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Predigtvorschläge - 23. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr B)
1. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2006)

Liebe Gemeinde!

Das Motto unseres Pfarrfestes „Gemeinsam statt einsam“ richtet unsere Aufmerksamkeit auf die Gemeinschaft. „Gemeinschaft“, lateinisch Communio, ist eines der Hauptworte unseres Glaubens. Zugleich ist die Gemeinschaft aber auch ein Wert von allgemeinmenschlichem Rang, sie wird von jedermann geschätzt und anerkannt, aber nicht unbedingt gelebt. Im Gegenteil: Noch nie haben so viele Menschen unter Einsamkeit gelitten wie zu unsrer Zeit. Das hat viele Gründe, ich zähle nur einige auf: Zunächst ist es der Wohlstrand, der möglich macht, daß Menschen aus einer gemeinschaftlichen Wohnung ausziehen und als Single leben. Dazu kommt der allseits beklagte Geburtenrückgang: Wir haben nicht mehr so viele Kinder, und entsprechend kleiner sind die Familien geworden. Dazu kommt die von vielen abverlangte Mobilität: Wie oft müssen Menschen aus beruflichen Gründen umziehen und ihre angestammten Wurzeln verlassen. Wie schwierig ist dann jedesmal, neue Kontakte zu knüpfen. Ferner gibt es heute viele Möglichkeiten, die freie Zeit allein zu verbringen: vor dem Fernseher oder dem Computer, inzwischen sogar in Fitneßstudios. Nicht zuletzt halten die traditionellen Bindungen nicht mehr so fest: die Nachbarschaften, Vereine oder die Kirchengemeinde. Die Bindungen werden lockerer oder zerbrechen ganz. Hieran haben oft auch verfehlte Einstellungen der Menschen schuld: Ein wachsender Egoismus, die Angst sich zu binden aufgrund übertriebener Liebe zur Freiheit und ein Lust-und-Laune-Denken. Wir sehen: die Einsamkeit hat vielfältige Wurzeln. Keineswegs haben die Einsamen immer selbst schuld an ihrer Einsamkeit. Aber ebensowenig dürfen sie die Schuld grundsätzlich bei den anderen suchen. Aber das ist heute nicht mein Thema. Vielmehr möchte ich heute zwei Dinge besonders ansprechen: den Wert der Gemeinschaft und den Schlüssel zum Aufbau guter Gemeinschaft. Vom ersten Punkt handelt die Geschichte, vom zweiten das heutige Evangelium. VOM WERT DER GEMEINSCHAFT Die afrikanische Geschichte erzählt von fünf Vögeln, denen Gott eine schöne Stimme geschenkt hat, die einzeln, für sich aber zu schwach klingen. Erst im Verein klingen sie schön und erfreuen den Bauern. Das ist ein schönes Beispiel für die vielen Dinge des Lebens, die man nur gemeinsam tun kann. (Kinder suchen Beispiele: Mannschaftsspiele, sich freuen, sprechen, ein Fest feiern…) Unser ganzes Leben beruht auf Arbeitsteilung. Jeder ist auf viele andere Menschen angewiesen und steckt in einem Netz von Abhängigkeiten, ohne welches er gar nicht überleben könnte. Daß wir z.B. hier in der Kirche diese Lautsprecheranlage haben, ist das Werk von vielen Spezialisten. Ich habe das Mikrophon nicht gebaut. Und so geht es weiter mit den anderen Gegenständen hier und mit dem Gebäude insgesamt, das nur von vielen Händen gebaut werden konnte. An dieser Tatsache kann man vorbeisehen und denken, daß man doch ganz gut ohne andere leben kann. Aber das ist eine Illusion, die nur aufgrund des Geldes möglich ist. Wir brauchen nur Geld – könnte man meinen, dann haben wir andere Menschen nicht nötig. Aber das ist eine Illusion. Zum zweiten gibt es noch eine Reihe von Dingen, die man zwar alleine tun kann, die aber nur mit anderen zusammen richtig Spaß machen. (Kinder suchen Beispiele: Essen, ins Kino