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Predigtvorschläge - 10. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr A)
1. Predigtvorschlag

von Pfarrer Klaus Klein-Schmeink (erstellt: 2005)

Die Werke der Barmherzigkeit begleiten uns in diesem Jahr als Leitfaden unserer Betrachtung während der diesjährigen Nachtanbetungen hier in Heede.

Die Werke der Barmherzigkeit sind gelebtes Christentum. Sie lassen etwas von dem widerscheinen, was unser Leben ausmachen soll. Unser Verhalten soll die Barmherzigkeit Gottes in diese Welt tragen. Nicht nur durch Worte, sondern durch Taten.

„Tote bestatten“ ist eines der Werke der Barmherzigkeit, der leiblichen Barmherzigkeit, die uns die Tradition nennt.

„Tote bestatten“ – ein Werk der Barmherzigkeit? Das klingt zunächst eigenartig, oder?

Aber Tote zu bestatten ist wirklich eine Tat, die in vielerlei Dimensionen von der Barmherzigkeit Gottes spricht, die seine Liebe zu uns aufscheinen läßt.

I - Wenn wir Tote bestatten, dann geben wir ein Zeugnis für die Würde des Menschen und geben ihm die letzte Ehre.
Der Mensch ist ein Ebenbild Gottes. Und ein Ebenbild Gottes wirft man nicht weg. Der Leib des Menschen ist kein Müll. Er ist Tempel Gottes. Und nicht etwas, was man mit der Schüppe in den Wind wirft, so wie in einem Friedwald.

Das Bestatten an sich ist eine gute Tat. Wie viele Menschen mußten bestattet werden, ohne den Namen am Grab zu finden. Im Krieg, bei Katastrophen. Ohne Name des Verstorbenen ist das Grab irgendwie tot.

Wir – als Christen – wissen darum, daß wir von Gott bei unserem Namen gerufen sind. Jeder und jede einzelne.
Wir sind vor Gott keine anonyme Masse. Das sind die Menschen im Kommunismus: Evolutionsmüll auf dem Weg hin zum Sozialismus.

„Ich habe Dich bei Deinem Namen gerufen. Du bist mein“. Dieses Wort aus dem Buch Jesaja ist uns Verpflichtung. Wenn Gott einen jeden Menschen bei seinem Namen ruft, dann ist der Name der Ausdruck der Einzigartigkeit jedes Menschen und seiner ganz persönlichen Würde.

Aus diesem Grund können wir als Christen nicht gutheißen, daß Menschen anonym bestattet werden. Das einzige Motiv ist häufig das Geld. Ich weiß, daß in einer Pfarrei, die Caritas bei Sozialfällen einen kleinen Grabstein bezahlt. Anonyme Bestattungen werden auf dem kirchlichen Friedhof nicht erlaubt. Ich finde das eine sehr gute Tat. In dieser Pfarrei hat man auch einen riesigen Grabstein auf dem Friedhof aufgestellt mit den Worten: „Ich habe Dich bei Deinem Namen gerufen. Du bist mein“.

II - Wenn wir Tote bestatten, dann geben wir ein Zeugnis für die Würde des Menschen und geben ihm die letzte Ehre.
Wenn wir Tote bestatten, dann helfen wir den Hinterbliebenen, den Tod zu verarbeiten.

Für uns Menschen ist es wichtig, sinnfällige Zeichen zu haben. Wir haben fünf Sinne. Und mit diesen nehmen wir die Welt um uns wahr. Das ist bei einer Beerdigung auch so. Auch wenn die sichtbaren Zeichen hart sind – das Tragen des Sarges, das Hinunterlassen in das Grab, das dumpfe Geräusch, wenn der Sand auf den Sarg fällt – auch wenn die Zeichen hart sind, so sind sie doch wichtig. Geben sie uns doch Gewißheit: Ja, er/sie ist jetzt wirklich tot. Hier liegt er oder sie.


Das Grab wird dann zu einer Stätte, zu der die Hinterbliebenen gehen können. Das ist wie ein Anker für die Seele. Wie schlimm ist es, wenn man nicht weiß, wo der geliebte Mensch liegt. Fragen Sie einmal Kriegswitwen.
Und fragen sie einmal Menschen, die nun darunter leiden, daß sie ihre Toten anonym bestattet haben. „Ich würde so gerne zu ihm hin gehen.“ Höre ich diese dann oft sagen. „Aber ich weiß nicht wohin.“

Weil wir Menschen sinnenfällige Zeichen brauchen, ist uns das Grab eine Hilfe: dort können wir hingehen, eine Kerze hinstellen, Blumen bringen, ja vielleicht sogar einen kleinen Garten anlegen. Am Grab kann ich beten, kann ich mit dem Toten sprechen, kann ich mit anderen zusammen sein und auch weinen. So können wir Menschen unsere Trauer verarbeiten.

