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Predigtvorschläge - 20. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr A)
1. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2005)

Liebe Gemeinde!

Die Begebenheit, die wir gerade im Evangelium gehört haben, widerspricht unseren gewohnten Vorstellungen von Jesus; Jesus erscheint hier schroff und abweisend gegenüber der heidnischen Frau, die doch nicht anders als so viele Menschen damals ihn um Hilfe bat. Im Griechischen lautet ihr Flehruf: „Kyrie eleison!“

Doch weil sie nicht zu den Juden gehört, soll sie anscheinend von Jesu heilendem Wirken ausgeschlossen sein – das ist hart und schwer erträglich. Jesus sagt: „Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt.“ Und: „Es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und den Hunden vorzuwerfen.“ Der Evangelist Markus (7,27) stellt jedoch noch einen Satz voran, den Matthäus ausgelassen hat. Er macht die harte Aussage Jesu etwas verständlicher: „Laßt zuerst die Kinder satt werden.“ Die frohe Botschaft, die Jesus in Wort und Tat verkündet, soll zuerst dem auserwählten Volk Israel zuteil werden und danach erst den Heiden. So ist es Gottes weiser Ratschluß, und es steht uns nicht zu, daran herumzumäkeln.

Aber damit ist noch nicht alles gesagt, das Entscheidende kommt erst noch: Jesus bleibt nicht dabei, sondern er läßt sich umstimmen durch die beharrliche und zugleich zutiefst demütige und schlagfertige Antwort der Frau: „Ja, du hast recht, Herr! Aber selbst die Hunde bekommen von den Brotresten, die vom Tisch ihrer Herren fallen.“

Diese Antwort der Frau ist wohl nicht gerade nach unserem Geschmack. Hätte sich nach den schroffen Worten Jesu nicht unser Stolz verletzt gefühlt? Wären wir überhaupt noch zu einem weiteren Anlauf, Jesus umzustimmen, in der Lage gewesen? Ich denke, das Gespräch zwischen Jesus und der Frau kann uns einiges sagen über unser Sprechen mit Gott, über unser Beten. Auch wir machen nämlich mitunter die Erfahrung, daß Gott anders ist, als wir gedacht hatten, daß seine Ratschlüsse für uns fremd und dunkel sind. Gott scheint uns manchmal gar nicht zu behandeln wie seine geliebten Kinder, und unsere Bitten finden oft anscheinend kein Gehör bei ihm. Solche Erfahrungen gehören zum Christenleben dazu, es sind die Stunden der Prüfung. Alles hängt davon ab, wie wir diese Stunden bestehen, wie wir dann reagieren: in stolzer Auflehnung oder in demütiger Ergebenheit.

Die Tugend der Demut ist heutzutage nicht in hohem Kurs, der moderne Mensch will davon nichts wissen. Entsprechend machen wir uns auch gerne unser Gottesbild nach unserem eigenen Geschmack: Gott als willfähriger Partner, als großmütiger Opa, der für alles Verständnis hat und alles mit sich machen läßt, ja im Grunde: Gott als unser Diener. So ist Gott aber nicht, und eines Tages kommt die Wahrheit schon ans Licht. Das Trugbild löst sich in nichts auf, und was bleibt dann übrig? Wir haben dann die Wahl, Gott zu verlassen, vom Glauben abzufallen – oder den Glauben festzuhalten – der augenblicklichen Erfahrung zum Trotz, Gott weiterhin zu vertrauen, seinen Willen anzunehmen und wie die kanaanäische Frau Gott demütig und beharrlich zu bitten: „Herr, hilf mir!“

Wenn wir in dieser Weise bitten, ist Gott viel geneigter, uns zu helfen. Wie Jesus die Frau gelobt hat: „Dein Glaube ist groß“ und wie er sich von ihr hat umstimmen lassen, so wird Gott auch unser beharrliches Vertrauen in den Stunden der Prüfung anerkennen und auf unerwartete Weise belohnen. Amen.

2. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder!

Da kommt eine Frau, die keine Jüdin ist, zu Jesus und bittet um die Heilung ihres Kindes. Und Jesus sagt Ihr, das er nicht zuständig sei für die Hunde, sondern nur für die Kinder. Das ist echt schon ein starkes Stück. Das hätte man von ihm gar nicht erwartet. Ich kann mir richtig vorstellen, wie erstaunt die Leute damals waren, als sie das hörten, und wie sprachlos sie plötzlich wurden.

Aber wenn wir uns in die damalige Zeit hineinversetzen, ist das, was die heidnische Frau ihm darauf antwortet, mindestens ebenso dreist. Nicht nur, dass sie als Frau überhaupt wagt, mit dem Meister zu sprechen. Sie gibt ihm sogar Widerworte!

Vermutlich rechneten jetzt alle damals Anwesenden mit einem Donnerwetter. Sie sahen Jesus förmlich vor Zorn platzen. Aber gerade da hatten sie sich getäuscht:

Jesus möchte gebeten werden. Er liebt es, wenn die Menschen sich mit ihm auseinandersetzen. Er ist begeistert von Männer und Frauen, die das Gespräch mit ihm suchen und sich nicht davon abbringen lassen, mit ihm im Gespräch zu bleiben.

Was wäre wohl passiert, wenn bereits nach der ersten Antwort Jesu die Frau schweigend und betrübt gegangen wäre? Ich glaube nicht, dass Jesus ihr zugerufen hätte: "War doch nicht so gemeint, natürlich werde ich dein Kind heilen. Kannst du denn kein Spaß verstehen?" Was diese Frau auszeichnet, ist nicht ihr Glaube - an die Heilkraft Jesu haben damals hunderte, vielleicht sogar Tausende geglaubt - sondern ihr Wille, im Notfall auch mit Gott zu streiten. Sie hat Gott die Heilung ihres Kindes abgerungen, mit Schlagfertigkeit, zwar auch mit Demut, aber ebenso viel Selbstbewusstsein.

Beten Sie? Bitten Sie inständig um ihren Glauben? Bedrängen Sie Gott förmlich, Sie nicht allein zu lassen? Oder gehören Sie zu denjenigen, die sagen: "Gott macht sowieso, was er will (deshalb ist er ja auch Gott), was soll ich Ihm da noch hineinreden"?

Gott möchte gebeten werden. Er liebt es, wenn die Menschen sich mit ihm auseinandersetzen. Er ist begeistert von Männer und Frauen, die das Gespräch mit ihm suchen und sich nicht davon abbringen lassen, mit ihm im Gespräch zu bleiben. Und vor allem - und das ist die Frohe Botschaft von heute - er lässt sich erweichen.

Eine junge Österreicherin sagte in Rom auf dem Petersplatz zu mir: "Warum hat Gott eigentlich noch nie zu mir gesprochen? Warum hat er sich noch nicht mit mir auseinandergesetzt?"

Haben Sie schon die Auseinandersetzung mit Gott wirklich begonnen?

Fürbitten