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Neue Site - empfehlenswert! Ein Ableger der Karl-Leisner-Jugend: aktueller, kürzer, frischer und moderner: www.gut-katholisch.de.

FAQ (frequently asked question) zu "Maria"

Häufig gestellte Fragen - und mögliche Antworten der katholischen Kirche

In der FAQ-Abteilung unserer Site haben wir Fragen und Antworten zusammengestellt, die durch Anfragen (vor allem per eMail) entstanden sind - also, so hoffen wir, aus dem Leben gegriffen.

Hast Du noch eine Frage, die Du hier nicht findest? Dann maile mir! Wenn Du willst, wird Deine Anfrage gerne auch vertraulich behandelt.

Brauche ich Maria, um in den Himmel zu kommen?

Die Frage ist eigentlich ziemlich lieblos gestellt. Es geht ja bei "Eintritt" in den Himmel nicht um "richtigen" oder "falschen" Glauben, sondern um Deine lebendige Beziehung zu Gott und Jesus Christus. Die Frage, die letztlich entscheidet, ist: "Liebe ich Gott so sehr, dass ich eine Ewigkeit mit ihm verbringen möchte?".

Nun, wenn Du die Frage mit "Ja" beantwortest (was Du nur kannst, da Jesus Christus uns durch sein Opfer "liebesfähig" gemacht hat - uns die Gande geschenkt hat zu lieben), dann stellt sich die Frage, was das für Konsequenzen hat. Wenn Du zum Beispiel sagst: "Ich liebe Gott" - aber den Nächsten nach Strich und Faden verarscht, dann dürfte Deine Liebe ziemlich sicher geheuchelt sein, oder?

Was aber, wenn Du sagst: "Ich liebe Jesus Christus über alles" - und gleichzeitig sagst: "Mit seiner Mutter kann ich aber nichts anfangen" - ist dann Deine Liebe wirklich echt? Warum liebst Du nicht auch die, die von Jesus vermutlich mehr als alle anderen Menschen geliebt wurde?

Es geht also nicht darum, ob Du Maria "brauchst", um in den "Himmel zu kommen". So denkt nur ein Buchhalter. Es geht darum, ob Du Jesus wirklich in Dein Herz geschlossen hast. Ein Kriterium für die Echtheit Deiner Liebe ist Dein Verhalten zu Maria.

Wozu aber Maria, wenn es doch keine Mittlerin zum Mittler geben kann?

Natürlich hast Du recht - es gibt keinen Mittler zu Gott außer Jesus. Auch Maria kann nicht Jesus ersetzen oder ein notwendiger Mittler zu Jesus sein ("ein Mittler zum Mittler"). Aber, sei doch einmal ehrlich: Wärst Du wirklich zu Jesus gekommen - ohne Deine Eltern oder eine Freundin, ohne den Pastor oder die Gemeinde? Wir alle sind doch auch Mittler, Vermittler - wir haben durch die Taufe Anteil an der Mittlerschaft Jesu. Wir nennen das "das allgemeine Priestertum". Und was für uns gilt (auch für Dich: Du sollst auch ein Mittler sein!), das gilt doch auch für Maria, oder?

In der Schrift steht aber nichts von einer Verehrung Mariens. Marienverehrung ist unbiblisch, oder?

In der Schrift steht: (Lukas 1, 48) "Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter." - Dürfen wir Maria nicht selig preisen? Es steht doch selber in der Bibel!

Eine "Marienpreisung" oder eine "Marienverehrung" ist zumindest nicht unbiblisch. Eher scheint mir die Ablehnung der "Preisung Mariens" unbiblisch. Sieh es einmal so: In der Bibel steht nirgendwo "Du darfst Maria nicht selig nennen, sie nicht preisen" - nirgendwo, ich habe die Bibel gelesen. Aber es steht eben: "Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter."

Wenn Du mich also fragst, warum "Wohlan, wie kriege ich also einen gnädigen Gott?" - dann ist die Antwort einfach: Liebe Jesus Christus mit ganzem Herzen und ganzer Kraft; sei ein Zeuge dieser Liebe - ein Mittler oder eine Mittlerin; und halte Dich an das, was die Bibel sagt. - Alle drei Punkte sprechen unbedingt für eine lebendige, preisende Beziehung zur Mutter Jesu. Oder nicht?

