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Predigtvorschläge - Erscheinung des Herrn - Epiphanie - (Hl. Drei Könige)
1. Predigtvorschlag

von Pfarrer Klaus Klein-Schmeink (erstellt: 2008)

Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar.

Liebe Schwestern und Brüder!
Die Weisen aus dem Morgenland gehen in die Knie vor dem Jesus Kind.
Und sie geben ihm Geschenke.

Beide Handlungen der Weisen sind Zeichen, weisen über sich hinaus.
Wer vor jemanden in die Knie geht, erkennt an: Du bist größer, mächtiger als ich. Die weisen gehen vor dem Kind Jesus anbetend in die Knie, weil sie in ihm den Größten und Mächtigsten sehen und bekennen wollen: Gott.

Gold, Weihrauch und Myrrhe sind bezeichnende Geschenke. Gold steht für die Macht und den Glanz des Königs. Weihrauch wird zur Ehre Gottes verbrannt und geopfert. Myrrhe wurde als Balsam für den verstorbenen, menschlichen Leib verwendet. Die Geschenke der Weisen - Gold, Weihrauch und Myrrhe- bezeichnen so Jesus als den König der Welt, wahrer Gott und wahrer Mensch.

Liebe Schwestern und Brüder,
wir brauchen Zeichen, damit wir eine tiefe Wahrheit entdecken und ausdrücken. Denn wir sind Menschen mit Sinnen. Ganzheitlich wollen wir spüren, schmecken, riechen, sehen, hören. Das gesprochene Wort allein reicht uns nicht.

Es reicht uns vor allem nicht, wenn wir lieben.
Liebende sagen meist„Ich liebe Dich.“ mehr durch ihre Taten und Gesten als durch ihre Worte.
Und die Liturgie der Kirche sagt in all ihrer Feierlichkeit und überlieferten Form, dass wir Gott lieben und uns von ihm geliebt wissen.

Wie die Weisen handeln auch wir. Wir sind zusammengekommen, um das Hl. Messopfer zu feiern. Die Gesten und Gebärden, die goldenen Gefäße und die prächtigen Gewänder, der feierlich geschmückte Kirchenraum sind auch bezeichnend: Sie zeigen, dass wir nicht uns und unsere Gemeinschaft hier im Raum feiern, sondern unseren Gott. Die Liturgie der Kirche ist der sinnenhafte Ausdruck unseres Glaubens, dass Gott in Jesus Christus unter uns wohnte und in den Gestalten von Brot und Wein eben dieser Jesus mit Leib und Blut unter uns ist und sich uns schenkt.

Wer sich in einen Menschen verliebt, dem fehlen oft die Worte, auszudrücken, was er empfindet. Deshalb greift er zu Geschenken, Küssen, Umarmungen und auch zu Liedern. Die Liebe ist DAS Thema der Musik, ob alt oder neu.

Gerade deshalb hat die Musik und das Lied seinen festen Platz in der Liturgie.
Ein großer Kenner und Liebhaber der Musik ist Papst Benedikt. Von ihm stammen folgende Worte:

...von Anfang an hat zur Heiligen Messe die Musik, das Singen, gehört.
Wenn der Mensch vor Gott steht, reicht ihm das bloße Reden nicht aus.
So wie ganz allgemein Liebe und Leid die Grenzen der bloßen Worte sprengen und einen Ausdruck suchen, der auch das Unsagbare einbegreift, so ist es auch in der Begegnung mit Gott, in der der Mensch sich selbst überschreiten will.

Während das Beten Israels auch die Instrumente, die Stimmen der Schöpfung, zu Hilfe gerufen hatte, um Gott angemessen zu antworten, hat die Kirche zunächst aus vielerlei Gründen nur die menschliche Stimme für würdig gehalten, ihre Freude an Gott und ihr Ringen mit Gott auszudrücken.
So ist der gregorianische Choral entstanden, dessen innere Reinheit und Leuchtkraft uns auch heute ganz unmittelbar die Gegenwart Gottes spüren lässt.
Im Mittelalter, in der Welt der Kathedralen, fing man an, nach noch mehr und nach Größerem zu suchen: Es entstand die Polyphonie.
Zur Orgel als einer Synthese der Stimmen der Schöpfung traten nun auch die verschiedenen Instrumente. Alles sollte aufgeboten werden, um Gott zu lobpreisen. Von da an sahen es die großen Meister der Komposition als eine ihrer höchsten Möglichkeiten an, dem Gotteslob in der Liturgie der Heiligen Messe musikalische Gestalt zu geben, Messen zu komponieren, gleichsam ihre Meisterschaft Gott selbst zu Füßen zu legen und dabei zugleich der Gemeinschaft der betenden Menschen zu dienen.

Liebe Schwestern und Brüder,
gerade an den vergangenen Feiertagen haben wir immer wieder gespürt, wie gut es tut, dass wir Gott mit Liedern preisen können.
In dieser Woche hören wir auch die Orgeln unserer Pfarrei beim Festival OrgelPlus erklingen.

Unsere Pfarrgemeinde ist reich, wenn wir auf die Kirchenmusik schauen:
10 Chöre und eine Instrumentalgruppe singen und spielen regelmäßig in unseren Kirchen. Immer wieder kommen andere als Gäste hinzu.
Es ist eine bunte Vielfalt.

