Suche: 

Neue Site - empfehlenswert! Ein Ableger der Karl-Leisner-Jugend: aktueller, kürzer, frischer und moderner: www.gut-katholisch.de.

Predigtvorschläge - 02. Sonntag der Fastenzeit (Lesejahr A)
1. Predigtvorschlag

von Manfred Stücker (erstellt: 2023)

Der Weg nach unten

Auf dem Berg der Verklärung macht Petrus den Vorschlag: "Herr, es ist gut, dass wir hier sind. Wenn du willst werde ich hier drei Hütten bauen" (Mt 17,4a).

Petrus ist so eingenommen von der verklärten Gestalt Christi, dass er, wie es scheint, gar nicht mehr wegwill von diesem Ort. Er nimmt nicht wahr, dass dies eine Momentaufnahme ist, ein Zustand, der jetzt noch nicht andauert. Es ist wie ein kleines Guckloch in eine andere Wirklichkeit, aber in dieser Wirklichkeit sind Jesus und seine Begleiter noch nicht angekommen. Sie sind noch auf dem Weg.

Auch unsere Kirche, gerade in Deutschland, hat sich in den Zeiten, in denen sie bedeutsam war, in denen sie Einfluss hatte und ihre Dienste von vielen Menschen in Anspruch genommen wurden, im übertragenen Sinn "drei Hütten" gebaut und noch einiges mehr. - Was meine ich damit? Nun, weil die Mittel vorhanden waren, gab es nicht nur zahllose Neubauten von Kirchen, vor allem nach dem 2. Weltkrieg, aber auch schon in der Zeit der Industrialisierung, als die Bevölkerung stark wuchs, und dann auch eine große Zahl von Einrichtungen, die es bis dahin in diesem Ausmaß nicht gab: Kindergärten, Pfarrheime, deutschlandweit an die 400 Akademien, Bildungshäuser, Familienbildungsstätten, dazu noch die Häuser und Einrichtungen der Verbände, der Orden und geistlichen Gemeinschaften.

Das alles sind viel mehr als drei Hütten, und da wird deutlich, dass man einen Stand hat in der Zeit und in der Gesellschaft, in der man lebt.
Doch Jesus selbst gibt auf dem Berg der Verklärung keine Anweisung, drei Hütten zu bauen, sondern er tut etwas anderes: Er geht mit seinen Jüngern den Berg hinab, in die Niederungen, weiter in Richtung Jerusalem, wo Auslieferung durch die Menschen, Anklage, Leiden und Tod auf ihn warten.

Heute, am Zweiten Fastensonntag, werden wir daran erinnert, dass der Weg der Kirche auch heute, auch hier in Deutschland und in unserem Bistum Münster und in unserer Gemeinde, kein anderer sein kann als der Weg Jesu mit seinen Jüngern.

Dieser Weg beginnt schon da, wo es nicht mehr selbstverständlich ist, überall einen Priester oder Diakon oder Pastoralreferenten zu haben, wo es nicht mehr selbstverständlich ist, sein Kind taufen zu lassen oder eine kirchliche Ehe einzugehen. Gab es im Jahr 1990, also vor gut 30 Jahren, noch fast 300.000 katholische Taufen, so hat sich diese Zahl auf weniger als die Hälfte reduziert.

Und während noch im Jahr 2005 fast 50.000 Paare das Jawort in einer katholischen Trauung gaben, waren es 2021 noch 20.000 Paare, die das taten. Also ein Rückgang von 60 Prozent.

Das sind nur zwei Beispiele; die Zahl der Kirchenaustritte, die sich innerhalb von 10 Jahren fast verdreifacht hat, mag dazukommen.

Die öffentliche Wahrnehmung und die Statistik, so wie wir sie benutzen und kennen, nennt das einen eindeutigen Abwärtstrend. Doch was sehen wir mit dem Blick des Glaubens, was nehmen wir da wahr? Es ist, wie ich finde, nichts anderes als der Weg Jesu, den wir mitgehen.

