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Predigtvorschläge - 18. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr B)
1. Predigtvorschlag

von Pfarrer Klaus Klein-Schmeink (erstellt: 2009)

Schwestern und Brüder!
„Ihr sucht mich, weil ihr von den Broten gegessen habt und satt geworden seid.“ so stellt Jesus ernüchternd fest, nachdem er – wie wir es am letzten Sonntag gehört haben – 5000 Männer gespeist hatte.

Sie suchen ihn nicht wegen seiner Lehre, nicht weil er ein Zeichen gewirkt hat, das offenbart: „Gott ist da.“ Sie suchen Jesus nicht um Jesu willen, sondern um ihres Magen willen.
Wenn sie an Jesus glauben sollen, dann müsse er sich schon mit einem neuen Wunder vor ihren Augen beglaubigen. Also noch einmal bitte etwas für den Magen. Mose hat das ja so auch gemacht, indem er das Manna in der Wüste und die Wachteln von Gott erbeten hatte.

Es scheint, dass die Menschen damals nichts kapiert haben. Jesus war gut als Prominenter, der viele anzog. Seine Show wollte man nicht verpassen. Deshalb kam man mit. Ein Wunder zu sehen, satt zu werden, schien ja auch ganz toll.
Aber deshalb sein Leben ändern, an Gott glauben, Jesus als Jünger nachfolgen, seine Lehre annehmen... lieber nicht.

Vielleicht erwischen wir uns gerade dabei, wie wir die Menschen von damals innerlich verurteilen. Aber auch heute geht es vielen ähnlich: die Zeremonie der Taufe als Segen Gottes für die Kinder, die Erstkommunion als Anlass für eine tolle Familienfeier, die Kirche als romantischer Ort für eine Hochzeit...ja gerne...

...aber mit den Kindern beten und in der Bibel lesen, mit ihnen und auch dem Partner sonntags zum Gottesdienst gehen, sich ernsthaft über die Lehre der Kirche zu informieren und danach zu handeln, sich Zeit nehmen für das persönliche Gebet ... nee, das muss nicht sein.
Es gibt viele hierzulande – auch in Kirchhellen – die so leben.
Kirche und Jesus – na klar! – aber nur dann, wenn ich etwas davon habe, wenn es mein Leben verschönert, mir Nutzen bringt... ab und zu eben, wenn es mir so danach ist, wenn ich das Bedürfnis danach habe usw.

Ich stelle mir die Menschenmenge von damals vor, und ich vermute sie ist so zusammengesetzt, wie unsere Weihnachtsgottesdienste heute:
wenige, die ganz allein wegen Jesus da sind, ihn als enge Jünger angehören
einige, die einfach mitgekommen sind, weil es die Frau, der Mann, der Freund, die Familie so will,
einige, weil sie nichts dagegen haben, zu kommen, aber auch nicht wirklich wissen warum: Schad ja nix!
viele, die offen sind für eine gute Botschaft, die sie erbaulich finden, die der Atmosphäre wegen kommen... und, und, und...

Liebe Schwestern und Brüder,
ich beklage das gar nicht. Ich beschreibe es einfach.
Der Herr hat die Menge ja auch keiner Prüfung unterworfen, einer Art Zulassungsexamen, er hat keine Eintrittskarten verkauft oder ein Security-Team angestellt, die die ganz treuen von den eher lauen Jüngern trennt. Immerhin sind sie ja da und haben sich z. T. auf die weite Reise gemacht, etwas in Kauf genommen, um Jesus zu sehen.

Ich werde als Pastor auch niemand einfach mal so wegschicken, weil er oder sie sonst nicht zu treffen ist. Ich werde auch kein Bonuspunktesystem einführen für Sonntagskirchenbesucher, damit sie an Weihnachten einen Sitzplatz bekommen und der ihnen nicht von Gelegenheitschristen weggeschnappt wird. Ich darf auch nicht einfach so Eltern die Taufe ihrer Kinder verweigern oder ein Ehepaar ablehnen, wenn sie mir sagen, dass sie heiraten wollen und dem auch rechtlich nichts im Wege steht.

