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Predigtvorschläge - 03. Sonntag der Adventszeit (Lesejahr A)
1. Predigtvorschlag

von Pfarrer Klaus Klein-Schmeink (erstellt: 2007)

O komm, o komm, Emmanuel!
So, liebe Schwestern und Brüder, beginnt das Lied, das uns heute als Grundlage für die Predigt dienen soll. Sie finden es unter der Nummer 902 im Gotteslob.

O komm, o komm, Emmanuel!
Emmanuel – das heißt: Gott mit uns.
Einen nahen, gegenwärtigen Gott erfleht dieses Lied. Die Melodie hat etwas Sehnsüchtiges. Ja, es scheint sehr dringend, sehr notwendig zu sein, das etwas geschieht. Die Schmerzgrenze ist erreicht, vielleicht sogar überschritten.

Wer ist es denn, der hier so fleht? Und warum?

Mach frei dein armes Israel. In hartem Elend liegt es hier, in Tränen seufzt es auf zu dir.
Es ist das Volk Gottes, das sich am Boden fühlt, niedergedrückt ist. Elend. Tränen. Israel scheint am Ende zu sein. Die, die Gottes Volk sind können nicht mehr. Sie fühlen sich von Gott in Stich gelassen. Sie brauchen seine Hilfe. Allein kommt sie nicht mehr weiter.

Niedergedrückt, am Ende, hilflos ausgeliefert, am Boden zerstört. Von Gott verlassen.

So fühlen wir uns Menschen auch manchmal.
Da wird die Krankheit zu einer innerlichen Zerreißprobe.
Da lässt eine schlimme Diagnose eine Welt in sich zusammenbrechen.
Da löst der Tod eines lieben Angehörigen tiefe Trauer aus.
Da verspürt man Angst angesichts der Rede von Klimakatastrophe.
Da ist man sprachlos angesichts der traurigen Fälle von sterbenden und verwahrlosten Kindern.
Und ich glaube, ja ich weiß, dass sich viele in diesen Momenten auch von Gott verlassen fühlen.

"Wie kann Gott das zulassen, Herr Pastor?"
"Warum ausgerechnet ich?"
"Was können denn die Kinder dafür?“

Ja, es gibt Grund zu klagen. Ja, manchmal ist es wirklich zum Weinen.

Vermutlich haben wir alle schon einmal innerlich rebelliert gegen das Elend und Unglück, das wir am eigenen Leibe erfahren oder bei anderen miterleben mussten.

Vielleicht haben wir uns auch schon mal mit dem lieben Gott angelegt, ihm mal richtig deutlich unsere Meinung gesagt:
"Sieh dir das doch mal an, Gott. Das darf doch wohl nicht wahr sein: Meine Krankheit ... sein Tod ...das Elend überall ... die Katastrophen im Fernsehen: Das kann doch wohl nicht wahr sein? Wie kannst du das nur zulassen?"

Schwestern und Brüder,
unser Lied ermuntert uns dazu, all den Kummer, die Sorgen, den Frust in uns ernst zu nehmen und sozusagen herauszuschreien. Es Gott vor die Füße zu werfen, es ihm ans Herz zu legen, es ihm hinzuhalten. Wie immer man es auch nennen mag.

Unser Lied ermuntert uns letztlich zu beten. Mit ganzem Herzen. Ganz ehrlich. Ohne Redeverbot.
Wir brauchen vor Gott aus unserem Herzen keine Mördergrube zu machen. Was raus muss, muss raus.
So lehrt uns auch das große Gebetbuch der Bibel, das Buch der Psalmen mit seinen großen Klage- und Bittpsalmen.

Das Gebet ist heilsam. Es verschafft Ruhe. Und auch in der größten Trostlosigkeit vermag es Halt und Hoffnung zu geben.

Das Gebet ist heilsam. Aber nicht, weil es ein irgendwie gearteter psychologischer Trick ist. Es ist auch kein psychotherapeutischer Automatismus.

Nein, das Gebet ist heilsam, weil es mit dem Heiland verbindet, mit dem Gott-mit-uns, mit dem Emmanuel.

Wer betet, wer vor Gott klagt, der rechnet noch mit Gott.
Wer sich innerlich mit Gott anlegt, ihn anklagt, der ist nicht ungläubig, nein, der glaubt an Gott. Deswegen ruft er ihn ja an. Auch wenn er ihn im Moment nicht versteht.

