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Predigtvorschläge - Geburtsfest Johannes des Täufer
1. Predigtvorschlag

Die Jugendlichen in Beverbruch haben heute (gestern) Abend eine Jugendmesse vorbereitet, die sich an den heutigen Lesungstexten orientiert. Es geht um unsere Talente, die Gott uns von Mutterleib an gegeben hat, damit wir sie für ihn und seine Kirche einsetzen.

Ich möchte ihnen zunächst einmal einen Ausschnitt aus den Textdialogen, die die Jugendlichen erstellt haben, vorlesen. Es geht dabei um ein sogenanntes Casting, einem Auswahlverfahren von Bewerbern, die auf eine Anstellung in der Kirche hoffen. Dabei erscheinen diesen die Anforderungen ziemlich hoch.

"Einen Moment mal! Ich kann zwar gut mit Computern umgehen, aber ich kann mir nicht den ganzen Tag Zeit nehmen für dieses Talent, mich können sie nur auf Teilzeitbasis bekommen."

"Ok, aber was glauben Sie, wozu Sie ihr Talent haben? Nur um einmal am Samstag eine Stunde Christ zu sein? Oder um einmal im Monat im Pfarrgemeinderat und deren Ausschüssen zu sitzen?"

"Ich schaffe das aber nicht, was hier alles so verlangt wird: beten, vergeben, verzeihen und vergessen."

"Aber versuchen Sie es doch wenigstens mal und geben Sie nicht schon von vornherein auf."

"Habe ich denn noch eine Chance?"

"Klar!"

ein zweiter Bewerber:

"Die Zeit ist nicht das Problem."

"Sondern?"

"Mir fehlt manchmal einfach die Motivation hier mitzumachen. Zu Hause vorm Fernseher sitzen, Füße hochlegen, einfach Spaß haben ist einfach unbeschwerter, halt - einfacher"

"Spaß und Freude können Sie durchaus auch bei uns haben."

"Ja - aber - (Stöhn) das ist so mühsam, die Freude muss man sich so hart erarbeiten."

"Wenn Sie sich für etwas engagieren: Arbeit, Zeit, ihre Talente einsetzen, dann werden Sie merken, dass gerade durch den mühsamen Einsatz etwas entsteht, was ihnen wirklich Freude bereitet - nicht nur für die Länge einer Zigarette."

"Das wäre schon nicht schlecht."

"Sie haben eine weitere Chance."

"Ok, ich versuch's."

Ein dritter und letzter Einwand eines Bewerbers:

"Warum soll ich meine Talente für andere nutzen? Die tun es für mich ja auch nicht!"

"Wenn jeder so denkt, ist es kein Wunder, dass sich keiner meldet. Gemeinde, Kirche, unsere Firma lebt davon, dass Leute wie Sie immer wieder den 1. Schritt machen. Es genügt nicht, wenn Sie ihre Talente nur für sich nutzen. Sie haben ihre Fähigkeiten auch für die ganze Gemeinde geschenkt bekommen und einzusetzen."

"Und was habe ich davon?"

"In unserem Team werden sie merken, dass sich viele für andere einsetzen und dass auch Sie von den Talenten Anderer profitieren."

"Ist nicht schlecht, wenn das so wäre - ganz schön übel, wenn alle so egoistisch denken, wie ich es getan habe."