Wie soll das gehen: Jungfrau und Mutter zugleich?

Dass Maria als Jungfrau ein Kind bekommen hat, "geht nicht", das ist klar. Das hat ja auch schon Maria so gesehen, als der Engel ihr angekündigt hat, dass sie ein Kind bekommen wird. Es handelt sich also um ein Wunder. Aber warum sollte Gott nicht ein solches Wunder vollbringen?
Ob Gott nun die Welt erschafft, Maria Jungfrau war, Jesus einen Blinden heilt, übers Wasser geht oder von den Toten wieder aufersteht, widerspricht allemal den Naturgesetzen. Aber diese "Gesetze" sind ja keine absoluten Grenzen, sondern beschreiben nur die Art und Weise, in der die Natur normalerweise funktioniert. Um aber Besonderes anzukündigen oder zu offenbaren, kann doch Gott einmal eine andere Vorgehensweise wählen als sonst üblich? Unser Gott ist eben kein 08/15 Gott; er ist immer für eine Überraschung gut.

In der Bibel steht doch, dass Jesus Brüder hatte - also kann das nicht ganz stimmen, mit der Jungfrau Maria!

Im hebräischen Sprachraum steht "Brüder" und "Schwestern" für den engeren Verwandtenkreis, es können sich also genauso gut um Vettern und Kousinen gehandelt haben. Andere Stellen in der Hl. Schrift legen das nahe.

War das die "Unbefleckte Empfängnis"?

Es ist bis heute ein weitverbreiteter Irrtum, dass die Jungfrauen-Geburt gleichzeitig die "Unbefleckte Empfängis" sei - als wenn die Geburt eine Frau beflecken würde! So etwas hat - trotz aller hartnäckigen Gerüchte - die katholische Kirche niemals geglaubt oder gelehrt.
Die "Unbefleckte Empfängnis" meint vielmehr, dass Maria schon bei IHRER Empfängnis, also als Marias Mutter Anna schwanger wurde, vor aller Sünde bewahrt geblieben ist.

Zu diesem folgenschweren Irrtum steht auch etwas in der Katechese zu "Sexualität aus Sicht der katholischen Kirche" von Peter.

Ist die Marienverehrung nicht oft stark übertrieben?

Da ich nicht weiß, welche konkreten Formen oder Ereignisse Du meinst, kann ich Dir nicht einfach mit "Ja." antworten. Natürlich ist klar: Der Unterschied zwischen "Anbetung" (die allein Gott gebührt) und "zu jemanden beten" (war wir auch zu Maria dürfen) muss immer eingehalten - und auch nach außen hin deutlich bleiben. Allerdings gilt: Auch Maria dürfen wir verehren - so wie wir ja auch lebende Menschen verehren dürfen. Verehrung ist kein Anbeten.

Kann man nicht auch ein guter Christ sein - ohne Maria?

Es ist zunächst schwierig, letztlich (aus praktischer Erfahrung) aber unmöglich, an einen isolierten Christus zu glauben und nur ihn zu verehren. Einmal, weil es einem wirklich glaubenden und liebenden Menschen nicht möglich ist, einem ebenso glaubenden und liebenden Menschen gegenüber distanziert und sachlich (lieblos) zu bleiben. Und wer hat mehr geglaubt oder geliebt als Maria?
Zum anderen ist es auch nicht redlich im Glauben und in der Liebe zu Christus, SEINE Liebe zu ignorieren, denen distanziert gegenüber zu bleiben, die ER liebt. Und daß er seine Mutter geliebt hat, dürfte wohl Konsens sein. Wer einen Christus haben möchte, ohne Maria (und auch ohne die Apostel, die Heiligen - ohne die Kirche), will einen Christus, den es nie gegeben hat.

Aber: Als anfänglicher Glaube ist natürlich der Weg zuerst über Christus, dann zu den Heiligen mit Maria möglich - aber auch hier ist der umgekehrte Weg oft leichter.

