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FAQ (frequently asked question) zur Offenbarung

Häufig gestellte Fragen - und mögliche Antworten der katholischen Kirche

In der FAQ-Abteilung unserer Site haben wir Fragen und Antworten zusammengestellt, die durch Anfragen (vor allem per eMail) entstanden sind - also, so hoffen wir, aus dem Leben gegriffen.

Hast Du noch eine Frage, die Du hier nicht findest? Dann maile mir! Wenn Du willst, wird Deine Anfrage gerne auch vertraulich behandelt.

Offenbarung

Die drei großen monotheistischen Religionen (Judentum, Christentum und Islam), also die Religionen, die nur an einen Gott glauben (ein Gott = monotheistisch), werden gelegentlich auch die Buch-Religionen oder Offenbarungs-Religionen genannt.

Dem liegt zugrunde, dass diese drei Religionen sich auf eine übernatürliche Offenbarung berufen, die in Schriftform niedergelegt ist: Beim Judentum die Thora und die Propheten (nicht ganz identisch mit unserem "Alten Testament"), beim Christentum die Bibel mit den zwei großen Teilen, beim Islam die altestamentlichen Überlieferungen zusammen mit dem Koran.

Diese drei Religionen "Offenbarungsreligionen" zu nennen, darf nicht so verstanden werden, als würde allen anderen Religionen eine Offenbarung abgesprochen werden. Auch dort führt eine Offenbarung Gottes zur einer dementsprechend Verehrung. Diese Offenbarung wird allgemein "natürliche Offenbarung" genannt.

Was ist das: Eine natürliche Offenbarung?

In der Natur finden sich genügend Hinweise, die zu einer religiösen Vorstellung und/oder zu einem religiösen Verhalten führen:

  • Das Staunen über die Schönheit der Natur - besonders über besondere Naturdenkmäler (Der "Heilige Berg": z.B. der Olymp, oder der "Heilige Fluss", z.B. der Ganges oder beeindruckende pflanzliche Formationen ("Donar-Eiche", "Wald der Geister")
  • Das Entdecken eines moralischen Empfindens führt zur Annahme eines Gerichtes (Ahnengericht; Karma; Waage)
  • Liebe verlangt nach Dauer über den Tod hinaus (Leben nach dem Tod, Wiedergeburt, Ahnenkult)
  • Aus dem Bewusstwerden eigener innerer Freiheit lässt sich auf ein höheres, freies Wesen schließen, dass mich ihm ähnlich erschaffen hat.
Natürliche Religionen kommen zu ihren religiösen Vorstellungen, indem sie die Welt betrachten - oder den Menschen. Sie haben als Erkenntnisgrundlage die Welt und den Menschen. Zu solchen Erkenntnissen kann man grundsätzlich immer und überall kommen - eine natürliche Religion ist nicht davon abhängig, das etwas bestimmtes historisch einmaliges passiert.

Und was ist eine übernatürliche Offenbarung?

Dem gegenüber sind die Offenbarungsreligionen auf einer übernatürlichen Offenbarung errichtet; damit wird ein bestimmtes geschichtliches Ereignis (die Rede des Propheten, die Wunder Jesu, die Taten des Mohammed) zum Schlüsselereignis - die, die nicht dabei gewesen sind, erzählen anderen oder schreiben nieder, was sie erlebt haben. Der Glaube ist nicht mehr einem jedem Menschen zu jeder Zeit an jedem Ort zugänglich - er muss verkündet werden und weitergetragen.

Übernatürlich sagt noch nichts über die Art und Weise der Offenbarung aus (sie kann auf sehr natürliche Weise, z.B. in Träumen erfolgen), sondern zunächst nur etwas über die Quelle der Offenbarung - die ist nämlich Gott selbst; nicht mehr vermittelt durch die Beobachtung der Natur durch den menschlichen Geist, sondern direkt dem menschlichen Geist geschenkt.

Das Zweite Vatikanische Konzil schreibt dazu:

Die natürliche Erkennbarkeit Gottes Die heilige Mutter die Kirche hält fest und lehrt: Gott, aller Dinge Grund und Ziel, kann mit dem natürlichen Licht der menschlichen Vernunft aus den geschaffenen Dingen mit Sicherheit erkannt werden. „Denn sein unsichtbares Wesen lässt sich seit Erschaffung der Welt durch das, was gemacht ist, deutlich erkennen" (Röm 1,20).

