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Predigtvorschläge - 05. Sonntag der Fastenzeit (Lesejahr B)
1. Predigtvorschlag

von Manfred Stücker (erstellt: 2021)

Zuerst kommt der Tod, dann das Leben *[1]*

"Wer nicht hören will, muss fühlen."

"Ohne Fleiß keinen Preis."

"Erst die Arbeit, dann das Vergnügen."

... wer kennt sie nicht, diese Lebensweisheiten, oft als pädagogische Druckmittel eingesetzt, damit das Zusammenleben funktioniert, damit der richtige Weg gewählt wird.

Gibt es eine echte Lebensweisheit auch in unserem Glauben, in der Nachfolge Jesu? Eine Weisheit, die nicht pädagogisch daherkommt, von oben herab, sondern die eine echte Wahrheit ausspricht, die unser Dasein in seiner ganzen Tiefe auslotet? Und die letztlich auch einen Schlüssel schenkt, wer wir sind? Und was wir sein werden?

Ich glaube, wir haben diese Wahrheit. Diese Wahrheit finden wir in einem Wort Jesu, wo es heißt: "Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht" (Joh. 12,24).

Mit diesem Bild bringt Jesus ein Grundgesetz des Lebens und des Glaubens auf den Punkt. Dieses Grundgesetz stellt unsere gängige Vorstellung auf den Kopf, wo es heißt: "Erst kommt das Leben, dann (irgendwann, hoffentlich spät) der Tod."

Hier sagt Jesus das genaue Gegenteil: Erst kommt der Tod, dann das Leben.

Wie kann man das verstehen? Kann man es überhaupt verstehen?

Wenn ich versuche, dieses Wort in seinem Sinn zu erfassen, gehen meine Gedanken zu einer Kirche, die wie ein großes Weizenkorn gebaut ist. Und sie liegt auch tatsächlich wie ein Weizenkorn in der Erde. Und wenn man von der einen Seite in die Kirche hineingeht, oder besser gesagt:
hinabsteigt, dann steht da eine stilisierte Ähre, die auch an das Wort vom Weizenkorn erinnert.

Diese Kirche steht in Lourdes, es ist die unterirdische Basilika des hl. Pius X., und sie fasst über 20.000 Menschen.

Lourdes ist der große Wallfahrtsort der Kranken. Eine Krankheit ist wie ein Schlag gegen das Leben. Eine schwere Krankheit, die das Leben bedroht, kann schon der Beginn eines Weges sein, an dessen Ende der Tod steht.

Hier haben die Erbauer der Kirche an das Wort vom Weizenkorn gedacht. Und daran, dass die Kranken, die hierher kommen, sich bewusst werden können: Meine Krankheit, die habe ich und nur ich. Aber in meiner Krankheit bin ich nicht allein. Wer glaubt, ist nie allein. Aus dem Weizenkorn meiner kranken und endlichen Existenz soll schon jetzt etwas Neues wachsen: Hilfsbereitschaft und Zuwendung, Trost und Nähe, Freude an kleinen Dingen, Verständnis füreinander.

Wenn ich in diese unterirdische Kirche hinabsteige, ist das wie ein Gang in eine Höhle, in einen finsteren Bereich, der mir Angst machen könnte. Doch im Inneren wartet auch mich das Unerwartete, die Überraschung: Da ist - und das wird besonders bei den großen liturgischen Feiern deutlich – Licht, Musik, neues Vertrauen.

Viele Menschen kommen nach Lourdes, die nicht äußerlich krank sind, aber sie haben ein seelisches Leiden, eine innere Not, die sie quält, ein Problem, das sie nicht loswerden können.

Für sie ist das Wort vom Weizenkorn eine neue Hoffnung, dass Gott gerade in diesen Schwierigkeiten nahe ist und Gnade schenkt.

Viele von uns haben das ja schon sicher erlebt: Da ist eine Krise, da geht es einem schlecht, da fühlt man sich nicht verstanden, da läuft etwas nicht rund. - In diesen Augenblicken weiterzugehen und zu erleben, dass gerade diese Momente neue Kraft schenken und Ressourcen eröffnen, das Leben, so wie es ist neu anzunehmen – das ist eine große Gnade.

