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Neue Site - empfehlenswert! Ein Ableger der Karl-Leisner-Jugend: aktueller, kürzer, frischer und moderner: www.gut-katholisch.de.

Predigtvorschläge - 26. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr C)
1. Predigtvorschlag

von Pfarrer Klaus Klein-Schmeink (erstellt: 2007)

Ein Viertel der Menschheit verbraucht drei Viertel der Energie auf dem Globus, während der Mehrheit der restlichen drei Viertel gerade einmal ein Viertel der weltweit zu vorhandenen Energie zu Verfügung steht.

Mit den Millionen-Etats der europäischen Fußballclubs ließen sich die Haushalte zahlreicher afrikanischer Staaten sanieren.
Während Hamilton und Co Milliarden Dollar auf den Rennstrecken dieser Welt verfahren, haben Abermillionen von Menschen nicht einmal die Möglichkeit, sich ein kleines Auto zu leisten.

Während bei uns Hunderttausende von Euros ausgegeben werden, damit Frauen ihre Haut zum x-ten Mal straffen und Männer keine Glatze mehr haben müssen, entbehren die meisten Menschen dieser Welt einer medizinischen Grundversorgung.

Liebe Schwestern und Brüder,
das sind nur wenige Schlaglichter auf den Zustand unserer Welt.

Es war einmal ein reicher Mann, der sich in Purpur und feines Leinen kleidete und Tag für Tag herrlich und in Freuden lebte.
Vor der Tür des Reichen aber lag ein armer Mann namens Lazarus, dessen Leib voller Geschwüre war. Er hätte gern seinen Hunger mit dem gestillt, was vom Tisch des Reichen herunterfiel.
Unsere Welt ist die Welt dieses Reichen und des Lazarus.
Wir sind die Reichen. Der weitaus überwiegende Teil lebt aber wie Lazarus.

Das sollten wir uns hier in Deutschland immer wieder einmal vor Augen führen, wenn wir in die aktuellen Klage-Litaneien einstimmen: Wir klagen nämlich auf ziemlich hohen Niveau.
Oder, wie es mir einmal ein afrikanischer Mitbruder halb im Scherz, halb ernst sagte: "Wir in Afrika, hätten gerne Eure Probleme. ... Dann ginge es uns nämlich wesentlich besser als jetzt."

Damit will ich die Krise, in der sich unser Land (trotz Aufschwungbewegung) befindet, nicht schönreden. Aber etwas relativieren will ich sie schon.
Es liegt eine Art depressiver Schleier auf unserer Gesellschaft: Alles wird schlimmer. Immer mehr Kürzungen, Einsparungen. Ja, es gibt sogar eine steigende Tendenz zur Armut.

All das wiegt umso schwerer, weil wir das seit sage und schreibe sechzig Jahren nicht mehr gewohnt sind. Seit der Stunde Null, also nach Ende des Krieges 1945, ging es ja nur bergauf. Die Bundesrepublik war das Wirtschaftswunderland. So stark, dass es sogar die neuen Länder im Osten sanieren konnte, ohne total bankrott zu gehen.
Sage und schreibe sechzig Jahre lang ging es nur aufwärts, gab es immer nur ein Mehr, ab und zu mal ein Weniger.
Seit einigen Jahren nun ist die Waage hin zum Weniger umgekippt. Das spürt jeder von uns, nicht nur diejenigen, die von Hartz IV betroffen sein werden. Auch die Kirche merkt das deutlich.

Wie soll man dieser Entwicklung begegnen? Die einen rufen nach einem Staat, der eingreift. Die anderen wollen alles dem freien Markt überlassen. Wenn man so will ist der "kalte Krieg" zwischen Kapitalisten und Kommunisten nun auf rein sozio-ökonomischer Ebene wieder ausgebrochen.

Was sagt da die Kirche? Sie setzt weder auf die eine noch auf die andere Seite. Ihr grundlegendes Prinzip heißt auf diesem Feld der Gesellschaft: Subsidiarität.

