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Predigtvorschläge - 04. Sonntag der Osterzeit (Lesejahr A)
1. Predigtvorschlag

"Kriegen wir denn noch einen neuen Kaplan, wenn Sie jetzt im Juni gehen?"

Diese Frage , liebe Schwestern und Brüder, habe ich in den letzten Wochen häufiger gestellt bekommen.

"Ja, St. Agatha kriegt wieder einen Kaplan, keine Bange!", habe ich dann jeweils wahrheitsgemäß geantwortet.

Mir wurde deutlich, dass viele der Gläubigen eine Sorge haben.
Eine Sorge mit dem Namen: Priestermangel.

Nun, können wir eigentlich von Priestermangel sprechen?
Im Vergleich zu Afrika mit Sicherheit nicht. Auf dem schwarzen Kontinent kommen auf einen Priester 13.000 Katholiken.
In Europa ist ein Priester durchschnittlich für ein Zehntel an Katholiken zuständig, nämlich für ca. 1330.
Wenn man nur die Kirchenbesucher rechnen würde kämen in St. Agatha auf ungefähr 550 Katholiken ein Priester. Traumhafte Zahlen im Vergleich zu Afrika oder Asien, vor allem, wenn man die räumlichen Bedingungen und die hohe Mobilität hierzulande berücksichtigt.

Und dennoch: Priestermangel ist ein Wort in aller Munde. Auch in offiziellen Texten der Bischöfe kommt dieses Wort sorgenvoll vor.

Warum? Ist doch alles in Ordnung.
Nun, wenn man sich die Altersstruktur anschaut, dann sieht das schon anders aus.
58% der Priester unseres Bistums sind über 60 Jahre. Der Klerus droht sozusagen zu Vergreisen - wie unsere Gesellschaft übrigens auch.

Die Zahlen der Priesterweihen in Deutschland schrumpfen oder stagnieren auf niedrigem Niveau. Es gibt Bistümer in Deutschland, die z. T. nicht eine einzige Priesterweihe im letzten Jahr hatten.

Die Theologenkonvikte und Priesterseminare leeren sich. Auch im Bistum Münster. Als ich im Jahre 1990 mit dem Theologiestudium angefangen habe, waren wir ca. 110 junge Männer, die sich im Collegium Borromaeum auf die Priesterweihe für unsere Diözese vorbereiteten.
1995 als ich mit Beendigung des Studiums das Borromaeum verließ waren es noch 55, also die Hälfte.
Z. Zt. leben und studieren ca. 40 Priesteramtskandidaten dort. Allerdings aus drei Diözesen: Münster, Osnabrück, Hamburg.

Während in Afrika und Asien, auch in Südamerika die Seminare gefüllt sind und der Klerus dort sich verjüngt und wächst, ist bei uns genau die gegenteilige Entwicklung zu verzeichnen.

Der Priestermangel wird also kommen über kurz oder lang. Und angesichts dieser Tatsache wünscht unser Bischof Veränderungen in der Struktur der Gemeinden. Nicht jede Gemeinde wird in Zukunft einen Pfarrer erhalten können. Nicht jede Gemeinde wird erhalten werden können.
Zwei selbstständige katholische Gemeinden lassen sich nach meiner Sicht in Epe nicht lange halten.
Das wäre unverantwortlich den Geistlichen gegenüber, die dann einen Sitzungsmarathon absolvieren müssten. (Abgesehen davon, dass keiner meiner Mitbrüder ums Verrecken hierhin kommen würde, wenn es hier noch zwei Pfarreien gäbe...)
Das wäre aber auch anderen Pfarreien gegenüber unverantwortlich, die ebenso ein Recht auf geistliche Betreuung haben wie die Eper Katholiken.

Eigentlich müsste man weniger von einem Priestermangel, vielmehr von einem Pfarreienüberschuss sprechen...

Aber egal, wie man es dreht oder wendet, egal welchen Namen man dem Sorgenkind gibt: Die Zahlen der Berufungen sind drastisch zurückgegangen, auch wenn wir hier noch in den letzten Jahren zwei Primizen feiern konnten.