Soweit die Ideen der Jugendlichen. Sie haben sich dabei hauptsächlich an der heutigen Lesung orientiert. Der Prophet Jeremias wehrt sich, dass er von Gott als Prophet eingesetzt werden soll, dass er von Ihm in den Dienst gestellt wird, dass er für Gottes Volk tätig werden soll. "Ach mein Gott und Herr, ich kann doch nicht reden, ich bin ja noch so jung" murrt er hier in der Lesung herum - ähnlich wie Christen heute oft reagieren, wenn man sie nach ihrem Engagement für die Kirche Gottes fragt - ach ich kann das doch gar nicht. Und Gott sagt dem Jeremias, und so auch uns: Maul hier nicht rum, "wohin ich dich sende, dahin sollst du gehen, was ich dir auftrage, das sollst du verkünden" So nach dem Motto: du kannst das schon, ich bin bei dir, ich helfe dir, dass dein Engagement Frucht bringt. Und die Aufgabe, die er Jeremias überträgt ist groß: er soll "ausreißen und niederreißen, vernichten und einreißen." Was Jeremias damals dem Volk zu sagen hatte, und ähnlich Johannes der Täufer, und heute ebenso wir, das muss so manches Verhalten in der Gesellschaft korrigieren. Als Christ habe ich die Verpflichtung darauf hinzuweisen, dass in der Genforschung falsche Wege beschritten werden, sobald unschuldige Menschen für die Forschung sterben müssen, denn so hieß es in den Lesungstesxten mehrfach: "noch ehe Du aus dem Mutterschoß hervorkamst, habe ich Dich geheiligt". Wenn behinderten Embryonen das Recht auf Leben abgesprochen wird, habe ich dagegen Stellung zu beziehen. Ein jeder von uns ist mit der Taufe berufen zum Prophetentum, heißt es in der Taufliturgie. Gott hat uns von Mutterleib an unsere Talente mitgegeben, damit wir sie für ihn und seine Kirche nutzen, um das Volk für den Herrn bereit zu machen. Und so dürfen wir dann nicht nur einreißen, sondern mit unseren Talenten auch aufbauen und einpflanzen. Fangen wir an, Gott ist mir uns.

2. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben!

Schon vor der Geburt von Johannes dem Täufer kündigt sich an, dass dieser Mann etwas besonderes sein wird. Er ist auserwählt, schon von Mutterleib an. So macht es das Evangelium deutlich und auch die erste Lesung aus dem Prophetenbuch sagt, dass Gott uns schon vom Mutterleib an begleitet und uns kennt. Das gilt genauso auch für uns! Gott kennt uns, er hat uns erschaffen, er hat uns Talente mitgegeben, die wir für unseren Lebensweg mit Ihm nutzen sollen.

Wir sagen oft, wie die Propheten in der 1. Lesung: Ach, ich kann das doch nicht, diese Aufgabe ist nichts für mich, zu unbequem, zu anspruchsvoll. Doch Gott sagt diesen Propheten und genauso auch uns: doch, trau Dich nur, fürchte Dich nicht, ich mache Dich zum Licht für die Völker. Du brauchst es nicht aus eigener Kraft tun, sondern ich gebe Dir die Worte ein, ich sende Dich.

Entsprechend hat Johannes nicht sich selbst gelehrt, sondern auf Jesus verwiesen: "Seht das Lamm Gottes". Die Propheten haben nicht ihre eigenen Worte gepredigt, sondern Gottes Wort geweissagt. Ich erzähle hier im Gottesdienst nicht ein paar nette Geschichten aus meinem Leben sondern Gottes Wort. Gott will durch uns verkündet werden. Durch die Taufe ist jeder von uns zum Prophetentum berufen worden.

Und ein letzter Gedanke aus dem Leben dieses heiligen Mannes: es wurde vorhergesagt, dass er vor Gott groß sein wird, die Hand des Herrn wird mit ihm sein. Das ist nicht gleichzusetzen mit Reichtum, Ehre und Macht in unserer Welt. Johannes der Täufer lebte in der Wüste, ernährte sich von Heuschrecken und trug ein Gewand aus Kamelhaar - das kratzt ganz gut. Auf die üblichen Statussymbole eines anerkannten Lebens wie Haus, Auto und fernen Urlaubszielen muss ich eventuell verzichten. Vor den Menschen bin ich eventuell nichts wert, aber vor Gott soll mein Leben groß sein, Ihm zu gefallen kommt es an, nicht dem Nachbarn.

