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Predigtvorschläge - 25. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr A)
1. Predigtvorschlag

von Pfarrer Klaus Klein-Schmeink (erstellt: 2008)

Liebe Schwestern und Brüder!

Es heißt heute im Evangelium wieder einmal ausdrücklich, dass Jesus ein Gleichnis seinen Jüngern erzählte. Er richtet sich also an Menschen, die ihm schon nachfolgen, so wie Sie und ich.

Gläubige Christen brauchen offensichtlich immer wieder eine Nachhilfestunde Jesu in Sachen Glauben. Unmittelbar vor unserer heutigen Bibelstelle ist es ausgerechnet Petrus, der (in Mt 19,27) fragt: „Du weißt,wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. Was werden wirdafür bekommen?“

Das ist die Frage, die sehr viele Christen immer wieder beschäftigt:
Was werde ich dafür bekommen? Ein Leben lang halte ich mich an die Gebote und verzichte auf manche Gelegenheit, mir das Leben bequemer zu machen. Ich spende – wie heute für die Caritas-, ich engagiere mich in der Pfarrei, ich gehe regelmäßig zum Gottesdienst, ich bete.
Also bin ich auch so etwas wie ein Arbeiter der ersten Stunde, der im Weinberg des Herrn arbeitet und sich dabei manchmal ganz schön abrackern muss.
Da interessiert mich natürlich schon, was ich dafür bekomme. Was habe ich nach meinem Tod davon?
Rechnet Gott mir meinen Fleiß, meinen Verzicht und meine Geduld auch wirklich an? - Mit anderen Worten: Rentiert sich mein Einsatz überhaupt?

Hier genau setzt Jesus mit dem heutigen Gleichnis an. Er belehrt uns über die besonderen Spielregeln im Himmel. Es heißt: „Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Gutsbesitzer…“ - Die Geschichte, die dann folgt, ist uns allen wohlbekannt. Aber einfacher wird sie dadurch nicht.

Da bekommen die, die nur eine Stunde gearbeitet haben einen Denar. Mit einem Denar konnte man damals eine Familie für einen Tag ernähren.
Und die, die länger gearbeitet haben, bekommen auch einen Denar.
„Da begannen sie, über den Gutsherrn zu murren…“
Das lassen sie sich nicht bieten! Sie beschweren sich: Das ist einfach ungerecht! Wir haben in der brütenden Hitze stundenlang geschuftet und bekommen trotzdem nicht mehr. So haben wir nicht gewettet, Herr Gutsbesitzer! Wir wollen mehr Geld!
Und mal ehrlich – Wir sind auch auf ihrer Seite. Da muß eine Gewerkschaft her, eine neue Tarifpolitik.

Und der Gutsbesitzer? Er hält dem Anführer der Murrenden eine Standpauke: „Mein Freund, dir geschieht kein Unrecht. Hast du nicht einen Denár mit mir vereinbart? Nimm dein Geld und geh! Ich will dem letzten ebensoviel geben wie dir. Darf ich mit dem, was mir gehört, nicht tun, was ich will? Oder bist du neidisch, weil ich zu anderen gütig bin?“
Das ist Klartext, der an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lässt!
Anstelle von „bist du neidisch“ sollte man auch genauer übersetzen.
Wörtlich heißt es: Ist dein Blick böse?

Darum geht es Jesus. Es geht um den bösen Blick. Der ist für das Himmelreich völlig untauglich. Dieser Blick auf den anderen ist es, der die Menschen immer wieder in Katastrophen stürzt. Immer wieder schildert auch die Bibel, wie Menschen so vom Neid zerfressen werden, dass sie furchtbare Dinge tun, so wie Kain, der seinen Bruder Abel erschlug. So zählt man den Neid mit gutem Grund zu den klassischen sieben Todsünden. Er ist wie ein ekliges Eitergeschwür, dass sich immer weiter ausbreitet, meistens sogar unter dem Vorwand der Gerechtigkeit.

Gerecht wollen es die ersten Arbeiter im Weinberg haben, und Gerechtigkeit erwarten wir auch im Leben. Unsere Gerichtsverfahren werden mehr und mehr, denn immer mehr Menschen ziehen vor Gericht, um ihr gutes Recht einzuklagen. Das ist auch in Ordnung so, damit niemand durch Machenschaften anderer einen großen Schaden erleiden muss.

