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Predigtvorschläge - Christkönigssonntag
1. Predigtvorschlag

Der leere Thron
Mit einigen Firmbewerbern und Erwachsenen sind wir vor zwei Wochen nach Aachen gefahren. Ziel war zuerst das Bischöfliche Hilfswerk Misereor. Deren Vertreter haben uns einen sehr guten Einblick in die Arbeit gegeben, und sie konnten auch die Jugendlichen in ihrer Lebenswelt und ihren Erfahrungen gut ansprechen.
Aachen verbinden wir natürlich auch mit den berühmten Printen, aber was ein wirklicher Touristenmagnet ist, ist der Aachener Dom und dort besonders die Pfalzkapelle.
Dieser orientalisch anmutende achteckige Bau ist untrennbar mit dem Namen Karls des Großen verbunden. Der Domführer ließ uns den berühmten Thronsitz anschauen, der in kaum einem Geschichtsbuch fehlt. In der Weihnachtsnacht des Jahres 800 wurde bekanntlich Karl der Große in Rom von Papst Leo III. zum Kaiser gekrönt. Die Kaiserformal lautete: "Romanum gubernans imperium" - "Herrscher des römischen Imperiums".
Ich habe mich schon als Kind und Jugendlicher immer gefragt, warum dieser Thron in der Pfalzkapelle so schlicht, ja beinahe grob zusammengefügt aussieht. Konnten die es damals nicht besser? - Der Domführer gab dazu eine Erklärung, die ich bis dahin nicht kannte:
Ob je Karl der Große selbst auf diesem Thron gesessen hat, ist nicht sicher. Der Thron steht, etwas erhöht, auf einem Sockel aus Sandstein, hinter ihm ist eine Mensa, ein Altartisch.
Was bezweckte der Thron? Um das herauszufinden, muß man den Blick vom Thron aus an die Decke richten. An der Decke, im Gewölbe, sind prachtvolle Mosaiken zu sehen, die aber weitgehend rekonstruiert sind, also nicht echt. Aber was schon im Jahr 800 zu sehen war, ist auch heute zu sehen: Gegenüber dem Thron sieht man Christus, den Weltenherrscher, den König aller Zeiten, wie er aus dem Reich seines Vaters zurückkehrt zu uns, den Menschen, in unsere Zeit, um seine Herrschaft zu vollenden.
Der Thron in der Pfalzkapelle dient also gar nicht einem Menschen, zumindest nicht in erster Linie, sondern er ist aufgestellt für Christus, für den Tag seiner Wiederkunft!
Heute feiern wir das Christkönigsfest und bekennen: Christus ist König. Und als König wird er eines Tages, wenn die Zeiten zu Ende gehen, wiederkommen, um, wie es im Glaubensbekenntnis knapp und nüchtern heißt, "zu richten die Lebenden und die Toten". Auf diesen Punkt im Glaubensbekenntnis stößt der Besucher des Aachener Domes, der sich den Thronsitz und das Apsismosaik ansieht, auf diesen Punkt des Glaubensbekenntnisses stoßen auch wir heute, am letzten Sonntag im alten Kirchenjahr, wenn wir dieses Bekenntnis von neuem feiern.
Aber wie paßt ein solches Bekenntnis noch in unsere Zeit, die die Demokratie in der Politik und auch in vielerlei kirchlichen Strukturen hochhält? Die Könige und Kaiser allenfalls noch aus dem Fußball oder aus wöchentlich erscheinenden Revues kennt, wo Nachfolger alter Adels- und Königshäuser sich entweder ganz menschlich, wie wir alle eben, oder hochgradig bizarr verhalten und gebärden?
Und wie paßt das Bekenntnis vom wiederkehrenden König zu einem Bild von Jesus, der sich mitten unter die Menschen gemischt hat, der ganz und gar einer von uns sein wollte, und dessen Lebensweg ganz und gar nicht königlich anmutet?
Und wie paßt eine solche Verkündigung des wiederkehrenden Königs auf den "Wolken des Himmels" in eine Zeit, in der die Menschen von der Kirche erwarten, daß sie Antworten und Vorschläge bietet für drängende Probleme der Umwelt, der Terrorgefahr, des drohenden wirtschaftlichen Kollaps' auch hier in Europa?
Um es mit einem kurzen Wort zu sagen: Das paßt alles überhaupt nicht. Es kann auch nicht passen. Jesus Christus bringt nicht ein neues politisches Programm, und er bringt auch keine Rezepte für ein Miteinander in der Welt, das endlich harmonisch und glücklich sein kann. - Wie soll man das verstehen? Was bringt er dann?
Die Antwort auf diese Fragen kann uns wiederum der Thron im Aachener Dom geben - der leere Thron, der für Christus reserviert ist.
Als der Thron gebaut wurde, damals vor 1200 Jahren, nahm man dazu nicht irgendein Material. Man nahm Marmor, das aus der Grabeskirche in Jerusalem entnommen war. Dieser Marmor war ein Geschenk an den neuen Kaiser Karl den Großen. Dieser Marmor war Zeuge des Geschehens, das für uns, die Christen, die Mitte unseres Glaubens darstellt: daß Christus für uns Menschen gestorben und auferstanden ist. Aus dem Ort dieses Geheimnisses, der Grabeskirche eben, nahm man den Stein, um daraus einen recht schmucklosen Thron zu bauen und ihn in Aachen aufzustellen.
Der Thron ist also nicht einfach nur ein Thron, ein Sitz, sondern er ist eine Reliquie: ein Zeugnis für das Ereignis in der Geschichte dieser Welt, das vor 2000 Jahren die Geschichte umgeschrieben hat und den Königen und Kaisern dieser Welt eine neue Rolle zugewiesen hat, indem sie daran erinnert wurden (und werden!), daß es ein anderes Reich gibt, das nicht von dieser Welt ist.
In diesem Reich herrschen nicht die Gesetze von Macht und Kalkül, von Einfluß, Glück und Strategie. In diesem Reich herrschen nicht die Gesetze von oben und unten, von Siegern und Besiegten. - was gilt stattdessen in diesem Reich, das mit Christus kommt?
In diesem Reich, dem Reich Christi herrscht, gibt es einen Sieger: Christus hat den Tod besiegt. Das bezeugt der Marmor aus der Grabeskirche, aus dem Ort, an dem an Ostern die Macht des Todes und der Sünde ein für allemal besiegt wurde.
In diesem Reich gibt es auch einen Herrscher: Christus, der die Liebe und die Vatergüte Gottes bringt, er herrscht, weil seine Liebe stärker ist als aller Haß und alle Feindschaft von Menschen und der widergöttlichen Mächte des Bösen.
Und das Gericht? Gilt dieser Glaubensartikel wirklich noch? Ist nicht jeder sein eigener Richter?
Unser Glaube bekennt: Es kommt am Ende der Zeiten zu einem Gericht über alle und alles. Ein Gericht, das aufdecken wird und erkennen lassen wird, wo Bosheit und Lüge, wo Unvernunft und Gier Menschen und Gottes Schöpfung gequält und niedergedrückt haben. Dieses Gericht wird auch aufdecken, wo selbstlose Liebe und Aufrichtigkeit, Mut und Tapferkeit dazu geführt haben, daß Menschen aufatmen konnten und zu ihrem Recht kamen.
In diesem Gericht wird all den Menschen Gerechtigkeit widerfahren werden, deren Schreie niemand gehört, für die sich niemand interessiert, für die niemand eingetreten ist. Diese Menschen, die Opfer von Willkür und Gewalt, von Ideologien und Wahn geworden sind: in ihnen werden wir Christus erkennen, der das Leiden und auch die Sünden der Welt auf sich geladen hat. Das Gericht, das dies alles aufdecken und die Welt erneuern wird, es wird die Stunde der Wahrheit sein.

2. Predigtvorschlag

von Pfarrer Klaus Klein-Schmeink (erstellt: 2006)

Liebe Schwestern und Brüder,
wie passt dieses Evangelium zum Fest Christkönig?

Da wird doch nichts von einer Königsmacht deutlich. Jesus sagt zwar er sei ein König, aber das wirkt doch lächerlich in dieser Situation.
Als Jesus vor Pilatus stand, hatten scheinbar die Römer und die herrschenden Juden die volle Macht über Jesus. Ganz sicher war Jesus kein König, kein Mächtiger, denn er starb ja am Kreuz. Und trotzdem sagt er von sich: Ja, ich bin ein König.
Scheinbar hatten am Anfang dieses Jahrhunderts, als das Fest Christkönig eingeführt wurde, ganz andere Kräfte die Macht in der Hand. Und doch hielten die Christen daran fest:

Der eigentliche König ist und bleibt Jesus Christus.
Scheinbar haben auch heute ganz andere Kräfte die Macht auf ihrer Seite. Für viele ist es das Geld, das alle regiert. Für andere ist es die politische Macht, die Wirtschaft, die Banken oder einfach nur die USA.
Und trotzdem bleiben die Christen dabei: Jesus ist der eigentliche Herr.
Aber, und das gehört dazu: «Mein Königreich ist nicht von dieser Welt.» Er will nicht einfach sein Königreich gegen die Reiche dieser Welt setzen. Und so geht es auch beim Christkönigsfest nicht darum, allen Politikern und Staatsmännern das Vertrauen zu entziehen und nur noch Gott zu gehorchen. Es geht vielmehr darum, sich selbst zu fragen, nach welchen Maßstäben ich mich hier in dieser Welt eingerichtet habe.

  • Wer in unserer Welt als ein Großer und Mächtiger gelten möchte, der muss andere Menschen fest im Griff haben.

  • Im Königreich Jesu ist der ein Großer und Mächtiger, der muss sich selbst im Griff hat.

  • In unserer Welt zählt derjenige als ein König, der viele Menschen unter sich hat. Je mehr es sind, desto bedeutender ist er.