Hinter diesem Prinzip verbirgt sich – einfach gesprochen – dass jeder erst einmal für sich selbst verantwortlich ist. Wenn aber jemand aus eigenen Kräften seine Situation nicht in den Griff bekommen kann, hilft ihm die Solidargemeinschaft. Aber erst dann.
Diese Grundlinie katholischer Soziallehre bewahrt den Einzelnen davor, Opfer eines ungebremsten, kalten Kapitalismus zu werden. Gleichzeitig will sie die nötige Eigeninitiative gegen einen alles kontrollierenden Staatsapparat verteidigen.

Mir scheint, dass sich unsere Gesellschaft zu sehr auf den Staat verlassen hat. Der konnte – als es ihm noch gut ging – mit Vergünstigungen um sich werfen von denen andere Nationen nur geträumt haben.
Auch wenn es hart klingt, so meine ich doch richtig feststellen zu können, dass wir in der Bundesrepublik über unsere Verhältnisse gelebt haben. Wir haben uns an viele Annehmlichkeiten gewöhnt. Jetzt aber heißt es auch wieder zurückstecken zu können. Und das tut weh.

In einer gewissen Weise hat sich hier erfüllt, was der Prophet Amos in der Lesung sehr drastisch ausdrückt.
Weh den Sorglosen und den Selbstsicheren.
Ihr liegt auf Betten aus Elfenbein und faulenzt auf euren Polstern.
Zum Essen holt ihr euch Lämmer aus der Herde und Mastkälber aus dem Stall. Ihr grölt zum Klang der Harfe, ihr wollt Lieder erfinden wie David. Ihr trinkt den Wein aus großen Humpen... und sorgt euch nicht über den Untergang.

Wir haben über unsere Verhältnisse gelebt. Eine neue Bescheidenheit täte uns gut. Das ist das, was wir neu lernen müssen.
Das Prinzip der katholischen Soziallehre, die Subsidiarität weist dazu einen guten Weg – in Deutschland, Europa und für die gesamte Weltwirtschaft, die aus den Fugen geraten ist.
Noch ist unsere Gesellschaft eher der reiche Mann als der arme Lazarus. Das sollten wir nicht vergessen.

2. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2007)

Liebe Gemeinde!

„Wir haben nichts in die Welt mitgebracht, und wir können auch nichts aus ihr mitnehmen. Wenn wir Nahrung und Kleidung haben, soll uns das genügen. Wer aber reich werden will, gerät in Versuchungen und Schlingen, er verfällt vielen sinnlosen und schädlichen Begierden, die den Menschen ins Verderben und in den Untergang stürzen. Denn die Wurzel aller Übel ist die Habsucht. Nicht wenige, die ihr verfielen, sind vom Glauben abgeirrt und haben sich viele Qualen bereitet.“ (1 Tim 6,7-10)

Das sind Worte des alternden Apostels Paulus an seinen Schüler Timotheus. Paulus hat seine Erfahrungen mit Menschen gemacht, die der verfluchten Sucht nach dem Geld verfallen sind: Sie werden von ihrer Gier aufgefressen, verlieren alle Freude an Gott, haben kein Mitgefühl mehr mit ihren Mitmenschen und stürzen unweigerlich ins eigene Verderben. Dabei ist es eigentlich so leicht, die entscheidende Einsicht zu gewinnen, die dem Strudel der Habgier entkommen lässt: Du kannst nichts mitnehmen, das letzte Hemd hat keine Taschen. Aber irgendwie kann man dieses Wissen doch auch wieder verdrängen, es wirkt jedenfalls kaum.

Darum ist es von Zeit zu Zeit nötig, die ernsten Aussagen der Bibel zu den Gefahren der Geldgier neu ins Bewusstsein kommen zu lassen. Die Habsucht ist ein Götzendienst, sagt der Epheserbrief (5,5). „Weh euch, die ihr reich seid; denn ihr habt keinen Trost mehr zu erwarten.“ (Lk 6,24) Und noch drastischer: „Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.“ (Mt 19,24) Diese sprichwörtlich gewordene Warnung stützt sich auf das rätselhafte Phänomen, dass die Habsucht sich nie begnügen kann, sondern schier unersättlich immer weiter giert und rafft. Wo das Raffen und Anhäufen zum Selbstzweck geworden ist, da haben Vermögen und Besitz ihre ursprünglich positive Rolle verloren und sind zum Mammon geworden, zum Götzen, der den Habgierigen kontrolliert und schikaniert. Nicht er besitzt die Dinge, sondern sie besitzen ihn!

