Suche: 

Neue Site - empfehlenswert! Ein Ableger der Karl-Leisner-Jugend: aktueller, kürzer, frischer und moderner: www.gut-katholisch.de.

Predigtvorschläge - 06. Sonntag der Osterzeit (Lesejahr C)
1. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2004)

Liebe Gemeinde!

Der heilige Pankratius hat im jugendlichen Alter seinen Glauben mit dem eigenen Blut bezeugt. Unter Kaiser Diokletian entschied er sich dafür, lieber enthauptet zu werden als seinen Glauben zu verleugnen. Er vertraute auf das Wort des Apostels Paulus: „Ich bin überzeugt, daß die Leiden der gegenwärtigen Zeit nichts bedeuten im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll.“ (Röm 8,18) Wie wenig dieser Satz mit einer Floskel gemein hat, können wir ermessen, wenn wir vergleichbare zeitgenössische Berichte zu Rate ziehen. Hören wir die Geschichte einer Frau aus einem nordkoreanischen Gefangenenlager, die durch das Zeugnis der Martyrer später selbst Christin wurde:

"Ich sah, wie acht christliche Gefangene einen großen Metallkessel mit geschmolzenem Eisen trugen. Ein Wachoffizier schrie sie an und benutzte dabei sehr gemeine Worte. »Morgen ist der Tag des Gedankenreinigens. Morgen geht ihr raus und sagt allen, daß es keinen Himmel gibt, an den man glauben kann – daß es keinen Gott gibt. Sonst müßt ihr sterben, versteht ihr?« Es herrschte Schweigen. Keiner der Gefangenen antwortete dem Offizier. Der wurde wütend und begann, die Männer zu verfluchen. Er schrie: »Alle acht, kommt hierher und legt eure Gesichter auf den Boden!« Sie taten, wie er befohlen hatte. Sie knieten nieder und beugten ihre Köpfe. Der Offizier rief andere männliche Gefangene herbei: »Bringt kochendes Eisen aus dem Ofen und gießt es über sie!« - Die verängstigten Gefangenen liefen und holten einen Kessel geschmolzenes Eisen. Dann gossen sie die glühende Masse auf die still knienden Männer Gottes. Plötzlich drang mir der Geruch brennenden Fleisches in die Nase. Die Körper fingen von der großen Hitze zu schrumpfen an, als das flüssige Metall sich durch das Fleisch brannte. Ich fiel zu Boden und wurde fast ohnmächtig vor Entsetzen. Die Wirkung auf mich war so gewaltig, daß ich schrie, als sei ich verrückt. Auch andere Gefangene im Lager schrieen vor Entsetzen, als die acht Christen starben. – Ich sah ihre eingeschrumpften Körper und dachte in meinem Herzen: »Was glauben sie? Was sehen sie im leeren Himmel? Was kann ihnen wichtiger sein als ihr Leben?« In den Jahren, als ich im Gefängnis war, sah ich viele Gläubige sterben. Aber niemals, niemals verleugneten sie den Gott im Himmel. Sie hätten nur zu sagen brauchen, daß sie nicht an die Religion glauben, und sie wären freigelassen worden. Ich verstand nicht, was ihnen die Angst vor dem Tode nahem. Ihr unglaublicher Glaube ließ eine große Frage in meinem Herzen aufkommen: »Was sahen sie, das mir fehlte?«

Liebe Gemeinde! Die berichtete Begebenheit ist so schrecklich, daß ich lange gezögert habe, ob ich sie Ihnen überhaupt zumuten kann. Aber die Frage, die sie auslöst, ist mir so wichtig – zum einen, um unserem Pfarrpatron Pankratius näherzukommen, und zum anderen für meine Predigtreihe über den Himmel: »Was glauben sie? Was sehen sie im leeren Himmel? Was kann ihnen wichtiger sein als ihr Leben?« Paulus hat damals die Herrlichkeit des Himmels vorweggenommen, um die Leiden der gegenwärtigern Zeit besser ertragen zu können und ausgerufen: „Ich bin gewiß: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.“ (Röm 8,38f)

