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Predigtvorschläge - 03. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr C)
1. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2007)

Liebe Gemeinde!

Der Evangelist Lukas beginnt sein Evangelium mit einer interessanten Vorbemerkung. Sie macht deutlich, wozu er den Bericht über das Leben Jesu überhaupt verfaßt, welche Informationen er dazu eingeholt und welche Zeugen er befragt hat. So erfahren wir, wie wir seine Ausführungen verstehen sollen.

Wir fragen manchmal: Sind die neutestamentlichen Berichte auch wahr? Während in früheren Zeiten hieran überhaupt kein Zweifel war und man eine solche Frage schon für skandalös hielt, scheint es heute von einem kritischen Geist zu zeugen, wenn man die biblischen Erzählungen ins Reich der Legende verweist. Es handle sich nicht um Geschichte, sondern nur um Geschichten.

Doch Lukas will offensichtlich nicht bloße Geschichten erzählen, so wie auch der Autor des 2. Petrusbriefes klarstellt. „Denn wir sind nicht irgendwelchen klug ausgedachten Geschichten gefolgt, als wir euch die machtvolle Ankunft Jesu Christi, unseres Herrn, verkündeten, sondern wir waren Augenzeugen seiner Macht und Größe.“ (2 Petr 1,16) Dasselbe Wort von den Augenzeugen verwendet auch Lukas in seiner kurzen Vorbemerkung. Am Anfang der Überlieferungen, die Lukas gesammelt hat, müssen Augenzeugen stehen, damit sein Bericht auch „zuverlässig“ und glaubwürdig ist.

Freilich ist das geschriebene Evangelium nicht ein vom Himmel gefallenes Dokument, in dem uns Wort für Wort haarklein und detailgetreu berichtet wird, was Jesus gesagt und getan hat. Vielmehr ist es in einem Überlieferungsprozeß entstanden, der insbesondere drei Etappen umfaßt:

1. Das irdische Leben Jesu

Jesus hat selbst nichts geschrieben, nur mündlich gelehrt. Dabei wandte er vielfach eine Sprachtechnik an, die es sehr erleichterte, das Gesagte im Gedächtnis zu behalten, vor allem Bilder, Gleichnisse, rhythmische Wiederholungen sowie Parallelismen und Antithesen, z.B. „Die Ersten werden die Letzten sein, und die Letzten die Ersten.“ (Mt 20,16) Solche Sätze prägen sich ein wie markige Werbesprüche, und die Apostel, die sie häufiger hörten, brauchten sie gar nicht aufzuschreiben, sondern konnten sie ohne Mühe im Gedächtnis behalten.

2. Die mündliche Predigt der Apostel

Bald nach der Auferstehung und Himmelfahrt Jesus begannen die Apostel damit, überall von Jesus zu predigen. Sie schöpften aus ihren reichen Erfahrungen mit Jesus und erzählten das Erlebte natürlich so lebendig wie möglich, d.h. nicht in der Absicht, eine genaue historische Abfolge vom Leben Jesu zu geben, sondern betonten mal dies, mal jenes, je nach dem, was für die Hörer gerade nützlich erschien, um im Glauben gestärkt zu werden. Nicht die Oberfläche der Geschehnisse war ihnen wichtig, sondern der tiefe Sinn, der dahinter steckte und den sie nach Ostern klar erkannt hatten. Ob es 4000 oder 5000 Männer waren, die Jesus bei der Brotvermehrung gespeist hat oder ob es solcher Wunder mehr als eines gegeben hat, war ihnen nicht wichtig und kann darum heute auch nicht mehr entschieden werden.