So hat Johannes auf Jesus verwiesen, durch sein Leben deutlich gemacht, da kommt noch jemand, auf sein Kommen bereitet euch vor. Und so soll auch unser Leben auf Jesus verweisen. Wir sollen durch unser Verhalten deutlich machen, dass da nach diesem Leben noch was kommt, dass wir Christus begegnen werden.

3. Predigtvorschlag

Schwestern und Brüder!

Als vor ungefähr einem Jahr klar war, dass ich zusammen mit Pastor Stücker Pfarrer in einer Gemeinde werden würde, die das Patronat des Täufers Johannes trägt, habe ich mich ehrlich gefreut.

Seine Person hat mich immer beeindruckt. Sie erschien mir immer wieder wie ein fleischgewordenes Programm für das Leben in der Gemeinde.

Keine Angst: Ich will Sie nicht davon überzeugen, sich in Gewänder aus Kamelhaaren zu hüllen und von Heuschrecken und wildem Honig zu leben.

Dennoch ist das Leben des Täufers in seinen Grundzügen Vorbild für uns als Christen im einzelnen und als Gemeinde im Ganzen.

Sein ganzes Leben war auf Christus hin ausgerichtet.
Vor seiner Geburt schon hat er auf IHN hingewiesen. Er hüpfte im Leib von Elisabeth, um auf den Messias im Leib der Gottesmutter aufmerksam zu machen.

Seine Predigt bereitete die Ankunft Christi vor. Er war der Rufer in der Wüste: „Bereitet den Weg des Herrn, machet eben seine Pfade. Deshalb kehrt um!"

Johannes der Täufer als Programm für uns Christen, als Programm für die Gemeinden.

Ich möchte es an zwei Worten seiner Verkündigung etwas tiefer erläutern. Sie finden sich im Evangelium nach Johannes.
Das erste: „Ich bin nicht der Messias, sondern nur ein Gesandter, der IHM vorausgeht...ER muß wachsen, ich aber kleiner werden." (Joh 3, 28+30)
Dem Täufer geht es nicht um sich selbst oder um seine Sache. Er nimmt sich und seine Sache zurück, damit Christus deutlich wird, hervortritt, nicht verdeckt wird.

Für uns persönlich heißt das: Christus soll in uns wachsen und reifen, damit wir seinen Namen, den Namen Christ oder Christin auch wirklich verdienen. Christsein, Christwerden hat nichts mit einer oberflächlichen Zugehörigkeit zu einer Gruppe zu tun. Christentum ist deshalb nicht nach außen getragene Folklore. Auch wenn es des Brauchtums und der Volksfrömmigkeit als Ausdrucksform bedarf.
Christsein ist vielmehr ein sich Umgestalten lassen. Ein Klassiker der geistlichen Literatur beschreibt das treffend in seinem Titel: „Umgestaltung in Christus". - ER muß wachsen, ich aber kleiner werden.
Umgestaltet werden können wir aber nur, wenn wir offen für die Botschaft Jesu sind und sie auch kennen. Das heißt konkret sich mit der Hl. Schrift und der Tradition der Kirche vertraut machen.
Umgestaltet werden können wir aber nur, wenn wir bereit sind uns umgestalten zu lassen, sozusagen Jesus an uns heranzulassen, in uns hineinzulassen. Ohne Gebet, regelmäßig, persönlich oder in Gemeinschaft, geht das nicht.

ER muß wachsen, ich aber kleiner werden.
Dieses Wort ist auch wichtig für die Gemeinden. Gerade jetzt in einer Zeit, in denen Gemeinden, auch unsere, zusammengelegt werden. Bei all den Beratungen, Verhandlungen und Neuorganisationen geht es nicht um unsere Besitzstände.
Es geht nicht um Vorteile oder Nachteile für Kirchhellen, für Grafenwald oder für Feldhausen.

