Suche: 

Neue Site - empfehlenswert! Ein Ableger der Karl-Leisner-Jugend: aktueller, kürzer, frischer und moderner: www.gut-katholisch.de.

Predigtvorschläge - 26. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr A)
1. Predigtvorschlag

von Pfarrer Klaus Klein-Schmeink (erstellt: 2008)

Zöllner und Dirnen kommen eher in das Reich Gottes als ihr"
Diesen Satz spricht Jesus zu Menschen, die eine hohe Position in der Öffentlichkeit einnehmen, die hohes Ansehen genießen, die Verantwortung für das ganze Volk tragen, zu denen man aufschaut, deren Wort etwas gilt, die Religion und deren Ordnung hochhalten.
Damals war das wohl eine echte Provokation, die Schriftgelehrten so anzugreifen.

Heute ist man allerdings an Provokationen gewöhnt und es fehlt unter den Leserzuschriften einer Tageszeitung kaum eine, welche mit ähnlich harten Worten mit der Kirche ins Gericht geht und sich dabei sogar auf Jesus beruft.
Zudem sind Bestrebungen im Gange, den "Stand" der Prostituierten aufzuwerten und als ganz normalen "Dienstleistungsberuf" anzuerkennen. Man kann heute oft hören, dass Jesus auch auf deren Seite stand. Wir dürfen allerdings auch fragen: Sollten wirklich die sogenannten Biedermänner, die wie die Zöllner damals die Ehrlichen und Gutgesinnten skrupellos um ihr sauer Verdientes bringen, und die Frauen aus dem Rotlichtmilieu, die ihren Körper verkaufen, noch dafür belohnt werden? Vor allem „entschuldigen“ diese Leute nicht vor allem die Freier, die Unzucht treiben? Wollen da vielleicht einige unter dem Mantel der „Menschlichkeit“ ein unmenschliches Gewerbe aufrechterhalten?

Wer sich gerne auf Jesus beruft, sollte nicht übersehen, dass die Dirnen dem Johannes, dem Mann mit der harten Lebensweise, geglaubt haben. Jesus geht es um die radikale Wandlung der Einstellung, um die persönliche Umkehr, nicht um die Umkehrung der moralischen Normen.

Die viel beschworene Umkehr ist allerdings nicht nur eine Sache des guten Willens. Es ist ein Prozess in uns selbst vergleichbar einem Sturm, der uns aufwühlt, dem Wirken des Salzes in den Speisen, des Sauerteigs im Mehl, dem Wachsen der Saat auf dem Acker. Es ist etwas, was wir nicht selbst machen, sondern was mit uns geschieht. Es tritt nur dann am ehesten ein, wenn wir verunsichert sind, den Boden unter den Füßen verloren haben, wenn wir nicht mehr weiter wissen, wenn uns bewusst ist, dass wir Hilfe brauchen. Genau in einer solchen Situation sind wir mit unserem Innersten verbunden und dessen Kräfte kommen in Bewegung. Da brauchen wir keine Ablenkung, weil sie uns nichts mehr bedeutet. Menschen in Krisen sind für jede Hilfe dankbar und für Neues aufgeschlossen. Für viele öffnet sich in einer schwierigen Lebenssituation oft nach recht schmerzlichen Erlebnissen die Welt des Glaubens.

Jesus sieht in den Zöllnern und Dirnen eher das Elend, das ihre Lebensgeschichte bestimmt, als die verwerfliche Tat. Gerade aber das schwere Schicksal wurde bei denen, die Jesus erwähnt, Anlass zur Umkehr. Wer nur vom Leben bestätigt wird, wer in guter Position und sattem Wohlstand lebt, wer sich im Religiösen nichts vorzuwerfen braucht, hat keinen Grund, sich in Frage stellen zu lassen und Neues, Ungewohntes zu suchen.

Ganz anders ist es bei Menschen, die am Rande des Zusammenbruchs sind und alle Kräfte auf das bloße Überleben konzentrieren müssen. Im Evangelium nach Lukas wird uns eine Frau geschildert, die als Sünderin bezeichnet wird, also zu denen gehört, die Jesus lobt. Es ist etwas vom Mut der Verzweiflung, wenn sie es wagt, sich vor der versammelten Festgesellschaft Jesus zu nähern und sich den durchbohrenden, missbilligenden Blicken der anwesenden, ehrenwerten Männer auszusetzen.

Es geht ihr um das Ganze; das eigene Elend ist ihr Antreiber zum letzten Einsatz. Aus diesem Impuls sind ihr Weinen und ihre Gesten der Hingabe zu verstehen. Es mag wohl gewesen sein, dass sie in der Nähe Jesu eine überströmende Dankbarkeit und ein Glück verspürte, das sie buchstäblich fassungslos machte.