Woran liegt das?
Vielfältige Faktoren spielen eine Rolle. Ich möchte sie nur kurz anreißen:

  • Wo keiner Kinder geboren werden, können auch kaum geistliche Berufungen zum Priester- oder Ordenstand wachsen.
  • Unter den Strahlen des Wohlstandes und des Desinteresses verdunstet der Glaube in Deutschland wie der Tropfen Wasser unter der Glut der Sonne. Wo aber der Grundwasserspiegel des Glaubens sinkt, müssen die Wurzeln für Berufungen schon sehr tief sein.
  • Auch die fehlende Akzeptanz innerhalb der Gemeinden lässt junge Menschen das geistliche Amt nicht ergreifen. Viele Geistliche fühlen sich nicht sonderlich vom Glauben der Gemeinden getragen, sondern fast eher vom Anspruchsdenken und Aufgabenfeldern erschlagen.
  • Insgesamt erfahren viele die Atmosphäre in unserem Land alles andere als berufungsfreundlich. Als komischer Vogel, als weltfremder Kasper wird man häufig verschrieen, wenn man sich auf den Weg zum Priestertum macht. Ordensleuten geht es oft nicht anders. "Gefreut hat sich keiner" hieß die Überschrift des Artikels eines Mitbruders von mir in der Kirchenzeitung kurz vor der Weihe. Einige Freunde und Bekannte wollten mich mit Händen und Füssen davon abbringen, dass geistliche Amt zu ergreifen. In meinem Kurs sind sogar welche, die gegen den dezidierten Willen der Eltern diesen Schritt getan haben. Liebe Eltern, fragen Sie sich mal selbst, wie Sie reagieren würden, wenn Ihr Sohn Ihnen sagte "Ich will Priester werden" oder Ihre Tochter "Ich geh' ins Kloster ...

Das sollen nur einige Schlaglichter auf die Frage nach den Gründen sein, dass es so wenige Berufungen gibt. Aber wie mit dieser Tatsache umgehen?

"Zölibat aufheben!" höre ich dann viele schreien. Wenn weniger Priester vorhanden sind, muss man halt die Zugangsbedingungen herunterschrauben.
So denken viele. Und sie entlarven damit letztlich, welches Bild sie von der Hl. Kirche haben. Nämlich das eines weltlichen Vereins.

Die Kirche scheint im Denken vieler eine Art Karnickelzüchterverein zu sein, dessen Statuten man nach Bedarf umändern kann, um neue Mitglieder zu werben und zu bekommen, damit der Laden so weiterläuft wie bisher.

Die Kirche ist aber kein weltlicher Verein. Weltliches Denken hilft da nicht weiter. Die Abschaffung des Zölibates löst das Problem nicht. Vielmehr schaffen wir damit nur mehr Probleme. Leider Gottes ist es eine Tatsache, dass eine Berufsgruppe mit der höchsten Scheidungsrate die verheirateten evangelischen Pfarrer sind. Übrigens haben die noch auch keine vollbesetzten Kirchen, da finden sich z. T. deutlich weniger Gottesdienstbesucher ein als bei uns. Ich sage das nicht aus Häme. Es ist einfach ein Faktum. Ein Faktum, das mich schmerzt.

Die Kirche ist kein Verein. Der Priester ist auch kein Vereinsvorsitzender. Die Kirche ist Werkzeug und Zeichen der Gegenwart Gottes in dieser Welt. Die Kirche war nie eine Kirche von unten, vom Menschen her.
Die Kirche ist schon immer eine Kirche von oben, von Gott her.

Priester wird man nicht aus sich selber. Priestersein ist keine Verdienstmedaille für besonderes Engagement in der Jugendarbeit oder so.
Zum Priester wird man geweiht. Zum Priester wird man berufen. Diese Berufung kann sich keiner verdienen, es gibt kein Recht auf diese Berufung, erst recht ist diese Berufung kein Anlass, auf sich stolz zu sein.

Christus hat das Priesteramt eingesetzt. Und er ist es letztlich, der beruft. Die Kirche kann nur eine Berufung durch die Weihe bestätigen.

Die Kirche ist Geschenk und Geheimnis. Auch das Priesteramt ist Geschenk und Geheimnis.

Berufungen sind nicht machbar. Für Berufungen gibt es keine greencards. Jedes rein irdische Konzept wird scheitern.
Um Berufungen gerade für den Priesterstand kann man nur beten. Das ist ja auch die eindeutige Weisung des Herrn, wenn er an einer Stelle im Evangelium sagt:

Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenige Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende.

"Kriegen wir denn noch einen neuen Kaplan, wenn Sie jetzt gehen?"

"Ja Sie bekommen wieder einen Kaplan. Und es werden Kapläne auch in Zukunft kommen, wenn sie darum beten. Und nur, wenn Sie darum beten."

2. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder,

wir feiern heute den Sonntag vom Guten Hirten und damit verbunden den Tag der geistlichen Berufungen. Damit ist normalerweise hauptsächlich die Bitte um Priesterberufungen verbunden.

Gerade am heutigen Sonntag gibt es aber eine andere geistliche Berufung, die unserem Gebet empfohlen wird: Die Berufung zum Dienst als Papst.