Natürlich ist es schön und ein Zeichen von Stärke, wenn viele Menschen sich zur Kirche und ihrer Gemeinschaft bekennen, wenn Kinder und Jugendliche jahrgangsweise zur Erstkommunion gehen und zur Firmung, wenn wir schicke Kirchen und Pfarrheime haben. Alles das soll nicht schlechtgeredet werden.

Doch machen wir uns nichts vor: Der Normalzustand ist das nicht. Welche Diözese in Ghana oder in Brasilien hat alle 2000 Meter eine Kirche, ein Pfarrheim, ein Pfarrhaus und einen Kindergarten? Welche Gemeinde in Zimbabwe oder in Indonesien kann sich Küster, Organisten, Chorleiter, Pfarrsekretärinnen und Hausmeister leisten, die alle nach Tarif bezahlt werden? - Es ist tatsächlich so: Unsere Situation in Deutschland ist ein absoluter Ausnahmezustand, und es sieht ganz danach aus, dass die Hütten, die wir in gutem Glauben gebaut haben, nicht alle stehenbleiben werden.

Sollte uns das Sorgen machen? Sorgen auf jeden Fall. Als Getaufte und Gefirmte in der Kirche können wir nicht einfach die Hände in den Schoß legen. Wir müssen missionarisch sein, werbend, überzeugend. Wir müssen deutlich machen, was das bedeutet, dass wir glauben und in der Kirche eine Heimat haben.

Aber Angst machen sollte uns die Entwicklung, in der wir stehen, nicht. Als die Jünger die Stimme aus der Wolke hörten, die den Sohn bezeugte, bekamen sie es mit der Angst zu tun, doch dann heißt es, dass Jesus zu ihnen kommt. Er fasst sie an und sagt: "Steht auf, habt keine Angst!" (Mt 17,7)

2. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2008)

Liebe Gemeinde!

Wir haben soeben zwei Strophen des Liedes „O Haupt voll Blut und Wunden“ von Paul Gerhard gesungen. Ich darf vielleicht sagen, dass ich dieses Lied schon als Kind als das schönste Lied der Fastenzeit empfunden und am liebsten gesungen habe. Da ist als erstes schon die wunderbar zu Herzen gehende Melodie, die Hans Leo Haßler im Jahre 1601 komponiert hat. Sie steigt im zweiten Teil der Strophen zu wehmütigen Höhen auf, die eindringlich mit den zugehörigen dramatischen Strophenteilen korrespondieren, um anschließend wieder abzusteigen zum Ausgangston, in dem sich Klage und Hoffnung ausdrücken.

Inhaltlich gesehen, ist das Lied ein Christuslied, genauer ein Passionslied, eine Liedgattung, die im 17. Jahrhundert reichlich benutzt wurde. Man muss dabei bedenken, dass dieses Jahrhundert das Jahrhundert des 30-jährigen Kriegs war und das Jahrhundert vieler Krisen und Nöte wie Pest, Teuerung, Hunger und religiöse Verunsicherung. Was taten die Menschen in solchen schweren Zeiten? Feinfühlige Menschen, wie es Dichter nun mal sind, reagierten oftmals mit einer Vertiefung des religiösen Lebens; sie erkannten – gerade im 17. Jahrhundert – die Vergänglichkeit und die Eitelkeit aller Dinge dieser Welt und besannen sich auf DEN, der jenseits der Zeit und jenseits des Todes steht, auf GOTT. Sie entdeckten den Mensch gewordenen Gottessohn neu, Jesus, den Geschundenen und Gepeinigten, den, der alle diese Nöte selbst erfahren hat, um sie mit uns zu teilen.