III - Wenn wir Tote bestatten, dann geben wir ein Zeugnis für die Würde des Menschen und geben ihm die letzte Ehre.
Wenn wir Tote bestatten, dann helfen wir den Hinterbliebenen, den Tod zu verarbeiten.
Wenn wir Tote bestatten, dann verkündigen wir die Auferstehung.

Im Römerbrief, den wir gerade in der Lesung ausschnittsweise gehört haben, beschreibt der Apostel Paulus uns Christen als „die wir an den glauben, der Jesus, unseren Herrn, von den Toten auferweckt hat.“

Das ist unser Glaube. Und er findet seinen Ausdruck in der Liturgie.
Der Ritus der Beerdigung – wenn man ihn einmal auf sich wirken läßt – ist sehr realistisch. Er nennt die Dinge beim Namen: Tod, Leichnam, Erde, Gericht. Aber er gibt gleichzeitig Hoffnung. Denn der, an den wir glauben, ist ebenfalls bestattet worden. Aber er ist auferstanden.

In Jesus hat Gott sich mit uns Menschen verbunden. Er war in allem uns gleich – außer der Sünde. Ja, er ist sogar unseren Tod gestorben. So sehr war er mit uns verbunden.
Und er will mit uns verbunden bleiben. Wenn wir uns an ihm festmachen, unser Leben an ihn binden, dann werden wir mit ihm über den Tod hinaus verbunden bleiben und – wie er – auferstehen.
Bei jeder Beerdigung ist davon die Rede: der Tod hat nicht das letzte Wort, sondern das Leben. Der Tod ist nicht das Ende, sondern der Beginn eines neuen Lebens.

Jede Beerdigung – und mag sie noch so traurig, noch so niederschmetternd sein – trägt in sich den Keim der Hoffnung.
Und jede Beerdigung öffnet uns für den Himmel. Macht uns klar, dass wir Menschen nur Menschen sind, Gott aber Gott ist und bleibt, ein Gott des Lebens.

Liebe Schwestern und Brüder!
Wenn wir Tote bestatten, dann geben wir ein Zeugnis für die Würde des Menschen und geben ihm die letzte Ehre.
Wenn wir Tote bestatten, dann helfen wir den Hinterbliebenen, den Tod zu verarbeiten.
Wenn wir Tote bestatten, dann verkündigen wir die Auferstehung.

Uns Christen steht es gut zu Gesichte, wenn wir uns – jeder an seinem Platz – für eine gute Bestattungskultur einsetzten.

Und vor allem: Vergessen wir die Toten nicht! Das gehört auch zur Bestattung, daß wir für die Toten beten und Messen feiern.
Lassen wir die Toten nicht in Stich, die noch unserer Gebete bedürfen.
Und nehmen wir Zuflucht zu den Verstorbenen, denen wir vertrauen, neben den Heiligen, auch unseren Familienangehörigen, Freunden, Lehrern, Priestern.
Erst dann wird das „Tote bestatten“ zu einem wirklich vollem Werk der Barmherzigkeit.

2. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder,

wir sehen in Jesus immer noch zu wenig den göttlichen Sohn - und immer noch zu sehr den Menschen. Deshalb glauben wir, er gebe uns mit seinem Verhalten einfach nur ein Beispiel, wie wir handeln sollen.

So sind wir mit der Deutung des heutigen Evangeliums schnell fertig: »Kümmert Euch um die Ausgegrenzten unserer Gesellschaft - um die Obdachlosen, Drogenabhängigen und sozial Schwachen. Denn die Kranken brauchen den Arzt - nicht die Gesunden.«

Aber was ist denn die Arznei? Reicht es, zu den Drogenabhängigen einfach nur nett zu sein, ihnen freundlich zu begegnen? Ist das Hilfsmittel, dass den Obdachlosen hilft, ein leckeres Essen - so wie im Evangelium? Vielleicht noch in netter Runde, bei uns zu hause? Können wir die sozial Schwachen, die auch selbst Schwierigkeiten mit dem sozialen Verhalten haben, verändern, indem wir sie einfach nur "normal" behandeln?

Wir können das Verhalten Jesu nicht einfach auf unser Verhalten übertragen, denn Jesus selbst ist der Arzt und das Medikament. Die Gemeinschaft mit ihm heilt.

