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Predigtvorschläge - 27. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr B)
1. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2006)

Liebe Gemeinde!

„Was Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen.“ – Dieses Wort Jesu ist uns gut vertraut. Wir hören es bei jeder Trauung, und auch sonst wird es häufiger zitiert. Jesus hat dieses Wort nicht aus dem Alten Testament übernommen wie das andere Wort: „Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen, und die zwei werden ein Fleisch sein. Sie sind also nicht mehr zwei, sondern eins.“ (Mk 10,7f) Jesus interpretiert vielmehr das alttestamentliche Zitat, indem er lehrt, dass Gott es ist, der Mann und Frau zu einem Fleisch verbindet. Das war wirklich eine neue Lehre, die weder damals selbstverständlich war noch es heute ist. Zur Zeit Jesu gab es zum einen die Auffassung, dass man die Ehe aus nahezu jedem beliebigen Grund wieder auflösen konnte. Zum anderen gab es eine strengere Lehre: nach ihr bestand ein Recht zur Ehescheidung nur für den Fall der Untreue. Von Jesus erwarteten die Fragesteller, dass er die Streitfrage entschied und sich dabei in die Fallen der pharisäischen Wortklauberei verstrickte. Er würde sich entweder zum strengen Gesetzes¬buch¬staben bekennen und seinen Ruf als Prediger der Barmherzigkeit verlieren oder die laxe Auslegung vertreten und dann als Verräter seiner eigenen Prinzipien dastehen. Aber es kam anders: Jesus stellte vielmehr klar, dass das Gesetz, auf das sich seine Gegner beriefen, bereits ein Zugeständnis an die menschliche Hartherzigkeit darstellt; am Anfang der Schöpfung hatte Gott einen anderen Plan, den Plan der unaufkündbaren Liebe zwischen Mann und Frau. Diese Liebe hat der Schöpfer Mann und Frau eingestiftet und sie gerade dadurch verbunden. Diese Liebe sollte so sein, wie es später Paulus ausgedrückt hat: „Sie erträgt alles, … hält allem stand“ (1 Kor 13,7), sie hält insbesondere auch den Kränkungen und Verfehlungen des anderen Partners stand. – Wer dagegen ein hartes Herz hat, wer die Schuld beim anderen sucht, statt sie zu ertragen und mit ihm zu tragen, der wird nicht lange standhalten und eine Ehekrise sehr bald durch eine Scheidung zu beenden suchen. Es geht Jesus wie so oft um die Barmherzigkeit: Sie ist das Kennzeichen des angebrochenen Reiches Gottes. Der Streit um die strengere oder laxere Gesetzesauslegung ist ein Streit jenseits der Barmherzigkeit, ein Disput um den Buchstaben, geistlos und lieblos. Doch der alttestamentliche Buchstabendienst soll dem neutestamentlichen Dienst des Geistes weichen! (Vgl. 2 Kor 2,7f) Das Gesetz Gottes soll zur Liebe führen, nicht zur Selbstgerechtigkeit; darum kommt es nicht auf den Buchstaben an, sondern auf den Geist. Wer diesen Geist der Liebe hat, wessen Herz vom Heiligen Geist erfüllt ist (Röm 5,5), der spürt schon anfänglich, wie der Geist ihn belebt, das Vertrocknete tränkt, die Verhärtungen