  • Im Glauben ist der ein König, der selber den Menschen dient. Dabei kommt es nicht darauf an, wie vielen er dient, sondern mit welcher Hingabe er es tut.

  • In der kommerziellen Welt gilt der als ein König, der sich gut verkaufen und vermarkten lässt. Ob als König der Popmusik, König der Volksmusik oder als ein Meister des Humors.

  • In der Welt unseres Königs ist selbst der wertvoll, der nichts mehr zu verkaufen hat, weil er von Gott geliebt wird; arm ist nur der, der ärmlich denkt, schlechtes tut und wenig liebt.

  • In der Welt der Politik ist der der wichtigste, der bei seiner Wahl die meisten Stimmen auf sich vereinigen konnte.

  • In der Welt Jesu ist der der Größte, der seine Stimme zum Lob Gottes einsetzt.

Das heißt nicht (wenn ich diese Gegenüberstellung mache), dass die Welt nur schlecht ist. Aber sie wird immer schlechter, wenn wir uns nicht darum bemühen, nach anderen Maßstäben zu denken und zu leben.

Das Königreich Jesu ist nicht von dieser Welt, weil die Maßstäbe, mit der Gott uns bemisst, vollkommen andere sind.
Mit welchen Maßstäben Gott uns misst, können wir in unserer Kirche immer wieder sehen. Schauen Sie auf das Kreuz:
Jeder und jede von uns ist das ganze Blut Christi wert. Jeder und jede von uns ist von ihm geliebt. Für jeden und jede ist er gestorben. Die selige Mutter Teresa sprach immer wieder davon, dass man lieben muß, bis es weh tut. Wir tun uns damit wirklich schwer, wir haben sogar Manschetten, uns selbst in den Finger zu pieken. Noch schwerer ist es, für jemanden anderen zu leiden.
Jesus ist für uns gestorben, damit wir leben. Das ist unser König.

Und sein Reich strahlte auf, wo ein Hl. Maximilian Kolbe sich anbot für einen anderen zu sterben.
Und sein Reich strahlt schon unter uns auf, wo wir in seinem Namen für andere da sind, Opfer bringen, lieben.
Es ist letztlich das Reich, das alle anderen überdauern wird. Denn die einzige Macht, die nicht korrupt macht, ist die Macht der Liebe. Amen.

3. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2005)

Liebe Gemeinde!

Sowohl die Lesung als auch das Evangelium des heutigen Festes sprechen von unserem Schicksal im Tod und nach dem Tod. Freilich werden wir feststellen, wenn wir die Bibel aufmerksam lesen, daß die Botschaft von der Auferstehung Jesu beinahe auf jeder Seite des Neuen Testamentes präsent ist. Die Lesung stammt aus dem 15. Kapitel des 1. Korintherbriefs, das sehr umfangreich ist. Darin heißt es kurz vor den Versen, die für die heutige Lesung ausgewählt wurden: „Wenn Christus nicht auferweckt worden ist, dann ist euer Glaube nutzlos, und ihr seid immer noch in euren Sünden.“ (1 Kor 15,17) Ich erinnere mich gut, wie ich diese Aussage des Apostels Paulus zum ersten Mal mit Verstand gehört habe – ich war vielleicht 17 Jahre alt. Und ich dachte: Genau! So ist es! An der Auferstehung Jesu von den Toten hängt alles. Der ganze christliche Glaube wäre Unsinn, wenn das nicht wahr wäre. – Und dann fährt Paulus ja auch fort: „Nun aber ist Christus von den Toten auferweckt worden als der Erste der Entschlafenen.“ (15,20) Das ist der Angelpunkt der Welt! Und es ist wahrlich würdig und recht, unsere Zeitrechnung danach auszurichten, sie mit Erscheinen des Retters in unserer Welt neu beginnen zu lassen.

Nun leben wir in einem Land, in dem diese Botschaft seit Jahrhunderten erklingt, und so besteht die Gefahr, daß wir sie zu selbstverständlich nehmen und ihre revolutionäre Bedeutung nicht mehr wahrnehmen. Damit würden wir zugleich den Tod verharmlosen und so tun, als wäre nichts klarer, als daß unsere unsterbliche Seele irgendwie weiterexistiert. So zu denken wäre allerdings kaum christlich, denn die Bibel weiß sehr wohl, daß der Tod die größte Katastrophe ist, die in die Welt gekommen ist und daß Gott ihn nicht gemacht hat. Im Tod wird alles, was zusammengehört, getrennt, und diese Trennung ist ein Übel, das man nicht herunterspielen darf. Die Seele trennt sich vom Leib, und der gestorbene Mensch wird seinen lieben Freunden und Angehörigen entrissen, denen es kein Trost ist, wenn sie erfahren, daß der Verstorbene als Seele irgendwo herumgeistert. – Nein, der Tod ist nicht harmlos, er ist schlimm, sehr schlimm.

Und dann hören wir: „Da durch einen Menschen der Tod gekommen ist, kommt durch einen Menschen auch die Auferstehung der Toten.“ (15,21) Wir wissen, was gemeint ist: Adam, der erste Mensch hat gesündigt und wurde deshalb aus dem Paradies vertrieben; und seitdem müssen alle Menschen sterben. Aber das möchten wir gerne verstehen: Warum ist der Tod die notwendige Folge der Sünde? – Das ist offenbar so, weil die Sünde nicht harmlos ist, nicht nur ein kleiner Schönheitsfehler, den man leicht retuschieren kann. Die Sünde ist vielmehr ein Bruch mit Gott und dem anderen Menschen. Wer sündigt, sagt im Grunde: „Ich will nicht dienen. – Ich will wohl bedient werden, aber ich will mich für andere nicht einsetzen, nicht für sie da sein.“ – Wer so denkt und handelt, für den ist die Gemeinschaft mit Gott sogleich zu Ende, der fliegt aus dem Paradies raus. Aber auch die zwischenmenschliche Gemeinschaft wird durch die Sünde verletzt, die Sünde begründet unter den Menschen eine Hackordnung, ein Hauen und Stechen, ein Gieren und Neiden, ein Lügen und Betrügen. In so einer Unordnung kann der Mensch es keine Ewigkeit aushalten, da ist der Tod tatsächlich eine Gnade, er befreit aus dem Netz der Sünde und beendet die Ungerechtigkeit.

Aber der Tod ist eben auch Ende und insofern ein Übel, eine Strafe. Denn eigentlich soll es kein Ende geben, alle Liebe will Ewigkeit, will tiefe, tiefe Ewigkeit. „Da durch einen Menschen der Tod gekommen ist, kommt durch einen Menschen auch die Auferstehung der Toten.“ Christus hat die Sünde und den Tod besiegt, indem er selbst den Tod erlitten und dadurch von innen her überwunden hat. Er ist der Erste der Entschlafenen und darum ist er unser König. Darum gibt es das heutige Fest Christkönig.

Was folgt daraus für uns? Wer dies im Glauben weiß, und das tun wir alle, der kann ein anderes Verhalten an den Tag legen als diejenigen, die es nicht wissen, die glauben, daß mit dem Tod alles aus ist. Vielleicht ist der Glaube bei dem einen oder anderen manchmal schwach, aber dann wird er vom Glauben der anderen getragen. Denn keiner muß alleine glauben. Wer also zusammen mit den anderen Christen weiß, daß der Tod nicht das Ende ist, der muß keine Angst mehr haben, etwas in diesem Leben zu verpassen. In der Ewigkeit kann man nichts verpassen, da ist das Leben in Fülle. (Vgl. Joh 10,10)

  • Die Liebe, die wir alle in uns haben, hat dann auch ein viel stärkeres Motiv, sich gegen den gleichfalls in uns wohnenden Egoismus durchzusetzen. Es lohnt sich, den Kampf gegen das Böse zu führen, denn Christus führt die Sache des Guten unfehlbar zum Sieg. Und zu dieser Sache des Guten gehören die Werke der Barmherzigkeit, von denen das Gleichnis spricht, die guten Werke für unsere geringsten Brüder und Schwestern, mit denen Christus sich identifiziert.

  • Durch den Glauben an die Auferstehung werden wir ferner angeregt, unserem Erlöser dankbar zu sein und überhaupt aufmerksam und dankbar zu werden für die vielen Dinge, die uns geschenkt sind.

  • Und schließlich können wir schon in diesem Leben anfangen, mit Jesus Christus, in Gemeinschaft zu leben, ja in Freundschaft. Hier in der Eucharistiefeier schenkt sich uns der Herr und teilt sich uns mit, bietet uns seine Gemeinschaft an im Zeichen von Brot und Wein. Das kann er, denn er ist auferstanden und stirbt nie wieder. Gelobt sei Jesus Christus!

4. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2004)

Liebe Gemeinde!

Die Kreuzesinschrift hat, so wie dasteht, sie damals im Grunde nur ein höhnisches Lächeln hervorrufen können – angesichts der mit der Vorstellung eines Königs hervorgerufenen Erwartungen im Kontrast zur sichtbaren Wirklichkeit.

Man hatte erwartet und erwartet es auch heute noch, daß der Messiaskönig mit göttlicher Macht auf dieser Welt Ordnung schafft. „Bist du nicht der Messias? Dann hilf dir und uns!“ – „König der Juden“, das war ein Wort beißenden Spotts, der sich über ihn ergoß, über einen gedemütigten Menschen, der einerseits gefährlich erschienen war und andererseits als hoffnungsloser Utopist angesehen wurde.

