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Predigtvorschläge - 21. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr A)
1. Predigtvorschlag

von Michael Kenkel (erstellt: 2017)

Im Urlaub die Weisheit Gottes erahnen Liebe Schwestern und Brüder im Glauben! Viele von Ihnen waren in den vergangenen Wochen im Urlaub - ich auch. Ich bin mit dem Motorrad quer durch die Alpen gefahren. Es war wunderschön. Und es war wie so oft, und ich hoffe, so etwas haben Sie auch erlebt: sobald ich auf dem Motorrad sitze und durch die Natur fahre, fange ich an zu beten. Nicht, weil ich Angst habe, mich zu verletzen, sondern weil ich dankbar bin für die phantastische Schöpfung, der ich mit dem Motorrad so nahe sein darf. Die Woche davor waren wir mit 38 jungen Leuten aus unserer Gemeinde zu Fuß auf dem Weg nach Rom am pilgern - in diesem Jahr auch durch die Schweiz, über die Berge. Dort war es ähnlich zu erleben: Gottes Schöpfung ist einfach genial - sie ist so wunderbar, so herrlich; diese Weite, diese verschwenderische Vielfalt an Pflanzen und Tieren, Wolkenbildern und Wasserfällen - zeitweise haben wir über 20 gleichzeitig sehen können. Ich meine, wenn man die Natur in dieser Fülle so aus der Nähe erlebt, dann kann man gar nicht anders als erkennen, dass da eine größere Weisheit hinter stecken muss, dass es einen Gott geben muss, der dies alles mit Verstand erschaffen hat. "O Tiefe des Reichtums, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unergründlich sind seine Entscheidungen, wie unerforschlich seine Wege" - so haben wir es gerade bei Paulus in der 2. Lesung gehört. Er lässt uns mit seinen Worten die Größe Gottes erahnen, so wie hoffentlich viele in den letzten Ferienwochen Zeit und Gelegenheit hatten, Gottes wunderbares Wirken in der Schöpfung neu zu erleben. Die weiteren Lesungen des heutigen Sonntags führen diesen Gedanken noch fort. Gottes Weisheit zeigt sich auch darin, wie er diese seine Schöpfung weiter führt. Er übergibt Eljakim den Schlüssel des Hauses David im AT beim Propheten Jesaja, er übergibt Petrus den Schlüssel für das Himmelreich. Und Gott macht deutlich - dieses mein Werk auf Erden - meine Kirche wird nicht untergehen. Du Petrus wirst diese Kirche Gottes auf Erden verantwortlich führen und niemand wird diese Kirche überwältigen. Gottes Wirken auf dieser seiner Erde ist mit der Schöpfung nicht zu Ende. Er hat seine Weisheit und seine Liebe zu uns neu gezeigt in der Hingabe seines Sohnes. Sein Wirken ist auch heute nicht zu Ende. Die Schöpfung, die Kirche, weisen uns auf die Gegenwart Gottes hin. Und auch ein jeder Christ kann die Liebe Gottes weitergeben, so dass auch andere Menschen an uns erfahren: Gott ist lebendig. Amen.

2. Predigtvorschlag

von Pfarrer Klaus Klein-Schmeink (erstellt: 2008)

In der heutigen Kultur und Gesellschaft gibt es etwas, was uns in das Verständnis des Evangeliums dieses Sonntags einführen kann. Es handelt sich um die Meinungsumfrage. Man wendet sie praktisch überall an, vor allem aber im Bereich der Politik und der Wirtschaft.