Die kirchenmusikalische Vielfalt bei uns ist – so hoffe ich doch – Ausdruck dafür, dass wir als Pfarrgemeinde sozusagen sprachlos werden angesichts der Größe und Güte Gottes und nicht anders können als ihn vielstimmig zu preisen.
Sie ist Ausdruck dafür, dass wir Gott lieben und uns von ihm geliebt wissen.
Sie ist eine große Hilfe, wie der Papst es ausdrückt: der Gemeinschaft der betenden Menschen zu dienen., weil sie nicht zur eigenen Ehre erklingt, sondern zur Ehre Gottes.

Liebe Schwestern und Brüder,
...da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar. steht es von den Weisen in der Schrift.

Wir bringen unserem Gott unseren Gesang und unsere Musik als Gabe. Als Liebeslieder.
Wir danken allen in unserer Pfarrei, die sich in der Kirchenmusik engagieren und uns so helfen, unsere Sprachlosigkeit zu lösen und uns zu öffnen für den Gott, der in Jesus Christus uns heute erschienen ist. Amen.

2. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2008)

Liebe Gemeinde!

Im Evangelium haben wir gerade gehört, was damals geschehen ist. Aus dem fernen Morgenland kamen weise Leute, Magier, Sterndeuter – wir könnten auch sagen: Wissenschaftler – und fragten nach dem neugeborenen König der Juden, dem sie huldigen wollten. Ein Stern hatte ihnen nämlich die Geburt dieses Königs angekündigt. Wie man heute mit guten Gründen vermutet, war es eine seltene Sternkonstellation, nämlich ein Zusammentreffen der Planeten Jupiter und Saturn im Sternbild der Fische, was nur etwa alle 800 Jahre eintritt. Für die babylonische Sternkunde ist Jupiter der Stern des Weltenherrschers, Saturn der Stern Palästinas; das Sternbild der Fische war für sie ein Zeichen für die Endzeit. Daraus konnte man sich nach der damaligen Wissenschaft nur folgenden Reim machen: Der endzeitliche Weltenherrscher wird in Palästina geboren. Um diesen Weltenherrscher zu sehen, traten also die Sternkundigen aus dem Osten die 1000 km lange Reise an. Das war ganz gewiss kein touristisches Unternehmen, sondern eine sehr beschwerliche Expedition. Nur Menschen, die von einer tiefen Sehnsucht geleitet sind, echte Gottsucher, die ihr unruhiges Herz spüren, werden sich auf einen derart langen und ungewissen Weg machen. Nur sehr wenige Menschen spüren, dass sie zeit ihres Lebens Pilger und Wanderer zwischen zwei Welten sind, dass sie auf der Erde nur eine befristete Heimat haben und darum Ausschau halten müssen nach einem, der ihnen ewige Heimat bieten kann. Diese Sehnsucht, verbunden mit ihrer Wissenschaft hatte sie nun überraschenderweise nicht zu einem Königssohn im Palast, sondern zu einem unscheinbaren Kind in einer Krippe geführt. Im Evangelium heißt es dazu: „Als sie das Kind und seine Mutter erblickten, fielen sie nieder und beteten es an.“ Doch gerade diese überraschende Huldigung weist auf den eigentlichen Sinn des heutigen Festes hin, den Höhepunkt, auf den alles zustrebt: Jesus finden und ihn als Gott verehren. Darum auch die Geschenke, die die Sterndeuter mitgebracht haben: Gold – aller Glanz dieser Welt soll Jesus gehören! Weihrauch – aller Ruhm soll zu Gott emporsteigen! Myrrhe – unser Leben soll im Tod in Jesus aufgehen. Durch die Gaben drücken die Sterndeuter aus, dass sie gefunden haben, was sie suchten, dass ihre Unruhe gestillt ist: sie können glauben und im Glauben Ruhe finden. Sie verschenken sich selbst an das Kind mit allem, was sie sind und haben. Sie haben Gottes Liebe in ihrem Herzen gespürt und nun schenken sie sich ganz und gar an Gott zurück. So soll es auch in unserem Leben sein – daran erinnert uns dieses Fest. Was wir an Weihnachten gefeiert haben, soll nun nach außen sichtbar werden, soll in unserem Leben aufscheinen und wie ein Funke auf andere überspringen. Was ist denn ein Christ überhaupt? Einer, der in die Kirche geht? Einer, der etwas für gute Zwecke spendet? – Gewiss, aber das ist noch zu oberflächlich gesehen. Ein Christ ist einer, der Gottes Liebe im Herzen trägt, der daraus froh wird, der sich deswegen wohltuend von den anderen Leuten unterscheidet, die mit einem missmutigen Gesicht durch die Welt laufen und an allem und jedem etwas auszusetzen haben. Ein Christ ist einer sauber geputztem Fensterscheibe vergleichbar, durch die die Sonne in diese Welt hineinscheint, die Sonne der Liebe Gottes. Ein Christ – das ist einer, der weiß, dass er Kind Gottes ist, beschenkt mit einer unermesslich hohen Würde. Ein Christ kann deswegen gar nicht anders als Gottes Liebe in seinen menschlichen Worten und Gesten an andere weiterzugeben. Er strahlt die Liebe aus – aus seinen Augen, aus seinem Lachen, aus seinen Umarmungen, ja, auch aus seinen Tränen des Mitleids etwa für einen, der leidet. Ein Christ ist wie ein lebendiges Evangelium, an dem die Menschen, ohne selbst in die Bibel schauen zu müssen, die Frohe Botschaft ablesen können. Das ist unsere wahre Berufung als Kinder Gottes! Denken Sie nicht, das ist zu schwer, das ist zu ideal gedacht, wer schafft das schon?! Mit menschlicher Kraft ist das natürlich nicht zu schaffen. Es ist eine Gnade. Aber Gnade heißt nicht, dass man sie nicht bekommen kann. Gnade ist ein Geschenk von Gott, das jeder bekommt, der darum bittet. Nur wir bitten wohl zu wenig darum. Wir sollten uns nicht mit Mittelmäßigkeit begnügen, die vergleichbar ist mit einem total verschmutzen Glas, durch das nur wenig Sonnenlicht dringt. Bitten wir heute Gott um die Gnade, aus unserem Glauben froh zu werden und die Freude der Weihnachtszeit widerzuspiegeln!

3. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2007)

Liebe Gemeinde!

Es waren einmal drei weise Könige, die wohnten in einem fernen Land, im Morgenland...

Unser Evangelium beginnt nicht so, nicht mit „es war einmal“, sondern mit einer geschichtlichen Zeitangabe: „Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Bethlehem geboren worden war...“ Und dennoch – glaube ich – ist für viele die Geschichte, die im Evangelium berichtet wird, wie ein Märchen. Schön, ergreifend, wunderbar, um sie Kindern zu erzählen, aber nicht als wahre Begebenheit ernst zu nehmen.

Ist das schlimm? Oder ist es gleichgültig, solange nur irgendein Sinn aus dem Evangelium gezogen wird? Zum Beispiel die gute Tradition, daß in diesen Tagen Kinder durch die Straßen ziehen, verkleidet als die Heiligen Drei Könige, um den Segen Gottes in die Häuser zu tragen. Ist das nicht eine wundervolle Anwendung des Evangeliums?

Ich werde niemals sagen, daß das Dreikönigssingen etwas Schlechtes sei oder daß es nichts mit dem Evangelium zu tun habe. Aber wenn das alles wäre, was wir heute sinnvollerweise aus dem Evangelium entnehmen können, dann wäre das doch sehr bedenklich. Bedenklich in dem Sinne, daß wir etwas zu bedenken hätten. Neu nachzudenken nämlich über Wahrheit und Geschichte, und das heißt über den Sinn unseres Lebens.

Ich möchte dieses Bedenken so beginnen: Als ich ungefähr 18 Jahre alt war, wollte ich wissen, was die Wahrheit ist. Was ist Wahres dran an der Bibel, am Glauben der Kirche, speziell an der Gottessohnschaft Jesu Christi und seiner Auferstehung? Zu jener Zeit waren meine beiden Brüder vom Glauben abgefallen und fühlten sich seit Jahren schon als Atheisten. Eines ihrer Hauptargumente war skeptischer Art: Es gibt so viele Religionen und noch mehr Meinungen – woher sollen wir wissen, daß ausgerechnet die katholische Kirche die Wahrheit kennt? – Ein sehr schlagendes Argument, nicht wahr? Es ist beunruhigend, wenn man es überhaupt an sich herankommen läßt. Aber ich wollte es wissen. Das erste große Ereignis, das mich einer Antwort näher brachte, war eine Tagung mit dem Thema: „Der Atheismus als politisches Problem“. Fünf Referenten sprachen dort fünf Tage lang über ihre Forschungen. Der erste war ein Historiker, der mit Max Horkheimer kurz vor dessen Tod einen Briefwechsel geführt hatte und berichtete, wie Horkheimer (einer der Begründer der Frankfurter Schule) eine „Sehnsucht nach dem ganz Anderen“ spürte und die politisch gravierenden Folgen des wachsenden Atheismus zu fürchten begann. Das war 1973. – Mit diesen Ausführungen war nur ein kleiner Teil der Antwort gegeben, sozusagen der Abgrund aufgerissen, vor dem jeder steht, der keinen Glauben hat, und vor dem die Gesellschaft steht, wenn nur noch eine Minderheit gläubig ist.

An den kommenden Tagen sprachen zwei Philosophen, ein Theologe und ein Naturwissenschaftler. Sie trugen so faszinierend vor, daß wir jungen Leute bis spät abends, ja sogar bis in die Nacht hinein zuhörten und fragten und diskutierten. Jede radikale Frage war erlaubt – und dabei wurde mir klar, daß das Christentum auf jeden Fall die größten Köpfe auf seiner Seite hat.

Es würde zu weit führen, mein langes Suchen und Fragen im einzelnen darzustellen. Im nachhinein betrachtet, waren es die begnadetsten Jahre meines Lebens. Ich hatte gesucht und gefunden. (Übrigens nicht nur ich allein, sondern unter anderen auch einer meiner Brüder.) Und damit bin ich wieder bei den Weisen aus dem Morgenland. Was ist das Besondere an diesen Leuten? Sie hatten einen Stern aufgehen sehen, den sie als Vorboten eines neuen Königs deuteten – nach den strengen Kriterien ihrer damaligen Sternwissenschaft. Der Einwand zählt nicht, daß diese Wissenschaft aus heutiger Sicht veraltet ist. Wenn Gott überhaupt etwas durch Zeichen sagen will, dann muß er an das Verständnis der Menschen anknüpfen, an das tatsächlich verfügbare Verständnis. Er muß seine Zeichen in den Horizont des menschlichen Verstehens einfügen, sonst sprechen sie nicht. Also hat Gott diese Sternkonstellation verfügt, die nach damaliger Wissenschaft als Zeichen gedeutet werden mußte. Vermutlich sogar, ohne irgendein Naturgesetz außer Kraft zu setzen. Aber es war ein Zeichen für die, die sehen konnten.