Was war denn an Maria so besonderes?

Dem Glauben der Kirche zufolge war an Maria sehr viel Besonderes, das sich aber alles aus ihrer besonderen Beziehung zu Jesus und seinem Werk ergibt: Sie hat mit ihrer freien Zustimmung in der unerlösten Welt das für die Erlösung notwendige «Ja» gesprochen. Um zu diesem absoluten «Ja» fähig zu sein, bedurfte es in der von der Erbsünde korrumpierten Welt einer besonderen Gnade - und diese zeichnet Maria aus und prägt sie in ihrem Glauben und in ihrer Liebe.
Darin ist sie für uns «etwas besonderes» - und deshalb ist auch das Fest der Kirche, das dieses Glaubensgeheimnis feiert, das höchste Marienfest (unbefleckte Empfängnis). Erst aus dieser besonderen Gnade heraus ergeben sich die anderen besonderen Mariengeheimnisse (Jungfräulichkeit, Himmelfahrt...).

Was weiß man denn schon über Maria! In der Bibel kommt sie doch kaum vor!

Es stimmt: In der Hl. Schrift steht nicht sehr viel über Maria: das, was die Evangelisten Matthäus und Lukas über die Kindheit berichten, über das Leben Jesu, was bei Johannes über die Passion steht und auch in der nachösterlichen Zeit wird Maria nur einige wenige Male erwähnt. Reichlich wenig.

Zunächst eine kurze Zwischenbemerkung, die hier eigentlich gar nicht hingehört: Wir gehen selbstverständlich davon aus, daß das, was in den Evangelien berichtet wird, historisch glaubwürdig ist. Zwar haben die Evangelien die Geschehnisse aus dem Leben Jesu zusammengestellt, um den Glauben zu wecken (Joh 20,31: «Damit ihr glaubt»), aber dabei war für sie - als Christen - oberstes Prinzip, nichts zu erfinden, sondern nur das wesentliche getreu zu überliefern.

Aber es kommt auf den Blickwinkel an: Wie oben erwähnt wird auch der Schächer nur kurz erwähnt - man weiß nichts über ihn. Aber trotzdem spielt er eine wesentliche Rolle für unseren Glauben!

Aber auch das Leben Mariens erschließt sich dem, der das Leben Jesu betrachtet: Maria hat geglaubt - trotz der 30 Jahre des verborgenen Lebens Jesu. Welche Glaubensleistung: 30 Jahre zeigt sich nichts von den Ankündigungen des Engels, 30 Jahre scheint Jesus ein normaler Mensch zu sein. Und trotzdem glaubt Maria.
Maria hat geglaubt, auch als dann Jesus die drei Jahre seines öffentlichen Lebens die Mutter verläßt und von vielen abgelehnt wird. «Alles, was er euch sagt, das tut.» Das ist das einzige Wort, das von Maria aus der Zeit des öffentlichen Lebens Jesu überliefert ist. Das ist auch das einzige, was sie uns heute zu sagen hat. Aber wie schwer muß es für sie gewesen sein, seinen Weg zu begleiten im Glauben, und gleichzeitig auch - wie beglückend. Maria hat geglaubt.
Maria hat geglaubt, auch schließlich in den drei Tagen des Leidens in Jerusalem. Während alle davonlaufen und an Jesus irre werden, bleibt Maria im Glauben stehen - buchstäblich und tatsächlich unter dem Kreuz. Nie werden wir ermessen können, was Maria im Glauben gelitten, aber auch geopfert hat in diesen Stunden: leiden, den eigenen Sohn am Kreuz zu sehen, aber auch einstimmen in sein Lebensopfer für uns alle. Unter dem Kreuz wurde sie die Mutter aller Menschen. Als er im Grab lag, hat sie nicht zu glauben aufgehört, als einzige, daß er auferstehen wird.

Maria hat nicht viel getan, aber viel geglaubt. Und in ihrem Glauben ist sie uns Vorbild, ist das Urbild der Kirche.

Gerade über die unbefleckte Enmpfängnis und über die Jungfräulichkeit Mariens wird sehr oft gespöttelt und gelacht. Was bedeuten diese beiden Dogmen für meinen Glauben?

