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Predigtvorschläge - Tag der geistlichen Berufe
1. Predigtvorschlag

1. Predigtvorschlag - Quelle: 4. Sonntag der Osterzeit - Lesejahr B

Jesus, der Gute Hirte - Jesus, das Lamm Gottes

Die Gestalt Jesu zieht immer wieder Menschen in ihren Bann. Anders ist es nicht zu verstehen, daß derzeit wieder Jesusbücher Hochkonjunktur haben: Bücher, in denen uns Jesus vorgestellt wird, wie er wirklich war, was er wirklich gesagt oder nicht gesagt hat, daß er nach seiner Kreuzigung in Indien gelebt hat, daß er überhaupt nicht gekreuzigt, sondern in Wirklichkeit gesteinigt worden sei ... und vieles mehr. Für jede neue Erfindung gibt es ein neues Jesus-Buch. Und diese Bücher werden verkauft und - so muß man es wohl befürchten - zum Teil auch gelesen. Nach so viel verwirrender und sich natürlich auch widersprechender Literatur tut es gut, einmal das wichtigste und beste Jesus-Buch aufzuschlagen: die Bibel. Die Bibel, das Buch der Bücher. Die Bibel, das Buch der Kirche. Beides gehört zusammen: Bibel und Kirche. Nicht die Bibel hat die Kirche hervorgebracht, sondern die Kirche hat - teilweise nach langem Ringen - gesagt, was zur Bibel gehört und was nicht. Aber die Kirche ist nicht Herrin über die Bibel. Was in der Bibel bleibend als Offenbarung Gottes ausgesagt ist, ist und bleibt für die Kirche verbindlich. Sonst würde sie aufhören, Kirche zu sein.

Wir schlagen also die Bibel und darin das Neue Testament auf und machen sehr bald eine wichtige Entdeckung: So einheitlich und gleichmäßig, wie wir uns eine Personenbeschreibung vorstellen möchten, finden wir in den Evangelien Jesus nicht gezeichnet. Da gibt es nicht nur den sanften und gütigen Jesus, sondern auch den, der in heiligem Zorn mit Stricken um sich schlägt (Joh 2,15) und die Pharisäer und Schriftgelehrten "Nattern und Schlangenbrut" (Mt 23,33) und "übertünchte Gräber" (vg. Mt 23.27) nennt. - Da gibt es nicht nur Frohbotschaften mit beglückenden Verheißungen, sondern auch Drohungen mit Gericht und Feuer. - Da gibt es nicht nur den armen Jesus, der nicht weiß, wo er abends sein Haupt hinlegen kann (Lk 9,58), sondern auch den, der es geschehen läßt, daß kostbarstes Öl über seine Füße gegossen wird (Mk 14,2). - Diese Spannungen und Gegensätzlichkeiten sind nicht erst von unserer Zeit erkannt. Die Christen aller Zeiten haben darum ringen müssen, die Mitte der Botschaft zu finden, sozusagen das Herz des Erlösers zu entdecken und zu befragen. - Jesus kann nicht einfach in eine vorgefertigte Schablone gepreßt werden. Sondern seine Worte und seine Taten müssen immer neu mit unserem Leben, mit unseren Fragen in einen lebendigen Glaubenszusammenhang gebracht werden. Wir müssen die Mitte finden, von der wir Jesus verstehen und ihm folgen können.