gehen, arbeiten, Sport treiben, singen…) Herr Schlüter putzt die Kirche auch nicht allein, sondern macht es zusammen mit seiner Frau. Und ich möchte Sie einmal fragen: Beten Sie eigentlich lieber alleine oder lieber gemeinsam mit anderen? (Die meisten Leute geben durch Handzeichen bekannt, daß sie lieber in der Kirche beten.) Auch glauben, hoffen und lieben geht mit anderen zusammen viel besser als allein. Die Frucht guter Gemeinschaft ist vollendete Harmonie. DER SCHLÜSSEL ZUM AUFBAU GUTER GEMEINSCHAFT Aber das ist nicht immer so. Es gibt auch Gemeinschaft, die anödet, nervt, einengt, fesselt und erstickt. Dann möchte man ausbrechen. Ein Sprichwort bringt es auf den Punkt: „Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.“ Es gibt also Hindernisse guter Gemeinschaft, und damit hat auch Jesus zu tun, der seine Jünger gerne zu einer guten Gemeinschaft aufbauen will. Er merkt, daß dies gar nicht so einfach ist. Im heutigen Evangelium hören wir, wie die Jünger sich streiten. Worüber? Sie wollen alle der Größte sein. Wer ist der Wichtigste, der Schönste, der Bester, der Klügste? Wer kann sich am meisten leisten, hat die schönsten Schuhe an, wer glänzt am meisten in der Schule, wer singt am besten usw. Diese Frage stammt aus einem tief sitzenden Geltungsdrang, aus Eitelkeit und Ehrsucht, und sie führt zu Neid, Mißgunst, Eifersucht und Mobbing. Im anderen nicht den Bruder / die Schwester sehen, sondern den Konkurrenten – das ist die eigentliche Wurzel für die schlechte Stimmung unter den Jüngern, das macht die Gemeinschaft schwer erträglich. Wenn man dies erfährt, möchte man ausbrechen aus der Gemeinschaft. Was empfiehlt Jesus also zu tun? Welchen Schlüssel hat er anzubieten? Er sagt: „Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern der Größte unter euch soll werden wie der Kleinste, und der Führende soll werden wie der Dienende.“ (Lk 22,26) D.h. Gemeinschaft lebt von der Liebe, die bereit ist zu dienen. Er fragt: „Welcher von beiden ist größer: wer bei Tisch sitzt oder wer bedient? Natürlich der, der bei Tisch sitzt.“ (Lk 22,28) Das kennen wir alle: Da sitzen die Leute am Tisch und lassen die anderen springen; sie haben ja das Geld, sie können sich bedienen lassen. Und dann wird noch gemeckert, weil es nicht schnell genug geht. Aber Jesus mahnt: Der Größere soll seine Größe dadurch zeigen, daß er sich klein macht und bedient, wie Jesus es selbst vorlebt hat: „Ich aber bin unter euch wie der, der bedient.“ Was würde heute wohl passieren, wenn keiner mit anpacken und mithelfen würde? Es gäbe nichts zu essen und zu trinken, keine Musik, nichts. Die Gemeinschaft braucht Menschen, die nicht fragen: „Was habe ich davon? Was bekomme ich dafür“, Menschen, die nicht sagen: „Sollen doch die anderen machen. Wieso ich?!“ Vielmehr müßten wir fragen: „Wieso ich nicht? Wieso eigentlich nicht ich?“ Warum sollte ich z.B. nicht die leeren Gläser oder das dreckige Geschirr zurückbringen? Natürlich darf das Dienen keine Einbahnstraße sein, vielmehr sollte es ein wechselseitiges Geben und Nehmen sein. Sein Leben als Dienst verstehen, seine Gaben als Aufgaben, seine Talente einsetzen für die Gemeinschaft. So ergänzt sich alles zu wunderbarer Harmonie. Das ist der Schlüssel zum Aufbau guter Gemeinschaft: die Bereitschaft zum Dienen. So können wir heute gemeinsam unser Pfarrfest feiern. Der Grund für unsere Gemeinschaft ist schon gelegt: Jesus Christus. In der Eucharistie führt er uns in die Kommunion mit ihm und untereinander.