Das können wir nicht von uns selbst behaupten. Wir sind nicht Jesus. Unsere Aufgabe ist nicht, mit unserer Gegenwart zu heilen, sondern zu Jesus zu führen. Wir sind nicht die Arznei und auch nicht der Arzt - denn wir sind Menschen, Jesus aber ist Gott.

Deshalb versuchen zum Beispiel die Mitglieder der Gemeinschaft Cenacolo, Drogenabhängig aus der Sucht herauszuführen, indem sie Jesus in die Mitte ihres Lebens stellen - nicht sich selbst. Das Loskommen von der eigenen Ichbezogenheit allein reicht nicht - erst wenn Gott die Stelle einnimmt, die ich selbst inne habe, kann ich gesund werden.

Deshalb versuchen die Schwestern von Mutter Teresa den Obdachlosen hier bei uns und in aller Welt nicht nur eine warme Suppe zu reichen, sondern sie in ihre eigene Frömmigkeit mit hineinzunehmen. Die Schwestern halten tägliche Anbetung und gehen jede Woche beichten - sie stellen nicht die Armen in den Mittelpunkt ihres Wirkens, sondern Gott.

Und deshalb können auch wir den sozial Schwachen nicht allein dadurch helfen, dass wir ihnen Anteil geben an unserem Leben - was ist unser Leben schon besonderes?! Sondern indem wir ihnen Anteil geben an unserem Glauben, unserer Frömmigkeit und unserem Gemeindeleben.

Wer Jesus einfach nur imitiert, verliert Gott. Wer aber begreift, dass wir selbst die Zöllner und Sünder sind - manchmal auch die Pharisäer - und dass wir auf unserem Weg in die Gemeinschaft (gerade auch die Tischgemeinschaft) mit Jesus möglichst viele mitnehmen sollen, der beginnt zu begreifen, was Jesus eigentlich wollte:

Ein Leben aus den Quellen des Heils.

Amen.

3. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder,

Jesus hat mal wieder Anstoß gegeben, indem er sich nicht an die damalige Etikette gehalten hat. Mit den Ausbeutern des damalige Volkes der Juden, den Zöllnern, liegt er zu Tisch. Das mag heute oft so ausgelegt werden, dass Jesus keine Menschen ausgrenzen wollte, dass er zu allen, auch den Außenseitern ging.

Aber Jesus war kein Sozialarbeiter oder Gesellschaftsrevolutionär. Wenn er das gewesen wäre, dann hätte er sich nicht gerade die Zöllner aussuchen dürfen. Das ist genauso, als ob ich als Missionar nach Brasilien gehen würde und dort bei den Großgrundbesitzern wohnen würde und die Militärchefs zum Essen einladen würden; oder ich gehe in die Slums nach Indien und esse regelmäßig mit den westlichen Firmenchefs, die sich dort Glaspaläste gebaut haben.
Nein, Jesus ist kein Sozialarbeiter, das hätten die Pharisäer wohl noch verstanden. Ganz so übel waren sie nämlich nicht. Jesus erregt Anstoß, weil er etwas ganz anderes deutlich machen will.

In der Lesung haben wir einen Text aus dem Buch Hosea gehört, ein nicht ganz so bekannter Prophet. Auch dieser erregt Anstoß, indem er eine heidnische Tempeldirne zur Frau nimmt und mit ihr Hurenkinder zeugt. Warum tut er das? Er selbst sagt: «Denn das Land hat den Herrn verlassen und ist zur Hure geworden.» Hosea nennt seine Kinder «Kein Erbarmen» und «Nicht mein Volk». Denn: «Ihr seid nicht mein Volk und ich bin nicht der "Ich-bin-da" für Euch.»

Hosea heiratet nicht deshalb eine Prostituierte, um es zurück in die Gemeinschaft zu führen. Er setzt vielmehr ein prophetisches Zeichen, um damit zu sagen, was er über das Volk Gottes sagen muss: Es benimmt sich wie ein Hure.
Das könnte auch Gottes Botschaft an jede andere Zeit sein, nicht nur an das Israel zur Zeit des Propheten Hosea oder zur Zeit Jesu. Auch wir wissen, was eigentlich Gottes Wille - aber um uns in dieser Gesellschaft nicht total zu blamieren und am Rande zu stehen, verraten wir unseren Glauben: Wir gleichen uns dieser Welt an, im Reden, Denken und Handeln. Da mag allein die Frage genügen: Wann haben sie zum letzten Mal mit einem Nicht-Katholiken über die Schönheit unseres Glaubens gesprochen? - Um eines geringen Gutes willen (unseres weltlichen Ansehens) verwerfen wir ein hohes Gut (unsere Begeisterung für Gott) - das nennt Hosea Prostitution.

