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Predigtvorschläge - über Amt und Person des Papstes
1. Predigtvorschlag

Zum Amt des Papstes (vor dem Konklave 2005)

Liebe Schwestern und Brüder,

wir feiern heute den Sonntag vom Guten Hirten und damit verbunden den Tag der geistlichen Berufungen. Damit ist normalerweise hauptsächlich die Bitte um Priesterberufungen verbunden.

Gerade am heutigen Sonntag gibt es aber eine andere geistliche Berufung, die unserem Gebet empfohlen wird: Die Berufung zum Dienst als Papst.

Liebe Schwestern und Brüder, in der Zeitung wird viel darüber geschrieben, wie sich verschiedene Menschen den neuen Papst wünschen; am Donnerstag schrieb Johannes Loy in der WN (Westfälisch Nachrichten vom 14.4.2005): "Der neue Papst soll dialogbereit, weltoffen, vermittlungsfähig und reformwillig sein." Nun - das alles kann ich gerne unterschreiben. Mir fehlen zwar noch ein paar Eigenschaften, die auch in anderen Aufzählungen selten erwähnt werden: Der neue Papst sollte ein Mann des Gebetes sein, mit Gott verbunden und ein offene Ohr für die Zuflüsterung des Heiligen Geistes sein. Er sollte überzeugt sein von dem, was er verkündet und ein echter Diener der Kirche. Er sollte Jesus Christus lieben und wie Jesus Christus bereit, sein Amt als Leiden an der Welt und für die Welt zu verstehen.

Aber bleiben wir bei den von Johannes Loy genannten Eigenschaften: Weltoffen und reformwillig. Dort wird berichtet, das Prof. Bremer, der Dekan der Theologischen Fakultät in Münster, meint, der neue Papst müsse vor allem den "Reformstau" in der Kirche abarbeiten - ähnlich äußerten sich viele Theologen, Kirchenführer und auch der Dechant von Ibbenbüren. Seltsam, frage ich mich: Mir fällt im Moment nämlich kein Feld der Kirche ein, dass dieser Papst nicht reformiert hat. Vom Kirchenrecht - dem Messbuch - der Liturgie - dem Bild der Frau - die Bedeutung der Laien - dem Verhältnis zur Vergangenheit - zu den Wissenschaften - zu den Medien - zu den Juden - zu den Moslems - zu den Kirchen der Reformation. Ich habe mich gefragt, wo denn da ein Reformstau zu finden sei?
Aber Dekan Bremer macht deutlich, worum es ihm geht: Die Mitwirkung der Laien müsse anerkannt werden; die Bedeutung der Normen insbesondere im Bereich der Sexualmoral müsse reduziert werden, die Rolle der Frau in der Kirche überdacht werden. Andere fassen es konkreter: Der nächste Papst solle das Zölibat überdenken, Frauen zum Priesteramt zulassen und das Verbot von Pille und Kondom aufheben.

Liebe Schwestern und Brüder, der Papst ist ein Diener der Kirche. Er kann nicht machen, was er will. Er ist vielleicht ein Monarch - ein absoluter Herrscher, wenn man will - aber kein Herrscher über den Glauben. Den Glauben der Kirche kann er nicht verändern und nicht nach seinem Belieben gestalten. Der Papst hat die Aufgabe, auf den Glauben der Kirche zu schauen und festzuhalten, was die Kirche durch den Heiligen Geist glaubt.

Mit anderen Worten: Diese Wünsche an den neuen Papst sind im Grunde wünsche nach einer anderen Kirche. Es liegt nicht nur an den Kardinälen, dass es solch einen Papst niemals geben wird. Es liegt am Glauben der Kirche, dass keiner, der zum Papst gewählt wird, diese Forderungen erfüllen kann.

Jetzt erklärt sich auch die Kritik an Johannes Paul den II.: Es war keine Kritik an seiner Person, es war eine Kritik an unserem Glauben. Und die, die nun von einem Reformstau sprechen, werden davon auch nach dem nächsten und übernächsten Pontifikat sprechen.

Es wäre für diese Predigt zuviel verlangt, deutlich zu machen,

  • warum das Priestertum der Frau vom Papst gar nicht eingeführt werden kann

  • warum nach der Offenlegung der theologischen Hintergründe durch Paul VI. die Pille und Kondom zwar aus gesundheitlichen Gründen, aber nicht als Mittel zur künstlichen Empfängnisverhütung eingesetzt werden können

  • warum die Kirche die Sexualmoral nicht ändern kann - wie die Kirche überhaupt nicht eine Moral festlegt, sondern nur verkündet

  • warum die Laien zwar vieles können und sollen - viel mehr, als oft gewünscht ist - aber eben nicht die Aufgaben des geweihten Priesteramtes.

Nehmen wir also Abstand von diesen Forderungen, die letztlich Forderungen gegen die Kirche sind - nicht an die Kirche. Bedenken wir das Wort des Heiligen Augustinus: "In dem Maße, in dem jemand die Kirche liebt, hat er den Heiligen Geist."