Das Evangelium führt uns diese psychologische Dynamik eindringlich vor Augen: Der reiche Mann denkt offenbar nicht daran, seinen opulenten Reichtum mit dem armen Lazarus zu teilen, ja, nicht einmal, ihm wenigstens etwas von den Resten zu geben. Mit welchen Ausreden mag er sich vor den Pflichten zu drücken versucht haben, die das Alte Testament allen Begüterten gegenüber den Armen klar auferlegt hat, denn Eigentum verpflichtet? Z.B. „Wenn bei dir ein Armer lebt, … dann sollst du nicht hartherzig sein und sollst deinem armen Bruder deine Hand nicht verschließen.“ (Dtn 15,7) Oder in prophetischer Warnung bei Amos: „Hört dieses Wort, die ihr die Schwachen verfolgt und die Armen im Land unterdrückt. Ihr sagt: … Wir wollen den Kornspeicher öffnen, das Maß kleiner und den Preis größer machen und die Gewichte fälschen. Wir wollen mit Geld die Hilflosen kaufen, für ein paar Sandalen die Armen. Sogar den Abfall des Getreides machen wir zu Geld. Beim Stolz Jakobs hat der Herr geschworen: Keine ihrer Taten werde ich jemals vergessen.“ (Am 8,4-7)

„Jeder ist sich selbst der Nächste“, „das Hemd ist mir näher als der Rock“, „wer nichts hat, ist selber schuld“ – und viele andere Sprüche gehen um, um der Verpflichtung des Eigentums auszuweichen. Aber es sind nur die Ausflüchte des Geizigen, dem schon der Gedanke ans Teilen weh tut.

Da ist es schon ein Skandal, wenn nicht nur in der Werbung, sondern auch sonst im öffentlichen Leben der Geiz als Tugend gepriesen wird. Anstatt den knickrigen Haltefest wenigstens mit Spott zu bedenken, wird sein krankhaftes Jagen nach Schnäppchen auch noch als nachahmenswert und „geil“ hingestellt. Doch der Geiz ist Ausdruck einer tief sitzenden Angst, die das Leben ersticken lässt und schlechte Laune, Missmut und Bosheit gebiert. Der geizige Mensch ist klein, bitter und hässlich.

Die ökonomischen und politischen Folgen der Habsucht sind keineswegs rosiger. Gewiss ist es wahr, dass das Besitzstreben die Gesellschaft wohlhabend gemacht hat. Wenn es um den eigenen Grundbesitz und den eigenen Erfolg geht, strengen sich die Menschen mehr an, als wenn sie nur für das Allgemeinwohl arbeiten müssen. Aber es ist ein Irrtum, dass die blanken egoistischen Interessen der Reichen „wie von unsichtbarer Hand“ den Wohlstand auch der Armen befördern, wie Adam Smith vor über 200 Jahren behauptet hat und wie der Neoliberalismus es heute wieder behauptet. In Wahrheit werden im globalisierten Kapitalismus die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer. Die Verlierer im Kampf ums Dasein werden immer mehr ausgegrenzt, man nennt sie sogar abfällig den „unvermeidlichen Bodensatz“. Eine unbeschreibliche Gefühllosigkeit hat die Menschen ergriffen, nicht nur die 800.000 Millionäre in Deutschland, sondern alle sozialen Schichten, soweit sie von der „demokratisierten Habsucht“ infiziert sind.