auflockert und das Erkaltete wärmt. Wer in die Welt eintaucht, von der Jesus predigt, der wird nicht mehr so leicht die Moral als Waffe gegen seinen Mitmenschen oder gar gegen seinen Ehepartner einsetzen. Wir hören leider aus Jesu Worten meistens heraus, als ob er uns ein noch strengeres Gesetz zumutete als die strengsten Gesetzeslehrer seiner Zeit. Barmherzigkeit als das neue Supergesetz! So kann man es ja tatsächlich verstehen: „Richtet nicht, dann werdet auch ihr nicht gerichtet werden. Verurteilt nicht, dann werdet auch ihr nicht verurteilt werden.“ (Lk 6,37) Aber es ist eben kein Gesetz, das uns klein macht, bedrängt und anklagt, sondern ein neuer Zugang zu Gott, der unser Herz weit macht, beflügelt und freimacht. Barmherzigkeit ist überhaupt kein Gesetz, nichts Einklagbares, sondern ein Geschenk, aus dem wir leben und das wir weitergeben dürfen. Das heißt dann freilich auch, dass Barmherzigkeit keine Einbahnstraße ist. Sofern die Rede möglich ist, dass man sie üben soll, dann natürlich auch in alle Richtungen, insbesondere auch gegenüber denjenigen, deren Ehe gescheitert ist, z.B. weil einer der Partner oder beide nicht fähig waren, die nötige Barmherzigkeit dem anderen gegenüber zu erweisen. Es ist nicht im Sinne Jesu, über andere die Nase zu rümpfen, weil sie es nicht geschafft haben, ihr Treueversprechen einzuhalten. Von außen kann keiner beurteilen, welche Schwierigkeiten sie gehabt haben, an denen sie schließlich gescheitert sind. Das Evangelium fügt gleichsam zur Verdeutlichung die Episode von der Segnung der Kinder hinzu. Die Kinder werden hier ausdrücklich Vorbild für jeden hingestellt, der das Reich Gottes aufnimmt, also gerade auch für die Eheleute, die, wenn sie sich ihrer Kindschaft Gott gegenüber bewusst sind, dem Partner nicht mit der Haltung überlegener Erwachsenheit gegenübertreten können. Kinder sind noch nicht so stur, die Versöhnung mit dem anderen abzulehnen, doch gerade an dieser Sturheit gehen die Beziehungen der Menschen kaputt: „Der ist für mich gestorben!“ - „Mit dem rede ich kein Wort mehr.“ - „Wenn die nicht den ersten Schritt tut, dann ist es eben aus; ich werde jedenfalls nicht zu Kreuze kriechen...“ (usw.) Kinder streiten sich zwar, aber sie können sich auch schnell wieder vertragen. Und zweitens: Wer vor Gott die Haltung des Kindes bewahrt, dem fällt es leichter, die unvermeidlichen Spannungen des Lebens zu ertragen und dem anderen Verständnis und Wohlwollen entgegenzubringen. Kindschaft vor Gott – das schließt drittens auch die Tugend der Dankbarkeit ein. Diese Tugend ist dem Anspruchsdenken unserer Zeit fremd. Man will für nichts danken, man will vielmehr seine Rechte einfordern. Wer aber immer nur auf seine Rechte bedacht ist – auch gegenüber dem Ehepartner –, der wird für die kleinen Aufmerksamkeiten im Alltag blind, der wird gedankenlos und undankbar und kann auf Dauer keine Beziehung durchhalten. Menschen, die sich ihr Kindsein bewahrt haben, gehört das Reich Gottes.