Doch wer Gerechtigkeit vom Herrn verlangt, der sollte sich erst einmal selbst prüfen. Will ich wirklich Gerechtigkeit? Gerechtigkeit weltweit? Will ich gerechterweise mein Einkommen zu einem Drittel abgeben und selbst am Existenz-Minimum leben, wie andere das ihr Leben lang aushalten müssen? Will ich denen in der 3.Welt, die in
Gefahr sind, wegen bei uns geradezu lächerlichen Krankheiten zu sterben, mit aller Kraft und meinem Geld helfen? Will ich wegen der Gerechtigkeit meinen Job aufgeben, weil wir als Paar Doppel-verdiener sind, während junge Leute jahrelang in der Warteschleife sind, um vielleicht gerade meinen Job zu bekommen?
Will ich dafür kämpfen, dass die Afrikaner, die unter Einsatz ihres
Lebens in kleinen, überfüllten Booten nach Europa kommen, ihre
Chance bekommen, dem Elend zu entfliehen?
Das ließe sich beliebig und sehr unangenehm fortsetzen. Gerechtigkeit? Wollen wir wirklich Gerechtigkeit? Seien wir vorsichtig und sehr, sehr leise mit dem Ruf nach Gerechtigkeit! Er könnte uns im Halse steckenbleiben! Meistens ist es eher so, daß wir auf andere neidisch sind oder ihnen weniger gönnen als uns.

In seinem Gleichnis vom Himmelreich erinnert uns Jesus daran. Es ist, als wollte er uns eindringlich warnen: Verlangt von Gott um Himmelswillen keine Gerechtigkeit für euch!
Seid ihr so sicher, dass ihr wirklich so gut abschneidet, wenn es nur knallhart nach Schema F zugeht bei Gott?
Glaubt ihr wirklich, ihr hättet euch den Himmel verdient? Glaubt ihr wirklich, ihr könntet mit Gott schlaue Geschäfte machen? Vielleicht tausend Gebete für einen Platz im Himmel?

Mit diesem Gleichnis mahnt Jesus gerade diejenigen, die zu den fleißigen Arbeitern im Weinberg Gottes gehören: Hört auf mit euren Himmels-Berechnungen! Hört auf mit dem Schielen nach anderen!
Vergleicht euch nicht mit anderen. Denn der Vergleich ist vom Teufel – sagen die Alten.
Es ist eine Beleidigung Gottes, was ihr da treibt. Ihr unterstellt ihm, so zu rechnen wie ihr auf der Erde. Seid froh und glücklich, dass dies im Himmel nicht so ist! Und lernt, anderen etwas von Herzen zu gönnen.

Gott ist eben nicht ungerecht! Seine Gerechtigkeit hat aber eine andere Grundlage als die irdische. Bei ihm kommt noch vor der Gerechtigkeit die göttliche Barmherzigkeit und die Überfülle seiner Liebe.
Wenn ihr euren bösen Blick mal ablegt, dann seht ihr das auch. Der Blick Gottes ist voller Liebe und Zärtlichkeit, voller Güte und Sorge um seine geliebten Menschenkinder.
Dann seht ihr auch, dass Gott in seiner unergründlichen Güte jedem das schenkt, was er braucht, den einen Denar des Lebens, den Denar des ewigen Lebens!

Es sich rentiert sich, mit dem Herrn in seinen Weinberg mitzugehen. Denn das ist auch klar: Wer nicht mitgehen will, wer dankend abwinkt, der ist auch nicht bei der Lohnauszahlung dabei. Traurig ist nur, wenn da welche sind, die wie im Gleichnis bisher von niemandem zur Arbeit angeworben wurden.

Trainieren wir unseren Blick und geben unseren Kollegen auf den Marktplätzen der Welt den Tipp: Kommt mit uns in den Weinberg des Herrn. Es lohnt sich!
Der Lohn ist nicht gerecht, denn er ist die Erfüllung. Und die gibt es nur ganz und nicht nach Tarif.
Diesen Lohn sollten wir einander gönnen können.

2. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2005)

Liebe Gemeinde!