War es eine bloße Utopie, die Jesus verkündete und für die er am Kreuz starb? Kann man von der Herrschaft Gottes sprechen, wenn sich nichts ändert? – Unmißverständlich sagt Jesus: „Mein Königreich ist nicht von dieser Welt.“ Das Gottesreich seines Vaters hat andere Gesetze als irdische Gesellschaften. Jesus hat keinen Anspruch auf ein irdisches Reich erhoben und auf irdische Mittel verzichtet. Zeitlebens hat er der Versuchung widerstanden, seine göttliche Macht einzusetzen, um sich den Weg zu unserer Rettung leichter zu machen. Als ihn eine jubelnde Schar zum Brotkönig machen wollte, da ist er geflüchtet. (Joh 6,15) Weder durch Gewalt noch durch äußere Attraktionen wollte er die Menschen ins Gottesreich führen. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Allein durch seine Güte und Liebe will er die Menschen an sich ziehen, denn anders kann er ihren freien Willen nicht bekehren.

Bis heute wird ein Skandal darin gesehen. Denn diese Art des göttlichen Wirkens kommt ganz ohne Gewalt aus, ja ohne jede Gegenwehr. Sie macht sich angreifbar, schwach, wehrlos, ohnmächtig. Darum kann sie so grausam mißachtet, verletzt und verstümmelt werden bis dahin, daß die göttliche Herrlichkeit völlig unsichtbar geworden ist. Aber voll Nichtliebe denken wir meistens: Na ja, von mir aus kann der Messias ja mit sich machen lassen, wie er will. Soll er doch am Kreuz sterben! Aber mir kann er das nicht zumuten! Wenn mir was passiert, dann muß er eingreifen, dem Bösen wehren und mich retten.

Heißt er denn nicht der Retter? Der Messias hat doch göttliche Macht und Kraft, oder? Doch wenn wir genau ins Neue Testament schauen, stellen wir fest, daß das Wort „Retter“ gerade in Situationen der tiefsten Ohnmacht Jesu gebraucht wird. So fällt in die größte Armut des Geschehens von Bethlehem das Wort vom Retter: „Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren, er ist der Messias, der Herr“ (Lk 2,11). Den Menschen retten bedeutet, die Herrschaft Gottes auf dieser Welt wiederherzustellen. Wo Gott herrscht, da wird der Mensch heil. Jesus hat bei den Verachteten und Bedeutungslosen angefangen, die Herrschaft Gottes wieder aufzurichten.

Besonders Lukas zeigt uns Jesus als den Retter all derer, die von allen anderen im Stich gelassen wurden, nämlich der Armen, der Zöllner und Sünder. Irdische Macht kann sie aussondern, bestrafen und zur Ordnung zwingen. Aber heilen und retten, von Schuld befreien und die Menschenwürde zurückgeben, das kann nur der Heiland der Welt, der die Herzen zu ändern vermag.

Der eine Schächer am Kreuz hat ihn als Retter aus tiefster innerer Not erkannt. Alles hat er verloren: seine Ehre, seine Menschlichkeit, sein Leben. Gerade er aber bezeugt, daß dieser Jesus neben ihm Macht wie kein anderer hat. Dieser kann die Tore auftun in ein neues und herrliches Reich. Dieser machtlose Herr am Kreuz offenbart ihm denn auch seine verborgene Macht: „Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein!“

Wer sich seiner Verlorenheit bewußt ist wie dieser Verbrecher, findet in dem machtlosen Jesus am Kreuz den mächtigen Retter. Jesus nimmt den Menschen zwar ihr Kreuz nicht ab. Er hat ja auch den Verbrecher nicht vom Kreuz heruntergenommen. Aber er leidet mit ihnen und macht ihnen so den Weg zu seiner Liebe leichter. Dieser Weg ist der Glaube, mit dem sich der Mensch rückhaltlos in Gott und seine Liebe fallen läßt.

Wo immer Christen den Weg der Liebe zum andern gehen, nach diesem „königlichen Gesetz“ leben, da bauen sie an dieser Königsherrschaft mit. Dieses Gesetz wird sie drängen, die Maßstäbe der Gottesherrschaft auch im öffentlichen und gesellschaftlichen Leben zur Geltung zu bringen.

Die Stichworte, die wir heute nach Hause mitnehmen können, sind Güte und Liebe. Am Freitag haben wir das Fest der hl. Elisabeth gefeiert. Diese Frau hat uns vorgemacht, wozu der Mensch fähig ist, der von der Liebe und Güte Jesu ganz ergriffen ist. Alles, was sie an Besitz hatte, und ihre ganze Kraft hat sie eingesetzt für die Armen ihrer Zeit und die Kranken. Und was mußte sie alles an Enttäuschung und Undankbarkeit einstecken! Dennoch gab sie nicht auf, weil Christus ihr König und ihre stetige Kraftquelle war. Solche Heiligen brauchen wir auch heute, und wir sollten uns daran erinnern, daß wir alle zu solcher Heiligkeit berufen sind. Hier bauen wir uns unseren Himmel oder unsere Hölle – je nachdem, ob wir der Liebe Raum geben oder der Gleichgültigkeit. „...Dann hat Gott unter uns schon sein Haus gebaut, dann wohnt er schon in unserer Welt, ja dann schauen wir heut schon sein Angesicht in der Liebe, die alles umfängt.“

5. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder!

Ein Pfarrer ging eines Sonntags im Moor spazieren. Und wie es kommen musste, verlief er sich prompt und begann, langsam einzusinken. Da kam ein Taxifahrer vorbei und fragte: «Kann ich Ihnen helfen?» Worauf der Pfarrer meinte: «Nein, mir hilft schon Gott!». Wenig später, der Pfarrer war bereits bis zur Hüfte im Moor, kam erneut ein Taxifahrer vorbei. «Kann ich Ihnen helfen?» Worauf der Pfarrer wiederum antwortete: «Nein, mir hilft schon Gott!». Es dauerte nicht lange, und der Pfarrer steckte bereits bis zum Hals im Morast, als wieder ein Taxifahrer anhielt. «Kann ich Ihnen helfen?» - «Nein, mir hilft schon Gott!».
Wenig später, direkt, nachdem er starb, erschien der Pfarrer am Himmels- thron und beschwerte sich. «Lieber Gott, jetzt habe ich ganz und gar auf Deine Hilfe vertraut, und Du lässt mich im Stich!» Worauf der liebe Gott antwortete: «Ich habe Dir nicht geholfen? Ganz im Gegenteil! Ich habe Dir immerhin dreimal ein Taxi vorbei geschickt!»

Ein Missverständnis. Und zwar ein folgenschweres Missverständnis!

Christkönig - das heutige Fest - vielleicht ebenso missverständlich. Denn genauso haben die Spötter am Kreuz Jesu Königsherrschaft missverstanden. «Wenn Du der König der Juden bist, dann hilf dir selbst!» Was für ein Gott ist das denn auch, der die Welt erschaffen haben soll, aber vor ein paar römischen Soldaten kapitulieren muss. Anscheinend widerlegt das Kreuz, an das unser Gott geschlagen wurde, jeden Glauben an Gottes Allmächtigkeit. Wenn sich irgendwo die Ohnmacht zeigt, dann am Kreuz.

Ich habe gerade mit ein Jugendlichen Besinnungstage hinter mir. Und im Laufe der Gespräche kam genau die gleiche Einsicht zu Tage: Wenn es soviel Leid auf der Welt gibt, dann kann es doch keinen Gott geben. Er ist doch für unseren Schutz zuständig! Wenn es also einen Gott gibt, dann ist er ein Versager. Oder es gibt ihn nicht.

Die gleiche, einleuchtende Vermutung, vor zweitausend Jahren und auch heute. Sie liegt ja auch so nahe.

Aber im gleichen Evangelium von der Ohnmacht Jesu offenbart sich seine wirkliche Macht. Dort am Kreuz zeigt er in einem Satz etwas von seiner überragenden Herrschaft, die kein Mensch für sich beanspruchen könnte: «Amen, ich sage dir, heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.»

Hier zeigt sich die Herrschaft Gottes: Nicht für unsere Wohlfahrt ist er zuständig, sondern für unseren Weg zum Himmel. Er ist der Gott, der uns Schutz verspricht. Aber nicht den Schutz vor Krieg, Not und Gewalt - denn das liegt schließlich in unserer Freiheit, die er uns nicht nehmen will. Sondern Gottes schützende Hand breitet er über unsere Seelen aus. Dort verspricht er, bei uns zu sein. In aller Not, in aller Gefahr nicht zu verzweifeln, die Liebe nicht zu verlieren, den Glauben nicht zu verlieren. Und welche Wunder geschehen da, seit Jahrhunderten, auch heute noch, hier, mitten unter uns, mitten in Halverde!

Jesus ist ein König, das sagt er selbst. Und er hätte auch durchaus die Macht, vom Kreuz herabzusteigen. Er ist nicht ohnmächtig, nur weil er sich nicht wehrt. Seine Macht ist nicht darauf gerichtet, den Menschen die Möglichkeit zur Gewalt zu nehmen, sondern in den Seelen den Willen zum Guten zu stärken.

Das Wunder, das Gott vollbringt, besteht nicht darin, dass er uns aus dem Sumpf errettet wie bei Seinem Gang über den See Genezareth. Das gilt übrigens nicht nur für Pfarrer, die im Moor spazieren gehen. Gottes Wunder besteht vielmehr darin, dass er Menschen bekehrt, sich zur liebenden Sorge um die Mitmenschen aufzuschwingen. Und das gilt nicht nur für Taxifahrer.

Amen.

6. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben!

„Tauft sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Der auferstandene Herr trägt dies den Jüngern als letztes im Matthäusevangelium auf. Er gibt der Kirche den Auftrag, alle Menschen, die sie zu erreichen vermag, auf das Zeichen der Dreifaltigkeit Gottes hin zu taufen. Am letzten Sonntag haben wir 7 Kinder in diesem Namen in unsere Kirche aufgenommen. Diese Kinder wurden mit diesem Siegel bezeichnet. Ein Siegel macht deutlich, wem das bezeichnete gehört. So soll der getaufte Mensch wissen, daß er diesem dreifaltigem Gott gehört und sich nach dessen Leben und Vorbild verhalten soll.