2. Predigtvorschlag

Effata! Öffne Dich!
Sogleich öffneten sich seine Ohren, seine Zunge wurde von ihrer Fessel berfreit, und er konnte richtig reden.

Schwestern und Brüder!
Diese Episode aus dem Evangelium, dieser Ruf Effata! Öffne Dich! spielt eine Rolle in unserem Christenleben.

Effata! Öffne Dich!
So heißt es nämlich auch im Taufritus. Der Zelebrant berührt Ohren und Mund des Täuflings und spricht dabei:

"So wollen wir den Herrn bitten, dass er diesem Kind helfe, seine Botschaft zu hören und zu bekennen. Er lasse dich heranwachsen, und wie er mit dem Ruf "Effata" dem Taubstummen die Ohren und den Mund geöffnet hat, öffne er auch dir Ohren und Mund, dass du sein Wort vernimmst und den Glauben bekennst zum Heil der Menschen und zum Lobe Gottes."

Effata! Öffne Dich!
Dieser Ruf, dieses Gebet steht also am Anfang unseres Christseins.
Der Christ soll und kann durch die Hilfe Gottes Ohren und Mund geöffnet halten.

Als Christ geht es darum, auf die Stimme Gottes zu hören, seine Botschaft in uns aufzunehmen.
Bei dem Wirrwarr an Stimmen, Meinungen und Schlagzeilen, fällt es nicht immer leicht, die Ohren für den Anruf Gottes freizuhalten. Sein Wort an uns kommt nicht so dröhnend und marktschreierisch daher, wie die meisten Stimmen dieser Tage.
Umso wichtiger ist es für uns, Orte und Wege aufzusuchen, an denen wir Gottes Stimme hören können.

Umso wichtiger ist es für uns, auch Zeiten der Stille und des Gebetes zu halten, z. B. hier in der Kirche, wenn gerade kein Gottesdienst ist.

Umso wichtiger ist es für uns, die Hl. Schrift zu lesen, uns nach dem Glauben der Kirche zu erkundigen - und zwar bei Menschen, die sich darin auskennen. Die öffentliche Meinung und die Beiträge in Fernsehen und Presse sind zu weiten Teilen nicht dazu geeignet.

Effata! Öffne Dich!
Für das Wort Gottes. Nimm es auf in Dein Herz und in Dein Leben.

Effata! Öffne Dich!
Damit das Wort Gottes auch anderen bekannt wird. Dein Glaube gehört nicht Dir allein. Dein Glaube gehört auch den anderen, der Welt um Dich herum. Religion ist eben keine Privatsache.

Wir Christen sollen den Mund aufmachen.
Am Arbeitsplatz, wenn man wieder über Kirche herzieht, weil das zu Zeit so in ist. Wir brauchen uns nicht zu verstecken.

Wir sollen den Mund aufmachen für die, auf deren Stimme niemand hören will, die aber unsere Nächsten sind:

Für die Behinderten, die immer noch an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden.

Für die Familien, die immer wieder politisch und finanziell benachteiligt werden.

Für die Kinder und Jugendlichen, die unsere Zukunft sind.
Für die alten und pflegebedürftigen Menschen, weil sie ein Recht haben menschenwürdig behandelt zu werden.

Für die Ungeborenen, weil sie ein Recht auf Leben haben, genauso wie jeder von uns.

Für Ausländer und Asylanten, wo sie Opfer dumpfer, brauner Parolen von nationalistischen Wirrköpfen werden.

Für Verarmte und Sozialschwache, dass sie die nötige und eine angemessene Unterstützung erhalten.

Liebe Schwestern und Brüder,
ich weiß, dass viele von Ihnen Ihren Mund dafür schon geöffnet haben und weiterhin öffnen werden. Und das ist gut so.
Denn unsere Gesellschaft braucht solche Stimmen, um sich richtig zu orientieren. Ohne Verkünder der Frohen Botschaft Jesu Christi rennen die Menschen in die Irre, wird die Welt nicht unbedingt menschenfreundlicher.

Die Aktion "Auf geht's", jetzt an diesem Wochenende, ist so ein Moment, wo Christen, wo eine Gemeinde den Mund auftut, um hinzuweisen, dass die Güter der Erde noch immer nicht gerecht verteilt sind, dass die Menschen in aller Welt eine Familie sind.
Allen, die sich an dieser Aktion beteiligen sei an dieser Stelle ein herzliches "Vergelt's Gott" gesagt.

Effata! Öffne Dich!
Öffne Deine Ohren und Dein Herz für das Wort Gottes.
Öffne Deinen Mund, um die Frohe Botschaft anderen weiterzugeben.

Öffne Deinen Mund auch, um Gott mit Liedern im Gottesdienst zu preisen.
Ich finde es manchmal erschreckend erstaunlich, wie viele mit enormer Ausdauer "Die Hände zum Himmel" anstimmen können, wenn es sich aber auch um bekannte Gottesloblieder handelt, den Mund schwerlich aufbekommen.
Ich finde das sehr schade, weil das für die Feierlichkeit des Gottesdienstes und auch für die eigene Andacht abträglich ist.
Aber das so am Rande

Effata! Öffne Dich!
Dieses Wort Jesu hat dem Taubstummen ein neues, geheiltes Leben geschenkt.
Dieses Wort verheißt jedem Christen bei der Taufe ein erfülltes Leben.

3. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder,

immer wieder fragen sich Menschen: Warum soll ich eigentlich glauben? Was bringt mir ein Gott, was bringt mir der Glaube? Es geht mir doch auch so ganz gut; und wenn ich Probleme habe, finanziell, gesundheitlich oder sozial, dann gibt es dafür doch auch Fachmänner, Spezialisten: Finanzberater, Ärzte, Psychologen und Therapeuten.
Wofür ist Gott eigentlich gut?

Nun, die Antwort setzt eine Erkenntnis über uns Menschen voraus, die etwas aus der Mode gekommen ist. Viele Jahrhunderte waren die Menschen davon überzeugt, das die Wurzel allen Übels die Sünde ist; die Entfernung von Gott und unser gottloses Verhalten.
Selbst das, was wir heute als ungerechte Verhältnisse, falsche Wirtschaftsstrukturen, unangemessene Erziehung oder krankmachende gesellschaftliche Umstände ansehen, hat ja auch irgendwo seinen Grund. Und der liegt, nach wie vor, immer noch in der Unfähigkeit des Menschen. Inzwischen haben viele dieser Spezialisten erkannt, dass sich der Mensch und damit die Welt erst dann ändert, wenn man ihn in seiner Ganzheit betrachtet und ernst nimmt.

Zum Menschen gehört aber immer auch seine Freiheit - und die Möglichkeit, diese Freiheit zu missbrauchen. Gegen seinen Hang zum Bösen und Zerstörerischen, zum Egoismus gibt es aber keine Pillen, keine Therapie und kein Sozialprogramm. Den Menschen aus dieser seiner größten Not zu befreien hilft allein die Quelle des Guten schlechthin: Gott.

Wir brauchen Gott, um uns über die Zerstörung der Welt und unsere Selbstzerstörung hinwegzusetzen. Gott ist der Befreier, der Erlöser, und wir haben nichts nötiger als ihn. Das gilt nicht nur für uns Christen; jeder Mensch ist ein Gefangener seiner eigenen Schwäche; jeder Mensch wird erst dann frei, wenn er in Gott seiner Stärke und Bestimmung findet.

Aber wie macht Gott das? Wie befreit er uns? Dazu ist das heutige Evangelium ein deutlicher Fingerzeig:

Zunächst nimmt er uns beiseite. Er stellt kein Gesellschaftsprogramm auf, er schert uns nicht über den gleichen Kamm. Er nimmt sich jeden einzelnen von uns vor, abseits von der Masse, und schaut uns ganz persönlich ins Herz.

Er berührt uns, er will uns anrühren. Er braucht Nähe, um uns zu heilen. Die Befreiung durch Gott kann nur geschehen, wenn wir ihn an uns heranlassen, wenn wir vertrauen fassen und seine Nähe aushalten. Wenn wir bei jeder Berührung zusammenzucken und uns zurückziehen, kann Heilung nicht geschehen. Dann bleiben wir, wie wir sind.

Er wählt, um uns zu befreien, die einfachsten Zeichen dieser Welt: Im Evangelium ist es Staub und Speichel, seine Finger und ein einziges Wort. In unserem Leben sind es so einfache Zeichen wir Wasser, Wein und Brot, Salbe und Handauflegungen, einfache Worte wie "Ich taufe Dich", "Ich liebe Dich", "Ich spreche Dich los". Gott wirkt durch die Sakramente, das ist sein Weg, sein Angebot. Vielleicht ist es ihnen zu billig: "Gott kann doch auch ohne dieses Brimborium wirken..." denken viele und meinen, sie bräuchten Eucharistie, Taufe und Beichte nicht.
Aber Gott hat sich an diese Zeichen gebunden, damit wir ihn fühlen und hören können. Gott handelt nur so, niemals anders.

Liebe Schwestern und Brüder, so will Gott die Welt verwandeln, indem er uns verwandelt. Zu neuen Geschöpfen, ohne Angst, ohne Zwang, ganz frei für seine Liebe. Geheilt und befreit können wir das Loblied seiner Gnade singen; neue Wege gehen. Aus der Gottesbegegnung in den Sakramenten entsteht die neue Welt und der neue Mensch.

Was für ein Geschenk!

Fürbitten