Der Dichter spricht in der ersten Strophe gleich den Herrn an, aber nicht direkt, sondern sein edelstes Körperteil, sein Haupt. Er weiß, dass dieses Haupt, dieses Gesicht, das größte Geschenk Gottes an uns ist, dass uns – wie Paulus sagt – auf diesem Antlitz Jesu der göttliche Glanz entgegenstrahlt (2 Kor 4,6); er erinnert sich, daß Jesus gesagt hat: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“ (Joh 14,9). Und es ist sehr wahrscheinlich, dass der Dichter unser heutiges Evangelium vor Augen hat, wenn er von dem „edlen Angesichte“ spricht, „vor dem sonst alle Welt erzittert im Gerichte“. Aber dann erschüttert er uns gleich mit dem größtmöglichen Kontrast, den wir uns denken können: Was ist aus diesem Haupt, aus diesem Angesicht geworden? Was haben die Menschen damit gemacht? – Kein Glanz, keine Ehre, keine Erinnerung an das göttliche Geheimnis, das uns in diesem Menschen offenbart ist, sondern im Gegenteil: Blut und Wunden, Schmerz, Spott und Hohn, schändliche Zurichtung, Entstellung, sogar Dornenkrönung!

Ich erinnere mich, dass ich schon als Kind von diesem Text – zusammen mit der die Aussage unterstreichenden Melodie – zutiefst beeindruckt und erschüttert war. Wie ist so etwas möglich, dass ausgerechnet der beste Mensch, der je auf Erden gelebt hat, ja der Sohn Gottes selbst, so geschmäht und geschändet wurde? Warum hat er sich das gefallen lassen? Warum hat er sich nicht so gezeigt, wie er sich bei der Verklärung den Jüngern dargestellt hat? Hätten die Soldaten dann nicht abgelassen von ihrem bösen Treiben und wären auf die Knie gefallen, wie es sich vor dem Herrn geziemt? Was mögen die Jünger, die Freunde Jesu empfunden haben, was vor allem seine Mutter, als sie ihn so sehen mussten? – Und dann die Frage: Was empfinden wir heute? Lassen wir uns noch anrühren von diesem Schmerz beladenen Antlitz, oder gehen wir leichtfertig darüber hinweg?

Die Menschen im 17. Jahrhundert hatten sicher mehr Sorgen als wir heute, sie waren der täglichen Bedrohung des Todes ausgesetzt. Es mag paradox erscheinen – aber sie sangen dieses Lied und andere Passionslieder sehr gern. Es war für sie leicht, sich in diesem geschundenen Christus wiederzuerkennen, sie besangen sozusagen ihr eigenes Geschick. Sie klagten ihr eigenes Leid heraus und gewannen gerade dadurch Kraft und Mut für ihr Leben. Denn dadurch wussten sie: Gott steht auf meiner Seite; er schaut nicht nur zu, wie wir langsam zugrundegehen, sondern er erleidet all dies mit. Im zerschlagenen Antlitz Jesu schaute sie der mitleidende Gott an. Und es war nicht ein ohnmächtiger Gott, der sie anschaute, sondern der Herr über Leben und Tod, derselbe, der auf dem Berg der Verklärung Jesus als seinen geliebten Sohn offenbart hatte: „Auf ihn sollt ihr hören!“ Liebe Schwestern und Brüder!

Die Betrachtung des Leidens Jesu hat die Menschen seit jeher zu einer vertieften Frömmigkeit geführt, zu einem stärkeren Glauben und zu dem erneuerten Willen, auf Christus zu hören. Diese Betrachtung hat immer wieder verzagten Menschen neuen Mut gegeben und sie gestärkt in ihren Kämpfen des Alltags. Darum die Anregung, diese Fastenzeit zu nutzen, Jesus als dem Leidenden ins Auge zu sehen, seinen Kreuzweg mitzugehen (sei es montags hier in der Kirche, sei es zu Hause während einer stillen Stunde), seinen schmachvollen Tod zu bedenken, von dem wir glauben, dass er nicht sinnlos war, sondern der große Sieg über die Mächte des Todes und der Sünde.

3. Predigtvorschlag

von Pfarrer Klaus Klein-Schmeink (erstellt: 1999)

„Herr, es ist gut, daß wir hier sind. Wenn du willst, werde ich drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija.“

Liebe Schwestern und Brüder,
eine eigenartige Reaktion des Petrus auf das Erlebnis, Jesus als den Verklärten zu sehen: Jesus im hell leuchtenden Gewand, eingerahmt von den Großen der israelitischen Geschichte, eingerahmt von Mose und Elija. Das muß ein atemberaubendes, unglaublich beeindruckendes Geschehen gewesen sein. Gerade auch für den Juden Petrus.