Der Glaube ist eine Beziehung. Zwischen mir und Gott.
Und so wie Menschen miteinander kommunizieren, reden müssen, so bedarf der Glaube auch des Sprechens miteinander.

Wir sprechen zu Gott, in dem wir zu ihm beten. Nicht nur dann, wenn es etwas zu beklagen gibt, aber auch dann.
Gott spricht zu uns durch sein Wort, durch die Feier der Sakramente und durch die Zeichen der Zeit, durch Begegnungen in unserem Leben.
Um für diese Sprache Gottes offen, empfänglich zu sein, bedürfen wir auch des Gebetes.

Liebe Schwestern und Brüder,
viele werden jetzt vielleicht denken: Beten ist ja schön und gut, aber was bringt es? Erhört Gott denn meine Bitten überhaupt?

Es ist wahr:
· Das Gebet heilt nicht die Krankheit, wie eine Tablette.
· Das Gebet macht die unheilvolle Diagnose nicht ungeschehen.
· Das Gebet gibt mir den Toten nicht zurück.
· Das Gebet kann nicht das Weltklima ändern oder uns Menschen die Verantwortung nehmen.

· Aber das Gebet heilt den Kranken, weil er sich in der Krankheit von Gott getragen weiß, der in seinem Sohn selber gelitten hat.
· Das Gebet heilt diejenige, die eine schlimme Diagnose erfahren hat, weil es ihr hilft, die Angst zu tragen, ohne zu verzweifeln, so wie der Herr im Ölgarten die Angst vor dem kommenden Tod überwunden hat.
· Das Gebet heilt die Trauernden und Verstorbenen, weil durch das Gebet die Hoffnung auf die Auferstehung Trost und Halt gibt. Das Leben geht weiter für die Trauernden und für den Toten, aber anders, verwandelt.
· Das Gebet schenkt Trost, weil es Hoffnung schenkt, dass im letzten alles gut wird. -> Spe salvi

O komm, o komm, Emmanuel!
Dieser Ruf ist nichts anderes als die Sehnsucht, dass Gott bei uns sein möge, egal, was geschieht.
Dieser Ruf ist immer ein Zeichen echten Glaubens, der vielleicht im Moment angefochten scheint.
Dieser Ruf verbindet uns mit Gott, der die Macht hat zu heilen, was verwundet ist.

O komm, o komm, Emmanuel!
Liebe Schwestern und Brüder,
vielleicht kann Sie dieser Gebetsruf ja in der kommenden Woche begleiten. Als ein Stoßgebet, das Sie offen macht für das Weihnachtsfest, das sie spüren lässt, dass ER, der Emmanuel, wirklich mit Ihnen ist.

2. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2007)

Liebe Gemeinde!

Wir hören heute im Evangelium die Frage des Täufers: „Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen anderen warten?“ Es ist eine Frage, die damals den Täufer brennend bewegt hat, und müsste eigentlich auch die Frage sein, die für uns an erster Stelle steht.

Doch zuerst zum Täufer: Er ist am Tiefpunkt seines Lebens angelangt: seine Wirkmöglichkeit ist am Ende, er ist gefangen und gefesselt im dunklen Kerker des Herodes. Die feige Schwäche des Herodes hat ihn dorthin gebracht. Und was hat sich geändert? Was hat seine mutige Predigt genützt? – Nichts, so scheint es. Was er verkündet hat, ist anscheinend immer noch nicht Wirklichkeit geworden: Noch ist die Erde nicht mit Feuer getauft, die Spreu nicht vom Weizen getrennt; Herodes regiert und nicht der von Gott Gesandte. War seine Bußpredigt, war sein unermüdlicher Einsatz also umsonst, sein Leben sinnlos? Muss Johannes jetzt verzweifeln – an seiner Lage, an Jesus, den er doch als den Größeren, den Retter verkündet hat?

Jesus gibt die Antwort. Er tut es mit einem Hinweis auf die Prophezeiung des Propheten Jesaja (Lesung): „Blinde sehen wieder, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören, Tote stehen auf, und den Armen wird das Evangelium verkündet.“ Konnte diese Antwort Johannes an seinem Tiefpunkt neue Hoffnung geben? Konnte sie ihm helfen, an Jesus keinen Anstoß zu nehmen – wie Jesus sagt: „Selig, wer an mir keinen Anstoß nimmt“?

