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Predigtvorschläge - 13. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr A)
1. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2005)

Liebe Gemeinde!

Die meisten von Ihnen haben junge Leute in der Verwandtschaft, Kinder, Enkel, Urenkel, Neffen, Nichten usw. Ich nehme an, Sie haben sie gern, Sie lieben sie. Also wünschen Sie ihnen Gutes. Wenn Sie aber einmal genauer darüber nachdenken, was Sie Ihrem Kind oder Enkel wünschen und was Sie ihm unter keinen Umständen wünschen – was kommt Ihnen da in den Sinn?

Vermutlich fallen Ihnen u.a. folgende Dinge ein: ein gutes Leben, Gesundheit, viele Freunde, Erfolg in der Schule und im Beruf, daß sie glücklich sind, wohlhabend, angesehen… Auf keinen Fall aber sollen sie leiden und unglücklich sein!

Daß Sie vermutlich solche Wünsche hegen, ist ein Zeichen für Ihr Wohlwollen Ihren Lieben gegenüber. Wenn es anders wäre, liefe etwas falsch. Aber nun die nächste Frage: Wie sieht es aus mit der charakterlichen Entwicklung der jungen Leute? Steht sie auch im Horizont Ihres innigen Wünschens? Und wenn ja, wie verhält sich der Wunsch, dem Leid zu entgehen, mit dem Wunsch, charakterfest zu sein? – Gilt da der Spruch: „Hauptsache glücklich“, so wie es oft ähnlich heißt: „Hauptsache gesund!“? Was wünschen Sie Ihrem Kind oder Enkel, wenn es vor der Wahl steht, entweder einen krummen Weg einzuschlagen oder Einbußen an körperlicher oder seelischer Unversehrtheit hinzunehmen?

Ich nehme an, Sie würden am liebsten antworten: daß sie gar nicht erst in eine solche Lage kommen mögen! Aber das ist unmöglich. Jeder Mensch kommt immer wieder unweigerlich in die Lage, wählen zu müssen zwischen dem, was an sich gut ist, und dem, was nur für ihn gut, angenehm oder nützlich ist. Wählt er das erste, kann er das Leid nicht vermeiden. Verhalten sich Menschen nicht oft deshalb moralisch unzulänglich, weil sie Angst vor Unbill oder Leid haben - dem eigenen Leid oder dem eines anderen, den sie davor bewahrt wissen möchten? Darum wird gelogen, gemogelt, geschmeichelt, feige geschwiegen, gegeizt, die Mithilfe und Solidarität verweigert.

Wenn Sie einen Menschen wirklich lieben, können Ihnen dann solche Schwächen und solches Fehlverhalten gleichgültig sein – Hauptsache er ist glücklich? Oder werden Sie dann nicht vielmehr unablässig wünschen, daß diese Makel verschwinden? Gehört es nicht zur echten Liebe einem Menschen gegenüber, daß wir ihm gerade auch einen guten und festen Charakter wünschen – noch viel mehr als ein unbeschwertes Leben? Könnten wir es ertragen, wenn die Menschen, die wir am meisten lieben, zwar glücklich wären, aber auf eine Weise, die sie uns verächtlich macht und entfremdet – als Ehebrecher, Erpresser, Betrüger, Ausbeuter usw.?

Wenn Sie mir bis hierhin zustimmen können, dann dürfte es Ihnen auch gelingen, dem harten Satz aus dem heutigen Evangelium einen guten Sinn abzugewinnen: „Wer Vater oder Mutter, wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig“. Was kann es heißen, einen Menschen mehr zu lieben als Jesus? Der naheliegendste Sinn ist: von größerer Sympathie und Herzensneigung erfüllt sein. Ich glaube nicht, daß Jesus eine solche Forderung aufstellen wollte. Zunächst einmal müßte klar sein, daß er seine Person hier ins Spiel bringt, insofern er Gott ist und göttliche Würde besitzt. Es geht um die Hoheit Gottes, die alles Geschöpfliche übertrifft. Nur Gott verdient eine uneingeschränkte, bedingungslose Liebe. Alles, was nicht Gott ist, soll mit einer Liebe geliebt werden, die von Gott ausgeht, von Gott Maß bezieht und zu ihm hinführt. Das Maß, das Gott setzt, ist das moralisch Gute, die Reinheit des Herzens oder wie immer wir es nennen wollen. Wir sollen einen Menschen so lieben, daß er diesem Maß entspricht, ihm wünschen, daß er sich diesem Maß immer mehr annähert. Dann lieben wir ihn in rechter Weise und eben nicht maßlos.