„Herr, es ist gut, daß wir hier sind. Wenn du willst, werde ich drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija.“

Es scheint mir so, als wollte Petrus diesen Augenblick festhalten, diesen Augenblick der Verklärung, diesen Augenblick, in dem das übernatürlich Schöne den grauen Alltag durchbricht, diesen Augenblick, in dem die Ewigkeit in die Zeit einzubrechen scheint.
Ja, diesem herrlichen Moment will Petrus eine Hütte bauen, damit er bleibt.

Den schönsten, erfüllendsten Augenblick des Lebens wahrnehmen und ihn dann festhalten, das ist auch der Wunsch des Gelehrten Dr. Faust, wie ihn uns Goethe in seinem berühmten Drama darstellt.
Er will in seinem Leben nur einmal zu einem bestimmten Augenblick sagen können: „Verweile doch, du bist so schön.“
Um das zu erreichen, geht er sogar einen Pakt mit dem Teufel ein.

Goethes Faust, Petrus im heutigen Evangelium - sie zeigen beispielhaft auf, was wohl uns allen, Ihnen und mir, zu eigen ist:
die Sehnsucht nämlich, Momente des Glücks, Sternstunden des Lebens, festhalten, konservieren zu wollen.
Sternstunden des Lebens - Das sind Momente, wo wir mit uns selbst, mit den anderen, mit Gott im Reinen sind.

Mit allem im Reinen sein - Das ist wirklich himmlisch schön.
Mit allem im Reinen sein - Das wäre wirklich schön, nur leider sind diese Augenblicke auf Erden rar gesät und ... schnell vorbei.

Schnell hat uns der Alltag wieder.
Und wie schnell ist es geschehen, daß durch unsere eigene Schuld plötzlich nicht mehr alles im Reinen ist.

Da werde ich schuldig gegen mich selbst, weil ich die Grippe, die ich mir eingefangen habe, nicht ausreichend auskuriere und so meine Gesundheit arg strapaziert wird. Obwohl ich es eigentlich besser weiß...

Da werde ich schuldig gegen meinen Arbeitskollegen, über den ich herziehe, weil er sich bei einem Arbeitsauftrag etwas ungeschickt anstellt. Obwohl ich weiß, daß ihm eigentlich niemand erklärt hat, was er eigentlich genau tun soll...

Da werde ich schuldig gegen Gott, weil ich immer Besseres, Bedeutenderes zu tun habe, als z. B. am Abend zu beten...

Mit allem im Reinen sein - Das ist wirklich himmlisch schön.
Mit allem im Reinen sein - Das ist aber höllisch schwer.

Wir wollen zwar, aber wir stehen uns irgendwie selbst im Wege.
Diese Situation greift das Lied, das wir heute einüben auf:
In den Strophe zwei und drei heißt es:
Wir trauen deiner Macht - und sind doch oft in Sorgen.
Wir glauben deinem Wort - und fürchten doch das Morgen.
Wir kennen dein Gebot, einander beizustehen -
und können oft nur uns und unsere Nöte sehen.
Der Sänger diese Liedes weiß aber auch, was zwischen unserem guten Willen und der ausbleibenden guten Tat steht: unsere Schuld.

O Herr, nimm unsere Schuld, mit der wir uns belasten...

Unser Unvermögen, unsere Schuld lastet auf uns, drückt uns nieder, läßt uns gebeugt gehen, verhindert unseren aufrechten Gang.
Oft haben wir daran schwer zu tragen, ja drohen, darunter zusammenzubrechen. So sehr wir uns auch bemühen: Wir bedürfen der Hilfe eines Größeren.

O Herr, nimm unsere Schuld, die Dinge, die uns binden...

Unser Unvermögen, unsere Schuld läßt uns am Boden kleben. Statt wie ein Adler aufzusteigen, flattern wir wie aufgescheuchte Hühner.
Wir brauchen jemanden, der unsere Fesseln löst.
So sehr wir uns auch abmühen: Wir brauchen einen Größeren, der unsere Fesseln löst.