Das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg provoziert. Warum? Jesus erzählt eine Geschichte, die unserem Gerechtigkeitsempfinden widerspricht. Ein Streit bricht aus: Die Arbeiter der ersten Stunde fühlen sich ungerecht behandelt und protestieren. Sie halten dem Weinbergbesitzer die Parole vor: „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“. Dieser jedoch bestreitet, daß er irgend jemandem Unrecht zugefügt, daß er vielmehr seine Vertragsverpflichtungen erfüllt habe, und weist so den Protest zurück.

Wir sind die Zuhörer. Ganz automatisch fühlen wir mit den murrenden Arbeitern, wir erleben ihre Erwartung, mehr zu bekommen, und die nachfolgende Enttäuschung mit. So wie das Gleichnis erzählt ist, können wir auch kaum anders, denn wir erfahren nichts über die Absichten und die Ziele des Weinbergbesitzers. So werden wir in die Rolle des Richters versetzt, wir fühlen uns herausgefordert, zu beurteilen, wer denn nun im Recht ist.

Doch für ein sachgerechtes Urteil müßten wir wissen, aus welchen Gründen der Gutsbesitzer handelt. Es sieht ganz danach aus, als wolle er den Streit provozieren. Denn er mußte ja nicht die Letzten vor den Augen der Ersten so großzügig behandeln, er hätte dies ja auch im Verborgenen tun können; dann wäre es erst gar nicht zum Streit gekommen. So werden wir, die Zuhörer, durch die Erzählung gleichsam in eine Falle gelockt: Wir werden gereizt, uns mit den erregten ersten Arbeitern zu ärgern, anstatt uns mit den Letzten zu freuen. Ganz unwillkürlich sitzen wir über Gott zu Gericht und fragen, ob er seine Gunst so ungerecht verteilen darf.

Aber dann schlägt alles um: Der Gutsbesitzer fragt – auch uns: „Oder bist du neidisch, weil ich gütig bin?“ Wir finden uns plötzlich einer Ungeheuerlichkeit verdächtigt und stehen jetzt selber im Rechtfertigungszwang. Sind wir wirklich vom Neid bestimmt? Ist die Gerechtigkeit, die wir einklagen, nur eine Einkleidung unserer Habsucht?

Wir sollen uns fragen, wie unser Denken strukturiert ist – das ist das Ziel des Gleichnisses. In dieser Welt sind Leistung, Lohn und Prestige absolute Werte. Hier ist es klar, daß die ersten Arbeiter betrogen wurden; es muß gar nicht eigens gesagt werden, wir wissen es aus unserer Lebenserfahrung. Denn in dieser Welt ist nur dann einer was, wenn er was Besseres ist. Man gewinnt nur durch Konkurrenz und ist nur gut, wenn viele andere schlechter sind. Wer hier allen gleich viel gibt, nimmt dem Besseren alles, was ihn unterscheidet, und läßt ihn sich als Letzten fühlen. Ja, wer so etwas tut, nimmt den Tüchtigeren die Lust, sich überhaupt noch anzustrengen. Wir kennen dies aus den Jahrzehnten sozialistischer Mißwirtschaft.

Und doch wissen wir auch aus den Erfahrungen des westlichen Kapitalismus oder sollten es jedenfalls wissen, daß viele auf der Strecke bleiben im ständigen Wettbewerbs- und Karrieredruck. Ist es richtig, daß die Menschheit dank der Konkurrenz eingeteilt wird in Gewinner und Verlierer? Ist ein Gymnasiast besser als ein Sonderschüler, ein Immobilienmakler besser als ein Sozialhilfeempfänger? – Wir sind zumindest in Gefahr, so zu denken – darauf weist uns das Gleichnis hin. Gott aber denkt anders, seine Gedanken sind weit über unseren Gedanken. Er hebt die unselige Scheidung zwischen Gewinnern und Verlierern auf, indem er die letzteren den Ersten gleichstellt. So werden Letzte zu Ersten.

Und Erste können zu Letzten werden, wenn sie dies als Affront verstehen, wenn sie sich nicht über das Glück der Beschenkten freuen, sondern mit Enttäuschung und Entrüstung reagieren.

