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Predigtvorschläge - 33. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr B)
1. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2006)

Liebe Gemeinde!

Weltuntergangsängste und entsprechende Mythen sind so alt wie die Menschheit selbst. Die Menschen wissen nämlich – anders als die Tiere –, daß sie sterben werden, ja, daß alles Irdische vergänglich ist. „Windhauch ist alles“, das haben die Teilnehmer der Bibelwoche in der letzten Woche immer wieder vom Prediger Kohelet gehört, „es ist alles Windhauch“, d.h. flüchtig und vergänglich.

Dieses Menschheitswissen greift Jesus auf und bestätigt es mit kräftigen Bildern. Er benutzt dabei die sog. apokalyptischen Vorstellungen, die zu seiner Zeit sehr im Umlauf waren: daß sich die Sonne einst verfinstern wird, daß der Mond nicht mehr scheint und gar die Sterne vom Himmel fallen – alles gewaltige Zeichen für das Ende und den Untergang der Welt. Aber er bestätigt nicht einfach die verbreiteten Vorstellungen, sondern er lenkt sie in eine andere Richtung, denn er malt nicht nur den Schrecken aus, sondern kündigt zugleich die Rettung an: die Engel werden die „Auserwählten aus allen vier Himmelrichtungen zusammenführen“ (Mk 13,27). Mitten im katastrophalen Ende soll von Gott her, bei der Wiederkunft Christi, das endgültig und ewig Bleibende errichtet werden. Das Flüchtige, das nur Windhauch ist, geht zwar zugrunde, aber von Gottes bleibender Ewigkeit her wird der Mensch, der sich in Gott festgemacht hat, gerettet.

In die gleiche Richtung geht der Vergleich mit dem Feigenbaum. Jesus verwendet den Feigenbaum öfter als Bild für das auserwählte Volk Israel. Einmal verflucht er einen unfruchtbaren Feigenbaum, weil dieser keine Frucht bringt, wozu er doch da ist (Mk 11,12-14). Ebenso weint er über Jerusalem, weil seine Bewohner nicht erkannt haben, was ihnen Frieden bringt. (Lk 19,41f; vgl. 13,34) Hier aber kündigt er eine frohmachende Veränderung an: „Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum! Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, wißt ihr, daß der Sommer nahe ist.“ (Mk 13,28) D.h. für den verdorrten Feigenbaum gibt es die Hoffnung auf einen neuen Sommer; Israel wird eines Tages aufblühen und Frucht bringen, die Frucht der gläubigen Hinwendung zum wirklichen Messias.

Dies alles soll inmitten von Bedrängnis und Schrecken geschehen. Was vom Menschen her die reine Katastrophe zu sein scheint, das ist von Gott her gesehen neues Aufblühen und Fruchtbarwerden, ist Zeit der Ernte Gottes. Das also können wir vom Vergleich mit dem Feigenbaum lernen: daß das Weltende für die Gläubigen nicht den Zusammenbruch ins Nichts hinein ist, sondern Aufbruch ins Ewige Gottes.

Soviel ist gewiß. Anderes dagegen bleibt ungewiß, vor allem wann das alles geschehen wird. „Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater.“ (13,32) Wir können den Tag nicht berechnen, und wir sollen uns erst recht nicht irremachen lassen von Leuten, die zu wissen meinen, der Tag sei bald gekommen – ganz gleich, ob sie sich auf die Klimakatastrophe oder sonst etwas berufen. Apokalyptische Ängste schüren ist etwas Unverantwortliches, denn es lähmt den Menschen und hindert ihn daran, seinen Verstand und Phantasie einzusetzen zur Abwendung der gegenwärtigern Gefahren. Hüten wir uns vor den Sektierern, die unter dem Mantel der Frömmigkeit den Menschen zuerst verängstigen und dann unfrei machen!

Halten wir uns besser an diejenigen Menschen, die zu anderen Zeiten vor ähnlichen Problemen wie wir heute standen und sie in Gelassenheit und Gottvertrauen angegangen sind. Der Not der Vergänglichkeit ist z.B. der Barockdichter Andreas Gryphius mit folgendem Gedicht entgegengetreten:

Mein sind die Jahre nicht, die mir die Zeit genommen.