Aber damit ist nicht das letzte Wort gesprochen. Bald darauf sagt Hosea: «Einst werden die Söhne Israel so zahlreich sein der Sand am Meer, der nicht zu zählen und zu messen ist. Und statt dass man zu ihnen sagt: "Nicht-mein-Volk", wird man zu Ihnen sagen: "Söhne des lebendigen Gottes". Nennt Eure Brüder "Mein Volk" und eure Schwester "Erbarmen".»

Genau aus dem gleichen Motiv heraus handelt Jesus. In der Berufung des Zöllners Matthäus und in der Tisch-Gemeinschaft mit den Sündern der damaligen Zeit setzt Jesus ein Zeichen: Die, die glauben, zu Gottes Volk zu gehören, werden ausgegrenzt; die, die nicht zum Volke gehören, werden eingeladen. Aus «Nicht-mein-Volk» wird «Mein-Volk». Es ist Jesu letzte Mahnung an das auserwählte Volk Gottes, bevor Gott sich ein neues Volk im Neuen Bund erwählt.

Liebe Schwestern und Brüder, es geht Jesus nicht um Ausgrenzung und Toleranz. In dem Augenblick, in dem Jesus sich den Zöllnern zuwendet, soll gerade die Ausgrenzung der Pharisäer deutlich werden. Jawohl, Jesus grenzt aus, ganz bewusst! Es geht auch nicht nur um die Zuwendung Gottes: Gott, der sich den Heiden zuwendet, wendet sich von den (bigotten) Juden ab. Es geht auch nicht um Gottes Heil für alle: Denn es heißt ja, dass die Gesunden diesen Arzt, der sich den Kranken zuwendet, nicht brauchen.


Es geht darum, zu erkennen, was Gott will. Denn das ist die Kritik, die Hosea und Jesus üben: Ihr habt aufgehört, auf Gott zu schauen. Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer! Nicht Volks- oder Religionszugehörigkeit, sondern Gotteserkenntnis!

Das Volk, das von Hosea ermahnt; die Juden, die von Jesus brüskiert wurden, waren nicht verloren. Sie hatten durchaus die Möglichkeit, die Gunst Gottes neu zu erhalten (was sie dann ja auch taten): Indem sie sich in der Hure, in den Zöllnern und den Sündern erkennen. Indem sie von sich sagten: Ja, Du hast recht, ich bin ein Sünder. Ich muss mein Leben ändern. Heute noch.

Das, liebe Schwestern und Brüder, ist der einzige Weg zu Gott. Amen.

4. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder,

"Kommt wir kehren zum Herrn zurück! Denn er hat Wunden gerissen, er wird uns auch heilen; er hat verwundet, er wird auch verbinden." Ist das nicht ein schönes Gebet? Da beten Menschen, die offenbar schwere Verwundungen hinnehmen mußten, zum Herrn, daß er sie heilen möge. Und anscheinend sind sie sicher, daß er, der Ihnen die Wunden gerissen hat, diese auch wieder heilen wird. Eine unheinlich starke Glaubenssicherheit, die aus diesem Gebet spricht:

Es geht weiter: "Nach zwei Tagen gibt er uns das Leben zurück, am dritten Tag richtet er uns wieder auf, und wir leben vor seinem Angesicht." Nicht länger als drei Tage werden sie auf Heilung warten müssen, spätestens am dritten Tag werden sie wieder heil sein. Das ist ihnen so sicher, wie der Aufgang der Sonne am Morgen, wie der Regen nach Sonnenschein:

"Laßt uns streben nach Erkenntnis, nach der Erkenntnis des Herrn. Er kommt so sicher wie das Morgenrot; er kommt zu uns, wie der Regen, wie der Frühjahrsregen, der die Erde tränkt." Wer von uns möchte nicht so beten können, solch ein tiefes Gottvertrauen haben, wie diese Beter hier.

Dieses fromme Gebet, welches wir heute in der Lesung gehört haben, hat uns der Prophet Hosea überliefert. Es wurde vom Volk Israel gebetet, daß sich damals in einer schweren Lage befand. Das Reich, welches sich vorher in großer wirtschaftlicher Blüte befand, wurde von den Assyrern aus dem Norden in seiner Existenz bedroht. Große Gebiete waren bereits verloren. Das sind die Wunden, von denen der Beter hier spricht.