Auch Jesus wollte eines Tages die Meinungen sondieren.
Nach seiner Ankunft im Gebiet von Cäsarea Philippi, das heißt der nördlichsten Region Israels, wendet sich Jesus in einer Verschnaufpause, in der er mit den Jüngern allein ist, unvermittelt mit der Frage an sie: „Für wen halten die Leute den Menschensohn?“

Es hat den Anschein, dass die Apostel auf nichts anderes gewartet hätten, als endlich alle Stimmen zu Wort kommen zu lassen, die von Jesus gesprochen haben.
Sie antworten: „Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für Jeremia oder sonst einen Propheten.“ Jesus aber ist nicht daran interessiert, den Grad seiner allgemeinen Popularität, seiner Beliebtheit zu messen. Sein Ziel ist ein ganz anderes. Deshalb drängt er sie: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“

Diese zweite und unerwartete Frage bringt die Apostel völlig durcheinander. Schweigen und Blicke kreuzen einander. Während zu lesen ist, dass die Apostel auf die erste Frage gemeinsam, gleichsam im Chor antworteten, steht das Verb nun in der Einzahl. Nur einer antwortete – Simon Petrus: „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!“

Zwischen den beiden Antworten steht ein abgrundtiefer Graben, eine „Bekehrung“. Um zu antworten, genügte es vorher, sich umzuschauen und die Meinungen der Leute gehört zu haben.
Nun aber müssen sie in sich hören und eine ganz andere Stimme vernehmen, eine Stimme, die nicht vom Fleisch und vom Blut kommt, sondern vom Vater, der im Himmel ist. Und sie müssen sich persönlich dieser Stimme stellen.
Es gilt nicht sich hinter dem anonymen „man“ zu verstecken. Deshalb sagen wir im Credo ja auch: „Ich glaube“ – nicht „man glaubt“.

Petrus stellt sich persönlich dieser Stimme in ihm. Petrus wird Gegenstand einer Erleuchtung „von oben“.
Es handelt sich nach dem Evangelien um die erste klare Anerkennung der wahren Identität Jesu von Nazareth, den ersten öffentlichen Akt des Glaubens an Christus in der Geschichte!

Denken wir an das Kielwasser, das ein schönes Schiff im Meer hinter sich lässt. Es breitet sich in dem Maß aus, in dem das Schiff weiterfährt, bis es sich am Horizont verliert. So ist es mit dem Glauben an Jesus Christus. Er ist wie das Kielwasser, das sich in der Geschichte ausgebreitet hat, bis es die „äußersten Grenzen der Welt“ erreicht hat. Aber er beginnt bei einer Spitze, und diese Spitze ist der Glaubensakt des Petrus: „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!“ Jesus benutzt ein anderes Bild, das die Stabilität stärker hervorhebt als die Bewegung, ein nach oben statt in die Horizontale ausgerichtetes Bild: Fels, Gestein: „Du bist Petrus – der Fels –, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen.“

Jesus ändert den Namen Simons, wie es in der Bibel immer dann getan wird, wenn einem eine neue wichtige Mission übertragen wird: Er nennt ihn Kephas, Felsen. Der wahre Fels, der „Eckstein“, ist und bleibt er selbst, Jesus. Einmal auferstanden und in den Himmel aufgefahren, ist dieser „Eckstein“ zwar gegenwärtig und wirksam, aber unsichtbar. Es bedarf eines Zeichens, das ihn repräsentiert, das in der Geschichte diesen „unerschütterlichen Grund“, der Christus ist, sichtbar und wirksam macht.
Und dies wird Petrus sein, und nach ihm derjenige, der ihn vertritt, der Papst, der Nachfolger des Petrus, als Oberhaupt des Apostelkollegiums.

Dabei ist wichtig, dass Jesus sagt: „Du bist Petrus – der Fels –, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen.“

Die Kirche ist Seine Kirche. Sie gehört nicht uns. Wir machen Kirche nicht. Immer dann wenn ich Priester sprechen höre „meine Pfarrei“ oder Gläubige „mein oder unser Pastor“ – immer wenn ich das höre, werde ich vorsichtig: die Kirche ist nicht unsere Besitz, sie ist die Kirche Jesu. Und ihm dienen wir.

Und nur da wo wir auf Petrus, den Fels hören, wo wir in Einheit mit dem Hl. Vater handeln und denken, können wir sicher sein, daß wir der Kirche Jesu dienen. Da wo Gemeinden und Priester sich von Petrus abwenden und eigene Liturgien, eigene Moralvorstellungen, eigene Dogmen haben, wird die Kirche statt weltweit und groß, provinziell und eng.
So wie zu Jesus, müssen wir auch ganz persönlich Stellung zur Kirche nehmen: „Ich glaube an die heilige katholische Kirche“.

