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Predigtvorschläge - 07. Sonntag der Osterzeit (Lesejahr C)
1. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2007)

Liebe Gemeinde!

Der Text, den wir gerade im Evangelium gehört haben, wird „das Hohepriesterliche Gebet“ genannt. Jesus betet zum Vater in seiner besonderen Rolle als Mittler zwischen Gott und den Menschen, eben als Priester, als Hoherpriester. Das Gebetsanliegen Jesu ist vor allem die Einheit der Christen: Sie - d.h. wir - sollen eins sein nach dem Vorbild der Einheit zwischen Gott Vater und seinem Sohn.

Es ist ein ausgesprochen schöner Text, er gewährt uns einen tiefen Einblick in das innere Leben Gottes, in das innige Verhältnis, das Jesus zu seinem himmlischen Vater hatte. Aber wenn ich Sie jetzt fragen würde, ob Sie mir auch nur einen Satz wiederholen könnten, gäbe es vermutlich kaum jemanden, der dazu in der Lage wäre. Das ist nicht als Vorwurf gesagt, vielmehr geht es mir selber ja auch so, daß ich beim Zuhören eines schwierigen Textes nicht recht mitkomme, womöglich ganz aussteige und dann das Ganze als langweilig empfinde.

Bleiben wir da mal kurz stehen: Was ist Langeweile? Wann kommt sie auf? – Zum Beispiel: Jemand erzählt uns etwas, das uns überhaupt nicht interessiert. - Oder: Wir haben keine Beschäftigung, und die Zeit, die wir gerne mit etwas füllen möchten, ist wie ein leeres Gefäß. - Oder: Jemand erzählt uns etwas schon zum 10. Mal. Das kennen wir alles schon.

Das sind drei verschiedene Formen der Langeweile:
• die Verbindungslosigkeit einer Sache mit uns selber
• die Leere, Ungefülltheit, fehlende Gespanntheit
• die Öde des immer Selben, das fehlende Neue, Überraschende.

Warum kommt uns die Schriftlesung und auch das Beten in der Kirche manchmal langweilig vor? – Weil es mit uns nichts zu tun zu haben scheint. – Weil wir das alles schon mal gehört haben, es ist doch nichts Neues. – Weil wir selber nichts erwarten, unser Denken ist leer.

Bevor ich mit dem Theologiestudium anfing, dachte ich: Das muß ja ungemein langweilig sein! Aber es dauerte nur ein paar Wochen, da war ich fasziniert von dem Vielen, das ich lernte, was mir neu war und was mir neue Horizonte für mein Leben aufschloß. Kurz darauf stieß ich auf folgende Sätze, die mich herausforderten:
• „Denke nicht wie ein Spießer. - Mache dein Herz weit, weltweit, katholisch. Flattere nicht wie eine Henne, wenn du wie ein Adler aufsteigen kannst.“
• „Dein Leben darf kein fruchtloses Leben sein. - Sei nützlich. - Hinterlasse eine Spur. Leuchte mit dem Licht deines Glaubens und deiner Liebe. - Entzünde alle Wege der Erde mit dem Feuer Christi, das du im Herzen trägst.“
• „Wären doch dein Verhalten und deine Worte so, daß jeder, der dich sieht oder mit dir spricht, unwillkürlich dächte: Der da beschäftigt sich mit dem Leben Jesu."

Das ist es, dachte ich mir. Eine Spur hinterlassen, andere faszinieren, begeistern. Erst einmal selber begeistert sein von diesem Jesus Christus, und dann alles Spießertum ablegen und ein weltweites Herz gewinnen.

Sehnen wir uns nicht nach solchen Menschen? Solchen, die leuchten, die wirklich ein Vorbild sind und die den Glauben neu würzen und aus seiner spröden Erstarrung befreien? Jesus war ein solcher Mensch, und die Apostel wurden es durch ihn, und deren Nachfolger wieder durch sie usw. Mut bekamen sie durch Jesus, Selbstvertrauen, Kraft und Ausstrahlung, Hoffnung und genug Impulse zu guten Werken. Sie wuchsen über sich selbst hinaus, weil sie ihr Spießertum abgelegt hatten – dank ihres festen Vertrauens auf Jesus. Das ist das Gegenteil von Langeweile und Chips-Essen vor der Flimmerkiste, das ist Leben pur, Spannung bis zum letzten Atemzug.

Das ist das Leben eines Christen.

