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Predigtvorschläge - Fest der Heiligen Familie
1. Predigtvorschlag

von Manfred Stücker (erstellt: 2021)

Annehmen, was zusammengehört

Jetzt ist es wieder so weit: überall in den Kirchen sind die Krippen aufgebaut, und zu diesen schönen und phantasievoll aufgebauten Landschaften kommen die Menschen, junge und alte, und erfreuen sich an den ansprechenden Bildern.

Manchmal kommen auch Menschen, denen die Weihnachtsbotschaft nicht mehr so ganz geläufig ist. Und so passierte es vor einigen Jahren, dass sich in einem Geschäft, das auch Krippen verkaufte, ein nicht ganz armes Ehepaar einfand, um sich dort umzusehen. Und die beiden waren ganz beeindruckt. Vor allem eine der Figuren hatte es ihnen angetan. Und so fragten sie die Verkäuferin: "Hören Sie mal, diese Figur dort, die gefällt uns, wieviel kostet die wohl? Die möchten wir haben!" Es war die Figur des heiligen Josef.

Und die gute Verkäuferin, die nicht nur an ihr Geschäft, sondern vielleicht auch an den Sinn von Weihnachten dachte, gab zur Antwort: "Wissen Sie, die Figur einzeln ist nicht zu haben. Da müssen Sie schon die ganze Familie nehmen!"

Da dämmerte es dem guten Ehepaar, dass zum heiligen Josef auch noch Maria und auch noch das Kind gehörten, und das Ehepaar fing wahrscheinlich an, sich an die Weihnachtsgeschichte zu erinnern, aber alle diese Figuren zusammen zu nehmen - das war ihnen doch ein bisschen zu viel. Und so wurde aus dem ganzen Geschäft diesmal nichts.

Wir feiern Weihnachten, und gleich heute, am Sonntag nach Weihnachten, das Fest der Heiligen Familie. Und wir können, wenn wir die kleine Episode bedenken, die ich gerade erzählt habe, uns genau das Gleiche sagen lassen: Wir können uns daran erinnern lassen, dass wir vom Geschehen der Heiligen Nacht uns nicht nur das heraussuchen können, was uns besonders gut gefällt. Wir können nicht sagen: Dies oder das passt mir, das andere nicht. - Sondern wir müssen von dem, was uns an Weihnachten begegnet, auch den Zusammenhang annehmen, das Ganze eben. - Was bedeutet das?

Das bedeutet, dass Weihnachten uns an ein ganz wichtiges Grundprinzip unseres Glaubens erinnern kann: So wie unser gutes Ehepaar nicht einfach eine einzelne Figur aus der Krippenlandschaft herausnehmen konnte, so können auch wir nur beschenkt werden von Gott an diesem Fest, wenn wir das Ganze annehmen und sehen. Und das meint nicht nur, dass zu dem heiligen Josef auch Maria und das Kind in der Krippe gehören! Sondern es bedeutet noch weit mehr:

Es bedeutet, dass auch Maria nicht wirklich begriffen werden kann, wenn sie nicht als vom Heiligen Geist Erfüllte und als Mutter des Erlösers begriffen wird!

Und es bedeutet weiter, dass dieses Kind in der Krippe nicht einfach der niedliche Knabe im lockigen Haar ist, sondern der Erlöser, der Heiland der Welt, der zu uns auf die Erde kommt, und erlösen durch seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehung!

Und es bedeutet auch, dass Jesus, der in diese Welt kommt, Menschen beruft, dich und mich, die helfen sollen, dass seine Botschaft auch heute unter den Menschen bekannt wird und geglaubt wird! Das ist die Sendung der Kirche, das ist das Geheimnis seiner Gegenwart in unserer Zeit: Jesus Christus ist der Lebendige, und als Lebendiger ist er in unserer Mitte wirksam und gegenwärtig. Er wirkt durch sein Wort, er wirkt durch die heiligen Sakramente, er wirkt durch Menschen, die er beruft und sendet; mit einem Wort: er wirkt durch seine Kirche und in seiner Kirche.

Diese Wahrheit gehört zum Ganzen des Glaubens, und wenn an Weihnachten wieder viele Menschen in die Kirche strömen werden, haben sie vielleicht eine Ahnung von diesem Geheimnis der Kirche: dass die Kirche eben nicht nur ein Gebäude ist aus Steinen, Holz und Glas, sondern der fortlebende Christus auf dieser Erde, der in uns lebt und durch uns inmitten der Menschen wirken will.

Vielleicht hat unser Ehepaar an der Krippe in diesem Jahr einen anderen, einen tieferen Zugang zu dieser Wirklichkeit, die die Kirche in diesen Tagen und Wochen aufs Neue feiert. Zu wünschen ist ihm das jedenfalls. Wünschen wir uns heute, am Fest der Heiligen Familie, dass unser Herz immer offen sei für das Ganze des Glaubens, für das Große und Wunderbare, mit dem Gott uns reich beschenken will.

2. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2007)

Liebe Gemeinde!

