschehens (weil dort Priester, Menschen und Gegenstände wie Brot und Wein an der Vermittlung der Erlösung mitwirken) wird jedoch auch manchmal ein Vorwurf an die katholische Kirche konstruiert: Es gäbe keinen Hinweis in der Bibel, der darauf hindeutet, dass Jesus wirklich Brot und Wein verwandeln wollte.

Einmal angenommen, Jesus hätte wirklich das Brot und den Wein wandeln wollen - was hätte er sagen können, um uns davon zu überzeugen?

Vielleicht hätte er gesagt: "Ich bin das Brot des Lebens. Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben. So aber ist es mit dem Brot, das vom Himmel herabkommt: Wenn jemand davon isst, wird er nicht sterben. Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, für das Leben der Welt."

Vielleicht würden die Evangelikalen fragen: "Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben? Reicht es nicht, wenn wir, um zum Leben zu kommen, nicht unser Annahme-Gebet sprechen? Ist die nicht persönliche Annahme der Erlösung wichtiger als der Emnpfang eines Sakramentes?"

Nun, Jesus könnte darauf antworten: "Amen, amen, das sage ich euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag."

"Ja", würden die Evangelikalen vielleicht sagen, "aber das ist doch nur ein Symbol!"

Darauf könnte Jesus, wenn er es nicht als Symbol verstanden haben möchte, antworten: "Mein Fleisch ist wirklich eine Speise, und mein Blut ist wirklich ein Trank. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir, und ich bleibe in ihm." Und, um noch einmal die Bedeutung der Kommunion zu bekräftigen, könnte er hinzufügen: "Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und wie ich durch den Vater lebe, so wird jeder, der mich isst, durch mich leben. Wer aber dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit."

Paulus bestätigt, dass die frühe christliche Gemeinde die Worte Jesu in diesem Sinne aufgefasst hat: »Wer daher unwürdig dieses Brot isst oder unwürdig aus dem Kelch des Herrn trinkt, der wird schuldig am Leibe und Blute des Herrn. Es soll sich daher der Mensch prüfen, und dann erst esse er von diesem Brote und trinke er aus diesem Kelche. Denn er isst und trinkt sich selbst das Gericht, wenn er den Leib (des Herrn) nicht unterscheidet (von gewöhnlicher Speise).« (1Kor 11,27-29).

Wohlgemerkt: Mögen unsere Mitchristen in der Reformation die Worte Jesu anders verstehen. Wenn allerdings der Vorwurf laut wird, die katholische Kirche verkünde eine Wandlung von Brot und Wein, obwohl Jesus davon nichts (!) gesagt habe, der möge einfach mal unvoreingenommen in die Bibel schauen: Während unsere Mitbrüder in den Freikirchen das, was Jesus gesagt hat, als ein Gleichnis (oder Metapher) verstehen und betonen, dass das Wort "Wandlung" hier nun einmal nicht vorkommt, beharrt die katholische Kirche, die im Rufe steht, relativ freizügig mit dem Wort Gottes umzugehen, hier auf den Wortsinn. Es geht also lediglich darum, die richtige Interpretation der Worte Jesu zu finden.

Priester

Um deutlich zu machen, dass das Heil von Gott unverdient geschenkt wird und von uns nur angenommen, hat die Kirche am Priestertum festgehalten: Nicht der Gläubige selbst erlöst sich (bzw. nimmt die Erlösung an) durch Übergabe-Gebet, Reue und Buße und Umkehr; sondern die Erlösung wird dem Gläubigen gereicht - im Sakrament durch den Priester.

Dabei wird der katholischen Kirche oft vorgeworfen, sie würde sich nicht mehr durch das Kreuzesopfer Jesu und SEINEM Wirken erlösen lassen, sondern durch das Tun des Priesters. Immerhin steht es so ja auch im Hebräerbrief (z.B. Hebr 7, 25-28): "Darum kann er auch die, die durch ihn vor Gott hintreten, für immer retten; denn er lebt allezeit, um für sie einzutreten. Ein solcher Hoherpriester war für uns in der Tat notwendig: einer, der heilig ist, unschuldig, makellos, abgesondert von den Sündern und erhöht über die Himmel; einer, der es nicht Tag für Tag nötig hat, wie die Hohenpriester zuerst für die eigenen Sünden Opfer darzubringen und dann für die des Volkes; denn das hat er ein für allemal getan, als er sich selbst dargebracht hat. Das Gesetz nämlich macht Menschen zu Hohenpriestern, die der Schwachheit unterworfen sind; das Wort des Eides aber, der später als das Gesetz kam, setzt den Sohn ein, der auf ewig vollendet ist."