Ich glaube, diese Mitte finden wir in diesem "Ich-bin"-Wort, das uns heute neu im Evangelium aufleuchtet: "Ich bin der gute Hirt", sagt Jesus (Joh 10,11). Die Menschen brauchen einen Hirten. So wie sie Brot zum Leben brauchen und einen, der ihnen sagt: "Ich bin das Brot des Lebens" (Joh 6,35.48) und so wie sie nach Wahrheit und Orientierung suchen und einen, der sagt: "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben" (Joh 14,6), so brauchen sie auch einen Hirten. Einen, der sie vor den Wölfen bewahrt und auch davor, mit den Wölfen zu heulen. Einen guten, das heißt einen wirklichen Hirten brauchen sie, einen, dem wirklich an der Herde liegt; eben daran, daß die Schafe, die ihm anvertraut sind, leben. Daran können wir den wirklichen Hirten erkennen: ihm liegt an den Schafen, an jedem einzelnen. Er läßt auch die neunundneunzig sicheren in der Steppe zurück und geht dem einen verlorenen nach, bis er es findet (Lk 15,4). Der gute Hirte - ein Bild für die Sorge, die unter uns in der Kirche wach sein müßte, die Sorge nicht um die große Zahl und um den sichtbaren Erfolg und schon gar nicht um den Beifall der Wölfe, sondern um jeden einzelnen.

Bisweilen wird das Bild des guten Hirten verdächtig gemacht. Es wird gesagt: Da haben wir es ja mal wieder! Die Kirche, starr in ihren Institutionen und hierarchisch in ihrer Befehlsgewalt von oben nach unten, sie untermauert ihren Anspruch mit diesem Bild, das ja zutiefst patriarchalisch ist: der Hirt, der mächtig ist, kümmert sich um die fromm blökende Herde. - Und so wird dieses biblische Bild von Grund auf in Frage gestellt, was die Bedeutung für die Kirche heute angeht.

Diesen Vorwurf muß man ernst nehmen. Aber wiederum muß man die ganze Bibel nehmen, nicht nur einen kleinen Teil. Jesus stellt sich uns vor als der Gute Hirte. Aber Johannes, der vierte Evangelist und tiefe Kenner des Herzens Jesu, hat noch ein anderes Bild, ein Bild, das das vom Hirten ergänzt und vollständig macht. Wir müssen immer das Ganze sehen, dann erst können wir eine Aussage machen darüber, was gemeint ist und was das für uns bedeutet.

Ebenso wichtig wie das Bild vom Guten Hirten ist für Johannes das Bild vom Lamm Gottes. Jesus ist nicht nur der Hirt, er ist zugleich auch das Lamm! "Seht, das Lamm Gottes!" ruft Johannes der Täufer über Jesus aus (Joh 1,36). Jesus wird ein Mensch unter Menschen: er geht den Weg der Erniedrigung und des Mit-Leidens. - Nach der Chronologie des Johannes stirbt Jesus am Kreuz genau zu dem Zeitpunkt, an dem im Tempel die Opferlämmer geschlachtet werden (Joh 19,31.42). Der gute Hirt, der sein Leben hingibt für die Schafe (Joh 10,11), ja der sogar den Schafen gleich wird in ihrem Schicksal und sie dadurch erlöst.

Es gibt viele Bücher über Jesus und viele Ansichten und es wird auch immer wieder weitere geben. Gute und weniger gute. Die Wahrheit findet aber nur der, der sich wirklich auf Jesus selbst einläßt. Und der seiner Verheißung glaubt, die er gegeben hat: "... und sie werden auf meine Stimme hören; dann wird es nur eine Herde geben und einen Hirten" (Joh 10,16).

Amen.

2. Predigtvorschlag

2. Predigtvorschlag - Quelle: 4. Sonntag der Osterzeit - Lesejahr A

Liebe Schwestern und Brüder, am heutigen Wochenende, an dem das Evangelium von Jesus als dem Hirten verlesen wird, begeht die Kirche auch den Tag der geistlichen Berufe. Dazu hat uns auch ein Hirtenwort unseres Bischofs erreicht, dass wir aber erst am kommenden Sonntag verlesen werden.

In Zusammenhang mit dem Gedanken an geistliche Berufe und Priesternachwuchs ist immer wieder die Rede vom Priestermangel. Vor einiger Zeit kam die Kirchenzeitung mit einer fetten Überschrift heraus: «Priestermangel nimmt dramatische Ausmaße an!» Da kann man richtig Angst kriegen.