Jesus malt im Gleichnis das Schicksal des Habsüchtigen nach dem Tode aus. Es ist töricht, seine Lehre als Drohbotschaft zu verunglimpfen und totzuschweigen. Unser Leben auf der Erde ist endlich, nach dem Tod beginnt das ewige Leben, dessen Unendlichkeit unsere besten Kräfte jetzt schon mobilisieren sollte. Das letzte Hemd hat keine Taschen. Wir können nichts mitnehmen. Einzig unsere guten Taten nehmen wir mit. Sie sind gleichsam die Währung, mit der im Reich Gottes gehandelt wird. Mit der praktischen Nächstenliebe bauen wir an unserer Zukunft.

Heiko Ernst: Wie uns der Teufel reitet. Von der Aktualität der 7 Todsünden. Berlin: Ullstein, 2006, 121.

3. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2004)

Liebe Firmlinge, liebe Gemeinde!

In der letzten Woche war ich in Exerzitien in Meschede. Bei einem Spaziergang sah ich in einem Garten ein Kreuz stehen. Auf diesem Kreuz war der Satz zu lesen: „Rette deine Seele!“ Der Ruf „Rette deine Seele!“ war früher oft das Motto von Missionspredigten, die manchmal sehr moralingesäuert waren. Die Älteren unter Ihnen werden sich noch daran erinnern. Solche Predigten sind schon lange aus der Mode gekommen. Vor etwa zwanzig Jahren während meines Theologiestudiums hörte ich einmal in einer Vorlesung, das Motto „Rette deine Seele!“ enthalte gleich drei Irrtümer: Erstens „Rette“: Du kannst gar nicht dein Leben, deine Seele retten, dazu bist du gar nicht in der Lage. Das kann nur Gott. Du kannst nur die Rettung, die Gott dir anbietet, im Glauben annehmen. – Und der zweite Irrtum: „deine“: so als wärest du nur für deine eigene Seele verantwortlich. Dabei ist doch jeder Mitglied einer Gemeinschaft, weshalb es eher heißen sollte: „Rette die Seele anderer, engagiere dich für andere!“ – Und schließlich der dritte Irrtum: „Seele“ - so als gäbe es im Menschen zwei Teile, den Leib und die Seele, der Leib sei unwichtig und nur die Seele wäre zu retten.

Ich muß zugeben: diese Ausführungen haben mir damals nicht wirklich eingeleuchtet und leuchten mir bis heute nicht ein. Sicherlich, ein Professor findet immer etwas zu kritisieren. Aber ich habe mir damals gedacht und ich denke mir auch heute, der Satz „Rette deine Seele!“ ist nicht falsch, er ist vielleicht einseitig, aber gerade dadurch ist er markant und unüberhörbar. So auch das heutige Evangelium. Auch hier könnte ein kritischer Professor selbstverständlich viele Fehler finden, die Jesus da unterlaufen sind, etwa verfehlte Jenseitsvorstellungen. Aber das Gleichnis wirft hellstes und schärfstes Licht auf eine unüberbrückbare Kluft, die damals bestand und auch heute besteht: auf die Kluft nämlich zwischen dem Schlemmerleben der Reichen und dem Elend der Armen. Eine Kluft, die aus dem Mißbrauch der Freiheit entsteht, aus Nichtliebe, Egoismus. Eine Kluft, die zu einer ewigen Trennung führt, zum Verlust der Seele, zum Getrenntsein von Gott, der doch der Quell der Glückseligkeit ist. Das helle Licht des Gleichnisses ruft uns, die wir zuhören, zu: „Rette deine Seele! Begib dich nicht auf die falsche Seite! Bzw. wenn du auf der falschen Seite bist, dann verlasse so schnell wie möglich die falschen Wege des Egoismus!“ Und selbstverständlich geht es hier um jeden Einzelnen persönlich: Du – deine Seele – steht auf dem Spiel! Du allein hast es in der Hand, kein anderer. Und ganz gewiß geht es um deine Seele, nicht um den irdischen Leib, denn der wird ohnehin sterben. Den kannst du nicht retten. In 100 Jahren wird das Fleisch von allen, die hier in dieser Kirche sitzen, unter der Erde liegen.