Da bewahrheitet sich das Wort vom Weizenkorn und der christliche Grundsatz, dass zuerst der Tod kommt, und dann das Leben: das Leiden kann man bekämpfen, aber längst nicht immer besiegen. Ich muss das Leiden, wenn es denn nicht zu vermeiden ist, bewusst annehmen und auch wahrnehmen. Ich mache mir nichts vor, sondern begegne der Realität. Und genau darin liegt ein neuer Anfang.

Man kann und darf diesen Gedanken nicht unbekümmert verallgemeinern und zu einer Lebensweisheit wie einen Kalenderspruch verniedlichen. Oft genug kommen Menschen an eine Grenze, wo sie wirklich nicht mehr weiterwissen.

Aber das Wort vom Weizenkorn will nicht verniedlichen. Es spricht vom Sterben und vom Alleinsein. Darin liegt der letzte Ernst dieses Wortes.

Dieser Ernst kommt nicht irgendwoher, sondern er kommt aus dem Weg und Geschick Jesu, der selbst für uns Menschen zum Weizenkorn geworden ist. Das ist die doppelte Wahrheit dieses Wortes: Jesus spricht von sich, und er spricht von uns, den Menschen. Er spricht von dem Weg, den er gehen muss und gehen will. Und er spricht von der Verheißung, die uns geschenkt wird, wenn wir seinen Spuren folgen.

In jeder heiligen Messe feiern wir das Weizenkorngeheimnis Jesu für uns. Die unterirdische Basilika des heiligen Pius X. ist vor allem für das Geheimnis der Eucharistie gebaut. Dort finden die großen internationalen heiligen Messen statt, dort enden die täglichen eucharistischen Prozessionen mit der stillen Zeit der Anbetung und mit dem Krankensegen, der mit dem Allerheiligsten erteilt wird. Immer ist das Wort vom Weizenkorn präsent und wirksam.

In diesen letzten Tagen vor dem Osterfest gehen wir immer tiefer in das Weizenkorngeheimnis ein. Wir folgen Jesus, der uns das Geheimnis der Eucharistie schenkt, der sein Leben am Kreuz hingibt und der an Ostern von den Toten aufersteht. Für uns Christen ist das die innerste Mitte unseres Glaubens und der Schlüssel, der uns die Tür zum Leben aufschließt. Seien wir nicht gleichgültig, wenn es um dieses große Geheimnis geht.

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[1] Anregungen zu dieser Predigt habe ich gefunden bei Maternus Einig OP, Wir sterben in das Leben hinein, in: Lichtsekunden.
Dominikanische Predigten zum Lesejahr B, Freiburg 1993, S. 90.

2. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder, »wenn ihr nicht werdet wie die Kinder!« ist ein bekannter und beliebter Ausspruch Jesu. Er hat etwas romantisches, einfaches. Schöner als das heutige Evangelium. Allerdings ist er nicht eindeutig: In welcher Hinsicht sollen wir werden wie die Kinder?

Wir können von den Kindern lernen, abhängig zu sein. Ein Kind schämt sich nicht, wenn es auf andere angewiesen ist.

Wir können von den Kindern lernen, zu spielen. Nicht in allen immer nur den Zweck und den Nutzen zu sehen. "Was bringt denn das?" fragt nur ein Erwachsener. Für Kinder sind die Dinge einfach da.

Wir können von den Kindern lernen, Vertrauen zu schenken und nicht zu fragen, ob jemand das Vertrauen verdient. Was für Kinder selbstverständlich ist - nämlich dass zunächst jeder vertrauenswürdig ist - hat sich für uns oft in das Gegenteil gekehrt.

Wir können von Kindern viel lernen - zum Beispiel auch das Staunen. Für Kinder ist alles neu - alles sehen sie zum ersten Mal. Nichts ist selbstverständlich, alles ist ein Wunder.
Wir haben uns gewöhnt. Wir haben uns an das Essen, die Luft zum Atmen und die Heizung zuhause gewöhnt. Wir sind nicht erstaunt, wenn der Frühling kommt; wir sind erst dann erstaunt, wenn er ungewöhnlich lange auf sich Warten lässt. Wir staunen nicht darüber, dass wir gesund sind - wir wundern uns erst, wenn wir krank sind und die Ärzte ratlos.

Wir haben uns gewöhnt - auch an Menschen, an die Liebe und an Gott. Darauf zu vertrauen, dass wir geliebt werden, ist gut. Sich daran zu gewöhnen heißt aber, es nicht mehr wahrzunehmen. Gewöhnung bedeutet schließlich immer Tod - Tod einer Beziehung, einer Liebe, einer Religion.