Die übernatürliche Offenbarung Doch hat es seiner Weisheit und Güte gefallen, auf einem andern, und zwar übernatürlichen Weg sich selbst und die ewigen Beschlüsse seines Willens dem Menschengeschlecht zu offenbaren. So sagt der Apostel: „Zu vielen Malen und auf vielerlei Art hat Gott einstmals durch die Propheten zu den Vätern geredet. Zuletzt hat er in diesen Tagen zu uns in seinem Sohn gesprochen" (Hebr 1,1f.). Wirkung dieser göttlichen Offenbarung ist zwar auch, dass dasjenige, was an den göttlichen Dingen der menschlichen Vernunft an sich zugänglich ist, auch in der gegenwärtigen Lage des Menschengeschlechtes von allen leicht, mit fester Sicherheit und ohne irgendeine Beimischung von Irrtum erkannt werden kann. Indes aus diesem Grund ist die Offenbarung nicht unbedingt notwendig, sondern weil Gott aus seiner unermesslichen Güte heraus den Menschen zu einem übernatürlichen Ziel hingeordnet hat, nämlich zur Teilnahme an den göttlichen Gütern, die die Einsicht des menschlichen Geistes ganz und gar überragen: „Hat es doch kein Auge gesehen, kein Ohr gehört, noch ist es in eines Menschen Herz gedrungen, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben" (1 Kor 2,9).

Wie war das denn bei uns, den Christen?

Die Offenbarung, die die Grundlage der katholischen Glaubenswelt darstellt, geschah zunächst in Jesus Christus. Dabei gilt als Offenbarung nicht nur in das, was Jesus gesagt hat, (manchmal sagt man viel mehr durch das, was man nicht sagt!). Sich selbst geoffenbart hat Jesus vor allem in seinen Taten, seinen Wundern, seinem Leiden und seiner Auferstehung.

Nach katholischem Verständnis wirkt Jesus sogar noch in seinen Zwölf Aposteln selbst weiter, dass auch deren Taten (Apostelgeschichte) und Schriften (Briefe) noch als Offenbarung Gottes verstanden werden. Die Offenbarung findet also erst ihr Ende mit dem Tod des letzten Apostel.

Die Apostel als Offenbarer? Das waren doch nur Menschen!

Ja, die Apostel waren nur Menschen; und die Apostel haben nichts selbst geoffenbart. Offenbaren kann nur Gott. Aber Jesus hat kein einziges Wort selbst geschrieben, uns kein Original-Offenbarungs-Dokument hinterlassen. Wir haben also, wie Paulus schreibt, einen Schatz in zerbrechlichen Gefäßen (2 Kor 4,7): Jesu eigene Selbstoffenbarung ist uns nur in den menschlichen Berichten der Zeugen, der Evangelisten und der Apostel überliefert.

Aber das ist ganz okay so.

Paulus schreibt im zweiten Brief an die Korinther:

Wir verkündigen nämlich nicht uns selbst, sondern Jesus Christus als den Herrn, uns aber als eure Knechte um Jesu willen. Denn Gott, der sprach: Aus Finsternis soll Licht aufleuchten!, er ist in unseren Herzen aufgeleuchtet, damit wir erleuchtet werden zur Erkenntnis des göttlichen Glanzes auf dem Antlitz Christi. Diesen Schatz tragen wir in zerbrechlichen Gefäßen; so wird deutlich, daß das Übermaß der Kraft von Gott und nicht von uns kommt. (Kapitel 4, Vers 5-7)

Aber dann ist doch sicher vieles verwässert und verändert worden!

Sicher haben die Evangelisten einiges an dem verändert, was sie von Jesus gehört haben. Wir haben aber die Zusage Jesu, dass nicht, was zu unserem Heil von Jesus gesagt oder getan wurde, falsch aufgeschrieben wurde. Andere Nebensächlichkeiten - zum Beispiel wo ein Wunder geschah, zu welcher Uhrzeit und wieviele Schweine im Hintergrund durchs Bild traben - sind dann vielleicht falsch weitergegeben worden. Aber, wen interessiert's?

Jetzt kann man natürlich fragen, wie das sein kann: Dass genau das Wichtige nicht verändert wurde. Na, da hat die katholische Kirche eine einfache Antwort: Durch das Wirken des Heiligen Geistes. Der Heilige Geist ist zwar die Dritte Person in der Dreifaltigkeit, aber immer noch Gott selbst. Der kann das also. Null Problemo.

Also ist die Bibel der Widerklang der Offenbarung Jesu?

Kann man so sagen.

Dann haben wir also nur die Bibel, als Echo Gottes? Keinen Originalton mehr?

Nicht ganz. Zum einen ist das Echo immer noch sehr original - vor allem, wenn der Heilige Geist mitmischt. Aber es stimmt: Jesus hat viel mehr gelehrt als in der Bibel steht. So schreibt Johannes am Ende seines Evangeliums (das schon ziemlich lang ist): Es gibt aber noch vieles andere, was Jesus getan hat. Wenn man alles aufschreiben wollte, so könnte, wie ich glaube, die ganze Welt die Bücher nicht fassen, die man schreiben müßte. (Johannesevangelium, Kapitel 21, Vers 25).