Das gute Beispiel der Sünderin oder auch des verlorenen Sohnes besteht darin, dass sie sich der Dunkelheit ihres Lebens stellten, die Frau beim vornehmen Gastmahl, der junge Mann im Schweinestall. Die Umkehr, die Jesus meint, beginnt nicht bei den gewaltsamen Vorsätzen, sondern beim demütigen Blick ins Innere. Wer der eigenen Bedürftigkeit nicht mehr ausweicht, weckt die Kräfte, die ein neues Leben beginnen lassen.

Die eigene Bedürftigkeit entdecken wir aber nur, wenn wir uns Ruhe gönnen und Zeit nehmen, wenn wir mutig genug sind, uns nicht mit allem volldudeln zu lassen, sondern zu erspüren, was in uns eigentlich los ist. In der Stille - vor Gott – ohne Ablenkung – da spüre ich, was in mir los ist.
Es beginnen die Herbstferien. Vielleicht finden wir ja einmal Zeit, in uns zu schauen. Zum Beispiel in Stille vor dem Tabernakel.

Der nächste Sonntag zumindest, der Erntedanksonntag, macht deutlich wie bedürftig wir sind: ohne Gott hätten wir nichts.

Eine Umkehr im Sinne Jesu wäre allein schon, dafür wirklich dankbar zu werden. Und es in einer Kultur des Tischgebetes zu verwirklichen.

2. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder!

Darf ich mich einmal bei Ihnen bedanken? Bedanken dafür dass sie hier sind?

Ich weiß, dass es in der heutigen Zeit manchmal einer großen Willensstärke bedarf, sich noch auf den Weg zur Kirche zu machen. Wenn wir von einem Kirchenbesuch von 20 % sprechen, so bedeutet das ja auch, dass 80 % eben zuhause bleiben. Deshalb möchte ich mich bei Ihnen bedanken: Dass sie sich nicht einfach nach der Mehrheit richten. Und ich möchte Ihnen auch ein bisschen Mut machen.

Es gibt nämlich viele Gerüchte über Kirchenbesucher. Zwei Zeugen Jehovas sprachen vor ein paar Tagen zu mir davon, dass bei man uns Katholiken nur zur Kirche gehen würde, um seine neueste Mode vorzuführen. Junge Leute lehnten den Kirchenbesuch ab, weil «die da ja nur aus Gewohnheit hingehen». Ich habe einmal eine Predigt gehört, in der es sinngemäß hieß, dass die Leute, die nicht zur Kirche gingen, die besseren Christen seien. Manchmal heißt es, dass die, die zur Kirche gehen, nur ihr Gewissen beruhigen. Sie würden in der Kirche fromm tun, und zuhause dann wieder ihre fromme Maske ablegen.

Liebe Schwestern und Brüder, lassen sie sich nicht beirren. Sie wissen selbst besser, warum sie hier sind. Sie wissen, wie viel Kraft es kostet, trotz dieser Gerüchte dem sonntäglichen Kirchenbesuch die Treue zu halten.

Besonders bedanken möchte ich mich bei den Jugendlichen, die noch zur Kirche kommen. Ich bekomme nur am Rande mit, wie viel Spott und dumme Bemerkungen der ertragen muss, der sich heute noch freiwillig zur Kirche bekennt. Ich habe aber Hochachtung vor jedem, der trotzdem noch mit uns feiert. Ich freue mich über Euch.

Ich möchte mich bedanken bei den Eltern, die Ihre Kinder mit zur Kirche bringen. Auch Sie haben es nicht einfach, denn gerade mit mehren Kindern kann ein Kirchenbesuch zur Geduldsprobe werden. Danke, dass sie diese Geduld aus Liebe zu Ihren Kindern immer wieder aufbringen.

Danke auch an die Älteren, denen der Kirchgang schon allein aus körperlichen und gesundheitlichen Gründen nicht immer leicht fällt. Danke Ihnen allen, dass Sie hier sind. Jeder von Ihnen, der hier sitzt (oder steht), ist ein Geschenk Gottes an unsere Gemeinde. Dass Sie hier sind, zeigt allen anderen - und auch mir, dass wir mit unserem Glauben nicht allein stehen. Dass wir zumindest in unserem Gott etwas haben, dass uns verbindet. Dass Gott auch heute noch immer eine Bedeutung für unser Leben haben kann. Dass wir hier eine gemeinsame Quelle haben, die uns wichtig ist: Unseren Gott, dessen Liebe wir glauben und hier feiern.