Wir können uns keinen anderen Papst wünschen, als einen Papst voll des Geistes - einen Papst, der die Kirche liebt und ihr dient. Dann dient er dem Glauben und erfüllt er sein Amt.

Beten wir um einen Papst, der voll des Geistes ist - der Freude am Glauben und Liebe zu Gott ausstrahlt und spürbar macht. Beten wir um einen Papst, der seine Kirche umsichtig führt und die Menschen zu Gott führt; einen Papst der heten kann und zum Gebet einlädt. Amen.

2. Predigtvorschlag

Der Papst und wir (2. Version) - Zum Tode von Johannes Paul II. - Weißer Sonntag 2005

Liebe Schwestern und Brüder,

als im Jahr 1945 das Konzentrationslager Auschwitz durch die russische Armee befreit wurde, gab es unter den vielen Befreiten, die überlebt hatten, ein 16-jähriges Mädchen, das völlig erschöpft durch die Straßen irrte, ohne Ziel, ohne jemanden zu haben, zu dem sie hätte gehen können. Als sie nicht mehr imstande war, auch nur einen Schritt zu gehen, hat sie ein junger polnischer Priester angesprochen. Er besorgte ihr Brot und Käse - Kostbarkeiten damals im hungernden Polen - und dann trug er sie 3 km weit auf dem Rücken zum nächsten Bahnhof. Die damals Befreite sagt: „Nie werde ich dieses Gesicht vergessen." Der Name des Priesters, der ihr damals geholfen hat, war Karol Wojtila, unser jetziger Papst, der heute nacht gestorben ist.

Als im Jahr 2000 der Papst in der jüdischen Gedenkstätte Yad Vashem war, sah das Mädchen von damals ihren Retter wieder. Sie brach in Tränen aus.

Das amerikanische Nachrichtenmagazin "Time", bestimmt kein kirchliches Blatt, hat ihn vor fünf Jahren zum "Mann des Jahres" gewählt, weil er eine der bedeutendsten moralischen Autoritäten in der Welt sei. Im kommenden Monat Mai würde er 85 Jahre alt.

Als der Papst vor beinahe 25 Jahren zum ersten Mal Deutschland - damals noch ein geteiltes Land - besuchte, war die Begeisterung für den Papst auch hier bei uns noch ungebrochen. Obwohl er doch nichts anderes sagte und lehrte, was er auch 20 Jahre danach noch sagte und lehrte. (Vielleicht waren damals seine Worte sogar noch deutlicher und direkter als später.)

Unser Papst hat immer wieder betont, dass er Deutschland und die Deutschen liebt. Für ihn persönlich, so wird bezeugt, war es 1996 einer der größten Augenblicke seines Lebens, als er das nunmehr geöffnete Brandenburger Tor durchschritt. Als Bischof und Kardinal in Polen war er einer der treibenden Kräfte der Aussöhnung mit Deutschland. Trotz seiner eigenen bitteren Erfahrungen mit den deutschen Besatzern und trotz der starken Bedenken und Reserven seiner eigenen Mitbrüder in Polen er die Hand zur Versöhnung mit Deutschland ausgestreckt. Wenn danach gerade aus Deutschland wegen seiner Amtsführung als Papst oder wegen seiner angegriffenen Gesundheit Häme, Spott und abschätzige Bemerkungen gefallen sind, dann müssen wir uns schämen. Denn gerade das hat dieser Mann nicht verdient.

Als vor 20 Jahren die Weltjugendtage ins Leben gerufen wurden, in denen der Papst die Jugend der Welt einlädt, über sich selbst, die Kirche und Gott nachzudenken, zu beten und zu feiern, sich zu treffen mit dem Nachfolger des heiligen Petrus, da kam von Deutschland zunächst so gut wie keine Antwort. Ich hörte, wie in Tschenstochau 1991 und in Denver zwei Jahre später der Papst fragte: Wo ist die Jugend aus Deutschland? - Manches braucht eben in Deutschland etwas länger, und so ist die Begeisterung für dieses einmalige Erlebnis bei uns erst langsam in Fahrt gekommen. Jetzt hat er nicht mehr erlebt, dass die deutschen Jugendlichen ihm zujubeln.

Unser jetziger Bundeskanzler, Gerhard Schröder, hatte, als er noch Ministerpräsident von Niedersachsen war, einmal eine Audienz beim Papst. Nun steht Herr Schröder sicherlich nicht im Verdacht, ein religiöser Schwärmer zu sein. Doch er war von dieser Begegnung überaus beeindruckt. Als er nach dieser Begegnung den Papst lobte und lobte, war auch ein deutscher Bischof dabei, der es für angebracht hielt, den Politiker ein wenig zu bremsen. Es gäbe doch auch kritische Stimmen gegen den Papst, und überhaupt sei der Mann in Rom doch ziemlich unmodern ... und was dieser Bischof noch alles an Bedenken vorzutragen hatte. "Ach, wissen Sie", tröstete der jetzige Bundeskanzler den Bischof, "kleine Geister gibt es überall."