2. Predigtvorschlag

Was aber Gott verbunden hat, dass darf der Mensch nicht trennen.

Deutliche Worte, liebe Schwestern und Brüder, die der Herr im Evangelium spricht.

Die Haltung Jesu zur Ehe und zur Scheidung sind eindeutig. Daran gibt es nichts zu deuteln: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt und eine andere heiratet, begeht ihr gegenüber Ehebruch. Auch eine Frau begeht Ehebruch, wenn sie ihren Mann aus der Ehe entlässt und einen anderen heiratet. Ehebruch - das ist ein schwerwiegender Verstoß gegen die Weisung Gottes. "Du sollst nicht die Ehe brechen!" heißt es in den Zehn Geboten, deren Einhaltung Garant für ein Leben nach Gottes Willen ist, für ein gelingendes Leben hier auf Erden und in der zukünftigen Welt.

Was aber ist eigentlich die Ehe? Warum ist der Ehebruch ein so schwerwiegender Verstoß, eine schwere Sünde?

In der Lesung aus dem Buch Genesis haben wir gehört, das Gott den Menschen als Mann und Frau erschaffen hat. Beide sollen einander ergänzen, beide sind aufeinander angewiesen. Man muss also sagen, dass Gott der Urheber der Ehe ist. Die Ehe ist nicht ein rein weltlich Ding, von Menschen allein ausgedacht. Es geht bei der Ehe nicht nur um Zügelung der sexuellen Triebe, um die Erlangung eine anderen Steuerklasse, um Altersicherung durch Kinder. Nein, bei der Ehe geht es auch um Gott. Schließlich hat er sie eingesetzt. Die Ehe ist ein Abbild der Treue Gottes zu uns Menschen. Gott hat vorbehaltlos zu uns JA gesagt. Er ist seinem Bund mit uns immer treu geblieben, obwohl der Mensch sich immer wieder den Geboten Gottes widersetzt hat, sich des Bundes mit ihm nicht würdig erwies.

Gott ging in seiner Treue sogar soweit, dass er seinen Sohn in die Welt gesandt hat. Obwohl die Menschen ihn kreuzigten und töteten, blieb er uns treu und hat uns nicht verstoßen. Vielmehr hat er uns im Tod und in der Auferstehung seines Sohnes gezeigt, wie sehr er uns liebt. Ohne Gottes Treue zu uns könnten wir nicht leben, hätten wir keine Hoffnung auf Erlösung. Ohne vorbehaltlose Treue können auch die Eheleute nicht leben. Diese Treue zueinander kann durchaus auf eine harte Probe gestellt werden, kann zu einem Kreuz werden. Das weiß ich aus der Tätigkeit als Seelsorger ziemlich genau.

Ich weiß aber auch, dass das Jawort von Mann und Frau zueinander kaum Bestand haben kann, wenn der Zusatz "bis der Tod uns scheidet" nicht mitgesprochen wird. Ein Jawort mit Hintertürchen ist kein Ja, sondern ein Jein. Darauf aber lässt sich kein gemeinsames Leben bauen. Ein Jawort mit Hintertürchen, ein Ja "bis ich es mir anders überlege" führt letztlich zu Misstrauen und Eifersucht, führt zu einem leichtfertigen Umgang mit der Treue des Partners. Ein solche Ja mit Hintertürchen widerspricht zutiefst der christlichen Lehre von der Ehe, die mit der Hl. Schrift sagt, dass Mann und Frau in der Ehe ein Fleisch sind, untrennbar miteinander verbunden, so wie Gott sich mit uns Menschen unzertrennbar verbunden hat.

Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen... Wer seine Frau aus der Ehe entlässt und eine andere heiratet, begeht ihr gegenüber Ehebruch. Auch eine Frau begeht Ehebruch, wenn sie ihren Mann aus der Ehe entlässt und einen anderen heiratet.

Diese Worte Jesu verpflichten die Kirche und jeden von uns, alles zu benennen, was der Würde und dem Wesen der Ehe widerspricht. Den Worten des heutigen Evangeliums entsprechend kann die Kirche die Ehe von wiederverheirateten Geschiedenen nicht als gültig anerkennen, insofern die vorherige Eheschließung gültig war. Das hieße nämlich zwei Ehen gleichzeitig zu führen. Weil diese Situation dem Gebot Gottes, seinem Bund mit uns offensichtlich widerspricht, können wiederverheiratete Geschiedene das Zeichen des Neuen Bundes, die Hl. Kommunion nicht empfangen und bestimmte Aufgaben in der Kirche nicht übernehmen. Ich weiß, dass ich mich mit diesen Worten nicht sonderlich beliebt mache. Aber es ist meine Pflicht und Schuldigkeit, die Lehre der Kirche darzustellen, damit Sie, die Gläubigen, wissen woran Sie sind und an der Lehre der Kirche Ihr Gewissen ausrichten können.