Die Lehre der Kirche sieht Jesus aber weiterhin als den einzigen Mittler aller Gnaden an: Deshalb wirkt auch nicht der Priester das Heil der Menschen; auch nicht die Rituale retten ihn - und schon gar nicht das Messbuch. Sondern Jesus rettet allein - und er bedient sich des Priesterdienstes zur Realisierung des Heils.

Es tritt also kein weiterer Mittler neben Christus, sondern Christus selbst rettet, vergibt die Sünden und schenkt neues Leben, indem er im priesterlichen Dienst und Sakrament wirkt.

Gerechtfertigt durch Glauben - und nicht durch Sakramente, Gebote und Liebe

In der "Roadmap to heaven" heißt es:

"Gott gab dem Volk Israel die Zehn Gebote am Berg Sinai und sprach zu ihnen durch Mose. Als Jesus 1400 Jahre später zu ihnen kam, hatten sie sich von der Wahrheit abgewendet... Leider hat die katholische Kirche den gleichen Fehler begangen. Indem sie den Traditionen von Menschen gefolgt ist, hat sie sich von dem wahren christlichen Glauben abgewendet und das Wort Gottes ignoriert. Die römisch-katholische Kirche lehrt nicht länger die Errettung aus Gnaden allein durch den Glauben an Christus, wie es in der Heiligen Schrift gefunden wird. Sie verkündet nicht mehr die Botschaft Jesu: "Tut Buße und glaubt an das Evangelium!""

Selbstverständlich predigen wir den Doppelschritt "Tut Buße und glaubt an das Evangelium" Die Lehre der Kirche ist die Einheit von Glauben und Tun. Im Glauben vertrauen wir auf Gottes Erlösung und Gnade, um Tun nehmen wir sie an und machen sie uns zu eigen.

"Heute lehrt die katholische Kirche, dass der Himmel eine Belohnung ist, die durch das Ausüben von guten Taten mit der Hilfe Gottes verdient werden kann"

Selbstverständlich kann keiner sich die Gnade, den Himmel oder Gott selbst verdienen. Die Heiligmachende Gnade ist immer unverdient, Geschenk und freie Tat Gottes - es gibt kein Recht darauf. Wenn die Roadmap abschließend feststellt: "Das ewige Leben ist nach der Bibel keine verdiente Belohnung, sondern die Gabe Gottes (Röm 6,23)" - so stimmen wir Katholiken darin vollkommen überein.

Wenn wir uns mit den Evangelikalen so sehr einig sind - warum unterstellen sie uns dann einen anderen Glauben?

Weil wir Katholiken beschreiben, wie die Gnade angenommen wird: "Durch die Taufe, den Glauben an Gott, Mitglied der Kirche sein, Gott zu lieben, den Nächsten zu lieben... usw." Genau diese Aufzählung findet sich in der "Roadmap" - angeblich als Zehn-Punkte-Programm der Katholiken, sich die Gnade zu verdienen.
Die Evangelikalen dagegen halten die Gnade Gottes unabhängig von jeder Religion wirksam - und lehnen, wie gehabt, jede menschliche Mitwirkung ab. Sogar laut "Roadmap" die Liebe zu Gott, die ja ebenfalls ein menschliches Tun und Werk ist.

Die zehn Gebote

Von evangelikaler Seite wird immer wieder behauptet, die katholische Kirche habe die zehn Gebote verändert. Um ihre eigene Bilderfrömmigkeit zu rechtfertigen, habe die katholische Kirche das vierte Gebot "Du sollst Dir kein Bildnis machen" gestrichen - und, damit es dann wieder Zehn Gebote sind (und es niemanden auffällt), habe sie dann das Zehnte Gebot in zwei Teile aufgespalten ("Du sollst nicht Begehren Deines Nächsten Frau" und "Du sollst nicht Begehren Deines Nächsten Hab und Gut".)