Soviel hat Jesus getan und gesagt - so wenig wurde aufgeschrieben - ist das denn nicht schade?! - Aber, keine Panik!

Es gibt nämlich in der katholischen Kirche zwei Überlieferungsstränge:

An erster Stelle steht natürlich die Bibel: Sie sammelt die Erfahrungen, die Menschen mit Gott gemacht haben. Dort finden wir Geschichten, Erzählungen, geschichtliche Berichte, Mahnreden, Gebeten, Gleichnissen, Sprachbildern und Metaphern, Briefe und Lobreden. Aber diese Schriften bleiben interpretationsbedürftig. Das heißt, es sind ja menschliche Worte (und daher manchmal doppeldeutig, missverständlich), und zudem nur ein Ausschnitt aus der Lehre Jesu.

Aber es gibt auch noch die Tradition, ein zweiter Überlieferungsstrang. Die Tradition - das ist das gesamte Glaubensleben der Kirche, das Wirken des Geistes in ihr bis auf den heutigen Tag. Zur Tradition gehören die Schriften der Kirchenväter und der Urkirche, Konzilsentscheidungen, Lehramtliche Aussagen, Katechismen, Liturgien, Messtexte und Gebete, päpstliche Lehrentscheidungen. Alles dies deutet die Schrift, formuliert Grenz-Sätze (Dogmen) und scheidet menschliche Formen vom göttlichen Inhalt (soweit möglich)

Vor allem gilt: Die Bibel zwar ist die Grundlage der Tradition - aber auch selber ein Teil der Tradition. Einmal hat einer gesagt, die Bibel ist sozusagen die Ur-Kunde der Tradition. Der Heilige Geist hat nach seinem Wirken durch die Apostel und die Evangelisten die Kirche nicht verlassen, sondern wirkt immer noch in ihr. Die Tradition ist der hermeneutische Schlüssel zur Bibel und deren Deutung.

Ist die Tradition nicht etwas total Starres, etwas ewig-Gestriges?

Man darf die Tradition nicht mit Trachtenanzügen und alten Bräuchen verwechseln; an Trachtenanzügen darf man wirklich nichts ändern, sonst gibt's Ärger. "Tradition" in der katholischen Kirche allerdings heißt nur übersetzt "Weitergabe", die Weitergabe des Glaubens. Und das ist etwas höchst Lebendiges. Wenn die Eltern in neuen Worten und modernen Beispielen ihren Kindern vom Glauben erzählen, "tradieren" sie die Offenbarung und haben den Beistand des heiligen Geistes - auf höchst lebendige und kreative, moderne und aktuelle Weise.

Allerdings gilt: Der Heilige Geist ist der Kirche versprochen - also der Gemeinschaft der Gläubigen. Nicht dem Einzelnen. Deshalb beten wir ja auch in jeder Messe: »Schau nicht auf unsre Sünden, sondern auf den Glauben Deiner Kirche...« Wir sind also nur solange im Heiligen Geist, wie wir in Gemeinschaft mit der Kirche, den Bischöfen und dem Papst stehen.

Gibt es ein Buch, in dem das aufgeschrieben wurde, was Jesus sonst noch alles gesagt und getan hat?

Nein, ein solches Buch gibt es nicht. Die Offenbarung Jesu lebt allein in der Kirche weiter, in den Sakramenten, Gottesdiensten, Gebeten und im Alltag der Kirche. Wenn Johannes schreibt, die Welt könnte die Bücher nicht fassen, in denen das alles niedergeschrieben werden sollte - dann gilt das auch für den heutigen Tag. Wir können die Offenbarung nicht vollständig fassen - wir können sie nur leben.

Manche, vor alle Leser aus der evangelikalen Konfession, sind darüber enttäuscht. Sie kennen die Bibel und da steht alles schwarz auf weiß. Sie wären vielleicht noch bereit, ein zweites Buch dazuzunehmen - wenn es auch von Jesus stammt. Aber ein Glaube, der nicht zwischen zwei Buchdeckel passt?
Gerade das macht den katholischen Glauben aus: Seine Grenzen sind durch Bibel und Dogmen klar gezogen. Aber seine Vielfalt innerhalb dieses Bereiches ist unendlich-lebendig. Es ist eben ein göttlicher Glaube.

Bibel und Dogmatik: Wie Susi lernt, Tante Erna zu mögen

Predigt zur doppelten Buchführung

In meinem Bücherregal steht ein amüsantes Buch mit dem umständlichen Titel «Wie man mit Fundamentalisten diskutiert, ohne den Verstand zu verlieren». Amüsant ist vor allem, dass dort mit Fundamentalisten nicht irgendwelche Randgruppen gemeint sind, sondern alle Christen, Moslem und Juden - also immerhin 80% der Weltbevölkerung.