Ich weiß, wie viele pastorale und menschliche Probleme durch diese Lehre entstehen können. Aber die Worte Jesu sind für die Kirche und auch für mich persönlich unzweifelhaft: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt und eine andere heiratet, begeht ihr gegenüber Ehebruch. Auch eine Frau begeht Ehebruch, wenn sie ihren Mann aus der Ehe entlässt und einen anderen heiratet. Da, wo christliche Ehen in den Augen der Partner gescheitert sind, bietet die Kirche ein sogenanntes Ehenichtigkeitsverfahren an. Dabei geht es nicht um die Scheidung einer bestehenden Ehe, sondern um die Feststellung, dass die notwendigen Voraussetzungen für eine katholische Ehe zu Zeit der Eheschließung nicht bestanden haben. Wird die Nichtigkeit einer Ehe festgestellt, sind die Partner wieder frei, eine neue Bindung einzugehen.

Aus Gesprächen mit den beteiligten Richtern und Anwälten, unter denen ich einige Freunde habe, weiß ich, dass weit mehr als die Hälfte der Fälle positiv beschieden werden. Strenge Vertraulichkeit und ein hohes Maß an menschlicher Rücksichtnahme sind allen Beteiligten ein großes Anliegen.

Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen... Wer seine Frau aus der Ehe entlässt und eine andere heiratet, begeht ihr gegenüber Ehebruch. Auch eine Frau begeht Ehebruch, wenn sie ihren Mann aus der Ehe entlässt und einen anderen heiratet. Diese Worte Jesu gehen nicht so leicht runter, ja können schwer im Magen liegen.
Eine solche Ehe zu führen scheint heute fast unmöglich zu sein. Mit Gottes Hilfe aber, der treu für uns da ist, kann es gelingen. Der Herr segne und behüte die Ehen und Familien unser Gemeinde und die in aller Welt.

3. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder!

Jeder Mensch, der glaubt, glaubt auf seine Weise. Jedes Kind, jeder Mann und jede Frau hat seine eigene Art und Weise, zu glauben, den Glauben zu leben und mit ihm durchs Leben zu gehen. Trotz aller Unterschiedlichkeit dürfte aber eins uns allen gemeinsam sein: Dass das Glauben oft Schwierigkeiten macht.

In diesem Punkt treffen wir uns mit den großen Heiligen und den kleinen Sündern, den großen Gestalten unseres Glaubens und den kleinen Kindern: Der Glaube; das Bemühen, zu glauben, zehrt an unseren Kräften. Glaubensschwierigkeiten, Zweifel oder das Gefühl, den Roten Faden verloren zu haben, kommen immer wieder. Wer meint, Gott und die Welt im Döschen zu haben, läuft Gefahr, am Wesen des Glaubens vorbeizugehen.

Und denen, die darunter leiden, den Roten Faden im Glauben verloren zu haben, kommt manchmal der Gedanke: «Wenn Gott will, dass ich glaube, wenn ihm etwas an meinem Glauben liegt, dann soll er mir doch auch mal unter die Arme greifen.» Ein Glaube an Gott nämlich, der immer nur durch die Kirche vermittelt wird, durch Menschen, die alle ihre Fehler haben, fällt selbstverständlich schwer. Wonach sich viele Menschen sehnen, ist die Unmittelbarkeit: Gott selbst zu erfahren, um dann - fast wie von selbst - glauben zu können.

Aber Gott zeigt sich nicht im blendenden Licht, unmittelbar - wahrscheinlich könnten wir es gar nicht ertragen. Genauso wenig, wie wir nicht direkt in die Sonne schauen können. Aber Er zeigt sich uns in jedem Augenblick - für den, der hinter die Dinge schaut. Er verbirgt sich, nicht um sich zu verstecken, sondern um sich von uns finden zu lassen.