Doch gerade diese Dreifaltigkeit erscheint uns oft als ein tiefes undurchschaubares Geheimnis: wie soll man sich nach etwas ausrichten, was man kaum versteht? Dabei ist es gar nicht so schwer: Die Dreifaltigkeit ist die Art, in der Gott sich der Welt hat bekannt machen wollen: er ist unser Vater, der uns so sehr geliebt hat, daß er seinen Sohn für uns dahingab und uns überdies seinen Geist schenkte, damit wir Gott als die grenzenlose Liebe erkennen können.

Wir können Gott erkennen. Es ist, wenn man die christliche Wahrheit kennt, einfach falsch zu sagen, der Mensch sei unfähig, Gott zu erkennen. Jeder Mensch, der einsieht, daß die weltlichen Dinge sich nicht selbst gemacht haben, hat bereits eine Ahnung von der Existenz Gottes. Desweiteren hat Gott sich in seinem Sohn geoffenbart. Er hat uns sein Antlitz gezeigt, er hat uns sein Wort, sein beispielhaftes Leben gegeben. Und mehr noch: Gott gewährt uns nicht nur diesen Blick auf ihn von außen, sondern er läßt uns sogar in sein inneres Wesen hinein schauen. Paulus sagt, daß nur der Geist Gottes das innere Gottes kennt. Und dieser Geist ist uns ins Herz gegeben, damit wir erkennen, was uns von Gott geschenkt worden ist. Wenn wir den Geist annehmen, der uns in der Taufe und Firmung geschenkt worden ist, dann werden wir erkennen, so sagt es die heutige Lesung, daß wir Söhne Gottes des Vaters sind. Der uns geschenkte Heilige Geist läßt uns erkennen, daß wir zu Gott Abba, Vater rufen dürfen. „So bezeugt der Geist selber unserem Geist, daß wir Kinder Gottes sind", so schreibt Paulus. Und diesen Satz halte ich für wichtig. Wir können das Geheimnis des Dreifaltigen Gottes nicht mit unserem Geist begreifen, der ist dafür viel zu klein.

Augustinus

Augustinus hat es einmal mit folgender Geschichte deutlich gemacht: Er ging am Strand entlang und sah einen Jungen, der mit seiner Schaufel ein Loch in den Sand buddelte. Er fragte ihn, warum er das täte. Der Junge antwortete, er wolle das Meer darin fangen. Augustinus ging dabei auf, wie unmöglich es für den menschlichen Verstand ist, Gott in seiner unendlichen Größe zu begreifen. Wir vermögen Gott nicht mit unserem Geist zu fassen, aber wir haben Gottes Geist empfangen, der uns Anteil an ihm schenkt. Sein Geist bezeugt unserem Geist, daß wir Kinder Gottes sind.

„Sind wir aber Kinder, dann auch Erben;" Und in Christus sind, so schreibt Paulus an anderer Stelle „alle Schätze der göttlichen Weisheit und Erkenntnis verborgen." So werden wir also auch Miterben all dieser Reichtümer, die nicht irdische Schätze, sondern Schätze der ewigen Liebe sind. In Christus, in seinem Leben können wir Schätze entdecken, die nicht so vergänglich wie die irdischen verrostenden und von Motten zerfressenen Güter sind. Sondern in Christus entdecken wir Schätze, wie sie sich der Mensch ersehnt. Schätze, Werte, die von Ewigkeit sind. Uns durch den Geist, der in uns ist, offenbart. Gott enthüllt uns das Wesen Gottes als die unendliche Liebe. Und das ist weit mehr, als was die anspruchsvollste menschliche Sehnsucht sich zu wünschen vermag.

„Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes." Amen.

7. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben

Für den heutigen Festtag hat das Jahr 1925 eine große Bedeutung. Der grausame 1. Weltkrieg war gerade vorbei. Die Monarchien verlieren ihre Macht. Reichspräsident Ebert stirbt, Hindenburg wird sein Nachfolger. Deutschland leidet unter der teilweisen Besatzung und den Reparationsabgaben. Die Inflation ist gerade überwunden, doch schon tritt eine neue Wirtschaftskrise ein mit Arbeitslosigkeit und Armut im Gefolge. Die Weimarer Republik steht auf wackeligen Füßen. Nationalistische, juden- und fremdenfeindliche Tendenzen greifen um sich.

Mitten in dieser chaotischen Zeit führt Papst Pius XI das Christkönigsfest ein. In einer Phase der Geschichte, wo das Königtum politisch gerade abgeschafft bzw. entmachtet wird. Typisch Kirche?! Ewiggestrig, gegen den Strom der Zeit? Ein Zeichen gegen die aufkommende Demokratie? Wohl kaum. Nicht kirchenpolitische Aspekte spielen hier die entscheidende Rolle, sondern es ist hier wichtig, wer in unserer Kirche an oberster Stelle steht: Christus. Er ist unser König. Er braucht nicht, wie all die anderen Monarchien abgesetzt werden, weil er sich von den anderen Monarchien durch eine gerechte Königsherrschaft auszeichnet. Bei seinem Regiment gibt es keine Fehler und Defizite, wie sie unser Kanzler vergangene Woche für seine Regierung eingeräumt hat.

Das Königtum Christi ist anders als die irdischen Regierungen. Im Evangelium ist die Rede davon, daß er mit seiner Macht als König kommt. Es ist vom Jenseits, vom Paradies die Rede. Sein Königtum ist also ewig, es geht über die Erdenzeit hinaus. Deswegen auch am Ende des Kirchenjahres. Sein Königreich hat kein Ende. Das ist das Eine. Aber es ist nicht nur aufs Jenseits bezogen. Die Lesung spricht ganz deutlich davon, daß Christi Königtum schon hier auf Erden, in unserer Zeit angebrochen ist. "Vers 20" Durch diesen Tod am Kreuz hat er im Himmel und auf Erden Frieden gestiftet. Wir sind "aufgenommen in das Reich seines geliebten Sohnes." Aufgenommen in das Königtum Gottes. Nicht erst nach unserem Tod, sondern schon jetzt. Jeder einzelne von uns ist Teil davon. "Er hat uns fähig gemacht, (bevollmächtigt,) Anteil zu haben am Los der Heiligen." Die Heiligen, die hier auf Erden vorbildhaft gelebt haben. Wir haben durch die Taufe und die Firmung die Fähigkeit, auch so zu leben. Jeder von uns kann ein Heiliger werden, hat die Fähigkeit dazu, die natürliche Veranlagung dazu, die Grundausstattung dafür mitbekommen. Wir sind diejenigen, durch die Christus heute sichtbar wird. "Er (Christus) ist das Haupt des Leibes, der Leib aber ist die Kirche." Die Kirche ist der Leib, der uns zusammenhält, jeder einzelne von uns ist ein Glied daran, jeder ganz anders, mit seinen von Gott gegebenen Talenten. Aber unser Haupt, unser Kopf, unser König ist Christus. Damals zu Pauli Zeiten, als dieser Brief an die Kolosser geschrieben wurde, in der chaotischen Zeit von 1925, wo dieses Christkönigsfest entstand, und auch heute.

In der Präfation, dem Eingangstext zur Eucharistiefeier jetzt gleich heißt es, daß sein Königreich sich in der Wahrheit verwirklicht, in dem Leben, der Heiligkeit, der Gnade, der Gerechtigkeit, der Liebe und in dem Frieden verwirklicht. Das Reich des Christkönigs wird also da deutlich sichtbar, wo wir uns von den irdischen Herrschern und Führern frei machen, von dieser Finsternis in der Welt befreien, entreißen, wie es in der Lesung hieß, Zivilcourage beweisen und für diese christlichen Werte eintreten: Wahrheit, Leben, Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

8. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder,

Schauen sie sich heute einmal mit mir unser Kreuz an. Was seht ihr dort? Christus am Kreuz, tot, aber eine Krone auf dem Kopf, nicht nur eine Dornenkrone, sondern eine richtige Krone. Wer hat normalerweise sonst nur eine Krone auf? Papa, Mama? Ein König. Richtig, und genau das feiern wir hier heute, am heutigen Sonntag: Christus als unseren König. Heute ist Christkönigssonntag. Aber ist doch schon komisch, wenn der Künstler sagen wollte, daß Jesus ein König ist, was fehlt ihm hier noch alles? Ein Thron, ein Schloß, kostbare Gewänder, viel Gold und all sowas. Hat der aber gar nicht. Statt dessen hängt er tot am Kreuz. Das scheint sich ja zu widersprechen, das paßt doch gar nicht? Er ist tot und fast ganz nackt, und hat trotzdem eine richtige Krone auf, wie ein König.

Genauso einen Widerspruch finden wir ja auch darin, daß wir das Königsfest gerade heute feiern, im toten Novembermonat: Die Natur stirbt ab, die Bäume verlieren die letzten Blätter, es wird immer kälter, die Sonne versteckt sich immer mehr. Alles scheint zu sterben. Das ist doch keine schöne Zeit, um ein Königsfest zu feiern! Wir sollten es vielleicht so wie die Königin von England machen, die hat auch in dieser kalten Jahreszeit Geburtstag und feiert erst im Sommer, wenn es draußen schön warm ist, dann kann man eine Königin oder einen König auch viel besser feiern, so mit Festumzug, marschierenden Soldaten oder ganz vielen Meßdienern oder so. Wir Christen feiern unseren König statt dessen mitten im November. Sogar ganz am Ende des Kirchenjahres, in einer Zeit, wo scheinbar alles zu Ende geht, wo der Toten gedacht wird: Allerseelen, Totensonntag, Buß- und Bettag.