Ich stelle darum die heutige Predigt unter die Überschrift: „Der Glaube an den Himmel macht Mut.“ Ich meine nicht zuerst und allein den überragenden Mut zum Martyrium – davor graut mir genau wie Ihnen wahrscheinlich auch; nur eine besondere Gnade Gottes kann die Kraft dazu geben, so etwas zu ertragen – ich meine auch den Mut und die Kraft, gegen den Strom zuschwimmen, gegen die Neigung zur Bequemlichkeit anzukämpfen und die Verantwortung für das eigene Leben und für die anvertrauten Menschen anzunehmen. Daß dies nicht selbstverständlich ist, sehen wir an der wachsenden Zahl derjenigen, die mit ihrem Leben nichts Rechtes anzufangen wissen, die – oft nach einer heißen Phase rauschhafter Gier nach Erlebnissen – eine deprimierende Leere empfinden und ihr Leben am liebsten wegwerfen würden. Die Psychologen sprechen inzwischen schon von einer Quaterlife Crisis, d.h. von einer Krise, die bereits die Mitzwanziger trifft – zum Ende des ersten Lebensviertels, nicht erst zur Lebensmitte.

Wer von Herzen sagen kann: „Wir sind nur Gast auf Erden und wandern ohne Ruh mit mancherlei Beschwerden der ewigen Heimat zu“, der hat es leichter, die Enttäuschungen des Lebens wegzustecken, weil er weiß: Das Eigentliche kommt noch! Um in diesem Leben Verantwortung übernehmen zu können, braucht es nicht nur seelische Kraft, sondern vor allem auch die Aussicht, daß es sich lohnt. Und es muß sich lohnen nicht nur auf kurze Sicht, denn die wird schnell eingeholt von den zahlreichen Rückschlägen, die das Leben bietet; es muß sich lohnen auf lange Sicht, d.h. im endgültigen Maßstab.

Der Apostel Paulus weist darauf hin, wie Menschen empfinden, die den Glauben an ein ewiges Leben im Himmel nicht teilen: „Wenn Tote nicht auferweckt werden, dann laßt uns essen und trinken; denn morgen sind wir tot.“ Und er mahnt: „Laßt euch nicht irreführen! Schlechter Umgang verdirbt gute Sitten. Werdet nüchtern, wie es sich gehört, und sündigt nicht! Einige Leute wissen nichts von Gott; ich sage das, damit ihr euch schämt.“ (1 Kor 15,32-34)

2. Predigtvorschlag

von Klaus Klein-Schmeink (erstellt: 2004)

Liebe Schwestern und Brüder!

Kurz nach Ostern veröffentlichte der Vatikan die Instruktion Redemptionis Sacramentum über einige Dinge bezüglich der
heiligsten Eucharistie, die einzuhalten und zu vermeiden sind.

Bevor dieses Dokument erschienen war gab es schon Gerüchte:
"Der Papst will die Messdienerinnen abschaffen."
"Der Papst und der Ratzinger wollen wieder die Messe auf Latein und mit dem Rücken zum Volk einführen." usw.
Wie sich herausstellte – noch vor der Veröffentlichung des Dokumentes – war Stimmungmache gegen den Apostolischen Stuhl aus sogenannten "kirchenkritischen" Kreisen. Nichts von alledem findet sich in er Instruktion.

Andere wiederum – in den Medien oder am kirchenpolitischen Stammtisch – fühlten sich am Tag der Erscheinung oder am Tag darauf geharnischte Kommentare gegen das ach so konservative, rückwärtsgewandte Rom. Wir in Deutschland seien da ja schon viel weiter, offener.
Fragte man dann mal nach, ob die Betreffenden das Dokument denn schon gelesen haben, wurde schnell das Thema gewechselt. Die 74 Seiten durchzulesen haben dann doch wohl die wenigsten geschafft. Geschweige denn, sich überhaupt bemüht, das Dokument zu erwerben.