Mein sind die Jahre nicht, die etwa mögen kommen.

Der Augenblick ist mein, und nehm’ ich den in Acht,

so ist der mein, der Zeit und Ewigkeit gemacht.

2. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder,

eine Predigt ist keine Vorlesung. In einer Predigt geht es nicht allein um Wissensvermittlung, angesprochen werden soll nicht nur der Verstand. Ein Predigt soll ermahnen, zum Denken anregen, Umkehr und Reue erwecken, Freude vermitteln und schließlich zur Tat ermutigen.

Angesichts aber des erschreckenden Rückgangs des Glaubenswissen auch bei den treuen Katholiken hat der Papst das Jahr des Glaubens ausgerufen; und so möchte ich diesesmal - und in lockerer Folge an weiteren Sonntagen - die Predigt durch eine kleine Glaubensunterweisung ersetzen. Nicht systematisch anhand des Credo, sondern passend zu den Lesungen und Festen.

Zum heutigen Evangelium und zur Zeit, in der wir uns befinden, passt sicherlich die Frage nach den letzten Dingen; also nach dem, was schließlich mit der Welt geschehen wird - und mit uns ganz persönlich, wenn wir diese Welt verlassen.

Nun, zunächst ist wichtig, dass keiner Tag und Stunde der Wiederkunft Christi kennt (so hieß es ja am Schluss des Evangeliums): Keiner kennt den Tag und die Stunde, weder die Engel im Himmel, noch der Sohn, auch nicht die Maya, sondern nur der Vater. Der zuende gehende Maya-Kalender mag für Hollywood interessant sein - uns Christen interessiert er nicht.

Die Zeit davor aber - die Zeit der Not - ist bereits Gegenwart. Die "Endzeit" ist keine noch zu erwartende Zeit. Wenn Jesus sagt "diese Generation wird nicht vergehen, ehe das alles eintrifft", so ist damit nicht eine Generation in unserem Sinne gemeint, sondern die Menschheit, die nach der Zeit des Judentum auf die Wiederkunft Christi wartet. In dieser Zeit, so sagt Jesus, werden die Christen nicht vergehen, die Menschen, die warten und erwarten, werden nicht verschwinden.
Die Zeit der Not, der Kriege, der Erdbeben, Naturkatastrophen und der Zeichen am Himmel ist jetzt - schon seit 2000 Jahren. Wer in die Welt schaut und auch ein wenig zurückblickt, hat keine Schwierigkeiten, diese Aussage bestätigt zu finden.

Ob wir die Wiederkunft Christi hier auf Erden noch miterleben werden, mag fraglich sein. Deshalb ist es für uns sehr viel interessanter, nach dem persönlichen Schicksal zu fragen. Was geschieht mit uns - mit jedem Einzelnen persönlich - im und nach dem Tod?
Es ist verblüffend, wie sehr gerade dieses Wissen geschwunden ist. Wir sind sehr wohl von unseren Vorstellungen eines Lebens nach dem Tod überzeugt - ab ob es auch das ist, was Jesus und Kirche uns lehren, ist dann doch fraglich.