Das Problem, das dieser Autor hat, ist die Bibel (oder der Koran oder die Thora). Er ist der Meinung, dass man die jeweilige Heilige Schrift sehr wohl als ein Stück Literatur akzeptieren kann, aber nicht als Grundlage einer Wissenschaft, einer Weltanschauung oder einer Theologie, die den Anspruch erhebt, die Wahrheit zu kennen. Denn dort wird nicht der Glaube nicht in wissenschaftliche Sätze gepackt, sondern in Erzählungen, Gebete und Prophezeiungen. Er stellt fest, dass aus diesem dicken Buch jeder immer das herauslesen kann, was er gerade möchte.

Dieser Autor hat zu einem guten Teil recht. Die Bibel ist kein dogmatisches Lehrbuch. Wer unser Glaubenswissen lernen möchte, der kauft sich am besten einen Katechismus - am besten der dicken, blauen «Katechismus der katholischen Kirche». Dort wird in wissenschaftlich und logischen Sätzen festgelegt, was wir glauben. Verstehen Sie etwas nicht? Möchten Sie über die Sakramente oder das Konzil mehr erfahren? Dort kann man es nachlesen - es hat ein sehr ausführliches Stichwortverzeichnis.

Aber - und das vergisst der Autor des Anti-Fundamentalismus-Buches - unser Glaube ist nicht nur das Glaubenswissen.

Nehmen wir einmal an, wir hätten eine kleine Tochter namens Susi - und außerdem noch eine Tante namens Erna. Es wäre nun doch sehr schön, wenn Erna und Susi sich gut verstehen - ja, wir haben sogar das hohe Ziel, Susi so zu erziehen, dass sie auch Tante Erna mag.
Das ist nicht einfach - denn jemanden zu mögen ist immer ein freier Entschluss. Wir können Susi also nicht zwingen - indem wir z.B. mit Strafe drohen, wenn sie Tante Ernas Bild im Wohnzimmer links liegen lässt.
Wir können es also mit Argumenten versuchen: Tante Erna ist großzügig, sieht gut aus, hat immer ein offenes Ohr, hat schon viel für uns getan... usw. Vielleicht haben wir Erfolg - wahrscheinlich reicht das aber nicht.
Viel sicherer ist der Weg, Susi erfahren zu lassen, wie sehr wir Tante Erna schätzen. Wenn sie in unseren Augen unseren Respekt sieht; hört, wie liebevoll wir von ihr reden; wenn sie sieht, wie traurig uns ein abfälliges Wort über diese liebe Tante macht - dann wächst (hoffentlich) auch in ihr ein Gefühl für diese hervorragende Frau.

Wer Gott nicht nur kennen will, sondern ihn auch lieben möchte, der sollte nicht zum Katechismus greifen - sondern zur Bibel. Dort erfahren wir nicht, was Gott ist, sondern wer er ist, wie er handelt, wie er sich bemüht. Dort lernen wir Menschen kennen, die ihn lieben, mit ihm hadern und sich bekehren. Dort erfahren wir, wie unendlich die Geduld ist, mit der sich Gott um uns bemüht.

Wissenschaftliche und logische Aussagen über Gott sind nötig - aber sie stellen noch nicht den Glauben selbst da. Ich kann viel über einen Menschen wissen (von den Akten des Einwohnermeldeamtes über die Verkehrssünderkartei in Flensburg), sein Leben von vorne bis hinten kennen - aber vertraue ich deshalb schon diesem Menschen? Glaube ich an ihn?

Und umgekehrt gilt: Die Bibel als Grundlage eines wissenschaftlichen Systems ist nicht ausreichend. Das wäre so, als wenn wir im Einwohnermeldeamt unsere Tagebücher und in der Verkehrssünderkartei in Flensburg unsere Reiseberichte abheften. Deshalb gehen auch die Ansichten der Christen über den wahren Glauben weit auseinander - obwohl alle die gleiche Bibel haben.

Für ein wissenschaftliches System mit logischen Aussagen über Gott bedürfen wir zusätzlich der Kirche mit ihrem Lehramt, den Konzilstexten und den Theologen, die darüber forschen. Die Forderung an die Theologie "Allein die Bibel" solle Grundlage sein, ist das Ende der Theologie als Wissenschaft.

Aber der Glaube, der sich vertrauensvoll an diesen Gott wendet, begnügt sich nicht mit einer Aufreihung von Fakten - er braucht ein Zeugnis derjenigen, die diesen Gott erfahren haben. Und davon finden wir in der Bibel mehr als in jedem anderen Buch dieser Welt.