Wohl kaum ein Vorwurf an die katholische Kirche ist so haltlos und falsch konstruiert wie dieser:

  • In der Bibel gibt es keine Zählung der Gebote; von einer Verfälschung der biblischen Zählweise kann also gar keine Rede sein.

  • Tatsächlich ist die heutige katholische Nummerierung die ältere. Bis zu Reformation (ca. 1500 n. Chr.) wurden die Gebote so gezählt, wie es in der katholischen und evangelischen Kirche bis heute üblich ist. Erst einige Reformatoren haben aus den ersten drei Geboten vier gemacht und das neunte und zehnte Gebot zusammengefasst. Wenn also von einer »ursprünglichen« Nummerierung die Rede ist, dann ist es die katholische Zählweise; und wenn von einer »Verfälschung« die Rede sein soll (was eigentlich keinen Sinn macht, da jeder zählen kann, wie er will), dann ist es die durch die Reformatoren heute bei den Freikirchen übliche.

  • Außerdem ist die damit verbundene Unterstellung, die katholische Kirche habe das Verbot der Bilderverehrung gestrichen, unwahr: In jeder katholischen Bibel steht der volle Wortlaut.

  • In den katholischen Katechismen, in denen nur eine Kurzversion der Gebote steht, wird das Bilderverbot zwar nicht ausdrücklich erwähnt, gehört aber in das erste Gebot mit hinein: "Du sollst keine anderen Götter neben mir haben". Das bedeutet eben auch, dass man keine anderen "Götterbilder und Götzen" herstellt und als Gott verehrt.

  • Es geht im Bilderverbot der Zehn Gebote ja nicht darum, alle Foto-Alben zu verbrennen, sondern Bilder zu vermeiden, die an die Stelle Gottes treten - die sich in Konkurrenz zu IHM befinden. Daran hält die katholische Kirche unvermindet und unbeirrt fest.



Katholisch / Lutherisch

Reformiert / Evangelikal

1. Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.

1. Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägyptenland geführt hat. Du sollst keine anderen Götter haben vor mir.

2. Du sollst den Namen Gottes nicht verunehren.

2. Du sollst Dir kein Bildnis machen.

3. Gedenke, dass Du den Sabbat heiligst.

3. Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen.

4. Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.

4. Du sollst den Feiertag heiligen.

5. Du sollst nicht töten.

5. Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.

6. Du sollst nicht ehebrechen.

6. Du sollst nicht töten.

7. Du sollst nicht stehlen.

7. Du sollst nicht ehebrechen.

8. Du sollst nicht falsch Zeugnis geben wider deinen Nächsten.

8. Du sollst nicht stehlen.

9. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib.

9. Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.

10. Du sollst nicht begehren Deines Nächsten Hab und Gut.

10. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus noch Weib noch alles, was sein ist.

Das Bilderverbot und die Bildverehrung

In einigen Publikation des CLV wird davon gesprochen, dass die Katholiken Bilder verehren und damit gegen die Bibel verstoßen. Vor allem auf Video-Produktionen (z.B. der DVD "Die katholische Kirche - Ein Fels im Wandel der Zeit") wird das Ganze noch durch Marienbilder illustriert, vor denen Kerzen brennen und Menschen beten.

Dabei ist es Lehre der Kirche, dass kein Bild, keine Figur (auch keine Marienfigur) angebetet werden darf. Verehrt wird ebenfalls nicht zunächst das Bild, sondern die unsichtbare Wirklichkeit, die durch ein Bild oder ein Figur symbolisiert wird. Das ist ein wesentlicher Unterschied! Eigentlich ist er jedem Katholiken klar - aber für jemanden, der sich nur ansieht, wie Menschen vor einem Bild knien und beten, erschließt sich nicht, ob derjenige vor oder zum Bild betet.

Die Bilderliebe der Christen ist zudem nicht unbiblisch. Denn das alttestamentliche Bilderverbot war ebenfalls nicht absolut. In den Zehn Geboten heißt es zwar: "Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgend etwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde." (Dtn 20,3), aber die Bundeslade beispielsweise wurde unter zwei Engeln aus Holz aufgestellt: "In der Gotteswohnung ließ er zwei Kerubim aus Olivenholz anfertigen. Ihre Höhe betrug zehn Ellen. Fünf Ellen maß der eine Flügel des Kerubs und fünf Ellen sein anderer Flügel. Von einem Flügelende bis zum anderen waren es zehn Ellen." (1 Kön 6,23-24).

