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Predigtvorschläge - Allerseelen
1. Predigtvorschlag

«Ausgespannt zwischen Trauer und Hoffnung»

Abschied - das ist immer eine traurige Angelegenheit. Ein Mensch ist von uns gegangen - er wird nicht mehr da sein, wo er all die Jahre seinen Platz hatte. Eine Lücke bleibt, die sich nicht schließen lässt. Gegenstände, die uns verloren gehen, können wir ersetzen. Ein Mensch, der von uns geht, ist niemals ersetzbar. Selten verspüren wir eine größere Trauer und Hilflosigkeit, als beim Abschied, dem letzten Abschied.

Aber nicht nur Trauer berührt uns - wir haben auch Hoffnung. Es gibt wenige Gelegenheiten, wo unsere christliche Hoffnung, unser Glaube an die Auferstehung so konkret und so bedeutsam wird, wie hier, wie in diesem Augenblick an diesem Ort. Denn auch der letzte Abschied ist kein endgültiger Abschied. Wir hoffen mit der ganzen Kraft unseres Herzens, dass es auch nach diesem Abschied ein Wiedersehen gibt. Dann aber ein endgültiges Wiedersehen.

Aber bis dahin bleiben wir zwischen diesen beiden Punkten wir förmlich ausgespannt - Trauern, weil wir jemanden verloren haben - und Hoffen, weil wir glauben, an ein Leben nach dem Tod glauben.

Eine Spannung, die manchmal nicht mehr auszuhalten ist.

Vielleicht gehen ihre Gedanken zurück, vielleicht denken sie an das, was unsere Toten ihnen gegeben haben, was sie vielen von ihnen bedeutet haben.
Bewahren sie diese Erinnerungen, halten sie für sich fest, was ihnen geschenkt wurde, machen sie sich und ihr Herz ruhig fest in dem, was unsere Verstorbenen zu geben hatte.

Vielleicht gehen ihre Gedanken aber auch in die andere Richtung: Wie mag es ihnen jetzt gehen? Sind sie an Ihr sein Ziel gelangt? Sind sie jetzt bei Gott?

Auch mit unserer Erinnerung und unserem Glauben sind und bleiben wir ausgespannt:
Zwischen Trauer - und Hoffnung.
Zwischen der Erinnerung - und der Erwartung.

Doch eines zieht sich durch alles durch, eines verbindet unsere Trauer, unsere Hoffnung, die Erinnerung und die Erwartung: Das ist die Liebe. Wir Trauern, weil wir geliebt haben; wir hoffen, weil wir immer noch lieben. Wir erinnern uns aus Liebe - und wir sind hier, weil wir die Liebe erwarten.

Diese Liebe schließt den Bogen, hält die Spannung zwischen Trauer und Hoffnung zusammen. Unsere Verstorbenen sind zwar nicht mehr unter uns - aber sie bleiben uns nah: In der Erinnerung, und in der Erwartung, die wir haben.

Gott lässt uns nicht allein, und weil wir einen Gott haben, der uns liebt, wird er auch an unseren Wünschen nicht vorbeigehen: Wir haben allen Grund zu der Hoffnung, dass wir uns - alle - einmal wiedersehen.

«Vater, ich will, dass alle, die Du mir gegeben hast, dort bei mir sind, wo ich bin,» - «damit die Liebe, mit der Du mich geliebt hast, in ihnen ist.»

Unser Leben vergeht, und unsere Erinnerung verblasst, alles ist dem Wandel und dem Schwinden unterworfen.

Aber das, was wir hier - im Herzen - tragen, das, was wir lieben, das, was wir Hoffen, und das, was wir Glauben, - das bleibt, das nimmt uns keiner - und das nehmen wir mit, wenn wir diese Erde einmal verlassen. Amen.

2. Predigtvorschlag

«Trennung ist wohl Tod zu nennen...»

Im Leben heißt es oft, Abschied nehmen. Abschied für kurze Zeit, für die Zeit, in der jemand zur Arbeit geht, auf Reisen geht oder nur kurz auf einen Besuch da war und uns nun wieder verlässt.

Abschied aber auch für längere Zeit: Wenn die Kinder aus dem Haus gehen und ihren eigenen Lebensweg beginnen, Abschied von Freunden, die in einen anderen Ort ziehen, Abschied von Bekannten, die uns verlassen.

Jeder dieser Abschiede birgt die große Unsicherheit in sich, ob und wann man sich wiedersieht. Die Wege in dieser Welt sind nicht vorherzusehen, und oft wird aus einem kleinen Abschied für ein paar Tage ein Abschied für Jahre oder sogar für immer. Wer weiß denn schon, wohin ihn die Wege führen? Wer kann denn schon mit Sicherheit sagen, wann sich die Wege wieder kreuzen? So sehr wir es uns auch wünschen, es liegt nur zum Teil in unserer Hand, wann wir uns hier in dieser Welt nach einem Abschied wiedersehn. So ist jeder Abschied ein Trennen auf unbestimmte Zeit, jeder Weg ein Wagnis.

Auch der Tod ist ein Abschied. Aber anders als hier auf Erden geht der Verstorbene nicht ins Ungewisse. Wir wissen ihn nun ganz in Gottes Hand. Nicht mehr der Zufall bestimmt, wie seine Wege aussehen, nicht mehr er selbst hat es in der Hand, wie es nun weitergeht. Sondern er ist ganz hineingenommen in Gottes Willen.

Wir sprechen oft vom »lieben« Gott und benutzen dieses Wort oft im Sinne von »unbedarft« oder »harmlos«. Aber Gott ist deswegen der »liebe Gott«, weil er uns liebt und nun, wenn wir nicht mehr den Zwängen dieser Welt ausgeliefert sind, ganz mit seiner Liebe führt. Der Ausgang unserer Wege ist nicht länger ungewiss: Wir haben einen »lieben Gott«, wir können darauf vertrauen, dass er uns aufgrund dieser uns zugewandten Liebe an ein glückliches Ende führt, zu einem »Wiedersehen«. Erst in diesem letzten Abschied, dem Tod, liegt die Gewissheit, dass es ein Wiedersehen gibt.

Abschied bleibt Abschied, Abschied bleibt schmerzhaft, trennen tut weh. Aber mit diesem Abschied von unseren Verstorbenen ist uns zum ersten Mal die Gewissheit gegeben, dass es ein Wiedersehen gibt.

»Auf Wiedersehn« am Sterbebett zu sagen, dass ist kein Selbstbetrug, sondern die Gewissheit unseres Glaubens.

In einem Gedicht heißt es:

»Trennung ist wohl Tod zu nennen,
denn wer weiß, wohin wir gehn.
Tod ist nur ein kurzes Trennen
auf ein baldig Wiedersehn.«

Das ist unser Glaube, und das ist unser Trost. Amen.

3. Predigtvorschlag

«Das Weizenkorn muss sterben»

«Das Weizenkorn muss sterben, sonst bleibt es ja allein.» So haben wir vorhin gesungen, und so haben wir im Evangelium gehört.

Leben und Tod gehören zusammen: Jedes Leben hat ein Ende. Der Blick in die Natur, auf alles, was lebt, zeigt uns: Nichts währt ewig. Alles hat ein Ende. Und oft finden wir uns - mehr oder weniger gedankenlos - mit dieser Tatsache ab. Altes Leben vergeht, neues Leben entsteht. So ist der Gang der Welt.

Wir werden aber jäh aus dieser Haltung, dass es eben so ist, wie es ist, herausgerissen, wenn in unserer Nähe ein Mensch, ein lieber Mensch stirbt. Mit dem Tod eines nahestehenden Menschen oder sogar eines Familienmitgliedes erscheint uns plötzlich Leben und Tod nicht mehr als etwas zwangsläufiges, dass wir nun einmal hinnehmen müssen. Den Verstorbenen vor Augen, sind wir plötzlich vom Tod selbst betroffen und spüren, dass es weh tut.