Spott und Unverständnis ernten nicht erst heute die Christen, wenn sie von der Jungfräulichkeit Mariens sprechen. Das war schon in den ältesten Zeitn des Christentums so. Ich nenne nur zwei Beispiele, die für viele stehen. Ein gelehrter Jude im 2. Jahrhundert wirft den Christen vor, sie lehrten unschickliche Dinge, wie sie nur in den Mythen der Heiden zu finden sind: Daß Götter mit Menschen Kinder zeugten. «Ihr sollt euch schämen, so etwas zu erzählen wie die Heiden. Besser wäre es, ihr würdet von diesem Jesus behaupten, daß er als Mensch von Menschen geboren wurde.» (Justin)
Ähnlich polemisch sind heidnische Schriftsteller: Jesus stamme aus einem Ehebruch (1. Jhdt). Es ist daher undenkbar, daß die Christen im 1. Jhdt die Geschichte der jungfräulichen Empfängnis Jesu erfunden hätten, um den Menschen ihrer Zeit Jesus irgendwie anziehender oder verständlicher zu machen. Im Gegenteil: Viele Christen nahmen damals (so wie heute) Anstoß daran und sträubten sich, das zu glauben.
Dabei ist die Frage, warum denn Maria jungfräulich sein mußte, erst einmal nicht so wichtig. Wichtiger ist vor allem der Befund, daß die ersten Christen von ältester Zeit an dies gesagt und geglaubt haben, und als einzige Erklärung dafür kann nur die Antwort sein: Weil es wirklich so war.
Wir müssen es glauben und bezeugen: Weil es wirklich so war. So unbegreiflich es ist, so unausdenkbar es ist, so sehr es menschliches Begreifen übersteigt: So hat Gott gehandelt, so ist es wirklich geschehen.
Woher wir das wissen? Nun, nur Maria selbst konnte es wissen. Bereits Josef mußte ihr glauben - und hat es bereitwillig getan. So konnten auch die Evangelisten dieses Wissen nur von Maria selbst haben. Aber was spricht dagegen, daß sie mit Maria gesprochen haben? Oder daß die Apostel sie darüber befragt hatten?
Dabei ist das eigentlich unfaßbare nicht das Wunder der Geburt. Sondern eher die Tatsache, daß Gott selbst Mensch geworden ist. Und dieser Wahrheit dient letztlich die Aussage über die Jungfräulichkeit Mariens genauso wie die Aussage über ihre unbefleckte Empfängnis, also, daß sie selbst vom Beginn ihres Lebens an ohne den Mangel der Sünde gewesen ist.

Und wofür ist die Himmelfahrt Mariens gut?

Zunächst gilt auch hier, daß wir bei einem Dogma nicht fragen sollten: Warum muß das so sein, wofür ist das gut, sondern erst einmal: War es so? Und daß der biblische Befund hier ganz ausbleibt, ist ebenso hinzunehmen. Aber das Schweigen der Bibel ist hier nicht das geringste Argument, da ja auch über den Tod der Apostel - ja, allein schon über ihren späteren Lebensweg - nichts mehr berichtet wird. Der berichtete Zeitraum beschränkt auf das Leben Jesu, alles, was darüber hinaus geht, ist nicht Gegenstand der Bibel.
Neben der biblischen Tradition gibt es aber auch eine mündliche Weitergabe der historischen Ereignisse seit Christus. Und dazu gehört auch die Aufnahme Mariens in den Himmel. Daß dieses Dogma erst in neuerster Zeit formuliert wurde (1950), zeigt, wie sehr es zunächst nur zu den historischen Tatsachen gehörte. Aber angesichts einer immer mehr verdiesseitigten Welt war es dann angebracht, auch dieses Ereigniss zu dogmatisieren.

Warum erscheint bie den Marienerscheinungen immer gerade Maria?

Weil Maria die Mutter und das Urbild der Kirche ist, und weil sie die Person ist, die zu Christus führt - und nichts anderes wollen ja die Marienerscheinungen. Dort werden auf keinen Fall irgendwelche neue Wahrheiten verkündet - das wäre ein klarer Grund zur Ablehnung einer solchen Erscheinung. Bei den Marienerscheinungen kann, darf und geht es nur um die Situation der Kirche, um Umkehr, Frömmigkeit und Gebet.