Wir müssen dabei die skeptische Nachfrage im Ohr behalten: „Oder müssen wir auf einen anderen warten?“ Johannes fragt ja deshalb, weil er die prophetischen Verheißungen kennt, weil sein ganzes Leben von diesen Verheißungen gespeist war und weil er Jesus als den angekündigt hat, der diese Verheißungen erfüllt. Sollte er sich etwa getäuscht haben? – Genau auf diese Frage antwortet Jesus, wenn er den Propheten Jesaja zitiert und feststellt: Jetzt ist es erfüllt. Mit mir ist das Verheißene eingetreten.

Freilich – es ist anders eingetreten, als Menschen es sich erdacht hatten, auch anders, als Johannes es sich vorgestellt hatte. Jesus ist nicht gekommen mit der Wurfschaufel in der Hand, als der Vollstrecker des Zorngerichts Gottes, sondern allein mit der Waffe der Barmherzigkeit. Er hat nicht mit königlicher Macht das Römerregime hinweggefegt und den ehrlosen, fiesen und feigen Schmarotzer Herodes entmachtet – Grund genug für viele Juden, Anstoß an ihm zu nehmen. Aber er hat dennoch, ja viel mehr noch die alten Verheißungen erfüllt, indem er allen, den Armen zuerst, die Barmherzigkeit Gottes geschenkt hat, an Leib und Seele, durch Heilungen und durch Sündenvergebung.

Johannes der Täufer wird dies sehr gut verstanden haben, die Antwort Jesu hat seinen Blick erweitert und ihn aus seinen Zweifeln befreit.

Doch was ist mit uns heute? Auch für uns kann die Stunde kommen, wo alle unsere Hoffnungen zerplatzen, unsere Erwartungen zunichte werden, wo unser Glaube durch Schicksalsschläge so sehr geprüft wird, dass wir vielleicht denken: Habe ich mein ganzes Leben aufs falsche Pferd gesetzt? Ist Jesus vielleicht gar nicht derjenige, der Rettung und Heil bringt? Müssen wir noch auf einen anderen warten?

Die meisten Christen in Europa kennen Jesus von Nazareth von Jugend an; er stellt für sie kein Neuigkeits- und Überraschungserlebnis dar. Ihre Erinnerung an Jesus ist jedoch zumeist nivelliert, verkitscht, verweht. Darum suchen viele heute das ganz Andere, Neue. Ihnen geht es wie Johannes dem Täufer in seiner Gefängniszelle, der in den Zweifel geraten ist, ob der Messias vielleicht noch gar nicht gekommen ist.

Wie kommt es zu solchem Zweifel? – Der Zweifel nährt sich von falschen Bildern, die man sich von Gott und seinem Messias macht; wenn der wahre Jesus in einer Weise verfälscht, verkitscht und übermalt wird, dass der kritisch denkende Zeitgenossen befremdet und abgestoßen wird. „Selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt.“ sagt Jesus. Dieser Anstoß hat manchmal mit der Art der Verkündigung zu tun, z.B. wenn gesagt wird: ‚Wenn ihr nur genügend betet, dann wird Gott euch schon erhören’ – so als ob Gott unser Wunscherfüllungsgehilfe wäre. Oder wenn der Ernst aus dem Evangelium herausgeschnitten wird, wenn so getan wird, als wäre alles easy, locker und leicht – und in Wahrheit will man es bloß bequem und gemütlich haben. Oder wenn sich die christliche Gemeinde zu sehr angepasst hat an den Stil dieser Welt, wenn die Christen sich nicht mehr durch ihren Lebensstil von den Nichtgläubigen unterscheiden, wenn sie so leben, als ob es Gott nicht gäbe. – Wenn dies geschieht, nehmen die kritisch Denkenden Anstoß. Die Jugendlichen werfen ihren Glauben weg, die Entrechteten und Leidenden wenden sich anderen Heilslehren zu.

Das dürfen wir nicht geschehen lassen! Wir müssen bei unserer eigenen Einstellung zu Jesus beginnen und sie erneuern. Die wichtigste Voraussetzung hierfür ist das ehrliche Eingeständnis, dass die Erde uns keine ewige Heimat bietet, dass wir also angewiesen sind auf einen Retter, der von oben kommt.

In acht Tagen singen wir wieder: „Christ, der Retter ist da!“ – Wir wollen es mit echter Überzeugung singen und nicht nur aus Gefühlsduselei. Treffen wir darum unsere Entscheidung für Christus neu – jetzt in dieser Messfeier und in den kommenden Tagen!

