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Predigtvorschläge - 14. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr B)
1. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2006)

Liebe Gemeinde!

Wer läßt sich schon gern etwas sagen? Wer nimmt gern von einem anderen Mahnung, Kritik und Zurechtweisung an? Ja, selbst Belehrung empfindet man oft als Zumutung, vor allem wenn meint, es komme aus Besserwisserei.

Weil wir Menschen so gestrickt sind, daß wir viel lieber Schmeichelreden hören als Tadel, darum gibt es so wenige, die den Mut finden, die Wahrheit zu sagen. Die Wahrheit – damit meine ich nicht irgendwelche belanglosen Dinge, die passiert sind, sondern die wirklich bedeutsamen Zusammenhänge, die immer etwas mit Gut und Böse zu tun haben und mit Irrtum, Verfehlung und Schuld. Der Prophet Jona läuft vor seinem Prophetenauftrag davon, ebenso wehrt sich Ezechiel mit Händen und Füßen gegen seine Berufung zum Propheten, denn er weiß, er soll den „abtrünnigen Söhnen Israels, die sich gegen Gott aufgelehnt haben“ (Ez 2,3) die Wahrheit sagen; er soll seinen Landsleuten, die ein „trotziges Gesicht und ein hartes Herz“ (Ez 2,4) haben, ins Gewissen reden. Aus dem auserwählten Volk ist ein „widerspenstiges Volk“ (Ez 2,5) geworden – ist da nicht die Mühe des Prophetendienstes von vornherein zum Scheitern verurteilt?

So denken wir und beweisen damit ein wiederholtes Mal, wie wenig Edelmut wir besitzen. Wir ziehen es vor, geschmeichelt zu werden, und wir scheuen davor zurück, unangenehme Wahrheiten zu sagen, weil wir den vorhersehbaren Mißerfolg fürchten. Muß ich das überhaupt durch Beispiele belegen? Nur ein einziges Beispiel aus einem aktuellen Film, der nun in der 37. Woche läuft. Der Film heißt „Wie im Himmel“. Darin spielt eine junge Frau, die in einem Kirchenchor mitsingt und eine Affäre mit einem Mann hat, von dem jeder außer ihr weiß, daß er verheiratet ist; aber niemand sagt es der Ahnungslosen. Zwei Jahre reden alle darüber, aber keiner öffnet ihr die Augen. Dazu hätte es gewiß keines besonderen prophetischen Mutes bedurft, sondern der schlichte Anstand hätte es geboten. Was für ein erbärmliches Verhalten! Aber so geschieht es in jedem Dorf wieder und wieder.

Wenn es einen Punkt gibt, an dem für alle sichtbar und unbestreitbar aufstrahlt, wie anziehend und erleichternd unser Glaube ist, dann ist es die unentwegt bezeugte Eigenschaft Gottes, den trotz seiner moralischen Verkommenheit Menschen nicht fallenzulassen, nicht zu resignieren, sondern mit unglaublicher Zuversicht immer wieder neu an seine guten Seiten zu appellieren. Es ist Gottes Edelmut, der für mich so leuchtend herausragt, daß auch ich meinen Kleinmut wieder überwinden kann. Gott gibt nicht auf, obwohl er doch die Schwäche des Menschen nicht nur kennt, sondern immer wieder bitter erfahren hat. Anders als wir Menschen weist Gott nicht Schuld zu, sondern nimmt sie weg, nagelt uns nicht auf unsere Fehler fest, sondern läßt sich in seinem Sohn selbst an das Holz nageln – um uns so von der Schuld zu befreien.

Doch das Schlimmste und Furchtbarste kommt erst noch: Diese Wahrheit über Gott, die doch so befreiend und entlastend, so tröstlich und aufrichtend, so ermutigend und beflügelnd ist, selbst diese Wahrheit kommt nicht an beim Menschen. Er will sie nicht hören. Jesus, der mit seinem ganzen Leben für diese Wahrheit eingestanden ist, er wird abgelehnt. Er, der den Kreislauf der Schmeichelrede und Lüge durchbricht, der aussteigt aus der Selbstbeweihräucherung und Selbstgerechtigkeit seiner Landsleute, er, der in Wort und Tat das Bild von Gott, seinem Vater, wieder zurechtrückt, er bekommt den Unwillen seiner Verwandten zu spüren, sich von ihm belehren zu lassen.