Liebe Schwestern und Brüder, in der Zeitung wird viel darüber geschrieben, wie sich verschiedene Menschen den neuen Papst wünschen; am Donnerstag schrieb Johannes Loy in der WN (Westfälisch Nachrichten vom 14.4.2005): "Der neue Papst soll dialogbereit, weltoffen, vermittlungsfähig und reformwillig sein." Nun - das alles kann ich gerne unterschreiben. Mir fehlen zwar noch ein paar Eigenschaften, die auch in anderen Aufzählungen selten erwähnt werden: Der neue Papst sollte ein Mann des Gebetes sein, mit Gott verbunden und ein offene Ohr für die Zuflüsterung des Heiligen Geistes sein. Er sollte überzeugt sein von dem, was er verkündet und ein echter Diener der Kirche. Er sollte Jesus Christus lieben und wie Jesus Christus bereit, sein Amt als Leiden an der Welt und für die Welt zu verstehen.

Aber bleiben wir bei den von Johannes Loy genannten Eigenschaften: Weltoffen und reformwillig. Dort wird berichtet, das Prof. Bremer, der Dekan der Theologischen Fakultät in Münster, meint, der neue Papst müsse vor allem den "Reformstau" in der Kirche abarbeiten - ähnlich äußerten sich viele Theologen, Kirchenführer und auch der Dechant von Ibbenbüren. Seltsam, frage ich mich: Mir fällt im Moment nämlich kein Feld der Kirche ein, dass dieser Papst nicht reformiert hat. Vom Kirchenrecht - dem Messbuch - der Liturgie - dem Bild der Frau - die Bedeutung der Laien - dem Verhältnis zur Vergangenheit - zu den Wissenschaften - zu den Medien - zu den Juden - zu den Moslems - zu den Kirchen der Reformation. Ich habe mich gefragt, wo denn da ein Reformstau zu finden sei?
Aber Dekan Bremer macht deutlich, worum es ihm geht: Die Mitwirkung der Laien müsse anerkannt werden; die Bedeutung der Normen insbesondere im Bereich der Sexualmoral müsse reduziert werden, die Rolle der Frau in der Kirche überdacht werden. Andere fassen es konkreter: Der nächste Papst solle das Zölibat überdenken, Frauen zum Priesteramt zulassen und das Verbot von Pille und Kondom aufheben.

Liebe Schwestern und Brüder, der Papst ist ein Diener der Kirche. Er kann nicht machen, was er will. Er ist vielleicht ein Monarch - ein absoluter Herrscher, wenn man will - aber kein Herrscher über den Glauben. Den Glauben der Kirche kann er nicht verändern und nicht nach seinem Belieben gestalten. Der Papst hat die Aufgabe, auf den Glauben der Kirche zu schauen und festzuhalten, was die Kirche durch den Heiligen Geist glaubt.

Mit anderen Worten: Diese Wünsche an den neuen Papst sind im Grunde wünsche nach einer anderen Kirche. Es liegt nicht nur an den Kardinälen, dass es solch einen Papst niemals geben wird. Es liegt am Glauben der Kirche, dass keiner, der zum Papst gewählt wird, diese Forderungen erfüllen kann.

Jetzt erklärt sich auch die Kritik an Johannes Paul den II.: Es war keine Kritik an seiner Person, es war eine Kritik an unserem Glauben. Und die, die nun von einem Reformstau sprechen, werden davon auch nach dem nächsten und übernächsten Pontifikat sprechen.

Es wäre für diese Predigt zuviel verlangt, deutlich zu machen,

  • warum das Priestertum der Frau vom Papst gar nicht eingeführt werden kann

  • warum nach der Offenlegung der theologischen Hintergründe durch Paul VI. die Pille und Kondom zwar aus gesundheitlichen Gründen, aber nicht als Mittel zur künstlichen Empfängnisverhütung eingesetzt werden können

  • warum die Kirche die Sexualmoral nicht ändern kann - wie die Kirche überhaupt nicht eine Moral festlegt, sondern nur verkündet

  • warum die Laien zwar vieles können und sollen - viel mehr, als oft gewünscht ist - aber eben nicht die Aufgaben des geweihten Priesteramtes.

Nehmen wir also Abstand von diesen Forderungen, die letztlich Forderungen gegen die Kirche sind - nicht an die Kirche. Bedenken wir das Wort des Heiligen Augustinus: "In dem Maße, in dem jemand die Kirche liebt, hat er den Heiligen Geist."

Wir können uns keinen anderen Papst wünschen, als einen Papst voll des Geistes - einen Papst, der die Kirche liebt und ihr dient. Dann dient er dem Glauben und erfüllt er sein Amt.

