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Nikolaus-Geschichten

 

Manchmal sprechen sie noch - von Willi Fährmann

Der Pfarrer hatte es gesagt. Aber an diesem Sonntag war vielerlei anzusagen. Deshalb ging die Nachricht ein wenig unter, dass er heimgekehrt war. Eigentlich schade, denn er war lange Zeit fort. Ein paar Jahre hatte man nichts mehr von ihm gehört. Aber nun hatte er seinen angestammten Platz wieder eingenommen.

Als später nur noch wenige Menschen in der Kirche waren, ging ich zu ihm hinüber. Er stand dort, als ob er nie weggewesen wäre. Doch, etwas war schon anders: Sein Mantel leuchtete in einem frischen Rot, und die Borten glänzten wie neu vergoldet.
»Gut daß du wieder da bist«, sagte ich leise.
»Tja, ich bin auch froh darüber.«

Zuerst starrte ich die Holzfigur erschrocken an. Dann schaute ich mich misstrauisch um. Wollte da einer einen Scherz mit mir treiben? Aber ich stand ganz allein, weit und breit kein Mensch. Gerade wollte ich schon über mich lachen, da hörte ich die Stimme wieder, ganz nah, ganz deutlich:
»Weißt du, es ist in der Werkstatt bei dem Restaurator ziemlich langweilig. Da bin ich doch lieber hier in der Kirche.«
»Ach, ja?« sagte ich zaghaft.
»Es bleibt der eine oder andere bei mir stehen. Gelegentlich hat einer etwas auf dem Herzen, und ich überlege, wie ich helfen kann.«
»Das Helfen«, sagte ich, »das ist ja deine Spezialität.«
»Stimmt«, gab er zu. »Früher kamen oft Schiffer zu mir, Kaufleute auch. Aber das ist heute selten geworden. Nur die Kinder kennen mich noch gut und freuen sich auf meinen Tag.«

Ich fragte ihn entschlossen:
»Ich wollte eigentlich immer schon wissen, wie das damals in Myra gewesen ist.«
»Ich war lange Bischof in Myra. Es gäbe viel zu erzählen. Was genau willst du wissen?«
»Zum Beispiel das mit der Hungersnot. Als die Menschen in der Gegend von Myra wochenlang nichts zu beißen hatten.«
»Das war tatsächlich schlimm. Heute kann man das kaum noch verständlich machen. Wer kennt hierzulande denn wirklich den Hunger? Den wütenden Schmerz zuerst, die Schreie nach Brot, die allmähliche Ermattung, den Hungerstod schließlich. Und genau so war es damals in Myra.«
»Und dann kamen die Getreideschiffe, die für eine Nacht im Hafen ankern wollten«, sagte ich eifrig.
»Du kennst dich ja gut aus.« Er lachte leise.
»Aber es war so, wie du sagst. Die Schiffe waren auf der Durchfahrt nach Konstantinopel, sollten Getreide in die Kaiserstadt bringen. Der Kapitän wollte jedoch keinen einzigen Sack Korn an uns verkaufen. Er war ein Hasenfuß. Wenn etwas von meiner Ladung fehlt, sagte er, dann lässt mich der Kaiser ins Gefängnis werfen.«
»Und das Wunder?« fragte ich neugierig. »Wie war das mit dem Wunder?«
»Nun, das größte Wunder war, dass der Kapitän seine Angst überwand. Schließlich hat er erlaubt, dass einige Männer von uns an Bord kommen durften. Er zeigte ihnen die Kornsäcke, die sie in die Stadt schleppen durften. Es war ziemlich viel Korn, und es hat gereicht, bis endlich wieder Regen viel in unseren Gärten und auf den Feldern neue Nahrung wuchs.«
»Und der Kapitän hat mir nichts, dir nichts seinen Sinn geändert?«
»Nein, mein Lieber. Den Sinn ändern, das geht bei niemand leicht. Ich habe ihn in jener Nacht in Myra herumgeführt. Er hat die hungernden Menschen gesehen, hat das Elend gerochen, das Wimmern der Kinder gehört. Dann habe ich ihm von dem Jungen erzählt, damals, als Jesus mit den vielen tausend Menschen in der Steppe war. Kaum einer hatte etwas zu essen mitgenommen. Hunger hatten sie alle. Der Junge hätte ja seine Fladenbrote und die paar kleinen Fische, die er in seiner Tasche mit sich trug, für sich allein behalten können. Nein, als Jesus fragte, da hat er sie angeboten, wollte teilen. Das war auch ein Wunder. Aber als Jesus Brot und Fische gesegnet hatte, als alle davon gegessen hatten und satt geworden waren, als nach all dem noch zwölf Körbe voll übrig geblieben sind, ich glaube, da haben damals alle gespürt, wie wichtig das Teilen ist.«
»Und der Kapitän?«
»Dem ist die Nacht in Myra und auch die Geschichte vom Brotwunder an die Nieren gegangen. Er hat erkannt, wie steinhart er sein Herz gemacht hatte. Und, wie du sagst, er hat seinen Sinn geändert.«
»Wirklich, ein Wunder«, gab ich zu.

Aber dann fiel mir ein, was sonst noch erzählt wird und ich fragte weiter:
»Man sagt, dass das Schiff nicht höher aus dem Wasser heraus gestiegen ist, obwohl die Ladung doch leichter und leichter wurde, je mehr Säcke die Männer wegschleppten.«
»Darüber haben in der Tat alle gestaunt, So viel Korn die Männer auch in die Stadt trugen, an der Ladung fehlte nichts, überhaupt nichts.«
»Wie ist das denn zu verstehen?« fragte ich und konnte einen Zweifel nicht unterdrücken. Nikolaus schmunzelte.
»Für mich war das, was ich mit dem Kapitän erlebt hatte, viel erstaunlicher. Aber die Leute erzählten sich bald eine Geschichte, die mit dem Schiff zu tun hatte. Sie sagten, die Männer von Myra seien schweren Herzens auf das Schiff gegangen. Als sie das Korn hinabtragen durften, seien ihre Sorgen und Nöte auf dem Schiff zurückgeblieben. Und diese hätten das fehlende Korn aufgewogen.«

»Wirklich eine erstaunliche Geschichte. Aber da ist doch auch noch die Rettung aus Seenot, die mit Nikolaus zu tun hat, und die Wiederbelebung der drei Schüler...«
Nikolaus lachte jetzt ganz vernehmlich.
»Nicht alles an einem Tag, mein Lieber. Geschichten muss man bedenken. Komm an einem anderen Tag wieder.«
Vielleicht hätte ich das Gespräch noch fortgesetzt. Aber da kam ein älterer Mann herbei und sagte vorwurfsvoll:
»In der Kirche sollte man nicht so laut lachen!«
Eigentlich wollte ich erwidern: »Warum denn nicht?« Aber dann wies ich mit dem Daumen auf die Nikolausfigur und sagte:
»Der war's.« Der Mann schüttelte den Kopf und zeigte mir mit dem Finger einen Vogel. Wenn der wüsste!

Legende von der Rettung aus Seenot - von Willi Fährmann

Lang, lang ist's her. Es gab noch keine Autos, keine Eisenbahnen und auch noch keine Flugzeuge. Die Seeleute, die damals mit ihren Schiffen über das Meer fuhren, spannten große Segel auf. Die Kraft des Windes trieb ihr Schiff von Hafen zu Hafen. Aus dieser Zeit erzählt man sich die Geschichte, wie der heilige Nikolaus, der Bischof von Myra, zum Schutzpatron der Schiffer geworden ist.

Eines Tages segelte ein stolzes Schiff durch das Mittelmeer. Es wollte nach Konstantinopel. An Bord trug es reiche Schätze Arabiens. Es war wohlausgerüstet und hatte eine tüchtige Mannschaft. Der Kapitän war ein alter, erfahrener Seemann.

Schon war der ersehnte Hafen nicht mehr weit, da verdüsterte sich der Himmel, Wind sprang auf, und die Kämme der Wellen wurden schaumig und weiß. Doch der Kapitän hatte mit seinem Schiff schon so manches böse Wetter durchgestanden. Er wusste, was zu tun war. Er ließ die Segel reffen. Das Ruder nahm er selber in die Hand. Genau dem Wind entgegen, drehte er den Bug seines Schiffes. Die Seeleute gehorchten seinen Befehlen aufs Wort. Doch der Wind wurde immer wütender, wuchs zum Sturm, heulte in den Tauen und Masten und riss den Leuten die Worte vom Mund.
Noch kämpfte das Schiff unverdrossen gegen die Wellen an. Aber schon türmte der Sturm das Wasser zu Bergen, schon warfen sich die Wellen über die Bordwand und überspülten das Deck. Breitbeinig stand der Kapitän und hielt das Ruder fest. Sein Steuermann half ihm dabei. Jetzt prasselten Regenschauer hernieder. Es wurde finster wie in der Nacht; eine Nacht ohne Stern, ohne Mond. Wieder schäumte ein Wellengebirge hoch auf, zerbrach und stürzte auf das Schiff. Das Holz ächzte. Ein Zittern durchlief den Schiffsrumpf und alle, die er trug. Pfeifen und Knirschen fuhr durch den Mast, ein Splittern, ein Krachen! In halber Höhe zerbarst ein Mast. Wie wild hieben die Männer mit Beilen und Äxten die Taue durch, damit das Wasser das gebrochene Holz wegschwemmen konnte. Doch eine Woge riss den mächtigen Mast hoch auf, schlug ihn gegen das Schiff und stieß ein Loch in die Bordwand. Immer noch hielten die Taue den Rammbock.

Da liefen die Seeleute fort, um dem wildgewordenen Mastholz zu entgehen. Schon sah der Kapitän sein Schiff verloren, da fiel ihm in der höchsten Not ein, was er einst vom Bischof Nikolaus von Myra gehört hatte. »Sankt Nikolaus, Sankt Nikolaus! Bitte für uns!«, schrie er dem Sturm entgegen. Die Seeleute, die ihm am nächsten standen, hörten seinen Schrei. Sie nahmen den Ruf auf. So drang er bis in das Vorschiff.
»Sankt Nikolaus! Bitte für uns!«, schrien die Matrosen. Mit einem Male wurde es ein wenig heller.

Plötzlich stand mitten auf dem Schiff ein Mann, den sie nie zuvor gesehen hatten. Er schwang seine Axt und hieb auf die Haltetaue ein. Die Matrosen fassten durch sein Beispiel wieder Mut und kappten die letzten Taue, die den gefährlichen Mastbaum noch hielten. Die nächste Woge trug ihn weit vom Schiffsrumpf fort. Stunden noch wütete das Wasser, doch nach und nach wurden die Wellen zahmer, und allmählich flaute der Wind ab. Als schließlich die Sonne zwischen jagenden Wolken hin und wieder hervorschaute, da war die ärgste Gefahr vorbei.

Aber wie sah das stolze Schiff aus! Wie ein zerzausten Vogel trieb es auf dem Meer. Zerrissen die Planken, zersplittert die Bordwand, verwüstet das Deck, weggeschwemmt die Ladung. Endlich übergab der Kapitän dem Steuermann wieder das Ruder. »Bringt mir den Mann her, der uns gerettet hat!« befahl der Kapitän. Doch so sehr die Seeleute auch suchten, sie fanden ihn nicht. Am nächsten Tag tauchte die Küste von Kleinasien in der Ferne auf. Ein Notsegel, am Maststumpf mühsam aufgeknöpft, trieb sie langsam in den Hafen von Myra. Die Matrosen vertäuten das verwundete Schiff. Sie warfen sich in ihre Kojen und wollten nichts als schlafen, schlafen, schlafen.

Der Kapitän aber ging mit seinem Steuermann zur Kirche von Myra hinauf. Er wollte dem Herrn für die Rettung aus Seenot danken. In der Kirche wurde gerade ein Gottesdienst gefeiert. Vorne am Altar stand der Bischof. Als die Seeleute näher kamen, erkannten sie ihn. Sie sahen, dass er der Mann war, der ihnen auf dem Meer so wunderbar geholfen hatte. Da priesen sie Gottes wunderbare Güte. Überall verbreitete sich unter den Seeleuten diese Geschichte. So wurde der heilige Nikolaus der Patron aller Seeleute und Schiffer.

Das wundertätige Nikolausbild

Vandalen aus Afrika fallen in Kalabrien ein, plündern und führen viele Gefangene mit sich fort.

Einer von den Räubern, ein Zöllner, fand unter seiner Beute ein kunstvolles Bild. Er lässt sich von einem Gefangenen belehren, dass es den hl. Nikolaus darstellt, und dass der Besitzer so lange in Glück und Reichtum lebe, als er das Bild ehre und hochachten.
Der Heide, hocherfreut über einen so kostbaren Fund, glaubt ihn nicht besser anwenden zu können, als wenn er ihn zum Hüter seiner Schätze einsetzt, in der Meinung, dass diese so am besten geborgen seien. Trotzdem wurden ihm dieselben gestohlen. Darob ergrimmte jener so, dass er den armen Heiligen heftig ausschaut und ihm mit einem gewaltigen Prügel drohte, falls er ihm die Schätze nicht wieder zur Stelle schaffte.

Der Heilige, welcher nicht zugeben konnte, dass sein Bild misshandelt würde, erschien auch wirklich den Räubern in dem Augenblicke, wo sie die Schätze teilen wollten, und befahl ihnen, dieselben sofort zurückzubringen, widrigenfalls er sie den Richtern in die Hände liefern und ihren schmählichen Tod durch den Strick bewirken würde. Die dadurch eingeschüchterten Diebe trugen den Raub zurück; auf dem Heiden aber machte diese Begebenheit einen solchen Eindruck, dass er das Bild küsste und sich mit seinem ganzen Hause zum Christentum bekehrte und dem hl. Nikolaus zu Ehren eine Kirche baute. So wurde Nikolaus auch in Afrika berühmt.

Die Auferweckung der drei getöteten Schüler

Drei wandernde Schüler nehmen in einem einsam gelegenen Hause Herberge. Der Wirt, der bei den Schülern Schätze vermutet, ermordet sie mit Hilfe seiner Frau in der Nacht. Da kommt der hl. Nikolaus in der Gestalt eines Bettlers, bittet um Unterkunft und überführt die Schuldigen unter dem Vorwande, frisches Fleisch haben zu wollen, ihres Verbrechens. Auf ein Gebet des Heiligen erscheint ein Engel und verkündigt, dass die drei Schüler zum Leben zurückgekehrt seien.

Die Legende von der Ausstattung der drei verarmten Jungfrauen

Ein vornehmer Mann, der völlig verarmt ist, beabsichtigt, seine drei Töchter, die er nicht ebenbürtig verheiraten kann, der Schande preiszugeben, um daraus seinen und ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Der junge Nikolaus, eben Erbe eines großen Vermögens geworden, hört davon und wirft nachts dreimal einen Beutel voll Geld ins Haus der Verarmten Jeder Beutel bildet die Mitgift für eine der Töchter und ermöglicht ihre Verheiratung. Das drittemal holt der Vater den enteilenden Wohltäter ein und dankt ihm unter Tränen.

Die Begnadigung

Ein Christ, der sich in großer Not befand, wandte sich an einen Juden um ein Darlehen und schwur über einem Bilde des hl. Nikolaus, das entliehene Geld pünktlich an einem festgesetzten Tage zurückzuliefern. Als die Frist um war, verlangte der Jude sein Geld, der Christ aber schwur hoch und teuer, dass er ihm nichts schulde und ihm deshalb auch nichts wiedergeben würde. Der Gläubiger machte die Sache bei Gericht anhängig, die streitenden Parteien wurden vorgeladen. Der Christ aber, ein verschmitzter Geselle, barg das geliehene Geld in einem hohlen Stocke, und als er seinen Schwur ablegen sollte, hieß er den Juden den Stock halten, worauf er schwur, dass er jenem all sein Gut zurückgegeben hätte. Der Jude bekam Unrecht und verließ den Saal, auf den hl. Nikolaus scheltend. Aber die Strafe sollte nicht ausbleiben. Als der Betrüger heimkehrte, überfiel ihn eine unwiderstehliche Schlafsucht, die ihn zwang, sich mitten auf dem Wege niederzulegen. Niemand war imstande, ihn von der Stelle zu bringen. So wurde er dann von einem scharfem Trabe daher kommenden Wagen überfahren und erlitt einen qualvollen Tod; zugleich aber hatte der Wagen auch den mit Gold gefällten Stock zerbrochen und den reichen Inhalt bloßgelegt. Der herbeigeholte Jude erkannte zwar das Gold als das seinige an, weigerte sich aber es zu nehmen, wenn St. Nikolaus nicht den Christen wieder zum Leben erwecken würde. Kaum war das Wort gesprochen, so erhob sich jener.