Die Antwort auf all diese merkwürdigen Zusammenhänge erfahren wir aus den heutigen Lesungen: Gott ist nämlich kein normaler König, so wie die Königin von England, sondern er ist "der Herrscher über die Könige der Erde", er ist also noch viel mächtiger als die. Er hat die "Macht über alle Ewigkeit". Er ist "das Alpha und das Omega", das sind die ersten und letzten Buchstaben des griechischen Alphabetes, in dem das Neue Testament geschrieben ist, Gott ist also Anfang und Ende. Unser Gott, der selber gestorben ist, hat dieses Ende, den Tod besiegt, er hat Macht über Leben und Tod hinweg. Er ist "der ist, und der war und der kommen wird." Gottes Königtum ist nicht von dieser Welt. Gott hat Macht über den so schrecklichen Tod hinaus. Deswegen das Christkönigsfest am Ende des Kirchenjahres, in diese Zeit, wo der Toten gedacht wird. Es soll uns zeigen, jetzt, wo alles scheinbar zu Ende geht, wo vieles stirbt, da läßt er uns nicht alleine, da kann er uns auch begleiten, er, der selbst den Tod durchlitten hat, und ihn besiegt hat. Da kann solch ein Kreuz Zeichen des Lebens werden, indem es wieder erblüht, kein totes Holz, wie ich ihnen ja schon bei meiner Antrittspredigt erklärte, sondern eins, das lebt. Oder auch das Zeichen der Krone, die von der Macht Gottes über den Tod hinaus zeugt.

Christus ist der Herr über Leben und Tod, der Herrscher, der König der Schöpfung, aber damit nicht genug.

Christus hat "uns zu Königen gemacht und zu Priestern vor Gott, seinem Vater." Jesus Christus hat uns zur Nachfolge gerufen. Nicht nur der Pfarrer und der Kaplan, sondern jeder von Ihnen ist mit der Taufe und im besonderen nochmals mit der Firmung zum Priester, Propheten und zum König berufen. Wir brauchen für unseren Glauben nicht in den Tod gehen, aber jeder von uns ist Seelsorger, wie ein Priester, wenn er den Nachbarn oder die Mama tröstet, ein offenes Ohr für den Nächsten hat. Jeder kann Zeugnis ablegen, wie ein Prophet, wenn es in der Kneipe, im Freundeskreis oder bei der Arbeit um den Kirchgang oder dem letzten Schreiben des Papstes geht. Und jeder von uns trägt Verantwortung für die Kirche, für unsere Gemeinde, so wie ein König Verantwortung für sein Volk hat.

Christus ist der Herrscher, der König über den Tod hinaus und er hat uns zu Königen auf diese Welt bestellt. Nehmen wir diese Verantwortung war.

9. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder,

„Liebe und tu, was Du willst!" So lautet ein Wort des heiligen Augustinus, eines großen Kirchenlehrers des 4. Jahrhunderts. Liebe nur, alle andere ist vollkommen egal. Gott liebt uns so wie wir sind, daher brauchen wir nichts weiter zu tun, als diese Liebe zu erwidern. Alles andere ergibt sich von selbst. Gott hat uns seine große Liebe am Kreuz erwiesen, hat sich für uns ganz hingegeben, und lädt uns jeden Sonntag aufs Neue ein, mit ihm diese Liebe zu feiern, hier im Gottesdienst, zu dem wir uns versammelt haben. Hier möchte er uns erneut seine Liebe, seinen Leib schenken, möchte uns nahe sein. Wir, die wir solch eine große Liebe empfangen haben, jeden Sonntag aufs Neue erwiesen bekommen, jeden Tag neu seine Liebe geschenkt bekommen, uns von seiner Liebe getragen wissen dürfen, wir können daher auch diese Liebe weiter schenken. Das, was wir empfangen haben und täglich neu empfangen weitergeben. Lieben, weiter brauche ich nichts zu tun. Ich brauche keinen Katechismus auswendig zu lernen, ich brauche nicht die 10 Gebote jeden Tag krampfhaft überprüfen, wenn ich den Grundsatz kapiert habe und umsetze. Jesus selbst hat es einmal so zusammengefaßt: „Liebe Gott und deinen Nächsten wie dich selbst."

Klingt doch viel besser und leichter als das heutige Evangelium! Nur - der Inhalt ist exakt der Gleiche! Im Gericht des Evangeliums wird nichts anderes erwartet, als genau diese Liebe. Die Liebe am Nächsten: am Hungrigen, Durstigen, Fremden, Obdachlosen, Nackten, Kranken und am Vorbestraften. Die Zuwendung an diese Menschen ist die Liebe, die Jesus von uns erwartet. Die Liebe an diesen Geringen, die uns nicht viel mehr als ein Dankeschön geben können, vielleicht auch dazu nicht in der Lage sind, und unsere Liebe nur als selbstverständlich annehmen oder gar ablehnen, diese Liebe ist gemeint. Nun wird vielleicht klar, dass der Satz zu Beginn: „Liebe und tu, was Du willst" zwar einfach klingt, aber gar nicht so einfach umzusetzen ist. Die Liebe, die Augustinus hier anspricht, ist nämlich genau die von Jesus geforderte: Liebe Gott und deinen Nächsten wie dich selbst. In unserer heutigen Zeit steht allerdings die Liebe zu sich selbst im Vordergrund. Ganz oft hört man bei der Frage nach Mittun in der Gemeinde die Gegenfrage: „Was hab ich davon? Was bringt mir das?" Die Frage ist ja durchaus berechtigt, nur läßt sich dieser vorhandene Aspekt des Engagements meist nicht so schnell und leicht erläutern. Die neuen Freundschaften, die persönliche Reifung durch die Erfahrung von Leitung ist nicht so schnell greifbar. Während der zweite Aspekt der Aufgabe deutlicher auf der Hand liegt: der Dienst am Nächsten, das Engagement für Andere. Und darin wird dann nicht so leicht die Motivation gefunden. Immer ich, die anderen sollen erst einmal was tun, .... Dieses Handeln aus Liebe am Nächsten fällt oftmals schwer. Von daher wird es beim Gericht zu dieser Unterscheidung kommen. Es wird vor Jesus Menschen geben, die die Liebe, die er ihnen geschenkt hat, nicht erwidert haben, nicht weiter geschenkt haben. Folgt nun daraus unabänderlich das Gericht?, die unbarmherzige Strafe, das ewige Feuer?

Nein, denn Christus ruft uns mit diesem Gleichnis zur Umkehr auf, er will uns eindringlich ermahnen, diese Liebe weiterzugeben. Aber er weiß genau, daß wir fehlbar sind, nur Menschen sind, und daher reicht das Weitergeben der Liebe allein nicht aus. Wenn wir nur auf die Liebe angewiesen wären, wäre das Himmelreich wohl nur einigen wenigen ermöglicht, wie z.B. der heiligen Elisabeth von Thüringen, derer wir gestern gedacht haben. Sie hat die Liebe in der Weise Christi gelebt und sich dadurch das Himmelreich verdient. Hab und Gut hat sie einfach für die Armen hingegeben und schließlich Ihnen ihr ganzes Leben geweiht. Nur die meisten von uns werden wohl nicht mit Vergleichbarem aufwarten können und sind daher auf die Gnade Gottes angewiesen.

Und das ist eben der entscheidende Punkt, der hinzukommt: wo die Liebe, die von uns erwartet wird, nicht ausreicht, da hilft der Glaube weiter. Wo nicht Gott und der andere im Mittelpunkt unseres Denkens stehen, sondern zuerst einmal wir selbst und dann lange gar nichts, da wo unsere Liebe an Gott, den Nächsten und an uns selbst nicht im richtigen Verhältnis steht, da hilft das Erbarmen Gottes weiter. Im Glauben kommen wir zur Überzeugung, dass das, was uns fehlt, durch Gottes Barmherzigkeit uns zugute kommt, so dass wir vor Gericht bestehen können. Er wird, wie wir es in der Lesung hörten, die verlorengegangenen Schafe suchen, die vertriebenen zurückbringen, die verletzten verbinden, die schwachen kräftigen. Das heißt doch für uns, dass wir da, wo wir die Liebe Gottes nicht so weitergeben können, weil wir verlorengegangen sind, vom christlichen Weg abgekommen sind, wo wir vertrieben worden sind: wo andere gesellschaftliche Zwänge uns von der reinen, vorbehaltlosen Liebe abgebracht haben, wo wir verletzt sind, wo unsere Liebe enttäuscht wurde, wo wir schwach geworden sind, keine Kraft mehr haben, Liebe zu schenken, da dürfen wir auf die Hilfe des Hirten, auf Gottes Gnade vertrauen. Dafür ist der Glaube da. Auf Gott vertrauen dürfen, auf Gott, der wie ein Hirte für uns da ist, wo wir, warum auch immer, auf Abwege geraten. Wir glauben an diese Liebe Gottes. Wir empfangen sie, und als Geliebte ist es uns dann überhaupt erst möglich sie weiterzugeben.

10. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder, wenn wir heute das Christkönigfest feiern, dann bekennen wir, das wir eigentlich nur einen König, d.h. nur einen politischen Herrscher anerkennen: Nämlich unseren Gott.

Unser Kanzler mag ja in vielen Bereichen etwas zu sagen haben - und weitestgehend handeln wir auch danach, weil es sonst Bußgelder geben könnte - aber eine Zuständigkeit über unser Leben wollen wir ihm nicht zugestehen. Das mag an unserem jetzigen Kanzler liegen, aber das gilt eigentlich grundsätzlich für jeden politischen Herrscher: Wir brauchen ihn, um unser gesellschaftliches Zusammenleben zu ordnen.

Aber die eigentliche Autorität, an der sich auch der Kanzler messen lassen muss, ist Jesus.

Und diesen eigentlichen Herrscher unseres Lebens stellen wir über alles, was es sonst an Autorität in dieser Welt gibt: Über Wissenschaftler, Fernseh-und Kinostars, über Manager und Wirtschaftsbosse und über Theologen und Pfarrer. Immer fragen wirkliche Christen, ob das, was diese irdischen Autoritäten sagen und tun, übereinstimmt mit dem, was Gott will. Der eigentliche König ist und bleibt Jesus.