Dann wurde zum Schluß noch über den kühlen Stil gemeckert, der sei so kalt und juristisch. Da stellt sich mir dann die Frage, ob eine "Instruktion", also eine Anweisung, in Reimform verfasst werden muß.

So wie dieser Instruktion, die eigentlich nur das bestätigt und in Erinnerung ruft, was seit dem zweiten Vatikanum gilt – so wie dieser Instruktion geht es vielen Dokumenten aus Rom.
"Zentralismus" sei das Ganze wird geschrieen. Rom mache die Ortskirchen unmündig, nehme sie nicht ernst.

Da entsteht dann eine andere Frage, ob denn Rom, der Papst, das Lehramt denn noch ernstgenommen werden, oder ob da nicht allzu häufig Vorabverurteilungen kommen – nach dem Motto: "Was kann von da schon Gutes kommen?"

Schwestern und Brüder,
Konflikte, Streitigkeiten kommen unter uns Menschen zwangsläufig vor. Davon bleibt auch die Kirche nicht verschont. Die Frage ist, wie man damit umgeht.

Schon ganz früh gab es in der Kirche heftige Auseinandersetzungen. Davon berichtet die Lesung aus der Apostelgeschichte. Worum ging es da? Und welchen Weg weist uns hier die Hl. Schrift, mit Uneinigkeit umzugehen?

Damals ging es um eine wichtige Frage: Muß man, um Christ werden zu können, zuerst Jude gewesen sein?
Für die frommen Juden, die Christen geworden waren, war die Beschneidung und die Befolgung jüdischer Gesetze unaufgebbare Bedingung. Dagegen stand die Meinung, die auch von Paulus und Barnabas vertreten wurde, dass allein der Glaube an Christus zähle.
Wo diese beiden Meinungen aufeinandertrafen, war klar, daß eine Entscheidung und eine Klärung bald erfolgen mußte. Denn beides zugleich ging nicht, das eine schloß das andere aus. Wer aber hat recht? Was ist zu tun? Wie finden wir die Wahrheit?
Die Gemeinde macht nun keine Umfrage in dieser Sache und läßt auch nicht einfach eine Mehrheit entscheiden. Was sie tun, gibt den Weg der Kirche in den späteren Jahrhunderten vor:
Man geht nach Jerusalem, wo Petrus ist. Bei Petrus sind auch noch andere Apostel. Diesen wird die Streitfrage vorgetragen.
Es ist das erste Konzil der Kirche: Das Apostelkonzil. Die Apostel hören, prüfen und schließlich entscheiden sie. Sie geben Paulus und Barnabas recht: Der Glaube an Christus genügt zur Taufe und zum Heil. Der Geist wirkt überall, auch bei denen, die nicht zum jüdischen Volk gehören.
So begründet das Konzil seine Entscheidung: "Der Heilige Geist und wir haben beschlossen".
Der Heilige Geist kommt also zuerst. In ihm lebt Christus. In ihm lehrt Christus. Jesus hatte versprochen: "Der Beistand aber, der Heilige Geist, (...) der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe" spricht der Herr im Evangelium.
Darauf können die Apostel sich berufen. Sie glauben, was die Kirche seitdem immer glaubte und auch in Zukunft immer glauben wird: Der Heilige Geist läßt die Kirche nicht im Stich. In den notwendigen Entscheidungen hilft er, den richtigen Weg zu finden. Aber es muß Vertrauen da sein. Und es muß gebetet werden. Der Heilige Geist will erbetet, erfleht werden.
Die Apostel in Jerusalem, die Jünger in Antiochia und die vielen, vielen Christen, die auf den Heiligen Geist gehofft haben, sie haben gehorcht mit den Ohren und sie haben gebetet mit dem Mund und sie haben geglaubt mit dem Herzen. Sie werden in der Kunst darum auch gezeichnet mit einem Lichtschein, dem "Heiligenschein", um das Haupt herum. –
Ein Pfarrer, den ich kenne, hatte als regelmäßiges Bonmot, das er immer wieder zum Besten gab: Bei den vielen Sitzungen, die es heute in der Kirche gibt und bei denen mehr geredet als gebetet wird, haben wir demnächst die Heiligenbilder nicht mehr mit dem Heiligenschein am Kopf, sondern um den Hintern. -
Das Gebet ist entscheidend, um mit dem Heiligen Geist in Kontakt zu kommen. Und ein Zweites kommt hinzu, was Barnabas und Paulus und die übrigen Christen auszeichnete: Sie haben gehört.
Nachdem die Entscheidung gefallen war, die das Lehramt in Form des Apostelkollegiums getroffen hatte, hatten sie gehört, die Entscheidung weitergegeben und sind selber der Entscheidung gefolgt.
Dieses Hören und Hörenkönnen ist in unserer Zeit wieder bitter nötig.
Ich frage mich immer wieder, wenn über Dokumente des Papstes von einigen – auch von der Kirche bezahlten – Leuten hergezogen wird:
Glauben die denn nicht mehr, daß Petrus in Rom ist? Daß Christus durch die Nachfolger der Apostel, durch das Bischofskollegium auch heute zu uns spricht?
Ist das Lehramt für jene nur so lange akzeptabel, so lange es die eigene Meinung wiedergibt? Ist die Kirche für diese Menschen noch Hierarchie – was so viel heißt wie heiliger Ursprung, heilige Ordnung – oder ist die Kirche nur eine Art Weltanschauungsverein mit sozialer Note?
Der Papst verkörpert die Einheit der katholischen Kirche. Er tut das nicht willkürlich, sondern in Übereinstimmung mit dem Kollegium der Bischöfe und dem, was schon immer geglaubt worden ist. Es geht da nicht um Erfindung neuer Glaubenssätze, sondern um die Bewahrung der Botschaft Jesu und der Lehre der Apostel. Das erfordert manchmal auch klare Entscheidungen. Und aus denen spricht der Hl. Geist. Auch heute.

