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Predigtvorschläge - Klonen
1. Predigtvorschlag

Ursprung: Neujahr 2002 / 2003

Liebe Schwestern und Brüder, es gibt wohl kaum jemand, der nach den Medienberichten der letzten Tage nicht weiß, wer die Sekte der Raelianer ist: Eine kleine Gruppe von Ufo-Gläubigen, die behaupten, den ersten Menschen geklont zu haben. Ein Aufschrei ging durch die Presse; der Ruf nach neuen Gesetzen wurde genauso laut wie die Abscheu über das, was diese Sekte dort fabriziert hat.

Was aber ist daran so schlimm, einen Menschen zu klonen? Jedes eineiige Zwillingspaar ist gen-identisch und damit so etwas wie ein Klon. Das als Klon bezeichnete Kind Eva (wenn es denn wirklich eine gen-identische Kopie der Mutter ist) ist kein frankensteinsches Monstrum, sondern ein ganz normales Kind mit eigenem Charakter, eigenen Willen und einem eigenen, von der Mutter unabhängigen Schicksal. Auch eineiige Zwilling sind eigene Persönlichkeiten und manchmal, trotz identischem Genmaterial, grundverschieden in ihren Fähigkeiten und Anlagen.

Was also ist so schlimm daran, einen Menschen zu klonen? Da sind zunächst die unzähligen Fehlversuche: Für das Klon-Schaf Dolly wurden 277 Embryonen erzeugt, die alle abgestorben sind. Mindestens 277 Tote für ein geborenes Klonkind. Das allein dürfte schon ein Argument sein.

Dann kommt hinzu, dass die geklonten Tiere bisher allesamt mit Gen-Defekten gezeichnet sind - auch das Klon-Schaf Dolly ist krank geboren.

Nicht zuletzt die Frage, wozu das Klonen medizinisch oder sozial dienen soll, schreckt ab: Schließlich macht Klonen nur Sinn, wenn dahinter die Absicht steht, einen bestimmten Menschen zu züchten; sei es für sportliche oder andere Höchstleistungen oder als medizinisches Ersatzteillager zur Organspende für kranke Familienmitglieder.

Warum das alles? Wo liegt die Triebfeder, all das in kauf zu nehmen?
Liebe Schwestern und Brüder, ich kann es mir nicht anders erklären, als dass Menschen es nicht ertragen wollen, ein Geschöpf Gottes zu sein, sondern selbst zum Herren über alles werden wollen - auch über Tod und Leben.

Wir Christen glauben, dass das Leben ein Geschenk ist. Gott hat uns einander geschenkt. Keiner von uns ist perfekt, aber jeder ist ein Wunderwerk Gottes. Der Mensch ist dazu berufen, keinem anderen Zweck zu dienen als der Freude Gottes am Leben. Wir sind in Gottes Hand eingeschrieben, und er allein hält unser Schicksal in Händen.

Schenken und beschenken lassen - dass sind die Schlüssel zum Glück: Die Abhängigkeit von Gott. Die Macher und Produzenten werden weder unabhängig, noch glücklich - allerhöchstens reich. Denn Glück bekommt man immer nur geschenkt. Man kann es weder machen noch kaufen.

Das zeigt uns auch Maria: Ihr wird ein Kind geschenkt. Marias Anteil am ganzen Geschehen ist verschwindend gering: Gott ist der Herr der ganzen Weihnachtsgeschichte. Und doch zeigt Maria eine Größe, an die wir nicht herankommen: Ihre Größe liegt darin, Gottes Willen anzunehmen und zu bejahen. Maria ist die größte unter allen Menschen, weil sie Gott wirken lässt und sich selbst ganz zurücknimmt.

Das ist auch das Geheimnis, das kommende Jahr und die Zukunft zu beginnen: unsere Abhängigkeit von Gott zu bejahen. Zu tun, was wir können und dürfen; aber anzuerkennen, dass ich nicht der Herr der Welt bin. Zu begreifen, dass ich vieles planen und machen kann, aber Glück und erfülltes Leben nur als Geschenke zu haben sind, um die ich nur bitten kann. Dass Segen und Heil nicht einklagbar sind, sondern eine freie Zuwendung Gottes ist: Das heißt Glauben. Vertrauen.

Liebe Schwestern und Brüder: Gehen wir in den Spuren Mariens in das neue Jahr: Tun wir unseren Teil, so gut wir können; vertrauen wir aber immer auf das Wirken Gottes, dass unserem Tun zuvorkommt und es vollendet. Amen.

Fürbitten