Kehren wir nun aber zur Meinungsumfrage zurück. Die Umfrage Jesu vollzieht sich, wir haben es gesehen, in zwei Momenten, und sie enthält zwei Grundfragen. Erstens: „Für wen halten die Leute mich?“, und zweitens: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“

Jesus scheint dem, was die Leute über ihn denken, nicht viel Bedeutung beizumessen; ihn interessiert, was seine Jünger denken. Er spornt sie an mit seiner Frage: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ Er gestattet es nicht, dass sie sich hinter den Meinungen anderer verstecken; er will, dass sie ihre eigene Meinung zum Ausdruck bringen.
Die Situation wiederholt sich fast auf genau gleiche Weise heute. Auch heute haben „die Leute“, die öffentliche Meinung, ihre Vorstellung von Jesus. Jesus ist Mode. Schauen wir auf das, was in der Welt der Literatur und des Schauspiels passiert. Es vergeht kein Jahr, in dem nicht ein Roman oder ein Film mit einer eigenen deformierten und entsakralisierenden Meinung über Christus herauskommt. Der Fall „Sakrileg“ von Dan Brown war der aufsehenerregendste und findet viele Nachahmer.

Heute gibt es auch jene Menschen, die den halben Weg zurückgelegt haben: diejenigen, die – wie die Menschen der damaligen Zeit – Jesus für „einen der Propheten“ halten. Als faszinierenden Menschen stellt man ihn neben Sokrates, Gandhi, Tolstoj. Ich bin sicher, dass Jesus diese Antworten nicht verachtet, da von ihm gesagt wird, dass er „das geknickte Rohr nicht zerbrechen und den glimmenden Docht nicht auslöschen wird“. Er versteht es also, jede ehrliche Anstrengung des Menschen wertzuschätzen. Es ist dies aber eine Antwort, die nicht einmal der menschlichen Logik standhält. Gandhi oder Tolstoj haben nie gesagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“, oder: „Wer den Vater und die Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig.“

Bei Jesus kann man nicht auf halbem Wege stehen bleiben: Entweder ist er derjenige, der zu sein er behauptet, oder er ist kein großer Mensch, sondern der verrückteste Spinner der Geschichte. Es gibt keine Mittelwege.
Es gibt Gebäude und Strukturen aus Metall (eine davon ist, glaube ich, der Eiffelturm in Paris), die so gebaut sind, dass alles zusammenbricht, wenn man sie an einem gewissen Punkt berührt oder ein gewisses Element entfernt. Ein solches Gebäude ist der christliche Glaube, und der neuralgische Punkt, von dem ich spreche, ist die Gottheit Jesu Christi.

Lassen wir aber nun die Meinungen der Leute beiseite und kommen wir zu uns Gläubigen.
Es reicht nicht, an die Gottheit Christi zu glauben. Sie muss auch bezeugt werden! In der Kirche Jesu Christi. In Einheit mit dem Nachfolger Petri, dem Papst.
Wer den Glauben kennt und nicht Zeugnis für den Glauben ablegt, ja ihn gar verbirgt, der trägt vor Gott eine größere Verantwortung als jener, der diesen Glauben nicht besitzt.

In einer Szene von Claudels Drama „Der gedemütigte Vater“ fragt ein wunderschönes, aber blindes jüdisches Mädchen in Anspielung auf die doppelte Bedeutung von Licht ihren christlichen Freund: „Ihr, die ihr seht, was habt ihr mit dem Licht gemacht?“

Das ist eine Frage, die sich an uns alle richtet, die wir uns als Gläubige stellen sollten. Immer wieder..

3. Predigtvorschlag

von Pfarrer Klaus Klein-Schmeink (erstellt: 2002)

Erschöpfter Johannes Paul II. in Polen begeistert empfangen.
Tritt der Papst zurück?
War die letzte Reise des Eiligen Vaters? Wer wird sein Nachfolger?