So glauben etwa 30 % der Katholiken (!) in Deutschland an die Wiedergeburt, die Reinkarnation. Verblüffend - weil von diesem Glauben nun in der Bibel überhaupt nicht die Rede ist. Wiedergeboren wird man allerhöchsten durch die Taufe zu einem neuen Leben. Aber mit dem Tod beginnt das Jenseits - und keine Wiederholung des irdischen Lebens in Endlosschleife.
Dass dennoch so viele Menschen an die Wiedergeburt glauben wollen, hat mit zwei Denkfehlern zu tun. Der erste Denkfehler ist verständlich: Man sehnt sich nicht nach dem neuen und unbekannten, sondern nach dem altbekannten und vertrauten. Das Leben hier kennen wir - also lasst uns mal dabei bleiben. Kinder wünschen sich, wenn man sie fragt, den Videofilm, den sie schon 25 mal gesehen haben; und Urlauber fahren seit 35 Jahren in den gleichen Urlaubsort. Schuster, bleib bei deinen Leisten - Christ, bleib bei deinem bekannten Leben.
Der zweite Denkfehler liegt in einer gewissen egozentrischen Wahrnehmung. Natürlich möchte man gerne das, was schön war, wiederholen. Ein wunderbares Leben in Wohlstand und Freude darf gerne, wenn es zuende geht, nochmal von vorne starten. Menschen aber, die in Not, Elend und Schmerzen leben; kaum wissen, wie sie überleben sollen und immer damit kämpfen, in ihrer Not nicht zum Täter zu werden, wünschen sich kaum eine ständige Wiederholung dieser Umstände. Leider ist ein solches Leben aber eher die Regel - nicht das Leben in westlichem Luxus.
Auch der Buddhismus und Hinduismus betrachten die Wiedergeburt keineswegs als Glück. Das Rad der Wiedergeburt ist ein Folterrad, aus diesem ewigen Kreislauf gilt es, erlöst zu werden (oder sich selbst zu erlösen). Genau das ist aber die Botschaft des Christentum. Eben keine ewige Reinkarnations-Folter.

Im Tode trennt sich die Seele vom Leib - nichts anderes ist der Tod. Im Gegensatz zu den griechischen Philosophen ist das ein Unglück: Denn Leib uns Seele bilden eine Einheit, die durch den Tod gewaltsam beendet wird. Die Seele braucht den Leib um zu wirken - eine Seele ohne Leib ist also keine befreite Seele, sondern eine beraubte Seele. Platon und andere Griechen glaubten, der Tod sei der Moment der lang ersehnten Freiheit vom Leid und der Begrenzung durch die Welt.
Vom körperlichen Leid sind wir tatsächlich im Tod befreit; aber das seelische Leid nehmen wir mit. Selig, wer dann ganz und gar "Ja" zu Gott sagen kann und sich von seiner Gegenwart erfüllen lässt. Schade, wer es nur zu einem "Ja, aber..." bringt und noch Zeit braucht, sich des "Abers" zu entledigen. Schrecklich, wer Gott von sich weist. "Ein Leben lang habe ich versucht, Dir aus dem Wege zu gehen; nun sollst Du mir in alle Ewigkeit gestohlen bleiben!"
Himmel, Hölle und Fegefeuer sind also keine Orte, sondern Zustände der Seele. Zustände, die wir uns schon hier auf Erden schaffen und die hier schon real sind. Himmlische Menschen, die Gott und jede Freude in ihr Herz lassen, können wir hier schon werden - mit Gottes Hilfe.

In dieser Zeit können wir zwar vom "Leben nach dem Tod" sprechen, aber sicherlich noch nicht von der "Auferstehung". Die folgt nämlich erst noch.

Manche erschreckt der Gedanke, dass es diese Zwischenzeit gibt; ja, sie fürchten sich überhaupt vor einer Zeit im Jenseits. Sie finden es sehr viel ansprechender, wenn wir direkt in die Ewigkeit Gottes gelangen - eine Zeitlosigkeit, in der alle immer schon da sind und sein werden. Diese "Auferstehung im Tod", die ganz oder jeden Zeitbegriff auskommt, ist auf eine blutleere Weise attraktiv - aber vollkommen unlogisch. Sie findet ihren Ausdruck gelegentlich in "Auferstehungsmessen" anlässlich von Beerdigungen. Dabei gilt, dass allein Gott ewig ist, weil Er unendlich ist. Wir als endliche Wesen können nicht alles gleichzeitig, sondern immer nur ein nach dem anderen - und das ist eben nur in einer Zeit möglich. Außerdem: Warum sollten die Heiligen für uns Fürsprache einlegen, wenn wir doch schon - aus ihrer Sicht - alle im Himmel beisammen sind?