Welche Form der Marienverehrung empfiehlt sich den modernen Jugendlichen?

Ich glaube, dass muss jeder Jugendliche selbst herausfinden. Das Vorrecht der Jugend ist es zum Beispiel, alte, schon fast wieder vergessene Formen neu zu beleben - und ebenso ganz neue Wege zu gehen.

In der Katechese zu Maria steht, dass sie die "am meisten Verehrte" sei - und das wird ja auch so in der katholischen Kirche praktiziert. Im Matthäus-Evangelium heißt es aber: (Mt 11,11): "Amen, das sage ich euch: Unter allen von einer Frau Geborenen hat es keinen größeren gegeben als Johannes den Täufer; doch der Kleinste im Himmelreich ist größer als er."
Ist er deshalb nicht größer als Maria? - Ehrlich gesagt, beim Lesen dieses Satzes, kommt es mir auf einmal vor, dass Johannes nicht zur neuen Welt gehören könnte. Denn wenn er dazu gehören würde und der Geringste in der neuen Welt wäre, wäre die Aussage unsinnig. Dem Geringsten übergeordnet scheint er demnach aber auch nicht zu sein, also: Gehört er überhaupt dazu?

Der Täufer wird von uns Katholiken als der letzte Gerechte des Alten Bundes angesehen - er steht also in einer Reihe mit Abraham, Mose, David und den Propheten. Durch die Erlösungstat Jesu wurde die Gerechten des Alten Bundes ebenso erlöst - Johannes ist also nicht außen vor. Aber er ist eben unter den Alten "privilegiert", unter den Heiligen des Neuen Bundes jedoch nur einer unter Gleichen. Wie Johannes noch zum Alten Bund gehört, lebt auch Nikodemus gedanklich noch im Alten Bund. Im Dialog zwischen Jesus und Nikodemus sagt Jesus: (Joh 3, 3-5) "Amen, amen, ich sage dir: Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen. (...) Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes kommen" Johannes war der Bedeutendste, der von einer Frau geboren wurde. Nach ihm kamen die, die aus Wasser und Geist geboren wurden.

Wie ist der richtige Umgang mit den Heiligen und mit Maria - auch für einen Evangelischen?

Nun, in der Auseinandersetzung um die rechte Heiligenverehrung geht es vor allem um die Frage, ob die Gerechten des Neuen Bundes tot sind oder ob wir glauben, dass sie bei Gott leben. Denn von dieser Frage hängt nicht nur deren Verehrung als Vorbilder ab, sondern unser Gespräch mit ihnen, unsere Bitte um Fürsprache und Hilfe. Das alles gibt keinen Sinn, wenn sie tot und untätig sind. Aber das alles ist möglich, wenn die Menschen im Tod eben nicht ganz sterben, sondern ihre Seele weiterlebt voll Unsterblichkeit.
Natürlich müssen wir zwischen Gott und Menschen unterscheiden: Allein Gott dürfen wir anbeten; einen Menschen jedoch niemals. Allein Gott dienen die Heiligen - sie sind nichts ohne Ihn.

Es gibt zwar auch in der katholischen Volksfrömmigkeit hier und da Verirrungen, aber wenn Du nach der rechten Heiligenverehrung fragst, so denke ich, hat unsere Kirche übe die Jahrhunderte hinweg einen guten Weg gefunden, die Balance zu halten. Mit anderen Worten: die katholische Heiligenverehrung ist die Antwort auf Deine Frage. Auch hier bringe ich das Argument der langen Zeit: Wäre die Heiligenverehrung bei uns Katholiken eine Bedrohung der Hoheit Gottes, so wären wir sicherlich im Laufe der Jahrhunderte schon längst der Versuchung erliegen, Gott zu vergessen und die Heiligen oder Maria an deren Stelle zu setzen. Bis heute aber ist Gott uneingeschränkt der Herr.

"Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter." Dieser Satz erlaubt keineswegs die Marienverehrung (auch nicht im Kontext). Es geht um die Seligpreisung Maria durch die Kindeskinder. Seligpreisen heisst allerdings nicht, dass man dieser Person die Ehre erweisen soll, sondern geht es eher auf das Versprechen Gottes an Maria ein, ein Teil des Göttlichen Reiches zu werden. Allenfalls könnte man Maria danken, dass sie durch ihr Leben, das Leben Jesus als Mensch ermöglicht hat.

Genau das tun wir ja. Der Dank kann aber auch in Lob bestehen (es ist sehr wohl sinnvoll, jemanden zu danken, indem wir ihn loben oder preisen), das geschieht zwischen Menschen auf der Erde, warum also nicht mit Menschen im Himmel?

In Deiner Frage wird aber ein interessantes Problem in der Diskussion zwischen evangelischer und katholischer Bibelauslegung deutlich: Du möchtest Dich als evangelischer Christ gerne ausschließlich an die Bibel halten. Aber Du interpretierst sie, wenn Du schreibt: schreibst "Seligpreisen heisst allerdings nicht, dass man dieser Person die Ehre erweisen soll, sondern..." Was Seligpreisung bedeutet, steht nicht in der Bibel, sondern ergibt sich aus Deinem Vorvertändnis von dem, was Deiner Meinung nach Maria (oder Gott) gemeint haben könnte - und was nicht. Der entscheidende Unterschied liegt, so denke ich, nicht nur in einer Bibel-Stellen-Interpretation und der damit verbundenen Theologie - sondern in der Vorentscheidung. Dazu mehr in der Antwort auf Deine nächste Frage:

Maria ein Mensch. Da sie nun tot ist, ist die Kommunikation mit ihr von Gott in 5. Mose 18 ".... oder Beschwörer oder Wahrsager oder Zeichendeuter oder der die Toten frage, denn wer solches tut, der ist dem HERRN ein Greuel, "untersagt.

Genau das ist der entscheidende Punkt: Ist Maria tot? Sind alle Verstorbenen tot? Gibt es ein Weiterleben der Seele nach dem leiblichen Tod? - Das sind die theologischen Vorentscheidungen, die ich vorhin meinte.
Zur Antwort: (1) Maria ist dem Leibe nach gestorben, ihre Seele lebt - wie die Seelen aller Gerechten - bei Gott. (2) Das Verbot der Geisterbeschwörung ist kein Verbot der Kontaktaufnahme durch Gebet.
Es liegt also eine Vorentscheidung - zu allen Verstorbenen kann kein Kontakt aufgenommen werden, weil sie ja tot sind - vor; mehr oder weniger vertrittst Du die Ganztodtheorie. Daraus folgt, dass alle Kontakte zu Verstorbenen dämonisch sind bzw. okkult.

Das ist aber ebenfalls nicht biblisch konsequent (siehe Makkabäer; siehe ebenfalls die Engelverehrung im AT, siehe ebenfalls die Kontaktaufnahme zu Jesus, der ja auch ein Mensch war).

In der Katechese zur Maria steht: "Was aber, wenn Du sagst: "Ich liebe Jesus Christus über alles" - und gleichzeitig sagst: "Mit seiner Mutter kann ich aber nichts anfangen" - ist dann Deine Liebe wirklich echt? Warum liebst Du nicht auch die, die von Jesus vermutlich mehr als alle anderen Menschen geliebt wurde?" Ich möchte doch widersprechen: Die Liebe zu Gott ist unabhängig von Maria, alles andere ist maximal subjektives Empfinden. Womit stützen sie diese Aussage?

Mit meinem gesunden Empfinden. Die Liebe zu Gott ist zwar unabhängig von der Liebe zu Maria; aber sie ist unvollkommen ohne die Liebe zu denen, die Gott liebt.

Ein kleines Beispiel: Wenn sie ihre Mutter von ganzem Herzen lieben, aber ihre Großmutter nicht leiden können (aus welchen Gründen auch immer), mindert das dann die Echtheit der Liebe zur Mutter?

Wenn meine Mutter ihre Mutter sehr geliebt hat - ja.