Aber wichtiger ist, was die Sterndeuter taten. Sie machten sich nämlich auf den Weg, auf die Suche. Sie wollten vom Zeichen zum Bezeichneten finden, zum neu geborenen König selbst. Sie suchten die Wahrheit und scheuten weder Zeit noch Mühe. Wie viele Einwände mußten sie sich wahrscheinlich vorher anhören:

  • „Es gehen viele Sterne auf. Woher wollt ihr wissen, daß dieser Stern gerade etwas so Besonderes sein soll?“ – Oder:
  • „Ihr habt doch alles, was ihr braucht. Ihr habt Geld, Kleidung und jeden Luxus. Wozu wollt ihr diese beschwerliche Reise machen?“ – Oder:
  • „Ihr könnt nicht gehen; ihr werdet gebraucht. Denkt an eure Familien: Wir müssen noch dieses Haus bauen und jenes Geschäft tätigen. Später, ja später habt ihr vielleicht Zeit für derartige Spinnereien..."
Die Weisen ließen sich nicht beirren. Und deshalb fanden sie Jesus und die Wahrheit. Nur deshalb werden sie auch im Evangelium erwähnt – als die Helden der Wahrheitssuche. Es ist zu vermuten, daß sie anschließend den Glauben in ihre Heimat brachten.

Wir dürfen heute nicht sagen: „Es war einmal...“ Es kann und soll auch heute so sein. Wir haben es nicht mit einem Märchen zu tun, sondern mit Wahrheit und Geschichte, die jeden einzelnen angeht. Dazu noch ein paar Anmerkungen.

Ich bin davon überzeugt, daß die meisten Menschen in Deutschland sehr wohl wissen, daß Geld und Besitz nicht das Wichtigste im Leben sind, ja, daß sich viele und wohl von Jahr zu Jahr immer mehr Menschen nach „dem ganz Anderen“, nach der Wahrheit sehnen. Haben sie keinen Stern, der ihnen Zeichen gibt? Doch sie haben ihn, nämlich die Kirche. Sichtbar für alle, die sehen wollen, aber auch vielen Fragen und Einwänden ausgesetzt:

  • „Es gibt viele Religionen. Woher wollt ihr wissen, daß die christliche Kirche gerade etwas so Besonderes sein soll?“ – Oder:
  • „Ihr habt doch alles, was ihr braucht. Ihr habt Geld, Kleidung und jeden Luxus. Wozu wollt ihr diese beschwerliche Suche nach der Wahrheit machen?“ – Oder:
  • „Ihr könnt nicht auf die religiöse Suche gehen; ihr werdet gebraucht. Denkt an eure Familien: Wir müssen noch dieses Haus bauen und jenes Geschäft tätigen. Später, ja später habt ihr vielleicht Zeit für derartige Spinnereien...“

Hinzu kommen noch ganz verdrehte Gedanken, die vor allem solche bewegt, die aus christlichem Elternhaus stammen, aber den Glauben verloren haben:

  • „Ist es nicht egal, was der einzelne glaubt? Hauptsache, er ist glücklich.“ – Oder:
  • „Hauptsache, man ist ein guter Mensch.“

Gute Menschen waren die Sterndeuter auch vorher schon. Aber weise wurden sie erst, nachdem sie gesucht und gefunden hatten. Und glücklich wird man auch erst, wenn man die Wahrheit gefunden hat.

Darum möge sich jeder in diesem Jahr vornehmen, neu nach der Wahrheit zu suchen und dabei Orientierung an dem Stern zu nehmen, den Gott bis zum Ende der Zeiten aufleuchten läßt, an der einen, heiligen, allumfassenden und apostolischen Kirche.

4. Predigtvorschlag

Im heutigen Evangelium ist nicht mehr von der Krippe im Stall die Rede, sondern es heißt: "Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter." Offensichtlich hat sich die Botschaft der Engel, vielleicht auch verbreitet von den Hirten, herumgesprochen, dass dort im Stall nicht nur ein gewöhnliches Kind zur Welt gekommen ist. Und so haben Maria und Josef mit ihrem Kind nun Aufnahme in einem richtigen Haus gefunden - und mit ihnen hält dort auch der Sohn Gottes Einzug.

Vielleicht hat das auch eine Rolle gespielt, dass ausgerechnet am Hochfest der Drei Könige Kinder von Haus zu Haus ziehen und den Segen Gottes bringen. Mit Kreide -oder auch manchmal auf kleinen Zetteln- steht der Segen nun neben der Eingangstüre und somit über jedem, der in diesem Haus ein- und ausgeht. Ein Segen Gottes all unseren Häusern, unseren Familien und allen Menschen!

Und dennoch gibt es Häusern, in denen der Segen schief hängt - der Ehesegen oder der Familiensegen. Denn wie so oft in unserem Glauben wirkt Gott nicht einfach und allein, sondern wartet immer darauf, dass der Segen eingelassen und gelebt wird. Wenn dieser Segen eingelassen und gelebt wird, dann wir aus einem Haus mit Christen ein christliches Haus. So soll der Segen an den Hauswänden ja nicht nur bedeuten, dass hier Menschen wohnen, die irgendwann einmal getauft wurden - und auch nicht, dass hier gelegentliche Kirchgänger wohnen. Der Segen an der Haustüre meint auch nicht, dass die Menschen hier "irgendwie" christlich miteinander umgehen mögen.

Doch viele wissen oft nicht mehr, worin denn das christliche des gemeinsamen Lebens besteht. Vor vielen Jahren kannte das christliche Familienleben außerhalb der Kirche zahlreiche Bräuche, die den Tag und das Jahr prägten. Heute ist fast alles davon verloren gegangen. Gestatten Sie mir deshalb ein paar Anregungen.

