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Predigtvorschläge - 26. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr B)
1. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2006)

Liebe Gemeinde!

Das Erntedankfest gehört zu den ältesten Festen der Menschheit. Wenn die Ernte des Jahres eingebracht ist, dann hat man es verdient, auszuruhen und zu feiern. Darum versammeln wir uns heute um den Altar, um den Geber aller Gaben zu preisen. Wir tun dies in der Feier der Eucharistie, der höchsten Form der Danksagung. In der Lesung ist der Apostel Jakobus zu Wort gekommen. Er redet den Reichen ins Gewis-sen und prophezeit ihnen die große Katastrophe. Sie haben gespart und gegeizt, aber das aufgehäufte Vermögen wird nichts mehr wert sein. Eine Inflation wird all ihr Gold und Sil-ber entwerten. Die schöns¬ten Modellkleider und die teuersten Maßanzüge werden in den Schrän¬ken verstauben und ein Fraß der Motten, weil es keine Gelegenheit mehr gibt, sie zu tragen. So etwas kann auch uns passieren. Weltweit gibt es zahlreiche Beispiele für den Absturz rei-cher Leute und ganzer Gesellschaften ins Elend. Es gibt keine Garantie für weiteres Wachs-tum. Habgier und Geiz sind kein geeignetes Mittel, sein Leben auf Dauer zu erhalten – das macht das heutige Gleichnis ganz unmißverständlich klar. Jakobus redet den Reichen ins Gewissen. Wer sind diese Reichen heute? Auf wen trifft die Charakterisierung zu: Andere um ihren gerechten Lohn betrügen, ein üppiges und ausschweifendes Leben führen, den Gerechten verurteilen und umbringen? – Ich denke da aktuell an die Firma BenQ, die in unverantwortlicher Weise einen ganzen Produktionszweig in Deutschland zugrundegerichtet hat – nicht ohne sich zuvor das Knowhow zu beschaffen, um später im eigenen Land Profit machen zu können. Tausende von Menschen in Deutschland werden vom Management ei-nes Konzerns zuerst zu niedrigen Löhnen gezwungen und dann in die Arbeitslosigkeit ent-lassen – das ist Ausbeutung im modernen Stil. Dafür gibt es immer wieder neue Beispiele, viel zu viele. Die Mahnung des Jakobusbriefs trifft gewiß auf keinen aus unserer Gemeinde zu. Welcher Bauer zahlt seinen Knecht nicht aus? Diese Zeiten sind vorbei. Die von Jahr zu Jahr weniger werdenden Land¬wirte müssen ohne Knechte und Mägde ihre Höfe bewirt-schaften. Maschinen ersetzen den Menschen. Es geht alles schneller und kosten¬günstiger. Heute muß man froh sein, wenn man seine Milch verkaufen kann. Heute ist man beim Ver-kauf des Viehs von den Launen des Marktes abhängig oder von unvorhersehbaren Skanda-len, die das Vertrauen der Verbraucher erschüttern. Heute steht man in fortwährendem Konkurrenzkampf mit an¬deren Ländern und ihrem Warenangebot. Dies alles gibt dem Ern-tedank einen anderen Stellenwert. Dennoch darf uns die gewachsene Unsicherheit der heutigen Zeit nicht zum Jammern und Klagen verführen. Nach wie vor ist Dankbarkeit angesagt. Im Vergleich mit anderen Län-dern gehören wir immer noch zu den Reichen. Wir leben nicht schlecht. Die meisten haben ein gut gefülltes Sparkonto. Darum müssen wir auch fragen: Meint Jakobus mit seiner Mah-nung wirklich nur die anderen? Jedenfalls will er uns die Augen öffnen für die Not der anderen. Wie schnell sind wir oft mit unseren Urteilen über Menschen, die am Rand der Gesellschaft leben! Wie hart fällt manches Urteil über Menschen aus, die auf der Straße leben! – Die Dankbarkeit für die Ernte, über-haupt für die Schöpfungsgaben, mit denen wir gesegnet sind, soll ins Teilen münden. Das verstehen schon die Grundschulkinder, die am letzten Freitag ihren Erntedankgottesdienst gefeiert haben. Sie fanden unter vielen gefüllten Körben auch einen leeren Korb vor und wußten sogleich, was das bedeuten sollte: Vom Überfluß abgeben, damit auch die Armen leben können. Denn eines ist sicher: Am Ende haben wir alle gleich viel, das letzte Hemd hat keine Taschen. „Geben“, so sagte eine alte Bäuerin, „geben, muß man mit warmen Hän-den.“ Menschen in Not kann geholfen werden. Jeder von uns kann seinen Beitrag leisten. Ernte-dank wird auf diese Weise nicht nur Lobpreis des Schöpfers und Gebers aller guten Gaben, sondern auch ein Teilen der Gaben mit unseren Mitmenschen in nah und fern.

2. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder,

wenn man das heutige Evangelium - Abschnitt für Abschnitt - verfilmen würde (oder sich zumindest bildhaft vorstellt), so dürfte das Ergebnis sicher nicht für Jugendliche unter 18 Jahre zugelassen werden. Ausgerissene Gliedmaßen, brutales Ertränken und dazu noch Exorzisten und die dreifache Erwähnung der Hölle - zusammen mit dem Worten der Lesung (aus dem Jakobusbrief) starker Tobak.

Warum - so fragen wir uns heute und so haben sicherlich auch die Apostel damals gefragt - fährt Jesus plötzlich so starke Geschütze auf? Was ist passiert?

Das wird uns nicht klar, wenn wir den Text des heutigen Evangeliums so isoliert betrachten, wie er uns präsentiert wird. Im Zusammenhang ergibt sich nämlich ein hochinteressantes Gesamtbild.

Alles fing vermutlich damit an, dass Petrus - eifrig wie immer - bekannte: "Herr, wir haben Frau, Kinder, Äcker und Häuser verlassen - was werden wir dafür erhalten?" - Und Jesus antwortet irgendetwas mit dem ewigen Lohn und - das war der Auslöser - von 12 Thronen, auf denen die Apostel sitzen werden, um die 12 Stämme Israels richten (Lk 22,30; Mt 19,28).
Man kann sich sehr lebhaft vorstellen, wie es jetzt in der Phantasie der Apostel arbeitete. Zwölf Throne! Vielleicht sogar mit eigenem Thronsaal? Oder kriegt jeder einen eigenen Palast? Werden die zwölf Throne nach Wunsch ausgearbeitet? Darf sich jeder eine Farbe aussuchen? Und - vor allem - gibt es eine Rangfolge? Hat vielleicht Simon der Zelot einen größeren Thron, weil er der Älteste war?

Während Jesus davon erzählte, dass er nach Jerusalem ziehen wird, um dort verraten, ausgeliefert, hingerichtet und getötet zu werden; schwirrt in den Köpfen der Apostel immer noch die Farbe und Größe ihrer Throne herum. Als Jesus merkt, dass die Zwölf darüber nachdenken, wer von ihnen der größte sei, nimmt er ein Kind in ihre Mitte und betont: "Nur, wer dient - diesem Kind zum Beispiel - nimmt mich auf."

Alles vergebens. Die Apostel hören nicht zu. An dieser Stelle beginnt unser Evangelium. Das Kind steht noch in der Mitte, als Johannes die Verheißung der zwölf Throne gefährdet sieht: Da ist einer, der in Jesu Namen Gutes tut - das darf der nicht. Kriegt der dann etwa auch einen Thron? Und noch mehr? Dann sind wir Apostel ja gar nichts besonderes mehr! Jesus, das musst Du ihm verbieten!

Und nun wird Jesus unwillig - und fährt mit einer Schärfe und Eindringlichkeit fort, die uns vielleicht überrascht - aber offensichtlich notwendig war. "Dient! Dient, meine Apostel, dient um jeden Preis! Koste es Euch auch Euer Leben - ihr müsst das Dienen lernen, denn sonst wird auch aus der Verheißung des Himmels nichts anderes als die Hölle werden!"