Es heißt nur lapidar: „Und er wunderte sich über ihren Unglauben.“ „Verwunderung“ ist nur ein schwacher Ausdruck für das, was Jesus in seiner Seele empfunden haben wird. Warum wollen sie diese geniale Botschaft nicht hören? Warum machen sie lieber so weiter wie bisher, gefangen in ihren Unvollkommenheiten und abhängig von der willkürlichen Anerkennung ihrer wankelmütigen Mitmenschen, die heute so und morgen so urteilen? Warum lassen sie sich durch die Ausstrahlung Jesu nicht beflügeln, und warum freuen sie sich nicht über die unermeßliche Anerkennung, die er ihnen im Namen Gottes schenkt? – Die Antwort ist: Weil sie das gar nicht für möglich halten. Weil sie Jesus zu kennen meinen, weil sie ihn in eine ihrer engen Schubladen gepackt haben. War er nicht der einfache Zimmermann, dem sie schon mal einen Auftrag gegeben haben? Im Johannesevangelium heißt es, daß die Leute sagen: „Wenn der Messias kommt, weiß niemand, woher er stammt. Aber von dem hier wissen wir, woher er stammt.“ (Joh 7,27) Ja, das ist der Punkt: die Leute glauben, Jesus zu kennen, und darum glauben sie ihm nichts. Darauf antwortet Jesus: „Ihr kennt mich und wißt, woher ich bin? Aber ich bin nicht in meinem eigenen Namen gekommen, sondern er, der mich gesandt hat, bürgt für die Wahrheit. Ihr kennt ihn nur nicht.“ (Joh 7,28)

Liebe Gemeinde! Die Wahrheit finden wir nur, wenn wir bereit sind, unser Schubladen-Denken zu überwinden und von der uns begegnenden Wirklichkeit größer zu denken. Es ist nicht alles so unedel wie unser eigenes Herz! Gott kann da Wunder wirken, wo wir solchen Glauben aufbringen. Ohne Glauben aber bleibt alles beim Alten, und das wäre sehr traurig.

2. Predigtvorschlag

Ein Prophet zählt nichts in seiner Heimat.

Liebe Schwestern und Brüder, wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum ein Priester normalerweise nicht in seinem Heimatort eingesetzt wird. Dort, wo er aufgewachsen und groß geworden ist, kennt man alle seine guten und schlechten Seiten, seine ganze Menschlichkeit. Den Nachbarn, Freunden Verwandten und Bekannten fällt es schwer, in diesen so menschlichen jungen Mann mehr zu sehen, als er immer gewesen ist. Anscheinend ist die Mentalität der Bewohner Nazareths bis heute nicht ausgestorben.

Und so können sich auch die Bewohner von Nazareth nicht überwinden, in den - vermutlich netten und freundlichen - kleinen Jesus von früher jetzt Gottes Sohn zu sehen. Sie bleiben bei ihrem Bild, das sie immer von Jesus hatten, und das ist eben nur menschlich. Ein Mensch jedoch darf sich diese Dinge nicht herausnehmen, die sich dieser Jesus herausnimmt. Und so kommen sie schnell zu ihrem Urteil: Der ist verrückt geworden, übergeschnappt, größenwahnsinnig.

So ist das mit uns Menschen: Wir machen uns gerne ein Bild, indem wir vom Äußeren auf das Innere schließen. Und von diesen lieb gewordenen Bildern, die wir vom Menschen haben, trennen wir uns nur ungern. Es bleibt dabei: Wo Zimmermann draufsteht, da kann nicht Gottes Sohn drin sein.

Womit wir aber nicht rechnen, ist, dass die Menschen, die uns scheinbar sehr vertraut sind, auch noch eine ganz gehörige Tiefendimension haben, und in dieser Tiefe des Menschen, die sich dem gut nachbarlichen Nebeneinander entzieht, wirkt Gott oft, ohne dass wir es erahnt hätten.

Viele Heilige sind in jungen Jahren von ihren Bekannten schlichtweg für verrückt erklärt worden, nur weil sich das Bild, dass die Bekannten von ihnen hatten, nicht mehr mit der Wirklichkeit deckte.
Das, was den Bewohnern von Nazareth fehlt, ist nicht die menschliche Nähe zu Jesus, dem Sohn der Maria, sondern der Glaube an die Macht Gottes, auch in den Menschen Wunder zu wirken.

Wunder, bei den Kranke geheilt werden oder Brot vermehrt oder Stürme beschwichtigt, scheinen einigen Menschen noch eher wahrscheinlich, als das Wunder, dass sich Menschen von Grund auf neu ausrichten und zu einer moralischen Größe gewandelt werden, die ihnen keiner gönnt. Gerade das aber ist das eigentliche Wunder des Christentums: Die Bekehrung der Herzen. Daran glauben aber die Bewohner Nazareths nicht, und deshalb bleibt ihnen auch jedes andere Wunder verborgen.