Wir haben heute das Evangelium vom gläubigen Thomas gehört. Es gehören die Augen des Glaubens dazu, den Auferstandenen zu erkennen. Es gehören Augen des Glaubens dazu, in jedem Menschen, der uns geschenkt ist, die Liebe Christi zu erkennen. Und es gehören Augen des Glaubens dazu, in Johannes Paul den leidenden und liebenden Christus zu erkennen.

Amen.

3. Predigtvorschlag

Zum Amtsjubiläum Johannes Paul II. - Oktober 2003

«Von Krankheit gezeichneter Papst begeht sein Jubiläum»
«Wer wird Nachfolger von Johannes Paul II?»

So oder so ähnlich lauteten Schlagzeilen in den letzten Tagen. So oder so ähnlich haben Sie sie auch wohl gehört und gelesen, liebe Schwestern und Brüder.

Seit Jahren schon wird öffentlich darüber spekuliert, wie lange Johannes Paul II. noch im Amt bleibt. Es wird weniger über die Inhalte seiner Ansprachen gesprochen als über seinen Gesundheitszustand. Manchmal scheint die Presse seinen Tod herbeischreiben zu möchten...

Dass unser Hl. Vater alt geworden ist, dass seine Gesundheit schwer angeschlagen ist, all das ist unbestritten, weil offensichtlich.
Viele haben Mitleid mit ihm, wenn sie Fernsehbilder von ihm sehen, der Kopf gebeugt, die Hand zitternd, sich auf einen fahrbaren Wagen stützend, weil die Arthrose ihm das Gehen nicht mehr möglich macht.
„Kann der nicht auf sein Amt verzichten? Das tut weh, mit anzusehen, wie er sich quält. Das geht doch über alle menschlichen Kräfte."

Ja, es stimmt. Unser Heiliger Vater hat wirklich die Grenzen seiner körperlichen Kraft erreicht. Sein Geist und sein Wille aber sind wach. Er brennt vor Glauben.

Und so ist gerade der jetzige Papst ein Zeugnis dafür, was das Amt des Nachfolgers Petri ausmacht.

Zum Petrus, zum Fels der Kirche hat sich der Herr den Simon erwählt. Einen, der leicht an seine Grenzen stößt, einen Fischer, keinen Gelehrten, einen der mutig sein kann, aber auch feige. Immerhin hat er Jesus verleugnet.

Ausgerechnet diesem Petrus übergibt er die Schlüssel zum Himmelreich.
Ist das nicht eine totale Überforderung. Wäre nicht vielleicht der jüngere Johannes der Bessere gewesen für dieses Amt? Oder hätte man das nicht auf zwei, drei Leute verteilen sollen?

Diese Fragen sind müßig. Der Herr hat entschieden. Einer soll der Fels der Kirche sein. Petrus und seine jeweiligen Nachfolger, die Päpste.

Ein einziger Mann soll für die ganze Kirche, weltweit Oberhaupt sein,
die Schwestern und Brüder in Ost und West, Nord und Süd im Glauben stärken,
die Interessen und die Sendung der Kirche gegenüber der ganzen Welt vertreten.

Ist damit ein einziger nicht überfordert?
Ja, er ist damit überfordert. Das ist nicht menschenmöglich. Das kann man nur mit Christi Hilfe schaffen.

Und darum geht es: Im Amt des Nachfolger Petri wird deutlich, dass es Christus ist, der diese Kirche trägt und lenkt.
In der totalen Überforderung des einen Menschen sehen wir die Kraft Gottes am Werk.

Nicht das Menschenmögliche zählt, sondern das Gottgewollte.

Wenn es nicht Gott wäre, der ein Interesse am Papsttum und an der Kirche hätte, dann wäre beides schon längst verschwunden angesichts der zahlreichen Sünden und Sünder in der Kirche und auf der Kathedra Petri. Während das 1000jährige Reich Hitlers nach 12 Jahren zerstört war, gibt es die Kirche nach fast 2000 Jahren immer noch.

Aber warum könnte Gott ein solches Interesse am Papst und an der Kirche haben?
Eines hat die Kirche immer getan: das Evangelium verkündet und die Sakramente gespendet, also die Botschaft und die Nähe Christi weitergegeben.
Und darum geht es. Das ist der Dienst der Kirche an ihren Gläubigen und an der Welt: Christus verkünden, die Sakramente spenden. Selbst ein so moralisch heruntergekommener Papst wie Alexander VI. hat immerhin das Angelusläuten weltweit eingeführt.

Liebe Schwestern und Brüder!
Der Papst soll Zeugnis ablegen von Christus und seiner Lehre. Es geht nicht darum, dass er sich und seine Qualitäten in den Vordergrund rückt.
Er ist kein politischer Führer, vom Volk gewählt.
Er ist kein Manager auf Zeit für einen Global Player, Weltkonzern Kirche.
Er ist erst recht kein "Mächtiger" im üblichen Sinn. Er dient der Kirche mit seinem ganzen Leben. Das Tagespensum und die Strapazen dieses Dienstes würde vermutlich kein Top-Manager der Welt auf sich nehmen wollen.