Wir selbst können uns nicht von diesen Lasten, von diesen Fesseln befreien.
Wir selbst können uns nicht davon erlösen. Niemand kann sich selbst erlösen.

Gott hat uns gerettet; mit einem heiligen Ruf hat er uns gerufen, nicht aufgrund unserer Werke, sondern aus eigenem Entschluß und aus Gnade...
so hat es der Apostel Paulus in der heutigen Lesung geschrieben.

Gott allein kann uns erlösen.
So bekennt es auch der Autor unseres Liedes:
O Herr, nimm unsere Schuld...

Durch unsere, der Menschen Schuld ist Christus gekreuzigt worden.
Aus Gnade hat der Vater ihn vom Tod auferweckt.

Deshalb hat der Tod, hat die Schuld nicht mehr das letzte Wort in unserem Leben.

Wer sich an den auferstandenen Herrn bindet, dem wird ebenfalls die Last der Schuld genommen, der wird ebenfalls von der Fessel der Schuld befreit.

Diese Befreiung geschieht schon anfanghaft, wenn wir tief bereuen und den Herrn um Verzeihung bitten.
Die befreiende Kraft Gottes wir uns auch deutlich in jeder Hl. Messe vor Augen geführt.
Die Befreiung von der Schuld wird uns ganz besonders - sozusagen mit Brief und Siegel - im Sakrament der Versöhnung zugesagt.

„Herr, es ist gut, daß wir hier sind. Wenn du willst, werde ich drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija.“
Den Augenblick, den Petrus festhalten wollte, war ein Vorgeschmack auf Ostern. Er sah den verklärten Herrn, der alles ins Reine bringt.

Wer sich vom Herrn die Schuld nehmen läßt, auch der erfährt einen Vorgeschmack auf Ostern, wo alles ins Reine kommt.
So kann jeder Akt der Reue, jede Messe, aber besonders eben jede Beichte eine Sternstunde für mein Leben sein.

Nutzen Sie die Chancen dafür in dieser Fastenzeit.

4. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder,

es ist Fastenzeit. Na klar, das hat sich inzwischen herumgesprochen. Und in der Fastenzeit wird gefastet. Auch klar.

Aber worauf? Aus der evangelischen Kirche stammt die Aktion "7 Wochen ohne"; auf einen Zettel kann man dort ankreuzen, worauf man verzichten möchte: Auf Nikotin, Alkohol, Fernsehen, Auto oder sonstigen Luxus. Worauf verzichten Sie? Oder, wie ich in den letzten Tagen immer wieder höre, "was fasten Sie"?

"Fasten", das ist allerdings kein Selbstzweck. Es geht in der katholischen Kirche beim Fasten nicht um Selbstbeschränkung, Verzicht oder Selbstüberwindung. Im Grunde auch nicht um "Opfer". Es geht beim Fasten darum, frei zu werden - für Gott. Eigentlich ist die Fastenzeit eine Zeit der Vorbereitung auf Ostern, auf eine religiöse Feier, die die Grundlage unseres Glaubens ist. Da gilt es, Gott Platz zu machen in unserem Leben. Das Ziel einer österlichen Vorbereitungszeit ist die Erneuerung unseres Lebens.

In der alten Kirche begann mit der Fastenzeit für die neuen Christen die letzte Vorbereitung auf die Taufe, die ihren Platz in der Osternacht hatte. In der Zeit, in der sich die sogenannten Katechumenen auf DAS Ereignis ihres Lebens vorbereiteten, solidarisierte sich die Gemeinde und erneuerte auch ihren Glauben, gingen den Weg der Vorbereitung innerlich mit. Sie ließen sich nochmals wieder auf die vorbereitenden Predigten und Unterweisungen ein, baten nochmals in langen Gebetszeiten und ganzen Gebetsnächten um die Gnade, bei Gott sein zu dürfen.

In der Zeit, in der wir uns von den eingefahrenen Bequemlichkeiten lösen wollen und uns neu auf Gott ausrichten, ist kein Platz für Luxus, Lärm und fettes Essen. Fasten dient also einem Ziel: Der Befreiung vom Bösen. Dem Gebet. Dem Glauben. Der Aufmerksamkeit für Gott und den Mitmenschen.