So ein König ist eben anders als ein Kanzler: Er hat seine Zuständigkeit nicht nur in der Politik. Jesus ist auch der oberste Chef der Wirtschaftsbosse und Unternehmer, der Ärzte und Lebensschützer. Immer und überall stellt sich die Frage, ob hier die lebensbejahende Wirklichkeit unseres Gottes anerkannt wird. Ist das, was die Machthaber dieser Gesellschaft tun, ein Gewinn für Gottes Reich?

Da gibt es natürlich Leute, die sagen, sie brauchen keine oberste Autorität. Die meinen dann, sie wären unabhängig und freier in ihren Entscheidungen. Aber ist der Fernsehchef, der sein Programm nicht nach Werten sondern nach Quoten ausrichtet, freier und unabhängiger? Irgendetwas, so lehrt die Erfahrung, rutscht immer an die Stelle Gottes, wenn wir sie nicht Gott einräumen. Und meist wird dann aus einer guten Autorität ein Diktator: Das Diktat der Wirtschaftlichkeit, der Machbarkeit, der Mehrheitsfähigkeit - usw. Wer nicht Gott den Königsthron freihält, der gerät leicht in die Sklaverei - auch wenn er sich Freiheit gewünscht hat.

Und das gilt auch für unseren Alltag: Christus ist König, noch über allen Autoritäten - auch über die kleinen Autoritäten unseres Alltags: Entscheiden ist nicht, was Karl-Otto am Stammtisch so alles weiß (und der weiß oft eine ganze Menge); entscheidend ist nicht, was ich neulich in der Zeitung gelesen haben; entscheidend ist auch nicht, was ich bei meinem letzten Gespräch an der Gartenhecker über den Nachbarn von gegenüber gehört habe. Alles das muss sich messen lassen an der Autorität Jesu. Er ist der König auch von Halverde, nicht der Buschfunk oder Kaffeekranz. Ist das, was dort geschieht, ein Gewinn für Jesu Königreich?

Und noch wichtiger ist es, Jesu Autorität anzuerkennen in dem, was ich persönlich ganz für mich tue und denke. Ja, sogar meine Gedanken, die sonst niemand mitbekommt, müssen sich messen lassen an dem, was Gott sich wünscht. Meine Schüchternheiten genauso wie meine Begeisterung. Ist das, was ich denke, ein Gewinn für SEIN Königreich?

Diese dreifache Zuständigkeit des universalen Königs: Im Großen (in der Welt), im Kleinen (bei uns im Dorf) und im Geheimen (in meinem Herzen) macht das Leben eines Christen aus. Bin ich ein Gewinn für Gott?

Wahrscheinlich fällt unsere Antwort gemischt aus: Ja, ich bin schon ein guter Christ - aber leider nicht immer. Kein Problem: Es gibt noch eine vierte Zuständigkeit Jesu: Er ist der König der Vergebung, der Heiland der Welt und meines Lebens. Alles das, was sich mit SEINEM Willen nicht vereinbaren lässt, nimmt er von uns und trägt es selbst. Deshalb ist sein Thron das Kreuz geworden. Dort ist er für unsere Fehlerhaftigkeit gestorben und macht das gut, was wir in seinem Reich verdorben haben.

Gott sei Dank.

11. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder,

So spricht Gott, der Herr: "Jetzt will ich meine Schafe selber suchen und mich selber um sie kümmern!" - So spricht Gott durch den Propheten Ezechiel, voller Unmut über die weltlichen Herrscher der damaligen Zeit. Er steht nicht länger auf Seiten der König und Regierenden. Vielmehr kündet er an, selbst das Zepter in die Hand zu nehmen. Er wird einen König senden.

Auch jetzt gibt es ziemlich viel Unmut über die momentan Regierenden - allerdings hat Gott sich damals nicht über gebrochene Wahlversprechen geärgert oder neue Steuern. Er hat den Propheten Ezechiel zu der damaligen Regierung geschickt, weil diese gott-los geworden war.

Es ging dem damaligen Volk nämlich mehr um Macht, Geld und Ansehen. Gottesdienst, Nächstenliebe und die zehn Gebote waren nicht mehr so wichtig. Und das galt nicht nur für die Regierenden der damaligen Zeit: Mit dem König und dem Hofstaat hat sich im ganzen Volk Israel eine neue Werteordnung durchgesetzt: Selig macht, was Wohlbefinden schafft. Am besten ein guter Besitz.

Und das gilt auch für die heutige Zeit. Unsere Kritik an der Regierung zeigt ja auch, worauf es uns ankommt: Dass diese Regierung sowohl in der Frage der Massen-Abtreibung (mindestens ein Viertel aller Kinder in Deutschland werden abgetrieben), als auch in der verbrauchenden Embryonenforschung, in der Frage der Bioethik und vielen anderen wesentlichen Punkten nichts tut - oft sogar das Gegenteil vorhat - stört uns nicht. Aber wehe, die gehen an unser Geld, dann kippt die Stimmung, dann sinken die Umfragewerte; dann erst werden palamentarische Untersuchungsauschüsse eingerichtet.
Mit der Kritik Gottes in der heutigen Lesung, das eigene Volk sei gott-los geworden, sind also nicht nur die Regierenden angesprochen, sondern gerade auch wir.

Es wird Zeit, dass Gott sich seines Volkes selber annimmt und uns den König schickt, der sein Volk zu regieren beginnt. - Nun, Gott hat seinen König bereits geschickt, die Frage ist nur, ob wir uns auf dessen Regierungsprogramm einlassen wollen. Das ist nämlich noch radikaler als das von Herrn Schröder. Da geht es nicht nur darum, dass Steuern auf unseren Besitz erhoben werden: Da verlangt Jesus, dass wir unseren Besitz komplett in den Dienst am Nächsten stellen.
Dass wir Besitzende sind, ist keine Sünde. Einen Glückwunsch jedem, dem es gut geht. Aber: Eigentum verpflichtet; wir haben nichts, von dem was wir haben, für uns selbst.
Dieser König verlangt nicht nur, dass wir unser Geld geben, er verlangt unsere Zeit für den Nächsten. Er verlangt unser Gebet für die Sünder. Er verlangt, dass wir bereit sind, alles aufzugeben für einen fremden, den wir nicht kennen und nicht mögen, von dem wir nur wissen: Er ist in Not.

Wer von der Regierung Schröder in die Regierung Jesu überwechselt, kann vielleicht zu dem Schluss kommen, vom Regen in die Traufe gekommen zu sein. Jesus greift uns nämlich nicht nur ordentlich in die Taschen - er greift nach unserem Ich selbst.

Aber dafür kann keine weltliche Regierung das versprechen, was er uns verspricht: "Die Gerechten aber gewinnen das ewige Leben".

Und, unter uns, das ist kein Wahlversprechen. Das gilt immer.

Amen.

12. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder.

Der Satz: «Recht haben heißt noch lange nicht Recht bekommen» ist Ihnen sicher schon bekannt. Vielleicht ist es Ihnen auch schon passiert, dass sie bei einer bestimmten Gelegenheit übervorteilt wurden. Jemand anderes hat sich etwas genommen, dass rechtmäßig Ihnen zugestandenen hat. Wenn man dann keine Möglichkeit hat, sein eigenes Recht durchzusetzen, ist das schlimmste Gefühl das der Ohnmacht. Die Hilflosigkeit, zwar selbst korrekt gewesen zu sein, und trotzdem der Schlechtigkeit anderer ausgeliefert zu sein, ist unerträglich.

Nun leben wir gottseidank in einem Rechtsstaat. In anderen Ländern muss oft die Mehrheit der Menschen mit lebenslanger Rechtlosigkeit auskommen, vollkommen abhängig von den Launen der Machthaber, der Wirtschaftsbosse oder Großgrundbesitzer. Die Unerträglichkeit einer solchen Situation dauert dort ein Leben lang.

Wir haben bei uns fast immer die Möglichkeit, unser Recht einzuklagen. Das Amt eines Richters ist dafür eine Garantie. Je unabhängiger, sachlicher und strenger ein Richter, umso eher vertrauen wir uns ihm an, wenn wir unser gutes Recht erlangen wollen.

Gut - auch bei uns treibt das Rechtssystem manchmal seltsame Blüten, entstehen Gesetze, die gegen unser Gerechtigkeitsempfinden verstoßen. Aber im großen und Ganzen möchten wir doch lieber in unserem Land leben als im Sudan oder in Jemen.

Und obwohl Richter in unserer Gesellschaft hoch angesehene Personen sind, denen wir viel Vertrauen entgegen bringen, ist der Gedanke vom richtenden Gott aus unseren Gedanken, aus unserer Verkündigung und unserer Erziehung fast ganz verschwunden.
Ein Ausbilder im Priesterseminar Münster sagte einmal, dass das Lied: «Strenger Richter aller Sünden» das letzte unchristliche Lied im Gotteslob sei. Der Glaube an den richtenden Gott sei ketzerisch.

Liebe Schwestern und Brüder, Jesus Christus ist unser Heiland, Erlöser, Bruder und Freund. Mit dem heutigen Fest - Christus König - und dem Evangelium, in dem der Menschensohn sich auf den Richterstuhl setzt und die Menschen richtet, gerät aber auch diese andere Dimension in den Blick: Jesus ist König und Richter der Menschen.

Ein sehr tröstlicher Gedanke: Den Entrechteten wird zu Recht verholfen, die ungerecht Behandelten und Verleumdeten werden rehabilitiert. Wer Recht hat, wird auch Recht bekommen. Die Gerechtigkeit wird wiederhergestellt.
Gott behandelt uns so, wie wir die Menschen behandelt haben. Das gilt für den Ausbeuter, Sklavenhändler und den Kriegsherren genauso wie für den eiskalten Firmenchef und den lieblosen Eltern.