Der Papst ist von Gott berufen, das Evangelium zu verkünden und Christus in dieser Welt darzustellen.
Wir dürfen Gott sehr dankbar sein, dass er uns in diesen Jahren einen solchen Papst geschenkt hat, der gerade in seiner körperlichen Gebrechlichkeit ein überzeugender Prediger des Wortes Gottes ist.

Gerade an ihm sehen wir, dass es bei der Kirche auf Gott und nicht so sehr auf die Leistung des Menschen ankommt.
Und die heutige Seligsprechung von Mutter Teresa macht deutlich, dass in den Augen der Kirche jeder Mensch eine unveräußerliche Würde hat, gerade die Kleinen, die Geschundenen, die Ausgestoßenen, die Kranken und die Sterbenden.

Denn der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen Daran muss sich die Kirche messen lassen, vom Papst bis zum Neugetauften, auch wir.

4. Predigtvorschlag

Grundsätzliches zum Papstamt

Zur Unfehlbarkeit des Papstes

Liebe Schwestern und Brüder, das Kennzeichen der christlichen Gemeinde ist die Freude und die Einheit. Das sagt Jesus in seiner Abschiedsrede, und das ist der Grund des ganzen Christentums.
Was aber ist mit der Freude und der Einheit, wenn wir uns die katholische Kirche hier bei uns anschauen?

Ich komme gerade vom Katholikentag. Neben viel Freude (meist in der Musik junger Menschen oder Christen aus anderen Kontinenten) war der Katholikentag geprägt von der Auseinandersetzung zwischen konservativ - und progressiv. Viel Freude kann da nicht aufkommen, wenn beide Gruppen die schwierige Situation der Kirche zu retten versuchen, indem sie die jeweils anderen bekämpfen (zum Teil mit Unterstützung des Veranstalters).

Dabei ist die Situation, dass es innerhalb der katholischen Kirche äußerst unterschiedliche Bewegungen gibt, die anscheinend in zwei ganz verschiedene Richtungen laufen, überhaupt nicht neu. Das hat es immer schon gegeben, von Anfang an. Paulus hat mit Mühe und Not die selbst gegründeten Gemeinden zusammenhalten müssen; wenig später hat er sich mit Barnabas zerstritten und beide haben ihre eigene Mission betrieben. Und das hat sich ohne Unterlass so weitergetragen. Durch die ganze Kirchengeschichte, bis heute. Und für alle hat die katholische Kirche in der Weite ihres Glaubens Platz gehabt. Die armen Franziskaner und die reichen Dominikaner; die Fürstbischöfe und die Missionare in Amerika; die gelehrten Jesuiten und die schlichten Minoriten. Die haben sich auch zwischendurch ganz gehörig auf die Füße getreten, aber keiner durfte für sich beanspruchen, alleine Recht zu haben. Das ist übrigens einer der wichtigsten Grundsätze der katholischen Kirche: Deshalb haben wir ja auch die Unfehlbarkeit des Papstes. Von mehr als 1 Milliarde Mitglieder ist eben nur einer unfehlbar (und das auch nur ganz selten) - im Unterschied z.B. zu jedem Stammtisch.

Dass es die unterschiedlichen Richtungen in der Kirche immer gegeben hat, ist zwar kein Grund, sich mit der modernen Spaltung der Kirche in konservativ und progressiv einfach abzufinden - oder sogar unterschiedslos alle heilig zu sprechen. Sie selbst wissen, dass ich durchaus eine Position in diesem Spektrum vertrete, und dabei habe ich kein schlechtes Gewissen. Nur wer eine Position hat, hat auch etwas zu sagen.
Aber müssen wir uns deshalb gegenseitig die Freude nehmen? Und müssen wir uns deshalb gegenseitig exkommunizieren? Sollen wir deshalb die Einheit der Kirche aufs Spiel setzen?

Indem wir uns Katholiken gegenseitig zu Feinden erklären, vergessen wir, dass die größere Gefahr ist, dass wir der Welt nichts mehr zu sagen haben. "Ich habe ihnen mein Wort gegeben, und die Welt hat sie gehasst, weil sie nicht von der Welt sind, wie auch ich nicht von der Welt bin." Wir haben den Auftrag, die Welt zu bekehren und nicht ausgerechnet den, der zwar genauso Katholik ist wie ich, aber der anderen Richtung angehört! Jeder Kirchenkritiker, der ein wenig bei Verstand ist, weiß, dass er gar nichts mehr tun braucht, um das Ende der Kirche herbeizuführen. Er braucht uns Katholiken einfach nur gewähren zu lassen. Wir erledigen uns schon selbst.