Deshalb gibt es in unserer Kirche das Fasten. Das Fasten um der Liebe willen: Alles Gewohnte reduzieren; nicht mehr wie selbstverständlich zur Schokolade greifen, zur Bierflasche oder zur Fernbedienung.

Und wir fasten auch in der Kirche. In der Fastenzeit spielt die Orgel weniger (bis sie Karfreitag ganz schweigt); der Blumenschmuck wurde reduziert - und jetzt, in der Tradition der Hungertücher - haben wir die Kreuze verhängt. Fasten für die Augen.

Es ist ein Fasten zur Entwöhnung; damit wir nicht selbst irgendwann gewöhnlich werden. Denn die Botschaft vom Kreuz ist absolut ungewöhnlich. Sie ist hart, sperrig und unverschämt: »Ihr müsst sterben, um zu leben!« - »Wer an seinem Leben hängt, verliert es. Wer es aber um meinetwillen verliert, wird es bewahren bis ins ewige Leben.«
Das alte Wort: »Rette Deine Seele!« ist ebenso unverschämt - aber Zentrum der Botschaft Jesu. Denn es geht im heutigen Evangelium nicht um das leibliche Leben - das werden wir früher oder später alle verlieren. Es geht um mehr: Es geht um unsere Seele; um Wärme im Leben, um Glauben und Liebe, um offene Hände und offene Augen.
Seien Sie sicher: Das ist nicht einfach. Gott fordert viel, auch viel Schmerz. Wer seine Seele gibt, wird verletzt werden; die Welt ist so. Aber das fordert Gott. Es ist Botschaft vom Kreuz - und sie bleibt ungewöhnlich. Das sollten wir nicht vergessen, auch wenn wir uns an das Kreuz gewöhnt haben.

Sich für ein, zwei Wochen auf das Leiden Jesu einzulassen, ist nicht einfach. Das macht vielleicht depressiv, passt nicht zur Frühlingsstimmung. Vielleicht möchten Sie lieber auf diese "Spassbremse" verzichten. Keine dunkle Kirche, kein traurigen Gottesdienste, keine Karfreitagstrauer. Vielleicht meinen Sie: Es ist gut, dass wir uns an das Kreuz gewöhnt haben; dann spüren wir die Grausamkeit nicht mehr.

Leider wird mit der Gewöhnung an das Kreuz auch das größte, staunenswerteste und überraschendste Wunder gewöhnlich: Das wunderbare Versprechen, das wir durch Kreuz und Leid zur Herrlichkeit der Auferstehung gelangen.

Manchmal müssen wir durch das Dunkel hindurch, um das Licht zu bestaunen. Amen.

3. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder, vielleicht kennen sie die Situation: Da versuchen Sie eine Sache mit vielen Worten deutlich zu machen und für Verständnis zu werben, und schließlich stellen sie fest, dass ihre Zuhörer, die vorher schon anderer Meinung gewesen sind, gar nicht richtig zugehört haben. Die haben nur das gehört, was sie hören wollten; die Bereitschaft, wirklich zuzuhören und ihre eigene Position zu überdenken, war gar nicht vorhanden. Davon erzählt auch das heutige Evangelium.

Liebe Schwestern und Brüder, das Verhältnis der Christen zu den Juden ist nicht nur in den letzten zwei Jahrtausenden oft schwer belastet gewesen. Wenn es in der Lesung heißt: «Ich werde einen neuen Bund schließen, nicht wie der Bund, den ich mit den Vätern geschlossen habe. Diesen Bund haben sie gebrochen» - so beziehen wir Christen den Alten Bund der Väter auf den Bund mit den Juden; der neue Bund ist uns durch Jesus gegeben. So heißt es ja auch im Hochgebet: «Dies ist der Kelch des neuen und ewigen Bundes, mein Blut.»

Was aber ist dann mit den Juden? Sind sie ein von Gott verworfenes Volk?

Die Antwort gibt Jesus am Ende des heutigen Evangeliums: «Wenn ich erhöht bin, werde ich alle zu mir ziehen.» Alle, ohne Ausnahme und ohne Beschränkung, werden von Jesus angezogen werden. Das nennt man «katholisch», das griechische Wort für «all-umfassend»: Der neue Bund ist auf kein Volk beschränkt, auf keine Kultur und auf keine historische Epoche. Wenn wir an die heilige katholische Kirche glauben (und so steht's zumindest im Credo), dann bekennen wir die Universalität der Kirche Jesu.