Seit der Menschwerdung Christi wird - bereits bei den ersten Christen - das Bilderverbot als Götzenverbot interpretiert. Mit der Erscheinen Gottes in Jesus Christus hat Gott sich nun selbst ein Bild geschaffen und damit das Bilderverbot vollendet.

Die Bücher der Bibel

Sieben der 46 Bücher des Alten Testamentes wurden nicht in hebräischer, sondern in griechischer Sprache verfasst oder aufgeschrieben. Diese sieben Bücher (Baruch, Makkabäer 1 und 2, Tobit, Judith, Jesus Sirach und das Buch der Weisheit) waren zur Zeit Jesu unter den Juden im Heiligen Land bekannt und bei ihnen in Gebrauch, auch bei Jesus und seinen Jüngern.

Die frühe Christen akzeptierten gleichfalls den inspirierten Status dieser sieben Bücher, denn niemand hatte sie während der Zeit Christi zurückgewiesen. Da sie jedoch spätere Zusätze zu den anderen hebräischen Schriften waren, wurden diese sieben Bücher als "deuterokanonische" Bücher (was soviel wie "zweiter Kanon" bedeutet - also "Zweite Liste der heiligen Bücher") bezeichnet; die 39 hebräischen Bücher wurden die "kanonischen Bücher" genannt.
Die jüdischen Autoritäten in Jerusalem legten gegenüber diesen sieben Büchern bis zum Jahre 100 n. Chr. keinen ausdrücklichen Einspruch ein. Im Jahre 100 n. Chr. strebten jüdische Führer auf dem Konzil vom Jamnia danach, das Judentum von allem fremden und heidnischen Einflüssen zu säubern, was bedeutete, dass man alles beseitigte, was nicht rein hebräisch war. Da die deuterokanonischen Schriften niemals auf Hebräisch verfasst wurden, wurden sie gestrichen.

Das geschah allerdings erst einige Zeit, nachdem sich die Christen offiziell vom Judentum abgespalten und ihre eigene Religion gebildet hatten. Da im Jahre 100 n. Chr., als die sieben Bücher aus der Bibel gestrichen wurden, das Christentum bereits vollkommen vom Judentum abgekoppelt war, hielten die Christen an der Authentizität der sieben Bücher weiterhin fest: Weil diese ja schon immer als den anderen 39 ebenbürtig galten.

Zumindest bis zum Jahre 1517, als Martin Luther die protestantische Reformation auslöste und sich dazu entschloss, den hebräischen Kanon (also nur 39 Bücher) statt des griechischen Kanons (46 Bücher) zu übernehmen.

Ob eine Veränderung der Bibel im Jahre 1517 als - wie vom CLV Verlag behauptet - noch als ursprünglich betrachtet werden kann, mag jeder für sich entscheiden. Die katholische Kirche jedenfalls blickt mit ihrer Bibel nicht nur auf die längere Tradition zurück, sondern sie bewahrt das Alte Testament auch so, wie es schon Jesus benutzt hat.

Allerdings werden auch die sieben deuterokanonischen Bücher z.B. in der reformierten King-James-Bible mit abgedruckt - allerdings ganz am Schluss des AT, säuberlich von ihnen getrennt. Sie werden dort Apokryphe genannt - "versteckte" Bücher.
Was also für die katholische Kirche als deuterokanonisch gilt, betrachten die Protestanten als apokryph. Und was die katholische Kirche als apokryph ansieht (z.B. die weiteren späteren Evangelien, das Jakobus- und Thomas-Evangelium bspw.), bezeichnet die protestantische Welt als Pseudepigrapha (das heißt unechte Schriften). Diese Schriften wurden weder von der katholischen Kirche, noch von den Protestanten oder Reformierten als inspiriert betrachtet.

Interessanterweise haben Katholiken und Protestanten nie ernsthaft über die Aufstellung der neutestamentlichen Bücher diskutiert, und sowohl die katholischen als auch die protestantischen Bibeln enthalten genau die gleiche Anzahl - nämlich 27 - und die gleichen Titel der Bücher im Neuen Testament.