Liebe Schwestern und Brüder, es hat zu allen Zeiten Menschen gegeben, die sich zu den Gottesdiensten aufmachen, und solche, die es bleiben lassen. Wer nun zu denen gehört, die tatsächlich den Willen des Vaters erfüllen - so wie im Gleichnis der zweite Sohn, der zwar Nein sagt, aber dennoch den Auftrag des Vaters ausführt - können wir letztlich nicht wissen. Auch wenn wir hoffen, dass wir das Richtige tun, wäre es besser, wenn wir uns nicht voreilig auf die eigene Schulter klopfen. Und vor allem: Denken wir nicht schlecht über die, die nicht kommen.

Aber anstatt zu klagen über die, die fernbleiben, sollten wir lieber die Freude und den Dank darüber zum Ausdruck bringen, dass uns noch so viele mit ihrer Anwesenheit beschenken. Und nicht vergessen, vor allem Gott dafür zu danken. Amen.

3. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder, in der Predigt vom letzten Sonntag habe ich darauf bestanden: Gott belohnt uns nicht anhand langer Listen für die Taten, die wir getan haben, sondern er fragt danach, ob wir ihn lieben oder nicht.

Davon will ich zwar nichts zurücknehmen; und doch scheint das heutige Evangelium genau das Gegenteil zu sagen: Es kommt auf das an, was Ihr tut.

Ich denke, beides gehört zusammen: Was nutzen Euch die guten Werke; was nutzt es Euch, das Ihr ehrlich und rechtschaffen lebt, wenn Euch Gott am Herzen vorbeigeht?
Was ist aber umgekehrt eine Beziehung zu Gott, eine beteuerte Liebe, die sich nicht in konkreten Werken zeigt? Was ist der Glaube, wenn er sich nicht in meinem Leben auswirkt?
Dabei gibt es eine Hierarchie, eine "heilige Ordnung" zu beachten: Zuerst und am wichtigsten ist der Glaube, die Liebe zu Gott, die Anerkennung des Vaters im Himmel. Erst dann kommen die Werke, die Ausdruck meiner Liebe sind. Und dabei handelt es sich noch keineswegs um das, was wir so landläufig als "Menschlichkeit" bezeichnen.

Am kommenden Donnerstag ist in unserer Gemeinde Firmfeier. Den Jugendlichen, die sich seit 3 Monaten auf die Firmung vorbereiten, habe ich drei Mindestbedingungen gestellt: täglich zu beten, jede Woche den Sonntagsgottesdienst zu besuchen und zur Beichte zu gehen. Nun ist das kein Sonderprogramm für Firmlinge, sondern Kennzeichen derjenigen, die sich um ein gelebten Glauben bemühen. Das sind die Werke, die sich als erstes aus meinem ganz normalen Glauben ergeben: Das tägliche Gebet, den Besuch der Eucharistiefeier mindestens jeden Sonntag, und die regelmäßige Beichte.

Erst danach, an dritter Stelle, kommen die Dinge, die wir oft für das eigentlich Christliche halten: Das Befolgen der Zehn Gebote; nicht lügen und andere bevorteilen, weder schlecht reden noch schlecht denken, die Reinheit des Herzen und die Freiheit von falschen Bindungen an Geld, Macht und Eitelkeit.

Dieser Dreiklang: Gott lieben und ihm vertrauen - ihm zu begegnen in den Sakramenten und im persönlichen Gebet - und den Nächsten zu ehren und nicht zu schädigen; in dieser (!) Reihenfolge - ist nicht nur einfach ein Muss, eine göttliche Forderung oder ein Anspruch der Religion. Es liegt mir und auch der Kirche ferne, hier vorne zu stehen und im Namen Gottes nur Forderungen zu stellen. Gott möchte nicht, dass Sie Ihn lieben, weil er sonst unglücklich ist. Und auch ich komme nicht deshalb immer wieder darauf zurück, weil ich mich durch volle Kirchen persönlich geschmeichelt fühle oder ich mich sonst im Beichtstuhl langweile.
Gott gibt uns das Gebot der Gottesliebe, weil er uns glücklich sehen möchte - und er genau weiß, dass wir ohne eine Liebesbeziehung zu ihm vor die Hunde gehen werden. Ohne Gott, Kirche und Gebote finden wir weder hier das Glück noch drüben die Seligkeit. Sind sie wirklich davon überzeugt, dass Sie Ihr Glück finden, ohne Gebet, ohne Eucharistie und ohne Beichte? Und sind Sie wirklich der Meinung, dass ich ein guter Priester bin, wenn ich es trotzdem nicht schaffe, daran etwas zu ändern?

Gott möchte, dass sie ihn lieben und es auch zeigen, weil er weiß, dass das das Geheimnis Ihres persönlichen Glückes ist. Persönliches Glück liegt eben darin, es nicht zu suchen. Niemand wird glücklich, der es in dieser Welt unbedingt werden will und alles daran setzt, koste es, was es wolle.

