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Neue Site - empfehlenswert! Ein Ableger der Karl-Leisner-Jugend: aktueller, kürzer, frischer und moderner: www.gut-katholisch.de.

Filme in der Jugendarbeit

Man muss nicht einen Spielfilm diskutieren, analysieren und sezieren, damit er wirkt. Gute Filme sind halt deshalb gut, weil sie ihre eigene Sprache sprechen und darüber (oft) mehr transportieren, als durch eine nachträgliche Analyse.

Aber welche Filme sind wirklich gut? Am besten, Du entscheidest selbst. Vielleicht kann Dir diese Seite unserer Homepage etwas behilflich sein: José García, anerkannter Filmkritiker mit einer eigenen Site ( www.textezumfilm.de) hat uns freundlicherweise erlaubt, einige seiner Besprechung hier zu veröffentlichen, die anderen stammen von Stefan Rottbeck, einem engagierten Jugendlichen.

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Theologische Rezension: Life of Pi hier.

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Filmbewertung: The da Vinci Code - Sakrileg

Wertung: 2.0 von max. 5 Sternen
Regie: Ron Howard
Darsteller: Tom Hanks, Audrey Tautou, Ian McKellen, Alfred Molina, Jürgen Prochnow, Paul Bettany, Jean Reno, Etienne Chicot, Jean-Pierre Marielle
Land, Jahr: USA 2006
Laufzeit: 152 Minuten
Genre: Thriller
Publikum:
FSK: 0

Inhalt und Kritik

Viel ist in den letzten Wochen über die Verfilmung von Dan Browns „The Da Vinci Code – Sakrileg" durch Oscar-Preisträger Ron Howard spekuliert worden. Angeheizt wurde die Debatte durch die Strategie der Filmemacher, auf die besorgten Wortmeldungen vieler Katholiken, Christen verschiedener Konfessionen sowie Juden und Moslems mit beharrlichem Schweigen beziehungsweise empörten Äußerungen zu reagieren. So entgegnete Regisseur Ron Howard in Interviews auf die ablehnende Haltung bis hin zu Boykott-Aufrufen hoher kirchlicher Würdenträger: „Wer jemandem das Recht nimmt, den Film zu sehen, handelt faschistisch." Und: „Wenn jemand einem anderen sagt, er soll den Film nicht anschauen, ist das militant. Und Militanz erzeugt Hass und Gewalt." Merkwürdig nur, dass sich jemand derart äußert, der möglichst getreu einen Roman bebildern möchte, der die katholische Kirche „in ihren Grundfesten" angreift.

Diese Treue gegenüber der Vorlage kommt am besten zu Beginn durch die Parallelmontage der Verfolgung des Louvre-Chefkurators Jacques Saunière mit dem Vortrag, den der „Symbolologe" Robert Langdon (Tom Hanks) in einem überfüllten Vortragssaal hält, zum Vorschein. Ron Howard nutzt die selten gewährte Drehgenehmigung im Pariser Kunstmuseum dazu, die einmaligen Kunstwerke ins Bild zu setzen.

Viel Zeit zum Betrachten der Zeugnisse abendländischer Kunst bleibt dem Zuschauer allerdings nicht. Denn schnell wird der Louvre-Kurator von seinem Mörder eingeholt und niedergeschossen. Saunière schafft es jedoch noch, Hinweise in Form von kryptischen Rätseln zu hinterlassen. Die Polizei ruft Robert Langdon an den Tatort, des Chefkurators Enkelin Sophie Neveu (Audrey Tautou) tritt hinzu. Weil Polizeichef Bezu Fache (Jean Reno) Langdon für den Hauptverdächtigen hält, flieht er aus dem Louvre mit Hilfe von Neveu. Auf der Flucht vor der Pariser Polizei lösen die beiden die Rätsel, die sie zur Aufdeckung des „größten Betrugs in der Geschichte der Menschheit" führen.

Die genretypisch inszenierte, atemlose Jagd quer durch halb Europa führt Robert Langdon und Sophie Neveu zu dem Gelehrten Leigh Teabing (Ian McKellen), der geheime Botschaften in Leonardo Da Vincis „Abendmahl" entschlüsselt. Bei Teabing erfahren Langdon und Neveu, dass Sophies Großvater der Großmeister des Ordens „Prieuré de Sion" war, eines Geheimbundes, der angeblich ein Jahrtausende altes Geheimnis hütete. Nach Teabings Vorträgen habe die Kirche im Laufe der Geschichte nicht vor Mord zurückgeschreckt, um dieses brisante „Geheimnis" unter Verschluss zu halten – mittels bläulicher Rückblenden wird dieser durch die Jahrhunderte tobende Kampf von Konstantin über die Kreuzfahrer bis Isaac Newtons Begräbnis ins Bild gesetzt.