"Oder bist du neidisch, weil ich gütig bin?" Diese Frage will uns Gottes Güte und Barmherzigkeit neu zum Bewußtsein bringen. Würden wir uns mit Gott vergleichen, dann müßten wir unser Geringsein, ja unser Nichtsein bekennen. „Wenn nun schon ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gebt, was gut ist, wieviel mehr wird euer himmlischer Vater denen Gutes geben, die ihn bitten.“ Die Konkurrenz mit Gott halten wir nicht aus. Aber das ist auch nicht nötig, weil wir unsere Identität vor Gott nicht durch Leistung und Wettbewerb gewinnen, sondern durch das Angebot seiner Freundschaft: „Mein Freund, dir geschieht kein Unrecht...“

So können wir zweierlei mit nach Hause nehmen und in der Woche beherzigen: 1. Gottes Güte bewundern und loben, die so groß ist, daß wir alle – ohne jedes Verdienst – Gottes Freunde genannt werden. Und 2.: Maß nehmen an dieser Eigenschaft Gottes und die gesellschaftsbedingte Einteilung der Menschen in Bessere und Schlechtere überwinden. Dazu fordert uns auch der heutige Caritas-Sonntag auf: Barmherzigkeit üben gegenüber den Verlierern des Konkurrenzkampfes.

3. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder, es ist aus unseren Köpfen einfach nicht herauszubekommen: Wir haben immer noch das Gefühl, wir müssten uns unser Heil erarbeiten. Oft genug spricht die Bibel vom ewigen Lohn, von der Frucht, die wir bringen müssen und von der Faulheit und Gleichgültigkeit, die uns um die ewigen Freuden bringen wird.

Auch das Gleichnis des heutigen Tages lässt uns in den Kategorien "Arbeit" und "Lohn" denken. Wir müssen arbeiten - das ist das Leben hier auf der Erde. Arbeit, Mühsal, Anstrengung. Wer sich nicht anstrengt, der mag vielliecht noch Sozialhilfe bekommen; aber spätestens im kommenden Leben steht er mit leeren Händen da.
Und es ist die Rede vom "Lohn". Darauf freuen wir uns schon, das wir ausgezahlt bekommen, was wir verdient haben. Wenn das Paradies auch nicht wirklich ein Schlaraffenland ist, in dem uns die Pfannekuchen in den Mund fliegen - grundsätzlich müsste es so ähnlich sein.

Jesus hat uns heute ein Gleichnis erzählt; ein Gleichnis von Arbeitern, Arbeit und Lohn. Aber was er uns deutlich machen will, ist genau das Gegenteil: Der ausgezahlte Lohn richtet sich eben nicht nach dem, was ihr tut. Er ist kein "gerechter" Lohn in dem Sinne, in dem der, der mehr leistet, auch mehr Himmel bekommt.

Der ausgezahlte Lohn richtet sich nach dem, was Gott uns verspricht. Er ist unser Lohn. Und wir, hier auf Erden, erarbeiten uns den Himmel nicht. Jesus versucht immer wieder, mit dieser schrecklichen Vorstellung aufzuräumen, der Himmel müssen verdient werden.

Eine schreckliche Vorstellung gerade angesichts des heutigen Caritassonntages: Jesus verbietet ihnen schlicht, Alte Menschen zu pflegen, um ihn den Himmel zu kommen. Kranken zu helfen, um Gott zu gefallen. Er verabscheut diejenigen, die Gutes Tun, um sich die Zuneigung Gottes zu verdienen. Der Weg zu Gott führt nicht über den Dienst am Menschen. Ein Mensch darf niemals ein Mittel sein, um Gott zu gewinnen.

Es ist umgekehrt: Der heutige Sonntag heißt Caritassonntag - Caritas, d.h. Liebe. Was im Himmel zählt, ist die Liebe. Aufopferungsvolle Liebe genauso wie unerfüllte Liebe, heimliche Liebe, tragische Liebe oder leidenschaftliche Liebe. Die Liebe einer Mutter Teresa genauso wie die Liebe einer Mutter zu ihrem Kind; die Liebe in der Familie genauso wie die Liebe zu dem mir unbekannten Kranken im Krankenbett neben mir.

Die Liebe zu Gott ist dabei der Schlüssel, die Menschen zu lieben - trotz aller Hindernisse und trotz allem Leids, das eine solche Liebe immer irgendwann mit sich bringt.

Der Weg zu dieser Liebe ist Gott.