Und wie sieht mit uns aus? Was trauen wir eigentlich dem Wirken Gottes in unseren Mitmenschen zu? Glauben wir eigentlich noch daran, dass Gott in unserem Nachbarn wirkt? Was trauen wir eigentlich Gott zu?

Wenn wir versuchen, in den Menschen, die uns gerade im Alltag begegnen, auch die Tiefe zu entdecken, die Gott in ihnen sieht, dann können wir vielleicht feststellen, dass da, wo «Nachbar» drauf steht, schon längst ein «Heiliger» drin steckt.

Amen.

3. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder!

Stellen sie sich einmal vor, ein guter Bekannter von ihnen - vielleicht ein Nachbar oder ein Kegelbruder - kommt ihnen eines schönes Tages in ihr Haus mit einer Botschaft, die er von Gott empfangen hat. Er soll ihnen ausrichten, dass sie ihr Leben zu ändern haben.

Was würden sie denn wohl sagen? «Größenwahnsinnig ist der geworden!» - «Zuviel getrunken hat der!» - «Was bildet der sich nur ein?!»

Da reagieren sie genauso, wie auch die Menschen in der Lesung oder im Evangelium, die den von Gott Gesandte ablehnen. Die wollen ihn auch nicht hören. Die Menschen, zu denen er sprechen soll, wenden sich ab. Und das ist doch erst einmal sehr verständlich. Woher sollen sie denn auch wissen, dass da wirklich jemand von Gott beauftragt wurde?

Es erscheint uns heute - genauso wie auch zu allen anderen Zeiten - als sehr unwahrscheinlich, dass irgendjemand von Gott ausgewählt wird, den Menschen ins Gewissen zu reden. Wir rechnen nicht damit. Es ist ja auch schon rein statistisch gesehen äußerst unwahrscheinlich, dass wir einen Propheten in unserem Bekannten- oder Verwandtenkreis haben.

Und dann sind Propheten ja auch meist sehr unbequeme Zeitgenossen. Die reden uns nämlich in unsere privatesten Dinge hinein. In unsere Geschäftsbeziehungen, in unser Spendenverhalten, in unseren Lebensstil, in unsere familiären Dingen und sogar in unsere Ehe. Wir müssten schon ein sehr schlechtes Gewissen haben, wenn wir das so einfach akzeptieren würden. Aber Propheten werden nicht zu den Menschen geschickt, die bereits ihr Fehlverhalten erkannt haben. Und deshalb stehen sie oft auf verlorenen Posten.

Aber es gibt noch einen anderen Grund, warum wir uns so schwer tun, warum sich die Menschen zu allen Zeiten so schwer getan haben, einen Propheten zu akzeptieren: Und das ist der Neid.

«Warum soll den gerade der etwas besonderes sein?! Was erhebt der sich denn über mich? Was bildet der sich eigentlich ein?» Und das ist wohl auch der Grund, weshalb echte Propheten sich immer dagegen gesträubt haben, den Prophetendienst anzunehmen: Weil sie sich im Klaren waren über ihre eigene Unvollkommenheit. Und doch hat Gott gerade sie, die Unvollkommenen, dazu ausgewählt.

Es ist ganz offensichtlich, dass nicht nur die besseren Menschen Kritik üben dürfen. Und trotzdem weisen wir immer wieder Hinweise auf unsere eigene Lebensführung mit dem Argument zurück: «Der soll erst einmal bei sich selbst anfangen.» Selbst bei Jesus, der doch eigentlich über jede Kritik erhaben ist, finden sie den entscheidenden Grund: «Das ist doch bloß der Zimmermann! Was will der uns denn schon sagen?»

Wenn jemand beginnt, in unser Leben hineinzureden - und dabei ist es egal, ob er sich auf einen Auftrag Gottes beruft oder nicht - dann sollten wir nicht als erstes zum Gegenangriff übergehen und dessen Fehler und Schwächen ans Licht zerren. Das gilt für unseren Nachbarn, der plötzlich glaubt, ein Prophet zu sein - weiß man's? -, aber genauso auch für den Kollegen, den Pfarrer oder den Papst.

Wenn jemand beginnt, in unser Leben hineinzureden - wie unangenehm das auch sein mag - dann sollten wir uns wirklich die Demut und die Zeit nehmen, uns zu prüfen und nach Gottes Willen zu fragen. Stolz und falsche Verletztheit hat da nichts zu suchen. Gott sucht sich manchmal für diese Aufgabe die unsympathischsten Menschen heraus. Das ist aber Seine Sache. Unsere Sache ist die ehrlich Selbstprüfung.