Es kommt auf die Einstellung an, die wir einer Sache entgegenbringen. Bibel oder Gottesdienst werden von dem als langweilig empfunden, der gar nicht erst den Versuch macht, diese Dinge an sich herankommen zu lassen. Wie viele haben mit dem Erwachsenwerden auch ihre kindhafte religiöse Wißbegierde abgelegt und meinen, alles Wesentliche schon zu kennen!? Aber so ist es eben nicht. Wer sich offen hält für Gottes Heiligen Geist, der kann jeden Tag etwas Neues und Überraschendes erleben beim Beten, beim Mitfeiern des Gottesdienstes, beim Lesen der Bibel.

Zum Beispiel der Text heute: Er sagt uns das absolut Unerwartete: Wir können und sollen in die Einheit des Vaters mit seinem Sohn mit hineingenommen werden. Wir dürfen am innersten Leben der göttlichen Dreifaltigkeit Anteil erhalten. Es ist die Herrlichkeit. Es ist mehr als schön. Es ist wunderbar, erstaunlich, unbegreiflich, total umwerfend.

Wenn wir es doch begriffen!!!

2. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2004)

Liebe Gemeinde!

Im Hohepriesterlichen Gebet spricht Jesus heute von der Herrlichkeit des ewigen Lebens, die Jesus den Seinen geben will. Er betet: „Vater, ich will, daß alle, die du mir gegeben hast, dort bei mir sind, wo ich bin. Sie sollen meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast, weil du mich schon geliebt hast vor der Erschaffung der Welt.“ (Joh 17,24)

In diesen Versen führt Jesus nicht näher aus, worin die Herrlichkeit des Himmels konkret besteht; immerhin spricht er aus eigener Erfahrung von dieser Herrlichkeit als derjenigen, die ihm der Vater schon gegeben hat und in die er nach seinem Tod zurückkehrt. Diese Herrlichkeit Gottes leuchtete auf seinem Antlitz (2 Kor 4,6), und sie erleuchtet alle, „die ihn aufnahmen“, und gibt ihnen „Macht, Kinder Gottes zu werden.“ (Joh 1,11) Darum schreibt Johannes: „Seht, wie groß die Liebe ist, die der Vater uns geschenkt hat: Wir heißen Kinder Gottes, und wir sind es. ... Liebe Brüder, jetzt sind wir Kinder Gottes. Aber was wir sein werden, ist noch nicht offenbar geworden. Wir wissen, daß wir ihm ähnlich sein werden, wenn er offenbar wird; denn wir werden ihn sehen, wie er ist.“ (1 Joh 3,2) Die Herrlichkeit des Himmels besteht darin, daß der Glaube in Schau übergeht (vgl. 2 Kor 5,7); „jetzt schauen wir in einen Spiegel und sehen nur rätselhafte Umrisse, dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht.“ (1 Kor 13,12)

Gott von Angesicht zu Angesicht schauen zu dürfen – das ist die Quintessenz der himmlischen Herrlichkeit. Darauf freuen sich trotz allem Leiden die Gläubigen, auch die, die Jesus Christus in ihrem Leben nie gesehen haben. An diese – und damit auch an uns – wendet sich der 1. Petrusbrief: „Deshalb seid ihr voll Freude, obwohl ihr jetzt vielleicht kurze Zeit unter mancherlei Prüfungen leiden müßt. Dadurch soll sich euer Glaube bewähren, und es wird sich zeigen, daß er wertvoller ist als Gold, das im Feuer geprüft wurde und doch vergänglich ist. So wird eurem Glauben Lob, Herrlichkeit und Ehre zuteil bei der Offenbarung Jesu Christi. Ihn habt ihr nicht gesehen, und dennoch liebt ihr ihn; ihr seht ihn auch jetzt nicht; aber ihr glaubt an ihn und jubelt in unsagbarer, von himmlischer Herrlichkeit verklärter Freude, da ihr das Ziel des Glaubens erreichen werdet: euer Heil.“ (1 Petr 1,6-9)