(drei Verse nochmals wiederholen)

Man sollte meinen, daß solch ein Gebet in dieser bedrohlichen Lage auch erhört wird, aber von wegen: Gott rauft sich die Haare, als er diese frommen Worte hört: "Was soll ich tun mit dir, Efraim? Was soll ich tun mit dir, Juda?" Wie Eltern, die an die Grenzen ihrer erzieherischen Fähigkeiten geraten sind, rauft auch Gott sich die Haare und fragt sich, was er mit diesen Stämmen seines Volkes, mit diesen Betern machen soll.

Wobei man zunächst einmal fragen muß, was an diesem Gebet denn nun so verkehrt gewesen ist? Hosea sagt es uns: "Eure Liebe ist wie eine Wolke am Morgen und wie der Tau, der bald vergeht." Offensichtlich wirft Gott den Betern Mangel an Liebe, oder genauer gesagt: Mangel an Beständigkeit der Liebe vor.

Das fromme Gebet scheint doch sehr stark nach einer Kosten - Nutzung - Rechnung auszusehen, so nach dem Motto: wir kehren ein wenig um, und Gott wird uns schon heilen. Für die Beter bestand in diesem Zusammenhang nicht der geringste Zweifel. Doch Gott spielt hier nicht mit! "Darum schlage ich drein durch die Propheten, ich töte sie durch die Worte meines Mundes." Der Prophet Hosea hatte diese Aufgabe, "dreinzuschlagen" mit dem "Wort Gottes". Und diese Aufgabe ist tödlich für all diejenigen, die sich Gottes Hilfe schon sicher waren, wenn sie nur etwas guten Umkehrwillen zeigten und dafür auch das eine oder andere Opfer brachten. Doch der Prophet Hosea sagt, das sei tödlich. Wo Gottesdienst nur mehr reduziert ist auf fromme Gebete und Opfer, da ist das tödlich für alle.

Den Willen Gottes bringt Hosea im folgenden Wort auf den Punkt: "Liebe will ich, nicht Schlachtopfer, Gotteserkenntnis statt Brandopfer"

Die Gottesdienste funktionieren beim Volk Gottes. Fromme Gebete, wie wir es vorhin hörten, Weihrauch und der Rauch der Brandopfer steigen zum Himmel empor. Auch wenn wir heute mit Brandopfern nichts mehr anfangen können, dann wissen wir doch, was Opferbereitschaft heißt, und daß wir solches Verhalten auch heute noch gutheißen und fordern.

Jesus greift im heutigen Evangelium das Wort des Hosea auf: "Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer". Barmherzigkeit hat in unserer Sprache, wenn es überhaupt noch gebraucht wird, keinen guten Klang. Wir können es heute übersetzten mit Freundlichkeit, Verständnis, Hilfsbereitschaft, Versöhnung: all das, zusammengefaßt unter dem Begriff der Barmherzigkeit, läßt sich nicht durch Gesetze erzwingen, es kann nur aus dem Herzen kommen.

Und genau das ist es, was Jesus und der Prophet Hosea fordern: nicht einfach brav nach dem Gesetz mein Opfer tun, nicht einfach mit ein paar Mark in den Klingelbeutel sein Gewissen beruhigen und damit glauben, seine Schuldigkeit getan zu haben. Gott möchte, daß wir aus dem Herzen heraus handeln. Nicht den Zehnten abgeben, weil das Gesetz dieses Opfer fordert, sondern weil mir die Menschen z.B.: in der Diaspora, wofür wir am heutigen Sonntag kollektieren, oder wofür die Caritas in den nächsten Wochen sammelt, am Herzen liegen. "Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer", "Liebe will ich, nicht Schlachtopfer". Wenn mein Handeln nicht von der Liebe bestimmt wird, so hat es ja auch Paulus im Hohen Lied der Liebe formuliert, ist es nichts. Dann ist unsere "Liebe ist wie eine Wolke am Morgen und wie der Tau, der bald vergeht" also nicht vorhanden! Und dann nützen die frommsten Gebete nichts, wenn sie nicht von der Liebe zu Gott und den Menschen getragen sind. Sie sind dann einfach nur scheinheilig. Scheinheilig deshalb, weil zur wahren Gottesliebe dazugehört, Gott wirklich ernst zu nehmen. Mich wirklich darum bemühen, seinen Willen zu erkennen und zu erfüllen. "Gotteserkenntnis statt Brandopfer".

Israel ist damals, ca. 10 Jahre nach dem Auftreten Hoseas von den Assyrern überrannt worden und dem Erdboden gleichgemacht worden. Die Botschaft des Propheten stieß auf taube Ohren. Die Worte des Propheten gelten auch für unsere Ohren, sie wurden von Jesus für uns erneuert: "Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer".

Fürbitten