Was hat Jesus Neues gebracht? So fragen viele immer wieder, und eine einfache Antwort scheint nicht ohne weiters auf der Hand zu liegen. Der Theologe Franz Mussner hat ein lesenswertes Büchlein zu dieser Frage herausgebracht. In 15 Kapiteln gibt uns der Gelehrte Auskunft über das Neue, das Jesus gebracht hat. Das ist für uns deshalb so wichtig, weil wir immer wieder in der Gefahr stehen, die Botschaft Jesu für altbekannt zu halten und eher nach etwas anderem Ausschau halten, das unseren Drang nach Neuem befriedigen könnte. Zu dem Neuen, das Jesus in die Welt gebracht hat, gehört die neue Sicht des Menschen, die Paulus in seinem Kolosserbrief beschreibt. Wir haben daraus soeben einen Abschnitt gehört. Gleich der erste Satz ist wegweisend: „Ihr seid von Gott geliebt, seid seine auserwählten Heiligen.“ (Kol 3,12) Neu ist an diesem programmatischen Satz, dass hier nicht mit einer Aufforderung begonnen wird, nicht mit einem Gebot, sondern mit einer Feststellung. Die christliche Ethik ist immer Antwort auf die vorausgehende Liebe Gottes zu uns. Zuerst sind wir geliebt – von Gott – seit Ewigkeit; alles andere ist Antwort auf diese überraschende Wahrheit. Wenn Sie sich einmal fragen: »Warum bin ich überhaupt auf der Erde?«, dann ist das die Antwort: Ich bin, weil ich geliebt werde. Das Hauptwort im heutigen Lesungstext ist „auserwählt“: Gott hat jeden einzelnen von uns seit Ewigkeit aus einer unendlichen Fülle von Möglichkeiten quasi auserwählt – noch bevor die Schöpfung war. Paul Gerhardt drückt dies so aus: „Da ich noch nicht geboren war, da bist du mit geboren, und hast mich dir zu eigen gar, eh ich dich kannt’, erkoren. Eh ich durch deine Hand gemacht, da hast du schon bei dir bedacht, wie du mein wolltest werden.“ Die nächste Frage, die man sich dann stellen kann, lautet: »Wozu bin ich auf der Erde?, was ist meine Bestimmung?« Die Antwort darauf lesen wir in den folgenden Versen. Paulus spricht bildhaft vom neuen Gewand, das wir nun gleichsam anziehen sollen, indem wir bestimmte Grundhaltungen in uns ausbilden, die zum christlichen Leben gehören, eben zum Neuen, das mit Jesus in die Welt gekommen ist. Kurz: Wir sollen als neue Menschen leben, indem wir auf Gottes Liebe antworten. „Darum bekleidet euch mit aufrichtigem Erbarmen, mit Güte, Demut, Milde, Geduld.“ Jesus gibt das Maß für den neuen Menschen vor, das Maß, das hier in fünf Grundhaltungen aufscheint. Zuerst „aufrichtiges Erbarmen“: Diese Haltung hat Jesus vorgelebt und in seiner Bergpredigt ausdrücklich genannt: „Selig die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden.“ (Mt 5,7) Eine Eigenschaft, die die Bibel immer zuerst Gott zugesprochen hat, soll der neue Mensch verwirklichen, und er kann es, weil er von Gott geliebt ist. Dann als zweites die Güte: Sie ist auf das Gute gerichtet, das es in jedem Menschen gibt, sie sieht es, stellt es heraus, lobt es und stärkt es durch gutes Zureden, Aufmunterung und Ansporn. Ein Lehrer, eine Erzieherin ist gütig zu nennen, wenn er bzw. sie die Fehler und Schwächen beim anderen zudeckt, nachsieht, den anderen vor der Beschämung schützt und jede schlimme Etikettierung im Keim verhindert und statt dessen die gute Seite hervorkehrt und verstärkt. – Fehlt uns diese Güte nicht allenthalben? Drittens die Demut: Für diese Haltung hatte die heidnische Antike noch nicht einmal ein Wort – so fremd und neu ist dieser Mut zum Dienen, den Jesus gezeigt und wärmstens empfohlen hat. Er ist das Gegenteil des Personenkults, die Bedingung für echte Gemeinschaft. Vor allem in einer gefallenen Welt, in der jeder immer wieder schwach wird und Fehler macht, kann es ohne Demut keinen Neuanfang geben, sondern nur Trotz, Verachtung und Ausgrenzung. Viertens die Milde oder Sanftmut. Sie öffnet sich dem Nächsten friedlich und gewaltlos, ohne ihm zu nahe zu treten, ohne ihn zu übermächtigen. Sie verzichtet nicht nur auf Gewalt, sondern sogar auf ihr eigenes Recht, sie schlägt dem anderen die Wahrheit nicht um die Ohren, sondern hält sie ihm hin wie einen Mantel, in den er hineinschlüpfen kann. Schließlich fünftens die Geduld oder Langmut. Das griechische Wort (makrojumi1a) besagt soviel wie „ein weites Herz haben“. Gott hat unendlich viel Geduld mit uns, er „lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte (Mt 5,45) weil er „geduldig ist mit euch und nicht will, dass jemand zugrunde geht, sondern dass alle sich bekehren.“ (2 Petr 3,9) Menschen mit einem engen Herzen regen sich über alles auf; es muss alles nach ihren Vorstellungen gehen, sonst werden sie unerträglich. Darum mahnt der Apostel: „Ertragt euch gegenseitig, und vergebt einander, wenn einer dem andern etwas vorzuwerfen hat. Wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr!“ (Kol 3,13) Die Krone und Wurzel dieser fünf Grundhaltungen ist die Liebe. „Vor allem aber liebt einander, denn die Liebe ist das Band, das alles zusammenhält und vollkommen macht. (Kol 3,14) Das griechische Wort Agape meint nicht die Liebe, die auf die eigene Lust bedacht ist, sondern diejenige, die das Gute für den Nächsten will, die Verantwortung übernimmt und zum Verzicht bereit ist, wenn das Heil des anderen es erfordert. Die Heilige Familie wird uns heute als Maß für ein christliches Familienleben vorgestellt, denn in ihr sehen wir die genannten Grundhaltungen in Vollkommenheit verwirklicht. Wir sollten aus ihr keine konkreten politischen Ideale ableiten, aber es spiegelt sich das christliche Menschenbild in ihr. Wer nach erzieherischen Idealen fragt, sollte auf Maria und Josef schauen, die ihrem Sohn aufrichtiges Erbarmen, Güte, Demut, Milde und Geduld vorgelebt haben, so dass dieser „Gefallen fand bei Gott und den Menschen“ (Lk 2,52) und später seinem Messias-Amt gewachsen war.

3. Predigtvorschlag

von Pfarrer Klaus Klein-Schmeink (erstellt: 2006)

Liebe Schwestern und Brüder!

Am heutigen Sonntag gehen wir in die Schule. Eine ganz besondere Schule: In die Schule der Hl. Familie.
Unsere Lehrer heißen Jesus, Maria und Josef.
Und wir haben drei Lektionen zu lernen:
Die erste: Die Arbeit.
Die zweite: Die Erziehung.
Die dritte: Das Gebet.

Die Arbeit.
Josef war ein Zimmermann, ein Handwerker. Es ist sicher, dass er Jesus sein Handwerk beigebracht hat. Das war Gewohnheit damals in Palästina.