Leben und Sterben sind nicht mehr nur irgendwelche Naturgesetzlichkeiten, sondern der Tod hat uns jemanden genommen, der uns lieb und teuer gewesen ist. Naturgesetze sind gefühllos. Das aber ein Mensch nicht mehr unter uns ist, schmerzt.

«Das Weizenkorn muss sterben, sonst bleibt es ja allein» heißt es im Evangelium. Und direkt im Anschluss sagt Jesus - seinen eigenen Tod vor Augen: «Ich habe Angst. Was soll ich tun? Soll ich sagen: Vater, lass diese Stunde an mir vorübergehen?»
Auch Jesus, der sich mit dem Weizenkorn vergleicht und weiß, dass sein Sterben einen Sinn hat, dass er für uns stirbt; auch er spürt die Not und Trauer, die der Tod mit sich bringt.

Mit dem Tod eines jeden Menschen hat dessen Leben ein Ende gefunden. Mit dem Weggang hat alles, was der Mensch in seinem Leben getan hat, etwas endgültiges gewonnen. Die Worte, die er gesprochen hat, kann er nicht mehr zurücknehmen, die Freuden, die er empfunden hat, können nicht mehr getrübt werden. Die Hoffnungen, die Bemühungen, alles, was sein Leben ausgemacht hat, haben nun ein Ende gefunden, und sind damit auch end-gültig.

Mit dem Ende ihres Lebens sind sie aber nicht verloren, ausgewischt oder vergessen. Ganz im Gegenteil: Sie haben ihren festen Platz im Leben dieses Menschen und in unserem Leben. Uns kann sie keiner mehr nehmen, und ihm auch nicht. Der Tod hat seinem Leben und seinem Wirken eine Endgültigkeit verliehen, die sein Leben bewahrt für das, was nach dem Ende kommt.

Das Weizenkorn ist gestorben. Aber alles, was es tief in sich getragen hat, kommt jetzt zur Blüte. In die fruchtbare Erde gelegt, entfaltet es sich und bringt alles das, was verborgen war, zur Entfaltung.

Unsere lieben Verstorbenen sind tot. Aber alles, was in ihrem Leben an Endgültigem gewesen ist, all das, was sie tief in sich getragen haben, was in ihrem Leben zutiefst grundgelegt war, wird sich nun entfalten. Die Liebe, die sie verschenkt hat, die Fröhlichkeit, Genügsamkeit, der Glaube, der sie getragen hat - all das, was in ihnen und in uns tief verborgen ist, kann zur Entfaltung kommen, wenn wir nicht mehr nur uns selbst leben.
Das Leben ist ein Einüben auf den Tod: Loslassen und verschenken, was uns beseelt. Liebe und Hoffnung und Glauben zur Blüte zu bringen. Wenn das das Anliegen unserer Toten gewesen ist - und wenn das auch unser Anliegen, unser Leben ist - dann werden nicht nur sie, sondern auch wir in Gemeinschaft mit ihnen und unserem Gott, nach dem Tod aufblühen in unaussprechlicher Herrlichkeit.

Dennoch: Der Tod schmerzt, und ein Leben, das sich verschenkt, schmerzt, weil wir so viel aufgeben und zurücklassen, weil wir soviel zu verlieren scheinen. Aber das Wichtigste, das, was wir hier - im Herzen - tragen, das nehmen wir mit.

Amen.

4. Predigtvorschlag

«Alles hat seine Zeit»

Alles hat seine Zeit, seine Stunde, so heißt es beim Prediger Kohelet, eine Zeit der Freude und eine Zeit der Trauer. Eine Zeit der Trauer - haben wir denn noch wirklich die Zeit, mit ganzem Herzen zu trauern?

Wir sind hier, weil wir um einen lieben Verstorbenen trauern. Der Gedanke an den Tod nimmt uns fast den Atem. Es ist die Trauer und der Schmerz, der uns - oft im wahrsten Sinne des Wortes - die Kehle zuschnürt, der uns wie ein Kloß im Hals steckt. Es gibt so vieles, dass unser Herz anfüllt, das wir aber nicht mehr herauslassen können oder wollen.

In uns liegt tief eingesenkt all das, was unsere Verstorbenen uns alles geschenkt hat. Nicht nur die Blicke, die Worte, die Gesten und die Zuneigung. Nein, vor allem wie sie selbst gewesen sind, hat sich uns eingeprägt.

In unseren Herzen aber pocht auch die Frage nach dem Warum. Warum gerade er, warum sie? Warum jetzt schon? Warum auf diese Weise? Ich weiß es nicht. Diese Frage schmerzt uns. Wir tragen sie hier - im Herzen - und wissen nicht wohin damit.

Nicht nur das ist es, was uns wie ein Kloß im Halse steckt, sondern auch die bange Frage: Was ist jetzt mit unseren Toten? Sind sie uns für immer genommen? Oder sind sie noch bei uns? Sind sie schon Gott?

Trauern - befreiend Trauern -, das heißt, das herauslassen, was uns so erfüllt. Von dem zu reden, was in uns ist. Den Kloß im Hals überwinden und erzählen, wie unsere Lieben gewesen ist. Die Erinnerung wach halten, die Liebe und Dankbarkeit wach halten. Erzählen sie von denen, die uns vorangegangen sind, erzählen sie den Kindern, was sie für einen Vater, was für eine Mutter, was für Großeltern sie hatten. Immer noch haben!

Stellen sie die Fragen, die sie bedrängen. Auch das ist Trauer: Suchen sie die Antworten, die Gott ihnen jetzt noch nicht gibt. Geben sie sich nicht mit vorläufigem zufrieden. Fragen, die aus dem Herzen kommen, führen immer zum Herzen dessen, der unsere Antwort ist.

Trauern bedeutet aber auch, Hoffnung zu haben. Ohne Hoffnung könnten wir nicht trauern, sondern müssten verzweifeln. Die Verstorbenen sind uns nicht fern. Die Trennung, die der Tod bedeutet, ist nicht endgültig. Wir haben unsere christliche Hoffnung: Wenn es einen Gott gibt, der uns liebt, dann kann diese Liebe nicht mit dem Tod einfach zu Ende sein. Wenn wir einen Gott haben, der mit uns trauern kann - so, wie wir im Evangelium gehört haben - dann haben wir auch einen Gott, der mit für uns die Liebe weiterleben lässt, der unsere Lieben weiter am Leben erhält.

Trauern sie. Halten sie die Erinnerung, die Fragen und die Hoffnung wach. Erinnern sie sich, weil sie geliebt haben und geliebt worden sind. Fragen Sie, weil die Liebe sich nie mit dem zufrieden gibt, was einfach so ist. Hoffen Sie, weil sie immer noch lieben und - weil Gott es ist, der unsere Liebe nicht sterben lässt.

Wer trauert, der kann wieder atmen. Dem löst sich der Kloß im Hals, der gewinnt den Blick für die Wirklichkeit: Dass weder das Leben unserer Toten, noch ihr Lieben mit dem Tod ein Ende gefunden hat. Amen.

5. Predigtvorschlag

«Im Hause meines Vaters sind viele Wohnungen»

Wenn wir einen lieben Menschen zu Grabe getragen haben, über und für ihn gebetet haben, für ihn Gottesdienst feiern, und wenn wir schließlich auf seinem Grab das Kreuz aufrichten - dann bringen wir damit unseren christlichen Glauben und unsere Hoffnung auf die Auferstehung zum Ausdruck. Wir wissen, dass wir unseren lieben Verstorbenen nicht verloren haben, sondern dass wir ihn nur dem zurückgeben mussten, der ihn uns geschenkt hat. Unsere Toten sind jetzt wieder vollkommen in Gottes Händen, und so, wie Gott sie einst uns geschenkt hat, so glauben wir, dass Gott uns auch erneut einmal zusammenführen wird.