3. Die geschriebenen Evangelien

Ungefähr 30 Jahre nach dem Tod Jesu begannen einige Autoren, die apostolische Predigt, die auf mündlichem Weg zu ihnen gelangt war, schriftlich festzuhalten. Vermutlich gab es zu der Zeit schon einige kleinere schriftliche Sammlungen von Einzelberichten. Lukas erwähnt, daß es „viele“ waren, die es bereits unternommen haben, erste Zusammenfassungen in schriftlicher Form abzufassen. Einige dieser Berichte hat er vor sich, anderem ist er selber genauer nachgegangen, „von Grund auf“, wie er sagt, um es vom Anfang der Überlieferungskette her, d.h. von den Augenzeugen zu verifizieren. Selbstverständlich mußte er für sein Werk in den literarischen Stoff selbst stark gestaltend eingreifen: durch Auswahl des Besseren oder Wichtigeren und Auslassung des Nebensächlichen; durch Einpassung in eine sinnvoll erscheinende Ordnung, die nicht unbedingt die chronologische sein mußte; durch eine Färbung und Gewichtung nach persönlicher Vorliebe und im Hinblick auf den Leserkreis. Während z.B. Matthäus, der für Judenchristen schrieb, viele Zitate aus dem Alten Testament einbaute, um zu beweisen, daß sie in Jesus erfüllt sind, mußte Markus, der für Heidenchristen schrieb, die jüdischen Gebräuche, z.B. die Reinigungsvorschriften eigens erklären. Lukas schreibt vor allem für die Armen und Geringen, und darum liegt ihm die Herausstellung der Barmherzigkeit Gottes am Herzen, worin eine „eine gute Nachricht für die Armen“ sieht (Lk 4,18). Sein Evangelium betont ferner stärker als die anderen das Wirken des Heiligen Geistes, den er erwähnt, wenn Matthäus einfach nur vom Guten spricht. (Lk 11,13; Mt 7,11)

Solche Differenzen zwischen den Evangelien schmälern nicht deren fundamentale Wahrheit. Sie zeigen nur, daß sie keine historischen Bücher im modernen Sinn sind, keine detaillierte, aber im übrigen langweilige Chronologie von Geschehnissen, die mit uns nichts zu tun hätten. Gerade weil das Berichtete den Hörer unbedingt angeht, also auch für uns heute über den großen Zeitenabstand hoch bedeutsam ist, darum konnten sich auch die Evangelisten nicht neutral und distanziert zurückhalten, sondern mußten ihren eigenen Glauben mit in ihr Werk einbringen, ihre glühende Liebe und Hingabe, ihre Freude und ihr Engagement.

Das Neue Testament ist etwas Einmaliges in der Weltliteratur. Religiöse Tiefe und historische Zuverlässigkeit treffen hier zusammen, wie es sonst nirgends der Fall ist. Wir Christen brauchen uns mit unserer Bibel vor niemandem zu verstecken. Wir sind nicht auf irgendwelche klug ausgedachten Geschichten hereingefallen!

Vgl. Klaus Berger: Sind die Berichte des Neuen Testamentes wahr? Ein Weg zum Verstehen der Bibel. Gütersloh 2002.

Vgl. Bernhard Wenisch: Geschichten oder Geschichte? Theologie des Wunders. Salzburg 1981.

2. Predigtvorschlag

von Pfarrer Klaus Klein-Schmeink (erstellt: 1997)

„Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt.“

Mit diesem Wort, Schwestern und Brüder, hat sich Jesus geoutet – wie man heute zu sagen pflegt.
Er hat sich geoutet als der verheißene Messias, der Heiland und Retter der Welt. Er ist der Gesalbte Gottes, der Christus.

An diesen Christus glauben wir Christen. Auf ihn vertrauen wir. Ihn verkünden wir.
So weit, so gut.

Doch der eine Christus wird von einer Vielzahl von christlichen Kirchen, kirchlichen Gemeinschaften und Gruppen verkündet. Und dieses Zeugnis ist nicht immer gleich.

Die Kirche ist von Christus als eine Kirche gegründet und eingesetzt worden. Von ihrem Ursprung her, von ihrem Gründer her und von ihrer Sendung her ist die Kirche eine Einheit.

In dieser Einheit gibt es auch eine reiche Vielfalt. So gibt es viele unterschiedliche Gemeinschaften in der Kirche, die unterschiedliche Aufgaben und Schwerpunkte setzten. Ich denke da an die unterschiedlichen Verbände, die wir haben, an die Ordensgemeinschaften und die neueren geistlichen Bewegungen.

Da die Kirche weltweit ist, gibt es natürlich auch verschiedene lokale Traditionen und Mentalitäten, die berücksichtigt werden.

Es gibt sogar unterschiedliche Liturgien, z. B. gibt es neben unserem lateinischen Ritus die orthodoxe Liturgie der mit Rom verbundenen unierten Kirche, es gibt einen mozarabischen Ritus. Der sogenannte tridentische Ritus hat seine Berechtigung in der Kirche, genauso wie der Zaireritus in Afrika.

Der große Reichtum an Verschiedenheiten steht der Einheit der Kirche nicht entgegen, sondern die Sünde, menschliches Machtstreben und die Suche nach dem eigenen Vorteil bedrohen die Einheit der Kirche immer wieder.