Deshalb haben die Christen auch nicht lange überlegt, "was" sie fasten wollen. "Fasten" ist keine private Willensübung, sondern eine gemeinsame Zeit der Neuordnung. Deshalb kannten die Christen auch schon sehr früh eine "Fastenordnung", also eine gemeinsame Regelung. Eine Tradition, die die katholische Kirche bis heute bewahrt hat.

In der katholischen Fastenordnung gibt es deshalb drei Säulen, die für uns alle verpflichtend sind: 1. Das Gebet, 2. das Fasten und der Verzicht und 3. Almosen und Werke der Nächstenliebe.

(1) Diese Bußordnung, die keineswegs eine vorkonziliare überholte Tradition ist, sondern noch 1987 von den deutschen Bischöfen für uns alle verpflichtend gemacht worden ist, ermahnt uns zuallererst zum Gebet. Die Fastenzeit wäre keine wirklich Erneuerung unseres Glaubens, wenn wir nicht besonders um ein Gespräch mit Gott bemüht wären.
(2) Das Fasten ist etwas anderes als der Verzicht. Mit Fasten ist klipp und klar der Verzicht auf Essen gemeint. Nicht nur auf Süßigkeiten, Alkohol oder Sahnetörtchen. Wer fastet, der sollte nur noch einmal am Tag eine sättigende Mahlzeit zu sich nehmen. Darüber hinaus sind zwar kleine Stärkungen erlaubt - aber eben nichts sättigendes mehr.
Zum Fasten kommt dann der Verzicht auf persönliche Vorlieben - das ist das, was die "7-Wochen-ohne"-Aktion meint. Das bleibt dann tatsächlich einem jeden selbst überlassen und kann von Person zu Person sehr unterschiedlich sein. Übrigens: Verzichten sollten sie nicht auf etwas, das eine "sündhafte Angewohnheit" ist (z.B. zuviel Fernseh gucken) - sündigen sollen wir niemals, nicht nur in der Fastenzeit.
(3) Die dritte Säule ist die Öffnung für die, die Hilfe brauchen. Durch Geldspenden (Almosen) genauso wie durch besondere Zuwendung, Engagement und Zurückstellen der eigenen Pläne zugunsten von Familienmitgliedern oder Freunden.

Es geht also nicht darum, irgendetwas anzukreuzen und zu versuchen, sieben Wochen seinen eigenen Willen zu prüfen - das ist, wenn überhaupt, nur ein kleiner Teil, eine "Fastenzeit light" sozusagen. Außerdem kann das ja so verschieden sein, dass wir darin oft nichts mehr gemeinsan tun. Fastenzeit ist keine Zeit der Einzelkämpfer, keine Zeit der persönlichen Reife und Disziplin. Sie ist eine kirchliche Zeit, eine Zeit der Gemeinde, die sich gemeinschaftlich auf Gott ausrichtet. Es wäre schön, wenn wir wieder zu mehr Gemeinschaft in der Lage wären. Eine Gemeinschaft, die über den Gottesdienst hinausgeht und sich auch im Alltag zeigt. Auf zu Gott! Amen.

5. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder,

an Wunder sind wir ja schon ein wenig gewöhnt. Jesus heilt Menschen, Lahme und Blinde und Taube, er geht übers Wasser. Wir haben uns an diese Wunder schon ein wenig gewöhnt, weil wir ihre Bedeutung verstehen: Gott offenbart sich als der gute Gott, der uns nur Gutes will. Er will unser Heil, und deshalb heilt er uns. Dass Jesus den Sturm stillt, Tote erweckt und über den See ging: All das will uns sagen, dass er der Herr über das ist, was uns bedroht. Dass wir keine Angst zu haben brauchen.

Leider hat sich dabei so ein bisschen der Gedanke eingeschlichen, die Wunder sind alle gar nicht wirklich passiert. Sogar viele Exegeten (das sind die Professoren, die sich mit der Bibel beschäftigen) erzählen heute, dass die Wundergeschichten nur verdeutlichen wollen, wer Jesus gewesen ist - und dass die Wunder wahrscheinlich gar nicht passiert sind.