Beten wir um einen Papst, der voll des Geistes ist - der Freude am Glauben und Liebe zu Gott ausstrahlt und spürbar macht. Beten wir um einen Papst, der seine Kirche umsichtig führt und die Menschen zu Gott führt; einen Papst der heten kann und zum Gebet einlädt. Amen.

3. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder, am heutigen Wochenende, an dem das Evangelium von Jesus als dem Hirten verlesen wird, begeht die Kirche auch den Tag der geistlichen Berufe.

In Zusammenhang mit dem Gedanken an geistliche Berufe und Priesternachwuchs ist immer wieder die Rede vom Priestermangel. Vor einiger Zeit kam die Kirchenzeitung mit einer fetten Überschrift heraus: «Priestermangel nimmt dramatische Ausmaße an!» Da kann man richtig Angst kriegen.

Ich weiß nicht, warum wir so gerne über den Priestermangel reden. Tatsache ist, dass die Zahlen eine ganz andere Sprache sprechen:

In Europa gibt es pro 3275 Einwohner (nicht Katholiken!) 1 Priester, ein Priester ist im Durchschnitt für 1.330 Katholiken zuständig. So gut ist ansonsten kein anderer Kontinent ausgestattet: In Asien kommt auf einen Priester 2620 Katholiken - in Afrika auf einen Priester 13.000 Katholiken. Wenn sie die Möglichkeiten der Fortbewegung, die räumlichen Dimensionen bedenken, dann geht es den Europäern noch einmal so gut.

Tatsache ist schon, dass es uns in Europa vor 50 Jahren noch weitaus besser ging. Und vor 150 Jahren kamen auf einen Priester in Deutschland 530 Katholiken. Aber wenn man es einmal anders betrachtet - so haben wir mehr Priester als je zuvor: Relativ zu den Kirchenbesuchern haben wir eine regelrechte Priesterschwemme. Relativ zu denjenigen, die damals und heute zu den Gottesdiensten kommen, ist die Anzahl der Priester noch nie so hoch gewesen.

Und doch sind die Europäer diejenigen, die vom dramatischen Priestermangel sprechen. Davon, dass diese Kirche in einer große Krise gerät. Von Berufungskrise ist die Rede. Vom Ersterben der Kirche.

Warum nur? Warum wird - sogar von offizieller Seite - eine solche Dramatik geschürt, die offensichtlich nicht den Zahlen entspricht? Den Kirchen mit wirklichem Priestermangel - der Afrikanischen Kirche vor allem - wird eine enorme Vitalität nachgesagt. Und bei der Kirche mit den meisten Priestern weltweit spricht man vom Ersterben.

Liebe Schwestern und Brüder, zwei möglich Gründe fallen mir ein:
Mir drängt sich der Eindruck auf, dass trotz des Zweiten Vatikanischen Konzils und der Erneuerungsbewegung unsere Kirche viel mehr priesterzentriert geworden ist, viel mehr klerikalisiert, als je zuvor. Anstatt sich auf unsere eigenen Kreativität zu verlassen, wird alles und jedes von den Priestern erwartet. Tatsache ist aber: Wir haben keinen Priestermangel, sondern einen Christenmangel. Uns fehlen nicht die geistlichen Berufe, sondern die berufenen und engagierten Christen.
Wenn wir die Anzahl der Gemeinden und der Gottesdienststellen betrachten, dann haben wir natürlich zu wenig Priester. Aber warum müssen wir bei immer weniger werdenden Gottesdienstbesuchern und Kirchenmitgliedern alle Strukturen so belassen, wie sie sind? Vielleicht ist die Rede vom Priestermangel nur die Ausrede dafür, dass wir nicht an unseren überkommen Strukturen und Gemeindegrenzen rütteln wollen.
Kaum wird vom Priestermangel gesprochen, kommt das Zölibat auf den Tisch. Kann es vielleicht sein, dass der Gedanke genau anders herum läuft? Damit wir das Zölibat abschaffen können, reden wir immer wieder vom (nicht vorhandenen) Priestermangel?

Liebe Schwestern und Brüder - verstehen sie mich bitte nicht falsch: Wir brauchen gute Priester und Berufungen. Wir müssen auch wieder mehr dafür beten und werben. Keine dieser Initiativen möchte ich schlecht machen - im Gegenteil, ich unterstütze sie ausdrücklich. Aber wir sollten auch im Blick haben, dass - wenn wir von einer Berufungskrise sprechen - wir vor allem von einer allgemeinen Krise der Berufungen zum christlichen Leben reden müssen. Amen.

Fürbitten