Nein, es gibt schon noch Zeit, und so kommt irgendwann - wann, weiß nur der Vater - der Tag, an dem die Erde, die ganze Welt und auch die Zwischenwelt von leiblosem Himmel, Fegefeuer und Hölle, ein Ende haben. Der Tag der Auferstehung, der jüngste Tag, der Tag des Gerichts. An diesem Tag erhalten wir tatsächlich unseren Leib wieder; wir können uns in die Augen schauen und in die Arme nehmen. Unser Leib wird - wie der Auferstehungsleib Jesu - herrlich, anders und wunderbar sind, und doch wiedererkennbar. Im Glaubensbekenntnis bekennen wir auf Deutsch "die Auferstehung der Toten", gemeint ist aber - so der Urtext - die "Auferstehung des Fleisches". Wer sich gerne auf Altbekanntes freut, muss also nicht zur Wiedergeburt greifen - die Auferstehung erfüllt auch diese Sehnsucht.

Dann werden die, die schon zuvor höllisch waren, ihr Glück in der Gottferne suchen. Das mag unfassbar klingen, aber sie haben frei und selbstbestimmt entschieden, dass sie im Himmel in der Anwesenheit Gotts niemals so glücklich sein können wie ohne Gott. Wir - und Gott - wollen ihnen dieses zweifelhafte Glück nicht nehmen, weil wir sie lieben. Niemand wird in die Hölle geschickt, alle sind dort aus freien Stücken. Der Riegel an der Tür zur Hölle - so sagt man - ist innen.

Alle anderen - auch die, die zuvor noch im Fegefeuer war - werden ihr Gott in der Liebe zu den vielen Menschen finden, in denen sich die Mannigfaltigkeit Gottes widerspiegelt; und in der Liebe zu Gott, in der Seine Liebe zu jedem Einzelnen seiner Kinder widerscheint. Auch die, die im Fegefeuer nur ein ganz kleines "Ja" zu Gott gesprochen haben, und ein riesiges "ABER!" daran geknüpft haben, sind definitiv dabei. Dann wird es endgültig kein Leid mehr geben, alle werden ein Herz und eine Seele sein.

Amen.

3. Predigtvorschlag

Endzeitstimmung!
So, liebe Schwestern und Brüder, könnte man die Atmosphäre beschreiben, die die Lesungen des heutigen Sonntags kreieren.

Endzeitstimmung!
Weltuntergang. Verfinsterte Sonne. Dunkler Mond. Sterne fallen vom Himmel. Gericht.

Endzeitstimmung!
Am Ende des Kirchenjahres werden die Evangelien düsterer: Die Sterblichkeit der Menschen und das Wiederkommen Christi als Richter werden heraufbeschworen.

Und schon wird vielleicht bei den Älteren von Ihnen die Erinnerung an Damals wach, wo Mama, Papa und der Pastor den Kindern mit der Hölle Angst gemacht haben.
Drohbotschaft statt Frohbotschaft sei das, sagen die Jüngeren heute. Und deshalb steht zwar das Lied "Strenger Richter aller Sünder" noch im Gotteslob, wird aber sozusagen nicht mehr gesungen.

Nein, diese Evangelien von Weltuntergangsszenarien und Naturkatastrophen machen uns unsere schöne Weltsicht kaputt, gerade jetzt so kurz vor dem Gemütlichkeit versprühenden nahen Advent.

An das unausweichliche Ende zu denken, das fällt den Menschen und auch uns Christen immer schwerer. Etwas sperrt sich in uns dagegen.

Am Anfang der Christenheit war dem nicht so. Im Gegenteil. Die junge Kirche konnte die Ankunft Christi, des Weltenrichters gar nicht abwarten. "Maranatha! Komm, Herr Jesus!" war ein beliebter und mit tiefer Sehnsucht erfüllter Gebetsruf damals. Damit endet auch das Neue Testament: "Komm, Herr Jesus!"

Das ist uns Menschen heute sozusagen fast gänzlich abhanden gekommen. Statt der Freude auf das zukünftige Leben, die neue Welt macht sich bei uns oft eine diffuse Angst breit, vor den Dingen, die da kommen sollen.

Liebe Schwestern und Brüder.
Vermutlich ist es aber gar keine Angst vor der Zukunft, die uns bewegt das Ende von allem irgendwie zu verdrängen. Vielmehr scheint es mir die Angst vor der eigenen Vergangenheit zu sein.

Wir fürchten nicht so sehr das, was da kommen wird, sondern eher das, was wir jetzt, im Moment sind.