3. Predigtvorschlag

von Pfarrer Klaus Klein-Schmeink (erstellt: 1999)

Ich finde diesen Täufer Johannes faszinierend, ja nachahmenswert, liebe Schwestern und Brüder!

Keine Angst, ich will Sie nicht in die Wüste schicken. Auch dürfen Sie nicht erwarten, daß ich demnächst im härenden Gewand durch Epe gehe. Auch will ich mich nicht ausschließlich von Insekten und wildem Honig ernähren. Dann bliebe von mir schmalen Kerlchen ja bald garnichts mehr über.

Nein, in einem anderen, wesentlich wichtigeren Punkt, finde ich den Täufer nachahmenswert: In seiner Art nämlich von Jesus Christus zu sprechen.

Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen. Er war nicht selbsz das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht.
So berichtet das Evangelium.

Das Licht ist Jesus Christus, der Herr. Er ist die Lichtquelle, die strahlt.
Johannes verstand sich als eine Art Reflektor, als eine Art Spiegel, der das Licht Christi wiederspiegelt.

So wie der Mond nur strahlt, weil er das Licht der Sonne reflektiert, so leuchtet Johannes der Täufer, weil er vom Licht Christi angestrahlt wird.
Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis abgeben für das Licht.

Dieser Johannes muß einen enormen Eindruck auf die Leute damals gehabt haben. Ansonsten wären sie nicht so zahlreich zu ihm gepilgert.

Sicherlich, bei vielen wird auch eine gewisse Sensationslust mit im Spiel gewesen sein: Wann sieht man schon so einen Mann, der nicht nur rein äußerlich aus dem spießbürgerlichen Rahmen fällt.

Sein Auftreten hat für Aufregung gesorgt. Die Leute fragten ihn:
Wer bist Du?

Und er hat auf diese Frage ganz offen und ehrlich geantwortet.
Er hat sich nicht zum Messias gemacht: „Ich bin nicht der Messias.“ Er hat also nicht angegeben oder übertrieben. Er hat sich selbst nicht überschätzt.

Er hat sich aber auch nicht unterschätzt. Er hat sich nicht unter Wert verkauft. „Ich bin die Stimme, die in der Wüste ruft: Ebnet den Weg für den Herrn!, wie der Prophet Jesaja gesagt hat.“
Er wußte um seine Bedeutung, seinen Auftrag, den Gott ihm gegeben hatte.

Er hat schlicht und einfach die Wahrheit über sich und über Jesus Christus gesagt:
Christus ist der Herr, ich bin sein Diener.
Christus ist das Licht, ich spiegle nur sein Licht wieder.

Liebe Schwestern und Brüder!
Als Christen sind auch wir aufgerufen, für Christus Zeugnis abzulegen.

Aber mal ehrlich: Hat Ihnen schon jemand einmal die Frage gestellt, mit der sich auch Johannes konfrontiert sah, die Frage: Wer bist Du?

Wenn nicht? Warum nicht?

Könnte es sein, daß wir Christen, ich schließe mich da mit ein, nicht mehr auffallen?
Kann es ein, daß wir Christen keine Fragen in den Herzen der anderen mehr aufwerfen?
Kann es sein, daß wir in der Masse aufgegangen sind?
Oder noch anders gefragt: Sind wir vielleicht spießbürgerlich geworden, Menschen, die so mitschwimmen?

Natürlich, wir sind normale Bürger unseres Landes. Wir haben die gleichen Rechte und Pflichten wie die anderen.
Aber wir haben bestimmte von Gott gegebene Wertvorstellungen, die wir in die öffentliche Diskussion einbringen sollen.

Und da heißt es auch schon einmal, sich den Zorn der öffentlichen Meinung zuzuziehen, die mit Gott nichts mehr am Hut zu haben scheint.
Und da heißt es auch schon mal, sich auszuklinken, nicht mitzumachen aus der Masse.

Ich kann mich als Christ nicht über die miserable moralische Qualität der Fernsehsendungen aufregen und gleichzeitig fast jeden Nachmittag irgendwelche fragwürdigen Talkshows ansehen.

Ich kann mich als Christ nicht über die Jugend beschweren, die ja gar nicht mehr zur Kirche geht, und gleichzeitig selbst immer wieder Ausnahmen für mich persönlich geltend machen, wenn es um die Einhaltung der nach wie vor unter Sünde verpflichtenden Sonntagspflicht geht.