Warum liegt aber in der Anschauung Gottes der Inbegriff des himmlischen Glücks? Das können wir verstehen, wenn wir darüber nachdenken, was uns denn hier auf Erden das Glück immer wieder durchkreuzt und zerstört. Wir werden dafür mindestens zwei Ursachen ausmachen können: zum einen die Vergänglichkeit und zum anderen die Unvollkommenheit bzw. die Schuld. Beides hängt nach dem Zeugnis der Bibel miteinander zusammen, die Sünde ist Grund für den Fluch des Todes. (Vgl. Röm 6,23) Welches irdische Glück wir auch immer als Beispiel nehmen – wir können es nicht festhalten, es vergeht, zerrinnt und weicht einem Zustand des Entbehrens und Vermissens. Das Leben hat zwar unsagbar schöne Seiten, aber es scheint ein grausames Spiel mit uns zu spielen, indem es uns immer wieder wegnimmt, was es uns zuvor zu unserem Entzücken gegeben hat. Darum kann der Apostel Paulus von der ganzen Schöpfung, auch der nichtmenschlichen, sagen, daß sie sehnsüchtig auf die Erlösung wartet (Röm 8,18): „Die Schöpfung ist der Vergänglichkeit unterworfen, nicht aus eigenem Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat; aber zugleich gab er ihr Hoffnung: Auch die Schöpfung soll von der Sklaverei und Verlorenheit befreit werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, daß die gesamte Schöpfung bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt.“ (Röm 8,19-22)

Die Schöpfung wartet mit uns auf die Vollendung unserer Gotteskindschaft, also auf die Befreiung von Schuld und Vergänglichkeit. Dies geschieht in der Anschauung Gottes, denn Gott allein ist ewig und unvergänglich, und in ihm ist kein Makel, keine Unvollkommenheit, nichts Böses, keine Möglichkeit des Verlierens. Im Bewußtsein der absoluten Vollkommenheit und Herrlichkeit Gottes sagt die heilige Theresia von Avila in einem berühmten Gebet:

Nichts soll dich ängstigen, nichts dich erschrecken. Alles geht vorüber. Gott allein bleibt derselbe. Alles erreicht der Geduldige, und wer Gott hat, der hat alles. Gott allein genügt.

Wer Gott hat, der hat alles! Der kann auch nicht mehr verlieren, was er hat, der hat in ewigem Besitz. Freilich – „kein Auge hat gesehen und kein Ohr hat gehört, keinem Menschen ist in den Sinn gekommen: das Große, das Gott denen bereitet hat, die ihn lieben.“ (1 Kor 2,9) Der Himmel ist auf jeden Fall viel schöner und herrlicher, als wir uns vorstellen können. Wir können uns dies nicht oft genug gesagt sein lassen, denn allein die Hoffnung auf die ewige Vollendung hält von uns die Traurigkeit dieser Zeit, den Lebensüberdruß und die Verzweiflung auf Dauer fern. Die letzten Verse der Bibel sprechen von dieser Sehnsucht und ihrer Erfüllung: „Wer durstig ist, der komme. Wer will, empfange umsonst das Wasser des Lebens. Er, der dies bezeugt [nämlich Jesus], spricht: Ja, ich komme bald. Amen.“ (Offb 22,19f)

3. Predigtvorschlag

von Pfarrer Klaus Klein-Schmeink (erstellt: 2004)

Werder Bremen hat es geschafft: Deutscher Meister.

Schwestern und Brüder, egal ob sie nun fußballbegeistert, ein Gegner oder ein Fan der Bremer sind...eins muss man dieser Mannschaft lassen:

Einen tollen Mannschaftsgeist haben die Spieler an den Tag gelegt. Das hat ihnen auch die Kraft und das nötige Selbstvertrauen gegeben, auch noch in fast aussichtslosen Situationen und unter hohem psychischen Druck den Glauben an den Sieg nicht zu verlieren. „Mentale Stärke“ nennt das der sportjournalistische Fachjargon.

Der unbedingte Wille zum Sieg und das Füreinander und Miteinander der Spieler haben den Geist dieser Mannschaft in den letzten Tagen ausgezeichnet.

Wir stehen vor dem Pfingstfest
Vor dem inneren Auge taucht uns eine andere "Mannschaft" auf: Die Apostel, die auf den Hl. Geist warten, den der Herr verheißen hat.
Und inmitten der Jünger sehen wir Maria.

So wie vor und nach jeder Saison Mannschaftsfotos der Fußballer gibt, so gibt es auch viele Darstellungen des Pfingstfestes.
Fast allen gemein ist: Maria steht in der Mitte der Jünger. Sie ist das Zentrum, der ruhende Pol.

Diese Bilder sagen vieles über die Kirche aus. Und über Maria in der Kirche.