Nur der findet sein Glück, der sich verschenkt; der nicht sich, sondern Gott zum Maßstab macht; so wie Gott, der in seinem Sohn Menschen wird, obwohl ihn Kreuz und Leid erwarten.

Machen Sie sich mit unseren Firmlingen auf den Weg, ein neues Leben zu beginnen, indem Sie Ihre bisherigen Maßstäbe auf den Kopf stellen. Das tut Ihnen - und auch unseren Firmlingen gut. Ich wünsche es Ihnen, denn auch ich möchte nichts sehnlicher, als dass Sie glücklich werden. Amen.

4. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben!

In der jüngsten Zeit habe ich immer wieder Gespräche über Himmel, Hölle und Fegefeuer geführt. Was sagt die Kirche heute dazu? Stimmt das noch, was wir früher über diese Dinge gelernt haben? Droht uns die ewige Verdammnis?

Die Antwort darauf ist ein klares "Ja, aber ..."

Ja, es gibt die Hölle - Jesus spricht in den Evangelien des öfteren klar und deutlich davon und ebenso gibt es ein Fegefeuer; ja, es ist nicht unmöglich, dass wir in die ewige Verdammnis gelangen: Jesus sagt in so manchem Gleichnis, dass der eine oder andere sich die ewige Verdammnis zuzieht.

Aber - ich weiss ja nicht, wie sie es früher gelernt haben - nur drohen will ich heute nicht damit. Die Predigt über die Hölle ist nicht der Kern unserer christlichen Verkündigung, wie es vielleicht scheinbar mal im Vordergrund gestanden haben mag.

Die Barmherzigkeit Gottes gilt es zu verkünden! Von der Gnade Gottes gilt es den Menschen zu erzählen! Das ist auch der Kern der ersten Lesung. So harte Worte der Prophet über die Ungerechten spricht, dass sie sterben müssen, wenn sie nicht umkehren, so sehr will er doch die Barmherzigkeit Gottes herausstellen. Gott, der sich immer wieder der Menschen erbarmt, auch wenn sie es schon längst nicht mehr verdient haben, dass der Sünder das Leben gewinnen kann, dass er nicht zu sterben braucht.

Und so wie Ezechiel damals, so gilt dieses auch für uns heute; das ist der Kern der christlichen Botschaft: Gott ist die Liebe, er hat uns seine Liebe geschenkt in seinem Sohn, und es ist nun an uns, diese Liebe weiterzuschenken.

Das Problem nun: Viele - wahrscheinlich auch von Ihnen - stimmen hier zu: ja, ja, aber tun's nicht! So wie der 2. Sohn vorhin im Evangelium: "Ja, Herr" ich gehe und arbeite im Weinberg ", ging aber nicht."

Viele sagen heute "Ja" zur Kirche - lassen ihr Kind taufen, lassen es am Religionsunterricht teilnehmen, lassen es zur Erstkommunion und Firmung vorbereiten, kümmern sich selber aber nicht um die Weitergabe des Glaubens. Fühlen sich als ordentliche Christen, weil sie keinen umgebracht haben, und auch sonst zumindest versuchen, die 10 Gebote zu halten, arbeiten selber aber nicht im Weinberg. "Zöllner und Dirnen gelangen eher in das Reich Gottes als ihr." Zitat Jesus.

Paulus sagt es uns in der 2. Lesung ganz deutlich: Handelt so, "wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht."

Und er benennt es auch im Detail, er macht es ganz konkret, so dass sich keiner herausreden kann, das verlief sich alles nur wieder mal im allgemeinen Bla-bla: "Seid eines Sinnes" - bemüht euch also um Aussöhnung in der Familie - wann habe ich den letzten Anlauf zur Versöhnung gemacht?
Seid "einander in Liebe verbunden," ist das wirklich mein Beweggrund, wenn ich Kontakte pflege? - oder berechne ich, weil ich mir später mal Vorteile erhoffe? Tut "nichts aus Ehrgeiz und nichts aus Prahlerei. Sondern aus Demut schätze einer den andern höher ein als sich selbst.": den, der heute nicht hier ist, der schon lange Sonntags nicht mehr zur Kirche war, dessen Kinder nicht bei den Messdienern dabei sind. "Jeder achte ... auch auf das (Wohl) der anderen." Also nicht nur zufällig mitkriegen, wenn es aktuell im Fernsehen berichtet wird, wenn es kracht im Freundeskreis. Sondern mich aktiv um das Wohl der andern kümmern.

Unsere Botschaft ist die der Barmherzigkeit und Liebe Gottes. Erzählen wir den Menschen davon und handeln wir danach.

Amen.

Fürbitten