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Predigtvorschläge - Terror und Naturkatastrophe
1. Predigtvorschlag

Predigt zum Terror-Anschlag auf das World-Trade-Center 9.11.2001

Am Dienstag hat die Welt den Atem angehalten. Ein Terrorangriff hat in wenigen Minuten das Leben von tausenden Menschen ausgelöscht.

Wenn ein Mensch stirbt, geht der Welt schon eine Unendlichkeit verloren: Alle Jahre, die dieser Mensch auf dieser Welt gelebt und gewirkt hätte, sind unwiederbringlich verloren. All die vielen Menschen, die er hätte kennenlernen können, sind ohne ihn ärmer geworden, und nur die wenigsten spüren diesen Verlust. Hunderte Stunden, gefüllt mit Leid und Freude, Lachen und Bangen, werden niemals gelebt werden. Tausende Träume, die dieser Mensch geträumt hätte, verlieren sich im Nichts. Millionen von Möglichkeiten, die noch vor ihm lagen und darauf warteten, Wirklichkeit zu werden, werden niemals gelebt werden. Wenn ein Mensch stirbt, geht der Welt eine Unendlichkeit verloren.

Am Dienstag ist durch den Terrorakt einiger weniger Fanatiker nicht nur ein Mensch gestorben; nicht zehn; nicht hundert. Nein, Tausende Menschen haben ihr Leben verloren; unvorstellbar für jeden von uns und unfassbar.

Viele der Angehörigen haben in ihrer Not zu Gott gerufen, vielen wird aber auch der Atem weggeblieben sein, so dass sie plötzlich keine Worte mehr zu Gott finden konnten. Für viele ist der Glaube ein letzter Halt; für viele hat der Glaube in diesem einzigen Augenblick jede Bedeutung verloren. Das ist die Stunde der christlichen Solidarität, die mehr wiegt als jede menschliche, militärische oder politische. Christliche Solidarität heißt: Wir beten für und anstelle derjenigen, die es nicht mehr können. Wir glauben und hoffen für und anstelle derjenigen, die jeden Glauben und jede Hoffnung verloren haben.

In diesen Tagen sind die Menschen in unserem Land wieder in die Kirchen geströmt und haben sich zu spontanen Gebeten versammelt. Vielleicht aus dieser christlichen Solidarität heraus: Das sind Menschen, die es jetzt gut gebrauchen können, dass wir an ihrer Stelle beten. Vielleicht aber auch aus der eigenen Angst heraus: Kann uns das gleiche treffen? Und wie wird Amerika jetzt reagieren? Gibt es einen dritten Weltkrieg?

Ob Amerika die Größe hat, auf Rache und Vergeltung zu verzichten, entscheidet sich aber nicht erst in diesen Tagen. Das hat sich schon Stück für Stück entschieden in den Momenten, in denen wir bisher denen verziehen haben, die uns das Leben schwer gemacht haben. Jedes mal haben wir damit Leben ermöglicht; vor allem für uns selbst ein Leben ohne Hass und Groll. Die eigentliche Größe eines Menschen liegt in seiner Fähigkeit zur Vergebung. Jetzt zeigt sich, wie gut wir Christen uns geübt haben im Verzeihen; jetzt hängt von unserer Übung der Weltfrieden ab. Jede noch so private Regung der Heiligkeit ist jetzt Grundlage für eine Besserung der Welt.

Die Welt schaut auf uns Christen und fragt: Gibt es noch Hoffnung? Haben wir noch Hoffnung? Hoffnung, worauf? Dass es weitergehen wird? Sicher wird es weitergehen, die Welt dreht sich immer noch. Aber soll es wirklich so weitergehen? Ist das unsere Hoffnung?
Christliche Hoffnung heißt, dass wir an das Gute in den Menschen und die Wirksamkeit Gottes glauben. Viele können das nicht mehr und haben somit keinen Grund, irgendetwas von anderen, von sich und vom Leben zu erhoffen. Wir Christen, glauben wir noch an das Gute im Menschen? Dass Gott die Zügel dieser Welt immer noch in den Händen hält? Oder haben wir auch eine der drei größten christlichen Tugenden verloren?