Nun ist heute zugleich der Eröffnungsgottesdienst der Firmvorbereitung. Eine solche Vorbereitung steht vielleicht nicht unter dem markanten Leitwort: „Rette deine Seele!“, aber sie hat doch sehr viel mit Orientierung zu tun. Woran richte ich mein Leben aus? Was ist höchster Wert und letztes Ziel, und was ist vergleichsweise zweitrangig? Was eignet sich als Mittel zum Ziel, was ist ungeeignet und hinderlich? Firmvorbereitung bedeutet: neue Konfrontation mit Jesus und seiner Botschaft. Sie fordert eine Entscheidung heraus, die fest – firm – sein soll. Wir sollen uns einmal für immer entscheiden, nicht wie ein Blatt im Wind hin und her flattern.

Warum beginnen wir die Firmvorbereitung mit einem Gottesdienst? Darauf gibt es mindestens zwei Antworten. Zum einen empfangen wir Kraft für diesen Weg vor allem von den Mit-Glaubenden, von der Gemeinschaft der Kirche. Alleine kann niemand glauben, selbst der Stärkste nicht. Und zum andern: Glaube ist keine Theorie, die man mit dem Kopf lernt. Glaube ist eine Praxis, ein Tun, ein Dialog zwischen Gott und den Menschen. Gott spricht zu uns, er handelt an uns, und er sendet uns. Genau das geschieht hier im Gottesdienst.

Wir haben gerade die vier Symbole der Firmfeier bedacht, den Chrisam, das Kreuz, das Siegel und die Handauflegung. Nur einige Gedanken zum Symbol der Handauflegung: Es bedeutet, unser Glaube soll handfest sein, d.h. er soll sich in Taten bewähren und Bestand haben in der Anfechtung. Er soll nicht unsichtbar sein, kein geistiger Überbau, sondern vielmehr das Zusammenleben der Menschen bestimmen und färben. Ein Beispiel dafür haben wir in der „Aktion 1 plus“ gesehen, bei der Jugendliche Lebensmittel gesammelt haben für die Münster-Tafel. Dieses Projekt, von dem auch in der Zeitung berichtet wurde, steht als ein Beispiel für viele andere Projekte, bei denen die Firmlinge lernen sollen, daß der Glaube handfest ist, die Hand, das Handeln betrifft.

Das erinnert mich an ein Gebet aus dem Mittelalter, in dem es heißt: „Christus hat nur unsere Hände, um seine Arbeit heute zu tun“. „Wir sind Gottes letzte Botschaft.“ Gott spricht nicht nur durch die Bibel, sondern auch durch die Menschen, die sein Wort verstanden und im Glauben angenommen haben. Die Bibel liest heute kaum noch jemand, aber an den Gesichtern und den Taten der Christen können andere lesen, was Gott ihnen sagen will. Herz und Hand gehören zusammen, der Glaube bezieht sich auf das Herz und die Hand auf das Handeln. Das heißt, wir können und dürfen die Verantwortung nicht auf andere abschieben, auch wenn wir dazu immer versucht sind. Es ist so leicht, die Schuld bei den anderen zu suchen, aber wir sind selbst gefragt: „Was hast du getan?“, lautet die Frage, nicht: „Was hast du zu meckern gehabt?“ Wir sollen unsere eigene Verantwortung sehen und ergreifen. Dann haben wir verstanden, daß der Glaube handfest ist, dann retten wir unsere Seele und stehen nicht auf der falschen Seite der Kluft, nicht auf der der egoistischen Schlemmer.

Ich wünsche euch, liebe Firmlinge, daß ihr in den kommenden Wochen am lebendigen Glauben eurer Katechetinnen seht, daß Gott durch sie auf euch zugeht und an euch handelt. Dann könnt ihr in 2½ Monaten bei der Firmfeier Ja zum Glauben sagen und Gottes Geist empfangen, der euch firm macht.

4. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder,

an Erntedank sagen wir "Danke" für die Gaben der Natur. Hier vorne haben wir sie aufgebaut - und es fällt uns leicht, in Gedanken viele andere Annehmlichkeiten aufzurufen, die uns unser Leben angenehmer machen lassen: Vom Auto über die Heizung, den Herd zuhause und den Brotkorb (Supermarkt) um die Ecke.

