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Predigtvorschläge - 06. Sonntag der Osterzeit (Lesejahr A)
1. Predigtvorschlag

von Manfred Stücker (erstellt: 2020)

„Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen“- Einladung zur Mitfeier der Bitt-Tage

Jesus bitten, heißt, einen Freund bitten.

„Ohne Freundschaft kommt einem nichts freundlich vor“ (hl. Augustinus)

„Der Mensch ist ein Armer, der Gott um alles bitten muß“ (hl. Johannes Maria Vianney)

Ostern feiern wir nicht nur ein paar Tage lang, sondern die Osterzeit ist eine längere Zeit: sieben mal sieben Wochen lang feiern wir das Fest der Auferstehung, und mit dem fünfzigsten Tag, dem Pfingsttag, feiern wir die Vollendung mit dem Kommen des Heiligen Geistes.

Warum so lange? Weil diese Zeit geprägt sein soll von der Vergewisserung des Glaubens: Jesus ist wirklich auferstanden, und er ist wirklich bei uns! Und er geht wirklich einen Weg mit uns. Dieser Weg ist ein Weg durch die Zeit, und ein Weg darüber hinaus.

Dieser Weg ist der Weg der Kirche, der Gemeinschaft der Glaubenden. Wissen wir als Kirche noch, wohin die Kirche unterwegs ist? Die Osterzeit gibt uns die Antwort auf diese Frage. Zunächst sind da die vierzig Tage, in denen Jesus immer wieder erscheint und uns den Sinn der Schriften aufschließt. Und wie mit den Jünger will er auch mit uns als der Auferstandenen das Österliche Mahl feiern. Es ist aber nicht einfach eine Mahlzeit wie andere auch, sondern da ist mehr. Es ist eine Begegnung, in der er selbst für die, die an ihn glauben, zur Speise wird. Wer ihm begegnet, wird von ihm verwandelt.

Und die letzten Tage der Osterzeit beginnen mit dem Hochfest Christi Himmelfahrt. Mit diesem Fest sollen wir uns bereiten, den Heiligen Geist zu empfangen, damit wir wie die Jünger fähig sind, die Frohe Botschaft zu erfassen und zu verkünden für die Menschen, die auf eine Botschaft warten, die wirklich lebt und Leben spendet.

In einer Zeit, in der viele Menschen mit den Inhalten der Fest Pfingsten, Christi Himmelfahrt oder auch Ostern nichts mehr anzufangen wissen, in der Ostern als „Hasenfest“ bezeichnet wird, Christi Himmelfahrt nur noch als „Vatertag“ bekannt ist und an Pfingsten manche Zeitgenossen meinen, da gehe es vielleicht um die Feier der Hochzeit von Jesus und Maria Magdalena – in einer solchen Zeit ist es umso wichtiger, sich – wie wir es jetzt tun – zu sammeln und sich neu für den Reichtum des Glaubens zu öffnen, der sich uns in diesen Tagen neu erschließen will.

Die Tage, in denen wir jetzt stehen, die Tage vor dem Hochfest Christi Himmelfahrt, sind besonders durch die Feier der Bitt-Tage geprägt. – Worum geht es da? Jesus eröffnet seinen Jüngern den Sinn seines Abschieds: Er muß gehen, um in neuer Weise für die Jünger, für die Kirche dazusein. Er muß von ihnen Abschied nehmen, damit er beim Vater für die Seinen eintreten kann und damit er den senden kann, der als „Geist der Wahrheit“ (Joh 14,17) bezeichnet wird oder auch als „Kraft aus der Höhe“ oder „Tröster“ bezeichnet wird.

Wie ist das alles zu verstehen, und was sollen da die „Bitt-Tage“, wo wir doch glauben dürfen, daß Gott alle unsere Nöte und Sorgen kennt, daß wir ihn darüber doch gar nicht informieren müssen?

Nun, ein Schlüssel, der uns hilft, darauf eine Antwort zu finden, ist ein kleines Wort, das wir in den Abschiedsreden Jesu auch finden und das ganz wichtig ist: Es ist das Wort „Freund“. „Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage“ (Joh 15,14). – „Ich nenne euch nicht mehr Knechte... vielmehr habe ich euch Freunde genannt“ (Joh 15,15).

Das heißt: In allem, was Jesus für uns tut, handelt er als Freund. Als einer, der nur Gutes für uns will. Als einer, der gerne bei uns sein möchte und bei dem wir gerne sein möchten. Als einer, bei dem wir unser Herz ausschütten können.

Der heilige Augustinus, ein großer Heiliger der ausgehenden Antike, hat einmal gesagt: „Ohne Freundschaft kommt einem nichts freundlich vor.“

Dieses Wort können wir auch auf Jesus beziehen.

Jesus um etwas bitten, heißt, einen Freund zu bitten.