Das sitzt. Denn bis hierhin haben die Apostel gedacht: Na, das mit dem Leiden und Dienen kriegen wir schon hin, Hauptsache wir erhalten nachher unsern Lohn. Augen zu und durch - das kennen wir auch. Aber der Dienst am Kleinsten, das Leid und das Kreuz sind keine willkürlichen Hürden, die es zu überwinden gilt, um dann auch das himmlische Treppchen zu gelangen. Der Himmel ist kein Lohn für Sportskanonen.

Der Dienst, von dem Jesus spricht, ist unverzichtbare Voraussetzung für den Himmel, weil wir nur so zu Bürgern des Himmels werden können. So wie Jesu Leid und Kreuz den Himmel überhaupt erst ermöglichten, ist der Dienst am Kleinsten ein Erlernen das himmlischen Zustandes.

Es geht ohne Dienst einfach nicht. Nur wer den Kleinsten groß sein lässt und um den Dienst am Anderen bereit ist, alles zu erleiden, alles zu lassen, auf alles zu verzichten - der entgeht der Hölle der Eitelkeit, der Machtgier und der Geld-Besessenheit.

Deshalb die harschen Wort - auch an uns: Dient! Dient, liebe Schwestern und Brüder - koste es, was es wolle! Amen.

3. Predigtvorschlag

In der letzten Woche hatte mein Weihejahrgang Studienwoche in Münster. Bei der Gelegenheit hatten wir auch ein Gespräch mit unserem Bischof Felix, welcher u.a. schockiert war von der neuesten Umfrage des Allenbachs-Instituts zum Thema Glauben, welches in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung am letzten Mittwoch veröffentlicht wurde. Demnach schwindet der christliche Glaube rapide: Seit Mitte der 50er Jahre sinkt der Anteil derer, die Sonntags in die Kirche gehen und auch unter diesen bekennenden Christen schwinden der Glaube: 1986 glaubten noch 56% der Christen, dass Jesus der Sohn Gottes ist, heute nur noch 46%. Der Glaube an die Auferstehung der Toten (der Kern unseres Glaubens!) sank der Anteil von 38 auf 30 %! Dagegen steigt der Glaube an Wunder von 33 auf 51% und der von Seelenwanderung von 7 auf 20%. Die Zeitung folgert: "Das Christentum wird gleichsam von innen ausgehöhlt. Die Kernbotschaft findet immer weniger Glauben."

Gleichzeitig sprechen sich die Menschen in dieser Umfrage für christliche Werte aus, auch wenn sie selber mit dem Christentum nichts mehr zu tun haben. 78% der Befragten wollen z.B., dass christliche Feiertage höher gestellt bleiben, als muslimische, auch für christliche Werte in der Politik sprechen sich große Mehrheiten aus.

Ich bin geneigt mit dem Evangelium zu sagen: "wer nicht gegen uns ist, ist für uns" - wenn diese Menschen, die an Christus nicht mehr glauben, an den auferstandenen Sohn Gottes, dennoch christlich handeln, sollte man sie nicht daran hindern. Es ist doch gut, dass Werte wie "Einsatzes für die sozial Schwachen" und die "Stärkung der Familie", der "Einsatz für Länder der Dritten Welt" als christliche Werte angesehen und auch eingefordert werden. Wenn Gutes auch außerhalb der Kirche getan wird, ist das sicherlich in Jesu Sinne. Ähnlich dürfen wir auch die 1. Lesung verstehen: auch außerhalb der Auserwählten geraten Menschen in Verzückung, wirkt der Heilige Geist. Moses deutet es richtig und sagt: dass es gut so ist. So ist es auch heute: nicht nur die Amtsträger haben den Geist Gottes gepachtet, sondern mit Taufe und Firmung hat ein jeder von uns diesen Geist empfangen, der einen jeden von uns zum Propheten macht. Man kann in dieser Aussage der 1. Lesung oder des 1. Teils des Evangeliums auch ein Plädoyer sehen für Toleranz und gemeinschaftlichem Engagement mit außerhalb unserer Kirche Stehenden: mit Evangelischen oder Andersgläubigen. "Wer nicht gegen uns ist, ist für uns. Hindert sie nicht daran, in meinem Namen zu handeln."