So oder so ähnlich lauteten Schlagzeilen in den letzten Tagen. So oder so ähnlich haben Sie sie auch wohl gehört und gelesen, liebe Schwestern und Brüder.

Seit Jahren schon wird öffentlich darüber spekuliert, wie lange Johannes Paul II. noch im Amt bleibt. Es wird weniger über die Inhalte seiner Ansprachen gesprochen als über seinen Gesundheitszustand. Manchmal scheint die Presse seinen Tod herbeischreiben zu möchten...

Dass unser Hl. Vater alt geworden ist, dass seine Gesundheit schwer angeschlagen ist, all das ist unbestritten, weil offensichtlich.
Viele haben Mitleid mit ihm, wenn sie Fernsehbilder von ihm sehen, der Kopf gebeugt, die Hand zitternd, sich auf einen fahrbaren Wagen oder einen Stock stützend.
„Kann der nicht auf sein Amt verzichten? Das tut weh, mit anzusehen, wie er sich quält. Das geht doch über alle menschlichen Kräfte.“

Ja, es stimmt. Unser Heiliger Vater scheint wirklich an die Grenzen seiner körperlichen Kraft gekommen zu sein. Sein Geist und sein Wille aber sind wach. Er brennt vor Glauben.

Und so ist gerade der jetzige Papst ein Zeugnis dafür, was das Amt des Nachfolgers Petri ausmacht.

Zum Petrus hat sich der Herr den Simon erwählt. Einen, der leicht an seine Grenzen stößt, einen Fischer, keinen Gelehrten, einen der mutig sein kann, aber auch feige. Immerhin hat er Jesus verleugnet.

Ausgerechnet diesem Petrus übergibt er die Schlüssel zum Himmelreich.
Ist das nicht eine totale Überforderung. Wäre nicht vielleicht Johannes der Bessere gewesen für dieses Amt? Oder hätte man das nicht auf zwei, drei Leute verteilen sollen?

Diese Fragen sind müßig. Der Herr hat entschieden. Einer soll der Fels der Kirche sein. Petrus und seine jeweiligen Nachfolger.

Ein einziger Mann soll für die ganze Kirche, weltweit Oberhaupt sein,
die Schwestern und Brüder in Ost und West, Nord und Süd im Glauben stärken,
die Interessen und die Sendung der Kirche gegenüber der ganzen Welt vertreten.

Ist damit ein einziger nicht überfordert?
Ja, er ist damit überfordert. Das ist nicht menschenmöglich. Das kann man nur mit Christi Hilfe schaffen.

Und darum geht es: Im Amt des Nachfolger Petri wird deutlich, dass es Christus ist, der diese Kirche trägt und lenkt.
In der totalen Überforderung des einen Menschen sehen wir die Kraft Gottes am Werk.
Nicht das Menschenmögliche zählt, sondern das Gottgewollte.
Wenn es nicht Gott wäre, der ein Interesse am Papsttum und an der Kirche hätte, dann wäre beides schon längst verschwunden angesichts der zahlreichen Sünden und Sünder in der Kirche und auf der Kathedra Petri.

Aber warum könnte Gott ein solches Interesse am Papst und an der Kirche haben?


Antwort gibt das Evangelium:
Simon Petrus antwortete: Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes.
Jesus sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel.

Jesus Christus ist der Sohn des lebendigen Gottes, der Erlöser der Welt.
So lautet das Bekenntnis des Petrus. So lautet das Bekenntnis der Kirche. Seit Jahrhunderten ist dieses Bekenntnis unverändert.
Selbst der moralisch zügellose Papst Alexander VI. hat für Christus Zeugnis abgelegt, indem er das Angelusläuten für die ganze Kirche verpflichtend machte.

Liebe Schwestern und Brüder!
Der Papst soll Zeugnis ablegen von Christus und seiner Lehre. Es geht nicht darum, dass er sich und seine Qualitäten in den Vordergrund rückt.
Er ist kein politischer Führer, vom Volk gewählt.
Er ist kein Manager auf Zeit für einen Global Player, Weltkonzern Kirche.