Aus meiner Sicht scheint es mir unvorstellbar, dass Josef schlecht gearbeitet haben könnte oder Jesus nur sehr oberflächlich in die Arbeit einwies.

Jesus, der Sohn Gottes, ist die menschliche Arbeit nicht geflohen. Den Großteil seines irdischen Lebens hat er seinem irdischen Vater bei der Arbeit geholfen. Und Jesus war sicherlich ein guter Handwerker. Denn er war vollkommen Mensch.

Und auch Maria kann nicht eine faule Frau gewesen sein. Andernfalls würden nicht so viele Bilder und Gemälde existieren, die die Madonna arbeitend zeigen, währen der Engel zu ihr kommt, um ihr zu verkünden, dass sie zur Mutter Gottes berufen sei.

Das Haus der Heiligen Familie war sicherlich ein Haus, in dem gearbeitet wurde, gut gearbeitet wurde.
Gut gearbeitet, weil sie ihre Arbeit geheiligt haben. Die Mitglieder der Hl. Familie wussten sich nämlich in der Gegenwart Gottes, der den Menschen die Fähigkeit und die Kreativität gegeben hat zu arbeiten. Jesus, Maria und Josef haben Gott ihre Arbeit als ein Opfer angeboten, weil sie wirklich ganz Mensch sein und ihren Schöpfer ehren wollten.

Das ist das Ergebnis der ersten Unterrichtseinheit: Gut zu arbeiten ist eine gerechte und gute Sache, weil wir so Gott zeigen können, dass wir ihn lieben.
Jeder von uns muß arbeiten: sei es zu Hause, in der Fabrik, im Büro, auf der Station, im Labor...
Jeder von uns kann seine Arbeit heiligen, indem er durch sie anderen hilft, die Welt mitgestaltet und so Gott lobt.

Die zweite Lektion: Erziehung.
Jesus war vollkommen Mensch. Das heißt aber nicht, dass er es nicht nötig gehabt hätte zu lernen. Der Sohn Gottes wurde erzogen von Josef und Maria.

Der Evangelist Lukas nähert sich dieser Realität so:
Dann kehrte er mit ihnen nach Nazareth zurück und war ihnen gehorsam.
Das ist ein Beispiel für die jungen Menschen oder für die junggebliebenen, die weiter lernen wollen:
Man muss die Bereitschaft haben, die Ratschläge der Menschen anzuhören, die Erfahrungen haben. Nur der Mensch reift, der reifen Menschen horcht.
Der Sohn Gottes, der König der Welt war Maria und Josef gehorsam. Auch wir sollten also bereit sein, weise und kluge Ratschläge und Hinweise anzunehmen. Das gilt auch für das Glaubens- und Gebetsleben.

Aber die Hl. Familie zeigt auch wie es möglich sein kann, die jungen Menschen in einer angemessenen Form zu erziehen:

Wußtet ihr nicht, dass ich in dem sein muß, was meinem Vater gehört? So fragte Jesus seine Eltern, nachdem sie ihn nach langer Suche endlich gefunden hatte.

Eine wirklich angemessene Erziehung zielt darauf ab, freie Personen hervorzubringen, die die Fähigkeit haben, ein eigenständiges Leben zu leben. D. h. dass die Erziehenden niemals die zu Erziehenden für sich besitzen. Die Kinder sind nicht das Eigentum der Eltern, die Schüler nicht das der Lehrer.
Jene freilassen, loslassen können, um die man sich sorgt – das ist wohl mit die größte erzieherische Herausforderung. Man muß lernen, die Kinder sozusagen von sich weg zu erziehen.

Beginnen wir nun mit der letzten Unterrichtsstunde für heute: Das Gebet.

Beten heißt, sprechen mit Gott. Aber wie? Die Antwort der Hl. Familie auf diese unsere Frage klingt folgendermaßen: Mit Einfachheit, mit Natürlichkeit, mit Vertrautheit.

Schauen wir auf Maria und Josef: Sie sprechen mit Jesus – also mit Gott – jeden Tag, über wichtige und weniger wichtige Themen, während des grauen Alltagstrotts und bei besonderen Gelegenheiten. Und sie sprechen mit Jesus auch häufig ohne Worte, weil auch ein liebender Blick, eine kleine Hilfe spricht.

Diese Atmosphäre des Gebetes fasst der Hl. Josefmaria, der Gründer des Opus Die, einmal so zusammen:
Du hast mir geschrieben: "Beten ist Sprechen mit Gott. Aber wovon?" - Wovon? Von Ihm und von dir, von Freude und Kummer, von Erfolgen und Mißerfolgen, von hohen Zielen und alltäglichen Sorgen... Von deinen Schwächen! Danksagungen und Bitten. Lieben und Sühnen.
Kurz, Ihn erkennen und dich erkennen: Beisammen sein!
Die Hl. Familie lehrt uns aber darüber hinaus auch die kirchliche Dimension des Gebetes: Im Evangelium des Lukas heißt es auch einmal, dass Maria und Josef das Jesuskind nach Jerusalem getragen haben, um es aufzuopfern, wie es im Gesetz des Herrn geschrieben steht.
Die Hl. Familie ist so ein gutes Beispiel, die Gebote und Ratschläge der Kirche ernst zu nehmen, weil Maria und Josef die Gebote des Alten Testamentes ernstnahmen.
Die Tradition der Kirche ist reich an geistlichen Hilfen, z. B. die Sonntagspflicht oder das Beobachten der unterschiedlich geprägten Zeiten des Kirchenjahres. Nutzen wir diesen Reichtum!

Natürlich und einfach zu beten zusammen mit der Kirche – das ist der letzte Lehrerfolg unserer heutigen Lektionen.

Sicherlich lohnt es sich immer häufiger in die Schule der Hl. Familie zu gehen. Diese Erziehung kann uns Gläubige gerade jetzt Orientierung geben, in einer Zeit, in der wir als Pfarrgemeinden zusammengehen.

4. Predigtvorschlag

von Pfr. Dr. Axel Schmidt (erstellt: 2006)

Liebe Gemeinde!