Wenn aber kein Volk und keine Nation für die Erlangung des Heils einen Vorteil hat, dann kann es auch nicht sein, dass ein Volk benachteiligt oder gar verworfen ist. Die Behauptung, die Juden hätten ihr Heil verspielt, verträgt sich schlicht nicht mit unserem Glaubensbekenntnis.

Trotzdem sind es im heutigen Evangelium die Griechen, die Jesus sehen wollen. Griechen, das war in der damaligen Zeit ein Sammelwort für die Nicht-Juden. Sie erleben das großartige Zeugnis, das Jesus von sich selbst gibt und das vom Vater bestätigt wird, und eben nicht das auserwählte Volk

Nur: Die Stimme vom Himmel war für alle gut zu hören. Offensichtlich ist aber die Menge, die dabeisteht, nicht ganz so empfänglich für das Göttliche wie die Fragesteller. Die Juden glauben, es hätte gedonnert. Andere glauben immerhin, eine Engelstimme gehört zu haben. Aber sie fühlen sich nicht angesprochen: «Sie hat», so sagen sie, «zu ihm geredet, nicht zu uns». Uns geht es nichts an.

Es kommt bei Juden, bei Griechen und auch bei uns Christen darauf an, was wir hören wollen. Glauben kommt vom Hören. Nicht nur vom Zu-Hören, sondern vom Hin-Hören. Glauben, das heißt, den anderen verstehen wollen, begreifen, was er sagt und warum er es sagt, und darauf vertrauen, dass er zu dem steht, was er sagt. Die Griechen, die zu Jesus kamen, konnten noch hören, sie waren ja voller Fragen an diesen Jesus. Sie waren ja zudem gekommen, um Gott anzubeten.
Die Menge drumherum dagegen hatte sich offensichtlich schon längst eine Meinung gebildet. Die haben gar nicht mehr richtig hingehört.

Und das kann nicht nur den Juden, sondern einem jedem Menschen passieren. Auch uns Christen. Selbstverständlich haben wir unseren Glauben, genauso wie die Juden den ihren haben. Aber Glaube ist kein Besitz, so wie wir Aktien besitzen können. Glauben ist ein Geschehen: Hinhören und anbeten, auf Gott schauen und auf ihn zugehen.

Liebe Schwestern und Brüder, hüten wir uns davor, unseren Glauben zu verlieren. Das kann leicht geschehen, auch wenn im Pass immer noch «rk» steht. Denn wer nicht mehr betet und hört, anbetet und betrachtet, der hat vielleicht noch einen Glauben. Das heißt aber nicht, dass er noch glaubt. Amen.

4. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben!

Als letztes der vier Evangelien hören wir heute vom Christusbild des Johannes - Evangeliums. Der Kern des Evangeliums geht dabei wahrscheinlich auf den Johannes zurück: den Jünger, den Jesus liebte. Anschließend ist es von seinen Jüngern ergänzt worden, so daß es in seiner heutigen Form als letztes der vier Evangelien entstanden ist, so ca. 90 - 100 Jahre nach Christi Geburt. Wie die anderen drei ist es für eine Gemeinde geschrieben: „Damit ihr glaubt, daß Jesus der Messias, der Sohn Gottes ist." Damit sind sicherlich nicht Außenstehende gemeint, die durch die Evangeliumsschrift erst für den Glauben gewonnen werden sollten, sondern damit ist ganz klar die christliche Gemeinde angesprochen. Da es ca. 20 Jahre nach den anderen drei Evangelien entstanden ist, ist es stärker als diese auf die ausgerichtet, die Jesus nicht mehr persönlich kennen gelernt haben, auf die, wie Joh es schreibt, „die nicht sehen und doch glauben". Daher hat es auch für uns heute eine ganz besondere Bedeutung.