Ich jedenfalls für mich allein bin nicht so katholisch, dass ich keinen Papst und keine Bischöfe nötig hätte. Ich bin dankbar für den Dienst der Lehre und auch des Erinnerns, den die Nachfolger Petri und der Apostel leisten.

3. Predigtvorschlag

von Pfarrer Klaus Klein-Schmeink (erstellt: 2004)

Liebe Schwestern und Brüder!

„Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht einen Frieden, wie die Welt ihn gibt, gebe ich euch.“

Von welchem Frieden spricht Jesus in diesem Abschnitt des Evangeliums? Nicht vom äußeren Frieden, der in der Abwesenheit von Kriegen und Konflikten zwischen Menschen oder verschiedenen Ländern besteht.

Bei anderen Gelegenheiten spricht Jesus auch von diesem Frieden. Zum Beispiel, wenn er sagt: „Selig, die Frieden stiften, denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.“

Hier spricht Jesus von einem anderen Frieden, jenem inneren Frieden, dem Frieden des Herzens, dem Frieden des Menschen mit sich selbst und mit Gott.
Man versteht das aus dem heraus, was Jesus sofort danach anfügt: „Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht.“
Das ist der fundamentale Friede, ohne den es keinen anderen Frieden geben kann. Milliarden von Tropfen schmutzigen Wassers schaffen kein sauberes Meer, und Milliarden von unruhigen Herzen schaffen keine Menschheit, die in Frieden lebt.

Das von Jesus gebrauchte Wort ist „shalom“. Mit ihm grüßten sich die Juden und tun dies immer noch. Mit diesem Wort begrüßte Jesus die Jünger am Paschaabend, und er ordnet an, dass auf diese Weise die Menschen gegrüßt werden sollten: „Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als erstes: Friede diesem Haus!“ (Lk 10,5-6).