Trotz dieses Glaubens aber erfüllt uns jeder Tod mit Trauer und Abschiedsschmerz. Nicht deshalb, weil wir uns in unserem Glauben unsicher wären, weil wir uns nicht freuen würden auf das, was Gott uns verheißen hat. Sondern deshalb, weil die Zeit, die wir mit unseren lieben Toten haben durften, in uns nachklingt und uns nicht so schnell loslassen wird. Und das nicht nur, weil sie so viele Spuren hinterlassen haben. Sie, die diejenigen gekannt haben, die uns vorangegangen sind, wissen, was Sie an ihnen hatten und was sie Ihnen bedeutet haben.

Ganz unabhängig von ihrem Wirken und von den Spuren, die sie hinterlassen haben, gilt: Worauf es Gott ankommt, ist das Herz, das hinter allem Tun geschlagen hat; wieviel Liebe, Aufrichtigkeit und Frömmigkeit sie im Leben verschenken konnten.

Und die Liebe, die wir von ihnen empfangen haben, weil sie selbst von Gott geliebt waren, die will sich nicht einfach abstellen lassen. Die können wir nicht einfach abhaken und dann zur Tagesordnung übergehen. Das bedeutet Trauer: Weiterhin auch den Menschen zu lieben, der nicht mehr unter uns ist.

Ein herausragendes Ereignis - eine Hochzeitsfeier oder ein Jubiläum - kann noch Jahre in uns nachklingen, schöne Erinnerung wachrufen und unser Leben prägen.
Dass unsere lieben Verstorbenen nicht mehr unter uns ist, können wir nicht ändern. Aber sie werden auch noch weiterhin in uns nachklingen, mehr als nur schöne Erinnerungen in uns wachrufen und unser Leben prägen.

Die Zeit der Trauer ist auch eine Zeit, in der wir uns auf ein Wiedersehen mit denen vorbereiten, um die wir trauern. Indem wir auf Gottes Wort vertrauen, auf das auch unsere Verstorbenen ihr Leben lang vertraut haben: «Euer sse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich. Im Hause meines Vater gibt es viele Wohnungen.»

Amen.

6. Predigtvorschlag

«Emmaus»

Die Jünger, die auf den Weg nach Emmaus waren, haben viel mit uns, die wir um unsere Verstorbenen trauern, gemeinsam. Denn der Grundzug, der sie beherrscht, ist die Trauer.

Sie wissen, dass Jesus, an den sie ihr Herz gehangen haben, gestorben ist, sie verlassen hat. Er ist nicht mehr unter ihnen. Und sie reden über das, was sich ereignet hat.

Wahrscheinlich gehen auch Ihre Gedanken zurück. Wir trauern, und in unserer Trauer gehen unsere Gedanken zurück, zu dem, was unsere Toten für uns gewesen sind, was sie uns bedeutet haben, was sie uns gegeben, geschenkt haben. Vielleicht haben sie bestimmte, konkrete Ereignisse vor Augen, Gedanken, Begebenheiten. Sätze, die zu Ihnen gesprochen worden sind; Trost, den sie gespendet haben; Hilfen, die sie gegeben haben. Vielleicht halten sie sich aber auch einfach nur das Wesen derjenigen vor Augen, die uns so lieb gewesen sind. Und während wir sie in unseren Gedanken lebendig werden lassen, wird uns um so schmerzlicher bewusst, dass sie nicht mehr unter uns sind, dass sie uns fehlen.

Bei den Emmausjüngern, die sich ihren Jesus im Gespräch vor Augen führen, ist mitten unter ihnen bereits der anwesend, um den sie trauern. Aber in ihrem Schmerz erkennen sie ihn nicht, können sie ihn nicht erkennen. Sie waren wie mit Blindheit geschlagen, denn der Schmerz, jemanden zu verlieren, der einem soviel gegeben hat, umschließt das Herz wie mit einer festen Faust.

Aber in ihrem Schmerz spüren sie doch, dass sie nicht allein sind. Sie finden Trost in ihrem Begleiter, und so bitten sie ihn: «Bleibe doch bei uns; denn es wird bald Abend, der Tag hat sich schon geneigt.»

Das Herz in ihrer Brust hat gebrannt - nicht nur vor Trauer und Schmerz, sondern auch voll Hoffnung. Eine Hoffnung, die sie nicht begreifen konnten, die sie aber dennoch gespürt haben. Und in dem Augenblick, in dem sie mit dem Auferstandenen Mahl gehalten haben, gingen ihnen die Augen auf. Sie erkannten ihn.

Unsere Verbindung mit unseren Toten ist nicht abgebrochen. Wir können sie nicht mehr sehen, sie nicht mehr berühren. Sie können uns nicht mehr in ihre Arme schließen. Aber sie sind uns nicht vollkommen entschwunden. Im Glauben wissen wir, dass wir mit ihnen verbunden bleiben. Wir leben noch immer in Beziehung mit ihnen, denn das, was sie uns gegeben haben, was wir ihnen geben durften, verbindet uns. Die Dankbarkeit, die Zuneigung und die Liebe, die uns im Leben mit ihnen verbunden hat, hört mit dem Tod nicht auf.

Auch, wenn wir es nicht immer erfahren, wenn unser Verstand uns anderes erzählen will: Wir wissen, dass sie noch immer unter uns sind. Unser Herz brennt, nicht nur von Schmerz und Trauer, sondern auch in der Hoffnung, ja, in der Gewissheit, dass sie nicht verloren gegangen sind, nicht abhanden gekommen sind, sondern dass sie in Gottes Hand erhalten bleiben, und damit auch für uns erhalten bleiben.

Es bedarf keiner gedanklichen Anstrengung, sondern nur der Einfachheit unserer Herzen, um das zu erkennen: Wir bleiben mit unseren Toten in Verbindung, solange Gott die Verbindung zu uns hält und solange wir in unserem Gott bleiben. Sie sind unter uns, weil Gott unter uns ist. In Gott und durch ihn und mit ihm geht uns nichts verloren, was wichtig war.

Und so, wie die Emmausjünger ihren Herrn im Brotbrechen erkannt haben, weil es das Zeichen seiner Liebe gewesen ist, so erkennen wir in Gottes Liebe die Verheißung, dass wir nicht getrennt leben müssen, von denen, die wir lieben. Gottes Liebe ist die Verheißung an uns, dass alles gut werden wird. Alles. Amen.

7. Predigtvorschlag

«Wir sind nur Gast auf Erden und wandern ohne Ruh, mit mancherlei Beschwerden, der ewigen Heimat zu.» (Gotteslob Nr. 656)

Wenn wir - aus welchem Grunde auch immer - fern der Heimat sind, dann werden wir alles daran setzen, bald wieder heimatlichen Boden unter die Füße zu bekommen.

Dass wir Menschen in die Fremde verschlagen werden, kann die unterschiedlichsten Gründe haben: Die Suche nach einem Arbeitsplatz, Krieg, Abenteuerlust. Manche heiraten in einen anderen Ort, und manche sind einfach nur auf Urlaub in ein anderes Land gereist.

Die Menschen allerdings, die nicht freiwillig ihre Heimat verlassen haben, sehnen sich nach ihrem Zuhause und unternehmen oft alles mögliche, um dorthin zurückzugelangen. Heimat, so hat mal einer gesagt, ist dort, wo jemand auf mich wartet. Heimat ist dort, wo jemand ist, an dem unser Herz hängt.