Ich weiß nicht, warum wir so gerne über den Priestermangel reden. Tatsache ist, dass die Zahlen eine ganz andere Sprache sprechen:

In Europa gibt es pro 3275 Einwohner (nicht Katholiken!) 1 Priester, ein Priester ist im Durchschnitt für 1.330 Katholiken zuständig. So gut ist ansonsten kein anderer Kontinent ausgestattet: In Asien kommt auf einen Priester 2620 Katholiken - in Afrika auf einen Priester 13.000 Katholiken. Wenn sie die Möglichkeiten der Fortbewegung, die räumlichen Dimensionen bedenken, dann geht es den Europäern noch einmal so gut.

Tatsache ist schon, dass es uns in Europa vor 50 Jahren noch weitaus besser ging. Und vor 150 Jahren kamen auf einen Priester in Deutschland 530 Katholiken. Aber wenn man es einmal anders betrachtet - so haben wir mehr Priester als je zuvor: Relativ zu den Kirchenbesuchern haben wir eine regelrechte Priesterschwemme. Relativ zu denjenigen, die damals und heute zu den Gottesdiensten kommen, ist die Anzahl der Priester noch nie so hoch gewesen.

Und doch sind die Europäer diejenigen, die vom dramatischen Priestermangel sprechen. Davon, dass diese Kirche in einer große Krise gerät. Von Berufungskrise ist die Rede. Vom Ersterben der Kirche.

Warum nur? Warum wird - sogar von offizieller Seite - eine solche Dramatik geschürt, die offensichtlich nicht den Zahlen entspricht? Den Kirchen mit wirklichem Priestermangel - der Afrikanischen Kirche vor allem - wird eine enorme Vitalität nachgesagt. Und bei der Kirche mit den meisten Priestern weltweit spricht man vom Ersterben.

Liebe Schwestern und Brüder, zwei möglich Gründe fallen mir ein:
Mir drängt sich der Eindruck auf, dass trotz des Zweiten Vatikanischen Konzils und der Erneuerungsbewegung unsere Kirche viel mehr priesterzentriert geworden ist, viel mehr klerikalisiert, als je zuvor. Anstatt sich auf unsere eigenen Kreativität zu verlassen, wird alles und jedes von den Priestern erwartet. Tatsache ist aber: Wir haben keinen Priestermangel, sondern einen Christenmangel. Uns fehlen nicht die geistlichen Berufe, sondern die berufenen und engagierten Christen.
Wenn wir die Anzahl der Gemeinden und der Gottesdienststellen betrachten, dann haben wir natürlich zu wenig Priester. Aber warum müssen wir bei immer weniger werdenden Gottesdienstbesuchern und Kirchenmitgliedern alle Strukturen so belassen, wie sie sind? Vielleicht ist die Rede vom Priestermangel nur die Ausrede dafür, dass wir nicht an unseren überkommen Strukturen und Gemeindegrenzen rütteln wollen.
Kaum wird vom Priestermangel gesprochen, kommt das Zölibat auf den Tisch. Kann es vielleicht sein, dass der Gedanke genau anders herum läuft? Damit wir das Zölibat abschaffen können, erfinden wir den Priestermangel?

Liebe Schwestern und Brüder - verstehen sie mich bitte nicht falsch: Wir brauchen gute Priester und Berufungen. Wir müssen auch wieder mehr dafür beten und werben. Keine dieser Initiativen möchte ich schlecht machen. Aber wir sollten auch im Blick haben, dass - wenn wir von einer Berufungskrise sprechen - wir vor allem von einer allgemeinen Krise der Berufungen zum christlichen Leben reden müssen. Amen.

3. Predigtvorschlag

3. Predigtvorschlag - Quelle: 4. Sonntag der Osterzeit - Lesejahr B

Die Kirche denkt am heutigen Sonntag an die geistlichen Berufe, an den Priesterberuf und die Ordensberufe; Gelegenheit, viele Fragen aufzuwerfen, Fragen zu stellen und Antwortversuche zu beginnen.
Eine der brennendsten Fragen in diesem Zusammenhang ist die Frage nach dem Priestermangel, die Frage nach dem Mangel an geistlichen Berufen.