Dagegen nur hilft der Geist, den wir zu Pfingsten erwarten (allerdings ein sehr wirksames Mittel, das bisher noch jeden Kirchenkritiker zur Weißglut gebracht hat). Ein Geist, der uns nicht alles so bierernst nehmen lässt. Der uns genügend Selbstbewusstsein schenkt. Wir brauchen nicht erst einen Feind zu ernennen und ihn dann niederzumachen, damit wir uns selbst gut fühlen.

Ein Geist, der uns die Gabe schenkt, uns mit der Kirche zu identifizieren, auch wenn wir nicht immer ganz ihrer Meinung sind. Wer sich nur mit etwas identifiziert, das 100-prozentig mit ihm übereinstimmt, kann sich schließlich nur mit sich selbst identifizieren. Das ist eine moderne Art des Egoismus. Der Geist lehrt uns, zu einer Kirche zu stehen und zu ihr gehören zu wollen, obwohl dort Unsympathen Mitglieder sind. Einheit heißt nicht Gleichmacherei, sondern Aushalten, dass der Andere anders ist.

Der Geist schenkt uns genügend Abstand, um aus den ewigen Grabenkämpfen herauszukommen. Wenn Sie einmal auf dem Sterbebett liegen, wird sie nicht interessieren, ob der Papst immer noch unfehlbar ist, ob Ihr Pastor verheiratet ist oder ob Ihre Tochter Priesterin ist. Dort werden Sie ganz andere Fragen bewegen. Das jetzt schon zu erkennen; sich jetzt schon an der Erlösung zu erfreuen, sich darin jetzt schon einig zu sein: Das ist katholisch. Das ist heilig. Das ist geistbewegt. Amen.

5. Predigtvorschlag

»We love the pope«

Liebe Schwestern und Brüder!

Es gibt ein Lied der Kelly-Family, übrigens eines der ersten Lieder, das die Kellies selbst geschrieben haben, mit dem Titel: «We love the pope.» Zu deutsch: «Wir lieben den Papst.»

Nun, ein Werbegag kann das wohl nicht sein. Mit einer solchen Aussage kann man heute mit Sicherheit keine Pluspunkte gewinnen, keine Werbeeinnahmen machen.

Aber wenn die Kelly-Family das wirklich ernst meint, dann stellt sich die Frage, was denn gerade am Papst so liebenswert sein soll. Wie kommen die dazu, so ein Lied zu schreiben?

Liebe Schwestern und Brüder, vielleicht fällt Ihnen das gar nicht mehr auf, dass ich Sie immer wieder mit «liebe Schwestern und Brüder» anrede. Vielleicht meinen Sie auch, dass sei nur so ein Floskel, mit der man halt Predigten anfängt. Aber ich meine es ernst.
Auch wenn sie weder meine wirklichen Schwestern und Brüder sind, und auch wenn sie nicht alle lieb sind: Uns verbindet etwas ganz anderes als Sympathie oder Verwandtschaft. Uns verbindet die Tatsache, dass wir alle zu Jesus Christus gehören, und dass wir von unserem Gott berufen und beschenkt sind, ja, dass wir für einander Geschenke Gottes sind. Da mag jeder auch seine Fehler und unsympathische Züge haben, trotzdem: Weil sie von Gott beschenkt wurden, sind sie mir lieb und teuer, sind sie für die Kirche und auch für mich ein Geschenk Gottes, für dass ich nur dankbar sein kann.

Petrus wurde nicht aufgrund seiner persönlichen Vorzüge oder Liebenswürdigkeit zum Fels der Kirche. Hätte sich Jesus danach gerichtet, so hätte dieser wankelmütige Fischer wohl schlechte Karten gehabt. Vielmehr ist die Erkenntnis des Petrus «Du bist der Messias» ein Geschenk Gottes, etwas, das Petrus ganz unverdient erhalten hat und weiter geben kann, um seine Brüder zu stärken. Und Jesus beschenkt ihn mit einer Gabe - die zugleich auch eine enorme Aufgabe ist -, nämlich mit dem Amt, Fels der Kirche zu sein. Indem Jesus seinen Petrus so beschenkt, drückt er seine Liebe zu seiner Kirche aus: Mit Ihm beschenkt er auch seine Jünger.

Liebe Schwestern und Brüder, ob das Amt des Petrus tatsächlich ein Geschenk Gottes an seine Kirche ist, bleibt eine Frage des Glaubens. Es gibt genug Stimmen die eher von einer Last als von einem Geschenk sprechen. Auch Petrus hat, nachdem er seinen Herrn verleugnet, missverstanden und verlassen hatte, Anlass genug gegeben, als Last empfunden zu werden. Trotzdem ist keiner der Jünger daraufhin auf die Idee gekommen, eine Kirche von unten zu gründen. Freiwillig hätten sie den Felsen, den Christus seiner Kirche geschenkt hat, nicht verlassen.