Das wichtigste und erste einer christlichen Familie ist das gemeinsame Gebet. Das beginnt mit dem Tischgebet (vor und nach dem Essen), aber es umfasst noch viel mehr. Man könnte den Tag mit einem gemeinsamen Morgengebet beginnen und abends vor dem Schlafengehen gemeinsam beschließen (und nicht nur mit dem jüngsten Kind am Bett). Man kann aber auch (wie früher beim Gewitter) drohende oder tatsächliche Katastrophen aus den Nachrichten zum Anlass nehmen, ein kurzes Gebet zu sprechen.

Für viele mag die Einführung eines solchen Brauches mit dem Gefühl von Peinlichkeit verbunden sein; aber, glauben sie mir, die Kinder sind die ersten, die sie nach einer gewissen Zeit daran erinnern, dass "wir ja noch beten müssen".

Der zweite Hinweis bezieht sich auf das Lesen der Bibel. Lesen Sie sich doch regelmäßig aus der Bibel vor! Oder, noch besser: Lassen Sie sich in der Familie die Geschichten, die jeder kennt, aus der Erinnerung nacherzählen, vielleicht sogar etwas ausschmücken. Kinder erzählen gerne die immer gleiche Geschichte.

Doch wir sind nicht nur die Kirche des Wortes, sondern auch des Sakramentes; das gilt auch für die Hauskirche. Vielleicht haben Sie noch zuhause - irgendwo in der Ecke - eine Flasche mit Weihwasser. "Für alle Fälle". Wobei keiner weiß, welche Fälle das sein sollten. Warum nicht an der Eingangstür - oder zum Schlafzimmer - oder an allen Türen kleine Weihwasserbecken aufhängen, die uns an die Taufe erinnern? Einfach so, mal zwischendurch, wenn ich es gebrauchen kann. Oder im Schlafzimmer vor dem Schlafengehen und nach dem Aufstehen? Die Taufe erinnert uns daran, dass Gott das Entscheidende tut, nicht wir. Das kann sehr heilsam sein, sich daran zu erinnern.

Und, gestatten sie mir einen letzten Hinweis: Paulus schreibt: "Seid gastfreundlich! Denn so haben viele von Euch schon, ohne es zu bemerken, Engel beherbergt." Nehmen Sie das heutige Evangelium ruhig als Anlass, ihre Gastfreundschaft noch einmal zu erweitern. Laden sie nicht nur gute Bekannte ein. Seien Sie auch mal etwas risikofreudiger. Vielleicht nehmen Sie mit denen, die Sie zumindest ein Stück weit in ihre Wohnung bitten, nicht nur Engel, sondern den Herrn selber auf. So kann das Segenszeichen der Sternsinger an der Tür zum Zeichen sein: "hier sind auch Fremde willkommen. Hier wird Ihnen geholfen". Und, bedenken Sie: Indem Sie handeln, wie Christus es getan hat, werden Sie immer mehr zum Christen. Amen.

5. Predigtvorschlag

Das Dreikönigskapitell in Autun

In einem etwas verkommenen Städtchen im französischen Burgund, in Autun, steht eine der seltsamsten Kirchen des Abendlandes. Die Erbauer haben im 11. Jahrhundert Künstler damit beauftragt, das Portal und die Kapitelle zu schmücken und sie mit Szenen aus dem Alten und dem Neuen Testament zu versehen. Dabei ist auch ein Sandsteinkapitell entstanden, das die Weisen aus dem Morgenland als Könige darstellt.

Das Seltsame ist die Art und Weise dieser Darstellung: Wir kennen viele Bilder, die die Huldigung der Sterndeuter und die Übergabe der Geschenke vor der Krippe zeigen. Doch der Künstler der Kathedrale von Autun hat etwas anderes vor Augen gehabt. Er zeigt, wie die Drei, die er sich als Könige darstellt, unter einer Decke liegen und schlafen. Ihre Kronen tragen sie dabei auf dem Kopf. Sie sind ja unterwegs und haben keine Zeit zu verlieren. Das heißt, genauer gesagt, zwei schlafen und einer hat die Augen offen. Und dieser eine sieht, wie ein Engel über ihnen schwebt und ihm den Stern zeigt. Der Stern weist den Weg zum Ziel. Auf den Stern müssen sie achtgeben.

In Münster gibt es ein wunderbares Naturkundemuseum und ein supermodernes Planetarium, wo man viel über Naturphänomene und Himmelserscheinungen lernen kann. An einem Neujahrstag war ich dort mit einer Familie zu einer Kindervorstellung. Da ging es auch um den Weihnachtsstern und auch die Weisen aus dem Morgenland kamen einmal kurz vor. Nur waren sie da eher eine Mischung aus legendärer Gestalt und Witzfiguren aus einem mittelguten Comic. - Eine solche Charakterisierung wird aber den Gestalten aus dem Evangelium, wie sie uns vorgestellt werden, nicht gerecht. Für das Evangelium geht es nicht darum, zu beschreiben: wer sind eigentlich diese Männer aus dem Osten, die das Kind suchen und es schließlich auf wunderbare Weise auch finden, sondern dem Evangelium geht es zuallererst um eine ganz andere Frage: Wer ist dieses Kind in der Krippe, vor dem Herodes und die Großen seines Reiches so viel Angst haben? Wer ist dieser Sohn der Jungfrau Maria, der da unter solch elenden Umständen zur Welt kommt und dessen ersten Lebensjahre schon gekennzeichnet sind von Verfolgung und Flucht?