Schwieriger wird der 2. Teil des Evangeliums. Während es im 1. Teil um die Außenperspektive ging, geht es im 2. Teil um die Innenperspektive. Während im 1. Teil Milde waltete mit den außerhalb des Jüngerkreises Stehenden, wird nun im 2. Teil mit denen, die zu den Jüngern dazu gehören in voller Härte verfahren. Jesus spricht alleine in diesem kurzen Abschnitt drei mal von Hölle, dazu vom ewigen Feuer, mit dem Mühlstein um den Hals ins Meer werfen. Warum, bzw. für wen solche Härte? Wenn Dich etwas zum Bösen verführt, dann soll man sich davon lossagen, (Hand, Fuß, Auge) um nicht beim Bösen zu landen. Der Kirchenvater Johannes Chrysostomus aus dem 4. Jh. sagt dazu: "Er sagt das nicht von den leiblichen Gliedern, sondern von den nahestehenden Freunden, die wir, insofern sie für uns notwendig sind, unter die Glieder zählen. Denn nichts ist so schädlich wie schlechte Gesellschaft." Wer die Kleinen zum Bösen verführt, gemeint sind die Kleinen im Glauben: die im Glauben Unwissenden. Wer sie um ihren Glauben bringt, der wird in der Hölle landen.

Hier sind wir wieder bei der Umfrage. Natürlich gibt es auch Kräfte, die versuchen, die Unwissenden um den Glauben zu bringen. Aber ein großes Problem unserer Zeit liegt daran, dass es ganz viele Unwissenden im Glauben gibt! Ganz viele glauben nicht mehr an die Gottessohnschaft Jesu, an seine Auferstehung, weil sie mit diesen Begriffen nichts anfangen können.

Da passt es gut, dass Papst Benedikt ein "Jahr des Glaubens" ausgerufen hat. Es beginnt nächsten Monat, am 11. Oktober, dem 50. Jahrestag der Eröffnung des II. Vatikanischen Konzils. Ein Jahr, in dem wir uns auch hier in unseren Gemeinden verstärkt mit unserem Glauben auseinandersetzen wollen, dieser um sich greifenden Unwissenheit im Glauben entgegen arbeiten, unseren Glauben vertiefen.

Bis dahin lassen wir uns nicht beirren, bleiben wir Christus treu und freuen uns über jeden, der im Namen Jesu Gutes tut.
Amen

4. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder!
Man nimmt sich für das Leben ja so einiges vor. Jeder und jede von uns hat Ziele für die eigene Existenz, hat Wünsche, wie der eigene Charakter wohl sein sollte, hat Träume für die eigene Zukunft und die der anderen.
Das ist normal.

Normal ist aber auch, dass wir davon meistens nicht einmal die Hälfte am Ende verwirklicht haben.

Ich weiß natürlich nicht, was Sie sich so für ihr Leben so vorgenommen haben - ob Sie sich überhaupt darüber schon Gedanken gemacht haben.
Ich will Sie natürlich auch nicht mit meinen Zielvorstellungen langweilen.

Ich vermute aber, dass der Lebenswunsch "Ich will Prophet werden!" nicht allzu verbreitet ist. Weder unter uns, jetzt hier, noch auf den Strassen von Recklinghausen und anderswo.

Das Wort "Prophet" hat wohl für die meisten von uns einen eigentümlichen Beigeschmack.

Beim Wort "Prophet" denken viele vermutlich an so eine etwas verrückte, verstiegene Gestalt. Der steht an der Straßenecke und ruft irgendwelche Botschaften. Vielleicht hat er auch einen langen, etwas zotteligen Bart und abgerissene Kleider. Irgendwie ist der alles andere als normal, so etwas wie eine Art Hippie.

Beim Wort "Prophet" kommen vielleicht sogar gewisse Ängste in uns hoch, denn so ein Prophet spricht doch meistens etwas Unbequemes aus, der kündigt etwas Schlimmes an, das Ende. Propheten sind doch immer irgendwie Unglückspropheten. Und dennoch haben sie etwas faszinierendes an sich. Anders kann ich mir das in den letzten Jahren gestiegene Interesse an Nostradamus und anderen dunklen Verkündern einer dunklen Zukunft nicht erklären.