Ich bin ganz und gar nicht dieser Meinung und kann mir auch nicht vorstellen, wie sich eine solche Meinung mit einem aufrichtigem Glauben vereinbaren kann. Wenn Jesus Christus Gottes Sohn ist, dem - wie er selbst sagt - alle Macht gegeben ist, im Himmel und auf der Erde, - wenn er gleich dem Vater ist, der das alles erschaffen hat, aus dem Nichts, - dann ist es nicht vorstellbar, warum ihm ein kleiner Sturm auf einem noch kleineren See aus der Fassung bringen sollte.

Und wer nur ein kleines bisschen Interesse für solche Dinge zeigt, der wird sich auch den heutigen Wundern (bspw. in Lourdes, aber auch sonst überall auf der Welt) nicht verschließen können.

Aber, zugegeben, ein bisschen Skepsis ist solchen Wunderberichten schon angebracht. Und auch Petrus und seine Jünger hatten wohl hier und da ihre Zweifel, ob sie nicht irgendwelchen Sinnestäuschungen unterliegen, oder vielleicht sogar - wie Petrus auf dem See - Gespenster sähen.
Darum ist das Wunder, dass wir gerade gehört haben, von grundsätzlicher Bedeutung: Hier zeigt Jesus ein kleines bisschen von seiner Göttlichkeit. Hier macht er deutlich, warum er all diese wunderbaren Dinge tun kann.

Selbstverständlich können ihn die Apostel nicht in seiner reinen Göttlichkeit sehen - das bleibt uns Menschen in dieser Welt versagt, da müssen wir uns schon noch etwas gedulden.
Aber es reicht schon, um die Apostel, allen voran Petrus, umzuwerfen: Jesus, in überirdischen Licht, jenseits von Zeit und Raum (im Gespräch mit längst Verstorbenen), bestätigt von der göttlichen Stimme des Vaters. Wer das erlebt, für den ist eine Blindenheilung oder die Brotvermehrung schon fast ein alltägliches Geschehen.

Wer wirklich an die Göttlichkeit Jesu glaubt, dürfte mit all diesen Wunderberichten keine Schwierigkeit haben. Wer ein Christ ist (das ist jemand, so sagt Paulus, der glaubt, das Jesus Christus Gottes Sohn ist), den wirft weder die Auferstehung noch die Himmelfahrt Jesu um. Glauben Sie das?

Jedes Wunder, das Jesus vollzieht, ist nicht nur ein Zaubertrick, mit dem er seine Zuschauer verblüffen will, sondern eine Offenbarung. Er will uns damit etwas sagen. Jedes Heilungswunder soll uns seine Zuneigung verdeutlichen, jedes Naturwunder seine Macht.

Und das wunderbare Erlebnis auf dem Berg ist die wunderbare Verheißung des Lebens nach dem Tod. Denn in der Göttlichkeit Jesu werden auch die Verstorbenen sichtbar: Dort, in diesem strahlenden Licht, werden wir nach unserer Auferstehung sein - genauso wie Mose und Elija. Und alles, was wir hier auf Erden zu verlieren haben, ist nichts, verglichen mit dieser Erfahrung: Herr, lass uns drei Hütten bauen, hier ist es einfach zu schön.

Die Verklärung Christi ist ein Vorgeschmack auf unsere Verklärung. Wir werden sein wie Christus. Das ist zumindest eine Bedeutung dieses Wunders. Glauben Sie das?

6. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder,

Weshalb sind sie eigentlich hier? Weshalb sind sie heute in die Messe gekommen? Manche sagen: Vielleicht bringt`s mir ja `was! Vielleicht wird die Predigt ganz gut und du verpaßt was, was dir helfen könnte. Und wenn's einem nichts gebracht hat? Dann lag's an der Predigt. Die Messe, der Gottesdienstbesuch soll mir was bringen.