Wir müssen bei der Bibel anfangen, wenn wir den Sinn des Friedens verstehen wollen, den Christus schenkt.
In der Bibel bedeutet „shalom“ mehr als die bloße Abwesenheit von Kriegen und Unruheherden. Es zeigt positiv Wohlstand, Ruhe, Sicherheit, Erfolg, Ruhm an.
Die Heilige Schrift spricht sogar vom „Frieden Gottes“ (Phil 4,7) und vom „Gott des Friedens“ (Röm 15,32). Friede bedeutet also nicht nur das, was Gott „gibt“, sondern auch das, was Gott „ist“. In einem Hymnus nennt die Kirche die Dreifaltigkeit „Meer des Friedens“.

Das sagt uns, dass jener Friede des Herzens, den wir alle ersehnen, ohne Gott oder außerhalb von ihm niemals vollkommen oder dauerhaft sein kann. Den Gott ist es, der diese Welt erschaffen hat und sie trägt und lenkt. Ich meine Augustinus sei es gewesen der einmal sagte: „Friede ist die Ruhe der Ordnung“ – da, wo alles in Ordnung, d. h. im Sinne Gottes ist, da ist Friede. Dem Willen Gottes gehorchen ist so Quelle des inneren Friedens.

Jesus lässt uns begreifen, was sich diesem Frieden widersetzt: die Verzagtheit, die ängstliche Unruhe, die Furcht: „Euer Herz beunruhige sich nicht.“ „Das ist leicht gesagt!“, wird dem jemand entgegenhalten. Wie soll die ängstliche Unruhe, die Nervosität, die uns alle verzehrt und uns daran hindert, ein wenig Frieden zu genießen, verbannt werden? Einige sind aufgrund ihres Temperaments anfälliger für solche Dinge. Ist da eine Gefahr, so machen sie sie noch gefährlicher, und ist da eine Schwierigkeit, so verkomplizieren sie sie hundertfach. Alles wird zum Anlass für ängstliche Unruhe.

Das Evangelium verspricht kein Allheilmittel für diese Übel; in einem gewissen Sinn sind sie Teil unseres Menschseins, da wir ja Kräften und Bedrohungen ausgesetzt sind, die so viel größer sind als wir. Ein Gegenmittel wird aufzeigt: Das Kapitel, dem der Abschnitt des heutigen Evangeliums entnommen ist, beginnt folgendermaßen: „Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott, und glaubt an mich!“ (Joh 14,1). Das Heilmittel ist das Vertrauen auf Gott.

Ohne dieses Vertrauen auf Gott zu leben, lässt uns unruhig werden, ja verzweifeln. Wenn wir uns umschauen in unserer Gesellschaft, dann sehen wir – vor allem in den Medien – fröhliche, optimistische Menschen. Wenn aber Nachrichten, wie z. B. über die Erderwärmung, sie daran erinnern, dass diese Welt nicht alles und nicht ewig ist, dann kommt auf einmal blankes Entsetzen und Angst zum Vorschein. Wilde Aktionspläne, Petitionen usw. Kurz darauf aber kehrt man zurück zur Spaßgesellschaft, um sich nicht wirklich ändern zu müssen, sondern die Probleme zum Schweigen zu bringen. Mit einem billigen Aktionismus und unrealistischem Optimismus bringt man die Unruhe zum Schweigen. Für kurze Zeit.
Das ist aber im wahrsten Sinne des Wortes nur „ein schwacher Trost“, da ihm die innere Stärke des Glaubens fehlt.