Auch hier gilt wieder: Wenn die Reformierten sich mit weniger Bücher zufrieden geben wollen, so soll ihnen das keiner nehmen. Wenn sie allerdings der katholischen Kirche vorwerfen, sie hätte das Wort Gottes bewusst und mit böser Absicht verfälscht, weil sie zusätzliche Bücher hinzugenommen hat, dann ist das nicht nett.

Bibel und Tradition

Ein wichtiger Unterschied zwischen den Protestanten und der katholischen Kirche ist die Frage nach der wörtlichen Inspiration der Bibel. Die Gefahr, wenn die Bibel nicht wörtlich genommen wird, liegt darin, dass dann keine Grenzen mehr gesetzt werden können - und die Bibel schließlich zum Märchenbuch verkommt - oder aber zum Steinbruch, in dem jeder das heraus- und hineinliest, was er will.

Die katholische Kirche kann da lockerer an die Sache herangehen - denn sie kennt neben der Bibel noch die Tradition. Dabei ist "Tradition" nicht einfach ein Begriff für alles, was man früher mal getan hat (vom St. Martins-Zug bis zur Papstkrone), sondern ein anderer Ausdruck für die Offenbarung, die Jesus seinen Aposteln anvertraut hat und bis auf den heutigen Tag in der Kirche lebendig ist.

Die Kirche hat nun aus den Schriften, die in der frühesten Zeit nach Christus entstanden sind, diejenigen ausgewählt, die mit der Offenbarung Jesu (dem "Evangelium") übereinstimmten. Die Mutter der Bibel ist also die Kirche - ohne die Kirche und die Konzilien und die päpstlichen Entscheidungen gäbe es keine einheitliche Heilige Schrift. Diese Offenbarung findet ihr Spiegelbild zwar in der Heiligen Schrift - aber sie ist größere, lebendiger und vielfältiger als das, was in der Bibel steht.

So findet sich in der Bibel zum Beispiel keine Aussage über die Himmelfahrt Mariens, - was aber die Katholiken nicht wirklich stört, denn Johannes, der Evangelist, gibt selber zu: "Es gibt aber noch vieles andere, was Jesus getan hat. Wenn man alles aufschreiben wollte, so könnte, wie ich glaube, die ganze Welt die Bücher nicht fassen, die man schreiben müsste." (Joh 21, 25)

Wiederum gilt: Mögen die Evangelikalen sich allein auf die Bibel beschränken - uns Katholiken wäre das zuwenig. Aber der katholischen Kirche ihren umfassenderen Glauben als "Verrat am Evangelium" vorzuwerfen, ist doch eigentlich ein Eigentor - oder?

Heilsgewissheit - und Mitwirkung in der Gnade

In der "Roadmap to heaven" heißt es (Seite 28):

"Dies habe ich Euch gesagt, damit ihr wisst, dass ihr ewiges Leben habt, die ihr an den Namen des Sohnes glaubt." Als Jane - eine katholische Lehrerin - diese Verse gezeigt bekam, las sie sie viermal falsch vor. Jedes Mal sie sie drei Worte aus. Sie las: "Dies habe ich auch geschrieben, damit ihr ewiges Leben habt, die ihr an den Namen des Sohnes Gottes glaubt". (...) Seit ihrer Kindheit brachte man Jane bei, dass bis zum Tod niemand wissen kann, ob er in den Himmel kommt. Ihr wurde gesagt, dass jeder Mensch eine Todsünde begehen, in einem Zustand der Sünde sterben und somit in die Hölle gelangen könne. (...) Das ist es, was viele Menschen denken. Die Bibel lehrt jedoch das Gegenteil. Sie sagt, dass man sicher sein kann, in den Himmel zu kommen.