Vielleicht ist das ja auch der Kern des heutigen Evangeliums: Es geht Jesus nicht um die rechtliche Frage von Ehescheidung oder Unauflöslichkeit. Es geht ihm darum, dass wir hinter diese vordergründigen Angelegenheiten schauen und lernen, jeden Menschen - vor allem unseren Ehepartner, unsere Kinder (oder auch unsere Geschwister und Eltern) - als Geschenke Gottes ansehen. Ja, sogar noch mehr: In diesen Menschen begegnet uns Gott. Im Ehepartner, in den Kindern können wir Gott begegnen, ohne dass wir von seiner Herrlichkeit geblendet werden. Jede Begegnung mit dem Nächsten wird zur Gottesbegegnung.
Dass jeder von uns seine Schwächen und Fehler hat, steht dem nicht im Wege. Wenn wir nicht in der Lage sind, in den Menschen, die uns wirklich lieb in unserem Leben sind, Gott zu finden, dann können wir ihn nirgends finden. Glauben tut letztlich nur der, der sich darum bemüht, der glauben will.

Vielleicht zeigt uns das heutige Erntedankfest, wo wir stehen. Wer verlernt hat, hinter die Dinge zu schauen; wer in dem, was uns umgibt, nicht mehr das liebevoll Wirken Gottes sieht, der fragt sich wahrscheinlich auch, warum es noch so ein Fest gibt wie Erntedank. Wer im Wachsen der Früchte nur das Wirken von Naturgesetzen, von Biologie und Chemie, sieht, der braucht auch nicht zu Danken. Wer in seinem ganzen Hab und Gut nur die Produktion von perfekten Fabriken und das Ergebnis seiner eigenen Hände Arbeit sieht, der braucht nicht zu danken - allerhöchsten vielleicht unserer Wirtschaft.

Wer aber genug Phantasie, genug Wille zum Glauben hat, wer Gott sucht auch in den kleinsten Selbstverständlichkeiten unseres Lebens, der kann gar nicht mehr aufhören, Gott zu danken und zu loben. Dann kann schon der leckere Kaffee am Morgen oder das warme Wasser der Dusche ein Liebesbeweis Gottes sein. Wer danken will, der braucht gar nicht mehr nach Gründen zu suchen, zu danken. Wer danken will, braucht nur auf die kleine Auswahl der Gaben zu schauen, die hier am Altar liegt; der braucht nur in die Augen des Ehepartners zu schauen, in die der Kinder - um vor Dankbarkeit stumm zu werden.

Wer glauben will, der braucht nicht nach Gottes Spuren zu suchen. Wer wirklich glauben will, der findet Gott auf Schritt und Tritt, in jedem Lachen eines Kindes und in jedem Zuspruch, den ein Mensch gibt. Denn letztlich sind nicht wir es, die Gott suchen. Letztlich ist es Gott, der uns ständig sucht, ohne Unterlass. Wir müssen uns nur finden lassen. Amen.

4. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder!

Manchmal klingt das, was Jesus so sagt, ziemlich veraltet. Da kommen die Pharisäer mit Problemen, die heute einfach keiner hat.

Im heutigen Evangelium klingt der Disput zwischen Pharisäer top-aktuell. Nur ein wenig verändert, könnte er aus einem Gespräch beim Friseur stammen: "Wie, man kann sich in der katholischen Kirche nicht scheiden lassen? - Da ist der Staat aber großzügiger, der erlaubt Scheidungen." - "Nur, weil ihr so hartherzig seid, erlaubt das Gesetz Scheidungen. In der Schöpfung hat Gott den Menschen so geschaffen, dass er dazu fähig ist, ohne Haltbarkeitsbegrenzungsdatum zu lieben. Außerdem bestätigt Gott den Ehebund. Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen."