Nicht zu Unrecht sagen wir also, dass wir Christen hier auf Erden auf der Wanderschaft sind. Mag sich Frau Rawert auch hier in Rhede heimisch gefühlt haben - Ihr und uns ist der Himmel als ewige Heimat verheißen. Und wem eine solche Heimat versprochen ist, der kann sich auf Erden nicht wirklich heimisch fühlen.

Jesus braucht dafür das Bild des Vaterhauses Gottes, in dem viele Wohnungen sind. In diesem Bild finden wir die Geborgenheit bei. Unsere Heimat ist dort, weil dort Gott auf uns wartet. Dort hat Gott in aller Geduld und Liebe auch auf Paula Rawert gewartet, und sie jetzt zu sich geholt.

Nun wissen wir, dass ein Mensch, der ein lohnendes Ziel vor Augen hat, bereit ist, einige Strapazen dafür in kauf zu nehmen. Mit dem Ziel der ewigen Heimat vor Augen, können wir mit dem Leid, das uns in unserem Leben begegnet, anders umgehen. Selbst das Leid, das uns jetzt trifft, wenn ein Angehöriger stirbt, erscheint in einem anderen Licht, wenn wir uns vorstellen, dass unsere Verstorbenen bereits vor uns ihre Heimat erreicht.

In dem gleichen Glauben, mit der gleichen Hoffnung können wir Christen dem Tod unserer Lieben begegnen. Im Glauben daran, dass sie uns lediglich ein kleines Stück des Wegs vorangegangen ist.

Unser Leid, unsere Nöte aber auch der alltägliche Ärger ist gelassener zu ertragen, mit diesem Ziel vor Augen. Aber wieviele Menschen gibt es heute, die zwar genauso unterwegs sind, die jedoch das Ziel nicht mehr wahrhaben wollen, nicht mehr glauben können!

So gibt es viele Reisende in dieser Welt, aber nur wenige, die wissen, wohin sie unterwegs sind. Viele spüren noch, dass sie hier auf der Erde keine wirkliche Heimat haben, glauben aber nicht mehr an die Heimat bei Gott, die auf sie wartet. Möglicherweise hatte sie einmal ein Ziel vor Augen, haben es aber jetzt aus den Augen verloren. So haben sie sich an das Laufen gewöhnt und halten es inzwischen für das Eigentliche.

Wir aber haben eine andere Berufung: Wir sollen im Haus des Vaters zur Ruhe kommen. Deshalb müssen auch wir zielgerichtet unseren Weg gehen. Viele können uns darin Vorbild und Wegweiser sein. Einer aber hat gesagt: «Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater, außer durch mich.»

Um uns heimzuholen, ist Gottes Sohn Mensch geworden, er zeigt uns nicht nur den Weg, er geht ihn auch mit uns. Wenn wir uns an ihn halten, können wir den Heimweg nicht verlieren, wird er immer an unserer Seite sein.

Und mit ihm als Wegbegleiter dürfen wir voll Vertrauen darauf hoffen, dass wir dort, im Hause des Vaters, die wahre Heimat finden, weil dort die Menschen, die wir lieben und die uns geliebt haben, auf uns warten. Amen.

8. Predigtvorschlag

«Das Gericht ist unsere Entscheidung, zu Gott JA zu sagen»

Liebe Schwestern und Brüder, wenn wir in der Hl. Schrift vom Gericht über die Verstorbenen hören und uns darüber Gedanken machen, so geraten wir sehr schnell in ein Dilemma: Auf der einen Seite spielt es auch für Gott eine entscheidende Rolle, wie wir hier auf Erden leben. Auf der anderen Seite scheint uns aber der Gedanke eines richtenden Gottes, der uns unsere guten und schlechten Taten vorhält, als ein sehr kümmerliches Bild von Gott.

Aber das Bild des Gerichtes nach unserem Tod ist ein so klarer Bestandteil der Frohen Botschaft, dass wir ihn wohl nicht wegdiskutieren können. Der Gedanke, dass es vollkommen egal ist, was wir hier tun und wie wir leben, wir kommen sowieso in den Himmel - der Gedanke entspräche ja auch nicht dem guten Gott, an den wir glauben.
Denn das würde bedeuten, dass Gott uns nicht ernst nehmen würde. Dass die Entscheidungen, die wir hier auf Erde treffen - manchmal sehr mühsam und verbunden mit großen Opfern - ohne jeden Belang sind.
Jeder, der sich entschließt, mit diesem Gott nichts zu tun haben zu wollen, würde am Ende seines Lebens seiner Freiheit beraubt und zur Liebe gezwungen. Seine Entscheidung gegen Gott wäre dann vollkommen belanglos.

Aber das wirft - gerade am heutigen Tag - die Frage auf, was denn mit unseren Verstorbenen ist. Und - mindestens genauso drängend - was wird mit uns einmal sein? Denn das ist ja wohl auch klar: Wir haben keinen Buchhalter-Gott, der alles, was wir tun, schön aufschreibt und nachher zusammenrechnet, ob wir uns wohl den Himmel verdient haben - oder nicht.

Vielleicht hilft uns dabei ein Gedanke weiter, der bei den alten Mönchsvätern, vor allem beim Heiligen Benedikt, ein entscheidende Bedeutung gehabt hat: Das Leben ist ein großes Einüben. Hier auf Erden üben wir uns, dereinst zu unserem Gott das große «JA» zu sprechen. So wie Jesus, nachdem Petrus ihn dreimal verleugnet hat, ihn dreimal fragt: Liebst Du mich? - so wird er auch uns fragen, ob wir ihn lieben. Und das was zählt, ist nur, ob wir dann aus ganzem Herzen das JA zu Gott, so wie er ist, auch wirklich sprechen können.

Dieses endgültige JA beginnt mit dem JA, dass wir in der Taufe sprechen. Aber es muss sich in unserem Leben immer wieder neu bewähren.
Können wir zu einem Gott, der unserem ärgsten Feind schon längst verziehen hat, während wir immer noch auf Rache sinnen, von ganzem Herzen JA sagen?
Können wir zu Gott denn JA sagen, wenn wir hier auf Erden all den Menschen, die uns nicht in den Kram passen, ein NEIN entgegenhalten?
Können wir aus ganzem Herzen JA zu Gott sagen, wenn wir hier auf Erden mit seiner Kirche nichts tun haben wollen? Wenn uns jeder Gottesdienst, der ja nichts anderes ist als eine gefeierte Zustimmung zu ihm, schon zu viel und zu lästig ist?
Können wir aus ganzem Herzen zu Gott JA sagen, so, wie er ist, wenn wir hier auf Erden schon unseren eigenen Glauben zurechtzimmern, uns Gott so basteln, wie wir ihn gerne hätten - egal was uns die Bibel oder die Kirche sagt?

Liebe Schwestern und Brüder, glauben Sie mir: Gott hat uns all unsere Halbheiten längst verziehen. Er trägt uns nichts nach, er hält uns keinen Sündenkatalog vor. Vor ihm brauchen wir keine Angst zu haben, er will nichts weniger, als ein strafender Gott zu sein. Deshalb können wir Allerseelen, dass Gedenken an alle unsere Verstorbenen auch feiern: Weil wir wissen, dass uns ein liebender Gott erwartet, wo der, der nicht glaubt, nur ein dunkles Nichts sieht.
Der, der an diesen liebenden Gott glaubt und das Leben nach dem Tode ernst nimmt, der wird auch sein Leben hier ernst nehmen - und mit der Liebe ernst machen. Wer von diesem JA Gottes zu uns beseelt ist, den kann nichts mehr trennen von der Liebe Gottes. Wer sich darum bemüht, sein eigenes JA zu Gott in diesem Leben einzuüben, den wird Gott vollenden. Der lebt ein erfüllt Leben, egal, wieviel er darin erreicht. Das ist unser Glaube, und das ist unsere großartige Hoffnung - für uns und für unsere Verstorbenen. Amen.

9. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder,
wenn wir in der Hl. Schrift vom Gericht über die Verstorbenen hören und uns darüber Gedanken machen, so geraten wir sehr schnell in ein Dilemma:
Auf der einen Seite spielt es auch für Gott eine entscheidende Rolle, wie wir hier auf Erden leben.
Auf der anderen Seite scheint uns aber der Gedanke eines richtenden Gottes, der uns unsere guten und schlechten Taten vorhält, als ein sehr kümmerliches Bild von Gott.
Aber das Bild des Gerichtes nach unserem Tod ist ein so klarer Bestandteil der Frohen Botschaft, dass wir ihn wohl nicht wegdiskutieren können.
Der Gedanke, dass es vollkommen egal ist, was wir hier tun und wie wir leben, - dieser Gedanke entspräche ja auch nicht dem guten Gott, an den wir glauben.
Denn das würde bedeuten, dass Gott uns nicht ernst nehmen würde. Dass die Entscheidungen, die wir hier auf Erde treffen - manchmal sehr mühsam und verbunden mit großen Opfern - ohne jeden Belang sind.
Jeder, der sich entschließt, mit diesem Gott nichts zu tun haben zu wollen, würde am Ende seines Lebens seiner Freiheit beraubt und zur Liebe gezwungen. Seine Entscheidung gegen Gott wäre dann vollkommen belanglos. Wir alle wären nur Marionetten ohne freien Willen.
Und nach dem Motto des berühmten Karnevalsschlagers "Wir kommen alle, alle in den Himmel, weil wir so brav sind." zu leben, hieße den barmherzigen Vatergott zu einem treudoofen Opa verkommen zu lassen
Aber das wirft - gerade am heutigen Tag - die Frage auf, was denn mit unseren Verstorbenen ist. Und - mindestens genauso drängend - was wird mit uns einmal sein?
Denn das ist ja wohl auch klar: Wir haben keinen Buchhalter-Gott, der alles, was wir tun, schön aufschreibt und nachher zusammenrechnet, ob wir uns wohl den Himmel verdient haben - oder nicht.
Vielleicht hilft uns dabei ein Gedanke weiter, der bei den alten Mönchsvätern, vor allem beim Heiligen Benedikt, ein entscheidende Bedeutung gehabt hat:
Das Leben ist ein großes Einüben.
Hier auf Erden üben wir uns, dereinst zu unserem Gott das große "JA" zu sprechen. So wie Jesus, nachdem Petrus ihn dreimal verleugnet hat, ihn dreimal fragt: Liebst Du mich? - so wird er auch uns fragen, ob wir ihn lieben. Und das was zählt, ist nur, ob wir dann aus ganzem Herzen das JA zu Gott, so wie er ist, auch wirklich sprechen können.
Dieses endgültige JA beginnt mit dem JA, dass wir in der Taufe sprechen. Aber es muss sich in unserem Leben immer wieder neu bewähren.
Können wir zu einem Gott, der unserem ärgsten Feind schon längst verziehen hat, während wir immer noch auf Rache sinnen, von ganzem Herzen JA sagen?
Können wir zu Gott denn JA sagen, wenn wir hier auf Erden all den Menschen, die uns nicht in den Kram passen, ein NEIN entgegenhalten?
Können wir aus ganzem Herzen JA zu Gott sagen, wenn wir hier auf Erden mit seiner Kirche nichts tun haben wollen? Wenn uns jeder Gottesdienst, der ja nichts anderes ist als eine gefeierte Zustimmung zu ihm, schon zu viel und zu lästig ist?

Können wir aus ganzem Herzen zu Gott JA sagen, so, wie er ist, wenn wir hier auf Erden schon unseren eigenen Glauben zurechtzimmern, uns Gott so basteln, wie wir ihn gerne hätten - egal was uns die Bibel oder die Kirche sagt?
Liebe Schwestern und Brüder, glauben Sie mir:
Gott hat uns all unsere Halbheiten längst verziehen. Er trägt uns nichts nach, er hält uns keinen Sündenkatalog vor. Vor ihm brauchen wir keine Angst zu haben, er will nichts weniger, als ein strafender Gott zu sein.
Deshalb können wir Allerseelen, dass Gedenken an alle unsere Verstorbenen auch feiern: Weil wir wissen, dass uns ein liebender Gott erwartet, wo der, der nicht glaubt, nur ein dunkles Nichts sieht.
Das ist nämlich die Hölle: Auf ewig allein sein zu wollen, im Dunkeln kauern zu wollen, weil man meint, sich allein zu genügen. Die Hölle ist sozusagen immer von innen verschlossen. Sie ist das endgültige, egoistische NEIN des hochmütigen Menschen.
Der Himmel hingegen ist die ewige Gemeinschaft mit Gott und allen die JA gesagt haben zu Gott und zu denen Gott JA gesagt hat. Eine Gemeinschaft in der es keine Trauer, keine Feindschaft, kein Leid und keine Tränen mehr gibt, sondern nur noch Friede und Freudeim Hl. Geist. Eine Gemeinschaft in der wir uns alle bejaht wissen, wirklich geliebt.
Am Ende unseres Lebens wird Gott auf uns zu kommen. Mit ausgebreiteten Armen und einem Blick voll Liebe will er uns empfangen. Und wenn wir diese Liebe sehen, spüren wir, wie wenig wir dieser Liebe entsprochen haben, wie sehr wir diesen Gott enttäuscht haben, wie sehr wir uns etwas vorgemacht haben. Und dieser Schmerz angesichts der Unerwiderten Liebe, dieser Schmerz ist das, was wir das Fegefeuer nennen. Dieser Schmerz läutert uns. Es ist der Schmerz den der verlorene Sohn in seinem Herzen empfand als er seinem barmherzigen Vater entgegenging.
Der, der an diesen liebenden Gott glaubt und das Leben nach dem Tode ernst nimmt, der wird auch sein Leben hier ernst nehmen - und mit der Liebe ernst machen.
Wer von diesem JA Gottes zu uns beseelt ist, den kann nichts mehr trennen von der Liebe Gottes. Wer sich darum bemüht, sein eigenes JA zu Gott in diesem Leben einzuüben, den wird Gott vollenden. Der lebt ein erfüllt Leben, egal, wieviel er darin erreicht. Das ist unser Glaube, und das ist unsere großartige Hoffnung - für uns und für unsere Verstorbenen.
Amen.

10. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder!