Das heutige Evangelium ist das einzige im NT, in dem vom jugendlichen Jesus die Rede ist. Wir wissen über die psychologische Entwicklung des jungen Jesus sonst nichts. Lediglich das heutige Evangelium erzählt uns von einem Ereignis, das für Jesu Selbstverständnis und auch das Leben seiner Familie fundamental und existentiell tiefgreifend war.

Es muß damals wie ein Lauffeuer durch die Plätze und Hallen des Tempels gelaufen sein: Ein Zwölfjähriger aus Nazareth sitzt „mitten unter den Lehrern, hört ihnen zu und stellt Fragen“! (Lk 2,46)

Was war vorher passiert? Die heilige Familie war zum Paschafest nach Jerusalem hinaufgezogen. Dort erlebten sie die Opferfeier mit: Tausende von Opferlämmern wurden geschlachtet zur Erinnerung an den Auszug aus Ägypten und zur Entsühnung des Volkes. Es ist zu vermuten, daß dieses blutige Ritual Jesus nicht kalt gelassen hat. Die Erschütterung hat vermutlich zur Entwicklung seines Selbstbewußtseins wesentlich beigetragen. Ihm dürfte jetzt klar geworden sein, daß diese Opferlämmer etwas mit seinem eigenen Weg zu tun hatten: Er würde sich hingeben als das wahre Lamm, um die Sünden der Welt zu tragen und hinwegzunehmen.

So mußte er die Gelehrten fragen, was sie von der Schrift verstanden, insbesondere von den Verheißungen des Messias. Jesus war offenbar so sehr in dieses Gespräch vertieft, daß er nicht nur die Zeit, sondern auch seine Eltern vergaß; so kam es zu der brüskierenden Frage: „Wußtet ihr nicht, daß ich in dem sein muß, was meinem Vater gehört?“ (Lk 2,49) So als wäre es das Selbstver­ständ­lichste auf der Welt, daß er dort mit den Schriftgelehrten im Tempel saß!

Dies Erlebnis hat Maria und Josef sehr betroffen gemacht. Was Jesus da von sich und von seiner einzigartigen Beziehung zu seinem Vater im Himmel sagte, war für sie neu. Es überstieg ihr Fassungsvermögen. „Sie verstanden nicht, was er damit sagen wollte.“ (Lk 2,50)

Maria hat sich über die Antwort Jesu nicht geärgert, sie verstand einfach nicht, was da mit ihrem Sohn los war. Es heißt schlicht, daß sie „alles, was geschehen war, in ihrem Herzen bewahrte“ (Lk 2,51) – in der Hoffnung, daß sie es später vielleicht einmal verstehen würde. Maria und Josef mußten lernen, daß ihr Sohn ein Geheimnis hatte, sie mußten mit Jesus einen Weg gehen, der sie immer tiefer in den Glauben führte. In den Glauben an einen Gott, der in einzigartiger Weise der Vater ihres Kindes Jesus war.

Wir nennen Maria, Josef und Jesus die „heilige Familie“. Schon diese Bezeichnung macht das Ganz-anders-Sein dieser Familie deutlich, so daß wir verführt sind zu meinen, daß wir eine solche Idealfamilie nie sein und darum auch nichts von ihr lernen können. Aber bei allem Unterschied kann uns die Begebenheit des heutigen Evangeliums doch etwas Wichtiges über den Generationenkonflikt sagen. Wenn es schon für Maria und Josef schwer war, ihren Sohn zu verstehen, muß es uns dann wundern, wenn auch heute zwischen den Generationen Mißverständnisse und Unverständnis aufkommen?

Nicht das ist das Schlimme, daß es solche Mißstimmungen gibt, sondern daß viel zu häufig falsch damit umgegangen wird! Z.B. daß man sich gegenseitig die Schuld zuweist, das Gespräch abbricht, einander die kalte Schulter zeigt. Die Erfahrenen sollten vor allem Geduld walten lassen, die Jungen dagegen bedenken, daß ihr Standpunkt nicht der einzig wahre und der einzig mögliche ist. Ihnen kann vielleicht der witzige Spruch von Mark Twain helfen: „Als ich 14 Jahr alt war, war mein Vater für mich so dumm, daß ich ihn kaum ertragen konnte. Aber als ich 21 wurde, war ich doch erstaunt, wie viel der alte Mann in sieben Jahren dazu gelernt hatte.“

Maria hat ihren Sohn gefragt: „Kind, wie konntest du uns das antun?“ Sie spricht damit all ihre Sorge und Angst aus, die sie drei Tage lang erlitten hat. Das hat ihr zwölfjähriger Sohn offenbar nicht gewußt und auch nicht gewollt. Es war in Ordnung, ihm das vor Augen zu führen. Aber Maria hat nicht hinzugesetzt: „Was haben wir nicht alles für dich getan! Und das ist der Dank dafür?“ – Solche Vorwürfe sollte man seinen Kindern ersparen, denn sie erzeugen nur unnötigen Druck und tragen zum Verständnis nichts bei. Dies gilt freilich noch weit mehr von der berüchtigten Satzeinleitung: „Solange du deine Füße unter unseren Tisch setzt…“

Konflikte sind im Leben unvermeidlich. Wenn sie auf eine vernünftige Weise ausgetragen werden, können sie zu einer reiferen Beziehung führen, zu einem besseren gegenseitigen Verständnis und zu einer wachsenden Hochschätzung des Anderen. Dies wird freilich nicht immer gelingen, manchmal scheint es einfach keine Lösung zu geben. Dann ist aber immer noch Zeit und Gelegenheit, Maria, Josef und Jesus als Fürsprecher anzurufen. Sie kennen sich mit so etwas aus, und sie können gewiß vom Himmel her helfen.

5. Predigtvorschlag

von Pfarrer Klaus Klein-Schmeink (erstellt: 1997)

Liebe Schwestern und Brüder!

Die Geburt eines Kindes ist immer Anfang einer Familie.
Die Geburt Jesu lässt die Kirche heute das Fest der Hl. Familie feiern: Jesus, Maria und Josef.