Man darf sich nicht nur das Etikett „Christlich“ geben. Man muß sich auch bemühen, danach zu leben. Das gilt für einzelne, wie für Verbände, wie für Parteien.
Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis abgeben für das Licht. heißt es von Johannes dem Täufer.
Er hat das Licht Christi in seine Umwelt hineingetragen. Er war wie ein Spiegel.

Auch wir sind aufgerufen in diese Welt die hell- und heilmachenden Strahlen des christlichen Glaubens zu senden.

Aber es gelingt uns nicht immer. Oft ist unser Spiegel verschmutzt, verklebt, blind. So kann das Licht Christi von uns nicht in seiner ganzen Leuchtkraft reflekiert werden.
Es kann sogar sein das der Spiegel unseres Herzens so verdreckt ist, daß wir uns selber nicht mehr darin erkennen können.

Wie jeder Badezimmerspiegel bedarf auch unser innerer Spiegel einer regelmäßigen Reinigung, damit er seine Aufgabe erfüllt und nicht an die Seite gestellt oder gar weggeworfen wird.

Johannes der Täufer war die Stimme in der Wüste, die rief:
Ebnet den Weg für den Herrn! Kehrt um!
Als eine der großen Gestalten des Advent ruft er uns auch heute noch zu Umkehr auf.
Deshalb nehmen Sie die Angebote der Kirchengemeinden wahr, die Ihnen helfen können, Ihren Spiegel wieder zu reinigen, damit er ganz von Christi hellem Licht Zeugnis geben kann.

Besuchen sie die Bußgottesdienste, die um den 4. Advent stattfinden. Nehmen Sie vor allem die Möglichkeit der Beichte und des Beichtgespräches wahr. Es tut gut und gibt Kraft sich unter das versöhnende Licht Gottes stellen zu lassen.

Wer wirklich umkehrt, der strahlt vor Freude. Der strahlt aber auch das Licht Christi aus, so wie es damals Johannes der Täufer tat.

4. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder,

Jesus zeigt sich im heutigen Evangelium von seiner provozierenden Seite. Ganz unverblümt fragt er:

«Was wollt Ihr eigentlich hier? Warum habt Ihr Euch aufgemacht, zur Kirche, zum Gottesdienst?

Was wollt Ihr hier sehen? Eine Kerze, die im Wind schwankt und flackert? Seit ihr deshalb hier?

Oder was erwartet ihr vom Gottesdienst hier in der Kirche? Einen schicken Priester in seinen alten Gewändern? Leute, die schick sind und eine bessere Figur haben als Ihr Pastor finden Sie in den Katalogen von Quelle und Otto.

Oder wozu seid Ihr hier? Um jemanden zu hören, der Gottes Wort verkündet? Ja, ich sage Euch: Dazu seid ihr gekommen. Aber Gottes Wort ist nicht immer bequem. Es schmeichelt nicht unbedingt der eigenen Eitelkeit.

Ja, hier im Gottesdienst begegnet Ihr Gottes Wort und noch mehr - Gott selbst. Deshalb seid Ihr hier. Kerzen, Musik und Messgewand sind nur Beiwerk - Gott sucht Ihr.

Aber was ist es, was ich, Gott, Euch anzubieten habe? Einen schönen Abend, ein paar schöne Lieder? Ein gutes Wort zum Aufschreiben und einrahmen?

Nein, ich bin hier, um die Blinden von Euch sehend zu machen, die Lahmen gehend, die Unreinen rein, die Tauben hörend. Ich bin gekommen, um die von Euch lebendig werden zu lassen, die innerlich längst tot sind.

Ihr seid hier, weil Ihr die Armen seid, denen ich das Evangelium verkünde: Die armen Blinden, Lahmen, Unreinen, Tauben und Toten.
Vielleicht gefällt es Euch nicht, so etwas zuzugeben. Vielleicht möchtet Ihr nicht dazu gezählt werden. Aber warum sonst seid Ihr hier?

Ihr alle seid hier, aus einem einzigen Grund: Weil Ihr Erlösung braucht. Weil Ihr unwürdig seid, Eure Ehre verloren habt und nun nach Würde sucht.

Ärgert Euch also nicht, wenn Euer Pastor immer wieder von der Beichte predigt: Es ist seine Aufgabe, denn nichts anderes hat er anzubieten, als Heilung für die Seele und Ehre für den Geist.