Doch fällt es uns heute schwer, gerade dieses Evangelium zu lesen und zu verstehen. Joh benutzt eine hochschwebende theologische Sprache, die nicht so leicht verständlich ist. Und es kommt noch ein zweiter Aspekt hinzu: Mk, Mt und Lk berichten, wie Jesus sich den Armen und Unterdrückten, den Ausgestoßenen und Sündern zuwendet. Da fällt es uns leicht, uns mit diesen zu identifizieren, und somit zu sehen, wie Gott sich in diesen Gleichnissen auch uns zuwendet. Bei Joh ist von dieser Zuwendung Jesu zu den Sündern viel weniger die Rede. Es ist für ihn nicht so wichtig, daß Gott in Jesus Christus dem Menschen seine Zuwendung zeigt, die er uns dann im Paradies, nach dem Endgericht in vollem Umfang zufließen läßt. Für Joh ist bedeutungsvoll, daß Gott selbst auf Erden gekommen ist; das Endgericht ist zweitrangig, der einst am Ende kommende Menschensohn ist schon da, das Leben in Herrlichkeit hat schon jetzt begonnen!

Deswegen stellt Joh die Gottessohnschaft Jesu in den Vordergrund. Im unterschied zu Markus, der die Gottessohnschaft geheim halten läßt, offenbart sich Jesus bei Joh ganz klar als der Messias und Gottessohn. So fängt sein Evangelium schon an: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott." Und Joh fährt fort: Dieses Wort ist in Jesus Fleisch geworden. Dieses Wort Gottes hat sich jetzt erfüllt.

Ähnlich der Passionsbericht zum Ende des Evangeliums, den Joh uns in größter Ausführlichkeit überliefert, den wir jedes Jahr zu Karfreitag hören. Dieser Passionsbericht wird bei Joh geradezu zu einem göttlichen Gang. Schon die Verhaftung Jesu ist von diesem johanneischen Christusbild geprägt. Jesus tritt dem Verhaftungstrupp souverän entgegen. Das „Ich bin es", mit dem er sich als Jesus von Nazareth zu erkennen gibt, ist zugleich ein Bekenntnis zu seiner Göttlichkeit. Dreimal erklingt dieses „Ich bin es" und sein hoheitsvoller Klang läßt die Soldaten und Pharisäer zu Boden stürzen, so schreibt Joh. Auf den Schwertstreich des Petrus reagiert Jesus mit dem Hinweis: „Soll ich den Kelch, den mir der Vater gegeben hat, nicht trinken?" Als Gottes Sohn weiß Jesus bereits alles, was auf ihn zukommt Als König der Juden angeklagt, bekennt er sich zu seinem Königtum. Er ist der Sohn Gottes, der den Tod besiegt und uns dadurch das Leben schafft. Indem Jesus Christus, Gott selbst den Tod besiegt, haben wir das Leben. Und zwar seit diesem Augenblick des Kreuztodes und der Auferstehung, nicht erst bei seiner Wiederkunft.

Das Evangelium beginnt mit dieser Aussage und es endet so; und es durchzieht die ganze frohe Botschaft des Johannes. Deutlich machen das beispielhaft die sieben „Ich bin" Worte, die sich über das ganze Johannes - Evangelium verteilen: Immer wieder wird Jesus Christus darin als die Quelle des Lebens sichtbar: Ich bin das Brot, das Licht, die Tür, der gute Hirte, der Weinstock, der Weg, die Wahrheit und das Leben, oder auch: die Auferstehung und das Leben, wie wir es im heutigen Evangelium gehört haben. Dieses Evangelium der Auferweckung des Lazarus kann man als eine Zusammenfassung des Johannes - Evangeliums verstehen. Jesus sagt zu Marta: „Dein Bruder wird auferstehen. Marta sagte zu ihm: Ich weiß, daß er auferstehen wird bei der Auferstehung am letzten Tag. Jesus fühlt sich falsch verstanden, er erwiderte ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben... Glaubst Du das?" Marta glaubt und Jesus erweckt ihn schon jetzt zum Leben.

Joh will hier deutlich machen: Jesus Christus ist derjenige, der uns das Leben schenken kann, jedem der glaubt, hier und jetzt, nicht erst im Endgericht. Durch Jesus Christus ist Gott schon mitten in diesem Leben erfahrbar.

Durch Christus erhält der Mensch die Möglichkeit, seinen Standort zu wechseln, aus der Finsternis zum Licht, vom Tod zum Leben. Das Johannes - Evangelium ist voll von solchen Wortbildern. Die einzige Bedingung ist der Glaube an Ihn. Der Glaube ist die verwandelnde Entscheidung. Durch den Glauben an Jesus Christus können wir schon hier das Leben in Herrlichkeit erhalten.

Fürbitten