Ein Prophet zu sein ist für uns schon schwer vorstellbar. Ein ganzes Volk von Propheten erst recht.
In der Lesung aus dem Alten Testament haben wir von einer großen Gruppe verzückter Propheten gehört. Für uns ist der Wunsch des Mose fern jeder Realität: Wenn nur das ganze Volk des Herrn zu Propheten würde.

Also noch einmal die Frage an Sie: Möchten Sie so ein Prophet sein?

Nun, egal wie Ihre Antwort ausfällt, ich muss Ihnen heute mitteilen: Sie sind bereits Prophet!
Und das auch noch freiwillig, und schon seit vielen Jahren!
Sie sind Propheten seit Ihrer Firmung. Damals haben Sie den Geist Gottes empfangen, der Sie zu Propheten macht.
Das ist Lehre der Kirche. Das ist Ihre und meine Wirklichkeit.

Wir können es drehen und wenden, wie wir wollen. Sie, wir können nicht mehr zurück.
Sie wir können uns nur noch überlegen, ob wir gute oder schlechte Propheten sein wollen.

Aber keine Angst! Sie müssen jetzt nicht direkt nach dem Gottesdienst sich mitten im Stadtfest auf eine Apfelsinenkiste stellen und das Ende der Welt verkünden. Nein, das bedeutet es nicht Prophet zu sein.
Prophet sein heißt, an Gottes Stelle zu handeln, ihm die Stimme zu leihen., für andere dasein, für die Menschen dazusein.

So haben wir es im Evangelium gehört: Heilen, Böses verhindern. Gutes tun im Namen Gottes, im Namen unseres Herrn. Und wenn es nur eine kleine Geste ist, wie das Reichen eines Glases Wasser.

Prophet-sein meint, die Zuwendung Gottes zu uns Menschen spürbar, erlebbar werden lassen. Und das Ganze mit Begeisterung. Wem man die Begeisterung für Gott, für den Glauben, ja für die Nächstenliebe im Namen Jesu ansieht, wem sie aus den Augen strahlen, der ist Prophet - und zwar einer der besten, die es gibt.
Dieses Prophet-sein, dieses von Gott erzählen in dem, was wir tun und in dem, was wir sind, wie wir leben - dieses Prophet-sein kann jeder. Egal, welches Alter, egal, welches Geschlecht, egal ob gesund oder krank, egal, welche Bildung, egal, was auch immer.

Durch die Taufe und letztlich in der Firmung hat Gott uns zu Propheten erwählt und gemacht. Und er hat uns dazu mit dem Hl. Geist die nötige Kraft und Stärke verliehen. Wir müssen Ihm bloß vertrauen, uns von ihm begeistern lassen.
Wir brauchen nicht in Verzückung zu geraten. Aber mit ein bisschen Begeisterung kann ein kleines Lächeln aus Liebe zu Gott und zum Nächsten zu einem echten prophetischen Zeichen werden.

Wenn nur das ganze Volk des Herrn zu Propheten würde.
Dieser Wunsch des Mose hat sich erfüllt.
In der Kirche. Dieser Wunsch will sich erfüllen in uns.

Eine Meditation aus dem 14. Jahrhundert spricht davon:

Christus hat nur unsere Hände, um seine Arbeit heute zu tun.
Er hat nur unsere Füße, um Menschen auf seine Wege zu führen.

Christus hat nur unsere Lippen, um den Menschen von Sich zu erzählen.
Er hat nur unsere Hilfe, um Menschen an seine Seite zu bringen.

Wir sind die einzige Bibel, welche die Menschen heute noch lesen.
Wir sind Gottes letzte Botschaft, in Taten und Worten.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen gesegneten und prophetischen Sonntag.

5. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder,

man kann sich ja für sein Leben so einiges vornehmen, in der Hoffnung, dass man am Ende seines Lebens dann vielleicht die Hälfte davon geschafft hat. Ich weiß jetzt natürlich nicht, was Sie sich so für Ihr Leben vorgenommen haben - ob Sie sich überhaupt schon Gedanken darüber gemacht haben, was Sie im Laufe Ihres Lebens so alles erreichen wollen.