Nun kann man lange diskutieren, was die Bibel sagt - es gibt verschiedene Stellen:

"Darum, liebe Brüder - ihr wart ja immer gehorsam, nicht nur in meiner Gegenwart, sondern noch viel mehr jetzt in meiner Abwesenheit -: müht euch mit Furcht und Zittern um euer Heil!" (Phil 2,12)

"Bedenkt die gegenwärtige Zeit: Die Stunde ist gekommen, aufzustehen vom Schlaf. Denn jetzt ist das Heil uns näher als zu der Zeit, da wir gläubig wurden. (Röm 13,11)

"Sie haben den geraden Weg verlassen und sind in die Irre gegangen." (2 Petr 2,15)

"Auf sie trifft das wahre Sprichwort zu: Der Hund kehrt zurück zu dem, was er erbrochen hat, und: Die gewaschene Sau wälzt sich wieder im Dreck." (2 Petr 2,22)

Es ist die Lehre der Kirche, dass niemand sicher sein kann, ob er die ewige Seligkeit erlangen wird - "Vermessene Heilsgewissheit" nennt das die Kirche. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Wenn der Mensch sich aus freien Stücken Gott zuwenden kann und die Erlösung frei annimmt, dann kann er sich jederzeit wieder von Gott abwenden - denn der Mensch bleibt frei, auch in der Abwendung von Gott.
Die katholische Kirche lehnt es allerdings nicht ab, im Glauben an Gott eine "Heilsgelassenheit" an den Tag zu legen: Wer an Gott glaubt, darf ruhig darauf Vertrauen, dass Gott in ihm vollendet, was er selbst schuldig bleibt. Die Frage allerdings, ab ich auch noch in 5, 10 oder 15 Jahren glauben werde, entzieht sich unserer Kenntnis. Denn wir bleiben frei - und die Zukunft kennt nur Gott.
Die Kirchen der Reformation jedoch haben sich jedoch gegen eine solche Freiheit ausgesprochen; auch Luther war der Meinung, dass die Menschen in Bezug auf ihr Heil keinen freien Willen haben. Wer sich nicht frei für sein Heil entscheiden kann, der kann sich aufgrund der mangelnden Freiheit auch nicht wieder davon abwenden.

Der Grund für diese Dissenz liegt nicht in der Bibel oder in einzelne Bibelstellen, wie die Roadmap nahelegt - sondern in der vorherigen Annahme, der Mensch sei nicht frei.

Wenn ich aber die Annahme der Erlösung wählen oder ablehnen kann, wie die "Roadmap" nahelegt, und gleichzeitig sicher sein kann, gerettet zu werden - dann muss ich wohl im Augenblick meiner Lebensübergabe an Gott auch meine Freiheit abgegeben haben - ein Gedanke, der nicht sonderlich christlich ist, oder?

Maria und die Heiligen

Dass Maria als Mutter Jesu eine besondere Aufgabe hat und diese vorbildhaft ausgeführt hat, bestreiten auch die Evangelikalen nicht. Das gleiche gilt auch für alle anderen Heiligen (okay, bei zahlreichen Heiligen haben die Evangelikalen Bauchschmerzen - vor allem bei den Heiligen der Gegenreformation, z.B. Petrus Canisius und Ignatius von Loyola, aber:) Dass es Menschen gibt, die sich vorbildhaft für Gott entschieden haben, eine wunderbare persönliche Beziehung zu Jesus Christus hatten und voller Vertrauen gelebt haben und gestorben sind, akzeptieren die Evangelikalen auch.

Aber sie wehren sich dagegen, dass diese Menschen - Maria inclusive - an unserer Erlösung mitwirken können. Meine Erlösung - so die evangelikale Auffassung - hängt allein von meiner eigenen Glaubensentscheidung ab. Maria hat nur eine historische Bedeutung - für mich, jetzt und hier, ist sie bedeutungslos.

Wir Katholiken sind allerdings davon überzeugt, dass es die „Gemeinschaft der Heiligen" auch über den Tod hinaus gibt. Und dass diese Heiligen das, was sie im irdischen Leben getan haben, auch noch im Jenseits tun: Mitwirken an der Erlösung.

Wer natürlich jede Vermittlung des Glaubens durch Menschen, Religion und Kirche ablehnt, der kann auch mit Heiligen nichts anfangen. Allerdings ist es für die katholische Kirche eine Offensichtlichkeit, dass an meinem Glauben immer auch andere Menschen beteiligt sind. dass Glaube immer (!) durch Menschen vermittelt ist. Natürlich wirkt Gott in diesen Menschen, aber eben durch ihr Handeln und nicht daran vorbei.
Deshalb ehren wir die Menschen, die uns den Glauben, die Gnade und die Erlösung nahebringen: Das ist vor allem Maria; das sind die Heiligen; das sind die Freunde, durch die ich Christus kennengelernt habe.