In der Allerseelenandacht, die wir hier und jetzt miteinander feiern, wollen wir der Verstorbenen gedenken. An die verstorbenen nahen Angehörigen, Verwandte, Bekannte und Freunde. Aber auch an die, an die niemand mehr denkt. Wir sind hier versammelt, um für sie zu beten, daß Gott ihnen das ewige Leben schenken möge.
Viele von ihnen werden sicherlich für bestimmte Verstorbene beten, die ihnen mehr oder weniger nahe gestanden sind. Dabei werden so manche Erinnerungen hochkommen. Sowohl Gute, als auch nicht so Angenehme. Bei allen diesen Reminiszenzen kommt einem vielleicht immer wieder die Frage:
„Werde ich den Verstorbenen oder die Verstorbene einmal wiedersehen?" Oft wird diese Frage auch mit der Hoffnung eines Wiedersehens verbunden. Und oft genug möchte man dann wissen: „Was passiert eigentlich nach dem Tod? Wohin gehen wir?"
Diese Fragen haben die Menschheit durch die Jahrhunderte bis ins heutige Jahrhundert begleitet.
Viele haben versucht, auf diese Fragen eine Antwort zu geben.
So gibt es die verschiedensten Denkmodelle, wie ein Leben nach dem Tod aussieht. Auch für die Beschreibung des Lebens nach dem Tode, gibt es viele Bilder und Beschreibungen.
In den letzten Jahren ist besonders eine Vorstellung auf dem Vormarsch. Nämlich die Lehre von der Reinkarnation, der Wiedergeburt.
Viele Menschen meinen, sie würden nach ihrem Tod in einem neuen Körper wiedergeboren. Diese Ansicht will bewiesen sein durch parapsychische Phänomene. Das sind unter anderem Phänomene, wo eine Person angeblich aus ihrem früherem Leben berichtet, welches Jahrzehnte zurückliegt.
Und die Vorstellung, noch einmal die Errungenschaften unserer westlichen Gesellschaft zu genießen, ist ja allzu verlockend.
Aber was ist eigentlich unter dieser Lehre zu verstehen?
Der Ursprung der Reinkarnationslehre liegt im Buddhismus und Hinduismus. Sie besagt, daß die Seele sich in einem Karussell des ständigen Wiedergeboren-Werdens befindet.
Sie kann nur durch Yoga diesem Karussell entkommen. Über acht Stufen des Yoga gelangt sie dann ins Nirwana. Das ist ein Aufgehen in die Allseele, Atman genannt. Dort hat man keine Begierden, Gefühle und Wünsche mehr.
Im Westen ist diese Art Selbsterlösungkarussell zu einer Spirale gemacht worden. Diese Art Selbsterlösungsstrategie führt allemal nach oben. Deswegen scheint sie auf dem ersten Blick sehr attraktiv.
Doch bei näherem hinsehen, wird deutlich, wie unbarmherzig diese Lehre im Grunde ist. Denn dieser Lehre liegt das Gesetz des Karma zugrunde. Karma ist ein Gesetz von Tat und Wirkung.
Wenn man im jetzigen Leben Böses tut, dann wird man im nächsten Leben viel Leid ertragen müssen. Es wird am Ende meines Lebens genau abgewogen, wieviel Böses und wieviel Gutes man getan hat. Und je nachdem wie man gelebt hat, muß man die Folgen tragen.
Leid und Not sind dann so eine Art Bestrafung, deren Grundlage die harte Konsequenz des entsprechenden früheren Lebens ist. Worte wie Gnade und Vergebung haben da nichts zu suchen. Es gibt nur Gesetze und gnadenlose Automatismen, aus denen man sich selbst befreien muß.
Für Barmherzigkeit ist hier kein Platz.
Ganz anders die Botschaft Jesu. In der Lesung gerade haben wir gehört, wie Jesus zu seinen Jüngern, und damit auch zu uns, spricht: „Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott, und glaubt an mich!" Jesus weiß, daß wir in mancherlei Versuchung des Glaubens fallen. Daher bittet er uns hier, treu zu bleiben. Sich nicht verwirren zu lassen.
Wir sollen nicht auf die falschen Propheten hereinfallen, die alles versprechen und doch selbst blind sind.
Und weiter sagt er: „Im Hause meines Vaters gibt es viele Wohnungen." Ein paar Verse weiter: „Und ich werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin."
Jesus spricht hier nicht davon, daß er ins Nirwana eingeht, in die Allseele. Er sagt, daß er im Hause seines Vaters ist. Einer konkreten Person. Nämlich Gott Vater. Nicht bei einem göttlichen Fluidum.
Und für jeden von uns hat er eine Wohnung bereitet. Er möchte uns bei sich haben. Als Person. So wie Gott uns geschaffen hat.
Als ein Individuum, daß es im Verlauf der Geschichte nur ein einziges Mal gibt. Und nicht als etwas, was in ein Alles oder Nichts zerflossen ist.
Jesus hat uns das Tor zum Vater aufgeschlossen. Durch seinen Tod und seine Auferstehung sind wir erlöst. Durch Jesu Erlösungstat ist uns die Möglichkeit geschenkt worden, in das Haus des Vaters zu gelangen.
Aber wie gelangt man jetzt zum Vater? Welchen weg muß man gehen?
Diese Frage stellte auch Thomas Jesus: „Wie sollen wir dann den Weg kennen?"
Und die Antwort Jesu: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich."
Welche Stellung Jesus hier einnimmt, kann vielleicht ein Vergleich aus der Computerwelt verdeutlichen. Vergleiche sind mit Vorsicht zu genießen. So auch dieser.
Wer im Internet surfen möchte, braucht einen Provider, der den Zugang zum Internet ermöglicht. Es gibt verschiedene Provider, die ich nicht nennen möchte. Das Wort Provider kommt aus dem lateinischen und setzt sich aus zwei Wörtern zusammen:
pro und videre.
Wörtlich übersetzt: fürsehen. Das Wort providere wird auch mit „Sorge tragen" übersetzt. Ein Provider ist also jemand, der für etwas Sorge trägt. Beim Internet sind es die Anbieter, die Sorge tragen, daß man im Internet surfen kann. Diese Sorge lassen sie sich gut bezahlen.
Jesus trägt die Sorge, daß wir zum Vater gelangen.
Den Fürsprecherdienst Jesu können wir uns jedoch nicht mit Geld erkaufen. Ebensowenig können wir sagen: Ich habe das und das getan, also erhalte ich dafür das ewige Leben. Dieses Wenn-Dann-Denken wird Jesu Botschaft nicht gerecht.
Jesus möchte, daß wir daß Leben in Fülle haben. Und dieses Leben will er uns schenken. Aus Liebe zu uns. Wir müssen ihn darum bitten und es annehmen.
Denn er ist der Weg und die Wahrheit, die zum Leben führt. Ein Leben in Fülle, welches uns in der Ewigkeit geschenkt wird und an dem wir jetzt schon Anteil nehmen können.

11. Predigtvorschlag

"Sich verbrauchen lassen für Gott"

Allerseelen feiern wir nicht im Hochsommer. Allerseelen feiern wir jetzt, wenn wir den Übergang vom Licht zum Dunkel am stärksten wahrnehmen, wenn wir dankbar sind für jede Stunde des Tages, die Licht bringt – und für das Licht einer Kerze.

Die Osterkerze, die zum erstenmal in einer Nacht entzündet wurde, in der Osternacht, steht während des Jahres in der Taufkapelle. Sie begleitet dort den Beginn eines neuen Lebens: Wenn ein Mensch getauft wird, wird ihm das Licht der Osterkerze anvertraut. Dieses Licht soll zeigen, daß einer sich von diesem Licht entzünden läßt und es hineinträgt in die Welt als ein Zeichen der Hoffnung.

Heute steht die Osterkerze neben dem Altar. Gleich werden wir die Lichter, die daneben stehen, auch entzünden. Jedes Licht steht für einen Verstorbenen, der in den vergangenen zwölf Monaten diese unsere Welt verlassen hat.

Daß wir für jeden Verstorbenen ein Licht anzünden und dieses Licht von der Osterkerze nehmen, hat auch seinen tiefen Sinn. Nicht nur der Beginn, auch das Ende des irdischen Lebens ist im Symbol der Osterkerze verdichtet dargestellt.

Von vielen Verstorbenen sagen wir: Wie schade, daß er schon so früh sterben mußte! Manchmal denken wir auch so, obwohl der Tote eigentlich schon ein hohes Alter erreicht hatte. Vor ein paar Monaten las ich eine Todesanzeige, in der es hieß: „Wir hatten noch so viel miteinander vor!“ Der Verstorbene war immerhin 84 Jahre alt. In früheren Zeiten wäre das schon als biblisches Alter angesehen worden.

