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Predigtvorschläge - 04. Sonntag der Osterzeit (Lesejahr C)
1. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2007)

Liebe Gemeinde!

„Wir sind doch keine Schafe! Bleib mir weg mit dem Bild vom guten Hirten!“ So mögen manche denken, die sich als mündige Christen und nicht als zu hütende Schafe angesprochen wissen wollen.

Andererseits hat wohl jeder Mensch eine Seite an sich, die man seine schwache Seite nennen könnte, jeder sehnt sich mehr oder weniger stark nach Geborgenheit, nach Orientierung und Angenommensein. Unsere Welt ist kompliziert geworden, sie verlangt immer mehr das erwachsene, mündige und kritische Denken, sie ist immer schwerer zu durchschauen. Während wir Menschen auf der einen Seite dieser Anforderung gewachsen zu sein bemüht sind, suchen wir suchen auf der anderen Seite nach einem Raum oder einer Gruppe, wo wir angenommen sind, wo wir ganz einfach Mensch sein dürfen, ohne daß man uns nach Leistung und Verdienst fragt. Diese Sehnsucht wird vom Bild des guten Hirten angesprochen.

Dazu muß man wissen, dass ein Hirte in Palästina zur Zeit Jesu großes Ansehen genoß. Das Land war nämlich weitgehend unwirtlich, das Gras war spärlich, und die Herde mußte ständig von einem Platz zum anderen überwechseln. Es gab keine Schutzmauern, und so war die ständige Anwesenheit des Hirten unter der Herde erforderlich.

Im Alten Testament hat sich Gott selbst als Hirte seines Volkes bezeichnet. „Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen“ (Ps 23,1). Auch die Führer des Volkes Israel erhalten den Titel Hirte, aber sie werden daran auch gemessen und von Fall zu Fall auch kritisch beurteilt. So von Ezechiel, der ihnen ins Stammbuch schreibt: „So spricht Gott, der Herr: Weh den Hirten Israels, die nur sich selbst weiden. Müssen die Hirten nicht die Herde weiden? Ihr trinkt die Milch, nehmt die Wolle für eure Kleidung und schlachtet die fetten Tiere; aber die Herde führt ihr nicht auf die Weide. Die schwachen Tiere stärkt ihr nicht, die kranken heilt ihr nicht, die verletzten verbindet ihr nicht, die verscheuchten holt ihr nicht zurück, die verirrten sucht ihr nicht, und die starken misshandelt ihr.“ (Ez 34,2-4) Und dann folgt die Verheißung: „Denn so spricht Gott, der Herr: Jetzt will ich meine Schafe selber suchen und mich selber um sie kümmern.“ (Ez 34,11) Diese soll sich mit dem künftigen Messias erfüllen: „Wie ein Hirt führt er seine Herde zur Weide, er sammelt sie mit starker Hand. Die Lämmer trägt er auf dem Arm, die Mutterschafe führt er behutsam“ (Jes 40,11). Dieses Bild des vollkommenen Hirten findet seine volle Verwirklichung in Christus. Er ist der gute Hirte, der sich auf die Suche nach dem verlorenen Schaf macht; er hat mit dem Volk Mitleid, weil er in ihm „Schafe ohne Hirten“ erkennt (vgl. Mt 9,36).

Der Abschnitt des heutigen Evangeliums hebt einige Charakteristiken des guten Hirten hervor. Zunächst wird gesagt, dass der Hirte und seine Schafe sich bestens kennen: „Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir.“ Während in bestimmten Nationen Europas die Schafe in erster Linie wegen ihres Fleisches gehalten werden, werden sie in Israel vor allem wegen ihrer Wolle und ihrer Milch gezüchtet. So blieben sie jahrelang in der Gesellschaft des Hirten, der schließlich den Charakter jedes einzelnen Schafes kannte und es mit einem Kosenamen rief.