In der Schrift steht aber nichts von einer Verehrung Mariens. Marienverehrung ist unbiblisch, oder?

In der Schrift steht: (Lukas 1, 48) "Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter." - Dürfen wir Maria nicht selig preisen? Es steht doch selber in der Bibel!

Eine "Marienpreisung" oder eine "Marienverehrung" ist zumindest nicht unbiblisch. Eher scheint mir die Ablehnung der "Preisung Mariens" unbiblisch. Sieh es einmal so: In der Bibel steht nirgendwo "Du darfst Maria nicht selig nennen, sie nicht preisen" - nirgendwo, ich habe die Bibel gelesen. Aber es steht eben: "Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter."

Wenn Du mich also fragst, warum "Wohlan, wie kriege ich also einen gnädigen Gott?" - dann ist die Antwort einfach: Liebe Jesus Christus mit ganzem Herzen und ganzer Kraft; sei ein Zeuge dieser Liebe - ein Mittler oder eine Mittlerin; und halte Dich an das, was die Bibel sagt. - Alle drei Punkte sprechen unbedingt für eine lebendige, preisende Beziehung zur Mutter Jesu. Oder nicht?

Brauche ich Maria, um in den Himmel zu kommen?

Die Frage ist eigentlich ziemlich lieblos gestellt. Es geht ja bei "Eintritt" in den Himmel nicht um "richtigen" oder "falschen" Glauben, sondern um Deine lebendige Beziehung zu Gott und Jesus Christus. Die Frage, die letztlich entscheidet, ist: "Liebe ich Gott so sehr, dass ich eine Ewigkeit mit ihm verbringen möchte?".

Nun, wenn Du die Frage mit "Ja" beantwortest (was Du nur kannst, da Jesus Christus uns durch sein Opfer "liebesfähig" gemacht hat - uns die Gande geschenkt hat zu lieben), dann stellt sich die Frage, was das für Konsequenzen hat. Wenn Du zum Beispiel sagst: "Ich liebe Gott" - aber den Nächsten nach Strich und Faden verarscht, dann dürfte Deine Liebe ziemlich sicher geheuchelt sein, oder?

Was aber, wenn Du sagst: "Ich liebe Jesus Christus über alles" - und gleichzeitig sagst: "Mit seiner Mutter kann ich aber nichts anfangen" - ist dann Deine Liebe wirklich echt? Warum liebst Du nicht auch die, die von Jesus vermutlich mehr als alle anderen Menschen geliebt wurde?

Es geht also nicht darum, ob Du Maria "brauchst", um in den "Himmel zu kommen". So denkt nur ein Buchhalter. Es geht darum, ob Du Jesus wirklich in Dein Herz geschlossen hast. Ein Kriterium für die Echtheit Deiner Liebe ist Dein Verhalten zu Maria.

Wozu aber Maria, wenn es doch keine Mittlerin zum Mittler geben kann?

Natürlich hast Du recht - es gibt keinen Mittler zu Gott außer Jesus. Auch Maria kann nicht Jesus ersetzen oder ein notwendiger Mittler zu Jesus sein ("ein Mittler zum Mittler"). Aber, sei doch einmal ehrlich: Wärst Du wirklich zu Jesus gekommen - ohne Deine Eltern oder eine Freundin, ohne den Pastor oder die Gemeinde? Wir alle sind doch auch Mittler, Vermittler - wir haben durch die Taufe Anteil an der Mittlerschaft Jesu. Wir nennen das "das allgemeine Priestertum". Und was für uns gilt (auch für Dich: Du sollst auch ein Mittler sein!), das gilt doch auch für Maria, oder?

Überkonfessionell?

Immer wieder betonen evangelikale Gruppierungen, sie seien überkonfessionell und offen für alle Christen - egal, welcher Konfession sie angehören (so zum Beispiel studentische Gruppen wie "Campus für Christus" u.a.).
Das ist richtig - aber nicht, weil sie alle Konfessionen als gleich-berechtigt ansehen, sondern weil sie alle Konfessionen gleichermaßen ablehnen. Was zählt, ist die persönliche Glaubensentscheidung und die Lebensübergabe an Jesus Christus.