Davor brauchen wir keine Angst zu haben: Einen strengen Richter fürchtet nur der, der Dreck am Stecken hat. Und selbst der kann noch hoffen, denn der Maßstab an dem wir gemessen werden, ist ganz einfach:

«Alles, was ihr einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan!»

Amen.

13. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder, kennen Sie das Gloria? Meistens wird es bei uns im Gottesdienst nur als Lied gesungen, den jahrtausendealten Text, der den Gloria-Liedern zugrunde liegt, kennen heute nicht mehr viele; noch weniger kennen ihn auswendig. Vielleicht liegt es daran, dass im Gloria nicht von uns die Rede ist; von unseren Nöten, Bitten und Wünschen. Das Gloria handelt allein von Gott., und von seiner Anbetung. Das ist natürlich etwas langweilig.

- - - -

Adolf Hitler hatte seinen Landsitz auf dem Obersalzberg im Laufe der Jahre zu einer Art "Tempel" eingerichtet. Normalerweise war der gesamte Obersalzberg hermetisch abgeriegelt, wie ein "heiliger Bezirk," nur dem Führer und seinen Getreuen zugänglich. Aber zu bestimmten Zeiten durfte dann das gläubige Hitler-Volk in den inneren Bereich, um den Führer aus nächster Nähe zu erleben und ihm zu huldigen. Waren den Pilgern sonst nur Blicke aus größerer Entfernung auf diese kleine Heilsfigur möglich, so konnten an solchen Festtagen einige Auserwählte sogar zum Händeschütteln zugelassen werden.
Wahrscheinlich war dieser Ritus auch mit Musik, Schmuck, Fahnen und feinster Ausstattung geziert, so dass das fromme Nazi-Herze regelrecht in Verzückung geraten konnte. Der kleine Adolf ließ sich großartig zum Mythos erheben.

In der Nähe des Obersalzbergs, außerhalb dieser Kultstätte, gab es eine kleine Kapelle, an der sich jeden Sonntag die Gemeinde der Salzbergbauern versammelt und ihren Gottesdienst feierte. Der Pfarrer, der damals regelmäßig zum Gottesdienst in diese kleine Kirche kam, berichtete vor einiger Zeit, dass das Gloria, dass die Kirche seit 2000 Jahren betete, eine geradezu programmatische Aussage bekam.
"Wir loben Dich. Wir preisen Dich. Wir beten Dich an. Wir rühmen Dich und danken Dir, denn groß ist Deine Herrlichkeit. Herr und Gott, König des Himmels, Herrscher über das All... Du allein bist der Heilige, Du allein der Herr, du allein der Höchste, Jesus Christus mit dem Heiligen Geist zu Ehre Gottes des Vaters."

Liebe Schwestern und Brüder, in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts kam es in Mode, so genannte "politische Gottesdienste" abzuhalten, und auch heute fragen viele, wenn sie einen Gottesdienst vorbereiten wollen (oder sollen): "Was für ein Thema nehmen wir?" Dabei ist der Gottesdienst gerade in seiner Ausrichtung auf Gott hoch politisch, Thema genug. Wenn wir nur begreifen würden, was wir beten!

Vielleicht haben einige Christen in der frühen Hitler-Zeit nicht die Große Gefahr gemerkt, die sich da zusammenbraute. Wer aber im Angesicht der Hitler-Verehrung Gottesdienst gefeiert hat und mit Herz und Verstand für die Texte der Messe aufgeschlossen war, dem sind vielleicht die Augen früher aufgegangen als anderen.

So kann auch für uns Gottesdienst keine Weltflucht sein. Wer Gottesdienst feiert, mit Sinn und Verstand, mit Herz und Seele; wer sich Zeit nimmt für die Anbetung Gottes (kleiner Wink mit dem Zaunpfahl: Heute nachmittag ist dazu Gelegenheit), der ist wachsamer und sehender. Und vielleicht auch mutiger, an dieser Gesellschaft und ihren Kurs mitzuarbeiten.

Gottesdienst und Anbetung, liebe Schwestern und Brüder, sind unabdingbare Folgen, um diese Welt zu verändern. Das zeigt uns ein Blick in die Geschichte. Große Veränderungen gingen oft genug von großen Christen und Betern aus.

Natürlich haben auch Männer und Frauen, die weder Gottesdienst gefeiert noch gebetet haben, diese Welt verändert. Aber bei den meisten wünschen wir uns heute, sie hätten es lieber nicht getan.

Amen.

14. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder!

Das Christus-König-Fest ist noch keine so alte Einrichtung: Erst zu Beginn des letzten Jahrhunderts wurde es in den Kirchenkalender eingefügt, um angesichts der totalitären Systeme der damaligen Zeit die Antwort auf die Frage zu geben: Wer ist eigentlich der Herr dieser Welt?

Als Jesus vor Pilatus stand, hatten scheinbar die Römer und die herrschenden Juden die volle Macht über Jesus. Ganz sicher war Jesus kein König, kein Mächtiger, denn er starb ja am Kreuz. Und trotzdem sagt er von sich: Ja, ich bin ein König.

Scheinbar hatten am Anfang dieses Jahrhunderts, als das Fest Christkönig eingeführt wurde, ganz andere Kräfte die Macht in der Hand. Und doch hielten die Christen daran fest: Der eigentliche König ist und bleibt Jesus Christus.

Scheinbar haben auch heute ganz andere Kräfte die Macht auf ihrer Seite. Für viele ist es das Geld, das alle regiert. Für andere ist es die politische Macht, die Wirtschaft, die Banken oder einfach nur George Bush. Und trotzdem bleiben die Christen dabei: Jesus ist der eigentliche Herr.

Aber, und das gehört dazu: «Mein Königreich ist nicht von dieser Welt.» Er will nicht einfach sein Königreich gegen die Reiche dieser Welt setzen. Und so geht es auch beim Christkönigsfest nicht darum, allen Politikern und Staatsmännern das Vertrauen zu entziehen und nur noch Gott zu gehorchen. Es geht vielmehr darum, sich selbst zu fragen, nach welchen Maßstäben ich mich hier in dieser Welt eingerichtet habe.

  • Wer in unserer Welt als ein Großer und Mächtiger gelten möchte, der muss andere Menschen fest im Griff haben.

  • Im Königreich Jesu ist der ein Großer und Mächtiger, der muss sich selbst im Griff hat.

  • In unserer Welt zählt derjenige als ein König, der viele Menschen unter sich hat. Je mehr es sind, desto bedeutender ist er.

  • Im Glauben ist der ein König, der selber den Menschen dient. Dabei kommt es nicht darauf an, wie vielen er dient, sondern mit welcher Hingabe er es tut.

  • In der kommerziellen Welt gilt der als ein König, der sich gut verkaufen und vermarkten lässt. Ob als König der Popmusik, König der Volksmusik oder als ein Meister des Humors.

  • In der Welt unseres Königs ist selbst der wertvoll, der nichts mehr zu verkaufen hat, weil er von Gott geliebt wird; arm ist nur der, der ärmlich denkt, schlechtes tut und wenig liebt.

  • In der Welt der Politik ist der der wichtigste, der bei seiner Wahl die meisten Stimmen auf sich vereinigen konnte.

  • In der Welt Jesu ist der der Größte, der seine Stimme zum Lob Gottes einsetzt.

Das heißt nicht (wenn ich diese Gegenüberstellung mache), dass die Welt nur schlecht ist. Aber sie wird immer schlechter, wenn wir uns nicht darum bemühen, nach anderen Maßstäben zu denken und zu leben.

Das Königreich Jesu ist nicht von dieser Welt, weil die Maßstäbe, mit der Gott uns bemisst, vollkommen andere sind. Aber es ist letztlich das Reich, das alle anderen überdauern wird. Denn die einzige Macht, die nicht korrupt macht, ist die Macht der Liebe. Amen.

15. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder!

Zum Ende des Kirchenjahres feiern wir (bevor die eigentlich ruhige Adventszeit beginnt) noch einmal ein richtiges Fest: Das Christus-König-Fest. Was allein schon vom Titel her ziemlich triumphalistisch klingt, war wohl auch ursprünglich so gemeint: Wir haben keinen anderen König, was auch immer die Welt verehren möchte, als Jesus Christus.

Und dann - Schock! - so ein Evangelium: Jesus am Kreuz, verspottet und gedemütigt. Hätten man da nicht ein anderes Evangelium nehmen können? Das mit der Sturmstillung zum Beispiel: Jesus, der Herr der wilden Naturgewalten! Oder eines, wo er heilt, Wunder tut oder Brot vermehrt - das ist doch ein König! Oder ein Evangelium, wo er es den Pharisäern mal so richtig gibt - unser Held, Jesus!

Stattdessen: Jesus am Kreuz. Sterbend. Was soll das? Ist das ein Fest?

Liebe Schwestern und Brüder, ja, das ist ein Fest. Denn am Kreuz offenbart Jesus seine eigentliche Macht: Uns durch sein Leiden mit Gott zu versöhnen. "Ich sage Dir, noch heute wirst Du mit mir im Paradies sein!"

Wir haben es schon oft gehört, dass Jesus ein anderer König ist. Ein König der Herzen; ein König der anderen Welt. Aber so richtig gefallen tut es uns nicht; es will auch nicht so richtig in unser Herz hinein.

Wir müssen uns immer wieder zwingen, daran zu denken, dass die Werte dieser Welt nicht in allen mit den Werten der anderen, zukünftigen Welt übereinstimmen. Aber es gibt Gelegenheiten, bei denen wir etwas davon spüren:

  • in Momenten großen Glücks, wenn uns die Sorgen, die wir uns gestern noch gemacht haben, plötzlich vollkommen unbedeutend vorkommen.