Ebenso kennt Jesus seine Jünger. Er kennt sie „beim Namen“, was für die Bibel heißt: in ihrem innersten Wesen. Er liebt sie mit einer persönlichen Liebe, die einen jeden so erreicht, als wäre er der einzige, der vor ihm steht.

Der Abschnitt aus dem Evangelium sagt uns noch etwas über den guten Hirten. Er „gibt sein Leben hin für die Schafe, und keiner wird sie seiner Hand entreißen“. Diese enge Verbundenheit mit dem Hirten wird sogar dreimal wiederholt: Was uns Jesus durch sein Opfer am Kreuz und seine Auferstehung schenkt, ist bereits ewiges Leben, und wer es empfängt und nicht ablehnt, der kann nie mehr zugrundegehen, es kann ihn niemand der Hand Jesu entreißen, und es kann ihn auch niemand der Hand Gottes, des Vaters, entreißen.

Angesichts dieser starken Verheißung können wir allen selbsternannten Führern der Menschheit gelassener begegnen; also denjenigen, denen an den Schafen nichts liegt, die vielmehr nur ihr „ Schäfchen ins Trockene bringen“ wollen, d.h. die nur an sich selbst denken. Solcherart sind heute etwa zahlreiche Menschheitsbeglücker im Fernsehen, die sich einbilden, den Zuschauern ihre Sicht der Dinge aufdrängen zu müssen. Es ist gefährlich, wenn Menschen sich als Lehrmeister der Menschheit aufspielen. Da werden Führer leicht zu Verführern. Dann braucht es eine starke Gegenkraft, die uns davor bewahrt, von solchen Leuten nicht ins Verderben gerissen zu werden.

Leider müssen wir zugeben, daß wir vor dem anderen Menschen, der sich als Wolf gebärdet, mehr Furcht haben als vor Gott. Menschenfurcht ist aber das Kennzeichen der bezahlten Knechte, der schlechten Hirten. Unser Vorbild sollte indessen Christus sein, der gute Hirte, der keine Furcht hatte – weder vor dem Tod noch vor sonst einer irdischen Macht.

Am heutigen Sonntag betet die Kirche um geistliche Berufe, d.h. darum, daß sich immer wieder junge Menschen bereit finden, dem Ruf Jesu zu folgen und in seine Nachfolge zu treten als gleichfalls gute Hirten, die sich um die ihnen anvertrauten Christen wahrhaft sorgen und sich für sie einsetzen.

2. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder,

am heutigen Sonntag feiert die Kirche den Tag der geistlichen Berufe. Unter anderem bittet sie um Nachwuchs in den Berufen, die das Leben der Kirche bereichern: Den Priesterberuf, die Berufung zum Ordensmann oder Ordensfrau.

Der Rückgang der Berufungen in unserer westlichen Welt hat verschiedene Gründe; mehrfach habe ich bereits darauf hingewiesen, dass die Anzahl der Berufungen in einem konstanten Verhältnis zur Anzahl der Gottesdienstbesucher steht. Das eigentliche Problem bleibt der Rückgang der christlichen Lebensweise insgesamt; die Anzahl der Berufungen ist nur ein Symptom, die Ursache liegt woanders.

Der Bischof von Roermond, Bischof Gijsen, jetzt Bischof von Reykjavik auf Island, hatte in seinem Bistum keinen Priesternachwuchs mehr. So begann er in den 80-er Jahren, von Gemeinde zu Gemeinde zu ziehen und dort Gebetsabende zu halten. Zehn Jahre später war das Priesterseminar in Rolduc zu klein, um die Zahl der Priesteramtskandidaten aufzunehmen.