Eine junge Frau schreibt mir in eine eMail ein paar Gedanken, die das wunderbar ausdrücken: "Wir sehen uns dann im Himmel. Ich freu mich schon. ;-) Du erkennst mich daran, dass ich die bin, die am nächsten bei Jesus kniet. Das wäre zumindest mein Wunsch, mich ganz nah an Ihn ranzudrängeln. Obwohl, das wäre aufdringlich. Aber Gott liebt es doch, wenn man aufdringlich zu IHM ist, meine ich. (???) Ich kann es nicht erwarten, Ihn zu sehen und ich wette, Er kann es nicht erwarten, dass wir bei ihm sind.
Natürlich ist mein Leben schön, so soll sich das nicht anhören. Aber ich kenne mein Ziel. Ich liebe Gott. Ich könnte platzen, weißt du. Alles was ich tue, tue ich für Ihn. Komisch, gell. Es ist noch nicht so lange her, da dachte ich, es gibt keinen Gott. Was habe ich verpasst. Dann habe ich angefangen, Menschen zu lieben und Gott. Jetzt liebe ich nur noch Gott. Menschen auch noch, aber anders. Ich liebe sie, weil Er sie liebt und weil sie seine Geschöpfe und seine Gemeinde sind. Das ist auch Liebe, aber anders. Nicht mehr, weil sie mir etwas bringen oder so. Es geht NUR UM IHN. Zum Glück haben wir eine ganze Ewigkeit Zeit, bei Ihm zu sein. "

Amen.

4. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder!

Gott hat kein Kleingeld. Auch dem Arbeiter, der nur eine Stunde gearbeitet hat, gibt er den ganzen großen Lohn. Mit Pfennigbeträgen hält er sich nicht auf.

Gott hat keinen Stundenlohn zu bieten. Er belohnt den, dem die Arbeit leichter von der Hand geht, genauso großzügig, wie den, der sein Pensum nur mit Ach und Krach schafft. Worauf es ihm ankommt, ist, dass wir uns mit ganzer Kraft, mit ganzem Herzen und ganzer Seele für ihn einsetzen.

Gott ist großzügig im Geben. Jeder, der in Seinem Dienst steht, erhält den gleichen Lohn: Gott selbst. Aber er ist genauso unbescheiden, was die Arbeit angeht: Es geht ihm nicht um die Anzahl der Arbeitsstunden oder um Leistungsdaten - er will schlicht und einfach mich selbst.

Das kann beruhigend und verunsichernd zugleich sein. Beruhigend deswegen, weil jeder zum Dienst für Gott geschaffen ist. Er braucht keine Vorbedingungen, kein Bewerbungsschreiben und keine Empfehlungen. Wir können so unvollkommen, wie wir sind, bei ihm anfangen.

Es bleibt aber auch eine heilsame Verunsicherung. Wir können uns nicht zurücklehnen und sagen: So, wir haben unser Soll erfüllt. Genug getan, jetzt ist Zahltag. Sollen jetzt die anderen mal etwas tun.

Wir können uns auch keine Sicherheit einreden, indem wir uns mit anderen vergleichen. Das ist der Fehler, den die ersten Arbeiter machen: Sie schauen nicht auf das, was der Herr ihnen verheißen hat - sondern auf die anderen. Vielleicht ist das die größte Versuchung: Neidisch oder stolz auf Andere zu blicken.
Wir können nämlich nicht sagen: «Immerhin, ich gehe noch zur Kirche!» oder: «Ich wenigstens Spende noch eifrig - und das nicht zu knapp.» - «Bei uns zuhause ist die Welt noch in Ordnung.» Oder: «Ich bete wenigstens noch!» Und schielen dann auf die, die es nicht mehr tun...

Auch wenn der heutige Caritas-Sonntag uns an unsere Verantwortung für soziale Gerechtigkeit und Menschlichkeit erinnern will - und uns zudem zur Caritas-Kollekte aufruft - so ist die Frage nicht: Tun wir genug? Geben wir genug?

Gott fragt uns nämlich nicht nach dem «wieviel». Die Frage, die Gott uns jeden Tag stellt, ist ob wir das, was wir tun, mit ganzem Herzen tun - und auch, ob wir das Gute tun. Jeder, der mit ganzem Herzen beim Guten dabei ist, erhält den Lohn der uns verheißen ist.