Die Gründe, die für diesen Rückgang der Priesterberufungen angeführt werden, sind vielfältig: Da ist die Rede davon, dass es sich weniger um einen Priestermangel - einem Hirtenmangel also - handelt, als vielmehr um einen Christenmangel, einem Herdenmangel. Denn verglichen mit der Zahl der Kirchenbesucher ist die Zahle der Priesterberufungen fast konstant geblieben. Da ist dann auch die Rede davon, dass das Priesterbild geändert werden müsse, da viele Erwartungen den Priester überforderten. Das Priesterbild müsse neu überdacht werden. Und da ist die Rede davon, dass die Zulassungsbedingungen geändert werden müssen, die Bedingungen also, die ein Priesteramtskandidat erfüllen muss, damit er zur Priesterweihe zugelassen wird.

In diesem Zusammenhang ist eine Überlegung fast immer dabei: Es wird überlegt, den Priester vom Pflichtzölibat zu befreien, ihm also freizustellen, ob er ehelos leben will - oder nicht. So auch gerade in einem Beschluss des Diözesanforums.

Ja, es stimmt, dass theologisch das Zölibat nicht notwendig mit dem Priesterberuf gekoppelt sein muss. Es stimmt auch, dass das Zölibat keine Forderung der Bibel ist.
Was hindert also unsern Bischof, endlich mit diesem Ärgernis, das verantwortlich gemacht wird für den so drängenden Priestermangel, aufzuräumen?


Liebe Schwestern und Brüder, stellen Sie sich einmal vor, Sie seien Bischof. Es wäre nun Ihre Aufgabe, die Zulassungsbedingungen zum Priesteramt festzulegen. Was erscheint Ihnen notwendig erforderlich, damit ein junger Mann Priester werden kann? Dass Zulassungsbedingungen überhaupt notwendig sind, liegt doch auf der Hand: Es gibt - leider - zu viel "schlechte" Priester, als dass jeder nach eigenen Vorstellungen Priester werden könnte. Wenn also Zulassungsbedingungen erforderlich sind, welche würden Sie aufstellen?

Vielleicht würden Sie als erstes sagen: «Der Priester muss Ahnung vom Glauben haben. Er muss Glaubensfragen beantworten können, er muss im Glauben Rede und Antwort stehen können. Er muss Zeugnis von unserem Glauben geben können. Er muss zumindest versuchen, Zweifel am Glauben zu beseitigen.»
Nun, diese Bedingung ist sicher sinnvoll, und eine Überprüfung des Glaubenswissen eines Kandidaten ist relativ einfach: Sie können, als Bischof, beispielsweise ein Studium anordnen, zumindest aber eine Prüfung über den Umfang des Glaubenswissen verlangen.

Vielleicht würden sie aber auch sagen: «Der Kandidat muss eine gewisse menschliche Reife an den Tag legen. Er muss zuhören können, er muss auf Menschen eingehen können, er darf nicht verklemmt sein, er muss eine gewisse Lebenskultur besitzen. Er muss Kompromisse schließen können und Leitung übernehmen können.»
Nun, dies ist schon etwas schwieriger zu überprüfen. Mit einem Prüfungsgespräch von 20 Minuten ist es hier nicht getan. Aber vielleicht kommen Sie als Bischof auf die Idee, das Leben in einer Seminarsgemeinschaft zu verlangen, das dann von dem Seminarleiter begutachtet wird. Vielleicht schlagen sie aber auch ein Praktikum in der Gemeinde vor, oder sie verlegen, wie in vielen Bistümern Hollands, die Ausbildung direkt in die Gemeinden und lassen den Kandidaten in einem Pfarrhaus wohnen. Nach einiger Zeit bewertet dann der Pfarrer die menschliche Reife des Kandidaten. Vielleicht haben Sie aber auch noch andere Ideen.