Er ist von Gott berufen, das Evangelium zu verkünden und Christus in dieser Welt darzustellen.
Wir dürfen Gott sehr dankbar sein, dass er uns gerade in diesen Jahren einen solchen Papst geschenkt hat, der gerade in seiner körperlichen Gebrechlichkeit ein überzeugender Prediger des Wortes Gottes ist.

Gerade an ihm sehen wir, dass es bei der Kirche auf Gott und nicht so sehr auf den Menschen ankommt.
Mit seinem ganzen Leben, ohne sich zu schonen spricht Johannes Paul II. diesen einen Satz des Petrus der ganzen Welt entgegen: Jesus, du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes.

4. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben!

In den letzten Wochen wurde sehr viel über die hohen Austrittszahlen der Kirchen gesprochen. Begründungen wurden gesucht im Skandal um den Bischof von Limburg bzw. in der Erklärung der Religionszugehörigkeit bei der Kapitalsteuer. Ein Steuerschlupfloch, welches geschlossen wurde, veranlasst Menschen aus der Kirche auszutreten. Mittlerweile sind die Konfessionslosen mit 37 % die größte Gruppe in Deutschland, 30 % sind katholisch, 29 % evangelisch, 3 % muslimisch. Ein großer Teil und ein immer größer werdender Teil der Deutschen will von Gott und der Kirche nichts mehr wissen. Und die, die sich noch als katholisch bezeichnen, gehen Sonntags nicht mehr zur Kirche, wir die wir hier sitzen, sind in der Minderheit - fast 90 % unserer Glaubensbrüder und -schwestern gehen nicht mehr. Und wir? Verabschieden wir uns auch, wenn der nächste Finanzskandal, Sexskandal oder Meinungsverschiedenheit mit der Lehre der Kirche aufkommt?

Jesus interessiert es nicht, was die anderen über ihn denken - auf die Antwort der Jünger im heutigen Evangelium: die einen glauben, dass Du dieser, die anderen, dass Du jener Prophet bist - geht er gar nicht ein. Sondern er fragt nach: Ihr aber, für wen haltet ihr mich?

Jesus fragt uns, die wir ihm folgen, die wir seine Jünger sind. Ihn interessiert nicht, was die anderen sagen, die sich von ihm und der Kirche getrennt haben, sondern unsere Meinung ist gefragt: für wen hälst Du mich?

Die Jünger müssen erst ganz schön überlegen, schließlich bekennt sich Petrus zum Messias, zum Gottessohn, zum Retter.

Und nun folgt etwas interessantes: Jesus stattet ihn daraufhin mit Vollmachten aus. Er nimmt diesen Felsen Petrus als Grundstein für seine Kirche, dieser Petrus darf binden und lösen und Jesus sagt, dass sich Gott an diese Entscheidungen halten wird. Das ist ungeheuerlich, was dort geschieht. Und das ist nicht neu - sondern das hat bei Gott Tradition: die erste Lesung erzählt uns von einer Parallele bei den Propheten: was Eljakim öffnet, kann niemand mehr schließen, was er schließt, kann niemand mehr öffnen. Gott hat ihm den Schlüssel Davids gegeben; und Petrus nun den Schlüssel des Himmelreichs. (Daraus ist dann das Bild geworden, dass Petrus an der Himmelspforte uns erwarten wird, worum sich eine Vielzahl von Witzen angesammelt hat.)