Im Blick auf die Osterkerze können wir versuchen, einen anderen, gläubigeren Maßstab zu finden: Die Osterkerze zeigt das Zeichen des Kreuzes, das für Christus steht. Christus selbst hat nicht lange auf dieser Erde gelebt. Wir dürfen annehmen, daß er ungefähr dreißig oder vielleicht dreiunddreißig Jahre alt war, als er am Kreuz starb. Und nur drei Jahre davon lebte und lehrte er öffentlich. Jesus hatte als Mensch auf dieser Erde kein langes Leben. Aber sein Leben, das er lebte, war Hingabe. Jesus hatte keine Angst, für uns Menschen gebraucht und verbraucht zu werden.

Das gleiche zeigt uns die Kerze und besonders die Osterkerze: wenn sie neu ist, ist sie wunderbar anzusehen, wie sie gerade und geschmückt da steht. Aber so erfüllt sie noch nicht ihre Bestimmung. Ihre Bestimmung besteht gerade darin, daß sie ihre Schönheit verliert. Ihre Bestimmung besteht darin, sich verzehren zu lassen und durch ihr langsames Niederbrennen ihrer Umgebung etwas Kostbares zu schenken: das lebendige Licht und die Wärme einer Flamme.

Unsere Vorfahren, die noch tiefer als wir mit den Elementen und ihrer Wirkung verbunden waren, für die ein Licht, eine Flamme, ein Stein oder ein Weg noch eine viel wesentlichere Bedeutung hatte als für uns, sie haben dann auch der Kerze eine weitere Bedeutung zugeschrieben. Sie haben gesagt: Die Kerze, sie steht für Seele und Leib des Menschen. Der Leib, den finden wir im Wachskörper der Kerze dargestellt. Das Wachs schmilzt und wandelt sich in Wärme und Licht. So ist auch der Leib eines Menschen nicht dazu da, sich selbst zu genügen. Er muß zur Hingabe werden, zum Opfer, das das Gute bewirkt.

Innen im Wachskörper der Kerze steckt der Docht. Er läßt sich entflammen und ist darum ein Sinnbild für die Seele des Menschen. Nur wenn die Seele sich entzünden läßt vom Licht der Gnade Gottes, kann der Mensch zu seiner wahren und eigentlichen Bestimmung finden. Er kann zum Licht und zum Segen werden für andere Menschen.

Alles an der Kerze ist dazu da, entflammt zu werden und Licht in der Dunkelheit zu spenden. Unsere Kirchen sind erbaut nach Osten hin, zur aufgehenden Sonne. Solange wir in dieser Welt leben, leben wir im Dunkel und Zwielicht. Da ist jedes Licht wichtig, das den Weg ausleuchtet. Doch irgendwann kommt der Tag, an dem die Sonne aufgeht für alle Zeiten. Für uns ist Christus die neue Sonne, die aufgeht und immer scheint. Wenn Christus kommt, am Ende der Zeiten, wenn er die Lebenden und die Toten richten wird, ist er die neue Sonne eines neuen Himmels und einer neuen Erde. Dann wird unser Glaube zum Schauen, unsere Sehnsucht zur Erfüllung, unser Fragen zur Gewißheit. Dann werden wir mit denen, die vor uns geglaubt und gehofft haben, das Ziel erreicht haben, auf das hin wir jetzt noch unterwegs sind.

12. Predigtvorschlag

Als einen der größten Komponisten, der je gelebt hat, dürfen wir Georg Friedrich Händel ansehen. Als der 55 Jahre alt war, im Jahr 1741, erlebte er eine Zeit tiefster Depression und Erschöpfung. Nichts ging mehr. Händel war ein verzweifelter Mann, unfähig, irgendetwas Neues zu beginnen. Er hatte den Glauben an sich selbst verloren.

Da erreicht ihn eines Tages ein Paket mit dem Brief eines Dichters Charles Jennens. Dieser hatte schon früher die Texte zu „Saul“ und „Israel in Ägypten“ geschrieben. Nun sandte er ihm einen neuen Text in der Hoffnung, Händel würde ihn vertonen. Das Oratorium trug die Überschrift „Der Messias“. Und als Händel die ersten Worte las, die ihm der Dichter da zugeschickt hatte, lösten sich in ihm aller Schmerz, alle Verzweiflung und alles Dunkel. Die ersten Worte lauteten: „Comfort ye – Sei getrost!“ Es ist ein Zitat aus dem Buch des Propheten Jesaja (Jes 40,1). Darin kündigt der Prophet dem geschundenen und erschöpften Volk an, nun werde etwas Neues beginnen, das Heil und neues Leben ist nahe. Die Zeit des Elends hat ein Ende, denn Gott selbst kommt mit Macht.
So wie Händel diese Worte vertont, spürt man förmlich den Trost und das Entgegenkommen des lebendigen Gottes und seine erbarmende Nähe zu den Menschen. Viermal erklingt der Ruf „Comfort ye – Sei getrost!“ Nicht dreimal, sondern viermal wird diese Zusage ausgesprochen. Viermal – das ist schon ein Symbol für die Menschwerdung des Sohnes Gottes, der unsere sterbliche Natur annimmt. Vier Kerzen trägt der Adventskranz, das Zeichen gläubiger Erwartung. Vier Enden hat auch das Kreuz, an dem wir Jesus sehen, wie er alle Krankheiten und Leiden der Menschen auf sich nimmt. Die Vier kehrt auch wieder in den vierzig Tagen der Fastenzeit, in denen wir den Ruf Gottes von neuem hören, wie er uns mit Erbarmen und Gnade reich beschenken will.

Heute, am Tag des Gebetes für unsere verstorbenen Schwestern und Brüder im Glauben, suchen wir nach Trost. Trost, dieses Wort hat in unserer Sprache leider eine Abwertung erfahren. Trost, das klingt irgendwie nach Vertröstung, nach Ablenkung vom Wirklichen, vom eigentlichen Leid. – Das Wort „Trost“ hat damit das gleiche Schicksal ereilt wie manche anderen Worte, die ursprünglich authentisch und gültig ausdrücken konnten, was wir uns selbst nicht machen und geben können. Aber dann sind diese Worte eingeebnet worden, verflacht zu einer Allerweltsformel. Das Wort „Trost“ gehört dazu, aber auch das Wort „Liebe“ oder auch „Heil“ und übrigens auch „Glaube“.

In der Sprache der Bibel bedeutet „Trost“ weit mehr als unsere gebräuchliche Wertung. Diese tiefere Bedeutung erkennen wir mit Blick auf bestimmte Stellen der Bibel. Von Simeon, der auf den Erlöser wartete, heißt es im Lukasevangelium, er wartete auf die Rettung Israels (Lk 2,25). Wörtlich steht an dieser Stelle: „Trost“. Das heißt: Trost und Rettung sind identisch. Die Worte bezeichnen ein und dasselbe Handeln Gottes. Wen Gott tröstet, den rettet er auch. Und wen er rettet, dem schenkt er das, worauf er wartet und hofft und woran er glaubt. Deswegen betont Lukas in seinem Evangelium so sehr immer wieder den Glauben: weil der Glaube das Tor zur Rettung ist.

So ist Trost nicht Vetröstung, sondern Heil und Leben. So ist der Trost, den Gott schenkt, etwas Wunderbares und Großes, das man gar nicht genug erwarten und erhoffen kann.

Und noch mehr können wir in diesem Wort Trost wiederfinden: Der Trost, den Gott schenkt, hat einen Namen: Jesus Christus. Er ist der fleischgewordene, der menschgewordene Trost des lebendigen Gottes in den Dunkelheiten und Leiden unseres Lebens. Er spricht nicht nur vom Trost, sondern er tröstet, indem er den Weg des Leidens mitgeht, indem er unser Leiden auf sich nimmt. Das ist das tiefste Geheimnis unseres Glaubens, das wir nicht nur heute, sondern auch in jeder heiligen Messe feiern: Der erhöhte, der am Kreuz sterbende Sohn Gottes verwandelt die Dunkelheit in Licht, die Angst in Freude, den Tod in neues Leben.