Die Geburt Jesu in Betlehem gab dieser Familie, die in der Geschichte außergewöhnlich und einzigartig ist, ihren Anfang.
Empfangen vom Hl. Geist wurde der Sohn Gottes von Maria, der Jungfrau geboren. Josef wurde von Gott die echt väterliche Fürsorge über das Kind und seine Verlobte anvertraut. Er war vor dem jüdischen Gesetz der Ehemann Mariens.

Die Hl. Familie wird an diesem Tag der Welt als Vorbild gezeigt, an dem sich die Familien aller Menschen orientieren können.

Auch wenn in der Hl. Schrift nur wenig über die konkreten Ereignisse im Leben der Hl. Familie zu erfahren ist, so wird uns doch die Atmosphäre in dieser Familie deutlich vor Augen geführt.

Wir hören, wie sie die Schwierigkeiten des Anfanges meistern.
Wir sehen sie ihre religiösen Pflichten erfüllen, indem sie z.B. für den Sohn das übliche Opfer darbringen oder alljährlich zum Paschafest nach Jerusalem ziehen.
Das heutige Evangelium bringt uns auch den Erziehungsstil, der die Familie von Nazareth prägte, nahe:
Jesus kehrte mit ihnen nach Nazareth zurück und war ihnen gehorsam...“
Kinder brauchen diesen Gehorsam. Die Bereitschaft sich von reifen Menschen etwas sagen zu lassen, hilft, selbst reifer zu werden.
Also, liebe Jugendlichen, nicht alles ist schlecht, was die „Alten“ Euch sagen. Natürlich reibt Ihr Euch manchmal daran. Aber daran wachst ihr.
Jesus ist den gleichen Weg des Gehorsams gegangen. Warum also nicht auch Ihr?

Josef und Maria waren sich ihrer Verantwortung für die Erziehung bewusst. Sie erziehen Jesus nicht für sich. Sie erziehen ihn um seiner
selbst willen, für die Aufgaben, die er einmal übernehmen soll.
Liebe Eltern, die Kinder von sich weg zu erziehen, ist vielleicht mitunter das, was am schwierigsten fällt, was am meisten schmerzt.
Aber es geht nicht anders. Daran erinnern die Wort Jesu zu seinen Eltern:
Wusstet ihr nicht, dass ich im Haus meines Vaters sein muss?

Die Familie ist für die Erziehung der Kinder unersetzbar. Wo die Familie in Gefahr ist, da ist der Einzelne und die Gesellschaft in Gefahr. Verwahrlosung, Verantwortungslosigkeit und soziale Kälte drohen dann.

Wenn Gott Mensch wird und in einer Familie aufwächst, dann ist klar, dass die Familie mehr ist als eine rein menschliche Institution, mehr als eine soziale, wirtschaftliche und rechtliche Einheit.

Man kann sagen, dass Gott selbst der Urheber der Familie ist, weil er in einer Familie Mensch wurde.
Deshalb ist sie auch nicht ohne den Rückgriff auf das Wort Gottes und die Lehre der Kirche veränderbar.

Aus diesem Grund machen mir aktuelle Diskussionen Sorgen. Nein, sie machen mich zornig.

Den von der Regierungskoalition erarbeitete und anderen Gruppierungen forcierte Gesetzentwurf zur sogenannten Homoehe, also zur Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften mit der Ehe, kann ich nur aufs Schärfste verurteilen.

Die gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften werden de facto den Familien gleichgestellt.
Sie sollen vor dem Standesamt geschlossen werden. Viele rechtliche Vorteile, die bisher allein den Familien galten, sollen auf diese Gemeinschaften übergehen. Zum Beispiel das Recht auf Adoption. Der Gipfel der Unverschämtheit aber scheint mir zu sein, dass das „Familiengericht“ diese Homoehen scheiden soll.

Eine Familie aber entsteht, wenn ein Kind geboren wird. Die Homoehe ist aber logischerweise zur Zeugung eines Kindes selber nicht fähig. Dagegen ist nun einmal die Natur, und damit der Wille Gottes.
Ein Kind in der Homoehe wird um die notwendige Erziehung durch das andersgeschlechtliche Elternteil betrogen? Damit ist eine gesunde Erziehung der Kinder letztlich unmöglich.

Die von Rot/Grün geplante Homoehe ist in dieser Form verfassungswidrig, weil sie den im Grundgesetz verbürgten Schutz der Ehe und Familie in den Wind schlägt.
Außerdem baut die Regierungskoalition damit am Untergang unserer Gesellschaft kräftig mit.

Aber nicht nur wegen der rein menschlichen Unvernünftigkeit ist dieses Ansinnen von uns Christen abzulehnen.
Denn es geht noch viel weiter. Es ist letztlich eine staatlich geförderte Legalisierung der Sünde. Es ist eine Missachtung Gottes, der den Menschen als Mann und Frau erschaffen hat.

Auch da ist der Katechismus der katholischen Kirche unmissverständlich:
„Gestützt auf die Hl. Schrift, die sie als schlimme Abirrung bezeichnet, hat die kirchliche Überlieferung stets erklärt, dass die homosexuellen Handlungen in sich nicht in Ordnung sind. Sie verstoßen gegen das natürliche Gesetz, denn die Weitergabe des Lebens bleibt beim Geschlechtsakt ausgeschlossen. Sie entspringen nicht einer wahren affektiven und geschlechtlichen Ergänzungsbedürftigkeit. Sie sind in keinem Fall zu billigen.“

Nun wird aufgrund dieser Haltung der Kirche vorgeworfen, sie diskriminiere eine Menschengruppe und verstoße, verrate damit Jesus, der zu Nächstenliebe aufgerufen habe.

Nun, diesen Vorwürfen muss man damit begegnen, dass die Kirche zwischen Person und Sache zu unterscheiden weiß, was den meisten Menschen unserer Tage nicht mehr zu gelingen scheint.
Die Kirche handelt nach dem augustinischen Grundsatz: „Die Sünde hassen, den Sünder lieben.“
Die Kirche bemüht sich so zu handeln, wie der Herr es ihr vorgemacht hat, als er der Ehebrecherin klarmachte, dass sie gesündigt hat, ihr aber vergab. „Geh und sündige von nun an nicht mehr.“

Den homosexuell veranlagten Menschen ist also Respekt und Liebe entgegenzubringen, nicht aber ihrer verkehrten Sexualpraktik. Vielmehr soll man sie ermutigen, diese Veranlagung als eine Prüfung anzusehen, die sie mit dem Kreuz Christi vereint.