Nach dem letzten Krieg wurde ein Buch mit dem Titel „Letzte Briefe aus Stalingrad“ veröffentlicht. Es handelte sich um Briefe von deutschen Soldaten, die im Kessel von Stalingrad gefangen waren; Briefe, die mit dem letzten Konvoi vor dem Endangriff des russischen Heeres abgesendet worden waren, in dem alle starben. In einem dieser nach Kriegsende aufgefundenen Briefe schreibt ein junger Soldat seinen Eltern: „Ich habe keine Angst vor dem Tod. Mein Glaube gibt mir diese schöne Sicherheit!“

„Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht einen Frieden, wie die Welt ihn gibt, gebe ich euch.“
Liebe Schwestern und Brüder,
lassen wir uns von diesem Frieden beschenken. Er bewahrt uns vor oberflächlichem Optimismus und billigen Vertröstungen.
Er schenkt uns wirklich Frieden, weil er vom Gott des Friedens her in unser Herz strömt.

4. Predigtvorschlag

"Der Heilige Geist und wir haben beschlossen" (Apg 15,28)

Eine Kirche, die in sich gespalten ist, ist kraftlos und unglaubwürdig. Darum war die Eintracht in der Kirche ein Anliegen, um das von Anfang an gebetet und gerungen wurde. Es galt nicht das Motto des Alten Fritz: "Jeder soll nach seiner Facon selig werden" oder "Ist ja doch egal, was einer glaubt", sondern es wurde gefragt nach der Treue zur Sendung, wie Jesus selbst sie verstanden hatte. Die Apostelgeschichte berichtet davon.

Sie berichtet von der Christengemeinde in Antiochien in Syrien. Antiochia war nach Rom und Alexandrien die drittgrößte Stadt im damaligen Römischen Weltreich. Unter den etwa 500.000 Einwohnern gab es eine große jüdische Gemeinde. Nach der Steinigung des Diakons Stephanus kamen in der dann einsetzenden Verfolgung die Christen auch nach Antiochia und verkündeten dort den Glauben (Apg 11,19), und zwar - anscheinend erstmals - nicht nur an die Glaubensgeschwister, die Juden, sondern auch an die Heiden. Zum erstenmal hat man die Jünger Jesu hier "Christen" genannt (Apg 11,26).

Aber auch in Antiochia passierte bald, was sich in der Zeit darauf in der Kirche immer aufs neue wiederholen sollte: Aus einem "Seht, wie sie einander lieben" wird ein "Seht, wie sie miteinander streiten!" Aber im Unterschied zu manchen Anlässen, woraus bei uns zuweilen Streit entsteht, gab es hier, in der Urgemeinde in Antiochia, einen ganz wichtigen und wesentlichen Grund: nämlich die Frage, ob einer, um Christ werden und die Taufe empfangen zu können, nicht zuerst Jude werden müsse, um dann, als Jude, den Weg zu Christus zu finden? So dachten die frommen Juden, die Christen geworden waren. Sie warfen ein gewichtiges Argument in die Waagschale: Gott habe doch das jüdische Volk auserwählt und ihm und keinem anderen Volk seine Verheißungen gegeben. So sei der Weg zum Heil doch klar vorgegeben: über das Volk Israel.

Aber dagegen stand die andere Meinung, die Paulus und Barnabas vertreten. Sie sagen: Nicht die Beschneidung und die Befolgung der jüdischen Gesetzesvorschriften ist notwendig, sondern der Glaube an Christus. Nicht nur den Juden hat Gott das Heil zugesagt, sondern allen Menschen, die sich für Christus und seine Botschaft öffnen. Alle sind, unabhängig von ihrer Herkunft, berufen und eingeladen, in der Taufe neues und ewiges Leben und die Gemeinschaft mit dem dreifaltigen Gott zu empfangen.

Wo diese beiden Meinungen aufeinandertrafen, war klar, daß eine Entscheidung und eine Klärung bald erfolgen mußte. Denn beides zugleich ging nicht, das eine schloß das andere aus. Wer aber hat recht? Was ist zu tun? Wie finden wir die Wahrheit?