Deshalb ist es wichtig, sich immer wieder um die Einheit des Geistes zu mühen, wie Paulus uns das sagt.

Welches sind nun die Bande der Einheit?
Es ist vor allem die Liebe, die die Gläubigen einander schenken sollen. Auch das gemeinsame Gebet füreinander eint.
Das sind sozusagen die Bande, die die Kirche im Inneren zusammenhält.

Als äußere Zeichen der Gemeinschaft sind nach katholischer Auffassung für die Kirche folgende verbindlich festzuhalten:

- das Bekenntnis ein und desselben, von den Aposteln überlieferten Glaubens
- die gemeinsame Feier der Gottesdienste, vor allem der Sakramente
- die apostolische Sukzession und das damit verbundene Sakrament der Weihe und das damit autorisierte Lehramt.

Diese Elemente gewähren die Einheit der Kirche. Wie es nur einen Christus gibt, so kann es nur eine Kirche geben.
Christus und die Kirche dürfen allerdings nicht miteinander verwechselt werden. Sie dürfen aber auch nicht von einander getrennt werden. Zusammen bilden sie den einen ganzen Christus, mit Haupt und Leib.

Liebe Schwestern und Brüder!
Es ist die große Wunde der Christenheit, dass schon von Beginn an in der Kirche Spaltungen und Parteiungen aufkamen.
Die Apostelgeschichte erzählt schon davon. Die Apostel tadeln in ihren Briefen diese Erscheinungen.
Im weiteren Verlauf der Kirchengeschichte kam es dann zu weit größeren Uneinigkeiten, die zu Abspaltungen führten.
Von der katholischen Kirche trennten sich z. B. die Orthodoxe Kirche, die kirchlichen Gemeinschaften der Reformation, die anglikanischen Kirchengemeinschaft...

Diese Trennungen sind Folge von Sünde und egoistischem Denken auf allen Seiten. Jede Kirche oder kirchliche Gemeinschaft hat Glieder, die an diesen Trennungen mitschuldig geworden sind. Es gibt keine Alleinverantwortung.

Viele hunderte Konfessionen und Denominationen gibt es mittlerweile, die sich alle auf den einen Christus berufen.

Wie soll die Welt an den einen Christus glauben, wenn er von den Christen in Stücke gerissen worden ist?

Die Welt kann nur an den einen Christus glauben, wenn die Christen zur Einheit zurückfinden.

Das kann aber nicht heißen, dass wir die Unterschiede einfach wegwischen. Das wäre ein zu billiger Weg. Dann käme statt des einen Christus sozusagen ein billiger Jakob heraus.
Voreiligen Rufen nach Interkommunion, gemeinsamen Abendmahl usw. sind deshalb eine deutliche Absage zu erteilen. Das haben ja auch die evangelischen wie katholischen Spitzen anlässlich des ersten ökumenischen Kirchentages in Berlin einmütig betont.

Die volle Einheit der Kirchen wird nicht durch die Kommunion bewirkt, sondern ausgedrückt. Erst da, wo die Einheit besteht, hat die Eucharistie als Sakrament der Einheit ihren Sinn. Kirchengemeinschaft und Kommuniongemeinschaft lassen sich nicht voneinander trennen.
Die Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften müssen in einen ehrlichen Dialog treten. Sie müssen einander sagen, was sie glauben. Nur so können wir gemeinsam den Reichtum unseres Glaubens, den Reichtum Christi erkennen, ohne ihn zu verlieren.

In diesem Sinne ist auch die vor einigen Jahren in Rom erschienende Erklärung „Dominus Jesus“ zu verstehen. Sie ist nicht ein päpstlicher Schlag gegen die Ökumene.

Die Erklärung „Dominus Jesus“ zeigt vielmehr den Weg auf, den wir Christen gemeinsam gehen müssen.
Der Weg ist eben der „Dominus Jesus“ – der Herr Jesus. Ihn und seine Lehre in den Mittelpunkt unserer Diskussionen und Gebete zu stellen – darum geht es.

Deshalb gilt es für alle Christen aller Konfessionen, sich immer wieder neu zu Christus zu bekehren, gemeinsam um die Einheit der Christen zu beten, sich gegenseitig kennen zu lernen, miteinander zu sprechen und zusammenzuarbeiten, wo sich die verschiedenen Felder für den Dienst an den Menschen auftun.