Weiterhin könnten sie ein Mindestalter festlegen. Vielleicht 30 Jahre, vielleicht 25 Jahre. Sie haben da als Bischof eine große Freiheit.

Vielleicht fallen Ihnen noch ganz andere Kriterien ein, die sie aufstellen und überprüfen lassen würden. Das Wichtigste aber fehlt bisher, die Wichtigste Voraussetzung, die einen Kandidaten zum guten Priester werden lässt:

Die Liebe zu Christus und die Liebe zur Kirche.

Das, was den Hirten im heutigen Evangelium ausmacht, ist, dass er die Seinen kennt. Und Kennen heißt im biblischen Sprachgebrauch nichts anderes als Lieben.

Der Priester muss von dieser Liebe Zeugnis geben, sie versprühen, sie leben. Sie ist seine Berufung: Er ist dazu berufen, Gottes Liebe zu leben, sie zu feiern, zu verkünden und weiterzugeben.

Aber - wie will man das überprüfen? Mit einem Prüfungsgespräch? Wohl kaum. Durch einen Gutachter dürfte eine Überprüfung ebenso schwierig sein. Und mit einem Mindestalter ist es erst recht nicht getan.

Vor Jahrhunderten standen die Bischöfe vor der gleichen Frage, und sie haben sich gesagt: Wir wollen von dem Priesteramtskandidat ein deutliches Zeichen, dass er bereit ist, nur aus der Liebe zu Christus und aus der Liebe zur Kirche zu leben. Er soll bereit sein, nur diese Liebe als Grundlage zu nehmen. «Wir wollen nur die jungen Männer zu Priestern weihen, die bereit sind, aus Liebe zu Christus und aus Liebe zur Kirche auf die Ehe - und auf die Familie - zu verzichten. Die Männer, die von sich aus sagen: Meine Beziehung zu Gott ist so intensiv und so personal einmalig, dass ich keine weitere einmalige personale Beziehung in meinem Leben brauche. Und aus diesen Menschen, die von sich aus den Weg der Ehelosigkeit gewählt haben, erwählen wir unsere die Priester.» Es gilt also nicht: Wer Priester werden will, muss sich überlegen, ob er auf die Ehe verzichten will - weil es das Gesetz so vorschreibt. Die Bischöfe wählen vielmehr ihre Priester aus den Kreis derjenigen, die aus Liebe zu Gott den Weg der Ehelosigkeit als ihren Lebensweg gewählt haben.

Ja, das ist ein großes Opfer; aber wer von dieser Liebe erfüllt ist, wird dieses Opfer gerne bringen. Nur wer bereit ist, aus Liebe das Zölibat auf sich zu nehmen, der soll in den Dienst des Priesters treten.
Somit ist das Zölibat zwar Verzicht: Es ist aber zuerst eine Liebesentscheidung.

Vergleichen Sie dies einmal mit einer Hochzeit: Selbstverständlich bedeutet das «Ja» zu dem einen Ehepartner auch ein «Nein» zu - wer weiß wie vielen - anderen möglichen Menschen, die nun von dieser Liebesgemeinschaft ausgeschlossen sind. Aber wer käme auf die Idee, bei der Hochzeit diesem «Nein» hinterherzutrauern? Was im Vordergrund steht - und nur das allein zählt - ist das Ja zu dem einen Geliebten.

Das Zölibat ist also nicht zuerst eine Gesetzespflicht, ein Zwang, eine Verordnung von oben - es ist eine Entscheidung aus Liebe.

Als ich mein Versprechen zur Ehelosigkeit gegeben habe, war das keine Gesetzespflicht und kein Grund zur Trauer: Es war schlicht und einfach Liebe - und damit ein Grund zur Freude.

Ich habe zu meiner Weihe damals natürlich viele Glückwunsch und Briefe bekommen. In einigen Briefen war die Rede von dem schweren Weg, den ich vor mir habe, der sicher schwierigen Entscheidung zur Ehelosigkeit und zur Weihe. Es wurde Mitleid bekundet, aber auch Bewunderung, dass ich diesen Weg nun doch gehe.