Ich kann mir vorstellen, dass Sie sich - wie ich mir - schon häufiger die Frage gestellt haben: "Was würde ich tun, wenn heute mein letzter Tag wäre?"
Und sicherlich haben Sie sich wie ich mir viele Antworten gegeben: mich mit jemanden versöhnen, mich entschuldigen, jemanden besuchen, die Natur ein letztes Mal genießen, wirklich beten.

Aber - und das ist das Entscheidende - wir tun's oft nicht. Wir bringen nicht den Mut, nicht die Kraft auf, das wirklich zu tun, was wir tun müssten, wollten. Und deshalb - weil wir nicht die sind, die wir eigentlich sein könnten - deshalb fürchten wir das, was da kommen soll, weil wir fürchten, was wir sind. Nicht, weil das Ende so schrecklich wäre, sondern weil wir spüren, dass wir uns selber, unseren Mitmenschen und Gott gegenüber nicht gerecht werden.

Liebe Schwestern und Brüder, angesichts des unausweichlichen Endes sollten wir uns das vielleicht eingestehen, dass unser Leben wirklich unvollkommen ist.
Wir bedürfen der Umkehr, des täglichen Neuanfanges, damit wir uns in unserer Haut wieder wohlfühlen können.

Das ist ein anspruchsvolles Leben. Sicherlich. Und vielleicht, weil viele diesen Anspruch ahnen und nicht wahrhaben wollen, wenden sie sich von Kirche und Gott ab, verdrängen den Tod und das Ende der Welt.

Unsere Gesellschaft scheint mir manchmal eine riesige optimistische, laute, vergnügte, ausgelassene Feiermenge zu sein, die es nicht gern hat, wenn man beim Feiern an den Kater erinnert wird, der unumgänglich kommen wird.

Die Evangelien über das Gericht - eine Drohbotschaft?
Für mich sind sie eher eine Wach-mach-Botschaft?
Die Evangelien drohen nicht mit dem bösen Gott, der uns allen übel mitspielen will.
Vielmehr sensibilisieren uns diese Evangelien auf unser eigenes Leben zu schauen, es ernst zu nehmen, es nicht zu vertrödeln, uns nicht zu vertrösten mit einem: "Ab morgen fang' ich an, wirklich zu leben!"

Das Leben ist zu wertvoll es nicht wirklich zu leben.

Liebe Schwestern und Brüder!
Christus wir am Ende der Tage erscheinen, um Gericht zu halten.
Ein Richter ist aber kein Despot, der willkürlich bestraft und mit den Angeklagten macht was er will. Ein Richter deckt vielmehr auf, was wirklich geschehen ist und fällt dann ein Urteil, das gebunden ist an die Gerechtigkeit.

Und dieses Urteil des gerechten Richters wird von vielen erwartet, die heute auf der Schattenseite des Lebens stehen.
Der Junge, der unter unmenschlichen Bedingungen z. B. auf einer afrikanischen Plantage arbeiten muß,
das Mädchen, das von asiatischen Zuhältern an europäische Sextouristen erkauft wird,
der junge Mann, der gefoltert wurde, weil er sich gegen ein Gewaltregime geäußert hat,...
Haben nicht all diese und die zigtausend anderen Opfer von Gewalt und Unrecht auf dieser Erde ein Recht auf diese letzte Gerechtigkeit? Für viele mag der Gedanke an ein gerechtes Ende dieser Welt die einzige Hoffnung in ihrem Leiden gewesen sein.

Liebe Schwestern und Brüder!
Gott ist gerecht, weil er gut ist. Er wird niemanden zu kurz kommen lassen oder übervorteilen.

Gott ist aber auch barmherzig, weil er gut ist. Er wird jeden und jede mit seinem liebenden Blick anschauen. Er wird all die tiefen Sehnsüchte, die Schwächen, die Leiden, das Bemühen in uns sehen und anerkennen.

Christus wir am Ende der Tage erscheinen, um Gericht zu halten.
Er ist ein barmherziger und gerechter Richter. Er droht uns nicht. Er macht uns Mut unser Leben wirklich zu leben, uns nicht auf faule Kompromisse einzulassen.