Nicht also die Homosexuellen sind anzuklagen, sondern diejenigen, die auf unverschämte Weise die Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften einfordern.

Die Hl. Familie – Jesus, Maria und Josef.
Gott zeigt wie sehr er die Familie gewollt hat. Deshalb wird er in einer Familie Mensch.
Die Würde der Familie ist in unserem Land gefährdet, damit ist unser Land selbst gefährdet.
Als Christen stehen wir deshalb ein für die Familie.
In ihr werden wir zu wirklichen Menschen.

6. Predigtvorschlag

Gott spricht unsere Sprache

Gerne stelle ich bei Tauffeiern den anwesenden Kindern eine schwierige und zugleich doch ganz einfache Frage. Und in den allermeisten Fällen wissen einige Kinder immer auch schon die richtige Antwort. Und wenn es ihnen einmal schwerfällt, dann dürfen auch die Erwachsenen helfen und die tun es auch.

Diese schwierige und zugleich einfache Frage lautet:

Was sind wohl die ersten Worte, die ein Kind spricht, wenn es anfängt zu reden?

Nun, was meint Ihr, was meinen Sie? – Sind es vielleicht die Worte: „Meine Hosen sind voll, bitte Windeln wechseln!“? – (Das wäre vielleicht ganz praktisch) – oder vielleicht: „Jetzt den Fernseher einschalten, gleich kommt die Sendung mit der Maus!“? – Oder etwa: „Ich will auch ein neues Handy!“?

Nein, das alles ist es nicht. Und jetzt haben die ersten oder vielleicht viele hier in der Kirche schon erraten, was denn die ersten Worte sind, die ein Kind in seinem Leben spricht.

Es sind die Worte: Mama und Papa.

Und diese Worte, die sind erstaunlicherweise überall auf der Welt ziemlich ähnlich. Die Franzosen zum Beispiel sagen maman und papa, und bei den Engländern hört es sich ein bißchen anders an, aber die Laute sind die gleichen. Und die Sprachforscher belehren uns: Das sind Lall-Laute, die Laute eben, die ein kleines Menschenkind am ehesten aussprechen kann - aber damit ist das Phänomen noch nicht restlos geklärt. Es ist doch erstaunlich, daß es überall dieselben Worte sind, ob in Demokratien oder Diktaturen, ob im Kapitalismus oder im Kommunismus, ob damals oder heute. Die Mutter und der Vater werden zuerst genannt, zuerst ausgesprochen vom Kind.

Jesus hat uns seine Anrede des Vaters im Himmel hinterlassen. Er hat Gott „Abba“ genannt. Wir übersetzen meist anständig mit „Vater“. Aber dieses Wort ist nicht die Übersetzung, die ganz richtig ist. Man müßte richtiger übersetzen mit: „Papa“ oder „Väterchen“. Also eine ganz vertraute Anrede, ein ganz vertrauter Umgang mit Gott. Jesus wählt das gleiche Wort, das ein kleines Kind brabbelt, wenn es das Gesicht des Vaters sieht und anfängt, Laute zu formen.

Das war für jüdische Ohren und eigentlich ja auch für uns wirklich ungewöhnlich: daß einer Gott so anspricht.

Heute, am Sonntag nach Weihnachten, feiern wir das Fest der Heiligen Familie. Heilige Familie – da denken wir an Jesus, Maria und Josef. Ihr Bild ist uns vertraut. Aber durch dieses Bild hindurch müßte ein anderes Bild durchscheinen, ein Bild, das Jesus uns durch seine Vater-Anrede eröffnet: die Wahrheit, daß Gott mit uns Menschen eine neue Familie bilden will. Eine Familie, in der wir wie Jesus ihn als Vater anrufen. Eine Familie, in der wir Christus als unseren Bruder und Herrn zugleich aufnehmen. Eine Familie, in der wir miteinander als Kinder Gottes leben.

Daß Jesus Gott, den Schöpfer, den Gott Israels, den Gott der Verheißungen, mit „Abba“ anredet, war, wie gesagt, für die frommen jüdischen Ohren ungewöhnlich, ja unerhört. Der Name Gottes und das Wort „Gott“ durften nicht einmal ausgesprochen werden. Das war ein Gebot der Ehrfurcht und der Überzeugung, daß Gott der unendlich Größere ist, der absolut Erhabene. Zwischen ihm und den Menschen ist ein unendlicher Abstand. In den Anrufungen des Islam ist davon noch viel zu spüren.

Als es zum Prozeß gegen Jesus kommt, fragen die Hohenpriester Jesus nicht, ob er der Sohn Gottes sei, sondern, ob er der Messias sei, der „Sohn des Hochgelobten“ (Mk 14,61). – So sehr sind sie selbst in diesem Moment erfüllt von der Scheu, das Wort „Gott“ auszusprechen. Und wenige Stunden vorher, auf dem Ölberg, betet Jesus: „Abba, Vater, alles ist dir möglich. Nimm diesen Kelch von mir! Aber nicht, was ich will, sondern was du willst, soll geschehen“ (Mk 14,36).

Und jetzt können wir vielleicht besser verstehen, was da von der Wallfahrt des zwölfjährigen Jesus nach Jerusalem erzählt wird. Dort trennt Jesus sich von seinen Eltern und bleibt im Tempel. Erst nach drei Tagen finden Maria und Josef ihn wieder (vgl. Lk 2,41-52). – Das ist mehr als nur eine Geschichte, mehr als nur eine Anekdote über die Kindheit Jesu. In Wirklichkeit ist hier ein zentrales Geheimnis angedeutet: das Geheimnis der drei Tage. Nach drei Tagen finden die Eltern Jesus im Tempel wieder; und drei Tage werden es seit dem Tod Jesu am Kreuz sein, daß die Frauen und dann die Apostel dem Auferstandenen begegnen werden. - Drei Tage glaubten Maria und Josef Jesus verloren; drei Tage lang nach seiner Kreuzigung glaubten seine Jünger, alles wäre vorbei.