Die Gemeinde macht nun keine Umfrage in dieser Sache und läßt auch nicht einfach eine Mehrheit entscheiden. Was sie tun, gibt den Weg der Kirche in den späteren Jahrhunderten vor: Man geht nach Jerusalem, wo Petrus ist. Bei Petrus sind auch noch andere Apostel. Diesen wird die Streitfrage vorgetragen. Es ist das erste Konzil der Kirche: Das Apostelkonzil. Die Apostel hören, prüfen und schließlich entscheiden sie. Sie geben Paulus und Barnabas recht: Der Glaube an Christus genügt zur Taufe und zum Heil. Der Geist wirkt überall, auch bei denen, die nicht zum jüdischen Volk gehören.

So begründet das Konzil seine Entscheidung: "Der Heilige Geist und wir haben beschlossen". Der Heilige Geist kommt also zuerst. In ihm lebt Christus. In ihm lehrt Christus. Jesus hatte versprochen: "Der Beistand aber, der Heilige Geist, (...) der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe" (Joh 14,26). Darauf können die Apostel sich berufen. Sie glauben, was die Kirche seitdem immer glaubte und auch in Zukunft immer glauben wird: Der Heilige Geist läßt die Kirche nicht im Stich. In den notwendigen Entscheidungen hilft er, den richtigen Weg zu finden. Aber es muß Vertrauen da sein. Und es muß gebetet werden. Der Heilige Geist will erbetet, erfleht werden. Die Apostel in Jerusalem, die Jünger in Antiochia und die vielen, vielen Christen, die auf den Heiligen Geist gehofft haben, sie haben gehorcht mit den Ohren und sie haben gebetet mit dem Mund und sie haben geglaubt mit dem Herzen. Sie werden in der Kunst darum auch gezeichnet mit einem Lichtschein, dem "Heiligenschein", um das Haupt herum. - Ein Pastor, bei dem ich früher als Kaplan tätig war, hatte als regelmäßiges Bonmot, das er immer wieder zum Besten gab: Bei den vielen Sitzungen, die es heute in der Kirche gibt und bei denen mehr geredet als gebetet wird, haben wir demnächst die Heiligenbilder nicht mehr mit dem Heiligenschein am Kopf, sondern um den Hintern. - (Sitzungskatholizismus nennt man das auch.)

Das Gebet ist entscheidend, um mit dem Heiligen Geist in Kontakt zu kommen. Und ein Zweites kommt hinzu, was Barnabas und Paulus und die übrigen Christen auszeichnete: Sie haben gehört. Nachdem die Entscheidung gefallen war, die das Lehramt in Form des Apostelkollegiums getroffen hatte, hatten sie gehört, die Entscheidung weitergegeben und sind selber der Entscheidung gefolgt. Das Hören und Hörenkönnen ist in unserer Zeit wieder bitter nötig. Ich bin immer wieder erstaunt, mit welch letzter Sicherheit bestimmte, ja sogar von der Kirche bezahlte Leute Dokumente und Stellungnahmen, die aus Rom kommen, kommentieren, kritisieren, bagatellisieren und was weiß ich noch können - die das besagte Papier noch nicht einmal in der eigenen Hand, geschweige denn gelesen haben. Glauben sie denn nicht mehr, daß Petrus in Rom ist? Daß er auch heute zu uns spricht? Daß er auch uns Wichtiges, Wesentliches zu sagen hat, was wir uns nicht durch kirchenfeindliche Medien vermiesen lassen sollten? Der kleine Piepvogel, den manche bei sich haben und gerne hören, ist noch längst nicht die Taube des Heiligen Geistes - glücklicherweise.

Und schließlich, als drittes: Der Dienst. Die Apostel und die Jünger setzten ihre Mission fort. Sie legten nicht die Hände in den Schoß. Auch das muß uns als Beispiel vor Augen stehen: Wo können, ja wo müssen wir als Kirche dienen und vom Glauben Zeugnis geben? Wo können wir zum Beispiel Neuzugezogene einladen: Zum Gottesdienst, zu einem Abend oder zu einer Feier in der Gemeinde? Das Zeugnis gelebten Glaubens: ein wichtiger Dienst. Und das Zeugnis der Eintracht in der Kirche, aber auch in der konkreten Gemeinde.

Fürbitten