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KARL-LEISNER-JUGEND |
von Pfarrer Klaus Klein-Schmeink (erstellt: 2008)
Schwestern und Brüder!
Schick doch die Menschen weg...
Wir können dieses Wort der Jünger verstehen. Da sind 5000 Männer
– Frauen und Kinder nicht eingeschlossen. Sie sind Jesus gefolgt, wollen
ihn hören, hängen an seinen Lippen. Sie sind so fasziniert, daß
sie darüber die Zeit vergessen.
Und die Jünger sitzen vermutlich nahe beim Herrn. Und irgendwie sonnen
sie sich im Glanze Jesu: „Er kommt an. Und wir gehören zu ihm.“
denken sie sogar etwas stolz.
Aber nun droht Ungemach. Die Stimmung könnte bald kippen, wenn auf einmal
Hungergefühle bei den Menschen aufkommen. Es ist schließlich schon
spät. Die Sache ist nicht so ganz geheuer:
„Am besten wir werden die Leute los. Das wird Jesus verstehen. Wir können
uns doch nicht um die alle da kümmern...“
Und so sagen sie es Jesus: Schick doch die Menschen weg...
Das klingt vernünftig in unseren Ohren.
Und umso unverständlicher ist die Antwort: Gebt ihr ihnen zu essen!
„Ja, spinnt der denn? Ist Jesus jetzt völlig übergeschnappt?
Leidet Jesus unter Realitätsverlust?“ mag der eine oder andere
der Jünger gedacht haben.
In ihrer Fassungslosigkeit ringen die Jünger nach Worten, um Jesus den
Ernst der Lage zu verdeutlichen:
Wir haben nur fünf Brote und zwei Fische bei uns. Das reicht kaum für
die Zwölf. Erst recht nicht für über 5000 Menschen.
Doch Jesus fordert die paar Brote und Fische ein: Bringt sie her!
Und ein großes Wunder geschieht. Etwas, was noch niemals geschehen ist.
Etwas Unvorstellbares: ...und alle aßen und wurden satt. Mehr noch,
es blieben sogar zwölf Körbe übrig. Wenn Gott gibt, schenkt
er im Übermaß.
Schwestern und Brüder!
Das Evangelium des heutigen Sonntags beschreibt nicht nur ein großes
Wunder Jesu, das seine Göttlichkeit bezeugt.
Das Evangelium beinhaltet auch eine große Lehre für uns, die uns
Mut machen will.
Das Wunder Jesu war nur möglich, weil die Jünger das wenige, was sie hatten, ihm gegeben haben. In seinen Händen wurde es verwandelt. Ohne die Gabe – eine eher beschämend kleine Gabe – hätte der Herr die 5000 nicht gespeist.
Am Ende seines irdischen Wirkens, kurz vor der Himmelfahrt, gibt Jesus seinen
Jüngern den Auftrag: Geht hinaus in alle Welt und macht alle zu meinen
Jüngern!
Dieser Auftrag ist noch größer und verrückter als das Gebt
ihr ihnen zu essen!
Aber die Jünger haben diesen Auftrag angenommen, trotz der eigentlichen
Aussichtslosigkeit. Aber spätestens seit der Speisung der 5000 und der
Auferstehung Jesu wußten sie: wenn wir das einsetzen, was wir haben
und es IHM in die Hände geben, dann geschieht Großes und Unvorstellbares.
Für mich ist es ein Wunder, daß diese Zwölf der Ursprung der
Verkündigung sind und diese bis heute fortdauert, auf allen Kontinenten
in den entlegensten Orten.
Der Auftrag der Mission trifft auch uns heute. Wir alle, die wir hier sitzen, wissen, daß es viele um uns herum gibt, die mit Glaube und Kirche eigentlich nichts mehr am Hut haben. Sie hungern letztlich nach Sinn und Heil.
Gebt ihr ihnen zu essen! – so lautet der Ruf Jesus auch heute an uns. Erzählt ihnen von Gott, führt sie wieder zum Glauben, macht die Müden wieder wach und gebt den Mutlosen neue Hoffnung.
Schick doch die Menschen weg... ist häufig unsere Haltung. „Sei doch froh, daß ich hier in der Kirche sind. Das ist doch schon was. Die anderen sind viel zu viele, an die komme ich nicht dran, mir fehlen sowieso die Voraussetzungen, die anderen zu überzeugen. Ich habe schließlich keine Theologie studiert. Reden kann ich auch nicht. Es hat doch keinen Zweck.“
Sicher, es wird wenige große Missionare unter uns geben. Aber jede
und jeder von uns kann seinen kleinen Teil tun, sein Brot, seinen Fisch beisteuern
und Jesus in die Hand geben.