Maria und Josef, die um ihres Kindes willen so viel Schweres durchmachen mußten und so viele Schmerzen erlitten haben, bekamen von Gott den Glauben geschenkt: Nichts von alledem ist umsonst. Die Angst und die Schmerzen der Eltern sind nicht vergeblich. In Wirklichkeit ist die Liebe Gottes am stärksten, die Liebe, die den zwölfjährigen Jesus im Tempel festhielt, und die gleiche Liebe, die ihn machtvoll aus dem Grab hat auferstehen lassen. Wenn auch wir dieser Liebe Gottes glauben und ihr fest vertrauen, dann haben wir verstanden, worum es an diesem Sonntag, dem Fest der Heiligen Familie, für uns geht.

7. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder, die Idylle von Weihnachten zerbrach schon am 2. Weihnachtstag, als wir den Sterbetag von Stephanus feierten, der als erste für den Glauben an Jesus den Christus getötet wurde. Wenig später, am 28.12., gedachten wir der unschuldigen Kinder von Bethlehem, die ebenfalls für diesen Jesus sterben mussten.
Und schließlich wird Jesus für seine Menschwerdung bitter leiden müssen: Er wird von den Menschen, für die er Mensch geworden ist, gekreuzigt und getötet.

Und doch ist Weihnachten ein Fest der Liebe. Denn gerade darin zeigt sich doch die wirkliche Liebe, dass sie zu jedem Opfer bereit ist. Das sie nichts unversucht lässt, um den Geliebten zu retten. Ja, dass Gott sogar bereit ist, sich selbst zu opfern, nur um nichts unversucht zu lassen.

Dabei ist das Opfer Jesu keineswegs bei jedem Menschen auf guten Boden gefallen. Bei vielen - wer weiß, wieviele es sind - hat Jesu Menschwerdung, Leiden und Auferstehung nichts bewirkt. Sie bleiben, wie sie sind: Kinder dieser Welt und nur am Irdischen interessiert.

Aber Liebe, wirkliche Liebe fragt nicht danach, ob die Liebe zum Erfolg führt. Sie ist Liebe, weil sie alles gibt, ohne nach dem Gewinn zu fragen

Liebe Schwestern und Brüder, wir feiern heute das Fest der Heiligen Familie. Damit bekommen wir unsere eigenen Familien in den Blick: Wir sind alle aufgerufen, in unserer Familie heilig zu werden; ja, sogar als Familie heilig zu werden.

Schock - meine Familie, heilig? Wahrscheinlich, so denken wir, sind wir weit davon entfernt. Da wird gestritten, an sich gedacht und um Spüldienste und Fernsehzeiten gefeilscht. Die Idylle von Weihnachten zerbricht schnell, wenn wir daraus ein Fest der um den Weihnachtsbaum versammelten Familie machen wollen. Manchmal kommt es sogar noch härter: Viele Ehe gehen auseinander und einige Familien zerbrechen, sobald die Kinder auf eigenen Beinen stehen.

Und doch ist eine solch gebeutelte Familie oft eine heilige Familie. Denn gerade darin zeigt sich doch die wirklich Liebe, dass sie zu jedem Opfer bereit ist. Dass sie die Launen der Schwester, die Bequemlichkeiten des Vaters erträgt, die Empfindlichkeiten der Mutter und die Eskapaden des Bruders. Wirkliche Liebe leidet, aber wächst auch dadurch, das Opfer nötig sind.

Dabei sind solche Opfer keineswegs immer erfolgreich. Bei vielen Menschen, ob Kinder oder Ehepartner, scheint manchmal die größte Geduld und Liebe nichts zu bewirken.

Aber wirkliche Liebe fragt nicht danach, ob sie zum Erfolg führt. Amen.

8. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder!

«Als seine Eltern alles getan hatten, was das Gesetz des Herrn vorschreibt, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazareth zurück.» Das ist das letzte Ereignis in der Kindheit Jesu, das berichtet wird. Nur von dem Bericht über den Verlust des zwölfjährigen Jesus unterbrochen, schweigt sich die Hl. Schrift ab nun über fast dreißig Jahre des Lebens Jesu aus.

Wer das Leben Jesu betend hört oder liest - und nicht nur neugierig wie einen Zeitungsbericht - dem kann gerade das Schweigen der Evangelisten so einiges sagen.

  • Zum Beispiel wird deutlich, wie wichtig es ist, dass sich vieles zunächst einmal im Verborgenen abspielt. Wie alles in der Natur braucht auch alles in unserem Leben Raum und Ruhe, um heranzureifen.

  • Vor allem das Gebet muss in alle Ruhe gelernt werden. Nicht sofort in aller Öffentlichkeit, in der Hochform der Liturgie, des Gottesdienstes hier in der Kirche. Nein, zunächst brauchen wir den geschützten Raum der Familie, um beten zu lernen. Wer zuhause nicht betet, der kann es auch nicht in der Kirche. Wie soll jemand, der sich schämt, mit seinem Ehepartner zu beten, in der Kirche mit wildfremden Leuten beten?

  • Das Schweigen über das Leben der Heiligen Familie in Nazareth lehrt uns weiter, wie wichtig das erfüllte Schweigen in der Familie ist. Gerade Menschen, die sich nichts mehr zu sagen haben, beginnen damit, pausenlos zu reden, die Stille mit Fernsehen oder Musik zu übertönen. Wir verlieren schnell den Blick für das Schöne in uns, das liebenswerte in den Anderen. Wir verlieren uns selbst aus den Augen. Wenn wir irgendwo lernen können, wie wichtig die Ruhe ist zur persönlichen Vorbereitung, zum Gebet, zur Ordnung meines eigenen geistlichen Lebens, dann nur in der Familie.

  • Wie tief das Wesen der Liebe ist, lernen wir weiterhin vor allem in der eigenen Familie: Wir sind nicht eine Familie, weil wir gut zu einander passen. Wir haben uns unsere Eltern nicht ausgesucht, wir haben uns unsere Kinder nicht aus dem Katalog gewählt. Wir haben uns als Familie nicht zusammengefunden, weil wir uns innerlich so nahe stehen. Sondern umgekehrt: Weil wir eine Familie sind, deshalb gehören wir zusammen. Sympathie oder ein zärtliches Gefühl machen es uns leichter, einander zu lieben. Aber tiefer geht das, was Gott uns wissen lässt: Ich habe Euch als Familie so gewollt. Bleibt in meiner Liebe.