Indem ich ihnen das sage, rede ich Ihnen selbst schon in ihr Leben hinein. Und das, obwohl ich mit Sicherheit keinen Deut besser bin als Sie, wohl eher im Gegenteil. Nehmen Sie es mir bitte nicht übel.

Amen.

4. Predigtvorschlag

Lieber Schwestern und Brüder,

Ein moderner Mensch verirrte sich in einer Wüste. Tage- und nächtelang irrte er umher. Wie lange braucht man, um zu verhungern und zu verdursten? Das überlegte er sich beständig. Er wusste, dass man länger ohne Nahrung leben kann, als ohne etwas zu trinken. Die unbarmherzige Sonnenglut hatte ihn ausgedörrt. Er fieberte. Wenn er erschöpft ein paar Stunden einschlief, träumte er von Wasser, von Orangen und Datteln. Dann erwachte er zu schlimmerer Qual und taumelte weiter.

Plötzlich sah er in einiger Entfernung eine Oase. Aha, eine Fata Morgana, dachte er. Eine Luftspiegelung, die mich narrt und zur Verzweiflung treiben wird, denn in Wirklichkeit ist gar nichts da. Er näherte sich der Oase, aber sie verschwand nicht. Sie wurde im Gegenteil immer deutlicher. Er sah die Dattelpalmen, das Gras und die Felsen, zwischen denen eine Quelle entsprang. Es kann natürlich auch eine Hungerphantasie sein, die mir mein halb wahnsinniges Hirn vorgaukelt, dachte er. Solche Phantasien hat man ja in meinem Zustand. Natürlich, jetzt höre ich sogar das Wasser sprudeln. Eine Gehörhalluzination. Wie grausam die Natur ist. Mit diesem Gedanken brach er zusammen. Er starb mit einem lautlosen Fluch auf die unerbittliche Bösartigkeit des Lebens.

Eine Stunde später fanden ihn zwei Beduinen. "Kannst du so etwas verstehen?", sagte der eine zum andern. "Die Datteln wachsen ihm ja beinahe in den Mund, er hätte nur die Hand auszustrecken brauchen. Und dicht neben der Quelle liegt er, mitten in der schönsten Oase, verhungert und verdurstet. Wie ist das nur möglich?" "Er war ein moderner Mensch", antwortete der andere Beduine. "Er hat nicht daran geglaubt."

Nach dieser kleinen Geschichte ist es ein Kennzeichen des "modernen Menschen", skeptisch zu sein. Der Verdurstende hätte nur seinen Sinnen vertrauen müssen, und er wäre gerettet gewesen. Aber nein. Er war ein "moderner Mensch".

Mir ist diese Erzählung eingefallen, weil ich gerade über die Aussage des morgigen Evangeliums nachdenke (Markus, Kap. 6, 1 bis 6). Jesus ist zu Besuch in seiner Heimatstadt, aber die Menschen lehnen ihn ab. Er steckt für die Menschen aus seiner, die seine Familie kennen und seine Verwandten, in einer bestimmten Schublade, und aus der kommt er nicht raus. Und dann heißt es "Wegen ihres Unglaubens konnte er dort keine Wunder tun".

Unglaube verhindert Transzendenz, schränkt das Leben ein, behindert die Sicht, verhindert Leben. Wie in der Erzählung. Ich finde es bemerkenswert, wie Christus damals reagiert hat. Da steht "Er wunderte sich über ihren Unglauben." Nicht etwa "Er verurteilte sie ob ihres Unglaubens", oder "Er verfluchte seine Heimatstadt,"nix dergleichen. Sondern einfach nur "Er wunderte sich."

Ich glaube, dass wir in diesem Sich-WundernJesu ganz nah dran sind an dem, was uns das Evangelium als gute Botschaft für unseren Alltag mitgeben will. Jesus wundert sich, weil er sich fragt, "Wie können sich diese Menschen gegen den Glauben verschließen, der doch nichts anderes will, als unseren eingeschränkten Horizont aufzubrechen, Wunder möglich zu machen, und selbst dort noch Leben zu verheißen, wo für einen ungläubigen Menschen nichts mehr ist. Es ist doch merkwürdig, dass es Menschen gibt, die sich gegen eine solche Horizonterweiterung ihres Daseins versperren ? und damit die ganz Tiefendimension ihrer Existenz verneinen.

Einen gesegneten Sonntag und viele neue Einblicke in das, was unser Glaube möglich machen kann

Fürbitten