Es gibt keinen anderen Grund, hier Gottesdienst zu feiern, als den einen: Heilung zu erfahren, weil wir selbst unheil sind. Einst waren wir blind, doch Gott hat uns sehend gemacht. Einst waren wir lahm, doch Gott hat uns gehend gemacht. Einst waren wir unrein, doch Gott hat uns vergeben und wird es immer wieder tun.

Ihr seid hier, weil Ihr das Leben sucht und es nur hier findet. Amen.»

5. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder!

Advent - das heißt Besinnung, Bereitung, sich inmitten der Gedanken an die anderen, die einen sonst immer beschäftigen, einmal auf sich selbst zu besinnen.

Aber dann stellen wir ziemlich schnell fest - das geht nicht. Vermutlich, weil wir auch sonst viel zu viel mit uns selbst beschäftigt sind. Das hat nichts mit Egoismus zu tun! Man kann nämlich sehr viel für andere tun und doch in Gedanken um sich selbst kreisen.

Unter diesen Umständen wird Besinnung zum Zwang, und der Advent zu einer Zeit, in der wir uns bis zur Besinnungslosigkeit besinnen.

Vielleicht entsteht daher auch die hektische Betriebsamkeit im Advent: Weil wir loskommen wollen von und selbst - und dann doch immer wieder bei uns selbst bleiben: Was schenke ICH? Wo gehe ICH hin? Wann finde ICH noch Zeit?

Besinnung bedeutet aber: Eben nicht um sich selbst zu kreisen. Einmal aussteigen aus dem Karussell. Die Adventszeit ist ein Angebot: Einmalig ganz bei Gott sein, sich selbst loslassen - weil er uns hält.

Und die schönste Form dieser Besinnung ist - die Anbetung.

Ich will sie jetzt nicht schon wieder unter Druck setzen, aber - finden sie Zeit? Können Sie überhaupt noch anbeten? Warum kommen so wenig zu den Andachten und monatlichen Anbetungen - wenn nicht deswegen, weil wir gar nicht mehr aussteigen können!
Genießen sie doch einmal den Glauben! Genießen Sie doch einmal die Nähe Gottes. Alfred Delp, ein junger Priester, der im 3. Reich sein Leben lassen musste, hat einmal gesagt: Nichts ist wichtiger gerade in der heutigen Zeit, als die unverratene Anbetung.

Menschen, die nicht mehr anbeten können, haben die Mitte verloren. Vielleicht stellen sie noch den Mitmenschen in dieser leergewordene Mitte - vielleicht aber auch irgendwann sich selbst.

So klingt es auch im Evangelium an: Die Pharisäer, die eben nur um sich selbst kreisen, verpassen den, auf den sie warten. Die Frage "Bist du es, der da kommen soll?" kommt ihnen nicht mehr über die Lippen, weil sie das Wort DU verlernt haben. Sie kennen nur noch das ICH.

Was ist in ihrem Beten das häufigste Wort? DU? Oder: ICH?

Lernen wir das Beten wieder neu.
Lernen wir das Anbeten wieder neu.
Weil es einfach nur gut tut.

Amen.

6. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder,

drei Tage die Woche bleibt bei mir die Friteuse kalt und ich gehe zum Mittagessen ins St. Josefshaus. Dort schalte ich zum Essen manchmal den Fernseher ein. Und weil vor ein paar Wochen auf dem ersten Programm neuerdings RTL eingestellt wurde, sehe ich jetzt ab und zu die Oliver-Geissen-Show. Ist schon faszinierend: Da kommen Menschen mit ganz privaten und persönlichen Problemen, um die in aller Öffentlichkeit vor laufenden Kameras zu besprechen. Seelen-Striptease könnte man so etwas nennen. Und offensichtlich gefällt das den Leuten.
Johannes der Täufer hat die Massen mobilisiert, zu Tausenden sind die Menschen zu ihm an den Jordan gezogen. Und Tausende von Menschen waren damals soviel wie heute Millionen. Johannes hatte Rekord-Einschaltquoten. Er war ein faszinierender Prediger, nahm kein Blatt vor den Mund und sagte den Menschen auf den Kopf zu, wo ihre wunden Punkte sind. Das hat den Menschen gefallen.

Aber er wollte nicht, dass die Menschen aus reiner Sensationsgier zu ihm kommen - vermutlich hat er gemerkt, dass es vielen gar nicht ernst war mit ihrer Bekehrung. Vielleicht haben sich die Leute mehr für die Sünden der anderen interessiert als für die eigene Bekehrung? Wie in der Oliver-Geissen-Show? Aber was will er machen! Er hat schon einen Ort gesucht, an dem keiner kommt, um dort einen Ausflug zu machen oder zu picknicken. Aber er kann den Menschen nicht ins Herz schauen.