Aber ein wenig schwerer fällt es uns schon, das alles mit Gott in Verbindung zu bringen. Aber mit ein wenig Nachdenken gelingt auch das: Was hätte alles passieren können? Wer hätte alles krank werden können? Was können wir dankbar sein, dass wir nicht in den Gegenden der Welt leben, in denen Hunger, Krankheiten, Gewalt und Krieg zur Tagesordnung gehören? Ja, mit einem bisschen Nachdenken haben wir guten Grund, auch Gott dankbar zu sein.

Aber noch etwas schwerer fällt es den Menschen, aus der Grundhaltung der Dankbarkeit auch zum konkreten Danken zu kommen.

Aber wir tun uns sowieso schwer damit, aus einer Einsicht auch zum Handeln zu kommen. Oft haben wir nach einer hitzigen Diskussion ein schlechtes Gewissen. Aber nochmal anrufen und um Entschuldigung zu bitten? Muss doch nicht sein.
Und wenn wir zuhause feststellen, dass der Wirt uns zu viel Wechselgeld gegeben hat - wer fährt denn dann nochmal los, um es ihm zurückzugeben? Umgekehrt - wenn wir zu wenig bekommen haben - ist es schon leichter.
Wie sehr freuen wir uns darüber, wenn ein Polizist uns erwischt - weil wir zum Beispiel nicht angeschnallt waren oder zu schnell gefahren sind - und es dann nochmal mit einer Ermahnung bewenden lässt! Aber wer würde der Polizeiwache deshalb einen Dankesbrief schreiben?
Bei www.spick-mich.de können Schüler ihre Lehrer bewerten. Manche Lehrer werden sogar mit guten Noten bedacht. Aber dem Lehrer einmal selbst zu danken? Muss doch nicht sein.

Liebe Schwestern und Brüder, wir haben in unserer Gemeinde mit der Firmvorbereitung begonnen. Zu den Pflichten der Firmlinge gehört es auch, bis zur Firmung jeden Sonntag an den Gottesdiensten der Gemeinde teilzunehmen. Nur fragen sich vermutlich schon einige der Jugendlichen, warum sie hier sind. Und vielleicht können auch die Eltern ihnen darauf nicht sofort eine Antwort geben.

Dabei ist die Antwort ziemlich einfach: Weil wir danken wollen! Nicht nur, weil wir dankbar sind, sondern weil wir es auch zeigen wollen. Weil wir dankbar dafür sind, dass wir Eltern haben, Kinder, die gesund sind, Freunde, die zu uns halten. Weil wir leben können - und lieben! Ja, weil es sogar eine ziemlich große Anzahl von Menschen gibt, die uns mögen. Und das ganz ohne Hintergedanken. Weil wir Gott einfach unendlich dankbar sind, dass er Gott ist und uns trotzdem liebt.

Wir sind hier, weil wir das Gleichnis im Evangelium verstanden haben: Nicht nur wissen. Sondern auch tun! Sich aufmachen. Gott antworten. Und sich einfach freuen, dass wir da sein dürfen.

Manchmal wünschen wir uns lebendigere Gottesdienste; schönere Lieder und freudigere Gebete. Liebe Gemeinde: Das wünsche ich mir auch. Aber im Grunde ist jeder Gottesdienst ein Wunder, ein Geschenk und der Höhepunkt einer Woche - auch dann, wenn daran noch vieles verbesserungsfähig ist. Allein deshalb, weil ich endlich tue, was ich sonst nur weiß. Weil ich nicht nur Glaube, sondern auch bete. Weil Gott nicht nur lieb ist - sondern hier auch liebevoll handelt.

Amen.

5. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder!

Jeder Mensch, der glaubt, glaubt auf seine Weise. Jedes Kind, jeder Mann und jede Frau hat seine eigene Art und Weise, zu glauben, den Glauben zu leben und mit ihm durchs Leben zu gehen. Trotz aller Unterschiedlichkeit dürfte aber eins uns allen gemeinsam sein: Dass das Glauben oft Schwierigkeiten macht.