Einem wirklichen Freund wird nichts zu viel und nichts zu schwer.

Darum dürfen wir in den kommenden Tagen wirklich um all das bitten, was wir in unserem Leben brauchen: Wir brauchen das Wasser und die Luft für die Schöpfung, die Umwelt und für uns selbst, wir brauchen Frieden, Gerechtigkeit und Ausgleich zwischen den verschiedenen Interessen, wir brauchen Gemeinschaftssinn und Zuversicht und Mut, wir brauchen das tägliche Brot, nicht nur in Gestalt der Nahrung, sondern auch in der Weise der Zuwendung und der Sorge füreinander, ohne die ein Mensch verkümmert.

Mit einem Wort: Wir brauchen den Heiligen Geist, den Geist der Liebe und des Trostes. Um ihn bitten wir in den kommenden Tagen, vor und nach dem Hochfest Christi Himmelfahrt.

Es wird zu wenig gebetet in der Kirche in unserer Zeit. Wir kommen gern zusammen, um zu beraten und nachzudenken, auch um zu planen und zu reflektieren. Das alles ist notwendig und gut. Doch die wirklichen Impulse, die wahren Erneuerungen kommen immer vom Heiligen Geist. Und der will erbetet und erfleht werden. Den bekommen wir - entschuldigen Sie das drastische Bild – nicht mit Schwielen am Hintern, sondern mit Schwielen an den Knien.

2. Predigtvorschlag

von Pfarrer Klaus Klein-Schmeink (erstellt: 2008)

Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt." Der erste Petrusbrief ermutigt uns zum Zeugnis – wenn wir gefragt werden.

Na schön, so könnten wir schlussfolgern, solange ich nicht gefragt werde, brauche ich also auch nicht Zeugnis zu geben. Geht ja auch schließlich keinen was an, was ich glaube.

Ist das wirklich so? Nach der Hoffnung gefragt, die sie erfüllt – das werden sicherlich nur diejenigen, die durch diese Hoffnungsfülle auffallen, denen man ihre Hoffnung ansieht. Etwas, von dem ich erfüllt bin, kann ich schlechterdings nicht verbergen, ohne mich zu verstecken.

Was ist denn mit dir los – bist du verliebt? So fragen wir einen Menschen, dem auf dem Gesicht geschrieben steht, was ihn umtreibt.
Was ist denn mit dir los – glaubst du an Gott? So müssten uns die Menschen fragen, denen wir begegnen, weil wir eben anders leben können als diejenigen, die keine Hoffnung haben.

Wir könnten also den Satz aus dem Petrusbrief ergänzen und sagen: Antworte jedem, der nach dem Grund der Hoffnung fragt, die dich erfüllt und lebe so, dass du nach dem Grund deiner Hoffnung gefragt wirst! Dieser Grund unserer Hoffnung, das ist Jesus Christus und seine Liebe zu uns und zu jedem Menschen.

Liebe aber kann nicht für sich bleiben. Es liegt im Wesen der Liebe, dass sie weitergeben und dass sie den Geliebten erfreuen will.
„Wenn ihr mich liebt," so sagt der Auferstandene deshalb seinen Jüngern, „werdet ihr meine Gebote halten."
Zuerst die Liebe, dann die Gebote, denn das oberste Gebot ist das der Liebe, der Liebe zu Gott und zu dem Menschen.

Und umgekehrt gilt: „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden, und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren."
Der Vater wird uns lieben. Das ist nicht nur eine religiöse Leerformel. Das ist eine Zusage des Herrn. Liebe aber ist spürbar. Wenn wir uns auf Gott einlassen, werden wir seine Liebe spüren!

Welcher Mensch aber wünscht sich nicht, geliebt zu werden. Und was tun Menschen nicht alles, um Liebe, um Anerkennung, Angesehenwerden, Zuneigung zu erfahren.
Und wie groß ist dann nicht selten die Enttäuschung, wenn das, was man unter Liebe verstanden hat, sich wieder auflöst, weil Geld, Erfolg oder einfach so ein Gefühl auf neue Wege lockt, die dann nicht selten bald wieder verlassen werden.

Gottes Liebe ist da anders. Sie will uns nicht blenden, sie meint wirklich mich, sie nimmt mich vollkommen an – und was sie verlangt, das Halten der Gebote, dazu gibt sie selbst die Mittel und die Befähigung.

Es heißt nicht: Wenn ihr mich liebt, müsst ihr meine Gebote halten, sondern Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten.
Wenn Sie ihre Frau oder ihren Mann wirklich lieben, müssen Sie nicht bei ihr oder ihm bleiben, sondern sie werden beieinander bleiben.
Worum wir uns also bemühen müssen, ist zuerst die Liebe. Denn die Gebote richten sich nach dem Wesen des Geliebten und des Liebenden, also nach dem Wesen Gottes.
Wenn wir in der Liebe Gottes bleiben wollen, können wir gar nicht anders als die Gebote halten, denn nur dann leben wir wirklich in Gemeinschaft mit ihm – und diese Gemeinschaft ist es letztlich, die unser Glück ist.