Maria inmitten der Apostel. Zusammen mit Petrus, Jakobus, Andreas und wie sie alle heißen. Also mit denen war sie zusammen, die ihren Sohn so schmählich und feige in Stich gelassen hatten.

Wir ahnen die menschliche Größe Marias, ihre Bereitschaft zu vergeben und zu verzeihen.

Maria wird den Aposteln und der gesamten jungen Gemeinde von damals eine große Stütze gewesen sein. Vielen wird sie so etwas wie die eigene Mutter gewesen sein. Hatte Christus nicht am Kreuz zu Johannes und Maria gesagt: Siehe Deine Mutter. Frau, siehe Dein Sohn. Maria hat den Aposteln sicher auch Mut gemacht, den Glauben zu wagen, auch wenn die Kirche erst am Anfang stand.

Auf den Pfingstdarstellungen ist Maria nicht nur inmitten der Jünger dargestellt, sie ist die Mitte der Jüngerschar.

Ich kann mir gut vorstellen, wie sie immer wieder nach Jesus, ihrem Sohn gefragt worden ist, wie sie immer wieder bereitwillig Auskunft gegeben hat, erzählt hat, wie es damals war, in Betlehem, in Nazareth. So verkündete sie im Stillen, was Petrus und Paulus später vor der ganzen Welt taten.

Durch Maria hat die früheste Kirche immer tiefer Jesus kennen gelernt. Niemand kannte ihn besser als sie.

Maria war sicherlich auch eine Meisterin des innerlichen Lebens, des Gebetes.
Sie hat Jesus, dem Kind, das Beten beigebracht. Sie wird es sicherlich auch den Jüngern vorgelebt und so gelehrt haben. Beten, das heißt ja: Mit IHM, dem Herrn sprechen. Wer hat jemals vertrauter, inniger mit IHM gesprochen, als seine Mutter. Immer wo ER war, war auch sie: sogar unter dem Kreuz.

Was also zeichnet den "Mannschaftsgeist" von Pfingsten aus?
Einander vergeben, einander beistehen, über den Glauben sprechen, ihm verkünden, beten.

Dieser Geist hat eine Mannschaft zusammengeschweißt, die eine Einheit war. "Sie waren ein Herz und eine Seele...Sie hatten alles gemeinsam...Seht wie sie einander lieben" heißt es über die Urgemeinde in Jerusalem.

Und diese Mannschaft war so schlagkräftig, dass aus ihr die größte Weltreligion hervorging, dass selbst noch heute, hier in Recklinghausen Menschen an Christus glauben.

Dieser Geist stünde auch uns heute gut. Eine Krankenhausgemeinde ist etwas anderes als eine Pfarrgemeinde. Hier wechseln die Mitglieder oft. Es ist ein Kommen und Gehen. Und dennoch möchte ich uns als Gemeinde Fragen stellen:
Wie steht es um unsere Bereitschaft zu vergeben, z. B. wenn der Pfleger etwas unfreundlich oder die Patientin unwirsch reagiert haben sollte?
Gibt es unter uns aufmunternde Worte und Gesten?
Ist der Glaube auf Thema, wenn wir die Kapelle verlassen haben, sprechen wir mit anderen darüber, oder schämen wir uns eher?
Beten wir füreinander, für die Ärzte, Patienten, Schwestern, Angehörigen?

Liebe Schwestern und Brüder, wir werden weniger und wir gehen schwierigen Zeiten entgegen. Die Talsohle ist noch nicht durchschritten.
Wenn uns wirklich an unserem Glauben etwas liegt, dann sollten wir zusammenhalten und gemeinsam Wege suchen, den Glauben für uns neu zu entdecken und uns gegenseitig zu bestärken.

Nur, wenn wir selber überzeugt sind, können wir andere überzeugen.
Nur, wenn wir eins untereinander sind, können wir uns gegenseitig bestärken.
Das ist Mannschaftsgeist, der Siege schenkt.

Davon spricht Christus im heutigen Evangelium:
Sie sollen eins sein, wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir.
So sollen sie vollendet sein in der Einheit, damit die Welt erkennt, dass du mich gesandt hast.
Wir stehen vor dem Pfingstfest: Bitten wir in diesen Tagen unseren Herrn, dass er uns den Geist der Einheit schenken möge.

Dabei dürfen wir uns auf die Fürbitte Mariens verlassen. Sie ist für uns da, steht für uns ein.

4. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder!

Die Einheit der Jünger ist das große Anliegen in dem Gebet, das wir soeben als Evangelium gehört haben.