Das liegt daran, liebe Schwestern und Brüder, dass Priester zunächst keine Sozialarbeiter sind, von ihrer Berufung her auch keine Gemeindeleiter oder Psychologen, sondern Menschen mit einem besonderen Verhältnis zu Gott. Sie lassen sich in Dienst nehmen, um Gottes Botschaft weiterzusagen. Wie ich im Beichtunterricht den Kommunionkindern sage: Ich bin wie ein Telefonhörer: Was ihr mir sagt, kommt bei Gott an, und ich darf Euch dann im Auftrag Gottes etwas ausrichten. Das ist priesterliches Wirken: Im Auftrag handeln, selbst transparent zu werden und sich nicht zu wichtig zu nehmen; ganz für Gott und die Menschen da sein; Mittelsmann zwischen Gott und den Menschen. Wir sind wie Unterhändler der Liebe: Wir überbringen Botschaften, deren Inhalt wir nicht selbst bestimmen.

Dazu gehört, das wir uns selbst nicht zu wichtig nehmen. Demut und Bereitschaft, Gottes Willen zu tun, sind priesterliche Eigenschaften. Und diese Wachsen im Gebet; nirgends sonst. Sich aktiv für die Kirche einzusetzen, bedeutet, für und mit der Jugend zu beten. - Sich aktiv für die Kirche einzusetzen, bedeutet, für und mit der Jugend zu beten, so wie Bischof Gijsen es getan hat.

Und dazu gehört auch, dass die Gemeinden ihre Priester nicht zu wichtig nehmen. Das klingt vielleicht etwas seltsam, aber es ist doch richtig: Nicht der Priester bestimmt, wie lebendig ihre Gemeinde ist, wie tief ihr Glaube und wie groß ihre Liebe. Nicht der Priester sagt ihnen, wie sie zu leben haben; nicht der Priester ist verantwortlich dafür, wieviel sie beten. Nicht der Priester ist verantwortlich für die Kranken, Sterbenden und Notleidenden, die Kinder und Jugendlichen, die Familien und Älteren. Alles das sind Aufgaben der ganzen Gemeinde, eines jeden Einzelnen von ihnen. Was eine Gemeinde nicht selbst tut, kann der Priester nicht ersetzen.

Und auch wir Priester können etwas dafür tun, um deutlich zu machen, wie schön es ist, einen geistlichen Beruf auszuüben: Wir sollten weniger klagen und stöhnen, weniger davon sprechen, wieviel wir zu tun haben, sondern viel mehr davon, wie herrlich es ist, Gott dienen zu dürfen. Nicht die Rückschläge, die es leider immer wieder gibt, sollten Gegenstand unserer Erzählungen sein, sondern die schönen Erfahrungen mit Gott, dem Gebet und den Menschen. Wer wird schon gerne Elektriker, wenn der Meister nur von den Stromschlägen erzählt, die er alle schon einstecken musste.

Am wichtigsten aber ist die Erkenntnis, dass jede Berufung von Gott kommt. Wir können Berufungen nicht organisieren; es nutzen dazu auch keine Strukturdebatten und Positionspapiere. Wer sich Sorgen macht um die Arbeit im Weinberg, sollte den Herrn des Weinbergs bitten, Arbeiter in seinen Weinberg zu bitten. Unter Umständen stundenlang. Amen.

3. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder!

Gerade am heutigen Tag der geistlichen Berufe wird immer wieder erwähnt, wie sehr der Kirche doch der Rückgang der Berufungen schadet, wie sehr dem Leben in der Kirche gerade diese Berufungen mangeln.

Dass die Zahl der Ordensleute, pastoralen Mitarbeiter, Seelsorger und Priester zurückgeht, ist kein Geheimnis, ist in jedermanns Munde. Und immer wieder fällt das Schlagwort: «Priestermangel».

Ich darf an dieser Stelle einmal darauf hinweisen, dass wir keinen Priestermangel haben. Vergleicht man die Anzahl der Priester - heute, und sagen wir von vor 50 Jahren - mit der Anzahl der Gottesdienstbesucher, der aktiven Gemeindemitglieder, so stellt man sehr schnell fest, dass das Verhältnis beider zueinander sich wenig geändert hat. Prozentual zu den Gottesdienstbesuchern hat sogar die Zahl der Priester zugenommen.