Als Georg Friedrich Händel daranging, das Geheimnis des neuen Lebens in eine Melodie zu bringen, konnte er nichts Besseres tun, als das Halleluja, den Jubelruf der erlösten Kirche zu nehmen und in seiner Melodie diesen Ruf immer höher zu setzen, gleichsam als Einheit von irdischer und himmlischer Musik, als Danklied der Engel und der Menschen.
Lassen wir uns heute einen Trost schenken, der stärker ist als jedes Leid und der vom Leben spricht, das stärker ist als der Tod.

13. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder!

In der Allerseelenandacht, die wir hier und jetzt miteinander feiern, wollen wir der Verstorbenen gedenken. An die verstorbenen nahen Angehörigen, Verwandte, Bekannte und Freunde. Aber auch an die, an die niemand mehr denkt. Wir sind hier versammelt, um für sie zu beten, daß Gott ihnen das ewige Leben schenken möge.
Viele von ihnen werden sicherlich für bestimmte Verstorbene beten, die ihnen mehr oder weniger nahe gestanden sind. Dabei werden so manche Erinnerungen hochkommen. Sowohl Gute, als auch nicht so Angenehme. Bei allen diesen Reminiszenzen kommt einem vielleicht  immer wieder die Frage:
„Werde ich den Verstorbenen oder die Verstorbene einmal wiedersehen?“ Oft wird diese Frage auch mit der Hoffnung eines Wiedersehens verbunden. Und oft genug möchte man dann wissen: „Was passiert eigentlich nach dem Tod? Wohin gehen wir?
“ Diese Fragen haben die Menschheit durch die Jahrhunderte bis ins heutige Jahrhundert begleitet.
Viele haben versucht, auf diese Fragen eine Antwort zu geben.
So gibt es die verschiedensten Denkmodelle, wie ein Leben nach dem Tod aussieht.  Auch für die Beschreibung des Lebens nach dem Tode, gibt es viele Bilder und Beschreibungen.
In den letzten Jahren ist besonders eine Vorstellung auf dem Vormarsch. Nämlich die Lehre von der Reinkarnation, der Wiedergeburt.
Viele Menschen meinen, sie würden nach ihrem Tod in einem neuen Körper wiedergeboren. Diese Ansicht will bewiesen sein durch parapsychische Phänomene. Das sind unter anderem Phänomene, wo eine Person angeblich aus ihrem früherem Leben berichtet, welches Jahrzehnte zurückliegt.
Und die Vorstellung, noch einmal die Errungenschaften unserer westlichen Gesellschaft zu genießen, ist ja allzu verlockend.
Aber was ist eigentlich unter dieser Lehre zu verstehen?
Der Ursprung der Reinkarnationslehre liegt im Buddhismus und Hinduismus. Sie besagt, daß die Seele sich in einem Karussell des ständigen Wiedergeboren-Werdens befindet.
Sie kann nur durch Yoga diesem Karussell entkommen. Über acht Stufen des Yoga gelangt sie dann ins Nirwana. Das ist ein Aufgehen in die Allseele, Atman genannt. Dort hat man keine Begierden, Gefühle und Wünsche mehr.
Im Westen ist diese Art Selbsterlösungkarussell zu einer Spirale gemacht worden. Diese Art Selbsterlösungsstrategie führt allemal nach oben. Deswegen scheint sie auf dem ersten Blick sehr attraktiv.
Doch bei näherem hinsehen, wird deutlich, wie unbarmherzig diese Lehre im Grunde ist. Denn dieser Lehre liegt das Gesetz des Karma zugrunde. Karma ist ein Gesetz von Tat und Wirkung.
Wenn man im jetzigen Leben Böses tut, dann wird man im nächsten Leben viel Leid ertragen müssen. Es wird am Ende meines Lebens genau abgewogen, wieviel Böses und wieviel Gutes man getan hat. Und je nachdem wie man gelebt hat, muß man die Folgen tragen.
Leid und Not sind dann so eine Art Bestrafung, deren Grundlage die harte Konsequenz des entsprechenden früheren Lebens ist. Worte wie Gnade und Vergebung haben da nichts zu suchen. Es gibt nur Gesetze und gnadenlose Automatismen, aus denen man sich selbst befreien muß.
Für Barmherzigkeit ist hier kein Platz.
Ganz anders die Botschaft Jesu. In der Lesung gerade haben wir gehört, wie Jesus zu seinen Jüngern, und damit auch zu uns, spricht: „Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott, und glaubt an mich!“ Jesus weiß, daß wir in mancherlei Versuchung des Glaubens fallen. Daher bittet er uns hier, treu zu bleiben. Sich nicht verwirren zu lassen.
Wir sollen nicht auf die falschen Propheten hereinfallen, die alles versprechen und doch selbst blind sind.
Und weiter sagt er: „Im Hause meines Vaters gibt es viele Wohnungen.“ Ein paar Verse weiter: „Und ich werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin.“
Jesus spricht hier nicht davon, daß er ins Nirwana eingeht, in die Allseele. Er sagt, daß er im Hause seines Vaters ist. Einer konkreten Person. Nämlich Gott Vater. Nicht bei einem göttlichen Fluidum.
Und für jeden von uns hat er eine Wohnung bereitet. Er möchte uns bei sich haben. Als Person. So wie Gott uns geschaffen hat.
Als ein Individuum, daß es im Verlauf der Geschichte nur ein einziges Mal gibt. Und nicht als etwas, was in ein Alles oder Nichts zerflossen ist.
Jesus hat uns das Tor zum Vater aufgeschlossen. Durch seinen Tod und seine Auferstehung sind wir erlöst. Durch Jesu Erlösungstat ist uns die Möglichkeit geschenkt worden, in das Haus des Vaters zu gelangen.
Aber wie gelangt man jetzt zum Vater? Welchen Weg muß man gehen?
Diese Frage stellte auch Thomas Jesus: „Wie sollen wir dann den Weg kennen?“
Und die Antwort Jesu: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.“
Welche Stellung Jesus hier einnimmt, kann vielleicht ein Vergleich aus der Computerwelt verdeutlichen. Vergleiche sind mit Vorsicht zu genießen. So auch dieser.
Wer im Internet surfen möchte, braucht einen Provider, der den Zugang zum Internet ermöglicht. Es gibt verschiedene Provider, die ich nicht nennen möchte. Das Wort Provider kommt aus dem lateinischen und setzt sich aus zwei Wörtern zusammen:
pro und videre.
Wörtlich übersetzt:  fürsehen.   Das Wort providere wird auch mit „Sorge tragen“ übersetzt. Ein Provider ist also jemand, der für etwas Sorge trägt. Beim Internet sind es die Anbieter, die Sorge tragen, daß man im Internet surfen kann. Diese Sorge lassen sie sich gut bezahlen.
Jesus trägt die Sorge, daß wir zum Vater gelangen.
Den Fürsprecherdienst Jesu können wir uns jedoch nicht mit Geld erkaufen. Ebensowenig können wir sagen: Ich habe das und das getan, also erhalte ich dafür das ewige Leben. Dieses Wenn-Dann-Denken wird Jesu Botschaft nicht gerecht.
Jesus möchte, daß wir daß Leben in Fülle haben. Und dieses Leben will er uns schenken. Aus Liebe zu uns. Wir müssen ihn darum bitten und es annehmen.

Denn er ist der Weg und die Wahrheit, die zum Leben führt. Ein Leben in Fülle, welches uns in der Ewigkeit geschenkt wird und an dem wir jetzt schon Anteil nehmen können.

Fürbitten