Das also muss man an uns Christen ablesen können. Dass wir Geliebte und Liebende sind. Und dass unser Maßstab kein Geringerer ist als Gott selbst.
Das ist ein hoher Anspruch. Es ist auch kein theoretischer, sondern ein praktischer. Aber manchmal habe ich den Eindruck, als wenn wir vorher schon abwinken und sagen: Das ist doch unmöglich, das geht doch nicht, schließlich sind wir ja nur arme kleine Sünderlein.
Jesus denkt offenbar anders von uns. Er zwingt uns nicht, Liebe zwingt nie, aber er lädt uns ein, es wenigstens zu versuchen.

Ganz konkret: Beten wir wieder. Ob morgens, abends, zum Essen, wenn wir froh oder traurig sind – halten wir Kontakt zu dem, der uns helfen will, in der Wahrheit zu leben.
Suchen wir die Nähe Jesu in den Sakramenten, vor allem in der Eucharistie am Sonntag. Bitten wir ihn ehrlich, dass er uns an die Hand nimmt und führt auf dem Weg der Hoffnung.

Und wenn wir dann gefragt werden: Was machst du eigentlich, dass du so voller Liebe leben kannst, wenn wir dann nach dem Grund unserer Hoffnung gefragt werden, dann dürfen wir uns freuen und bereitwillig Rede und Antwort stehen, damit immer mehr Menschen den Weg zurück finden zur Liebe des Vaters.

3. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2008)

Liebe Gemeinde!

(Vorbemerkung: Die nachstehende Predigt ist meine letzte Sonntagspredigt in der Pfarreiengemeinschaft Nordkirchen. Ich bedaure es sehr, nun vorerst keine Predigten mehr ins Netz einstellen zu können, waren diese doch für viele ein Stück geistliche Nahrung. – Ich wünsche allen mir über dieses Medium verbundenen Christen Gottes Segen und die Erfahrung seiner Liebe. Beten wir füreinander. – Axel Schmidt)

Liebe Gemeinde!

Eric Butterworth erzählt folgende erstaunliche Begebenheit: Ein Professor ließ seine Soziologiestudenten in die Slums von Baltimore gehen, um Fallgeschichten zu 200 Jugendlichen zu sammeln. Die Studenten wurden gebeten, eine Bewertung über die Zukunft eines jeden Jungen zu schreiben. In jedem Fall schrieben die Studenten: „Er hat keine Chance.“ 25 Jahre später stieß ein anderer Soziologieprofessor auf die frühere Studie. Er ließ seine Studenten das Projekt nachvollziehen, um zu sehen, was mit diesen Jungen passiert war. Mit Ausnahme von 20 Jungen, die weggezogen oder gestorben waren, erfuhren die Studenten, dass 176 der verbliebenen 180 einen mehr als ungewöhnlichen Erfolg als Anwälte, Doktoren und Geschäftsleute erlangt hatten. – Der Professor war überrascht und beschloss, die Angelegenheit weiter zu verfolgen. Glücklicherweise lebten alle Männer in der Nähe, und er konnte jeden einzelnen fragen: „Wie erklären Sie sich Ihren Erfolg?“ Jeder von ihnen antwortete: „Es gab eine Lehrerin.“ – Die Lehrerin war noch am Leben, also machte er sie ausfindig und fragte die alte, aber noch immer aufgeweckte Dame, welche magische Formel sie benutzt habe, um diese Jungen aus den Slums herauszureißen, hinein in erfolgreiche Leistungen. Die Augen der Lehrerin funkelten, und auf ihren Lippen erschien ein leises Lächeln: „Es ist wirklich einfach“, sagt sie. „Ich liebte diese Jungen.“

In diesem Fall war es eine einfache Lehrerin, die durch ihre tiefe, ehrliche Liebe Hunderten von jungen Menschen eine Zukunft gegeben hatte, eine Zukunft, die die Wissenschaftler ihnen von vornherein abgesprochen hatten. Daraus ziehe ich den Schluss: Güte und Liebe sind in der heutigen Zeit nicht weniger möglich und nötig wie zu allen anderen Zeiten. Vielleicht denken Sie, diese Lehrerin hatte einfach eine außerordentliche Kraft, die ein normaler Mensch nicht besitzt. Also hat mir die Geschichte nichts zu sagen. So reden und denken Feiglinge, die sich nicht trauen, das Beispiel eines anderen Menschen an sich herankommen zu lassen. So denken die Geizigen, die ihre Talente für sich behalten wollen. Aber die Liebe hat eine eigenartige Struktur: Anders als beim Geld, das, einmal ausgegeben, anschließend verschwunden ist, gilt für die Liebe: Wer Liebe ausgibt, hat nachher mehr Liebe und irgendwann eine derartig große Kraft zum Lieben, dass er Ähnliches bewirken kann wie diese Lehrerin.