Wir sind in seiner Hand, aber nicht als Verlorene, sondern als Geborgene.

4. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder!

Das Ende der Welt - kein sehr erfreuliches Thema. Die Sonne wird sich verfinstern, der Mond nicht mehr scheinen, die Sterne fallen vom Himmel. Das Ende der Welt wird hier nicht besonders rosig ausgemalt. Und oft hört man von Menschen, die großen Katastrophen gegenübergestanden haben, im Nachhinein den Ausruf: «Ich dachte, das Ende der Welt sei gekommen!».

Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende, mag vielleicht der eine oder andere denken und sich dann bangen Herzens in das drein geben, was da kommen wird.

Dabei haben die ersten Christen das Ende eigentlich gar nicht gefürchtet, sondern sogar im Gegenteil herbeigesehnt. Am Ende der Bibel ist der letzte Satz der Stoßseufzer des biblischen Menschen: «Maranatha - komm, Herr Jesus.» Seltsam.

Oder ist nicht eher unsere Haltung seltsam? Was ist daran so beängstigend, wenn es heißt: «Die Verständigen werden strahlen, wie der Himmel strahlt» - «Sie werden immer und ewig leuchten wie die Sterne» - «Dann wird der Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Wolken kommen» - «Er wird die Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen» - wie herrlich muss doch der Himmel sein!

Sicher - auch hier auf der Erde ist es schön. Aber eben leider nicht immer und nicht für alle Menschen, die Augenblicke des Glücks sind eben nur Augenblicke. Für den biblischen Menschen war es also klar: Unsere Heimat ist im Himmel, hier sind wir in der Fremde. Was sollten wir also sehnlicher erwarten als das Weltenende?

Warum freuen wir uns - freuen sie sich - also nicht auf das Ende der Welt? Warum haben so viele Menschen Angst vor den Dingen, die da kommen sollen?

Vermutlich, weil es genau genommen keine Angst vor der Zukunft ist, sondern eine Angst vor unserer eigenen Vergangenheit. Wir fürchten nicht das, was da kommen wird, sondern vielmehr dass, was wir jetzt, im Moment, sind.

Wer hat sich nicht schon öfter die Frage gestellt: «Was würde ich heute tun, wenn ich wüsste, dass dies mein letzter Tag wäre?» Viele Antworten fallen uns dazu ein, und oft können wir ganz bestimmt sagen, was wir dann tun würden:
Uns versöhnen, uns entschuldigen, noch einmal jemanden besuchen, Gespräche führen, die Natur genießen, beten, mit Gott ins reine kommen.

Aber - und das ist der entscheidende Punkt - wir tun's nicht. All das, was wir tun würden, wenn das Ende der Welt morgen wäre, lassen wir doch wieder sein. Und deshalb - aufgrund unserer eigenen Inkonsequenz - fürchten wir das, was da kommen soll, weil wir fürchten, was wir sind. Nicht, weil das Ende so schrecklich ist, sondern deswegen, weil wir heute so schrecklich inkonsequent sind.

Wenn wir unser Glück an den Fernseher, unser Haus und unser Ansehen hängen, können wir beim Ende der Welt nur verlieren. Und zwar so ziemlich alles.

Wenn wir aber beginnen, ganz in der Liebe zu Gott und den Menschen aufzugehen, werden wir nur gewinnen können. Wer damit rechnet, dass das Ende der Welt wirklich morgen da sein könnte(!), und auch so lebt(!), der gewinnt hier auf Erden schon eine ganze Menge, dereinst aber gewinnt er mit Garantie den Hauptpreis.

Amen.

5. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder!

Vom Ende redet keiner gerne. Wenn es schön ist, alle vergnügt und gut unterhalten, die Mägen und die Gläser gut gefüllt - dann ist derjenige ein Spielverderber, der davon spricht, dass es nicht immer so sein wird. Wer will schon beim Feiern an den Kater denken, der auf ihn wartet?