In diesem Punkt treffen wir uns mit den großen Heiligen und den kleinen Sündern, den großen Gestalten unseres Glaubens und den kleinen Kindern: Der Glaube; das Bemühen, zu glauben, zehrt an unseren Kräften. Glaubensschwierigkeiten, Zweifel oder das Gefühl, den Roten Faden verloren zu haben, kommen immer wieder. Wer meint, Gott und die Welt im Döschen zu haben, läuft Gefahr, am Wesen des Glaubens vorbeizugehen.

Und denen, die darunter leiden, den Roten Faden im Glauben verloren zu haben, kommt manchmal der Gedanke: «Wenn Gott will, dass ich glaube, wenn ihm etwas an meinem Glauben liegt, dann soll er mir doch auch mal unter die Arme greifen.» Ein Glaube an Gott nämlich, der immer nur durch die Kirche vermittelt wird, durch Menschen, die alle ihre Fehler haben, fällt selbstverständlich schwer. Wonach sich viele Menschen sehnen, ist die Unmittelbarkeit: Gott selbst zu erfahren, um dann - fast wie von selbst - glauben zu können.

Aber Gott zeigt sich nicht im blendenden Licht, unmittelbar - wahrscheinlich könnten wir es gar nicht ertragen. Genauso wenig, wie wir nicht direkt in die Sonne schauen können. Aber Er zeigt sich uns in jedem Augenblick - für den, der hinter die Dinge schaut. Er verbirgt sich, nicht um sich zu verstecken, sondern um sich von uns finden zu lassen.

Auch das ist eine Aussage des Evangeliums vom armen Lazarus in Abrahams Schoß, mit dem sich Jesus an die reichen Pharisäer seiner Zeit richtet - aber auch an den Teil in uns, der sich den Glauben zu bequem machen will: «Ihr habt die Propheten, ihr habt Mose», hört auf sie. Wartet nicht darauf, dass Gott extra für euch, die ihr vielleicht gar nicht glauben wollt, Wunder nach Wunder vollbringt. Ihr würdet sowieso nicht glauben, selbst wenn es eine Auferstehung geben würde. Glauben tut letztlich nur der, der sich darum bemüht, der glauben will.

Vielleicht zeigt uns das heutige Erntedankfest, wo wir stehen. Wer verlernt hat, hinter die Dinge zu schauen; wer in dem, was uns umgibt, nicht mehr das liebevoll Wirken Gottes sieht, der fragt sich wahrscheinlich auch, warum es noch so ein Fest gibt wie Erntedank. Wer im Wachsen der Früchte nur das Wirken von Naturgesetzen, von Biologie und Chemie, sieht, der braucht auch nicht zu Danken. Wer in seinem ganzen Hab und Gut nur die Produktion von perfekten Fabriken und das Ergebnis seiner eigenen Hände Arbeit sieht, der braucht nicht zu danken - allerhöchsten vielleicht unserer Wirtschaft.

Wer aber genug Phantasie, genug Wille zum Glauben hat, wer Gott sucht auch in den kleinsten Selbstverständlichkeiten unseres Lebens, der kann gar nicht mehr aufhören, Gott zu danken und zu loben. Dann kann schon der leckere Kaffee am Morgen oder das warme Wasser der Dusche ein Liebesbeweis Gottes sein. Wer danken will, der braucht gar nicht mehr nach Gründen zu suchen, zu danken. Wer danken will, braucht nur auf die kleine Auswahl der Gaben zu schauen, die hier am Altar liegt, um vor Dankbarkeit stumm zu werden.

Wer glauben will, der braucht nicht nach Gottes Spuren zu suchen. Wer wirklich glauben will, der findet Gott auf Schritt und Tritt, in jedem Lachen eines Kindes und in jedem Zuspruch, den ein Mensch gibt. Denn letztlich sind nicht wir es, die Gott suchen. Letztlich ist es Gott, der uns ständig sucht, ohne Unterlass. Wir müssen uns nur finden lassen. Amen.

Fürbitten