Gott macht hier im AT und im NT deutlich, dass er sich in unsere Hände begibt. Nicht nur, dass er sich ans Kreuz nageln lässt, sondern auch das Wort, welches Petrus nun spricht, wird im Himmelreich Gültigkeit behalten. Jesus gründet hier eine Kirche, die er mit Vollmacht ausstattet. Hier nimmt seinen Anfang, was sich dann durch die Erwählung des Nachfolgers des Judas: Matthias als 12. Apostel, in der Auswahl der ersten Diakone, durch viele weitere biblische Berichte und auch später weitergeführt hat: dass Gott in seiner Kirche wirkt. Gott hat die Kirche eingesetzt - sie ist kein Menschenwerk. In ihr wirken Menschen, und es menschelt in ihr - sprich: es geschieht Unrecht - ich erinnere an die anfangs erwähnten Skandale - aber es bleibt dennoch Gottes Kirche. Deswegen wird diese Kirche auch nicht untergehen. Sie mag kleiner werden, wie im 6. Jahrhundert, als sie quasi nur noch in Irland existierte, sie mag verfolgt werden, wie im dritten Reich oder jetzt im Nordirak oder Syrien - aber sie wird niemals untergehen - weil sie Gottes Kirche ist.

Ich kann einen Sportverein verlassen, wenn ich mich umorientieren möchte, ich kann den Beruf wechseln, weil eine Krankheit mich dazu zwingt, ich kann vielleicht sogar meine Familie verleugnen, weil ich mich mit ihnen überworfen habe - aber meine Kirche verlassen? Dann kündige ich mein Verhältnis zu Gott. Und das wird Gott respektieren - er zwingt sich nicht auf. Daher muss ich mich fragen, muss ich mir die Frage immer wieder gefallen lassen: Ihr aber - Du aber, für wen hältst Du mich?

5. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder,

einige von Ihnen haben es selbst erlebt - im letzten Jahr bei der Seligsprechung von Schwester Maria Euthymia: Wer einmal in Rom gewesen ist und den Papst persönlich erlebt hat, der kann sich der Ausstrahlung dieses Menschen kaum entziehen.
Bei den Weltjugendtagen in Paris, Rom und jetzt zuletzt in Toronto war der eindeutige Höhepunkt auch für die jungen Menschen aus Deutschland und der ganzen Welt, die Begegnung mit dem Heiligen Vater. Jugendliche kreischen oder weinen - weil da ein Mensch in ihre Nähe kommt, an dem etwas Besonderes ist.
Ein Mädchen unserer Gruppe - Anne aus Garrel - hat sich trotz der drohenden amerikanischen Polizisten dem Papst weiter genähert als erlaubt und wurde prompt von einem dieser militärischen Polizeibeamten zurück in die Menge geworfen - und brach sich dabei einen Arm. Als sie eine Stunde später aus dem Krankenhaus mit einem Gips zurück zur Gruppe kam, strahlte sie übers ganze Gesicht und meinte nur: "Das war es mir wert."

Eine 17jährige Teilnehmerin - Eva aus Ochtrup -, die mit uns in Toronto war und bei der Schlussmesse mit auf die Bühne durfte, schrieb in einem Erlebnisbericht (der übrigens mehr als 10 Seiten lang ist) ganz am Schluss:

«Und als ob das noch nicht genug wäre, durfte ich mit 10 anderen Jugendlichen aus verschiedenen Bistümern nach der Messe nach vorne kommen um mit dem Papst ein Foto zu machen. Zuerst war ich so überwältigt, dass ich dem Papst nur auf das Hörgerät gestarrt habe, während er an uns vorbeigeschoben wurde. Dann besann ich mich aber schnell eines Besseren und schaute mir die blauen Augen dieses Mannes an, der soviel in der Kirche bewegt hat und immer noch bewegt. Er ist vielleicht gerade jetzt für uns Jugendliche so ein beeindruckendes Vorbild, dass eine von uns sogar einen gebrochenen Arm in kauf genommen hat, um ihn nur einmal zu sehen.»
Seltsam. Woher kommt das? Natürlich, diesem Karol Woytila gebührt Respekt. Er schont sich nicht, nimmt keine Rücksicht auf sein Alter und seine Krankheit. Er hat im Laufe seines Pontifikates vieles geändert, erneuert und in Bewegung gebracht, mehr, als viele seine Vorgänger. Aber - erklärt das die Begeisterung beim Weltjugendtag?

Der Bericht von Eva geht aber noch einen Satz weiter: «Doch ich denke, nicht nur er, sondern auch sein Amt löst diese gewaltige Faszination aus.»
Es ist nicht nur der Mann, sondern auch sein Amt... Eine Begeisterung für das Amt des Papstes?