Es geht nicht darum große pastorale Pläne zu entwerfen, sondern
vielleicht einmal jemanden anzusprechen; ihm zu sagen, daß wir für
ihn beten; einladen, mal mitzukommen. Oder einfach nur darum beten –
im Stillen und beständig – daß der eine oder die andere den
Weg zum Glauben und in die Kirche finden möge.
Das klingt wenig. Aber tun wir es wirklich? Legen wir so unsere kleinen Gaben
in die Hände Jesu? Er ist es, der das Wunder tun wird. Nicht wir.
Aber er vertraut auf unsere Mitarbeit. Wir müssen ihm nur unsere Initiativen,
Gebete und guten Werke schenken. Und er wird den Hunger nach Sinn, Liebe und
Glauben in vielen Menschen stillen können.
Wir haben nur fünf Brote und zwei Fische bei uns.
Bringt sie her!
und alle aßen und wurden satt
Amen.
Liebe Schwestern und Brüder!
Da haben sie Jesus nun lange zugehört, einen Ausflug
in die Wüste gemacht, die 5000 Menschen. Nun ist es schon
spät geworden, und die Apostel sind der Meinung, dass
es reicht.
Der Vorschlag der Jünger «Schick die Menschen weg»
formuliert zum ersten Mal das Prinzip eines Sonntagschristen.
Für Gottes Einsamkeit in die Wüste, für das
Lebensnotwendige nach Hause. Für die Seele in die Kirche,
für den Leib in den Urlaub, alles anderer ist geordneter
Alltag.
Unser Leben ist schon geregelt. Alles auf's Beste bestellt,
dafür brauchen wir eigentlich kein Evangelium. Aber zu
unserer Erbauung machen wir auch einmal einen Ausflug in die
Wüste. Dort gibt's einen guten Prediger, der uns etwas
Abwechslung beschert.
Dieses Prinzip des Sonntagschristen, der am Sonntag als Kirchgänger
Christ ist, im Alltag aber ein «normales» Leben
führt, wird von Jesus abgelehnt.
Es geht Jesus nämlich nicht um Erbauung, Abwechslung
vom Alltagsleben, etwas Ruhe in einer kühlen Kirche.
Es geht ihm darum zu zeigen, dass die Nachfolge Jesu das ganze
Leben umfasst, dass sich der Mensch mit seinem ganzen Leben
darauf einlassen kann.
Meine alte Grundschullehrerin hatte einmal gesagt: Gott hat soviel Zeit für Euch, da könnt ihr wohl am Sonntag eine Stunde für ihn übrig haben. Ich habe diesen Satz noch ziemlich gut im Ohr, vor allem, weil die Gottesdienste meistens kürzer waren als eine Stunde, und ich mich gefragt habe, ob ich wohl noch länger in der Kirche bleiben müsste.
Aber dieser Satz ist nur die halbe Wahrheit. Selbstverständlich
sollten wir eine Stunde für Gott übrig haben. Aber
das reicht Gott noch lange nicht. Nicht nur eine Stunde, nicht
nur religiöse Erbauung, nicht nur einen schön gestalteten
Gottesdienst. Nicht nur Trost im Leid, Hoffnung in der Trauer
und Hilfe in der Not. Unser ganzes Leben sollten wir für
Gott übrig haben.
Liebe Schwestern und Brüder, im Evangelium können
wir uns einmal mit denen identifizieren, die von Jesus gespeist
werden. Zunächst von Gottes Wort, dass die Seele stärken
soll, dann aber auch von seinem Brot, das unser Leben kräftigen
soll. Gott will uns beschenken, nicht nur im Gottesdienst.
Jede Stunde unseres Lebens ist ein Geschenk, wie immer sie
auch aussehen mag.
Wir sind aber auch mit den Aposteln angesprochen, zu denen Jesus sagt: «Gebt ihr ihnen zu essen!» Unser christlicher Auftrag, unser Lebensauftrag, ist nicht nur, dass wir glauben und unseren Glauben weitergeben, sonntags zu Kirche gehen, unsere religiösen Pflichten erledigen. Sondern dass wir unser ganzes Leben in Gottes Dienst stellen, uns und den Menschen das Leben und das Leben vor Gott ermöglichen.
Probieren sie es doch einmal: Nach diesem Gottesdienst, die
nächste Woche, ihr Leben lang: Jesu Wort zu befolgen:
«Gebt ihr ihnen!»
Dann werden Sie, liebe Schwestern und Brüder, und das
sei noch nebenbei bemerkt, ein Wunder erleben. Amen.