  • Ein Letztes zeigt uns die Heilige Familie, besonders in der Person des Josefs. Es ist nicht sein Kind, das er heranzieht, für das er arbeitet und lebt. Aber er hat es angenommen. So haben auch heute einige Eltern Kinder angenommen, die nicht ihre eigenen sind. Und scheinbar liegt die Betonung dann auf den letzten Satzteil: «Die nicht ihre eigenen sind.» Aber worauf es vor Gott ankommt, ist der erste Teil: Sie haben es angenommen. Denn nur das macht eine Familie zur Familie: Dass sie sich annehmen.

Auch das ist die deutliche Botschaft der dreißig verborgenen Jahre: Dass Gott uns und unser Leben angenommen hat, dass er uns als seine Kinder angenommen hat. Weil er uns, meine lieben Schwestern und Brüder, liebt wie seinen eigenen Sohn.

Damit wir einander sagen können: Meine lieben Schwestern und Brüder. Amen.

9. Predigtvorschlag

Liebe Schwestern und Brüder, die anglikanische Kirche - und ich meine auch, dass andere christliche Kirchen dem gefolgt sind - haben alle frauenfeindliche Stellen der Bibel aus den offiziellen Lesungen gestrichen. Das ist an für sich ja auch sehr löblich. So wurden schon im letzten Jahrhundert alle brutalen Stellen der Psalmen aus den Gesängen der Kirche gestrichen. Es muss nicht alles, was in der Bibel steht, auch im Gottesdienst vorgelesen werden. Die Bibel ist zudem ja auch nicht immer so ganz jugendfrei...

Es ist kein Problem, bestimmte Stellen der Bibel für den Gottesdienst zu meiden. Ein Problem liegt allerdings in der Frage, wann eine Stelle frauenfeindlich ist. Wann eine Stelle zu brutal ist, ist wenig strittig. Wann aber ist eine Aussage frauenfeindlich?

Wir haben gerade in der Lesung gehört: «Ihr Frauen, ordnet Euch Euren Männern unter, wie es sich im Herrn geziemt.» Paulus, der diesen Brief geschrieben hat, wird in Bezug auf diese Stelle von heutigen Christen bezichtigt, Christus nicht richtig verstanden zu haben. Da sind vor Gott doch alle gleich und keiner braucht sich unterzuordnen.

Liebe Schwestern und Brüder, eine Beziehung, in der sich der eine dem anderen nicht mehr unterordnen kann, ist allerdings keine Liebesbeziehung mehr, höchstens noch eine Partnerschaft. Jesus hat sich seinen Eltern auch untergeordnet. Und trotzdem war er die Liebe in Person.
Wir haben nämlich einen etwas «anarchischen» Begriff von Liebe. So, als wenn es reicht, dass wir uns nur «lieb haben», und alles wird gut. Das ist sehr trügerisch und blauäugig. Denn jemanden «zu lieben», und gleichzeitig sich selbst zu verwirklichen, indem ich von meinen eigenen Wünschen keine Abstriche mache - das ist keine Liebe.

Jede Liebe braucht Ordnung, und jede Ordnung braucht Liebe.

Eine Ordnung ohne Liebe ist grausam: Wenn wir uns nur noch an Vorschriften halten, Gesetze befolgen, ohne darauf zu achten, ob Menschen dabei auf der Strecke bleiben; wenn die oberste Pflicht des Bürgers die Ordnung ist, ohne nach der Güte zu fragen - dann herrscht keine Ordnung, sondern Diktatur.
Aber die Liebe braucht auch die Ordnung und Unterordnung. Wenn wir jede Ordnung über den Haufen werfen, weil unsere Liebe jetzt in eine andere Richtung geht, wenn wir jede Vorliebe als oberstes Gesetz ausgeben, dann fehlt uns nicht nur die Ordnung, sondern auch die Liebe.

Es ist ein Fehler, Ordnung und Liebe als Gegensätze zu sehen. Sie sind eher wie zwei Pole, zwischen denen unser Leben ausgespannt ist wie ein Faden. Wenn einer der beiden fehlt, dann geht auch das Leben zugrunde.

Paulus geht es genau darum: Die Liebe nicht zu verlieren, indem wir im Chaos versinken. Die ersten Christen hatten, das zeigen die Briefe des Paulus, oftmals gedacht, sie wären nicht nur von den jüdischen Gesetzen befreit, sondern überhaupt von allen religiösen und staatlichen Ordnungen. Allein die Liebe zählt, dachten einige, und begannen, sich gegenseitig zu zerfleischen. Paulus hat sie immer wieder zur Unterordnung gemahnt, um der Liebe willen.
Und das tut er hier auch: Er ruft die Familien zur Ordnung und ermahnt die frühen Christen vor allem in den Punkten, die ihnen offensichtlich schwer gefallen waren. Wenn er die Frauen zur Ordnung und die Männer zur Liebe ermahnt, dann heißt das nicht, dass die Männer sich nicht unterordnen und die Frauen nicht lieben bräuchten. Beide sind dazu aufgerufen, zu lieben indem sie sich dem anderen unterzuordnen. Sich unterzuordnen ist weder frauenfeindlich - noch männerfeindlich. Sich einander unterzuordnen, heißt sich zu lieben.

Gerade das meint ja «lieben»: Den anderen hochschätzen, ihn zu achten und zu ehren; sich selbst mit den eigenen Vorlieben dem anderen unterzuordnen. Eine Familie braucht eine solche Ordnung und Unterordnung, um der Liebe willen. Natürlich hat sich das Rollenverständnis in den letzten Jahrzehnten verändert. Vor allem die Rolle der Frau ist eine andere geworden. Das ist gut so. Wenn wir - Männer und Frauen - aber verlernen, uns unterzuordnen, dann verlernen wir auch das Lieben. Dann bleiben vielleicht noch Partnerschaften. Aber dann ist kein Platz mehr für Liebesbeziehungen.
Amen.

Fürbitten