Man muss nur damit anfangen. Mit einem schlichten Vorsatz für den heutigen Tag und die Woche: Von heute an will ich die Menschen, die mir begegnen, so ansehen, dass ich etwas finden kann, was sie mir liebenswert macht! Ich will nicht aufhören, danach zu suchen, und dann will ich dieser als liebenswert erkannten Person meine Gegenliebe entgegenbringen, mein freundliches Lächeln, mein aufmunterndes Wort, meinen Dank für ihre Gegenwart.

Mutter Teresa drückt es so aus:

„Verbreite Liebe, wo immer du hingehst: zuerst in deinem eigenen Haus. Gib deinen Kindern Liebe, deiner Frau oder deinem Mann, deinem Nachbarn von gegenüber... Lass nie jemanden zu dir kommen, ohne ihn besser und glücklicher wieder gehen zu lassen. Sei der lebendige Ausdruck von Gottes Güte; Güte in deinem Gesicht, Güte in deinen Augen, Güte in deinem Lächeln, Güte in deinem warmen Gruß.“

Vgl. Jack Clanfield – Marc Victor Hansen: Hühnersuppe für die Seele. Geschichten, die das Herz erwärmen. Augsburg: Bechtermünz, 2002.

4. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2005)

Liebe Gemeinde!

Am letzten Sonntag habe ich über die Tugend der Liebe gesprochen und insbesondere herausgestellt, daß die Liebe etwas Neues ist, eine von Gott geschenkte Umwandlung unseres Willens, die uns allererst befähigt, Gott und den anderen Menschen zu lieben. Weil diese Liebe neu ist, erscheint sie dem sog. „alten Menschen“ als Überforderung.

Wie aber steht es mit dem Menschen, der durch die Taufe eine „neue Schöpfung“ geworden ist (2 Kor 5,17)? Empfinden wir, die wir getauft sind, die Botschaft von der Liebe als froh- und freimachend, oder doch eher als schwer und belastend? Wie kommt es, daß wir so oft keine Lust zu dieser Liebe haben?

Ich habe absichtlich die Worte „Lust“ und „Liebe“ zusammengestellt. Was empfinden Sie, wenn Sie beide Worte zusammen hören? Hat Liebe etwas mit Lust zu tun oder gerade nicht? Hier gibt es zwei extreme Auffassungen: Nach der einen ist Liebe geradezu ein anderes Wort für Lust, vor allem für die sexuelle Lust; nach der anderen hat nur der wahre Liebe in sich, der die eigene Lust und Laune überwinden kann und eben nicht nur das tut, wozu er gerade Lust hat. Beide Auffassungen sind einseitig. Sie sagen beide etwas Richtiges, aber verdecken auch einen wichtigen Teil der Wahrheit. Die erste Auffassung beachtet nicht, daß wir in einer sündigen Welt leben, die zweite mißachtet, daß uns die Liebe tatsächlich eine Lust ist oder jedenfalls sein soll, hier auf der Erde zumindest ab und zu, im Himmel ganz gewiß uneingeschränkt.

Wir leben in einer sündigen Welt, sagte ich. Das ist der Schlüssel für das Auseinanderfallen von Lust und Liebe, für die Zerrissenheit in uns selbst, die Paulus so beschreibt: „Denn ich begreife mein Handeln nicht: Ich tue nicht das, was ich will, sondern das, was ich hasse.“ (Röm 7,15) Z.B. schreie ich meinen Ehepartner an, obwohl ich ihm doch eigentlich nur Gutes sagen wollte. Paulus spricht die Erfahrung aus, daß wir oft etwas tun, wovon wir einsehen, daß es nicht richtig ist, weil es gegen die Liebe ist; und solches Handeln hassen und verabscheuen wir aus tiefster Seele, auch wenn wir selbst so handeln. Der Grund ist: die Natur ist aus dem Gleichgewicht geraten, sie ist nicht mehr integer. Unser Herz geht nicht immer mit, wenn wir dem Menschen nahe sind, den wir lieben. Nicht immer tun wir gern, was wir doch aus Liebe tun möchten oder sollen. Eltern lieben ihr Kind, aber wenn es schreit, dann erscheint es ihnen womöglich als Nervensäge. Ehepartner lieben einander, und doch empfinden sie manchmal die Anwesenheit des anderen als störend. Kinder lieben ihre Eltern, aber nicht selten empfinden sie deren Anordnungen als Einschränkung ihrer Freiheit. Und so könnte ich fortfahren, die mangelnde Lust an der Liebe zu schildern. Lust und Liebe sind nicht identisch. Wer nur das tut, wozu er Lust hat, der hat keine Liebe in sich.