Die Antwort, die die Weisen aus dem Morgenland finden, ist im Grunde eine ganz einfache: sie ist im Grunde schon in dem seltsamen Dreikönigsbild von Autun vorgebildet: Die Weisen erkennen, dass Gott selbst in einem kleinen Kind zu den Menschen kommt. Und dass Gott sozusagen mit den Menschen unter einer Decke steckt. Mit den Menschen, die im Elend leben, die verfolgt werden und denunziert, die keine Heimat haben und die nicht wissen, wo sie morgen ihr Haupt hinlegen sollen. - Mit diesen Menschen steckt Gott von nun an unter einer Decke. Unter der Decke des Menschseins eben.
Das erkennen die Weisen aus dem Morgenland. Sie sind Menschen, die sich nicht mit einer schnellen Antwort zufriedengeben. Sondern die sich selber aufmachen, um zu sehen, was die Zeichen der Zeit bedeuten.

Wenn wir auf diese Menschen, die Weisen aus dem Morgenland schauen, erkennen wir drei Charakteristika, drei Wesenszüge, die auch uns heute not tun:

Das erste ist: Die Weisen waren wach, auch dann, wenn sie schliefen. Sie achteten auf den Stern, der ihnen in der Nacht leuchtete, sie achteten auch auf den Traum, der ihnen zeigte, was zu tun war. Demgegenüber waren Herodes und seine Anhänger zwar äußerlich höchst aktiv, als es darum ging, einen möglichen Gegner auszuschalten, aber innerlich waren sie längst eingeschlafen.

Das zweite: Die Weisen aus dem Morgenland hatten das richtige Navigationssystem: den Stern von Betlehem. Um diesen Stern zu sehen, mussten sie nach oben schauen. Uns tut es - gerade auch zu Beginn eines neuen Jahres - gut, ab und zu nach oben zu schauen, in den Himmel, um von dort aus Richtung und Sinn für unser Leben zu finden.

Und das dritte: Die Weisen aus dem Morgenland trauten ihrem Traum. Der ließ sie nicht zu Herodes zurückkehren und dort Bericht erstatten, sondern sogleich, heimlich, nach Hause zurückkehren. Darin erkenne ich eine Form der Diskretion und der klugen Zurückhaltung, die wichtig ist in einer Zeit, in der alles gleich weitererzählt, breitgetreten und ausgewalzt werden muss. Weil die Weisen weise waren, waren sie diskret. Weil sie klug waren, konnten sie schweigen.

So kann auch uns der folgende Epiphanie-Wunsch gelten, in dem es heißt:
„Ich wünsche dir, dass du in diesem Jahr gut schläfst,
dass du mit den Deinen unter einer Decke steckst,
dass du den Boten Gottes erkennst,
wenn er sich in dein Leben einmischt,
dass du bereit bist, andere aufzuwecken, wenn es notwendig ist,
dass du ja sagst, wenn du als Bote Gottes ausgesucht wirst.
Dass der Stern von Betlehem das ganze Jahr über dir leuchten möge.“

6. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder, der Heilige Franz von Sales versucht in seinem Buch "Philothea" ein Weg zum tieferen Glauben aufzuzeigen, der über die Betrachtung geht. Zunächst, so schlägt er vor, sollen wir uns die eigene Unzulänglichkeit vor Augen halten. Diese wahrscheinlich nicht sehr erfreulichen Gedanken sollen wir dann mit einem Gebet abschließen, um uns dann, nach einem inneren Ruck, der Zusage Gottes zuzuwenden: Du bist mein geliebtes Kind. Gerade im Gegensatz unserer eigenen Verfassung zur liebevollen Zuwendung Gottes liegt die Größe der göttlichen Liebe.

Franz von Sales schlägt damit etwas sehr wichtiges vor: Den Blick nicht zu verschließen vor den Schlechtigkeiten dieser Welt. Erst wenn wir begreifen, dass diese Welt Erlösung braucht, und zwar dringend, können wir Erlösung feiern.

Wir haben gerade gehört, dass, kaum dass Jesus geboren ist, ihm auch schon nach dem Leben getrachtet wird. Die Idylle von Weihnachten findet Ihr jähes Ende schon am 2. Weihnachtstag, wenn wir an den Märtyrer Stephanus denken. Und noch als Kleinkind muss Jesus nach Ägypten fliehen, um dem Massenmord an den unschuldigen Kindern von Bethlehem zu entgehen.

Gedanken, die nicht so recht zu unserem weihnachtlichen Kuschelgefühl passen wollen. Ich weiß noch, wie sehr die Medien gewettert haben, als Erzbischof Dyba am Tag der unschuldigen Kinder die Totenglocken läuten ließ, um an die inzwischen jährlich 130.000 Kindstötungen zu erinnern, die in Deutschland im Mutterleib vorgenommen werden.

Diese Gegensätze finden sich immer wieder in unserem Leben. Manchmal sind die Spannen so groß, dass wir sie kaum noch zu fassen kriegen. Liebe und Leid, Freude und Trauer liegen oft unerträglich nah bei einander und bilden einen kaum zu bewältigenden Kontrast. Irgendwann, und das ist das Fatale, schließen wir unsere Augen vor dem Leid der Welt, verdrängen, was im Argen liegt. Wir können es nicht mehr hören, das Reden von der Not, der Katastrophe, den Millionen von Opfern, den abgetriebenen Kindern. Wir igeln uns ein in eine Welt, die mehr scheint, als sie ist. Und damit berauben wir uns unserer Gottesbeziehung.