Es gibt viele mutmachende Initiativen innerhalb der Ökumene. Gerade Papst Johannes Paul II ist ein Motor in diesem Sinne durch seine vielfältigen Treffen mit den Vertretern unterschiedlichster Konfessionen.

Bei allem menschlichen Bemühen dürfen wir aber eines nicht vergessen:
Dass nämlich die Einheit immer ein Geschenk Gottes ist.
Er, der Eine, stiftet die Einheit, nicht wir, die vielen.

3. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder!

Wir hatten zuhause einen Hund, Bobbi, der nicht unbedingt der intelligenteste Hund der Gegend war, sehr zum Glück für die Katzen und Kaninchen in der Nachbarschaft, die sich somit relativ sicher fühlen konnten.
Bobbi hatte nun die Angewohnheit, alles auf sich zu beziehen. Am schlimmsten war es immer dann, wenn jemand laut schimpfte: Bobbi verkroch sich sofort in sein Versteck, weil er dachte, er sei gemeint.

Bobbi war nicht intelligent, aber offensichtlich sehr empfindsam. Als Kind hat es mir oft Mut gemacht, wenn ich ausgeschimpft wurde, dass dann auch Bobbi den Schwanz einzog und mitlitt.
Vielleicht haben sie dass auch schon bei Säuglingen und kleinen Kindern entdeckt - die alles, was eine Stimme ausdrücken kann, sie auf sich selbst beziehen. Nicht, weil sie egoistisch und egozentrisch wären - sondern weil sie so empfindsam sind.

Liebe Schwestern und Brüder, es hatte mich lange Zeit sehr verwundert, wie Jesus eine Textstelle, die der Prophet Jesaja Jahrhunderte vorher geschrieben hatte, auf sich beziehen konnte. Jesaja hatte bei der Verfassung seiner Reden selbstverständlich nicht an Jesus gedacht, sondern dem damaligen Volk in großer Not Hoffnung machen wollen.
Und genau das tut Jesus jetzt auch: Er bezieht diesen Text, dass es Freiheit und Heilung geben wird, auf seine eigene Person, weil er Hoffnung wecken will. Er wird stellvertretend für sein Volk leiden - weil er eben alles, auch die Strafe für die Sünden des Volkes, auf sich bezieht. Und damit gibt er auch stellvertretend Hoffnung: Denn wenn er die Verheißung der Jubelzeit ebenfalls auf sich bezieht, und sagt, dass diese Zeit nun gekommen ist, so können auch wir uns freuen und neue Hoffnung schöpfen.

Liebe Schwestern und Brüder!

Lukas, der Arzt und Evangelist, beginnt sein Evangelium mit einer Einleitung, die an einen gewissen Teophilus gerichtet ist. Er schreibt sein Evangelium nicht für die Theologen, nicht für die ganze Christenheit und eben auch nicht für uns. Sondern er hat einen einzigen, ganz konkreten Menschen vor Augen - jenen Teophilus, den wir heute leider nicht mehr kennen.

Und trotzdem dürfen wir alles, war dort berichtet wird, auch auf uns beziehen: Wenn wir uns genauso belehren lassen wir dieser Teophilus, wenn wir uns genauso ansprechen lassen wie die Armen, Kranken und Sünder und die vielen anderen Gestalten in den Geschichten des Neuen Testamentes, nur dann können wir Jesus begegnen. Eigentlich geht es also nicht nur darum, ob wir uns von der Frohen Botschaft angesprochen fühlen dürfen, sondern sogar darum, dass die Bereitschaft, sich ansprechen zu lassen Voraussetzung ist, Gott zu begegnen - auch wenn wir glauben, nicht gemeint zu sein.

Dazu müssen wir, so wie die Kinder oder auch mein Hund Bobbi, empfindsam sein, mitfühlen können, wie es denn wohl in den geschilderten Personen aussieht. Das ist keine Frage der Intelligenz, sondern eine Frage, wie viel Zeit wir uns nehmen, mit unserer Phantasie mitzuleiden und uns mitzufreuen.

Ob wir uns ansprechen lassen, ob wir die Texte und Gebete des Gottesdienstes auf uns beziehen, hängt nicht davon ab, wie ansprechend der Gottesdienst gestaltet ist - «ansprechend» im wahrsten Sinne das Wortes. Sondern wie aufmerksam und empfindsam wir sind - nicht nur im Gottesdienst, aber eben auch hier im Gottesdienst.

Fürbitten