Aber jetzt, wo Jesus ins Licht der Öffentlichkeit getreten ist, wird sich zeigen, worum es ihnen wirklich ging. Haben sie Gott gesucht? Oder die Sensation? Haben sie Bekehrung gewollt, oder nur eine Show? Er verweist auf Jesus - werden die Menschen seinem Hinweis folgen?
Und Jesus fragt sie auch: Warum seid ihr damals hinausgezogen, in die Wüste, um Euch taufen zu lassen? Weil das alle taten? Weil das spannend war? Oder habt ihr Gott gesucht? Jesus fragt auch uns heute: Warum feiert ihr Weihnachten - oder Ostern - oder Karneval? Warum feiert ihr Taufe, Erstkommunion, Firmung und Hochzeit? Weil das alle tun? Weil das spannend ist? Oder - weil ihr Gott sucht?

Liebe Schwestern und Brüder, einmal angenommen, die Gottesdienste hier in der Kirche wären einfallslos und langweilig. Keine Orgel, keine Messdiener, keine Kerzen. Keine Familiengottesdienste, keinen Kirchenchor, kein Krippenspiel. Würden sie trotzdem kommen? Weil sie nicht die Show, sondern Gott suchen? Weil sie erlöst werden möchten?
Einmal angenommen, zu Weihnachten gäbe es bei ihnen keinen Baum, keine Krippe und keine Geschenke. Kein "Stille Nacht" von der CD und kein Weihnachtsessen - würden sie dann auch sagen: "Das ist doch kein Weihnachten!"? Was feiern sie eigentlich? Ist Ihr Leben eine Oliver-Geissen-Show oder die echte Suche nach Erlösung?

Keine Angst, wir werden auch weiterhin versuchen, unsere Gottesdienste ansprechend zu feiern. Aber wir sollten uns davor hüten, mehr Arbeit und Sorgfalt in die Vorbereitung der Feierlichkeiten zu stecken, als in unsere eigene Vorbereitung. Was nutzt uns eine gute Show, wenn wir nicht Gott suchen? Die Erlösung und Bekehrung?

Das gleiche gilt auch für unsere private Vorbereitung. Viel für den Rahmen zu geben und wenig bis gar nichts für die Seele tötet den Glauben. Vielleicht helfen uns da ein paar Faustregel:

  • 10 Prozent der Ausgaben für die Weihnachtsgeschenke könnten wir für Adveniat geben.

  • 50 Prozent der Zeit, die wir für die Festvorbereitung, dem Geschenkekauf, der Weihnachtsfeiern und den Weihnachtsmärkten benötigen, sollten wir für das Gebet aufbringen.

  • 100 Prozent der Zeit, die wir am Weihnachtstag brauchen, um uns chic zu machen, könnten wir in den Tagen vor Weihnachten für eine gute Beichten verwenden - um unsere Seele zu reinigen.

Das wäre doch ein Zeichen für einen echten Glauben, meinen Sie nicht?

7. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder

Johannes der Täufer schickt seine Jünger zu Jesus und läßt Ihn fragen, ob er derjenige ist, der da kommen soll, oder ob er noch auf einen anderen warten müsse. Johannes hat sein Leben für Gott geopfert, hat auf alles verzichtet und unter größter Askese in der Wüste gelebt, gepredigt und getauft und will nun wissen, ob die Verheißungen, die Ihm gemacht wurden, sich nun tatsächlich erfüllt haben. Er hört jetzt im Gefängnis sehr viel von Jesus und wird nun stutzig. Ist er derjenige, den er gepredigt hat? Ist er der Retter, der Messias, der jetzt alles besser macht, der das Gottesreich anbrechen läßt? Bloß warum muß er dann noch im Gefängnis sitzen? Warum sind die Römer noch an der Macht? Warum gibt es noch Leid und Elend in der Welt? Wer ist dieser Jesus? Ist er der Christus?