Ich werde aber bei der Verkündigung, der Katechese, den Gesprächen keineswegs die Botschaft der Kirche und das Evangelium Jesu verkürzen.
Jesus hat seine Botschaft auch nicht geändert, obwohl viele sie für viel zu anspruchsvoll hielten. Er hat keine banalen Lebensweisheiten verkündet, wie es esoterische Autoren tun und damit eine ganze Menge Geld verdienen.

Das ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat.
Das sagt Jesus auch zur Menge.

Es ist das Werk Gottes, dass Menschen an ihn glauben. Das ist nicht das Ergebnis einer supergescheiten Werbestrategie, einer wohldurchdachten Kampagne mit den besten Jüngern als Kompetenzteam. Der Glaube ist nicht machbar. So wie Berufungen zum Priester- oder Ordensstand nicht machbar sind.

Der Glaube ist ein Geschenk. Man kann ihn sich nicht verdienen. Haben sich die Menschen damals etwa ein solches Wunder der Brotvermehrung verdient?
Haben wir etwa verdient, dass Jesus, der Sohn Gottes sich für uns hat kreuzigen lassen?

Der Glaube an Jesus ist ein Geschenk, eine Gnade. Wer an ihn glaubt weiß das. Jesus bezeichnet sich selber als das Brot, das der Welt das Leben gibt.

Mit welchen Augen mag Jesus auf die Menge vor ihm geblickt haben, wissend, dass sie aus den ganz unterschiedlichsten Motivationen gekommen sind?
Er wird sie mit liebenden und hoffenden Augen angeschaut haben:

- liebend, weil er für jeden und jede ans Kreuz gehen wollte, um ihnen zu zeigen, dass Gottes Liebe zu uns Menschen aufs Ganze geht.
- hoffend, dass die Menschen diese Liebe erkennen und annehmen, sich beschenken lassen, sich öffnen, damit das Werk Gottes geschieht, dass sie an den glauben, den er gesandt hat.

Wer weiß denn schon, wie viele sich nach dem Wunder, nach der Begegnung mit Jesus für ihn entschieden haben, an wie vielen sich das Werk Gottes vollzogen hat?

Liebe Schwestern und Brüder,
ich wünsche uns allen in der Kirche – den Geweihten wie den Laien – diesen Blick Jesu.
Es gibt viele Menschen, die nach einem sinnvollen Leben hungern. Das ist oft unterschiedlich in den Lebensaltern und –situationen.
Und es ist gut, wenn sie zur Kirche kommen mit ihren Fragen und Sehnsüchten, die oft verborgen sind. Wenn sie kommen, sind sie immerhin in irgendeiner Weise offen für de Glauben.

Als Glieder der Kirche dürfen wir dann nicht hämisch oder hochmütig auf diese Menschen herabschauen. Wir haben uns den Glauben auch nicht verdient. Er ist uns geschenkt worden. Für dieses große Geschenk sollten wir dankbar sein und es in seinem ganzen Reichtum hegen und bewahren.

Unsere gelebte Dankbarkeit Gott und auch der Kirche gegenüber – ganz konkret im Alltag und Gottesdienst - kann Menschen offen machen für das Geschenk, das wir schon erhalten haben, für das Werk Gottes, dass wir an den glauben, den er gesandt hat.

Wenn wir nicht dankbar sind, wer denn dann? Gibt es reicher Beschenkte als uns?

2. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder!

So eine Brotvermehrung war vielleicht sehr publikumswirksam, aber offensichtlich nicht sonderlich eindeutig. Die fünftausend Menschen, die Zeugen der Brotvermehrung gewesen sind, haben nicht begriffen, was Jesus ihnen damit klar machen wollte:
Dass er derjenige ist, von dem das Leben kommt. Dass der Glaube und die Hoffnung genauso lebenswichtig sind wie das tägliche Brot. Und dass Gott diejenigen, die er zu den Seinen zählt, weder verhungern noch verdursten lassen will.
Alles, was die Fünftausend offensichtlich verstanden haben, ist, dass sie satt geworden sind, und dass die Brotvermehrung schon etwas Besonderes gewesen ist.

