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Predigtvorschläge - 17. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr A)
1. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2005)

Liebe Gemeinde!

Im Zwischengesang haben wir gerade das Lied gesungen: „Heil’ger Geist, o Tröster mein, kehr in unsere Herzen ein mit den sieben Gaben dein. Deine Weisheit hauch uns ein, daß wir suchen Gott allein; daß wir nur in dir uns freu’n.“ Diese Liedstrophe paßt sowohl zur heutigen Lesung als auch zum Evangelium. Wie der König Salomo beten wir um die Gabe der Weisheit, um ein hörendes Herz, damit wir das Gute vom Bösen und die wahren Schätze von dem bloß äußerlich glitzernden Schnickschnack unterscheiden können.

Wie wir aus der Lesung erfahren können, gefällt Gott eine solche Bitte so sehr, daß er sie gerne erhört. Ja, es wird uns gesagt, daß Gott dem so Bittenden darüber hinaus auch die zeitlichen Güter schenkt, um die er gar nicht gebeten hat, nämlich Reichtum und Ehre. Gott zeigt uns auf diese Weise eine Rangfolge der Werte auf, die wir in unserem Streben beachten müssen und nicht umkehren dürfen. Im Gleichnis vom Schatz im Acker und von dem reichen Kaufmann, der Perlen sucht, wird uns diese Rangfolge sogar überdeutlich vor Augen gestellt: Für das Reich Gottes ist kein Preis zu hoch; es ist vielmehr angemessen, alles andere dranzugeben, zu verkaufen, damit man diesen Schatz gewinnen kann. „Daß wir nur in dir uns freu’n“, sagt das Lied.

Heißt das also, daß wir keine Freude haben dürfen an den Gütern dieser Welt? Aus einer solchen Frage spricht die Angst, etwas zu verlieren oder zu verpassen. Mit dieser Angst werden wir tagtäglich an den Konsum geködert und zur Raffgier verführt. Diese Angst macht das Herz der Menschen eng und verdunkelt zugleich unser Urteilsvermögen. Denn es geht ja keineswegs darum, daß Gott die Freude an den zeitlichen Gütern verbieten oder madig machen will. Schließlich hat er ja dem König Salomo auch Reichtum und Ehre geschenkt. Salomo durfte sich selbstverständlich auch dieser Güter erfreuen, aber er hatte eben auch ihren zweitrangigen Wert erkannt. Dem entspricht die Bitte im heutigen Tagesgebet: „Hilf uns, die vergänglichen Güter so zu gebrauchen, daß wir die ewigen nicht verlieren.“

Hier liegt allerdings der Knackpunkt, die beständige Versuchung, die rechte Rangfolge umzukehren: nicht mehr Gott als das Ziel unseres Lebens anzusehen, sondern ihn als bloßes Mittel zum Erwerb zeitlicher Güter einzuspannen. Diese Verdrehung geschieht leicht, weil wir von Natur aus auf unser zeitliches Wohlergehen fixiert sind und Gott nicht sehen und seine überschwengliche Güte nur selten erfahren können. Würden wir allerdings auf unser Herz hören, dann würden wir Mittel und Zweck nicht so leicht verwechseln. Denn tief in unserem Herzen ist eine Sehnsucht nach einem Glück angelegt, die nur Gott erfüllen kann. Diese Sehnsucht macht sich meistens negativ bemerkbar: daran, daß uns die zeitlichen Güter eben nicht erfüllen, sondern leer zurücklassen.

Nach einer aktuellen Umfrage des Kölner Stadtanzeigers ist die Zahl der Jugendlichen, die diese Sehnsucht spüren und nach Gott suchen, in den letzten Jahren sprunghaft gestiegen. Jetzt sind es 78 %. Die meisten von ihnen haben die Perle noch nicht gefunden, viele von ihnen werden aber die Chance wahrnehmen und beim Weltjugendtag in Köln Ausschau nach ihr halten. Das ist auch eine Chance für die Kirche, die wir nutzen sollten. Ich erinnere an die Glaubensbücher, die aufgrund einer Großspende kostenlos abgegeben werden, damit junge Gottsucher einen Leitfaden an die Hand bekommen. Aber nicht nur gute Bücher sind wichtig, sondern vor allem auch unser lebendiges Zeugnis. Die jungen Menschen achten darauf, welche Rangfolge die Erwachsenen den Werten in ihrem Leben geben. Handeln wir nach dem Motto „Rette sich, wer kann!“, wie es so viele Zeitgenossen tun, oder halten wir uns an Salomos Weisheit? Ist Gott für uns nur ein Notanker oder ist er unser Lebensfundament?

Wir sind nicht sehr geübt in der wahren Weisheit, die allein Gottes Geist uns schenken kann, wir fallen immer wieder in die kleinkarierten irdischen Maßstäbe zurück, und darum ist nichts wichtiger, als beständig Gott um ein hörendes Herz zu bitten, um diese Gabe des Heiligen Geistes. In der Ferien- und Urlaubszeit können wir dies besonders gut tun, da wir mehr Zeit als sonst haben und aus den Zwängen des Alltags heraustreten können hinein in die Freiheit der Welt Gottes.

Fürbitten