Das ist zumindest eine Weise, das heutige Wort zu verstehen. In diesem Sinn erfüllen wir die Forderung bereits, wenn wir unsere Familienmitglieder eben wahrhaft lieben, wenn wir sie nicht verzärtelt und verwöhnt, verlottert und verkommen wünschen, sondern ihnen zuallererst wünschen, daß sie sich an Gottes heiligem Willen orientieren.

Damit sind wir schon bei dem zweiten Wort, das anscheinend mindestens ebenso hart ist wie das erste: „Wer das Leben gewinnen will, wird es verlieren; wer aber das Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen.“ Das heißt: Wer nur sich selber sucht, der ist auf dem Weg des Todes, ja auf dem Weg in den ewigen Tod. Unser Leben hier auf der Erde ist kein Spiel. Wir üben uns ein in die Haltung der Liebe, oder wir verlieren uns im Egoismus. Der Egoismus hat keine Zukunft. Er ist eine parasitäre Haltung, denn er ist daran interessiert, daß nicht alles andere auch schlecht wird. Der Egoismus lebt davon, daß er Gutes und die Guten ausnutzen kann. Das Gute hingegen ist daran interessiert, sich auszugießen, sich mitzuteilen und zu missionieren. Nur wer in diese Bewegung des Sich-Verströmens hineinkommt, kann auf Dauer das Leben gewinnen. Der Parasit stirbt mit dem, was er ausnutzt – nicht sofort, dafür aber endgültig.

Wer auf egoistische Weise glücklich zu werden sucht, der findet nur Leere und Beziehungsunfähigkeit. Darum gilt es, den Egoismus aufzugeben und der Sünde zu sterben. Es ist ein Kampf im Innern des Menschen, und wir dürfen ihm nicht feige ausweichen. Friedrich Schiller hat es einmal so ausgedrückt: „Und setzet ihr nicht das Leben ein, nie wird euch das Leben gewonnen sein.“

Wer in seinem Leben Gott an die erste Stelle setzt, lebt in der wahren Freiheit, in der Freiheit von der Sünde, in der Freiheit zur echten Liebe. Wer diesen Weg einschlägt, wird es zwar nicht unbedingt bequem haben in diesem Leben, aber er wird die Freude erfahren, für andere da sein zu können. Es ist ein Weg, der sich wirklich lohnt und den wir unseren lieben Verwandten von Herzen wünschen sollten – noch vor allen zeitlichen Segnungen. Denn der Lohn ist das ewige Leben. Amen.

2. Predigtvorschlag

von Pfarrer Klaus Klein-Schmeink (erstellt: 1997)

Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig,
und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig.

Starker Tobak, Schwestern und Brüder, eine harte Rede.
Will Jesus uns unseren Eltern abspenstig machen, ist er etwa eifersüchtig auf die Familien seiner Jünger?

Nein, denn der Herr hat das vierte der zehn Gebote ja nicht aufgehoben, in dem es heißt: „Ehre Vater und Mutter.“ Er hat sogar den Missbrauch dieses Gebotes durch die Pharisäer und Schriftgelehrten deutlich verurteilt.

Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig,
und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig.
Die Bedeutung dieses Satzes wird uns klarer, wenn wir beachten, an wen der Herr ihn richtet.
Er spricht zu seinen Aposteln. Er spricht zu denen, die in seinem Namen das Evangelium verkünden.

Wer in der Verkündigung der Frohen Botschaft steht, für den muss Christus unangefochten an erster Stelle stehen.
Wer Bote Christi sein will, wer sein Bote ist, der muss eigene Interessen und Bindungen hintanstellen.
Wer Christus verkündet, der muss sozusagen hinter ihm verschwinden. Nur noch Christus zählt.

Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig,
und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig.
Auch so erklärt, bleibt die Rede Jesu hart. Wer kann schon so entschieden leben?

Liebe Schwestern und Brüder!
Dieses Wort unseres Herrn trifft mich in diesen Tagen sehr persönlich.