Ich meine, diese skeptische Haltung des Johannes spiegelt sich auch oft in unseren Gedanken und Haltungen wider. Ist Jesus von Nazaret wirklich der Christus, der von Gott Gesalbte, der Retter? Warum gibt es dann noch Leid in der Welt, warum sterben unschuldige Menschen bei einem Flugzeugabsturz, warum mußten erst viele Tausend Menschen in Bosnien sterben, bevor ein Friedensvertrag unterschrieben werden konnte. Warum darf in China immer noch nicht frei seine Meinung geäußert werden, warum bekommen wir unsere Energieprobleme nicht in den Griff, so daß in Japan jetzt fast ein Atomreaktor durchgeschmolzen wäre. Warum das alles noch, wenn doch Christus die Welt schon erlöst hat?

Als die Jünger des Johannes Christus fragen, verweist er sie auf seine Heilungswunder: "Blinde sehen wieder und Lahme gehen; Tote stehen auf, und den Armen wird das Evangleium verkündet."

Zum einen verweist Jesus dadurch auf Jesaja, der genau dieses für das Kommen Gottes vorhergesagt hat. Wir haben es in der heutigen Lesung gehört: "Dann werden die Augen der Blinden geöffnet, auch die Ohren der Tauben sind wieder offen. Dann springt der Lahme wie ein Hirsch, die Zunge des Stummen jauchzt auf." Er ist also der verheißene Gottessohn.

Aber viel wichtiger ist bei dieser Antwort, daß Jesus den Jüngern keine direkte Antwort gibt, sondern auf die in seinen Heilswundern erfahrbare Heilzeit verweist. Die Frage, wer der Kommende ist, kann man nicht theoretisch beantworten, sondern sie muß persönlich erfahren werden. Er verweist die Jünger auf ihre eigenen Erfahrungen: "Geht und berichtet Johannes, was ihr hört und seht". Diesen Erkenntnisweg mußten die Jünger gehen und soll auch das Volk gehen, daß ähnlich wie Johannes fragt. Ihn soll die Gemeinde gehen, für die Matthäus dieses Evangelium niedergeschrieben hat. Es geht darum, sich einzulassen auf die Geschichte Jesu, auf die Taten des Christus. Jede noch so gut formulierte Antwort wird immer eine abstrakte und theoretische bleiben und kann das Sich-Beteiligen-Lassen an der Geschichte des Christus nicht ersetzen.

Und genau das, was für die Jünger galt, was für das Volk Israel galt, was für die Gemeinde des Matthäus galt, gilt heute auch für uns. Wir werden heute keine direkte Antwort auf die Frage bekommen, wer Jesus ist. Wir uns auf Ihn einlassen. Wenn wir nicht bereit sind, mit Ihm Erfahrungen zu machen, dann werden wir nie wissen, ob er der Messias ist, der Gottessohn, der da kommen wird, er, der in 8 Tagen dort in der Krippe liegt.

Jesus sagt zu den Jüngern des Johannes: "Geht und berichtet Johannes, was ihr hört und seht:" Woche für Woche treffen sich Hunderte und Tausende Jugendliche in Taizé in Frankreich zum Gebet und Gespräch über den Glauben, in unserer Gemeinde treffen sich Menschen unterschiedlichster Altersgruppen zum Gebet und Gespräch über ihren Glauben, in Lourdes geschehen nach wie vor viele Heilungen, von denen viele unerklärlich sind und von der Wissenschaft und der Kirche als Wunder anerkannt werden. In Loreto in Italien trafen sich diesen Sommer von der Presse unbeachtet mehrere Hunderttausend Jugendliche zum Gebet mit dem Papst. Beim Weltjugendtreffen in Manila in diesem Jahr waren ca. 5 Millionen Menschen bei der größten Messe aller bisherigen Zeiten. In unserer Gemeinde fühlen sich junge Menschen zu einem pastoralen Beruf oder geistlichen Stand berufen, Mutter Teresa ist nur das bekannteste Beispiel, daß sich Menschen aus christlicher Überzeugung den Armen zuwenden. "Blinde sehen wieder und Lahme gehen; Tote stehen auf, und den Armen wird das Evangleium verkündet.

Selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt." Damit meint Jesus, daß wir uns seinen Heilszeichen nicht verschließen sollen. Diesen Zeichen des Heils in unserer Zeit, gilt es sich zu öffnen, sich selbst solchen Erfahrungen nicht verschließen. Diese Heilserfahrungen nötigen uns selbst zur Entscheidung für oder gegen Jesus, und damit für oder gegen Christus, für oder gegen Gott. Nehmen wir seine Einladung an, lassen wir uns auf seine Heilstaten an uns ein, damit wir selbst erfahren und berichten können, ob er es ist, der da kommen soll.

Fürbitten