In dem Maße, in dem Lust und Liebe auseinandertreten, nimmt die echte Liebe den Charakter der Pflicht an. Das was sie eigentlich will, wozu ihr aber allzu oft die Neigung fehlt, muß sie sich quasi äußerlich auferlegen – als Pflicht oder als Gebot. Die Pflicht ist keine Einschränkung der Liebe, sondern ihr Ausdruck. Darum kann Jesus sagen: „Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten.“ (Joh 14,15) Freilich ist es ein Zeichen von Unvollkommenheit solcher Liebe, wenn sie ohne eigene Neigung, sondern nur in Kraft der Pflicht das Gute tut. Aber das ist immer noch besser, als wenn jemand gar nicht aus einer eingesehenen Pflicht handelt, sondern von außen dazu genötigt wird. Dies wäre z.B. der Fall, wenn ein Kind sich für ein Geschenk nur deshalb bedankt, weil es sonst von seinen Eltern bestraft würde. Besser ist es, wenn es aus eigener Einsicht „Danke“ sagt, auch wenn es dem Geber gegenüber Abneigung empfindet. Noch besser ist es allerdings, wenn das Kind sich gern bedankt, weil es sich wirklich über das Geschenk freut und echte Gegenliebe zum Geber empfindet, so daß der Dank quasi aus dem Kind herausplatzt. Das sind drei Stufen des guten Handelns: Handeln nur gemäß der Pflicht, die ganz äußerlich bleibt; Handeln aus Pflicht, die innerlich akzeptiert ist; Handeln aus innerlich geliebter Pflicht.

Die höchste Stufe der vollkommenen Liebe, auf der Lust und Liebe sich gegenseitig stützen und verstärken, ist uns in diesem Leben leider nicht immer oder vermutlich nur selten gewährt. Meistens müssen wir uns mit der zweiten Stufe begnügen, auf der sich die Liebe mit der Pflicht verbünden muß, will sie Bestand haben. Wie oft fällt es uns z.B. schwer, auf den anderen Rücksicht zu nehmen oder mit seinen Schwächen Nachsicht zu haben! Des anderen Last tragen ist nur ganz selten süße Pflicht, etwa für die Verliebten oder für die echten Heiligen, meistens ist es schwer, nicht Lust, aber nichtsdestoweniger Werk der Liebe, ja Erfüllung des Gesetzes Christi (Gal 6,2).

Von Gebot und Pflicht zu reden, ist heutzutage nicht besonders angesagt. Es gibt schon zu viele Pflichten im Beruf, im harten Alltag; da sollte wenigstens die Freizeit Spaß machen – so empfinden es die meisten Menschen. Dagegen will ich auch gar nichts sagen. Aber ich muß doch darauf aufmerksam machen, daß das Höchste und Wichtigste im Leben die Liebe ist, die Liebe zum anderen Menschen und die Liebe zu Gott. Sobald ich in Beziehung mit anderen Menschen stehe und diese nicht einfach nur egoistisch ausnutzen will, habe ich Verantwortung für sie – d.h. bin ich aufgefordert zur Antwort auf den Wert des anderen und auf seine berechtigten Bedürfnisse. Die Anerkennung des anderen ist gerade Liebe. Den anderen nicht als Objekt meiner Selbstverwirklichung betrachten, sondern ihn in sich wertschätzen und ihm wohlwollen, das ist Liebe.

Nur ausnahmsweise ist damit ein tiefes Gefühl verbunden, und darum wird solche alltägliche Anerkennung des anderen und das auf ihn gerichtete Wohlwollen meistens unterschätzt. Wenn aber im Fernsehen die Opfer von Naturkatastrophen gezeigt werden und eine Flut von Spenden einsetzt, dann sind starke Gefühle im Spiel, und die Spender fühlen sich als wahre Helden der Nächstenliebe. Hier täuschen wir uns gern über uns selbst. Wieviel Liebe wirklich in uns ist, das können wir aus solchen außergewöhnlichen Vorfällen nicht ersehen, sondern nur daraus entnehmen, wie wir tagtäglich – wenn auch ohne besondere Gefühle – mit unseren Mitmenschen umgehen und wie wir unsere mitmenschlichen Pflichten erfüllen.

Darum sage ich immer wieder zu Leuten, die mich fragen, was sie tun sollen, um in der Liebe zu wachsen: Tut erst einmal eure Pflicht! Das ist schon sehr viel. Versucht, eure Pflicht gern zu tun, legt alle Liebe in die kleinen Dinge des Alltags hinein und träumt nicht von großen Heldentaten!

Wer dies beherzigt, dem gilt das Wort aus dem heutigen Evangelium: „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden, und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.“ (Joh 14,21)

5. Predigtvorschlag

Sagen Sie mal, Sie sind doch auch katholisch, was halten Sie denn vom neuen Papst? Sind Sie das auch gefragt worden in den letzten Tagen?