Es ist also falsch, vom Priestermangel zu sprechen. Besser wäre es, vom «Christenmangel» zu sprechen. Denn diese Zahl ist es, die Besorgnis erregend abnimmt. Die Zahl der geistlichen Berufe ist voll und ganz abhängig von der Zahl der engagierten, glaubensfrohen Christen insgesamt. Aber dort mangelt es.

Aber was nutzt es, immer wieder diesen Mangel - ob es nun ein Priestermangel oder ein Christenmangel ist - zu beklagen. Ob wir nun viele sind - oder nur ein paar: Unsere Strahlenkraft hängt weiß Gott nicht von unserer Anzahl ab. Auch Paulus war nur ein Einzelner - und hat doch eine ganze Menge erreicht. Lassen wir also die Rechnerei und das Jammern über die kirchlichen Statistiken. Gerade die Statistiken erzählen uns nämlich nichts über die Lebendigkeit unseres Glaubens.

Viele, die sich von einer scheinbar sterbenden Kirche entfernt haben, würden staunen, wenn sie mitbekämen, was in dem weiten Rahmen der Kirche geleistet wird.

Die kirchlichen Sozialdienste - zum großen Teil ehrenamtlich, die Besuchsdienste, Krankendienst, die Beratungsstellen. Die freiwilligen Helfer der Gemeindecaritas, das Engagement in den Kindergärten und Schulen - oft weit über das geforderte Maß hinaus, die Jugendlichen, die sich aus einem großen Idealismus heraus in der Kinder- und Jugendarbeit engagieren. Die vielen Gottesdienstvorbereitungsgruppen, Gesprächskreise, die Frauengemeinschaft, Kolping, KAB, die Seniorenarbeit - ich hör hier lieber auf, bevor ich noch jemand vergesse, der unbedingt erwähnt werden müsste.

Nicht die Zahl der Priester, auch nicht die Zahl der Christen ist entscheidend. Entscheidend ist, wofür und wie diejenigen Zeugnis ablegen, die sich im Namen Gottes für die Menschen einsetzen und oft sogar aufopfern.

Eine Gruppe möchte ich heute aber besonders erwähnen, die in unserem Pfarrheim still und oft unbemerkt einen treuen Dienst tut, der nicht immer genügend Anerkennung findet: Die Kreuzbundgruppe.

Wir beginnen heute die Woche für das Leben, die dieses Jahr unter dem Motto: «Sinn statt Sucht» steht. Dass wir die hohe Einsatzbereitschaft vieler Menschen in- und außerhalb der Kirche nicht mehr bemerken, liegt wahrscheinlich daran, dass wir vielfach auch kein Auge mehr haben für Nöte und Probleme sehr vieler Menschen, die mitten unter uns leben. Vor vielen Problemen schließen wir die Augen, weil wir sie nicht wahrhaben wollen.

Um so wichtiger ist, dass Betroffene - aber auch vor allem nicht Betroffene - sich, wie zum Beispiel der Kreuzbund, für diese Menschen einsetzen, Hilfe leisten, da sind. Menschen, die für andere da sind: nicht nur mit medizinischer, psychologischer oder sozialer Arbeit, sondern vor allem mit dem Herzen. Wer Sucht bekämpfen, bewältigen will, kann das nur, wenn er den Menschen, so wie er ist, als liebenswürdig begreift. Wer ein Auge und ein Ohr für die Nöte der Menschen haben will, kann das nur, wenn er ein Herz für die Menschen hat.

«Sinn statt Sucht» heißt: Nicht zählen, nicht klagen, nicht jammern, sondern Dasein, für einander Dasein. Den Menschen nicht erzählen, sondern vorleben: Gott kennt Dich mit Namen. Er liebt uns. Jeden.

Fürbitten