Liebe Schwestern und Brüder, stellen Sie sich einmal vor, Sie bekämen einen solchen Brief zu Ihrer Hochzeit. Darin hieße es, sie hätten bestimmt einen schweren Weg vor sich, ebenso, dass es sicherlich eine schwierige Entscheidung zu dieser Frau - zu diesem Mann gewesen ist. Stellen Sie sich vor, man drücke Ihnen Mitleid aus, aber auch Bewunderung, dass sie sich nun doch mit diesem Partner verheiraten würden.

Das wäre nicht nur seltsam, das wäre peinlich. Sehr peinlich.

Dahinter steckt doch die Vermutung, dass diese Frau, die sie heiraten wollen (oder dieser Mann), überhaupt nicht liebenswert ist. Sie werden bedauert, weil ihr Ehepartner ihnen alles andere als Glück und Liebe schenken wird! Was für eine Verachtung gegen ihren auserwählten Ehepartner käme in einem solchen Brief zum Ausdruck!

Ist es bei meinen Briefen denn wirklich so anders? Steckt hinter diesem Mitleid denn nicht auch die Vermutung, dass diese Kirche überhaupt nicht liebenswert ist?! Steckt hinter diesem Mitleid nicht auch eine Verachtung der Kirche?! Der Kirche, der ich mein Leben weihe?

Man kann eine Ehe kaputtmachen, indem man immer wieder Mitleid mit einem der Ehepartner bekundet: «Ach, was hast du es doch schwer! Wie kannst du mir leid tun! Du musst ja wirklich sehr unglücklich sein!» Auf Dauer ist es ohne weiteres möglich, so eine Ehe zu zerstören.

Und genauso kann man einen Priester kaputtmachen, wenn man ihm immer wieder sein Mitleid bekundet: «Ach, was hat es dieser Mann doch schwer, wie unglücklich muss er doch sein!»

So zerstört man Priester. Und so verhindert man Priesterberufungen.

Nur, wenn wir als Christen wieder mehr Freude als Mitleid leben, wieder mehr die Liebe in den Vordergrund stellen und nicht den Verzicht, nur wenn wir als Christen wieder glauben, d.h. Christus und die Kirche lieben, dann kann nicht nur der Priestermangel ein Ende haben, dann gibt es vielleicht auch bald keinen Christenmangel mehr.

4. Predigtvorschlag

4. Predigtvorschlag - Quelle: 4. Sonntag der Osterzeit - Lesejahr C

Liebe Schwestern und Brüder,

am heutigen Sonntag feiert die Kirche den Tag der geistlichen Berufe. Unter anderem bittet sie um Nachwuchs in den Berufen, die das Leben der Kirche bereichern: Den Priesterberuf, die Berufung zum Ordensmann oder Ordensfrau.

Der Rückgang der Berufungen in unserer westlichen Welt hat verschiedene Gründe; mehrfach habe ich bereits darauf hingewiesen, dass die Anzahl der Berufungen in einem konstanten Verhältnis zur Anzahl der Gottesdienstbesucher steht. Das eigentliche Problem bleibt der Rückgang der christlichen Lebensweise insgesamt; die Anzahl der Berufungen ist nur ein Symptom, die Ursache liegt woanders.

Der Bischof von Roermond, Bischof Gijsen, jetzt Bischof von Reykjavik auf Island, hatte in seinem Bistum keinen Priesternachwuchs mehr. So begann er in den 80-er Jahren, von Gemeinde zu Gemeinde zu ziehen und dort Gebetsabende zu halten. Zehn Jahre später war das Priesterseminar in Rolduc zu klein, um die Zahl der Priesteramtskandidaten aufzunehmen.