Glücklicherweise beschränkten sich diese Arten von Fragen und Antworten nicht nur auf die Erwartungen, die an den Nachfolger Petri gestellt werden, und die je nach politischer und kirchlicher Ausrichtung stark variieren – frei nach dem Motto: ein guter Papst ist er, wenn er das tut, was ich für richtig halte.

Es wurden auch Fragen nach dem eigenen Glauben gestellt – Glaube war wieder gefragt – immerhin für eine kurze Zeit, solange wie das Thema in den Medien präsent war.

„Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt." Der erste Petrusbrief ermutigt uns zum Zeugnis – wenn wir gefragt werden.

Na schön, so könnten wir schlussfolgern, solange ich nicht gefragt werde, brauche ich also auch nicht Zeugnis zu geben. Geht ja auch schließlich keinen was an, was ich glaube.

Ist das wirklich so? Nach der Hoffnung gefragt, die sie erfüllt – das werden sicherlich nur diejenigen, die durch diese Hoffnungsfülle auffallen, denen man ihre Hoffnung ansieht. Etwas, von dem ich erfüllt bin, kann ich schlechterdings nicht verbergen, ohne mich zu verstecken.

Was ist denn mit dir los – bist du verliebt? So fragen wir einen Menschen, dem auf dem Gesicht geschrieben steht, was ihn umtreibt.
Was ist denn mit dir los – glaubst du an Gott? So müssten uns die Menschen fragen, denen wir begegnen, weil wir eben anders leben können als diejenigen, die keine Hoffnung haben.

Wir könnten also den Satz aus dem Petrusbrief ergänzen und sagen: Antworte jedem, der nach dem Grund der Hoffnung fragt, die dich erfüllt und lebe so, dass du nach dem Grund deiner Hoffnung gefragt wirst! Dieser Grund unserer Hoffnung, das ist Jesus Christus und seine Liebe zu uns und zu jedem Menschen.

Liebe aber kann nicht für sich bleiben. Es liegt im Wesen der Liebe, dass sie weitergeben und dass sie den Geliebten erfreuen will.
„Wenn ihr mich liebt," so sagt der Auferstandene deshalb seinen Jüngern, „werdet ihr meine Gebote halten."
Zuerst die Liebe, dann die Gebote, denn das oberste Gebot ist das der Liebe, der Liebe zu Gott und zu dem Menschen.

Und umgekehrt gilt: „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden, und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren."
Der Vater wird uns lieben. Das ist nicht nur eine religiöse Leerformel. Das ist eine Zusage des Herrn. Liebe aber ist spürbar. Wenn wir uns auf Gott einlassen, werden wir seine Liebe spüren!
Welcher Mensch aber wünscht sich nicht, geliebt zu werden. Und was tun Menschen nicht alles, um Liebe, um Anerkennung, Angesehenwerden, Zuneigung zu erfahren.
Und wie groß ist dann nicht selten die Enttäuschung, wenn das, was man unter Liebe verstanden hat, sich wieder auflöst, weil Geld, Erfolg oder einfach so ein Gefühl auf neue Wege lockt, die dann nicht selten bald wieder verlassen werden.

Gottes Liebe ist da anders. Sie will uns nicht blenden, sie meint wirklich mich, sie nimmt mich vollkommen an – und was sie verlangt, das Halten der Gebote, dazu gibt sie selbst die Mittel und die Befähigung.
Es heißt nicht: Wenn ihr mich liebt, müsst ihr meine Gebote halten, sondern Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten.
Wenn Sie ihre Frau oder ihren Mann wirklich lieben, müssen Sie nicht bei ihr oder ihm bleiben, sondern sie werden beieinander bleiben.
Worum wir uns also bemühen müssen, ist zuerst die Liebe. Denn die Gebote richten sich nach dem Wesen des Geliebten und des Liebenden, also nach dem Wesen Gottes.
Wenn wir in der Liebe Gottes bleiben wollen, können wir gar nicht anders als die Gebote halten, denn nur dann leben wir wirklich in Gemeinschaft mit ihm – und diese Gemeinschaft ist es letztlich, die unser Glück ist.

Das also muss man an uns Christen ablesen können. Dass wir Geliebte und Liebende sind. Und dass unser Maßstab kein Geringerer ist als Gott selbst.
Das ist ein hoher Anspruch. Es ist auch kein theoretischer, sondern ein praktischer. Aber manchmal habe ich den Eindruck, als wenn wir vorher schon abwinken und sagen: Das ist doch unmöglich, das geht doch nicht, schließlich sind wir ja nur arme kleine Sünderlein.
Jesus denkt offenbar anders von uns. Er zwingt uns nicht, Liebe zwingt nie, aber er lädt uns ein, es wenigstens zu versuchen.