Mit diesen Gedanken sind wir in guter Gesellschaft. Im heutigen Evangelium hören wir, daß Petrus genauso denkt. Er bekommt etwas ganz tolles zu sehen: den verklärten Christus. Verklärung bedeutet, daß Christus und mit ihm Moses und der Prophet Elija in der verklärten Leibsgestalt erscheinen, also so, wie sie aussehen werden, wenn sie bei Gott dem Vater sind, im Jenseits, im ewigen Leben. Ins Jenseits schauen dürfen, ich glaub', da wäre jeder hier auf Erden begeistert und genauso Petrus. Er möchte nichts anderes mehr, als diesen Augenblick für immer festhalten und genießen. Deshalb bietet er auch an, drei Hütten zu bauen, damit Moses, Elijas und Christus dort eine Wohnung haben, wo sie bleiben können, wo Petrus immer wieder hinkommen kann, damit er diesen Augenblick immer wieder haben kann. Denn dieser Augenblick, diese Szene hat ihm etwas gebracht. So soll immer Begegnung mit Christus sein, nicht so, wie er übers Wasser gehen wollte und niedersank, nicht so, daß er sich Sorgen machen muß, wie sie die Fünftausend Zuhörer satt kriegen sollen, nicht so, daß er in Bedrängnis steht, Jesus drei mal zu verleugnen. Sondern lieber immer so den Himmel sehen dürfen.

Ich denke, uns geht es da ganz ähnlich. Auch wir möchten lieber glasklar vor Augen haben, wo unser Leben hinführt, welches das Ziel ist, möchten immer solche Augenblicke, solche Begegnungen mit Christus haben, die uns ihm so nahe bringen, die uns soviel bringen.

Doch mit dem Hütten bauen wird nichts. Petrus kann diesen Augenblick nicht festhalten, er muß diesen Berg der Erscheinung wieder hinunter. Jesus führt ihn wieder hinunter zu den anderen Jüngern. Begegnung mit Christus kann nicht immer Verklärung sein, die Begegnung mit Christus, die Messe kann mir nicht immer soviel bringen. Die Verklärung war nur ein Vorgeschmack auf das, was mal sein wird, ewiges Leben bei Gott.

Und es ist auch ein Vorgeschmack auf Ostern: Ostern wird Christus den Jüngern als der Auferstandene, der Verklärte begegnen. Die Verklärung jetzt soll die Jünger stärken, denn bis Ostern müssen sie noch vieles erleiden: die Verurteilung und der Tod ihres Herrn und Meisters. Wenn sie diese schlimme Stunden ohne ihren Herrn erleben, sollen sie sich an dieses Ereignis erinnern, an das was nach dieser schweren Zeit kommen wird: die Auferstehung, das ewige Leben beim Vater.

Das gleiche gilt wieder für uns heute: Die Geschichte der Verklärung des Herrn heute am Beginn der Fastenzeit um uns Mut zu machen, diesen Weg der Mühsal zu gehen, uns Mut zumachen, uns einzulassen auf diese Zeit der Entsagung und des Verzichts. Mit aller Konsequenz auf die Fastenzeit einlassen, auf einen schwierigen Weg, um nachher um so schöner das Osterfest, die Auferstehung unseres Herrn zu feiern.

Verklärung; ein Vorgeschmack auf Ostern und auch auf das ewige Leben: auch heute, hier in der Messe, in der Eucharistiefeier. Auch hier erfahren wir einen Vorgeschmack auf das ewige Leben. Bereits hier in der Messe können wir Christus schauen, in der Gestalt von Brot und Wein ist er leibhaftig unter uns. Und so wie den Jüngern die verklärte Erscheinung eine Stärkung für ihren schweren Weg sein sollte, so soll auch uns der Leib Christi eine Stärkung sein für unseren langen Weg bis wir einst zu ihm gelangen.

Und, hat diese Predigt sie im Glauben gestärkt, hat sie Ihnen was gebracht? Wenn nicht, so ist das zwar schade aber nicht so schlimm, denn Christus selbst möchte auch diesen Sonntag in der Gestalt von Brot zu ihnen kommen und sie stärken. Amen

Fürbitten