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Predigtvorschläge - 06. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr B)
1. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben!

Immer wieder bin ich im Gespräch mit kranken Menschen erstaunt darüber, welch großes Vertrauen sie ihren Ärzten entgegenbringen. Und in der Tat ist es erstaunlich, was Ärzte in ihrem Können alles zuwegebringen. Es ist erstaunlich, wie sie mit ihrem Wissen und Können dem Patienten Besserung, ja Heilung verschaffen und ihm neue Lebensperspektiven bieten. Aber dennoch bleibt jeder Arzt immer nur ein Mensch.

Will ich als kranker Mensch geheilt werden, sagt mir der Arzt: "Sie müssen, um wirklich von Ihrer Krankheit erlöst zu werden, mitmachen. Sie selber müssen es wollen. Es liegt zu einem guten Teil in Ihren Händen, ob der Prozeß der Gesundung gelingt."
Darin sehe ich eine große Gemeinsamkeit und einen großen Unterschied zu der Heilung, die der Arzt schlechthin, Jesus Christus, dem Aussätzigen im Evangelium schenkt:

Wie in einer gewöhnlichen Krankheitsgeschichte ist da das große Vertrauen: Du kannst mich heilen. Du hast die Fähigkeit dazu. Wir sehen, dass der Aussätzige nicht etwas erwartet, sondern alles: "Du kannst machen, dass ich rein werde!"

Schon dass der Aussätzige zu Jesus kommt, dass er nahe an ihn herantritt, ist ja etwas Unerhörtes. Wir haben es vorhin in der ersten Lesung bei Moses gehört: Der Aussatz schied den Betroffenen von der Gemeinschaft absolut aus. Er durfte sich höchstens in Rufweite von anderen Menschen bewegen. Dann mußte er sie laut warnen, damit sie nicht näher herankamen. - Der Aussätzige, der zu Jesus kommt, kümmert sich nicht darum. Sein Vertrauen ist so groß, dass er diese Schranke der Angst und der eisenharten Vorschriften überwindet. Er tut es, weil er ganz fest glaubt: Dieser Mensch kann mir helfen.

Sie wissen nicht erst seit letztem Sonntag, dass ich mich gerne auf Mutter Teresa von Kalkutta beziehe: Als einmal ein englischer Journalist sie beobachtete, wie sie Leprakranke in den Slums liebevoll pflegte, wie sie diese Menschen anfaßte, mit ihren Wunden in Berührung kam, da stellte er folgende Frage: Wie können Sie das tun, ehrwürdige Mutter? Dieser Gestank, dieser Schmutz, diese Gefahr, sich selbst anzustecken! Ich selber würde es nicht für eine Million Dollar tun. - Mutter Teresa sah den Journalisten einen Moment lang an, und sagte: Ich auch nicht.

Mutter Teresa ist in meinen Augen bereits eine Heilige, weil sie dieses vollkommene Vertrauen besaß, das ihr sagte: Wenn du tust, was Jesus dir aufträgt zu tun, dann brauchst du keine Angst zu haben. Tu einfach das Gute und das Richtige, und für alles andere sorgt Gott.

Wenn wir mit unseren Krankheiten und Schwächen, besonders mit den Krankheiten und Schwächen unserer Seele, zu Jesus kommen, dann dürfen wir Vertrauen haben wie zu einem guten, zu dem allerbesten Arzt. Ein Arzt ist immer nur ein Mensch. Jesus, der vollkommene Arzt, ist Gottes Sohn, er ist der Heiland, der Retter. Davon mag auch der Aussätzige schon eine Ahnung gehabt haben, denn er sagt jetzt etwas sehr Eigenartiges, etwas, was uns eigentlich befremden müßte. Er sagt nicht: Ich möchte wieder gesund werden -, sondern er sagt zu Jesus: "Wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde" (Mk 1,40).

Damit ist das Vertrauen, das dieser Mann in Jesus setzt, aufs denkbar Höchste gesteigert. Der Kranke überläßt sich ganz dem Heiland. Nicht nur seine Krankheit, sein Leiden, sein Elend, sondern alles, sogar seinen Willen. Was Jesus will, ist gut. Was du, Jesus, willst, das soll geschehen.

Könnten wir das so nachsprechen? Könnten Sie, könnte ich, auch so zu Jesus sprechen: "Wenn du willst ..."? - Bitten wir nicht eher: Mache mich wieder gesund! - oder klagen: Warum hast Du das so zugelassen? Überlassen wir Gott in unseren Gebeten unseren Willen? wie wir es im Übrigen im "Vater unser" beten?
Man muß vielleicht einmal in eine ganz tiefe Krise kommen, bis man an diesen Punkt geführt wird. Es ist leicht, zu sagen "Dein Wille geschehe", wenn es einem gut geht und die Angst einen nicht gefangennimmt. Doch der Aussätzige hat so gesprochen, während er am Ende war. Darum ist sein Vertrauen, das er in Jesus setzt, ein großes, ein vollkommenes Vertrauen.

Und Jesus hatte Mitleid mit ihm; er streckt seine Hand aus, berührt ihn und sagt: Ich will es - werde rein! Jesus berührt ihn - obwohl ein Wort aus seinem Mund bereits genügt hätte. Aber die Menschen, die dabei waren, sollten etwas sehen. Ihr Glaube sollte gestärkt werden. Ihr Mut sollte wachsen. Jesus ist immer wieder unendlich bemüht darum, uns Menschen verständlich zu machen, dass der Weg des Glaubens der richtige Weg ist. Die Menschen zum Glauben zu führen, darin hat Jesus unendliche Geduld.

Und die Menschen, die das Wunder sahen, werden an die Hand Gottes gedacht haben, der sein auserwähltes Volk "mit starker Hand und hoch erhobenem Arm" (Dtn 26,8) befreit und geführt hat. Die Hand, die Jesus ausstreckt, zeigt allen Menschen: Gott hat sein Volk nicht vergessen. Er heilt, er befreit, er tröstet auch heute. Warum habt ihr nur so wenig Vertrauen? Ihr braucht nur zu kommen, ihr braucht nur zu glauben, und ihr werdet es sehen und erfahren.

Amen.

Fürbitten