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Predigtvorschläge - 23. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr A)
1. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder,

es ist schon interessant, wie sich eine Bibelstellen, beispielsweise das Evangelium, das wir gerade gehört haben, nach und nach verwandeln kann, je länger wir darüber nachdenken.

Zunächst klingt alles ja ganz einfach: Da ist jemand, der sich daneben benimmt, und vorsichtig soll die Gemeinde in auf den Weg der Besserung bringen: Erst im kleinen Kreis, dann vor Zeugen, und schließlich, wenn alles nichts nützt, öffentlich.

Aber auf den zweiten Blick sind damit schon Aussagen gemacht, die wir heute gar nicht mehr so gern akzeptieren: Erst einmal dass die Menschen sündigen. Außerdem, dass sie es selbst meistens gar nicht mehr merken. (Wenn wir an Sünde denken, dann fällt uns doch allerhöchstens noch die Verkehrssünderkartei in Flensburg ein. Vielleicht denken wir auch noch an Umweltsünden - aber die begehen ja immer nur die anderen.)
Heikel wird es vor allem, wenn ich anderen zugestehen soll, dass sie besser beurteilen können, was ich auf dem Kerbholz habe. Das kann ja wohl nicht sein!
Aber genau das steht im heutigen Evangelium drin: Nimm deinen Bruder beiseite - bzw. deine Schwester, denn die Frauen sind da auch nicht besser - und weise sie zurecht. Alleine würde der ja nichts merken.

Wahrscheinlich sündigen die Menschen nämlich nicht, weil sie soviel Spaß daran haben, schlecht zu sein. Sondern vermutlich liegt es eher daran, dass sie es nicht besser wissen. Es ist wichtig, dass wir uns gegenseitig sagen, wo der Weg zum Guten langgeht.
Dass Jesus uns dieses sogar als Gebot aufträgt, liegt wohl daran, dass wir nur ungern anderen in ihr Verhalten hinreden, weil wir uns nur ungern in unser Verhalten hineinreden lassen. Aber genau dieser Mut zur Unpopularität ist der Auftrag Jesu.
Wenn man allein schon diesen Gedanken Zuende denkt, dürfte genug Gesprächsstoff darin stecken. Aber wir sind ja erst beim zweiten Blick.

Auf den dritten Blick knüpft Jesus an unser Tun und lassen sogar das ewige Heil anderer Menschen. Denn was wir auf Erden binden, das wird auch im Himmel gebunden sein. Wen wir hier auf Erden wieder mit Gott, mit dem Guten in Verbindung bringen, der wird auch im Himmel mit Gott verbunden sein. Manchmal, so das Fazit, liegt es in unseren Händen, ob ein anderer Mensch sein Heil findet - oder nicht.

Starker Tobak für eine Zeit, in der wir glauben, jeder müsste nach seiner eigenen Fasson selig werden. Und auch sehr beunruhigend, beängstigend. «Es ist ein furchterregendes Geheimnis», so sagt ein Papst unseres Jahrhunderts, «dass wir mitverantwortlich sind für das ewige Heil der Menschen.»

Nicht nur dem Petrus sind die Schlüssel für das Himmelreich gegeben, nein, einem jedem von uns ebenfalls. Jesus hat für uns den Himmel aufgeschlossen und uns die Schlüssel gegeben, um nun die Menschen für den Himmel aufzuschließen.

Bisher wurde aus einem ganz «normalen Evangelium», dass sie vermutlich schon zur Gabenbereitung wieder vergessen hätten, ein ziemlich unangenehmer Zeigefinger, der uns an unsere Weltverantwortung erinnert. Aber bei einem letzten Blick (wenn ich richtig mitgezählt habe, ist das der vierte Blick auf das Evangelium), kann sich der Eindruck noch einmal wandeln: «Bittet um alles, was ihr wollt, es wird euch gegeben werden.».

Der Schlüssel zum Himmelreich ist das Gebet. Mit anderen Worten: Der Schlüssel, mit dem wir die Menschen für Gott aufschließen können, ist Jesus selbst. Er hat sich uns anvertraut, er hat uns beten gelehrt, er wirkt in den Sakramenten, er verwandelt uns zu Schlüsselträgern. «Bittet um alles, was ihr wollt, es wird euch gegeben werden. Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.»

Amen

2. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,

Der heutige Abschnitt des Evangeliums gehört wohl eher zu den heikleren Teilen. „Wenn dein Bruder sündigt..." Was ist dann zu tun, wenn ein Mitchrist auf Abwege gerät und sich in Schuld verstrickt?