Ich nehme Abschied von Epe, von St. Agatha.
Ich nehme Abschied von der mir so ans Herz gewachsenen Münsterländer Parklandschaft.
Ich nehme Abschied von einer schönen Kirche, in der ich gerne zelebriert habe.
Ich nehme vor allem Abschied von Menschen, denen ich in den letzten fast vier Jahren begegnet bin, von Menschen, die ich liebgewonnen habe. Ich verabschiede mich sogar von Freunden.

„Wer die Menschen aus dem Dorf und aus dem Brinkerhook mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig,
und wer die aus der Füchte und aus dem Kottigerhook und sonst wo in Epe mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig.“
So höre ich den Herrn zu mir sagen.

Ich bin Priester der Kirche Gottes. Ich bin es gerne.
Als Priester verkündige ich das Evangelium und spende die Sakramente, die uns die Nähe Christi schenken.
Dazu bin ich von unserem Bischof geweiht worden.
Dazu bin ich vom Bischof für vier Jahre nach St. Agatha gesandt worden.

In diesen Tagen, Stunden des Abschieds ist mir erneut sehr deutlich geworden, was es eigentlich heißt Priester zu sein: Hinter Christus zu verschwinden. Ihn darstellen in der Liturgie. Ihn verkünden durch Wort und Beispiel.

Da, wo mir dies in den letzten Jahren nicht gelungen ist, weil ich mich zu wichtig genommen habe, bitte ich Sie und Euch, vor allem aber Gott um Vergebung.


Schwestern und Brüder!
„Ich verlasse meine Gemeinde...Unser Kaplan geht...“
Harmlos klingende Worte, die in den letzten Tagen gefallen sind. In diesen Worten steckt aber auch eine Gefahr.

Denn:
Ihre Seelen, Eure Seelen gehören nicht mir. Und ich gehöre nicht St. Agatha. Wir alle gehören alleine Christus.

Vielleicht ist es das, was eine Gemeinde und ein Priester lernen, wenn sie sich voneinander verabschieden.

Dieser Abschied fällt mir nicht leicht. Aber durch diesen Abschied, der auch wehtut, werde ich aufmerksamer für das, was den Priester ausmacht. Durch diesen Abschied werde ich sozusagen mehr Priester. Vielleicht ist das gemeint, wenn der Herr spricht:
Wer das Leben gewinnen will, wird es verlieren; wer aber das Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen.

Schwestern und Brüder!
Neue Aufgaben warten auf mich. Unser Bischof hat mich für ein geistliches Jahr freigestellt. In Rom werde ich ein Jahr lang studieren und beten. Darauf freue ich mich. Gibt mir diese Zeit doch Gelegenheit, tiefer in die Geheimnisse des Glaubens einzudringen und die Kirche als das, was sie ist, zu erleben: die weltweite Familie der Kinder Gottes.

Auf Sie wartet ein neuer Kaplan: Albert Lütkebohmert. Sie dürfen sich auf ihn freuen, weil er seine Gaben und Fähigkeiten einbringen wird, um Christus zu verkünden. So wird auch St. Agatha neue Facetten des unermesslichen Schatzes unseres Glaubens kennenlernen.

Ich möchte noch einmal das Evangelium von heute zu Wort kommen lassen:
Und wer einem von diesen Kleinen auch nur einen Becher frisches Wasser zu trinken gibt, weil es ein Jünger ist – amen, ich sage euch: Er wird gewiß nicht um seinen Lohn kommen.

Ich möchte mich bei Ihnen und bei Euch bedanken. Ich habe hier in Epe nicht nur Wasser zu trinken bekommen -in einigen Häusern gab es sogar schon mal ein Bierchen oder Weinchen.
Ich möchte mich bei Ihnen und bei Euch bedanken, weil ich nicht nur Wasser, sondern auch Glauben, Vertrauen, Freundschaft erhalten habe. Auch für Kritik bin ich dankbar.

Euch jungen Leuten möchte ich folgendes sagen: Ich bewundere Euer Engagement in der Kirche. Viele Eurer Altersgenosse werden darüber die Nase rümpfen. Das macht die Sache für Euch nicht leichter. Aber an Christus zu glauben und in und mit der Kirche zu leben, lohnt sich, weil Ihr nämlich darin das finden werdet, was Ihr in Eurem jugendlichen Drang sucht: ein Leben, das Freude und Sinn macht.

Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig,
und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig.
Dieser sperrige Satz unseres Herrn, stand am Anfang dieser Abschiedsworte.
Er hat uns zu der Wahrheit geführt, dass es Christus ist, auf den es ankommt im Leben der Gläubigen und des Priesters.

Zum Schluss möchte ich Sie und Euch bitten:
Betet für mich. Wie ein Bettler stehe ich hier. Ich bedarf der Gebete der Gläubigen, jeder Priester braucht diese Gebete, damit er seinen Dienst tun kann, damit er hinter Christus verschwinden und ihm den Vortritt lassen kann. Betet für mich. Amen.

3. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder,

vor ein paar Tagen - beim Abi-Abschlussball - habe ich mich angeregt mit einem ehemaligen Schüler über Tod und Neuwahl des Papstes unterhalten. Er kam auf folgendes Problem: Auf der einen Seite haben zum Tod und zur Beerdigung des letzten Papstes sich vor allem Jugendliche auf den Weg nach Rom gemacht, standen oft 8 Stunden in der Schlange um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Auf der anderen Seite - so dieser Schüler - könne er sich nicht vorstellen, dass diese Jugendlichen und auch die Millionen andere, die dem Papst z.B. beim Weltjugendtag zujubeln, sich auch tatsächlich an die katholische Moral halten würde. Er hatte da vor allem die Ehe- und Sexualmoral der Kirche im Blick.

Letztlich sind die alle schizophren - so seine Vermutung. Oder: Es geht nicht um eine Begeisterung aus dem Glauben heraus, sondern um ein inhaltsloses Event: Hauptsache, wir sind viele und haben Spaß.

Ich kann diesen ehemaligen Schüler verstehn. Letztlich denken viele Deutsche und Menschen anderer Länder so: Entweder ich lebe das, was die Kirche und - in persona - der Papst fordert. Oder ich wende mich ganz ab.

Verstehen kann ich das - aber nicht gutheißen. Denn letztlich fordert der Papst ja auch, dass wir der Wahrheit treu bleiben - und trotzdem ertappen wir uns immer wieder bei einer Lüge. Sollten deshalb alle Menschen, die sich bei einer Unwahrheit ertappt haben, das Jubeln einstellen?

Die Kirche weiß, dass wir Sünder sind. Und auch Jesus wusste es, und genau deshalb hat er als die zwei frühchristlichen Hauptpersonen der Kirche Petrus und Paulus erwählt. Petrus, der schon zu Lebzeiten von Jesus gelgentlich gemaßregelt wurde und den Herrn trotz seiner Ankündigung verleugnet. Und Paulus, der Christenfeind, Verfolger und Anstifter zum Mord an Stephanus. Jesus, Petrus und Paulus - und auch der Papst (und selbstverständlich auch ich) wissen: Wir Menschen sind alle Sünder.

Wenn es also im Evangelium heißt: Wer einen Propheten, einen Gerechten oder einen der "Kleinen" aufnimmt (die "Kleinen", die "Minores", war die erste Selbstbezeichnung der Christen), der darf nicht erwarten, dass es perfekte Menschen sind. Wir sind miteinander verbunden und aufeinander angewiesen, weil wir den gleichen Glauben haben.

Jesus fordert uns auf, einander anzunehmen, nicht weil wir uns mögen oder die gleichen Wellenlänge haben, sondern weil wir zur gleichen Kirche gehören.
Warum also nicht dem Papst die Ehre erweisen - nur weil er Papst ist?

Gut - wer die kirchliche und damit auch biblische Moral rundweg ablehnt, der solte sich fragen, ob er wirklich noch in der Gemeinschaft der Glaubenden steht. Aber wer sich bemüht - und dann doch scheitert - der ist bei uns herzlich willkommen. Letztlich sind wir alle die Gescheiterten, denen Gott neue Hoffnung macht.

Verzeihen können ist eine der größten Gaben - und gleichzeitig der Kitt, der uns zusammenhält. Ich bin ein Sünder und doch hat Gott mir verziehen. Warum sollte ich dann nicht Dich annehmen, wie Du bist? Und warum sollte ich mich nicht als Bestandteil einer Kirche sehen, die alle das gleiche erfahren haben?

Wir dürfen einander zujubeln - solange unser Jubel Gott gilt. Wir dürfen uns einander zugehörig fühlen - solange Gott in unserer Mitte steht. Wir dürfen uns aneinander freuen - solange wir aneinander verzeihen, wie Gott mir verziehen hat.