Wenn wir in unserer Wahrnehmung nämlich das Schlechte ausblenden, dann begreifen wir nicht mehr die das Gute. Wenn wir uns nicht mehr nach Erlösung sehnen, dann verkommt Weihnachten zu einem Lichterfest. Wenn wir nicht mehr unter unserer eigenen Schuld leiden, dann ist die Versöhnung im Sakrament der Beichte nur noch lästige Pflicht. Wir verlieren die Freude, liebe Schwestern und Brüder!

Der Stern von Bethlehem ist uns als Zeichen unserer Erlösung erschienen, die Engel sprachen doch auch vom Retter. Das ist wahrlich ein Fest wert, denn unsere Welt braucht diesen Retter. Der Stern von Bethlehem erscheint uns als ein Stern der Zuversicht. Wir können diese Zuversicht gebrauchen!

Freude über diese Verheißung, die zum Fest führen kann, empfinden wir doch nur, wenn wir erkennen, wir dringend wir die Initiative Gottes brauchen. Haben wir einen Blick für die Welt, haben wir ein Herz für Gott.

Franz von Sales hat uns schon einen tiefen Weg gewiesen: Erst, wenn wir unsere Augen vor dem Dunkel der Welt nicht verschließen, geht uns das Licht erst wirklich zu Herzen.

Stellen Sie sich vor: Ein Israelit oder Palästinenser, ein Bewohner des vom Bürgerkrieg gezeichneten Jerusalems, ein Mensch, der im Krieg Kinder und Freunde verloren hat, der einsam und krank geworden ist, hört diese Lesung:

Auf, werde Licht, Jerusalem, denn es kommt dein Licht, und die Herrlichkeit des Herrn geht leuchtend auf über dir. Denn siehe, Finsternis bedeckt die Erde und Dunkel die Völker, doch über dir geht leuchtend der Herr auf, seine Herrlichkeit erscheint über dir. Völker wandern zu deinem Licht und Könige zu deinem strahlendem Glanz.
Blick auf und schau umher: Sie alle versammeln sich und kommen zu dir. Deine Söhne kommen von fern, deine Töchter trägt man auf den Armen herbei. Du wirst es sehen, und du wirst strahlen, dein Herz bebt vor Freude und öffnet sich weit.

7. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder, das heutige Evangelium hat mich ein wenig an die Heiligsprechung von Arnold Jansen erinnert. Am Ende des Gottesdienstes auf dem Petersplatz zogen die anwesenden Politiker zum Papst und knieten dort nieder, um dem Papst für die Heiligsprechung zu danken. Ein paar der deutschen Politiker hatten zwar ausgesprochene Schwierigkeiten mit der Kniebeuge, aber zumindest haben sie eine versucht.

Natürlich ist der Papst nicht mit Jesus Christus zu verwechseln, dem die Sterndeuter huldigten und ihre Gaben darbringen. Der Papst ist nur der Diener dieses Gottes, der im Stall von Bethlehem zur Welt kam, aber eben auch ein Symbol der Gegenwart Gottes im Menschen.

Die Sterndeuter, die im Laufe der Zeit als Könige angesehen wurden, erkennen durch ihre Anbetung einen größeren an, dem sie mit ihrem Regieren dienen. Und - falls es keine Könige gewesen sind, sondern nur Wissenschaftler ihrer Zeit - erkennen sie eine Autorität an, der sie mit ihrer Wissenschaft dienen. Sie beugen mit ihren Knien auch ihren Stolz. Sie sind nicht Politiker oder Wissenschaftler zu eigenen Zwecken, um Ruhm zu erlangen, sich einen Namen in der Geschichte zu machen oder um - als Politiker - wiedergewählt zu werden. Sie haben einen Auftrag, den sie sich nicht selbst gegeben haben. Und sie haben einen Richter, der am Ende ihrer Zeit ihr Lebenswerk in Empfang nehmen wird.

Mit diesem Bild vor Augen - die Mächtigen der Welt geben ihre Gaben, ihr Lebenswerk als Geschenk an Gott - habe ich mich damals bei der Heiligsprechung gefragt, ob wohl unsere Politiker dazu fähig sind. Ob die, die uns regieren und versprochen haben, unserem Land zu dienen, auch dem bereit sind zu dienen, der dieses Land und alle Länder der Welt erschaffen hat. Der den Menschen und den Regierenden gleichermaßen Herr ist.
Ich habe mich gefragt, ob wohl die Wissenschaftler, Manager und Wirtschaftsbosse noch ihre Knie beugen können, weil sie wissen, von wem sie alles, was sie haben, erhalten haben. Und ob sie als Ziel ihres Tuns genau diesen Gott vor Augen haben. Ist Gott, das Kind in der Krippe und die Anwesenheit dieses Gottes in den Kindern dieser Welt der Stern, der sie leitet?

Ich habe da so meine Zweifel, sowohl bei vielen Politkern und Wissenschaftlern, als auch bei den Managern und Bankdirektoren. Natürlich sind das nicht alles Egoisten, sie dienen der Wissenschaft, dem Volk, der Wirtschaft und dem Markt. Und viele habe durchaus das Wohlergehen der Menschen vor Augen. Nur: Die Knie beugen sollten sie weder vor den Menschen noch vor dem Geld, weder vor Macht und Ruhm noch vor dem Wissen und dem Machbaren. Die Knie beugen sollen wir allein vor dem, der über allem steht. Nur so, liebe Schwestern und Brüder, werden wir zu wirklichen Dienern.

Ohne die Anbetung Gottes wird jeder Dienst am Geschöpf zum Götzendienst, bei dem dann wieder anderes auf der Strecke bleibt.