Ganz konkret: Beten wir wieder. Ob morgens, abends, zum Essen, wenn wir froh oder traurig sind – halten wir Kontakt zu dem, der uns helfen will, in der Wahrheit zu leben.
Suchen wir die Nähe Jesu in den Sakramenten, vor allem in der Eucharistie am Sonntag. Bitten wir ihn ehrlich, dass er uns an die Hand nimmt und führt auf dem Weg der Hoffnung.

Und wenn wir dann gefragt werden: Was machst du eigentlich, dass du so voller Liebe leben kannst, wenn wir dann nach dem Grund unserer Hoffnung gefragt werden, dann dürfen wir uns freuen und bereitwillig Rede und Antwort stehen, damit immer mehr Menschen den Weg zurück finden zur Liebe des Vaters.

6. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder!

«Wenn Ihr mich liebt, werdet Ihr meine Gebote halten.» Was ist das, Liebe? Vorne am Altar steht - für die Erstkommunion - der Satz «Jesus liebt uns». Was ist damit gemeint? Haben Sie sich darüber schon einmal Gedanken gemacht?

Liebe - das ist sicherlich mehr als nur ein Gefühl. Ob uns jemand ein gutes Gefühl verleiht - oder nicht, das ist keine Frage der Liebe. Ich habe vor ein paar Tagen im Kino den Film gesehen, indem eine Schwester einen zum Tode verurteilten Mörder bis zu seiner Hinrichtung begleitet. Dieser Mann ist wahrlich kein angenehmer Typ, keiner, der einem ein gutes Gefühl gibt. Und doch ist das Letzte, was die Schwester zu diesem Mörder sagt: «Ich liebe Dich.» Nein, Liebe ist mehr als nur Gefühl.

Liebe hat auch nichts mit Sympathie zu tun. Ob wir jemanden sympathisch finden oder nicht, das liegt nicht in unserer Hand. Wir können nicht beschließen, jemanden sympathisch zu finden. Wir können uns aber dazu durchringen, jemanden unsere Liebe zu schenken, auch dann, wenn sich vieles in uns dagegen sträubt. Gerade darin liegt die Größe einer Mutter Teresa oder eines Damian de Veuster.

Noch eines können wir ausschließen: Mit Sicherheit beschränkt sich Liebe nicht auf das Erotische. Wenn Menschen heute davon sprechen, dass sie «Liebe machen», ist oft alles andere damit gemeint, nur nicht wirkliche Liebe. Liebe ist nicht «machbar».

Ich glaube nicht, dass ich in der Lage bin, Ihnen hier endgültig zu definieren, was «Liebe» wirklich ist. Aber soviel ist klar: Das, was wir allgemein als Liebe bezeichnen, entscheidet sich mit der Tat. Wirkliche Liebe zeigt sich letztlich darin, was wir bereit sind zu tun. Sicherlich tragen uns dabei auch Gefühle, vielleicht entwickelt sich auch so etwas wie Sympathie, und auch eine gewisse Leidenschaft für den geliebten Menschen mag eine Rolle spielen. Der Prüfstand aber ist und bleibt das, was wir tun.

Wenn Jesus davon spricht, dass nur der ihn wirklich liebt, der seine Gebote hält, so richtet er sich gegen die Vorstellung, dass der Glaube und die Gottesliebe nichts anderes ist, als nur ein wohliges Gefühl, wenn man an Gott denkt. Ob wir mit unserem Glauben ernst machen, entscheidet sich letztlich in dem, was wir tun.

Damit, liebe Schwestern und Brüder, ist nicht nur unser soziales Verhalten gemeint, unsere Einstellung zu den Armen und Bedürftigen, zu den Randgruppen unserer Gesellschaft. An diesen Anspruch haben wir uns - leider, muss man sagen - schon gewöhnt. Mit der Tat gewordenen Liebe ist nämlich auch unsere Einstellung zu unserer eigenen Lebensgestaltung angesprochen, unsere privatesten Entscheidungen. Der Prüfstand unserer Liebe zeigt sich oft genau dort, wo wir uns am wenigsten hineinreden lassen wollen.

So beginnt und endet das Evangelium mit eindringlichen Aufforderungen. «Wenn ihr mich liebt, werdet Ihr meine Gebote halten.» «Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt.»

Zwischen diesen Sätzen, die uns in die Verantwortung nehmen, spricht Jesus aber von dem, was unseren Glauben zu mehr macht als nur eine Ideologie zur Verbesserung der Lebensmoral: «Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen!» «Ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll.»

Wer die Liebe leben will, wer leben will wie Gott auf dieser Erde, der nimmt sich zwar ungeheuerliches vor. Aber er bekommt einen Beistand, der unglaubliches in uns bewirkt: Den Geist der Wahrheit, den Geist der Stärke. Er bewirkt, dass wir in Gott leben und Gott in uns.

