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Predigtvorschläge - 21. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr B)
1. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2006)

Liebe Gemeinde!

„Wollt auch ihr weggehen?“ – Diese Frage Jesu richtet sich heute an uns – über den Zeitenabstand von 2000 Jahren hinweg, jetzt! „Wollt auch ihr weggehen?“ So viele sind schon gegangen, sind protestierend ausgezogen aus der Kirche, die meisten aber schweigend einfach ferngeblieben, weggeblieben, zu Hause geblieben, nicht mehr wiedergekommen – so wie damals schon zu Jesu Zeiten und wie es immer wieder geschah in der langen Geschichte der Kirche. Jeder so mit seinen Gründen, immer andere: weil es zu hart zugeht in der Kirche, weil die Worte Jesu zu hart klingen, weil die Worte des Papstes zu hart klingen, weil das Verhalten der Geistlichen zuweilen anstößig erscheint, weil das Verhalten der Christen insgesamt zu wünschen übrig läßt, weil es einfach nicht mehr die Mühe zu lohnen scheint, weil es auch ohne Gott ganz gut zu gehen scheint... „Wollt auch ihr weggehen?“ Hören wir diese flehende Frage Jesu noch? Ist es uns egal, was mit der Kirche geschieht? Mit den vielen Kindern hier in Südkirchen, die den Sonntagsgottesdienst nicht mehr kennen, obwohl sie eine lange Kommunionvorbereitung mitgemacht haben? Mit ihren Eltern, die eine gute christliche Praxis aufgegeben haben, die sie als Kinder noch eingeübt hatten? Spüren wir noch den Wunsch in uns, sie zurückzuholen? – Doch dazu müssen wir uns selbst in der Kirche wohlfühlen, dürfen nicht die anderen beneiden, die sich von den Christenpflichten befreit haben. Wir müssen uns vor Augen führen, was wir verlieren würden, wenn auch wir einfach weggingen. – Dazu hilft uns das Wort des Petrus, die Antwort auf die Frage Jesu. Als unbedeutender Fischer hatte er in aller Klarheit erkannt, daß es keinen anderen Weg gibt, außer Jesus zu folgen. Wohin sollen wir denn sonst gehen? Wohin? Es gibt doch keinen anderen, der Worte ewigen Lebens schenkt. Es gibt zwar viele kluge Leute, viele Meinungen, viele Ideologien und Weltverbesserungsvorschläge, aber sie alle bauen nur auf den eigenen kläglichen, mit Finsternis umhüllten Verstand. Königreiche erstehen und fallen, Ideologien werden geboren und stürzen wieder zusammen, das alles ist Menschenwerk – aber Gottes Wort bleibt auf ewig bestehen. So gesehen, gibt es nichts Vernünftigeres, als zu glauben und treu zu bleiben. Wer glaubt, der baut auf den festesten Grund, der in Ewigkeit nicht wanken wird. Und dennoch ist Glauben schwer, weil wir eben so oft nichts davon spüren, weil unser Verstand nicht nachkommt, weil so oft keine Hochstimmung da ist, und auch weil viele unserer Bekannten weggegangen sind. Sollten wir es ihnen gleichtun und den Glauben wegwerfen? Nur wohin könnten wir dann gehen? Uns bleibt letztlich doch nur die Antwort des Petrus: „Nein, wir bleiben bei dir, denn du allein hast Worte ewigen Lebens.“ Wenn wir davon zutiefst überzeugt sind, dann können wir es auch den anderen glaubhaft machen, die weggegangen sind oder die noch gar nicht richtig angekommen sind. Es ist ja vielfach einfach Unwissenheit, religiöse Unwissenheit, die Menschen von den Quellen des ewigen Lebens fernhält. Nur wenige Christen sind über einen Kinderglauben hinausgekommen, und die heutigen Kinder wissen noch weniger. Wie können sie da Jesus als ihren Freund erkennen, für den es sich lohnt zu leben und sogar zu sterben? Und es gibt ja auch nicht sehr viele Vorbilder, an die man sich halten kann, Menschen, die die Freundschaft mit Jesus authentisch vorleben. In einer immer stärker säkularisierten Gesellschaft fehlt es an Einübungsfeldern für den Glauben, an Orten des Glaubens. Immer seltener ist die Familie ein solcher Ort des Glaubens. Wo früher gebetet oder über den Glauben gesprochen wurde, da läuft heute der Fernseher. Bei jedem Tauf- und Brautgespräch rede ich über die Notwendigkeit, dem Glauben eine feste Gestalt im Familienleben zu geben, feste Gewohnheiten im Laufe des Tages auszubilden, die dem religiösen Leben Ausdruck verleihen, v.a. das Tischgebet. Und ich stelle immer wieder fest, daß die jungen Leute interessiert und wohlwollend zuhören. Aber wenn ich der einzige bleibe, der darauf hinweist, dann wird dabei wohl nichts herauskommen. Eine einzelne Stimme ist zu schwach im großen Konzert der Meinungen. Darum bitte ich Sie dringend: Erheben auch Sie Ihre Stimme! Geben Sie Zeugnis von Ihrem Glauben und davon, wie Sie ihn gelernt haben! Oder wollen auch Sie weggehen?

2. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder, es ist so ziemlich jedem Menschen eigen, dass er ungern in der Ecke steht oder ungern von allen verspottet wird. Wir Menschen haben eine nahezu unstillbaren Drang nach Anerkennung und Liebe. Nun folgt daraus ein durchaus gesunder Drang, sich beliebt zu machen.

Aber das hat auch seine Grenzen. Einmal können wir es nicht allen gleichzeitig recht machen. Zum anderen erreicht derjenige, der immer nur darauf aus, bei allen "lieb-Kind" zu sein, oft das Gegenteil. "Schleimer" nennt man solche Leute, "Rückgratlos" oder "anbiedernd".

Sympathien dadurch zu gewinnen, indem man sein Fähnchen in den gerade herrschenden Wind hängt, bringt vielleicht kurzfristig Erfolge; auf lange Sicht aber verliert man nicht nur die Achtung der anderen, sondern auch die eigene Selbstachtung.

In dieser Gefahr haben auch schon immer die Christen gestanden, zu allen Zeiten der Geschichte, aber auch jetzt, in der heutigen Zeit. Wir Christen können nicht mehr die Lieblinge aller Menschen sein.
Dabei haben die Christen in der Zeit nach dem Nationalsozialismus einen hohen Stellenwert in der deutschen Gesellschaft gehabt. Staat und Kirche waren sich in sehr vielen Punkten einig, und die Politik hat große Hoffnung auf die christlichen Werte gesetzt, damit sich die Katastrophe des Holocaust nicht wiederholt. Wer Christ war, ja, auch wer Katholik war, stand hoch im Kurs.

Das hat sich leider gewandelt, auch wenn viele es nicht wahrhaben wollen. Wer heute noch im vollen Umfang Christ sein möchte, stellt sich in vielen Punkten gegen die Gesellschaft. Fragen sie sich selbst, wie stark die Meinungen auseinander gehen, wenn Sie an Abtreibung, künstliche Empfängnisverhütung, Ehescheidung, das Zölibat, das Beichtsakrament, die Sonntagspflicht oder den Wahrheitsanspruch der katholischen Kirche denken. Denken Sie nur genetische Experimente, an Versuche mit menschlichen Embryonen, an Sterbehilfe, das Recht auf Euthanasie in Holland (schon für 12-jährige gegen den Willen der Eltern). Entweder ich schwimme mit dem Strom der gängigen Meinung, oder ich bin überzeugter Katholik. Beides, so müssen wir uns immer mehr eingestehen, geht nicht mehr.

Wenn wir uns aber entschieden für unseren Glauben und für Jesus einsetzen, verlieren wir die Achtung der Gesellschaft. Wir werden belächelt und nicht mehr ernst genommen, wir verlieren Sympathien und werden unglaubwürdig gemacht. Das tut weh; das hat keiner gern; aber, liebe Schwestern und Brüder, das ist der Normalzustand des Christen: Entweder die Welt zu lieben oder Jesus zu folgen. Das hat Jesus ja schon selbst erfahren. In Scharen haben sie ihn verlassen, bis nur noch der kärgliche Rest von 12 Aposteln bei ihm blieb. Aber Jesus bleibt bei Seiner Berufung: lieber lässt er auch noch die 12 gehen, als dass er auf Stimmenfang geht.

Liebe Schwestern und Brüder, wer sich lieber die Sympathien und die Liebe der Gesellschaft sichern möchte und auf Gottes Gnaden verzichtet, wird auf Dauer beide verlieren.
Wer sich aber für ein eindeutiges Leben aus dem Glauben entscheidet, der wird vielleicht sogar beides gewinnen. Denn unsere Gesellschaft hat bei allem Wischiwaschi einen Hunger nach Gradlinigkeit. In unserer Zeit sagt doch jeder nur das, was alle hören wollen. Ein Politiker richtet sich in dem, was er tut, so sehr nach den Meinungsumfragen, dass er sogar bei einer Demonstration gegen seine eigene Person mitdemonstriert, wenn's sein muss (so wie Jörg Haider in Österreich vor einigen Jahren).
Wer glaubt, weder zum Papst, noch zur Kirche stehen zu dürfen, weil er sonst zum Idioten gestempelt wird, versinkt letztlich in der eigenen Profillosigkeit. Jemand aber, der sagt was er denkt, der seine Überzeugung auch dann noch durchhält, wenn alle ihn belächeln, der sich vor allem Gott gegenüber Rechenschaft gibt und keine «Schulterklopfer zählt», der wird vielleicht auch von seinen Feinden geschätzt, mit Sicherheit aber von seinem besten Freund: Jesus Christus.

Lassen Sie uns also gemeinsam im Glauben, Beten und Leben Zeugnis ablegen für unseren Glauben, wie es auch schon der sel. Karl Leisner geschrieben hat: «Christus ist meine Leidenschaft» - nichts sonst.

Amen.

Fürbitten