Es geht einzig und allein darum zu gewährleisten, dass Christus und sein Evangelium verkündet wird, dass die Sakramente gespendet werden, dass die Einheit mit dem Papst und den Bischöfen vor Ort gelebt wird. Das ist unser „Kerngeschäft". Nichts anderes. Dass die Gemeinden unter Existenzdruck stehen, hat vielleicht auch damit zu tun, dass wir als Kirche dieses „Kerngeschäft" vernachlässigt haben, dass wir uns um unsere Strukturen gesorgt haben, damit wir bleiben, nicht aber Christus wächst. Vielleicht war die Kirche in den letzten Jahrzehnten zu selbstverliebt und deshalb zu wenig missionarisch, erst recht nicht attraktiv für Menschen, die suchen.

Liebe Schwestern und Brüder!
In eine ähnliche Richtung weist uns das andere Wort des Täufers, unseres Pfarrpatrons:
Am Tag darauf stand Johannes wieder dort, und zwei seiner Jünger standen bei ihm. Als Jesus vorüberging, richtete Johannes seinen Blick auf ihn und sagte: Seht, das Lamm Gottes! Die beiden Jünger hörten, was er sagte, und folgten Jesus.

Wieder ist der Täufer ganz auf den Herrn ausgerichtet. Es geht ihm nicht um sich und seine Sache.
Ja, er lässt sogar seine Anhänger hinter Jesus herziehen. Er lässt sie los. Auch das ist ein deutliches Bild dafür, dass es bei der Zusammenlegung nicht um Bestandserhaltung in Grafenwald, Kirchhellen und Feldhausen gehen kann, sondern um Nachfolge hinter Jesus. Das heißt auch gewohnte Pfade und Menschen zu verlassen, Altes aufgeben, um dem immer wieder neuen Christus zu folgen.

Seht, das Lamm Gottes!
Das ist die Initialzündung für die ersten Jünger, Jesus zu folgen. Für uns klingt sofort die Feier der Hl. Eucharistie in diesen Worten mit.
Seht, das Lamm Gottes! Das werden wir gleich wieder hören. Werden wir uns – wie die Jünger damals – nach diesem Ruf in seine Nachfolge begeben? Macht uns seine Gegenwart unter uns kribbelig, ermuntert sie uns, stärkt sie unseren Glauben?

Die Jünger damals haben sich von diesem Wort treffen lassen und sind in der Begegnung mit Jesus geformt worden. Ein neues Leben begann für sie.
Die Feier der Eucharistie, das Sein beim Lamm Gottes, ist das Zentrum unseres Glaubens. Der Altar ist das Pfarrzentrum, nicht der Sitzungstisch. So wichtig alle Gremienarbeit, alle Vereine und Verbände für das Gemeindeleben sein mögen, sie sind null und nichtig, wenn die Eucharistie fehlt. Von ihr her lebt die Kirche, lebt der einzelne Katholik.

Seht, das Lamm Gottes!
Die Jünger des Johannes sind zu Jesus gegangen. Sie sind zu ihm hinzugetreten und haben sich von ihm prägen lassen.
Vielleicht überlegen Sie, überlegst Du einmal, ob es in den Ferien nicht möglich wäre, auch einmal am Werktag die Hl. Messe zu besuchen. Die Feier der Messe und die Kommunion können unserem Leben ein neues Gepräge verleihen, es tiefer werden lassen.

Zur Messe gehen, heißt für jeden einzelnen, jede einzelne und für die Gemeinde insgesamt, sich Christus aussetzen, ihm nahe sein, ihn anbeten, ihn empfangen, sich mit ihm vereinen.
Zur Messe gehen, heißt nicht, die Messe zu gestalten, sondern sich von der Messe und von Christus gestalten, umgestalten zu lassen. „Umgestaltung in Christus eben" – jeder Katholik kann so ein anderer Christus werden. Die ganze Gemeinde Leib Christi.

Liebe Schwestern und Brüder,
Johannes der Täufer ist unser Pfarrpatron. Seine Worte sind uns deshalb besonders kostbar. Seine Worte dürfen wir deshalb als kostbare Hinweise annehmen, als Leitworte für unser Leben als Christ und als Gläubige:

ER muß wachsen, ich aber kleiner werden.
Seht, das Lamm Gottes!

Fürbitten