Es gibt keinen himmlischen Punktestand. Es gibt kein Sparkonto für gute Taten. Es gibt keine göttliche Checkliste zum Eintritt ins Paradies. Keine Sammelpunkte und kein Mengenrabatt. Es gibt nur eins, das zählt: Das sind Sie selbst.

Amen.

5. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder!

Es gehört zu den Binsenwahrheiten des Glaubens: Am Ende ist Zahltag, dann belohnt Gott die guten Menschen und bestraft die bösen. Vermutlich anhand von langen Listen: Da steht dann drauf, was wir alles getan haben, gedacht haben und wie es auf unserem moralischem Konto aussieht.

Leider ist eine Binsenwahrheit, obwohl sie einfach und einleuchtend und weit verbreitet ist, nicht immer richtig. Das hat Jesus uns schon vor 2000 Jahren versucht, deutlich zu machen, und es will noch immer nicht richtig in unsere Köpfe hinein: Der Tag des Gerichts ist kein Tag, an dem es um einen Kassensturz geht; Gott ist nicht der Unparteiische Hüter unseres himmlischen Punktekontos; und im Leben geht es nicht darum, dass wir uns den Himmel verdienen.

Der Himmel, das ist schließlich Gott selbst. Und den können wir nicht teilen und stückchenweise zur Belohnung aussetzen. Gott gibt es nur so, wie er ist: Umsonst, ganz und nur für den, der IHN lieben will.

Wir kommen nicht los von dem Denken, dass es in unserem Leben zuerst auf unser moralisches Verhalten ankommt. Deshalb können wir uns auch nicht vorstellen, dass es Menschen gibt, die schließlich in der Hölle landen: Denn Gott ist doch großzügig; er wird doch keinen, der nicht ausreichend Punkte gesammelt hat, wegschicken.

So ähnlich wie der Nikolaus: Der hat auch manchmal eine ziemlich lange Liste von Missetaten zu verlesen. Aber da er ein guter Mann ist, gibt es am Schluss immer etwas Gutes aus seinem Geschenkesack. Er könnte es gar nicht übers Herz bringen, und eines der Kinder leer ausgehen lassen.

Was aber, wenn wir nicht mehr an den Nikolaus glauben? Wenn wir nicht dabei sein wollen, wenn er uns besucht?

Liebe Schwestern und Brüder, Gott geht es nicht um unser moralisches Verhalten, das nach einem geheimen, nur Gott bekannten System benotet wird. Gott geht es um unser Herz: Glauben wir an IHN? Lieben wir IHN? Hoffen wir ein Leben lang, dass wir IHM begegnen?

Wenn es um nichts anderes geht, als dass sich Gottes Herz und unser Herz vereinigen, dann gibt es selbstverständlich auch die menschliche Verweigerung: Nicht als Strafe für zu wenig Punkte, sondern als Anerkennung des freien Willens: «Gott, ich habe ein Leben lang nichts von Dir erwartet; Du kannst mir auch in alle Ewigkeit gestohlen bleiben.» Das mag Gott sein Herz brechen, aber er rührt unseres nicht an, weil er uns liebt.

Wer sein Leben als ein Ringen um eine erfüllte Gottesbeziehung versteht, der weiß, dass eine solche Beziehung auch scheitern kann; auch an Kleinigkeiten wie mangelnde Gespräche, Vorlieben für weltliche Dinge und Terminschwierigkeiten - das gilt für die Ehe genauso wie für Gott.
Wer sein Leben als ein Ringen um eine erfüllte Gottesbeziehung versteht, der erfährt aber aus dem heutigen Evangelium auch, dass wir jederzeit erwachen und Gottes Hand ergreifen können. Dass es keine Zeit gibt, in der Gott sich verschließt; dass es nie zu spät ist und nie vergebens, Gott einen neuen Liebesantrag zu machen.

Das Gleichnis verspricht uns: Jede Stunde ist eine Stunde der Gnade, wenn wir uns in den Dienst Gottes stellen.

Jedes Gleichnis hat natürlich auch seine Grenzen; denn in Wirklichkeit gibt der Gutsbesitzer seinen Knechten nur einen Denar, Gott aber jedem, der ihn liebt, sich selbst.

Amen.

Fürbitten