Ich vermute aber, dass der Lebenswunsch: «Ich will Prophet werden» nicht allzu weit verbreitet ist. Und wenn ich Sie einzeln fragen würde: «Möchten Sie gerne Prophet werden?», dann bekomme ich wahrscheinlich nicht allzu viele Anmeldungen. Prophet-Sein hat so einen Beigeschmack von «verrückt», «übergeschnappt», oder «unbequem».

So haben wir es in der Lesung gehört: Da beginnen die siebzig Ältesten, auf die der Geist sich gesenkt hat, in prophetischer Verzückung zu reden. Und Moses wünscht sich: «Ach, wenn doch das ganze Volk zu Propheten würde!»

Möchten Sie so ein Prophet sein?

Nun, egal, wie ihre Antwort ausfällt: Sie sind bereits Propheten. Und sie haben sich selbst dafür entschieden, zumindest die, die hier schon gefirmt. Damals haben Sie den Geist bekommen, der Sie zu Propheten macht.

Es tut mir leid, aber jetzt können Sie nicht mehr zurück. Sie können sich nur noch überlegen, ob sie gute - oder schlechte Propheten sein wollen.

Nun bedeutet Prophet sein ja nicht unbedingt, dass sie sich an die nächste Straßenecke stellen und den Leuten das Reich Gottes künden. Prophet sein heißt, an Gottes Stelle zu handeln, an Seiner Stelle zu sprechen. Für andere dasein, für die Menschen dazusein. So, wie wir es im Evangelium gehört haben: Heilen, Böses verhindern. Gutes tun, im Namen Gottes, im Namen Jesu. Und wenn es nur ein Glas Wasser ist. Für die Menschen Gottes Zuwendung spürbar werden zu lassen. Und das ganze, wie es sich für einen Propheten gehört, mit Begeisterung. Wem man die Glaubensbegeisterung, die Gottesbegeisterung, ja, die Liebe ansieht, wem sie aus den Augen strahlen, der ist Prophet - und zwar einer der besten, die es gibt.

Dieses Prophet-sein - von Gott erzählen in dem, was wir tun und in dem, was wir sind, wie wir leben - das kann jeder. Der Wunsch des Mose: «Ach, wenn doch das ganze Volk Propheten wäre!» ist mit der Sendung des Geistes vor 2000 Jahren in Erfüllung gegangen: Jeder Christ kann in diesem Geist Prophet sein - egal, welches Alter, egal, welches Geschlecht, egal, welche Bildung, egal, welche Eigenschaften er sonst noch hat. Und wenn - wie in der Lesung oder im Evangelium - der Neid oder die Missgunst sich breit macht: Es bleibt dabei: Sie alle sind Propheten, so wie Moses es sich immer gewünscht hatte.

Dass das nicht unbedingt heißt, dass sie alle jetzt in Verzückung geraten müssen, ist klar. Aber mit einem bisschen Begeisterung für Gott und seine Menschen würde aus einem normalen Tag immerhin schon ein prophetischer Tag werden, aus einem ganz normalen Lächeln ein prophetisches Lächeln - uns so weiter. Glauben Sie mir: Prophet sein ist gar nicht so schwer.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen schönen, prophetischen Sonntag. Amen.

Christus hat nur unsere Hände,
um Seine Arbeit heute zu tun.

Er hat nur unsere Füße,
um Menschen auf Seinen Wegen zu führen.

Christus hat nur unsere Lippen,
um den Menschen von Sich zu erzählen.

Er hat nur unsere Hilfe,
um Menschen an Seine Seite zu bringen.

Wir sind die einzige Bibel,
welche die Menschen heute noch lesen.

Wir sind Gottes letzte Botschaft,
in Taten und Worten geschrieben.

Und wenn nun diese Schrift gefälscht ist,
nicht gelesen werden kann?

Wenn unsere Hände mit anderen Dingen
beschäftigt sind als mit den Seinen?

Wenn unsere Füße dahin gehen,
wohin die Sünde zieht?

Wenn unsere Lippen sprechen,
was er verwerfen würde?

Erwarten wir, Ihm dienen zu können,
ohne Ihm nachzufolgen?

aus dem 14. Jahrhundert

Fürbitten