Solange es uns gut geht, wollen wir nicht daran denken, dass es auch anders sein könnte. Wer sein Leben genießen will, der wird Tod und Leid verdrängen, bis es nicht mehr geht. Dass wir in der westlichen Welt auf Kosten aller anderen und vor allem auf Kosten der Natur leben, steht fest. Davon brauchen wir aber nicht immer wieder zu reden, denn das zerstört nur unsere gute Genießerlaune. Wer jetzt davon redet, dass es uns nicht lange so gut gehen kann, wie es uns jetzt geht, bekommt vielleicht ein zustimmendes Nicken - damit man dann ganz schnell das Thema wechselt. "Die Natur ist schon arm dran. Da hast Du recht. Okay, wer kommt mit zu McDonalds?" Carpe Diem! So hieß ein Wahlspruch des Mittelalters. Carpe Diem - Genieße den Tag, so lange es hellt ist.

In einer Gesellschaft, in der es sich gut leben lässt, ist der Gedanke an das Ende, an den Tod und das, was danach kommt, allerdings ein trübseliger Gedanke.
Aber für die Menschen, die auf der anderen Seite der Medaille leben, die hier einiges zu leiden haben, deren Leben eben kein Zuckerschlecken ist, sieht das schon ganz anders aus: Da ist der Himmel wirklich noch eine Verheißung. Da ist man gar nicht so entsetzt darüber, dass dieses Leben nicht ewig dauert.

Unsere Glaubensschwäche, nicht an das Ende denken zu wollen, ist schon ein wenig arrogant. Den Gedanken an das Ende und das Gericht als wenig frohmachend zu bezeichnen, ist eigentlich pure Egozentrik.

Ja, im Grunde ist auch unser Empfinden bei Glaubenssätzen wie "Strenger Richter aller Sünder" entlarvend. Jeder Ausgebeutete Sklave auf den Plantagen der grausamen Großgrundbesitzer wird sich vom Richter der Welten genau das Wünschen: Strenge und Gerechtigkeit. Jedes Opfer von Gewalt und Diktatur spürt Hoffnung, wenn wir ihm Gott als den Richter aller Menschen verkünden. Jeder Mensch, der gefolterte und misshandelt, vergewaltigte und gebrochen wurde, findet Halt in der Verheißung vom Weltgericht.

Und wir versuchen, solche Glaubenssätze zu vermeiden, aus den Liedern und Gebeten zu streichen, ja sogar aus den Evangelien! Das kann das nur zwei Gründe haben: Erstens geht es uns zu gut und zweitens auf Kosten anderer.

Aber noch etwas ist daran entlarvend: Wenn wir uns wirklich um eine christliche Lebensweise bemühen, dann werden wir feststellen, dass diese sich nicht auszahlen wird. Wer ehrlich lebt, wird Nachteile haben (denn Lügner kommen weiter). Wer Rücksicht nicht, wird des öfteren auf der Strecke bleiben (denn Ellbogen setzen sich durch). Wer sich Zeit zum Gebet nimmt, wird ab und zu den Anschluss verlieren (denn die Zeit verrinnt, und Zeit ist Geld). Wer auf Gott vertraut, wird nicht genügend leisten (denn wer Sonntags Pause macht, ist ein Betriebsrisiko). Es ist nichts Neues, dass Christsein und christlich Leben ein gesellschaftliches Risiko allerster Ordnung darstellen.
Das macht uns Christen aber nichts. Das ist kein Problem. Denn wir wissen ja, dass wir spätestens beim Jüngsten Gericht Recht bekommen. Dass dann alles offenbar wird, was hier auf Erden nicht gewürdigt wurde. Gerade weil wir Christen an das Jüngste Gericht, an das Ende der Welt und an Gott den Herrn der Zeiten glauben, sind wir so vergnügt, wie es sonst kein anderer sein kann.

Das Gericht verschweigen will nur der, der etwas zu fürchten hat. Wenn wir uns redlich bemühen, gibt es dafür aber keinen Grund. Außerdem: Vergessen wir nicht das Vitamin B. Wir haben Beziehungen. Gute Beziehungen. Die helfen immer. Deshalb: Pflegen sie ihr Verhältnis zu Jesus. Wir können es alle gebrauchen.
Amen.

Fürbitten