Da liegt es nahe, dass man nochmal nachfragt: Meinst Du das wirklich? Und genau das haben auch die Apostel getan. Und Jesus bestätigt - wie auch heute immer noch die katholische Kirche: "Wer seinen Ehepartner aus der Ehe entlässt und einen anderen heiratet, begeht Ehebruch." - Bei Lukas antworten die Apostel: "Dann ist es wohl besser nicht zu heiraten" - ein Reaktion, die auch heute viele praktizieren: Kein Sakrament ist (neben dem Beichtsakrament) zahlenmäßig so sehr zurückgegangen wie das der Ehe.

Wie kommen wir aus diesem Dilemma heraus? Sehr viele Menschen empfinden das Verbot der Scheidung und Wiederheirat als unchristlich; auf der anderen Seite ist kein modernes gesellschaftliches Problem so deutlich in der Bibel - von Jesus selbst - angesprochen und geregelt worden wie das der Ehescheidung. Man fragt sich unwillkürlich, ob diejenigen, die davon sprechen, dass das Verbot der Wiederheirat nach einer Scheidung unchristlich sei, es besser wissen wollen als Jesus?

Wenn das Thema durch ein päpstliches oder bischöfliches Wort wieder auf die Tagesordnung der allgemeinen Diskussion kommt, dann reden sich wieder die Vertreter der entgegengesetzten Parteien die Köpfe heiß - und diese Parteien ziehen sich quer durch die Konfessionen und die Kirche. Was also tun?

Es steht im Evangelium selbst drin, auch wenn es zunächst wie ein ganz andere Geschichte klingt: "Wer das Reich Gottes nicht annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen."

Es geht nämlich nicht darum, die Weisungen Jesu zu diskutieren, zu verwerfen oder es besser zu wissen, sondern schlicht, sie anzunehmen. Der Glaube ist uns geschenkt. Da sollte man nicht, wie bei einem Rosinenkuchen, sich die Stücke herauspicken, die einem gefallen und den Rest zurückgeben mit den Worten: "Danke für den Glauben, lieber Gott; aber diese Teile der Botschaft mag ich nicht." Das tut keiner, der weiß, was ein Geschenk eigentlich meint.

"Wer das Reich Gottes nicht annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen." meint aber noch etwas anderes: Ein Kind vertraut darauf, dass das, was einem die Eltern vermitteln, seinen Sinn hat. Dass es gut ist, hilfreich und wertvoll. Dass - in diesem Fall - hinter der Unauflöslichkeit der Ehe nicht Hartherzigkeit steht, sondern die Liebe Gottes. Wer Gott wie ein Kind vertrauen kann, dass die Liebe nicht wirklich aufhört, der findet immer einen Weg, den Partner neu lieben zu lernen - und wenn es sein muss, aus einem nötigen Abstand heraus. Wer Gott kennt, der weiß, dass man seine Hoffnung niemals begraben darf.

Und ein letztes meint der Satz: "Wer das Reich Gottes nicht annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen": Ein Kind vertraut darauf, dass die Eltern zur Stelle sind, wenn es selber nicht mehr weiter weiß. Wer seine Ehe als Sakrament begreift und geschlossen hat, der weiß, dass der Vater zur Stelle ist, wenn es kriselt; wenn die Ehe zu zerbrechen droht. Wer weiß, dass er und sein Ehepartner nicht allein um die Liebe und die Fortführung ringt, sondern dass Gott mit leidet und sich um Liebe bemüht, der weiß, dass Liebe - und vor allem die eheliche Liebe - nicht gemacht werden kann, sondern geschenkt wird.

Vielleicht müssen wir - vor allem in der Ehe - mehr darum beten, dass Gott mitten unter uns wirken kann. Vielleicht hilft es auch, wenn wir, deren Beziehungen von so schweren Krisen verschont geblieben sind, für die mitbeten und mitleiden, die - manchmal ohne eigenes Verschulden - plötzlich allein dastehen.

Vor allem aber sollten wir lernen, jede Stunde eines jeden Tages wie ein Kind zu werden, das Gott vertraut, Ihm glaubt und sich in seinem Schutz geborgen weiß - was immer auch kommen mag. Amen.

Fürbitten