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Predigtvorschläge - Gemeinsames Abendmahl
1. Predigtvorschlag

Ursprung: Fronleichnam 2002

Liebe Schwestern und Brüder, schon seit langem gibt es eine immer wiederkehrende Diskussion über die Zulassung zum Abendmahl, zur Eucharistiefeier. Da geht es zum einen um die Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zu den Sakramenten - eine Diskussion, die heute nicht mehr ganz so laut geführt wird, aber vor Jahren noch die Medien beherrschte - und zum anderen um die Frage, ob wir nichtkatholische Christen zu unserer Kommunion einladen dürfen. Der erste gemeinsame Kirchentag in Berlin war zumindest im Vorfeld von dieser Frage geprägt; während des Kirchentages selber spielte diese Diskussion nur eine untergeordnete Rolle.
Auch an meiner Schule in Recke gibt es immer wieder Diskussionen, ob die evangelischen Schüler nicht zur Messfeier der Schule eingeladen werden sollen oder dürfen. Eine ablehnende Haltung stößt oft auf Unverständnis.

Nun ist die offizielle Linie der katholischen Kirche mehr als eindeutig; der Papst hat noch vor wenigen Wochen in einer sehr persönlichen und schon fast lyrischen Enzyklika von der Schönheit und Heiligkeit der Messe geschrieben und dabei die Zulassungsbedingungen zur Eucharistiefeier bestätigt. Ein katholischer Professor, der während des ÖKT zu einer katholischen Messe ausdrücklich die evangelischen Christen eingeladen hat, wurde ebenso ermahnt wie ein katholischer Pfarrer, der an einem evangelischen Abendmahlsgottesdienst teilgenommen hat.

Zunächst ist es allerdings weniger eine Frage des Rechtes und der Sanktionen, sondern eine Frage der gegenseitigen Achtung. Ich muss nicht unbedingt verstehen, warum man in einer Moschee die Schuhe auszieht, in der Synagoge (zumindest als Mann) eine Kopfbedeckung aufsetzt und sie in der katholischen Kirche wieder absetzen soll: Ich respektiere die Vorstellungen anderer Religionen und Konfessionen nicht nur dann, wenn ich sie mit meinem eigenen Glauben vereinbaren kann. Das ist ziemlich hochmütig. Vielmehr respektiere ich andere Religionen und Konfessionen aus Hochachtung vor deren eigenen Traditionen. Genauso respektieren wir Katholiken den Wunsch der orthodoxen, nicht an deren Messfeiern teilzunehmen: Theologisch wäre das möglich, aber aus Respekt vor den Gefühlen der anderen Konfessionen sollte ich deren Wunsch nicht einfach missachten.

Es ist schade, wenn das Sakrament und die Feier unseres Glaubens zum Gegenstand von Auseinandersetzungen und Meinungsverschiedenheiten wird. Wir Katholiken sehen in der Kommunion, der Vereinigung mit Gott, nicht nur ein "Hilfsmittel", sondern auch ein Sinnbild der Einheit.

In früher Zeit gab es drei Sakramente, die in die Kirche hineinführten: Die Taufe als erstes und grundlegendes Sakrament, danach die Firmung und zuletzt die Zulassung zur Eucharistie und Kommunion (in dieser Reihenfolge!). Wer zur Kommunion hinzutreten durfte, war volles und akzeptiertes Mitglied der Gemeinde. Die Feier der Messe war die Feier der Einheit mit Gott und untereinander.
Die Eucharistiegemeinschaft war also keineswegs ein erster Schritt auf dem Weg zur vollen Gemeinschaft, sie ist das Ziel und der Höhepunkt des kirchlichen Lebens. So war es ja auch in den ersten Jahrhunderten üblich, bei schwere Sünde gegen Gott oder die Einheit der Gemeinde, der Eucharistiefeier fernzubleiben, bis eine angemessene Zeit der Buße geleistet wurde. Die Teilnahme an der Kommunion, der Vereinigung mit Christus, gibt Kraft für den weiteren Lebensweg - Kraft zum Glauben und Kraft zum Leben. Aber sie ist nicht der Ausgangspunkt, um auf Christus und seine Kirche zuzugehen, sondern sie ist Ziel für denjenigen, der sich auf den Weg zu Christus macht.

Liebe Schwestern und Brüder, dass gerade das Sakrament der Einheit zum Zankapfel wird, ist schade und unangemessen. Aber wenn die Abendmahlgemeinschaft wirklich Bild der Einheit ist, dann müssen wir zuvor an der Einheit der Christen arbeiten und dürfen die Einheit nicht feiern, wenn sie noch nicht geschaffen wurde. Nehmen wir das Wort des Papstes ernst: Wirklich alles gemeinsam tun, was wir nicht getrennt tun müssen - und wir haben alles Hände voll zu tun. Es gibt viel zu tun - packen wir es (in der richtigen Reihenfolge) an! - Amen.

Fürbitten