Ich weiß, dass das oft schwer fällt: Aber ich versuche immer wieder neu, Tag für Tag, für jeden Menschen dankbar zu sein, der die Gabe Gottes annimmt und damit selbst zum Geschenk für andere wird. Ob er nun sympathisch ist, oder nicht. Ob er nun Papst, Bäcker oder Schüler ist. Ich persönlich kann Gott nicht genug danken, für die vielen Menschen, die mich mit ihrem Glauben immer wieder bereichern. Und ich kann mich aus ganzem Herzen dem anschließen, was Mutter Teresa einmal gesagt hat: «Dieser Papst ist das größte Geschenk Gottes an unser Jahrhundert.»

Amen.

6. Predigtvorschlag

Petrus und der Papst - Mai 2004

Liebe Schwestern und Brüder!

Kurz nach Ostern veröffentlichte der Vatikan die Instruktion Redemptionis Sacramentum über einige Dinge bezüglich der
heiligsten Eucharistie, die einzuhalten und zu vermeiden sind.

Bevor dieses Dokument erschienen war gab es schon Gerüchte:
"Der Papst will die Messdienerinnen abschaffen."
"Der Papst und der Ratzinger wollen wieder die Messe auf Latein und mit dem Rücken zum Volk einführen." usw.
Wie sich herausstellte – noch vor der Veröffentlichung des Dokumentes – war Stimmungmache gegen den Apostolischen Stuhl aus sogenannten "kirchenkritischen" Kreisen. Nichts von alledem findet sich in er Instruktion.

Andere wiederum – in den Medien oder am kirchenpolitischen Stammtisch – fühlten sich am Tag der Erscheinung oder am Tag darauf geharnischte Kommentare gegen das ach so konservative, rückwärtsgewandte Rom. Wir in Deutschland seien da ja schon viel weiter, offener.
Fragte man dann mal nach, ob die Betreffenden das Dokument denn schon gelesen haben, wurde schnell das Thema gewechselt. Die 74 Seiten durchzulesen haben dann doch wohl die wenigsten geschafft. Geschweige denn, sich überhaupt bemüht, das Dokument zu erwerben.

Dann wurde zum Schluß noch über den kühlen Stil gemeckert, der sei so kalt und juristisch. Da stellt sich mir dann die Frage, ob eine "Instruktion", also eine Anweisung, in Reimform verfasst werden muß.

So wie dieser Instruktion, die eigentlich nur das bestätigt und in Erinnerung ruft, was seit dem zweiten Vatikanum gilt – so wie dieser Instruktion geht es vielen Dokumenten aus Rom.
"Zentralismus" sei das Ganze wird geschrieen. Rom mache die Ortskirchen unmündig, nehme sie nicht ernst.

Da entsteht dann eine andere Frage, ob denn Rom, der Papst, das Lehramt denn noch ernstgenommen werden, oder ob da nicht allzu häufig Vorabverurteilungen kommen – nach dem Motto: "Was kann von da schon Gutes kommen?"

Schwestern und Brüder,
Konflikte, Streitigkeiten kommen unter uns Menschen zwangsläufig vor. Davon bleibt auch die Kirche nicht verschont. Die Frage ist, wie man damit umgeht.

Schon ganz früh gab es in der Kirche heftige Auseinandersetzungen. Davon berichtet die Lesung aus der Apostelgeschichte. Worum ging es da? Und welchen Weg weist uns hier die Hl. Schrift, mit Uneinigkeit umzugehen?