Im heutigen Evangelium spricht Jesus seinem Petrus eine gewaltige Vollmacht zu: Grund der Kirche zu sein. Auf dem Amt des Petrus baut Jesus die Kirche. Die Anhänger Jesu, eine bunte und ungeordnete Schar von Leuten, die mehr oder weniger die Predigten Jesu gehört haben, bekommen durch den Apostel Petrus einen Halt und einen sichtbaren Ausdruck: An diesem Apostel entscheidet sich, wer Kirche ist, wo sie beginnt und wo sie aufhört. Petrus bekommt den göttlichen Auftrag, in allen Uneinigkeiten der jungen Kirche das letzte Wort zu sprechen, das mit Gott verbindet und oder von ihm löst. Der alte Petrus ist der Grund der jungen Kirche.

Und genau das gilt auch für den Papst: Ob die Kirche jung ist oder nicht, entscheidet sich nicht an seinem Alter. Gerade das haben wir in Toronto spüren können. Ob aber die junge Kirche noch Kirche ist oder die Verbindung zu Gott zu verlieren droht, entscheidet sich auch an ihrem Verhältnis zum Heiligen Vater. Ein unbequeme Wahrheit; aber auch das hat die Geschichte des Weltjugendtages gezeigt: Gerade die Jugend nimmt gerne Unbequemes in kauf, wenn es um Echtheit geht.

Das ist das Faszinierende an Petrus, am Amt des Papstes und an der Person des jetzigen Heiligen Vaters: Offen und frei zu sagen, wer Jesus ist; wer mein Gott ist und mein Erlöser. Und solche Offenheit begeistert. Nicht nur in Rom oder in Toronto. Sondern überall, vielleicht auch bei Ihnen zuhause. Amen.

6. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder!

Es gibt ein Lied der Kelly-Family, übrigens eines der ersten Lieder, das die Kellies selbst geschrieben haben, mit dem Titel: «We love the pope.» Zu deutsch: «Wir lieben den Papst.»

Nun, ein Werbegag kann das wohl nicht sein. Mit einer solchen Aussage kann man heute mit Sicherheit keine Pluspunkte gewinnen, keine Werbeeinnahmen machen.

Aber wenn die Kelly-Family das wirklich ernst meint, dann stellt sich die Frage, was denn gerade am Papst so liebenswert sein soll. Wie kommen die dazu, so ein Lied zu schreiben?

Liebe Schwestern und Brüder, vielleicht fällt Ihnen das gar nicht mehr auf, dass ich Sie immer wieder mit «liebe Schwestern und Brüder» anrede. Vielleicht meinen Sie auch, dass sei nur so ein Floskel, mit der man halt Predigten anfängt. Aber ich meine es ernst.
Auch wenn sie weder meine wirklichen Schwestern und Brüder sind, und auch wenn sie nicht alle lieb sind: Uns verbindet etwas ganz anderes als Sympathie oder Verwandtschaft. Uns verbindet die Tatsache, dass wir alle zu Jesus Christus gehören, und dass wir von unserem Gott berufen und beschenkt sind, ja, dass wir für einander Geschenke Gottes sind. Da mag jeder auch seine Fehler und unsympathische Züge haben, trotzdem: Weil sie von Gott beschenkt wurden, sind sie mir lieb und teuer, sind sie für die Kirche und auch für mich ein Geschenk Gottes, für dass ich nur dankbar sein kann.

Petrus wurde nicht aufgrund seiner persönlichen Vorzüge oder Liebenswürdigkeit zum Fels der Kirche. Hätte sich Jesus danach Ich persönlich kann Gott nicht genug danken, für die vielen Menschen, die mich mit ihrem Glauben immer wieder bereichern. Und ich kann mich aus ganzem Herzen dem anschließen, was Mutter Teresa einmal gesagt hat: «Dieser Papst ist das größte Geschenk Gottes an unser Jahrhundert.»

Amen.

Fürbitten