Nicht immer - aber sehr oft - ist damit auch eine Ablehnung aller religiöser Handlungen und vor allem der katholischen Sakramente verbunden. Von einer wirklichen Über-Konfessionalität kann also nicht die Rede sein - genausowenig, wie Jemand, der sämtliche Parteien ablehnt, auch nicht über-parteilich ist, sondern partei-los.

Die Erwachsenentaufe - und die Kindertaufe

Da Voraussetzung für die Erlösung (besser: Die Annahme der Erlösung) die persönliche Glaubensentscheidung und die Lebensübergabe ist, lehnen die Evangelikalen natürlich die Kindertaufe ab. Kleinkinder, die keine eigene persönliche Gaubensentscheidung treffen können, dürfen auch nicht getauft werden. Die Frage, ob sie denn nach evangelikaler Überzeugung in den Himmel kommen können, wollen wir hier nicht nachgehen.

Nach Überzeugung der katholischen Kirche ist es dagegen möglich, auch Kinder im Säuglingsalter zu taufen. Zum einen sieht sie sich damit in der Tradition der Apostel (siehe z.B. Apg 16,33) als auch der Kirchenväter. Zudem findet sich keine einzige Bibelstelle, in der die Kindertaufe abgelehnt wird.

Als Ablehnung der Kindertaufe wird von den Evangelikalen oft der Taufbefehl in Mt 28,19 gedeutet: "Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes." - Aus der erwähnten Reihenfolge "macht sie zu Jüngern - tauft sie" wird eine Norm abgeleitet: Zuerst lehren - dann taufen. Das Problem dieser Auslegung liegt darin, dass aus einer bloßen Reihenfolge der Erwähnung auf eine vorgeschriebene Abfolge geschlossen wird.

Darüber hinaus stehen wir immer in der Spannung von persönlicher Entscheidung, in die wir hineinwachsen, und Zusage Gottes. Glaube, so bekennt die katholische Kirche, ist immer Antwort auf die Gnade, die Gott schenkt. So können wir Säuglingen in der Taufe die Gnade Gottes eröffnen und - mit dem Versprechen der Eltern und Paten, die Kinder in diesem Glauben zu erziehen - ihnen so eine eigene Entscheidung ermöglichen.

Für einen mündigen Menschen gilt das natürlich nicht - denn dieser kann aus seiner Möglichkeit, sich für oder gegen die Erlösung Christi zu entscheiden, nicht entlassen werden. Einen erwachsenen Menschen (in diesem Sinne können bereits Kinder ab 7 Jahren als mündig gelten) können wir also nur taufen, wenn er an Christus glaubt.

Unmündige Kinder zu taufen heißt also nicht, ihnen diese Entscheidung abzunehmen, sondern mit Hilfe der Eltern, der Paten und mit der Gnade Gottes diese Entscheidung zu ermöglichen.

Die von den Evangelikalen als unbiblisch empfundene Praxis der katholischen Kirche stößt auch deshalb auf so vehemente Ablehnung, weil für die meisten Evangelikalen Erlösung in einem Augenblick angenommen wird und dann niemals wieder verloren werden kann (s. Heilsgewissheißt). Einen solchen Zeitpunkt gibt es jedoch - scheinbar - nicht im Leben eines Katholiken, der als Kleinkind getauft wird.

Ein weiterer Grund für die krasse Ablehnung liegt in der Vermittlung der Gnade durch einen Ritus. Die Taufe, die Gnade vermittelt, wird von den Evangelikalen abgelehnt. Erlöst werden wir durch den Glauben allein - nicht durch eine religiöse Handlung. Wir Katholiken sind allerdings davon überzeugt, dass in der Taufhandlung Gott selbst wirkt und uns zur Freiheit befreit.

Weitere Themen werden gerne auf Anfrage ergänzt.

Die "Roadmap to heaven" ist teilweise eine Wiedergabe der "Fragen - die immer wieder gestellt werden" von Werner Gitt. Ihr findet das Buch zum Download unter download.

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