Wer meint, dass unser Glaube keine Ansprüche stellen darf, sondern nur ein Gefühl der Liebe bleiben sollte, der braucht diesen Geist nicht, der kennt ihn nicht, der sieht ihn nicht.

«Wer aber meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer mich aber liebt, wird auch von meinem Vater geliebt werden, und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.» Amen.

7. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder!

«Wenn Ihr mich liebt, werdet Ihr meine Gebote halten.» Was ist das, Liebe? Was ist damit gemeint? Haben Sie sich darüber schon einmal Gedanken gemacht?

Liebe hat auch nichts mit Sympathie zu tun. Ob wir jemanden sympathisch finden oder nicht, das liegt nicht in unserer Hand. Wir können nicht beschließen, jemanden sympathisch zu finden. Wir können uns aber dazu durchringen, jemanden unsere Liebe zu schenken, auch dann, wenn sich vieles in uns dagegen sträubt. Gerade darin liegt die Größe einer Mutter Teresa oder eines Damian de Veuster.

Noch eines können wir ausschließen: Mit Sicherheit beschränkt sich Liebe nicht auf das Erotische. Wenn Menschen heute davon sprechen, dass sie «Liebe machen», ist oft alles andere damit gemeint, nur nicht wirkliche Liebe. Liebe ist nicht «machbar».

Ich glaube nicht, dass ich in der Lage bin, Ihnen hier endgültig zu definieren, was «Liebe» wirklich ist. Aber soviel ist klar: Das, was wir allgemein als Liebe bezeichnen, entscheidet sich mit der Tat. Wirkliche Liebe zeigt sich letztlich darin, was wir bereit sind zu tun. Sicherlich tragen uns dabei auch Gefühle, vielleicht entwickelt sich auch so etwas wie Sympathie, und auch eine gewisse Leidenschaft für den geliebten Menschen mag eine Rolle spielen. Der Prüfstand aber ist und bleibt das, was wir tun.

Wenn Jesus davon spricht, dass nur der ihn wirklich liebt, der seine Gebote hält, so richtet er sich gegen die Vorstellung, dass der Glaube und die Gottesliebe nichts anderes ist, als nur ein wohliges Gefühl, wenn man an Gott denkt. Ob wir mit unserem Glauben ernst machen, entscheidet sich letztlich in dem, was wir tun.

Damit, liebe Schwestern und Brüder, ist nicht nur unser soziales Verhalten gemeint, unsere Einstellung zu den Armen und Bedürftigen, zu den Randgruppen unserer Gesellschaft. An diesen Anspruch haben wir uns - leider, muss man sagen - schon gewöhnt. Mit der Tat gewordenen Liebe ist nämlich auch unsere Einstellung zu unserer eigenen Lebensgestaltung angesprochen, unsere privatesten Entscheidungen, unsere Weise z.B., den Glauben zu leben. Der Prüfstand unserer Liebe zeigt sich oft genau dort, wo wir uns am wenigsten hineinreden lassen wollen.

So beginnt und endet das Evangelium mit eindringlichen Aufforderungen. «Wenn ihr mich liebt, werdet Ihr meine Gebote halten.» «Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt.»

Wir bringen Gebote und Verbote nur ungern in Verbindung mit Liebe. Aber Jesus tut es trotzdem. Es geht eben nicht, dass jemand sein gutes Verhältnis zu Christus beteuert, sich aber um die christlichen Gebote und Werte nicht kümmert. Das mag ausgrenzend klingen, vielleicht sogar schon fast ideologisch.
Vielleicht liegt das aber auch daran, das wir den Sinn der Gebote nicht mehr verstehen. Sie sind nur noch sinnlose Vorschriften, die man nur dann einhält, wenn man lieblos ist. Gebote sind das Gegenteil von Liebe.
Diesen Sinn wieder neu zu entdecken, Verständnis zu wecken, sie selbst neu zu begreifen - das wäre eine Aufgabe unserer Zeit, ein Gebot der Liebe. Das weiß Jesus, und so sendet er uns auch den Geist, der uns Verstehen lässt: «Ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll.»

Wer die Liebe leben will, wer leben will wie Gott auf dieser Erde, der nimmt sich zwar Ungeheuerliches vor. Aber er bekommt einen Beistand, der Unglaubliches in uns bewirkt: Den Geist der Wahrheit, den Geist der Stärke. Er bewirkt, dass wir in Gott leben und Gott in uns.

Wer meint, dass unser Glaube keine Ansprüche stellen darf, sondern nur ein Gefühl der Liebe bleiben sollte, der braucht diesen Geist nicht, der kennt ihn nicht, der sieht ihn nicht.

«Wer aber meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer mich aber liebt, wird auch von meinem Vater geliebt werden, und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.»
Amen.

Fürbitten