Im Unterschied zum Roman „Sakrileg", bei dem die Protagonisten einen Code nach dem anderen knacken, schreiten Langdon und Neveu auf dem Weg zur Lösung des „Geheimnisses" durch Dialoge voran. Darin liegt einer der Widersprüche von Ron Howards „The Da Vinci Code – Sakrileg": Obwohl sich der Regisseur offenkundig auf die Action konzentrieren wollte, kommt er anscheinend nicht umhin, Dan Browns abstruse Thesen durch Teabing und Langdon eins ums andere Mal wiederzugeben. Unfreiwillig komisch wird es jedoch, wenn in einem Film, der dem „göttlich Weiblichen" Gerechtigkeit widerfahren lassen will, die ahnungslose Frau immer wieder von Männern aufgeklärt werden muss. Dazu gesellt sich eine Dramaturgie, die mit genau denselben billigen Taschenspielertricks arbeitet wie das Buch – nur dass sie auf der großen Leinwand viel offensichtlicher wirken.

Die im Roman aufgestellten falschen Behauptungen über die Gottheit Jesus Christi, die Rolle der Maria Magdalena, die Kirche und das Opus Dei kommen zwar in der Verfilmung zur Sprache, ja sie werden sogar noch in einem auf die Spitze getriebenen Relativismus gesteigert („menschlich? göttlich? Was ist schon der Unterschied?"), gehen aber im Strudel der Da-Vinci-Schnitzeljagd weitgehend unter. Wie ernst die Filmemacher mit all diesen Thesen umgehen, zeigt etwa der selbstironische Hinweis im Presseheft bezüglich des Geheimordens „Prieuré de Sion": Dan Brown behaupte zwar, „dass Geheimbund tatsächlich existiert, angeblich gegründet 1099". Dies sei jedoch als eine Fälschung aus dem Jahre 1956 entlarvt worden. Was sich so liest, als würde ein Verlag im Vorwort zu einem Buch schreiben, der Beweis für die darin behauptete Hauptthese des Autors sei eigentlich vorgetäuscht.

Zum Opus Dei, das im Film wie im Roman eine ziemlich unrühmliche Rolle spielt, weil es vor Mord und Totschlag nicht zurückschreckt, um das „Geheimnis", den „größten Betrug in der Geschichte der Menschheit" zu wahren, schweigt sich das Presseheft jedoch aus.

Das Bild aber, das der Film von der Kirche und dem Opus Dei zeigt, weckt die Assoziationen einer machtbesessenen Organisation, die in Saus und Braus lebt: von den nobel residierenden, Billard-spielenden Kardinälen und Bischöfen, die sich lediglich über Geld und Macht unterhalten, über den „Opus Dei-Bischof" Aringarosa (Alfred Molina), der im Privatjet das Gespräch mit einem Journalisten verdrossen abbricht, bis zu dem „Opus Dei-Mönch" Silas (Paul Bettany), der freilich als im Grunde bedauernswerter Fanatiker dargestellt wird.

Dem Horrorgenre entlehnt Regisseur Ron Howard die Bilder, mit denen sich Silas kasteit: Zum Opus Dei fallen ihm offenbar lediglich die reißerischen Vokabeln „Bußgürtel" und „Bußgeißel" ein, die der Film genüsslich in Szene setzt. Das in „The Da Vinci Code" wiedergegebene Bild der (katholischen) Kirche und insbesondere des Opus Dei ist so real wie das „Ministerium für Mutanten-Angelegenheiten" aus den X-Men-Filmen: Das Wort „Ministerium" stimmt. Sonst nichts.

Ron Howards dialoglastige, teilweise verworrene Inszenierung passt nicht zu den schon hasserfüllten Dialogen gegen die Kirche. Eine Mischung wie Erdbeeren mit Senfsoße – es stößt unangenehm auf.

von JOSÉ GARCÍA - mit freundlicher Genehmigung des Autors - Quelle: www.textezumfilm.de