  • in Moment der großen Not, wenn wir erkennen, dass wir mit all den Anstrengungen nur Vergängliches erreicht haben und nichts davon mehr geblieben ist.

  • Oder an der Nahtstelle zwischen dieser Welt und der kommenden Welt: Dem Sterbebett. Wenn wir zurückschauen und fragen, was uns denn wirklich wichtig gewesen ist.


Liebe Schwestern und Brüder, was glauben Sie, werden wir uns in den letzten Stunden unseres Lebens fragen? Ob wir nicht doch besser einen VW anstelle eines Opels hätten kaufen sollen? Ob ich nicht doch das Jobangebot hätte annehmen sollen? Ob ich alles richtig gemacht habe?

Ich denke, die Frage wird ein wenig anders lauten: Wie wird Gott sein? Wird er mich aufnehmen? Verzeiht er mir? Nimmt er mir übel, was ich alles gegen ihn getan habe?
Die Frage, ob ich Gott lieben kann, entscheidet sich aber nicht erst dann, wenn wir uns die Frage stellen; sie entscheidet sich schon jetzt. Wie ist Gott? Verzeiht er mir?

Nun, liebe Schwestern und Brüder, schieben Sie die Frage - vielleicht die einzige Frage, die wirklich in Ihrem Leben ein Gewicht hat - nicht weiter hinaus. Umgehen Sie sie nicht. Betäuben Sie sich nicht mit Arbeit. Verweisen sie nicht auf Pflichten, die Sie sich nur selbst auferlegt haben - die nicht Gottes Pflichten sind. Seien Sie mutig und schauen Sie in aller Ruhe Gott ins Angesicht: Lieber Gott, magst Du mich? So wie ich bin? Was muss ich ändern? Sagst Du es mir?

Trauen Sie sich. Haben Sie keine Angst vor diesen Fragen - viele Menschen fürchten sich davor. Und manche schämen sich.

Vielleicht fällt es Ihnen schwer, anderen gegenüber zu begründen, dass Sie gerne eine Stunde lang Gott diese Frage stellen möchten. Dann sagen Sie doch einfach, sie würden heute zur Betstunde kommen. Das ist ganz unverfänglich. Herzliche Einladung dazu. Amen.

16. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder!

Zum Ende des Kirchenjahres feiern wir (bevor die eigentlich ruhige Adventszeit beginnt) noch einmal ein richtiges Fest: Das Christus-König-Fest.

König – da denkt man an Hofstaat, Prunk, Thron, Krone, Garde – also an alles, was weltliche Macht symbolisiert.

Christus, der König – im Evangelium steht er aber alles andere als mächtig da. Er steht gefesselt vor Pontius Pilatus, er wird verhört und bald gekreuzigt werden. Das Evangelium des heutigen Sonntags werden wir an Karfreitag wieder hören, wenn die Passion nach Johannes verlesen wird.

Hätte man da nicht ein anderes Evangelium nehmen können? Das mit der Sturmstillung zum Beispiel: Jesus, der Herr der wilden Naturgewalten! Oder eines, wo er heilt, Wunder tut oder Brot vermehrt - das ist doch ein König! Oder ein Evangelium, wo er es den Pharisäern mal so richtig gibt - unser Held, Jesus!

Ich habe es eingangs erwähnt: Das Christkönigfest ist noch recht jung und wurde sozusagen den totalitären Regimes entgegengehalten.

Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. sagt Jesus im Evangelium. Die Logik seiner Macht ist nicht die Logik irdischer Macht.

In den Augen der Welt ist einer, der mit großer Militärmacht Völker in Schach halten, jederzeit zuschlagen und zerstören kann, ein Mächtiger. Macht und Gewalt ist in unseren Augen meist Macht, die zerstören kann.

Mein Königtum ist nicht von dieser Welt.
Jesu Macht ist eine andere. Sie zerstört nicht, sondern baut auf. Sie hat kein Vernichtungspotenzial, sondern Erlösungskraft.

Wer ist letztlich größer, stärker?
Der, der einen Porzellanteller mit einem Schlag zerdeppert, oder der, der die Scherben wieder zusammenkittet – mit viel Geduld und Liebe.
Der, der einen Streit anfängt, zuschlägt, oder der, der versöhnt und Ausgleich schafft – mit viel Geduld und Liebe.
Wer ist letztlich größer, stärker?

Die Welt – leider gerade die des Nahen Ostens – hat die Frage leider immer neu so beantwortet, dass die Zerstörungsmacht die eigentliche Stärke ist.

Die Welt ahnt aber auch insgeheim und wir spüren es angesichts der Gewalt im Großen und Kleinen, dass die wirkliche entscheidende Macht woanders liegt.

Mein Königtum ist nicht von dieser Welt.
Gott hat seine Allmacht nicht dadurch bewiesen, dass er die sündigen, bösen Menschen niedergemacht hat. Er hat seine Macht beweisen in Jesus Christus, der die Menschen mit Gott versöhnt hat, und der Vergebung und Erlösung schenkt, die aufbauen, aufrichten.

Papst Benedikt hat die eigentlichen Machtverhältnisse in seiner Predigt zu Beginn seines Pontifikates im April 2005 auf dem Petersplatz sehr schön beschrieben:
„Nicht die Gewalt erlöst, sondern die Liebe.
Der Gott, der Lamm wurde, sagt es uns:
Die Welt wird durch den Gekreuzigten und nicht durch die Kreuziger erlöst.
Die Welt wird durch die Geduld Gottes erlöst und durch die Ungeduld der Menschen verwüstet.“
Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. sagt Jesus.
Seine Macht ist deshalb auch nicht von dieser Welt, sondern ist stärker als diese Welt.
Sein Thron ist nicht golden und prächtig, sondern aus schlichtem Holz: Krippe und Kreuz.

Unser König liebt Dich, hat Geduld mit Dir. Er hat so heilende Macht über Dich, ohne Dich zu knechten.
Ihm untertan sein, ihm glauben, macht deshalb frei. Frei auch, um anderen mit Liebe und Geduld zu begegnen, damit sein Reich komme – wie wir es so oft beten.

17. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder!

Wenn wir an Christus-König denken und heute ihm zu Ehren ein Fest feiern, dann haben wir manchmal ein etwas ungutes Gefühl: So, als wäre Christus der König, der hoch auf Seinem Thron sitzt und darauf wartet, dass wir ihm huldigen.

Nun: So ganz unzutreffend ist das Bild ja auch nicht. Denken Sie an das Altarbild in Thuine - der thronende Christus. Oder bei der Anbetung heute nachmittag, bei der wir den Christus, der in der Monstranz auf dem Altar thront, mit der doppelten Kniebeuge ehren. Oder an das Lied, das wir vorhin gesungen haben: "Christus Sieger, Christus König - wir huldigen dir!" - Und auch in der Kommunion bilden wir mit den Händen einen Thron oder lassen uns - in der Mundkommunion - den Leib Christi direkt in den Mund legen.

Christus ist tatsächlich wie ein König, er wird von uns als König geehrt und gefeiert. Aber - die ganze Sache ist nicht so einfach, etwas komplizierter und viel, viel schöner:

Denn Christus ist eben nicht als König in diese Welt gekommen, sondern eher als Bettler. In ärmsten Verhältnissen. Und er hat sein Leben in ständiger Armut gelebt und ist den schmählichsten Tod gestorben. Er hat sich erniedrigt und wurde zu unserem Diener.

Die Welt hat nicht erkannt, dass er in Wahrheit der König des Universums ist. Aber wir, die wir uns Christen nennen, glauben dies: Der, der dient, ist König.

Und deshalb ist der Königs-Kult, den wir für Christus bereithalten, unser Ausdruck unseres Glaubens. Christus hat ihn nicht verlangt; wir aber glauben, dass er - und nur er - diesen Kult verdient.

Alles, was vielleicht auf den ersten Blick wie unterwürfiger Dienst und gehorsames Bückeln aussieht, ist in Wahrheit Zeichen unserer Freiheit. So, wie es die Elfe Dobby in dem letzten Harry Potter Buch einmal sagt: "Ich bin eine freie Elfe und bestimme selbst, wem ich dienen möchte und wem ich gehorsam bin!"

Liebe Schwestern und Brüder: Wir sind keine Sklaven mehr. Jesus hat uns Freunde genannt. Ein Sklave weiß nicht, warum er etwas tun muss; er führt nur befehle aus. Wir aber sind Freunde Christi. Wir erfüllen keinen sklavischen Dienst an ihm, sondern tun das, was wir für richtig halten, als angemessen erkennen: Wir ehren unseren göttlichen Freund!

Wir verneigen uns vor ihm - nicht, weil Gott nur groß ist, wenn wir uns klein machen; sondern weil wir wissen, dass auch er sich klein gemacht hat und uns dient. So werden wir in jeder Kniebeuge ihm gleich.

Wie lassen ihn in der Monstranz über uns thronen. Aber nicht, wie ein Herrscher in seiner Macht; denn Gott thront in der Form des Brotes: Er will uns Nahrung sein. Es ist seine Liebe und sein Dienst, die ihn so groß macht.

Wir huldigen ihm - aber nicht, indem wir buckeln und den Blick nicht erheben, sondern wie Sklaven, die befreit worden sind und nun dem dienen, den sie lieben.

Wir empfangen den Leib Christi mit unseren Händen, indem wir sie zu einem Thron formen; oder - vielleicht sogar noch schöner - lassen ihn uns in den Mund legen. Aber wir ehren damit den Christus, den König, der sich kleiner macht, als wir selbst es sind, um uns von innen her zu verwandeln. Ja, wir sollen uns erniedrigen, zum Diener werden. Aber nur, weil wir erkannt haben, dass das der einzige Weg ist, Gott ähnlich zu werden: Indem wir lieben, wie er uns liebt. Amen.

Fürbitten