Damals ging es um eine wichtige Frage: Muß man, um Christ werden zu können, zuerst Jude gewesen sein?
Für die frommen Juden, die Christen geworden waren, war die Beschneidung und die Befolgung jüdischer Gesetze unaufgebbare Bedingung. Dagegen stand die Meinung, die auch von Paulus und Barnabas vertreten wurde, dass allein der Glaube an Christus zähle.
Wo diese beiden Meinungen aufeinandertrafen, war klar, daß eine Entscheidung und eine Klärung bald erfolgen mußte. Denn beides zugleich ging nicht, das eine schloß das andere aus. Wer aber hat recht? Was ist zu tun? Wie finden wir die Wahrheit?
Die Gemeinde macht nun keine Umfrage in dieser Sache und läßt auch nicht einfach eine Mehrheit entscheiden. Was sie tun, gibt den Weg der Kirche in den späteren Jahrhunderten vor:
Man geht nach Jerusalem, wo Petrus ist. Bei Petrus sind auch noch andere Apostel. Diesen wird die Streitfrage vorgetragen.
Es ist das erste Konzil der Kirche: Das Apostelkonzil. Die Apostel hören, prüfen und schließlich entscheiden sie. Sie geben Paulus und Barnabas recht: Der Glaube an Christus genügt zur Taufe und zum Heil. Der Geist wirkt überall, auch bei denen, die nicht zum jüdischen Volk gehören.
So begründet das Konzil seine Entscheidung: "Der Heilige Geist und wir haben beschlossen".
Der Heilige Geist kommt also zuerst. In ihm lebt Christus. In ihm lehrt Christus. Jesus hatte versprochen: "Der Beistand aber, der Heilige Geist, (...) der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe" spricht der Herr im Evangelium.
Darauf können die Apostel sich berufen. Sie glauben, was die Kirche seitdem immer glaubte und auch in Zukunft immer glauben wird: Der Heilige Geist läßt die Kirche nicht im Stich. In den notwendigen Entscheidungen hilft er, den richtigen Weg zu finden. Aber es muß Vertrauen da sein. Und es muß gebetet werden. Der Heilige Geist will erbetet, erfleht werden.
Die Apostel in Jerusalem, die Jünger in Antiochia und die vielen, vielen Christen, die auf den Heiligen Geist gehofft haben, sie haben gehorcht mit den Ohren und sie haben gebetet mit dem Mund und sie haben geglaubt mit dem Herzen. Sie werden in der Kunst darum auch gezeichnet mit einem Lichtschein, dem "Heiligenschein", um das Haupt herum. –
Ein Pfarrer, den ich kenne, hatte als regelmäßiges Bonmot, das er immer wieder zum Besten gab: Bei den vielen Sitzungen, die es heute in der Kirche gibt und bei denen mehr geredet als gebetet wird, haben wir demnächst die Heiligenbilder nicht mehr mit dem Heiligenschein am Kopf, sondern um den Hintern. -
Das Gebet ist entscheidend, um mit dem Heiligen Geist in Kontakt zu kommen. Und ein Zweites kommt hinzu, was Barnabas und Paulus und die übrigen Christen auszeichnete: Sie haben gehört.
Nachdem die Entscheidung gefallen war, die das Lehramt in Form des Apostelkollegiums getroffen hatte, hatten sie gehört, die Entscheidung weitergegeben und sind selber der Entscheidung gefolgt.
Dieses Hören und Hörenkönnen ist in unserer Zeit wieder bitter nötig.
Ich frage mich immer wieder, wenn über Dokumente des Papstes von einigen – auch von der Kirche bezahlten – Leuten hergezogen wird:
Glauben die denn nicht mehr, daß Petrus in Rom ist? Daß Christus durch die Nachfolger der Apostel, durch das Bischofskollegium auch heute zu uns spricht?
Ist das Lehramt für jene nur so lange akzeptabel, so lange es die eigene Meinung wiedergibt? Ist die Kirche für diese Menschen noch Hierarchie – was so viel heißt wie heiliger Ursprung, heilige Ordnung – oder ist die Kirche nur eine Art Weltanschauungsverein mit sozialer Note?
Der Papst verkörpert die Einheit der katholischen Kirche. Er tut das nicht willkürlich, sondern in Übereinstimmung mit dem Kollegium der Bischöfe und dem, was schon immer geglaubt worden ist. Es geht da nicht um Erfindung neuer Glaubenssätze, sondern um die Bewahrung der Botschaft Jesu und der Lehre der Apostel. Das erfordert manchmal auch klare Entscheidungen. Und aus denen spricht der Hl. Geist. Auch heute.

Ich jedenfalls für mich allein bin nicht so katholisch, dass ich keinen Papst und keine Bischöfe nötig hätte. Ich bin dankbar für den Dienst der Lehre und auch des Erinnerns, den die Nachfolger Petri und der Apostel leisten.

7. Predigtvorschlag

Zum Papst Johannes Paul II

Der Papst und wir (1. Version) - Zum Tode von Johannes Paul II. - Weißer Sonntag 2005

Als im Jahr 1945 das Konzentrationslager Auschwitz durch die russische Armee befreit wurde, gab es unter den vielen Befreiten, die überlebt hatten, ein 16jähriges Mädchen, das völlig erschöpft durch die Straßen irrte, ohne Ziel, ohne jemanden zu haben, zu dem sie hätte gehen können. Als sie nicht mehr imstande war, auch nur einen Schritt zu gehen, hat sie ein junger polnischer Priester angesprochen. Er besorgte ihr Brot und Käse - Kostbarkeiten damals im hungernden Polen - und dann trug er sie 3 km weit auf dem Rücken zum nächsten Bahnhof. Die damals Befreite sagt: „Nie werde ich dieses Gesicht vergessen.“ Der Name des Priesters, der ihr damals geholfen hat, war Karol Wojtila.

Als im Jahr 2000 der Papst in der jüdischen Gedenkstätte Yad Vashem war, sah das Mädchen von damals ihren Retter wieder. Sie brach in Tränen aus.

Das amerikanische Nachrichtenmagazin "Time", bestimmt kein kirchliches Blatt, hat ihn vor fünf Jahren zum "Mann des Jahres" gewählt, weil er eine der bedeutendsten moralischen Autoritäten in der Welt sei. Im kommenden Monat Mai würde er 85 Jahre alt.

Als der Papst vor beinahe 25 Jahren zum ersten Mal Deutschland - damals noch ein geteiltes Land - besuchte, hatte ich gerade in Münster mein Studium begonnen. Mich interessierte, was dieser Mann zu sagen hatte und wie er auf die Menschen wirkte. Und als ich dann in Fulda, Mainz und München ihm, wenn auch nur aus der Ferne, begegnen konnte, fing ich an zu begreifen, daß hier einer war, der viel bewegen würde in der Welt. Damals war die Begeisterung für den Papst auch hier bei uns noch ungebrochen. Obwohl er doch nichts anderes sagte und lehrte, was er auch 20 Jahre danach noch sagt und lehrt. (Vielleicht waren damals seine Worte sogar noch deutlicher und direkter als heute.)