Amen.

4. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder,

gerade findet der Confederationscup statt - eine kleine Mini-Fußball-WM. Besonders beeindruckend ist - wie auch bei anderen Sportveranstaltungen - immer wieder die Begeisterung, die dort in Stadien aufkommt. Da braucht man sich nicht zu kennen oder zu schätzen, da spielt es keine Rolle, wieviel man verdient, welche Rang man bekleidet, was man darstellt oder welcher Herkunft man ist - die Tatsache, dass man Anhänger der gleichen Mannschaft ist, schweißt schon zusammen.

Wie schön wäre es, wenn das auch für die Christen gelten würde. Wenn bereits die Tatsache, dass wir gemeinsam an einen Gott glauben, uns zusammenschweißen würde.

Liebe Schwestern und Brüder, das klingt vielleicht ein bisschen sentimental und anachronistisch, aber das ist es, was im heutigen Evangelium steht: Einfach nur jemanden zu unterstützen, weil es - wie es im Evangelium heißt - ein Jünger ist, sich schon allein deshalb mit bisher wildfremden verbunden zu fühlen, weil man den gleichen Glauben hat. Aber, seien wir einmal ehrlich: Was im Fußball normal wirkt, das wird von vielen im Glauben mit Kopfschütteln quittiert. Wer sich mit dem Papst verbunden fühlt und ihm zujubelt - nur weil es der Papst ist - muss sich den Vorwurf gefallen lassen, er sei unkritisch. Wer einen Christen unterstützt, ohne zu fragen, ob der den nun progressiv oder Fundamentalist ist, wird schnell in die gleiche Ecke gestellt.

Ob nun der Fußball mit seinen schon oft fanatischen Randerscheinungen ein gutes Vorbild ist, mag dahingestellt bleiben. Die Frage aber, ob wir nicht das Grundlegende, das uns mit allen Glaubenden verbindet, aus den Augen verloren haben und nur noch Wert auf das spezielle legen, das oft genug das Trennende ist, scheint aber nicht so ganz fern zu liegen.

Liebe Schwestern und Brüder, vor uns liegt die Urlaubszeit. Für viele Gelegenheit, einige Zeit zu verreisen. Wenn Sie dort, womöglich in einem fremden Land, am Sonntag eine katholische Kirche aufsuchen, könnten Sie die gegenteilige Erfahrung machen: Dann ist plötzlich das gemeinsame Feiern unseres Glaubens wichtiger als Herkunft oder Besitz. Dann kann man sich plötzlich mit bisher Fremden anfreunden, allein deshalb, weil man den gleichen Glauben teilt. Dann kann es ihnen sogar passieren, je nachdem, in welchem Land sie sind, dass Sie tatsächlich deshalb schon eingeladen werden, fast so, wie es auch im Evangelium erwähnt wurde.

Wir gedenken heute auch der beiden Apostel Petrus und Paulus. Zwei Apostel, die zwei ganz verschiedene Typen waren: Petrus der Fischer, einfach und trotzdem Oberhaupt der Kirche, und Paulus, der Gelehrte und Theologe. Bei sind mehrmals aneinander geraten, es war bestimmt nicht einfach mit ihnen. Und doch waren sie - Sympathie oder Antipathie hin oder her - im Glauben verbunden, weil sie die Begeisterung für Jesus Christus geteilt haben.

Wenn wir in uns diese Begeisterung wieder beleben, dann ist die Einheit im Glauben - auch die Einheit in der Liebe zur Kirche mit unserem Heiligen Vater - wieder selbstverständlichste Sache der Welt, - wenn uns der Glaube selber wichtig ist.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen erfahrungsreichen Urlaub. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen begeisternden Fußballabend. Und in diesem Sinne wünsche ich Ihnen die Erfahrung der Einheit im Glauben. Amen.

5. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder,

Die Frau von Schunem, von der in der heutigen Lesung die Rede war, ist nicht gerade von Gott gesegnet gewesen. Sie war kinderlos. Obwohl es ihr größter Wusch war, blieb ihr dieses bisher von Gott verwehrt. nun kommt der Prophet Elíscha in ihre Stadt. Doch anstatt ihre Beschwerde vor diesem Mann Gottes zu bringen, sieht sie ihre Aufgabe in der Bewirtung des Propheten. Sie nimmt diese Aufgabe an, obwohl sie sich etwas anderes von Gott erhofft hatte. Sie gibt sich mit dem geringen, was sie bekommt zufrieden. Und sie nimmt diese ihre Aufgabe ernst. Sie tut dem Mann Gottes Gutes. Sie tut, was sie kann. Sie bittet ihren Mann, anzubauen, um dem Gast ein Quartier für die Nacht zu bieten, sie tut alles, was in ihrem Bereich des Möglichen steht, was ihr mit ihren bescheidenen Mitteln möglich ist.