Nun kommen sie wieder zu Jesus und wollen noch mehr von diesen besonderen Sachen sehen - sie haben sogar eine präzise Vorstellung von dem, was sie sehen wollen: So etwas wie das Mannawunder in der Wüste, das wäre nicht schlecht. Für die großen, Aufsehen erregende Wunder sind sie zu haben - aber das einzig notwendige, den Glauben, die persönliche Beziehung zu Jesus - das interessiert sie nicht.

Es macht sich allmählich ein ganz interessanten Phänomen in unserer Gesellschaft breit: Während es noch vor Jahrzehnten hieß: «Jesus - ja, Kirche - nein», so heißt es heute eher: «Kirche - ja, Jesus - nein». Da suchen einige die Gemeinschaft der Kirche, ihr soziales Engagement und ihre Sinnstiftung - aber die Mühe, wirklich zu glauben, machen sie sich nicht. Da gibt es Christen, die regelmäßig die Schönheit der Gottesdienste, der Sakramente und der Kirchen aufsuchen (oder die unterhaltsamen Kindergottesdienste) - aber eine persönliche Beziehung zu dem, der darin wohnt, haben sie nicht.

Die Botschaft des Gründers unserer Kirche ist aber eine andere: In der Brotvermehrung versucht Jesus deutlich zu machen, dass er selber für das Leben so wichtig ist, wie zum Beispiel das tägliche Brot. Wer aber nicht hinter dieses Wunder schaut, stellt nichts anderes fest, als dass er satt geworden ist.

Die Gestaltung der Kirchen, Schönheit der Gottesdienst, die Musik und die Liturgie versuchen deutlich zu machen, wie schön es ist, Gott zu dienen. Wer nicht hinter dieses Geschehen schaut, der wird nichts anderes finden, als dass, was im Kunstführer steht.
In dem Geheimnis von Brot und Wein, im Sakrament des Altares, will Jesus uns nahe sein und sich uns in der Kommunion schenken. Wer aber nicht hinter dieses Geschehen schaut, der wird nichts anderes entdecken, als ein eher spärliches Mahl, das nur aus trockenen Brotscheiben besteht.
«Die Taufe als Schutz vor allem Bösen, als Segen für das Kind - ja, gerne. Aber müssen wir denn wirklich all das glauben, was im Glaubensbekenntnis steht - vor allem das mit der Kirche?» Aber - wer soll denn Schutz gewähren, wenn nicht der Gott, den wir im Glaubensbekenntnis verkünden? Und durch wen soll denn das Kind getauft werden, wenn nicht durch die Kirche?

Hinter allen Dingen und in allem Tun steht beim Christen die persönliche, intensive Beziehung zu seinem Gott und Herrn, zu Jesus Christus. Alles erhält aus dieser Perspektive eine andere Dimension. Ohne diese Beziehung wird dagegen die ganze Wirklichkeit flach, farblos und verwirrend.

Das Brot des Lebens, also das, was unser Leben erhält, was unserem Leben Geschmack, Profil und Farbe gibt; dieses Brot des Lebens ist Jesus Christus. Er ist das Salz in unserer Suppe, ohne ihn wird alles öd und fad. Wir können die Lehrer der Welt kaschieren mit bunten Bildern, Reisen und Abenteuer (organisiert durch Neckermann und Marlboro). Aber davon werden wir niemals satt, es schmeckt immer nach mehr. Das wahre Brot des Lebens findet sich eben nicht als Manna, das uns - mir nicht, dir nichts - vor die Füße fällt. Das Brot des Lebens findet sich für denjenigen, der zu Jesus Christus kommt, wer an ihn glaubt.

Nur wer anfängt, hinter die Dinge zu schauen, kann erst im Brot den finden, der es uns in Liebe bereitet hat. Amen.

Fürbitten