Unser Papst liebt Deutschland und liebt die Deutschen. Schon dreimal hat er unser Land besucht. Zuletzt, 1996, hat er das nunmehr geöffnete Brandenburger Tor durchschritten. Für ihn persönlich, so wird bezeugt, war das einer der größten Augenblicke seines Lebens. Als Bischof und Kardinal in Polen war er einer der treibenden Kräfte der Aussöhnung mit Deutschland. Trotz seiner eigenen bitteren Erfahrungen mit den deutschen Besatzern und trotz der starken Bedenken und Reserven seiner eigenen Mitbrüder im polnischen Klerus und Episkopat hat er die Hand zur Versöhnung mit Deutschland ausgestreckt. Wenn heute gerade aus Deutschland wegen seiner Amtsführung als Papst oder wegen seiner angegriffenen Gesundheit Häme, Spott und abschätzige Bemerkungen fallen, dann müssen wir uns schämen. Denn gerade das hat dieser Mann nicht verdient.

Als vor 20 Jahren die Weltjugendtage ins Leben gerufen wurden, in denen der Papst die Jugend der Welt einlädt, über sich selbst, die Kirche und Gott nachzudenken, zu beten und zu feiern, sich zu treffen mit dem Nachfolger des heiligen Petrus, da kam von Deutschland zunächst so gut wie keine Antwort. Ich hörte, wie in Tschenstochau 1991 und in Denver zwei Jahre später der Papst fragte: Wo ist die Jugend aus Deutschland? - Manches braucht eben in Deutschland etwas länger, und so ist die Begeisterung für dieses einmalige Erlebnis bei uns erst langsam in Fahrt gekommen.

Wie schafft der Papst das, seine Aufgaben alle zu bewältigen? Mit wieviel verschiedenen Personen aus unterschiedlichen Kulturen und Mentalitäten, mit wieviel Politikern mit all ihren Anliegen und Interessen trifft er sich tagtäglich? Unser Papst ist wahrscheinlich der am besten informierte Mensch auf dieser Erde. Niemand hat so viel Einblick in die Lage der Kirche und der Politik wie er. Es ist unglaublich, wie er nach wie vor die Menschen anrührt und begeistert: in Gottesdiensten, die häufig mehrere hundertausend Menschen versammeln. Wenn ich schon bei mir selbst sehe, wie die Vorbereitung und die Feier eines Erstkommuniongottesdienstes mich schlauchen können, dann ahne ich, welche innere Kraft und welchen inneren Glauben dieser Mann besitzt.

Eine Bitte möchte ich mit diesen Gedanken über unseren Papst verbinden: Glauben Sie doch bitte nicht alles, was an Schlagworten über Papst und Kirche verbreitet wird. Gebrauchen Sie auch hier Ihren eigenen Verstand. "Zentralismus": Gibt es eine Gemeinschaft in dieser Welt, die wie die katholische Kirche eine solche Vielfalt kennt an Ausdrucksformen des Glaubens, so viele verschiedene Gemeinschaften, Orden, eine bunte Vielfalt an Bewegungen und Gruppen? Der Vorwurf des Zentralismus in der Kirche ist absurd.

Ebenso absurd ist der Vorwurf, der Papst sei "leibfeindlich". Dieser Vorwurf trifft im Grunde die ganze Kirche. Aber die häufige Wiederholung macht den Vorwurf nicht richtiger. Richtig ist, daß die Kirche und auch unser Papst immer wieder die Würde des Leibes, die Würde der Frau, die Würde der Kranken usw. betonen und einfordern. Feinde des Leibes sind die, die ihn ausbeuten und als bloßes Objekt ansehen.

Der Papst ist inzwischen eine Kultfigur für unzählige Menschen aller möglicher Glaubensrichtungen und Überzeugungen. Unser jetziger Bundeskanzler, Gerhard Schröder, hatte, als er noch Ministerpräsident von Niedersachsen war, einmal eine Audienz beim Papst. Nun steht Herr Schröder sicherlich nicht im Verdacht, ein religiöser Schwärmer zu sein. Doch er war von dieser Begegnung überaus beeindruckt. Als er nach dieser Begegnung den Papst lobte und lobte, war auch ein deutscher Bischof dabei, der es für angebracht hielt, den Politiker ein wenig zu bremsen. Es gäbe doch auch kritische Stimmen gegen den Papst, und überhaupt sei der Mann in Rom doch ziemlich unmodern ... und was dieser Bischof noch alles an Bedenken vorzutragen hatte. "Ach, wissen Sie", tröstete der jetzige Bundeskanzler den Bischof, "kleine Geister gibt es überall."

Fürbitten