Wir Menschen sind imstande, andere und uns ins Chaos zu stürzen, Kriege auszulösen und Leben zu zerstören. Wir haben von Gott die Freiheit bekommen, und sind in der Lage, diese Freiheit zu missbrauchen. Aber nicht das Chaos und der Krieg ist dabei die eigentliche Gefahr, vor der wir uns fürchten sollen. Auch wenn wir davor am meisten Angst haben. Viel Schlimmer ist es, wenn wir unseren Glauben verlieren, unser Gebet verstummt, Verzeihung als Weichlichkeit ausgelegt wird, Rache zum obersten Prinzip wird. Viel schlimmer ist es, wenn wir die Freiheit, einander zu lieben, missbrauchen, um einander zu hassen. Die größte Gefahr, in der wir schweben und die uns Angst machen sollte, ist: Dass wir genauso werden wie die Attentäter. Blind, wütend, fanatisch, hassend. Das sind die tiefsten Gefahren eines Krieges und die tiefsten Abgründe des Terrors.

Wer die Menschen verändern will, muss sie lieben. Mit Drohung und Gewalt erreichen wir nichts. Bush konnte mit der Forcierung der Todesstrafe keinen Attentäter beeindrucken, der sein Attentat mit der Bereitschaft zum Selbstmord plante. Gewalt muss vielleicht sein, um schlimmeres zu verhindern. Aber Frieden schaffen wir nur durch die Feindesliebe. Welche Forderung, gerade in diesen Tagen! Aber mit den Aktienpreisen ist nicht auch das Christentum billiger geworden. Der Anspruch bleibt: Gott hat uns nur dadurch Erlösen können, weil er uns geliebt hat.

Wenn wir Christen sind und so leben, Lieben, Hoffen und Glauben, füreinander und miteinander beten, verzeihen und vergeben, auch da, wo es einer Selbstaufgabe gleichkommt, gibt es keinen Grund, Angst zu haben. Gott ist größer als alle Gründe, Angst zu haben. Gott ist größer als alle Abgründe, die sich in Menschen vor uns auftun.

Beten wir. Gott segne Dich dazu!

Ursprung: 24. Sonntag im Jahreskreis, 2001, Lesejahr C

2. Predigtvorschlag

2. Predigt: Zur Flutkatastrophe in Südost-Asien vom 26.12.2004 - 1. Teil

Ursprung: Neujahr 2005 - Hochfest der Gottesmutter Maria

Liebe Schwestern und Brüder, wer die Weihnachtsgeschichte unvoreingenommen liest, noch nicht weiß, wie es weitergeht, der könnte nach dem heutigen Evangelium denken: «Puh - es ist noch einmal gut gegangen«! Trotz der abenteuerlichen Umstände hat Maria ihr Kind glücklich zur Welt gebracht. Auch wenn vieles der dramatischen Bedingungen in der heiligen Nacht vermeidbar gewesen wäre - es ist nicht zum Schlimmsten gekommen. Es ist noch einmal gut gegangen. Bei der Ankunft der Weisen heißt es sogar schon, dass sie Maria und das Kind im Haus aufgesucht haben - offensichtlich sind Josef und Maria doch fündig geworden. Acht Tage nach der Geburt wird Jesus beschnitten, und damit scheint dann endlich alles wieder in Ordnung zu sein.

Liebe Schwestern und Brüder, so wie Maria mit ihrem Sohn im Arm sich damals wohl gefragt hat, was die Zukunft wohl bringen wird, fragen wir uns zu Beginn des Neuen Jahres ebenfalls: Was bringt uns das neue Jahr? Wie wird es werden? Was hält es für uns bereit?

Was würden wir, an der Stelle Mariens, von der Zukunft erhoffen? Was erhoffen wir uns selbst vom kommenden Jahr? Ein glückliches Leben, möglichst lange und gut gesichert?

Wir wünschen uns nur das allerbeste - und dass wir vom Schlimmsten verschont bleiben. Aber die viel interessantere Frage ist: Was ist denn wirklich das Schlimmste? Und was das Beste?

Blicken wir noch einmal auf Maria. Wir wissen, wie ihr Leben weitergegangen ist. Haben sich ihre Hoffnungen erfüllt? Wenig später wird ihr im Tempel prophezeit, dass ihr das Schwert des Leidens durch die Seele gehen wird. Herodes beginnt zu wüten und begeht den schrecklichen Kindermord. Und schließlich, nach Ablehnung, Enttäuschung, Qualen und Spott stirbt ihr Sohn am Kreuz. Sind die Hoffnungen Mariens gescheitert? Ist das, was Maria passierte, das Schlimmste?

Wer auf das letzte Jahr zurückschaut - und vor allem unter dem Eindruck der Flutkatastrophe am Ende des Jahres rund um den indischen Ozean - weiß, wie zerbrechlich diese Welt weiterhin ist. Nicht nur, dass wir durch rücksichtslosen Raubbau an der Natur viele Unglücksfälle selbst verschulden. