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Predigtvorschläge - 01. Sonntag der Adventszeit (Lesejahr A)
1. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2007)

Liebe Gemeinde!

Nun hat die Adventszeit wieder begonnen, und schon seit Wochen sehen wir in den Geschäften die Weihnachtsartikel, werden uns in der Werbung in aufdringlicher Weise alle möglichen Artikel angepriesen, hören wir von allen Ecken und Enden bis zum Überdruss Weihnachtslieder. Es gibt viele, die sagen, dass sie diesen ganzen Rummel leid sind, dass die schöne Adventszeit ihnen gar nicht mehr so schön vorkommtwie vielleicht früher einmal. Aber – wie ein chinesisches Sprichwort sagt – es ist besser, ein Licht anzuzünden als über die Finsternis zu schimpfen. Das haben wir eben gemacht, als wir den Adventskranz entzündet haben. Und das haben Sie gemacht, als Sie sich entschlossen haben, in die Kirche zu gehen. – Und als Sie den Kirchenraum betreten haben, da ist Ihr Blick sicher sogleich auf das wunderbare Chorwandgemälde gefallen. (Vielleicht haben Sie ja wie ich gestaunt, was für eine künstlerische Ader unsere Frauen da entfaltet haben.)

 

Vielleicht wissen einige von Ihnen, dass der Priester Sieger Köder ursprünglich dieses adventliche Bild gemacht hat. Er hat ihm den Titel gegeben: „Ein Reis wird hervorgehen aus dem Stumpf Isais.“ Dieser Satz stammt aus dem Buch Jesaja, aus einem der großen Verheißungstexte – wir haben ihn gerade gehört. Der Stumpf Isais, das ist die zerschlagene Dynastie Davids; Isai war der Vater Davids. Er wird hier genannt, weil der Prophet die Neuordnung da ansetzen lässt, wo es noch keine Verderbnis gab, also beim Vater Davids, nicht bei dem zwar großen König, aber doch auch schon in Sünde gefallenen Menschen. Dass die davidische Dynastie untergehen wird, hat der Prophet ein paar Kapitel zuvor mit folgenden Worten angekündigt: „Bis die Städte verödet sind und unbewohnt, die Häuser menschenleer, bis das Ackerland zur Wüste geworden ist... Sie werden schließlich vernichtet, wie bei einer Eiche oder Terebinthe, von der nur der Stumpf bleibt, wenn man sie fällt.“ (Jes 6,11.13) Dieses Bild vom Baumstumpf hat der Maler aufgegriffen und eindrucksvoll dargestellt. Man sieht noch das Blut am gefällten Holz: Es ist das Blut der vielen gefallenen Juden, die dem Ansturm der Babylonier hilflos ausgeliefert waren. Die abgestorbenen Arme des toten Baumstumpfs ragen wie ein Flehruf zum Himmel, als würden sie rufen: „O komm, o komm, Emmanuel, mach frei dein armes Israel. In hartem Elend liegt es hier, in Tränen seufzt er auf zu dir.“ Rings um den Baumstumpf ist schwarze Dunkelheit. Sie steht für die Zeit der Unterdrückung der Juden in Ägypten und in Babylon, unter der Herrschaft der Perser, Mazedonier und später der Römer, aber ganz generell auch für alle dunklen Seiten im Leben. Doch die Finsternis wird von oben her aufgebrochen: „Das Volk, das im Dunkeln lebt, sieht ein helles Licht, über denen, die im Land der Finsternis wohnen, strahlt ein Licht auf.“ Das ist die dritte Jesajastelle (9,1), die der Maler hier aufgreift. Wir hören sie immer in der Heiligen Nacht. Denn sie kündet die Geburt des Messias an. Aber schauen wir noch einmal zum Baumstumpf: Mitten zwischen den toten Armen wächst eine Rose. „Doch aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Reis hervor, ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht.“ (Jes 11,1) aus einem toten Stamm entsteht Leben. Gott schafft dieses neue Leben. Israel darf wieder hoffen. Mag die Nacht noch so dunkel sein, „das Licht leuchtet in der Finsternis“ (Joh 1,5). Mag der Tod scheinbar endgültig sein – die Kraft der Rose ist stärker. Sie wächst aus dem Tod, überwindet den Tod. So verbindet Sieger Köder in einem Bild die drei entscheidenden adventlichen Texte des Jesajabuches. Wir dürfen es nun in den kommenden Wochen anschauen und uns davon inspirieren lassen. Dass wir nicht über die Finsternis schimpfen, sondern ein Licht anzünden bzw. das Licht betrachten, das Gott in die Welt gesandt hat, damit sie nicht im Dunkeln bleibt und zugrundegeht. Beklagen wir nicht, dass wir in der Adventszeit soviel Stress haben! Nutzen wir vielmehr die Zeit, um unsere Hoffnung zu entflammen. Schauen wir dieses Hoffnungsbild immer wieder an; es sagt uns: „Du, Mensch, fürchte dich nicht! Du bist mein. Ich der Herr, bin dein Gott, dein Befreier. Fürchte dich nicht. Denn ich bin mit dir.“ (Jes 43, 1.3.5) Die Rose soll ein Zeichen dafür sein, wie teuer du Gott bist, wie sehr Gott dich liebt.

2. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2004)

Liebe Gemeinde!

„Menschen auf dem Weg durch die dunkle Nacht“. In großen Buchstaben prangt uns das diesjährige Motto der Adventszeit von der Chorwand entgegen, und das Bild bringt einige Eindrücke von der dunklen Nacht zur Darstellung, durch die die Menschheit zu gehen hat und von der wir manchmal mehr, mal weniger bedrängt und geängstigt werden.

Auf dem Bild sehen wir eine anonyme Masse. Die Menschen scheinen kein Gesicht zu haben, sie lassen sich treiben, laufen mit dem großen Strom der Masse mit. Fast schemenhaft huschen sie dahin. Wohin gehen sie? Was treibt sie an? Ihr Gesicht leuchtet nicht, weil kein Licht darauf fällt. Menschen auf dem Weg durch die dunkle Nacht.

Aber es ist noch mehr zu sehen: Ein Riß geht durch das Bild. Wie wenn man ein Blatt Papier zerreißt. Die Künstlerin hat ihr Bild nach diesem Riß betitelt: „O Heiland, reiß die Himmel auf!“ Laß dein Licht vom Himmel her auf die Menschen scheinen, die auf dem Weg sind und nicht recht wissen, wohin, woher und wozu – die auf dem Weg sind durch die dunkle Nacht! O Heiland, sende dein Licht, damit unser Gesicht wieder zu leuchten beginnen kann!

Der Riß, der durch das Bild geht, deutet das Heilsereignis an, das Gott tatsächlich ins Werk gesetzt hat: Er hat den Himmel geöffnet und sein göttliches Licht auf die Erde gesandt. Doch nicht automatisch kommt dieses Licht bei uns an, nicht einfach dadurch, daß wieder einmal Adventszeit ist und in vier Wochen Weihnachten. Im Johannesevangelium (1,5) heißt es: „Das Licht leuchtet in der Finsternis, aber die Finsternis hat es nicht ergriffen.“ Es liegt an unserer Freiheit, ob wir dem Licht Raum geben in uns, oder ob wir im Dunkeln bleiben wollen. Und hier stehen wir vor dem Abgrund des Bösen: „Das Licht kam in die Welt, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht.“ (Joh 3,19) Obwohl die Dunkelheit bedrückend ist, fürchtet man sich doch vor dem Licht, vor Gott.

Der Riß im Bild will auch diese Zerrissenheit in unserem Leben andeuten. Wir sind oft hin und hergerissen zwischen unserer Sehnsucht nach Heil und der Angst, uns zu verlieren, wenn wir uns auf den heilenden Gott einlassen. Der Geschmack am Heiligen ist uns abhanden gekommen. Wir haben Lust zu tausend Dingen, zum Guten aber haben wir so selten Lust. Und verderben uns nicht so oft auch andere den Geschmack? Zum Beispiel: Da haben wir uns solche Mühe gegeben mit dem Adventsschmuck, aber keiner in der Familie hat es bemerkt. Oder: Da haben wir uns mal wieder überwunden und Tante Frieda eingeladen – und was ist der Dank? Von morgens bis abends Streit. Kein bißchen Frieden zu Weihnacht, im Gegenteil. (Tante Unfrieda!) Hoffentlich ist das Fest bald vorbei!

Im Lied heißt es: „Es wird Zeit, daß die Angst vergeht, die uns täglich bedrängt; es wird Zeit, daß die Freude wirkt, die uns Christus geschenkt.“ Und im Refrain fordern wir uns selbst auf: „Christus hat der Welt das Licht gebracht. Hebt die Augen und schaut ihn an!“ – Die Augen nur ein klein wenig heben – das würde bereits unsere Geschmacksverirrung heilen. Die Angst überwinden, daß wir etwas und uns selbst verlieren könnten, wenn wir Gott den ihm zustehenden Platz in unserem Leben geben – das ist die Chance der Adventszeit. Dazu werden wir mit markigen Worten aufgerüttelt. In der Lesung hörten wir gerade: „Die Stunde ist gekommen, aufzustehen vom Schlaf.“ Im Evangelium mahnt uns Jesus, uns nicht in Selbstsicherheit zu wiegen wie damals die Menschen in den Tagen Noachs. Viele Menschen leben heute wie damals, als gäbe es keinen Gott. Diese Lebensart ist ansteckend und ergreift auch von uns Christen Besitz. Zumindest der Verdacht ist geweckt, daß ein Leben mit Gott ein Leben ohne Spaß sein könnte! Lassen Sie sich das nicht einreden! Machen Sie sich die Logik dieses Denkens bewußt und distanzieren Sie sich bewußt davon! Ein Leben ohne Gott ist ein Leben in Dunkelheit – so wie wir es auf dem Bild sehen.

„Die Stunde ist gekommen, aufzustehen vom Schlaf.“ Es ist Zeit, sich abzuwenden vom Egoismus und von der Saumseligkeit. „Es wird Zeit, auf das Wort zu hörn, das von Gottes Reich spricht, es wird Zeit, auf die Kraft zu bau’n, die das Dunkel zerbricht.“ Es ist Zeit, wieder Geschmack am Guten und an Gott zu gewinnen. Es ist Zeit für eine gute Weihnachtsbeichte.

3. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder, manchmal hört man Stimmen, die sich gegen die schönste Errungenschaft der modernen Zeit richten: Gegen den Fernseher. Der Fernseher, so hört man, sei der Tod des Familienlebens, der Tod der allabendlichen Unterhaltung, der Tod der eigenen Fantasie, der Tod der Buchhändler. Ein Philosoph meinte sogar einmal, der Fernseher sei schlimmer als die Atombombe.

Nun, ich habe keinen Fernseher; deshalb kann ich vermutlich ziemlich neutral behaupten, dass davon natürlich kein Wort stimmt. Nicht der Fernseher ist schuld, sondern die Zentralheizung.

Als sich (genauso wie heute) vor 100 Jahren die Abende verlängerten, die Tage kurz wurden, die Temperatur so sank, dass draußen einfach nicht mehr so viel getan werden konnte, da versammelte man sich in aller Gemütlichkeit um die einzige Wärmequelle zuhause: Den heimischen Herd, den Ofen oder den Kamin. Dort war es warm und gemütlich. Man sah ins Feuer und begann zu erzählen: Die Alten von dem, was sie früher erlebt hatten, alte Geschichten und Märchen. Die Jungen von dem, was sie für Fragen hatten, was sie bewegt und was sie nicht verstehen.

Das hat sich geändert - vor allem deshalb, weil jetzt jedes Zimmer im Haus warm und geheizt ist. Es besteht kein Grund mehr, die Abende gemeinsam zu verbringen.

Trotzdem halten wir noch fest an der Tradition der besinnlichen Adventsfeiern. Wir lassen das Licht aus und machen es uns "gemütlich", Kerzenschein und Plätzchenduft, ruhige Musik und schöne Geschichten werden vorgelesen. Eine feine Sache, zu der ich Sie immer wieder ermuntern möchte. Wir sehnen uns ja auch danach.

Allerdings ist der eigentlich Grund unserer Sehnsucht nicht der nach Zimtsternen und Duftkerzen. Im Grunde sehnen wir uns danach, wieder Zeit für einander zu haben, einander zuzuhören und erzählen zu dürfen. Ohne Hektik bei einander zu sitzen.

Nun, wir können auf die nächste Ölkrise warten, oder jetzt schon etwas daran tun. Die gemütlichen Adventsabende haben ihren Grund ja nicht in den Vereinen, sondern zuhause, in der Familie. Nehmen Sie sich Zeit für einander.

Das hat auch mit dem heutigen Evangelium zu tun: »Seid wachsam«, heißt es dort. Damit ist nicht gemeint, dass wir ständig unter Hochspannung stehen. Sondern dass wir Ohren haben, die hören. Zeit haben, vom Glauben zu erzählen. Mut haben, gemeinsam zu beten. Um Entschuldigung zu bitten und einander Hoffnung zu schenken. Einmal in die Bibel schauen und gemeinsam zu überlegen, was das Wort Gottes bedeutet.

Wachsam sein heißt, auf das zu achten, was mich angeht. Da stört natürlich auch der Fernseher; denn das, was in der Ferne passiert, geht mich meistens eh wenig an. Wichtiger wäre ein Nah-seher - ein Gerät zum direkten Blick in die Augen meiner allernächsten: Was habe ich zu deren Glück beigetragen, wie groß ist meine Schuld an deren Sorgen und Nöten?

Liebe Schwestern und Brüder, es gibt solche Nah-seher. Leider nicht zu kaufen. Sie stehen hinten bei uns in der Kirche und sehen von weitem aus wie Beichtstühle. Aber in Wirklichkeit sind es Augen-Öffner, Ohren-Reiniger und Herz-Erweiterer. Nahseher eben.

Also, bereiten wir uns auf Weihnachten vor. Verkaufen Sie ihren Fernseher, kaufen Sie sich einen Kaminofen für die gute Stube und schalten sie die Zentralheizung ab. Falls ihnen das im Moment noch etwas zu radikal erscheint, können Sie ja erstmal mit dem Beichten anfangen.

Amen.

P.S.: Diese Predigt wurde nicht vom örtlichen Schornsteinfeger gesponsort.

4. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder,

Am Ende des Kirchenjahres, in den letzten Wochen, ist uns aus den Schriften der Bibel vieles zum Ende der Welt vorgestellt worden. Am Ende der Zeiten wird Jesus Christus wiederkommen und alles, was hier auf Erden so bedrückend und unfertig ist, zum Ende führen.

Und nun - als nächster Schritt im Kirchenjahr - stellt uns der Advent den Gedanken vor, dass eine solche Wiederkehr Christi eine besondere Vorbereitung bedarf.

Eigentlich etwas ganz normales. Ein besonderes Ereignis, etwa eine Hochzeit oder ein Prüfung, eine Operation, ein hoher Besuch oder ein Urlaub - braucht eine Vorbereitung. Nicht nur eine Organisatorische Vorbereitung - das Planen und Einkaufen, das Packen und Lernen ist zwar notwendig, aber noch nicht das Eigentliche.
Wirklichen Ereignissen können wir nur dann richtig begegnen, wenn wir uns innerlich von der Alltäglichkeit verabschiedet haben und uns auf etwas Nicht-alltägliches einstellen.

Das gilt selbstverständlich auch für die Wiederkunft Christi, das Ende der Welt. Wenn wir wirklich damit rechnen, dass der Herr bald wiederkommt - und jeder Christ sollte ständig damit rechnen - dann gibt es natürlich einiges Organisatorisches zu vollziehen. Wir müssen unser leben etwas korrigieren, Beziehungen in Ordnung bringen, Schuld begleichen, Versöhnung erbitten und gewähren. Die ständige Möglichkeit der Ankunft Christi sollte unser Leben - wie ein Magnet die Eisenspäne - «in Ordnung» bringen.

Aber das ist noch nicht das Eigentliche. Worauf es ankommt, ist, dass wir uns als Christen immer über den Alltag erheben; ständig damit rechnen sollen, dass das Nicht-alltägliche geschieht. Uns in eine festliche Stimmung der Vorfreude zu versetzen - versetzen zu lassen - die die Freude der Christen ausmacht.

Nur, liebe Schwestern und Brüder, ich habe da so meine Zweifel, dass uns das gelingt. Denn das ist das Schöne an der Adventszeit: Wir können unser Christsein in dieser Zeit testen. Ein Test allerdings, in dem viele von uns Christen wohl durchfallen würden:

Für Weihnachten gibt es viel zu tun, vor allem viel Organisatorisches. Aber das ist nicht das Eigentliche! Verlieren sie im Vorweihnachtsstress diese Einsicht bitte nicht.

Und: Gedulden Sie sich. Nehmen sie die Vorbereitungszeit nicht schon als Weihnachtszeit selbst. Wieviele können die Zeit nicht abwarten, haben lange vorher schon einen Baum, die Krippe aufgebaut und können Spekulatius und Lebkuchen nicht mehr riechen !?

Das Eigentliche ist das Aufstieg aus dem Alltag zum Fest. Und das braucht Zeit. Die Wachsamkeit des Herzens, das Pflegen der Vorfreude, das innerliche gespannt sein, wie es wohl werden wird. Die Dankbarkeit für jeden Augenblick Zeit, der mir geschenkt wird, weil doch die Vorfreude die schönste Freude ist.

Der Advent ist die Zeit der doppelten Ankunft - testweise die des Christkindes. Aber das Warten auf's Christkind ist ein Bild für die Zeit vor der zweiten Ankunft, das Warten auf den Herrn.

In Wirklichkeit nämlich ist unser ganzes Leben eine Adventszeit. Vergessen wir das nicht. Amen.

5. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder,

in der Adventszeit, die mit dem heutigen Sonntag beginnt, nehmen sich viele vor, endlich mal wieder an sich selbst zu denken; sich Zeit zu nehmen und zur Ruhe zu kommen.

Dass wir am Ende eines Jahres die Beine unserer Seele einmal so richtig gemütlich ausstrecken wollen, ist verständlich. Und die Zeit mit ihren langen Abenden, dem Kerzenschein und den Lichtern in den Bäumen und an den Straßen lädt uns auch dazu ein.

Dabei ist die Adventszeit aber etwas anderes: Sie ist im eigentlich christlichen Sinne alles andere als eine besinnliche Zeit. Immerhin heißt Advent ja: Ankunft, Ankunft des Herrn! Sie ist vergleichbar mit der Zeit der Vorbereitung, wenn wir hohen Besuch erwarten; hochaktiv und lebendig.

Verstehen sie mich nicht falsch: Ich meine damit nicht den Vorweihnachtsstress. Der ist nichts Gutes. Vielmehr gilt: So, wie wir in der Erwartung eines großen Ereignisses alles Unwichtige und Nebensächliche beiseite legen und uns auf das wirklich notwendige Konzentrieren; ist der Advent nicht einfach die Zeit der planlosen Hektik. Nein, sie ist ein Aufruf zur Konzentration auf das Wesentliche. Was ist zu tun? Was, vor allem, ist als erstes zu tun?

Legen Sie das Überflüssige beiseite. Es gibt so Vieles, was zwar gut und schön ist, in einer Zeit, in der wir uns aber neu auf die Ankunft Gottes vorbereiten wollen, hinderlich ist. Fragen sie sich selbst: Was hindert sie daran, morgen zu Andacht zu kommen? Was hindert Euch daran, jeden Tag im Advent eine halbe Stunde zu beten? Ist das, was mich daran hindert, wirklich so wichtig?

Tun sie Gutes! In den nächsten Tagen gehen die Mitglieder des PGR durch die Gemeinde und bitten um eine Spende für die Caritas. Wie werden sie empfangen? Und was geben Sie? Von ihrem Überfluss, was halt übrig ist? Wenn der Advent schon eine Zeit der Besinnung sein soll: Nehmen Sie sich doch Zeit und besinnen Sie sich mal, wer in Ihrer Umgebung sich wohl über eine Aufmerksamkeit freuen würde? Und vor allem: Wer kann es gebrauchen? Zunächst fallen Ihnen wahrscheinlich nur die Leute ein, die Ihnen gut bekannt sind. Aber wäre die Zeit der Besinnung nicht eine verlorene Zeit, wenn Sie nicht versuchen, andere, ihnen bisher fremde Menschen in den Blick zu bekommen?

Bitten Sie Gott! Wir haben uns in einer dunklen Kirche versammelt, nicht weil es so schön gemütlich und romantisch ist. Sondern weil wir deutlich machen wollen, das wir das Licht Christi, das Licht der Heiligen Nacht, brauchen. Wir sitzen in der Tinte - und brauchen Erlösung. Wo brauchen sie Gottes Hilfe? An welcher Stelle kommen sie ohne Gott nicht mehr klar? - Seien sie sich der Tragweite dieser Frage bewusst: Wenn ihnen nichts einfällt, dann brauchen sie auch keinen Gott. Im Stall von Bethlehem sind alle Menschen willkommen, nur die perfekten Menschen, die alles allein auf die Reihe kriegen, müssen draußen bleiben.

Erforschen Sie ihr Gewissen! Kein Fest ist ein wirkliches Fest, wenn man nicht den Sondermüll entsorgt hat. Sonst stinkt es im Haus. Am Ende der Adventszeit, am vierten Advent, ist Gelegenheit zur Beichte. Fangen Sie jetzt schon damit an, sich darauf vorzubereiten. Sonst stehen sie Weihnachten plötzlich mit leeren Händen vor Gott: Denn er ist Mensch geworden, um sie von Ihren Sünden zu erlösen. Es wäre ziemlich peinlich, wenn sie keine hätten. Oder wollen sie dem Christkind sagen: «Das mit der Menschwerdung in Bethlehem ist ja wirklich eine wunderschöne Geschichte und sehr romantisch. Aber wenn das wirklich nur geschehen, um mich von den Sünden zu erlösen, lieber Gott, da hättest Du Dir die Mühe sparen können. Ich habe nämlich keine Sünden begangen.»

Glauben Sie mir: Ohne diese Dinge wird Weihnachten nicht Weihnachten sein, sondern nur ein Fest. Ein Lichterfest, eine Lebkuchenschlacht oder eine Baumfeier.
Es ist Advent! Also, tun Sie etwas! - Amen.

6. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder!

In jüngster Zeit ist sehr viel von Drohbotschaft und Frohbotschaft die Rede. Als Drohbotschaft könnte man die Schilderungen des heutigen Evangeliums durchaus bezeichnen: Die Sonne wird sich verfinstern, der Mond wird nicht mehr scheinen, die Sterne werden vom Himmel fallen, alle Völker der Erde werden jammern und klagen, wenn der Menschensohn mit seinen Engeln zum letzten Gericht kommt.

Doch bei genauerem Hinsehen hat sich diese Drohbotschaft schon in eine Frohbotschaft verwandelt. Denn dieses beschriebene Ende der Welt bedeutet für uns Christen, für uns Auserwählte etwas unbeschreiblich schönes. Schrecklich ist es nur für die Menschen, die nicht an Christus glauben. Jesus bringt den Vergleich mit einem Feigenbaum. Wenn er Blätter treibt, ist der Sommer nahe. Er sagt nicht, wenn er die Blätter fallen lässt, ist der Winter nahe. Das Ende allen Lebens, wie es anfangs geschildert wurde, gilt nicht für uns Glaubende. Für uns beginnt mit dem Ende der Welt neues Leben. Die Zweige des Feigenbaums werden saftig, es wird Sommer. Genauso wie der Feigenbaum zum Leben erwacht, werden am Ende der Welt auch wir zum Leben erwachen.

Denn am Ende der Welt wird der Menschensohn, wird Jesus Christus zu uns kommen. Gott selbst wird dann bei uns sein. Ja letztlich ist das Wichtigste in unserem christlichem Leben, auf dieses Ende der Welt, die Ankunft des Herrn zu warten. Wenn man das auf der Straße erzählt, würde man wohl ausgelacht werden, und wahrscheinlich tun wir uns auch selber bei diesem Gedanken schwer, doch letztlich ist dieses Ende der Welt für uns das größte Heil. Lieber heute als Morgen bei Gott sein.

Diese Naherwartung finden wir daher ja auch im Evangelium. "Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles eintrifft." Doch Jesus sagt selbst direkt hinterher: "Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater." Daraus folgert Jesus: "Seid wachsam, ... haltet euch bereit". Heute schon.

So zieht auch Jesaja schon jetzt dem Herrn entgegen. "Kommt, wir ziehen hinauf zum Berg des Herrn, und zum Haus unseres Gottes." Ihm jetzt entgegen gehen. Heute so leben, als wenn der Herr schon morgen kommen würde. Wir dürfen jetzt schon hoffen.

Nicht hoffen im Sinne einer Lotterie. Woche für Woche gibt man seinen Tippschein ab, und hofft auf das große Los. Diese Hoffnung ist nur sehr vage. Wird diese Hoffnung jemals erfüllt werden? Unsere Hoffnung auf das Kommen Christi ist berechtigt. Wir werden irgendwann das große Los ziehen. Die lebendig gehaltene Hoffnung gleicht eher der Hoffnung einer Mutter, die ihr Kind erwartet. Früher sagte man ja auch: "Sie ist in Hoffnung" So wie die Mutter ihr Kind erwartet, so erwarten wir die Ankunft des Herrn. Wir wissen sicher, dass er kommt.

Sicher, Gott ist schon unter uns, mit der Geburt und der Auferstehung seines Sohnes und durch das Pfingstereignis hat die Heilszeit schon für uns angebrochen. Somit ist Gott schon jetzt unter uns, ähnlich wie das Kind im Mutterleib schon ein Mensch ist, schon da ist, schon auf Erden lebt Doch die Geburt steht noch aus, die Hoffnung wird weiter getragen. So ist es auch mit der Wiederkunft des Herrn. Er lebt schon unter uns, doch seine endgültige Wiederkunft steht noch aus.

In drei Wochen feiern wir die Geburt Christi, das Fest des Kommen Gottes. Lassen sie uns bereiten, uns auf den Weg machen, so leben, dass er heute schon endgültig zu uns kommen könnte. Aber lassen sie uns spätestens in drei Wochen unsere Wohnung, die innere Wohnung auf seine Ankunft bereitet haben. So wie Jesaja sprach: "Ihr vom haus Jakob, ihr Auserwählten, kommt, wir wollen unsere Wege gehen im Licht des Herrn."

7. Predigtvorschlag

Advent - Zeit der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest. So die Bedeutung dieses Wortes, dieser vier bevorstehenden Wochen.

Während damit jedoch eher eine Zeit der Ruhe und Besinnung gemeint ist, hat bei den meisten von uns diese Vorbereitungszeit eher praktischen Charakter: Wem schenke ich was? Was wünscht sich der einzelne? Wieviel Geld steht mir für Geschenke zur Verfügung? Dabei aufpassen, dass die Kinder vom materiellen Wert her ähnlich viel bekommen. Andererseits sollen sie sich auch wirklich darüber freuen, soll ein Herzenswunsch erfüllt werden. Eigentlich zählt der materielle Wert ja weniger als der ideelle. Es gilt, die richtigen Maßstäbe anzusetzen bei den Geschenken. Schließlich sollen sie alle eigentlich nur ein Zeichen der Aufmerksamkeit, Zeichen der Liebe sein. Wenn dann für jeden das passende gefunden ist, dann noch eine schöne Verpackung drum herum, dass das ganze nett aussieht, wobei natürlich klar ist, dass die Verpackung nicht alles ist.

Wenn dann all die anderen Überlegungen zum Weihnachtsfest in den kommenden Wochen geregelt sind; wie Baumschmuck, Festessen, Weihnachtspost, Besuche, etc., haben wir vielleicht Einen beim beschenken vergessen: das Christkind! Was schenke ich Ihm zu Weihnachten?

Wie wir uns auch bei den anderen Geschenken Gedanken gemacht haben, sollten wir auch hier mit Überlegung die Sache angehen. Noch sind vier Wochen Zeit, adventliche Vorbereitungszeit. Was schenke ich dem Christkind zu Weihnachten? Legen wir doch einmal die gleichen Maßstäbe an, wie bei den anderen Geschenken. Wir sollten bedenken, dass es nicht auf das Äußere ankommt. Eine schöne aufgemachte Hülle ist zwar schön anzusehen, aber ohne wertvollen Inhalt ist die Hülle nicht schmückendes Beiwerk, sondern nur Schein und Betrug. Ein äußerlich schön geschmücktes Haus ist also nicht der Kern des ganzen, sondern nur schönes Beiwerk. Auf den Inhalt kommt es an.

Der Wert des Inhalts ermisst sich auch bei Jesus nicht aus dem materiellen Wert, was mir möglichst viel Geld kostet, sondern es kommt auch da darauf an, dass das Geschenkte ein Zeichen der Liebe ist. Also auch hier bei Jesus schauen, was er sich wünscht, sich wirklich Gedanken machen, was ich ihm schenken kann.

Bei Kindern gibt es da 'ne Wunschliste als Hilfe, ich hatte als Kind immer eine ganze DIN A 4 Seite voll. Und von Jesus haben wir auch eine!, schriftlich, sogar noch länger als eine DIN A 4 Seite, hier im Evangelium.

Heute haben wir einen Ausschnitt aus dieser Wunschliste gehört. Jesus wünscht sich von uns, dass wir wach und aufmerksam durchs Leben gehen, dass wir uns nicht von unseren Sorgen des Alltags bestimmen lassen und dabei das wesentliche aus den Augen verlieren. Jesus nimmt das Beispiel der Menschen zur Zeit des Noah: „Wie die Menschen in den Tagen vor der Flut aßen und tranken und heirateten, bis zu dem Tag, an dem Noah in die Arche ging, und nichts ahnten, ..." Die Menschen damals waren so mit sich selbst beschäftigt, dass sie von Gottes Fürsorge, von Gottes rettende Tat für die Menschen nichts mitbekamen. Essen, trinken, heiraten ist schön und gut, ist wichtig, aber wir sollen dabei nicht Gott aus dem Blick verlieren. Jesus verdeutlicht das gemeinte mit Beispielen: Zwei Männer, die auf dem Feld arbeiten, oder zwei Frauen, die mit derselben Mühle mahlen: Eine Person wird mitgenommen beim Jüngsten Gericht, die andere nicht. Beide tun das gleiche, aber anscheinend in einer anderen Haltung. Auch der wachsame Christ hat seine Arbeit zu verrichten, muss essen, trinken und eventuell auch heiraten, aber er weiß, dass etwas anderes kommen wird, dass Christus kommen wird, dass unser ganzes tun hier nicht Selbstzweck ist.

Paulus übersetzt diesen Wunschzettel in der Lesung vorhin für seine Gemeinde etwas deutlicher und konkreter: Essen, trinken, heiraten OK, aber nicht maßlos, das essen und trinken, nicht essen bis uns schlecht wird, saufen bis zum umfallen. Heiraten ohne Unzucht und Ausschweifung, Sexualität ist etwas sehr schönes, und gerade deswegen bedarf es eines geordneten Umfeldes. Die Arbeit auf dem Feld, an der Mühle die Jesus beispielhaft nennt, im gleichen Maße die Arbeit an der Werkbank, im Büro ohne Streit und Eifersucht, ohne mobbing, ohne Misstrauen. In allem „ehrenhaft leben wie am Tag" und nicht wie in der dunklen Nacht, wo ich alles verheimlichen kann.

Ich glaube, bei diesem Wunschzettel ist für jeden von uns etwas dabei, was wir Christus schenken können, wo ein jeder von uns etwas tun kann, um sich innerlich auf Weihnachten vorzubereiten, und nicht nur äußerlich. Jesus wünscht sich von uns, dass wir aufrichtig durchs Leben gehen, bei all unserer Arbeit ihn nicht aus dem Blick verlieren. Nutzen wir diesen Advent, damit Weihnachten das Christkind nicht nur eine nette Verpackung, sondern auch einen wertvollen Inhalt vorfindet

8. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern. liebe Brüder!

Kennen sie die Berufskrankheit der Discjockeys: das ist die Schwerhörigkeit. Wer sich immer wieder dem Lärm aussetzt, der wird langsam taub.

Ich glaube, im übertragenem Sinn gilt diese Wahrheit auch für uns Christen: wir, die wir Sonntag für Sonntag uns Gottes Wort aussetzen, wir stehen in der Gefahr, taub zu werden für eben dieses Wort.

Was das für den Advent bedeuten kann, das kennen sie sicher auch als Reim: und wenn die fünfte Kerze brennt, dann hast du Weihnachten verpennt.

Schwestern und Brüder! Dieser Reim ist mehr als nur ein Wortspiel: er drückt auf seine Weise aus, was das Evangelium uns heute verkündet: Seid wachsam.
Die Wachsamkeit, von der Jesus spricht, spielt sich nicht in den Köpfen der Menschen ab; sie hat nichts zu tun mit Berechnungen, die ein Datum für den Weltuntergang vorausbestimmen wollen.
Nein, die Wachsamkeit, wie Jesus sie lebte, verstehe ich als eine Wachsamkeit vom Herzen her.

Man sieht nur mit dem Herzen gut, dieses Wort kennen sie sicher. Ich glaube, Jesus sah und sieht die Welt mit den Augen des Herzens. So sieht er in den Kranken schon das Heil anbrechen, er sieht bei den Trauernden schon die Freude, er findet bei den Toten schon Spuren des Lebens. Und im Versagen des Menschen findet er die "Felix Culpa", wie Augustinus sie nannte, die glückliche Schuld, durch die hindurch die Erlösung erst nötig und möglich wird.

Das scheint mir die Wachsamkeit zu sein, die Jesus meint, daß wir Menschen in jedem Augenblick wach sind, hellwach, damit wir die Zeichen der Zeit erkennen, damit wir uns nicht einlullen lassen von Reklame und Propaganda, nicht ablenken lassen von dem, was gut ist, nicht abbringen lassen von dem, der für uns wirklich wichtig ist.

Schwestern und Brüder!
Erinnern sie sich an die Berufskrankheit der Christen: sie stehen in der Gefahr, taub zu werden für Gottes Wort.
Es gilt, wach zu sein. Ob wir nun wach oder schlafend durch unsere Zeit gehen, daß ist unsere Entscheidung. Wachsamkeit bedeutet, den Augenblick mehr zu lieben als die Vergangenheit oder die Zukunft. Jetzt, zu Beginn des Advents sind wir dazu aufgerufen.

Denn Gott geht es um uns, Gott geht es um den Menschen. Amen.

Fürbitten