Das liegt daran, liebe Schwestern und Brüder, dass Priester zunächst keine Sozialarbeiter sind, von ihrer Berufung her auch keine Gemeindeleiter oder Psychologen, sondern Menschen mit einem besonderen Verhältnis zu Gott. Sie lassen sich in Dienst nehmen, um Gottes Botschaft weiterzusagen. Wie ich im Beichtunterricht den Kommunionkindern sage: Ich bin wie ein Telefonhörer: Was ihr mir sagt, kommt bei Gott an, und ich darf Euch dann im Auftrag Gottes etwas ausrichten. Das ist priesterliches Wirken: Im Auftrag handeln, selbst transparent zu werden und sich nicht zu wichtig zu nehmen; ganz für Gott und die Menschen da sein; Mittelsmann zwischen Gott und den Menschen. Wir sind wie Unterhändler der Liebe: Wir überbringen Botschaften, deren Inhalt wir nicht selbst bestimmen.

Dazu gehört, das wir uns selbst nicht zu wichtig nehmen. Demut und Bereitschaft, Gottes Willen zu tun, sind priesterliche Eigenschaften. Und diese Wachsen im Gebet; nirgends sonst. Sich aktiv für die Kirche einzusetzen, bedeutet, für und mit der Jugend zu beten. - Sich aktiv für die Kirche einzusetzen, bedeutet, für und mit der Jugend zu beten, so wie Bischof Gijsen es getan hat.

Und dazu gehört auch, dass die Gemeinden ihre Priester nicht zu wichtig nehmen. Das klingt vielleicht etwas seltsam, aber es ist doch richtig: Nicht der Priester bestimmt, wie lebendig ihre Gemeinde ist, wie tief ihr Glaube und wie groß ihre Liebe. Nicht der Priester sagt ihnen, wie sie zu leben haben; nicht der Priester ist verantwortlich dafür, wieviel sie beten. Nicht der Priester ist verantwortlich für die Kranken, Sterbenden und Notleidenden, die Kinder und Jugendlichen, die Familien und Älteren. Alles das sind Aufgaben der ganzen Gemeinde, eines jeden Einzelnen von ihnen. Was eine Gemeinde nicht selbst tut, kann der Priester nicht ersetzen.

Und auch wir Priester können etwas dafür tun, um deutlich zu machen, wie schön es ist, einen geistlichen Beruf auszuüben: Wir sollten weniger klagen und stöhnen, weniger davon sprechen, wieviel wir zu tun haben, sondern viel mehr davon, wie herrlich es ist, Gott dienen zu dürfen. Nicht die Rückschläge, die es leider immer wieder gibt, sollten Gegenstand unserer Erzählungen sein, sondern die schönen Erfahrungen mit Gott, dem Gebet und den Menschen. Wer wird schon gerne Elektriker, wenn der Meister nur von den Stromschlägen erzählt, die er alle schon einstecken musste.

Am wichtigsten aber ist die Erkenntnis, dass jede Berufung von Gott kommt. Wir können Berufungen nicht organisieren; es nutzen dazu auch keine Strukturdebatten und Positionspapiere. Wer sich Sorgen macht um die Arbeit im Weinberg, sollte den Herrn des Weinbergs bitten, Arbeiter in seinen Weinberg zu bitten. Unter Umständen stundenlang. Amen.

5. Predigtvorschlag

5. Predigtvorschlag - Quelle: 4. Sonntag der Osterzeit - Lesejahr C

Liebe Schwestern und Brüder!

Gerade am heutigen Tag der geistlichen Berufe wird immer wieder erwähnt, wie sehr der Kirche doch der Rückgang der Berufungen schadet, wie sehr dem Leben in der Kirche gerade diese Berufungen mangeln.

Dass die Zahl der Ordensleute, pastoralen Mitarbeiter, Seelsorger und Priester zurückgeht, ist kein Geheimnis, ist in jedermanns Munde. Und immer wieder fällt das Schlagwort: «Priestermangel».

Ich darf an dieser Stelle einmal darauf hinweisen, dass wir keinen Priestermangel haben. Vergleicht man die Anzahl der Priester - heute, und sagen wir von vor 50 Jahren - mit der Anzahl der Gottesdienstbesucher, der aktiven Gemeindemitglieder, so stellt man sehr schnell fest, dass das Verhältnis beider zueinander sich wenig geändert hat. Prozentual zu den Gottesdienstbesuchern hat sogar die Zahl der Priester zugenommen.