Wenn wir an die Einheit der Kirche denken, sind wir schnell bei den anderen christlichen Konfessionen. Die Einheit der Kirche steht aber genauso auf dem Spiel, wenn wir uns die Richtungskämpfe innerhalb der Kirche ansehen. Links gegen rechts, konservativ gegen progressiv, alt gegen neu, Feministinnen gegen Pfarrherren - usw. Ich bezweifle, dass wir zu einer echten ökumenischen Initiative fähig sind, solange wir in unseren eigenen Reihen die Einheit nicht leben.

Das Vorbild für die Einheit ist Gott selbst, der Dreifaltige. So, wie sie eins sind, sollen wir eins sein. In Gott aber gibt es Freiheit und Verschiedenheit (Vater-Sohn-Geist), verbunden in der Liebe und der Ausrichtung.

Uns gemeinsam ist die Ausrichtung auf Gott, der Glaube. Hilfe: Der Satz, den vor allem Johannes XXIII. geprägt hat: Einheit im Notwendigen, Freiheit im Zweifel, in allem aber die Liebe.

Einheit im Notwendigen: Das, was wesentlich zum Glauben und der Kirche gehört, das, was nicht zur Diskussion stehen darf, das verbindet uns und soll auch von allen Teilen der Kirche anerkannt werden.

Das jedoch, was veränderbar ist, was dem Wandel oder dem persönlichen Geschmack unterliegt, was in seiner Verbindlichkeit zweifelhaft ist, das soll jedem freigestellt bleiben: Freiheit im Zweifel.

In allem aber die Liebe: Wenn wir - gegen unsere Neigung - anerkennen müssen, dass etwas nicht verfügbar ist, sondern zum gemeinsamen Glauben zählt, dann sollen wir es in Liebe tun! Nicht mürrisch und zähneknirschend - oder gar in der Haltung des Unterdrückten. Und umgekehrt: Wenn wir anderen die Freiheit in den übrigen Dingen lassen, dann nicht mit einem herablassenden Blick, sondern eben auch in der Liebe.
Nun, ich gebe zu, das klingt einleuchtend. Aber es hilft dann nicht viel, wenn wir uns nicht darüber einigen können, was nun zum notwendigen Bestand des Glaubens gehört, und was zum «zweifelhaften».

Deshalb ein paar Vorschläge, wie wir der Einheit innerhalb der Kirche - in aller Freiheit und Liebe - näher kommen können:

  • Wir kommen der Einheit und der Freiheit nicht näher ohne die Bischöfe und den Papst. Wenn wir fragen, ob etwas zur Diskussion steht - oder ob es eine Glaubensverpflichtung für die ganze Kirche ist, dann ist ein Gebot unseres Glaubens, die Entscheidungen Roms und der Bischöfe als erstes Kriterium anzunehmen.

  • Mit wieviel Liebe begegnen wir der anderen Position? Hören wir noch zu? Sind wir bereit, anzuerkennen, dass der andere (der erzkonservative oder der rücksichtslos progressive) eventuell recht haben könnte? Suchen wir das Gespräch? Nur, um recht zu behalten? Oder auch, um den anderen zu verstehen? (Stephanus: ...hielten sich die Ohren zu)

  • Oder gehen wir jeder Diskussion mit billigen Ausflüchten und bequemen Vorurteilen aus dem Wege: Mit dem kann man nicht reden - Der ändert seine Meinung sowieso nicht - Die sind verbohrt. Kein Mensch ist so schlecht, dass er nicht das Recht auf ein aufrichtiges Gespräch hätte. Das billigste wäre, sich auf Fernsehen und Zeitung zu verlassen.

  • Lassen wir uns nicht von Äußerlichkeiten und Kleinigkeiten ablenken. Weder die Kleidung, noch die Auswahl der Gebete oder Tonfall in der Kirche lassen definitive Schlüsse über den Charakter eines Menschen oder einer Meinung zu. Hüten wir uns vor billigen Feindbildern.

In der Kirche ist Platz genug für jeden von uns. Keiner muss seine Identität an der Kirchentür abgeben. Nur eines bleibt ein Gebot: Liebet einander. Wichtiger als unsere Meinungsverschiedenheiten ist die Bereitschaft uns dort zu ändern, wo wir lieblos und unaufrichtig sind.

Denn wenn die Liebe fehlt, ist die Einheit nur noch Zwang. Amen.

Fürbitten