Auch im Evangelium verlangt Jesus von seinen Jüngern alles, die ganze Liebe, ihn an erster Stelle setzen, noch vor Vater und Mutter, vor Sohn und Tochter. Jesus weiß, daß er den Menschen "Ein und alles" sein kann. Daher verlangt er von seinen Jüngern eine Liebe, die soweit geht, daß sie bereit ist, für Gott zu leiden, ihr Kreuz auf sich zu nehmen. Die Jünger sollen Christus ohne Kompromisse nachfolgen, ansonsten so betont er mehrfach, seien sie seiner nicht würdig. Wenn Nachfolge, dann konsequent. Nicht lau sein, sondern entweder heiß oder kalt.

Jesus fordert uns genauso wie diese Frau von Schunem, genauso wie seine Jünger in seine konsequente Nachfolge. Auch wir sind gerufen, ihn an erster Stelle zu setzen. Christus ohne Kompromisse nachzufolgen. Auch wenn seine Wege anders sind, als wir es uns vorstellen, wenn wir uns wie die Frau von Schunem einen Sohn wünschen und es kommt nur ein Prophet. Wenn wir unseren Traumberuf vor Augen haben, und wir bekommen eine Absage nach der anderen. Das annehmen, was Gott mir schenkt. Und ist es noch so wenig. Auch wenn sich unsere Aufgabe zu einem schweren Kreuz entwickelt, dieses auf sich nehmen. Jesus sagt, wer dazu nicht bereit ist, ist meiner nicht würdig. Und diese Aufgabe nicht nur resignierend hinnehmen, sondern sie mit ganzer Liebe ausfüllen. Alles tun, was mir mit meinen Mitteln in meinem Umfeld möglich ist. Wir werden es nicht bereuen. Denjenigen, die sich für Gott entschlossen haben, verheißt er seinen Lohn: Die Frau aus Schunem bekommt ihren größten Wunsch erfüllt, sie erhält einen Sohn, die Jünger Jesu gewinnen das Leben.

Wenn wir unser Leben als ein von Gott geschenktes begreifen, wenn wir sogenannte Schicksale in unserem Leben als Aufgabe und Herausforderung Gottes annehmen, werden wir ein neues Leben gewinnen.

Auch wenn wir unsere Aufgaben als gering und uns selbst als kleine Leuchten verstehen. Die Masse, die wir bewegen ist nicht wichtig, nur daß wir uns um unsere Sache mit ganzer Liebe bemühen.

Wenn wir als solche kleinen Christen für Christus wirken, dann bringen wir damit Gott zu den Menschen. Jesus sagt im heutigen Evangelium. "Wer euch aufnimmt, nimmt mich auf," der nimmt Gott selbst auf, zu dem kommt Gott. Er sagt: "Wer einem von diesen Kleinen auch nur einen Becher frisches Wasser zu trinken gibt, weil es ein Jünger ist - amen ich sage euch: er wird gewiß nicht um seinen Lohn kommen." Nicht nur die großen Heiligen und Seligen, wir Kleinen bringen Gott zu den Menschen. Menschen, die uns Christen als solche etwas gutes tun, denen wird Gott nahe sein. Wer Ihnen etwas schenkt, weil sie sich als Christ z.B. für andere eingesetzt haben, weil sie ihre Aufgabe als Jünger Christi erfüllen, der wird Gottes Dank erfahren. Wo wir anderen von Gott erzählen und Ihn durch unser Leben wirken lassen, da wird Gott den anderen Menschen zuteil. Das beste Beispiel ist die Frau von Schunem: sie bewirtet den Diener Gottes und erhält das Unverhoffteste: einen Sohn. So wie diese Frau leiblich fruchtbar wird, so soll auch unsere Botschaft in anderen Menschen fruchtbar werden.

Gott verlangt nach uns, damit er durch uns zu den Menschen kommen kann.

Fürbitten