Aber, und das hat mich bei meiner Betrachtung auf dem Petersplatz in Rom dann wieder etwas zurückgeholt in die kleine Welt, in der ich lebe - wie sieht es denn mit mir aus? Ich bin doch auch oft versucht, die mir anvertraute Aufgabe wichtiger zu nehmen als Gebet und Gottesdienst. Auch wir einfache Menschen - und auch wir einfachen Priester - sind genauso versucht, wie die Menschen da ganz oben. Letztlich sind wir aus dem gleichen Holz geschnitzt.

Ein großer Physiker, Max Thürkauf, hat einmal gesagt: Für jede Stunde Forschung muss der Forscher immer auch eine Stunde im Gebet verbringen. Sonst beginnt er, gegen Gott zu forschen, anstatt mit ihm.
Und ein weiser Kirchenvater hat einmal gesagt: Der Priester sollte jeden Tag mindesten eine halbe Stunde vor dem Allerheiligsten zubringen. Davon sind lediglich die Tage ausgenommen, an denen er besonders viel zu tun hat, denn dann ist mindestens eine ganze Stunde nötig.

Davon sind wir alle weit entfernt. Aber die Sterndeuter haben es uns vorgemacht: Nur mit einem Stern vor Augen, einem Gott, vor dem wir knien, macht Leben einen Sinn. Amen.

8. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder,

zur Vorbereitung der Sternsingeraktion ist mir, wie in jedem Jahr bisher, reichlich Informationsmaterial zugesandt worden. Ein Rechenschaftsbericht darüber, was im letzten Jahr mit den Geldern passiert ist, ein Ausblick auf die Projekte des kommenden Jahres, Geschichten aus den Ländern der sogenannten Dritten Welt, Info-Material über die Lebensweise dort - Plakate, Bildchen und noch vieles mehr. Allerdings - kein Wort über den Segen, den wir in die Häuser bringen; kein Wort über Anbetung, Menschwerdung oder das Geheimnis der Barmherzigkeit Gottes.

Genauso verwundert war ich, als unser Bistum in einem Informationsheftchen mit dem Titel "Unsere Seelsorge" über die Seelsorge an Behinderten berichtete. Tage religiöser Orientierung wurden dort beschrieben; anhand eines Baumes machten sich die Referenten Gedanken über "Wurzel", "Stamm" und "Krone" des Lebens. Und auf den ganzen Seiten war kein einziges mal die Rede von Gott, Gebet, Erlösung, Himmel oder sonst etwas, dass zumindest entfernt religiös zu verstehen war.

In dem Blättchen "Gute Besserung", das in unsere Kirche ausliegt, war schon vor Jahren eine kleine Geschichte abgedruckt, von der ich nicht weiß, ob sie erfunden oder wirklich passiert ist - die aber zu dem passt, was wir in der Ausbildung gelernt haben: Ein junger Kaplan kommt auf Hausbesuch zu einem schwer kranken und schwerhörigen älteren Mann. Er erkundigt sich lange und warmherzig nach den Befinden und Krankheitssymptomen des Mannes und geht nach einige Zeit mit den besten Genesungswünschen wieder. Der alte Mann, der kein Wort verstanden hat, fragt nachher seine Frau: "Und, was hat er gesagt, der Kaplan?" Seine Frau antwortet weise: "Er sagt, Du sollst Deine Schmerzen mit dem Leiden Jesu vereinen!" - Worauf ihr Mann anerkennend nickt und antwortet: "Mensch, der kann aber gut trösten, der Kaplan!"


Was ist das für eine Seelsorge, die das eigentliche Wunder der Seele, nämlich ihre Beziehung zu Gott, nicht einmal in den Blick nimmt?

Nun, im Grunde kenne ich die Unfähigkeit, von Gott zu sprechen, ja auch aus eigener Erfahrung. Ich denke, dass es keinem von uns leicht fällt, seinen Glauben an Gott in Worte zu fassen - geschweige denn, um das Gebet zu bitten oder zum Gebet anzuregen. Aber wenn selbst die Offiziellen unserer Kirche nicht merken, dass in ihrer Arbeit Gott abhanden gekommen ist?

Vielleicht brauchen wir Christen - und auch wir Offiziellen - das Beispiel und die Anregung von außen. Denn so ähnlich ist es ja auch in der Weihnachtsgeschichte gewesen: Zwar hören die Hirten die Botschaft der Engel; zwar finden sie auch das Kind und preisen Gott; aber erst die Weisen aus dem Morgenland, die heidnischen Magier aus der Ferne, tun das, was eigentlich jeder Jude als erstes hätte tun müssen: Sie beten das Kind an, in dem sie Gott erkennen.

Das, liebe Schwestern und Brüder, mag vielleicht auch ihre Berufung sein: Mit ihrem Glauben und ihrem Gebet die Herzen der Menschen bekehren, auch die Herzen unserer Priester und Amtsträger.

Die Sternsinger unserer Gemeinde gehen von Haus zu Haus, nicht in erster Linie, um Geld zu sammeln; sondern um Ihnen den Segen für's neue Jahr zu wünschen. Spenden - ob Geld für die Dritte Welt oder Süßigkeiten für die Sternsinger - sind nur die Antwort auf die Liebe Gottes, die durch die Drei Könige auch zu Ihnen nach Hause getragen wird. Nehmen Sie das als Anregung für das neue Jahr: Seien wir einander Segen, indem wir füreinander beten - vielleicht auch miteinander - und uns die Liebe Gottes gegenseitig erfahrbar machen.

Amen.

Fürbitten