Es ist also falsch, vom Priestermangel zu sprechen. Besser wäre es, vom «Christenmangel» zu sprechen. Denn diese Zahl ist es, die Besorgnis erregend abnimmt. Die Zahl der geistlichen Berufe ist voll und ganz abhängig von der Zahl der engagierten, glaubensfrohen Christen insgesamt. Aber dort mangelt es.

Aber was nutzt es, immer wieder diesen Mangel - ob es nun ein Priestermangel oder ein Christenmangel ist - zu beklagen. Ob wir nun viele sind - oder nur ein paar: Unsere Strahlenkraft hängt weiß Gott nicht von unserer Anzahl ab. Auch Paulus war nur ein Einzelner - und hat doch eine ganze Menge erreicht. Lassen wir also die Rechnerei und das Jammern über die kirchlichen Statistiken. Gerade die Statistiken erzählen uns nämlich nichts über die Lebendigkeit unseres Glaubens.

Viele, die sich von einer scheinbar sterbenden Kirche entfernt haben, würden staunen, wenn sie mitbekämen, was in dem weiten Rahmen der Kirche geleistet wird.

Die kirchlichen Sozialdienste - zum großen Teil ehrenamtlich, die Besuchsdienste, Krankendienst, die Beratungsstellen. Die freiwilligen Helfer der Gemeindecaritas, das Engagement in den Kindergärten und Schulen - oft weit über das geforderte Maß hinaus, die Jugendlichen, die sich aus einem großen Idealismus heraus in der Kinder- und Jugendarbeit engagieren. Die vielen Gottesdienstvorbereitungsgruppen, Gesprächskreise, die Frauengemeinschaft, Kolping, KAB, die Seniorenarbeit - ich hör hier lieber auf, bevor ich noch jemand vergesse, der unbedingt erwähnt werden müsste.

Nicht die Zahl der Priester, auch nicht die Zahl der Christen ist entscheidend. Entscheidend ist, wofür und wie diejenigen Zeugnis ablegen, die sich im Namen Gottes für die Menschen einsetzen und oft sogar aufopfern.

Eine Gruppe möchte ich heute aber besonders erwähnen, die in unserem Pfarrheim still und oft unbemerkt einen treuen Dienst tut, der nicht immer genügend Anerkennung findet: Die Kreuzbundgruppe.

Wir beginnen heute die Woche für das Leben, die dieses Jahr unter dem Motto: «Sinn statt Sucht» steht. Dass wir die hohe Einsatzbereitschaft vieler Menschen in- und außerhalb der Kirche nicht mehr bemerken, liegt wahrscheinlich daran, dass wir vielfach auch kein Auge mehr haben für Nöte und Probleme sehr vieler Menschen, die mitten unter uns leben. Vor vielen Problemen schließen wir die Augen, weil wir sie nicht wahrhaben wollen.

Um so wichtiger ist, dass Betroffene - aber auch vor allem nicht Betroffene - sich, wie zum Beispiel der Kreuzbund, für diese Menschen einsetzen, Hilfe leisten, da sind. Menschen, die für andere da sind: nicht nur mit medizinischer, psychologischer oder sozialer Arbeit, sondern vor allem mit dem Herzen. Wer Sucht bekämpfen, bewältigen will, kann das nur, wenn er den Menschen, so wie er ist, als liebenswürdig begreift. Wer ein Auge und ein Ohr für die Nöte der Menschen haben will, kann das nur, wenn er ein Herz für die Menschen hat.

«Sinn statt Sucht» heißt: Nicht zählen, nicht klagen, nicht jammern, sondern Dasein, für einander Dasein. Den Menschen nicht erzählen, sondern vorleben: Gott kennt Dich mit Namen. Er liebt uns. Jeden.

Fürbitten