Unser normale Reaktion ist eher zwiespältig. Auf der einen Seite scheint das Kritisieren für viele eine Lieblingsbeschäftigung, geradezu ein Hobby zu sein. Auf der anderen Seite aber sagen wir schnell: Der andere ist selber alt genug, er muß selber wissen, was er tut, er ist selber dafür verantwortlich - also halten wir uns da lieber fein heraus. Man will sich ja nicht in die Privatangelegenheiten Anderer einmischen.

Gott aber sagt: Wenn Du den Schuldigen nicht warnst, dann fordere ich von Dir Rechenschaft." So haben wir es in der Lesung aus Ezechiel vorhin gehört. Sicher, jeder wird für sein verhalten gerade stehen müssen, aber es ist unsere Pflicht, ihm den rechten Weg zu weisen, den andern im wahrsten Sinne des Wortes „zu-Recht-zu-weisen". So auch im Evangelium: Wenn dein Bruder sündigt, dann gehe zu ihm hin und weise ihn unter vier Augen zurecht." Also nicht warten, bis der Bruder oder die Schwester ihren Irrweg einsieht, nein: „geh zu ihm, zu ihr hin!"

Wie schnell und wie leicht reden wir über die Fehler der anderen. Läster hier, tuschel da. Aber zu ihnen hingehen? Was denken die denn dann über mich, was werden die dann über mich reden? Jesus sagt: "Geh zu ihm hin!" Er sagf nicht: Kanzle ihn von oben herab, mach ihn besserwisserisch fertig, sondern weise ihn unter vier Augen zurecht. Bedenke: es ist deine Schwester, dein Bruder, keiner von Euch ist vollkommen, keiner von Euch ist schon am Ziel, sondern ihr seid miteinander unterwegs, und es ist eure Pflicht als Weggefährten, einer dem anderen den rechten Weg zu zeigen, wenn er sich verirrt hat.

Ein Beispiel mag die Art dieser Zurechtweisung verdeutlichen: Eines Tages kamen aufgebrachte Mönche zum Abt gelaufen und berichteten ihm, daß sich in der Zelle eines Mitbruders eine Frau aufhalte. Als der Abt mit den aufgebrachten Mönchen dorthin kam, konnte der Mönch die Frau gerade noch in einem Faß verstecken. Der Abt erkannte die Situation, er setzte sich auf das Faß und ließ die Mönche die Zelle durchsuchen. Sie fanden natürlich nichts. „Was es auch war, Gott soll euch vergeben!" Er ließ ein Gebet verrichten und schickte die Mönche hinaus. Dann nahm er den Bruder bei der Hand und ermahnte ihn: „Bruder , gib auf dich acht!" Nach diesen Worten ging er weg.

„Wenn dein Bruder sündigt, dann geh zu ihm hin und weise ihn unter vier Augen zurecht." Es geht Jesus nicht ums Rechthaben, auch nicht bloß darum, daß etwas klargestellt wird, sondern es geht um den Menschen, darum, ihn von einem falschen Weg auf den richtigen Weg zurückzuführen. Entsprechend muß ich bei meiner Kritik am anderen umgehen: den anderen nicht abkanzeln, abstempeln, in die Pfanne hauen, auch nicht bloß von sich selbst ausgehen und seine eigenen Maßstäbe an dem andern anlegen, sondern sich mit dem anderen auf eine Stufe stellen, ihm zeigen, daß man auch selbst Fehler macht, die Ehre, die Würde des anderen achten, die Persönlichkeit des anderen respektieren. Da kann dann ein gut gemeintes Wort ankommen.

Und doch, so macht es schon Jesus im Evangelium deutlich, kann sich jemand auch dann verschließen. Dann sollen andere eingeschaltet werden: ich persönlich nimm dann immer ganz gerne den Vorsitzenden des jeweiligen Vereins, den jeweiligen Lagerleiter und einen anderen erfahrenen Gruppenleiter hinzu. Derjenige muß dann merken, daß auch andere Personen, die Verantwortung tragen, von diesem Fehler wissen, und auch die Lösung ähnlich sehen. Bisher hat dieser Schritt meist dazu geführt, daß derjenige sein Fehlverhalten aufgab, einsah. Wenn nicht, so Jesus im Evangelium, dann soll es öffentlich gemacht werden: vor der ganzen Gemeinde, dann soll die Kirche eingeschaltet werden.

Die Motivation hinter diesen Handelsanweisungen Gottes ist das Leben. Gott möchte uns zum Leben führen, jeden einzelnen von uns. Er spricht zu jedem von uns, und wenn der einzelne ihn nicht hören kann, nicht versteht, sollen wir, die wir etwas von Ihm verstanden haben, den anderen darauf hinweisen, damit auch er leben kann. Möge Gott uns die richtigen Worte zu solchem Handeln geben.

Fürbitten