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KARL-LEISNER-JUGEND |
Filme in der Jugendarbeit
Man muss nicht einen Spielfilm diskutieren, analysieren und sezieren, damit er wirkt. Gute Filme sind halt deshalb gut, weil sie ihre eigene Sprache sprechen und darüber (oft) mehr transportieren, als durch eine nachträgliche Analyse. Aber welche Filme sind wirklich gut? Am besten, Du entscheidest selbst. Vielleicht kann Dir diese Seite unserer Homepage etwas behilflich sein: José García, anerkannter Filmkritiker mit einer eigenen Site ( www.textezumfilm.de) hat uns freundlicherweise erlaubt, einige seiner Besprechung hier zu veröffentlichen, die anderen stammen von Stefan Rottbeck, einem engagierten Jugendlichen. Für "Kritik an unserer Kritik" oder sonstige Anregungen sind wir immer dankbar; schreib einfach an den webmaster. Theologische Rezension: Life of Pi hier. Empfehlungen 2013 hier. Empfehlungen 2011 hier. Empfehlungen 2010 hier.
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Wertung: 3.0 von max. 5 Sternen |
Bruce Nolan (Jim Carrey) ist unzufrieden: Mit seinem Job, mit seinem Leben und mit Gott. Vor allem letzteren macht er für seine ganze Misere verantwortlich und fordert ihn heraus. Und Gott (Morgan Freeman) hört nicht nur hin, sondern macht Bruce ein einmaliges Angebot: Gott überlässt ihm für unbestimmte Zeit seinen "Job" - mitsamt der dazugehörigen Allmacht. Allerdings gibt es zwei Regeln - und auch ein paar Verpflichtungen...
von JOSÃ GARCÃA - mit freundlicher Genehmigung des Autors - Quelle: www.textezumfilm.de
Die Darstellung Gottes im modernen Film als ältlicher Herr in Straßenanzug und Krawatte â wie etwa in âTime Banditsâ (Terry Gilliam, 1981) â löst am ehesten Unbehagen aus: wenigstens respektlos scheint eine solche Art, im wörtlichen Sinne âden lieben Gott einen guten Mannâ sein lassen zu wollen. Im Spielfilm âBruce Allmächtigâ, der in den Vereinigten Staaten Einspiel-Rekorde aufgestellt hat und seit vergangener Woche im deutschen Kino läuft, begegnet nun wieder Gott in schneeweißem Anzug und blendend weißem Schlips, verkörpert von Morgan Freeman.
In âBruce Allmächtigâ schreitet Gott ein, um Bruce Nolan (Jim Carrey) eine Lektion zu erteilen. Bruce arbeitet als Reporter bei einem TV-Sender im provinziellen Buffalo, ist aber mit seiner beruflichen Position höchst unzufrieden: Als er sich bei der Neubesetzung des Nachrichtensprecher-Postens übergangen fühlt und dann sogar seine Stelle verliert, macht er Gott für sein Pech verantwortlich.
Regisseur Tom Shadyac beruft sich auf einen der ganz großen Spielfilme, Frank Capras âItâs a Wonderful Lifeâ (âIst das Leben nicht schön?â, 1946), indem er ihn visuell zitiert. In Capras Meisterwerk haderte James Stewart mit seinem Versagen; sein Schutzengel hält ihn vom Selbstmord ab und zeigt ihm, was seine vermeintlich gescheiterte Existenz doch alles gewirkt hat. In âBruce Allmächtigâ gehen Drehbuchautoren und Regisseur einen Schritt weiter: Nicht Bruces Schutzengel offenbart sich ihm, sondern Gott persönlich überträgt Bruce seine Allmacht, wobei ausdrücklich darauf hingewiesen wird, dass er den freien Willen der Menschen nicht beeinflussen kann.
Mag Tom Shadyac Capras âIst das Leben nicht schön?â als großes Vorbild angesehen haben, an diesen Klassiker reicht âBruce Allmächtigâ nicht heran. In seiner Erzählstruktur hat sich âBruce Allmächtigâ eher von einem viel moderneren Spielfilm inspirieren lassen: In Harold Ramisâ âUnd täglich grüßt das Murmeltierâ (1993) erlebte TV-Wetterfrosch Phil Connors denselben Tag immer wieder neu, wodurch er sich gewissermaßen allmächtig fühlte: so rüpelhaft er sich auch immer benahm â am nächsten Morgen begann derselbe Tag von neuem. Erlöst wurde Phil erst, als er eine Katharsis durchgemacht hatte, als er endlich geläutert war.
Wie Phil Connors in âUnd täglich grüßt das Murmeltierâ, so nutzt auch Bruce Nolan die neue Macht zunächst zu seinem eigenen Vorteil. Auch er benimmt sich recht flegelhaft â zehn Jahre nach Ramisâ Film sind die Späße noch derber geworden. Im Beruf macht er nicht nur verlorenen Boden wieder gut â Bruce wird gar als âMr. Exclusivâ gefeiert, denn wohin er auch immer fährt, trifft er als erster auf die unglaublichsten Nachrichten. Mit seinen allmächtigen Kräften sorgt Bruce Nolan darüber hinaus dafür, dass sich sein Konkurrent, der neue Nachrichtensprecher, vor laufender Kamera so sehr blamiert, dass er selbst doch noch auf dem Stuhl des Nachrichtensprechers Platz nehmen darf.
Allerdings ist Bruce Nolan mit sich selbst und mit seiner Karriere so sehr beschäftigt, dass er die Pflichten übersieht, die ihm Gott auferlegt hatte: um die Gebete der Menschen loszuwerden, antwortet er einfach auf alles mit âJaâ â was zu Katastrophen führt. Darüber hinaus vernachlässigt er auch seine liebenswürdigen Freundin mit dem symbolträchtigen Namen Grace (Jennifer Aniston), die auf den fälligen Heiratsantrag wartet. Irgendwann einmal geht ihre Geduld zur Neige. Und da Bruce in ihren Willen nicht eingreifen darf, muss er Grace/Gnade wieder gewinnen.
So beginnt Bruces Läuterungsweg, der ab etwa der Filmmitte mit bis dahin kaum zu erwartender Tiefe einsetzt. Nicht nur die Anspielungen werden stimmiger: hatte Bruce eingangs die Tomatensuppe und anschließend den täglichen Verkehrsstau gleich dem Roten Meer geteilt, so lehnt er auf einer Party an der Plastik eines goldenen Kalbes, als sich die Versuchung in der Person der attraktiven Kollegin einstellt. Auch der Ton wird ernsthafter. âWie machst Du, dass man Dich liebt, ohne in den freien Willen einzugreifen?â, wird Bruce Gott fragen, ehe er schließlich den in einem Hollywood-Film unerhörten Satz spricht: âIch beuge mich deinem Willen. Tu mit mir, was Du für richtig hältst.â
Hinter seiner flapsigen Fassade erweist sich âBruce Allmächtigâ als eine durchaus moralische Erzählung, in der nicht nur das Gebet eine zentrale Rolle einnimmt, sondern auch mit erstaunlicher Natürlichkeit vom Sinn des Betens und dem Zusammenhang zwischen Gnade und freiem Willen die Rede ist.
von JOSÃ GARCÃA - mit freundlicher Genehmigung des Autors - Quelle: www.textezumfilm.de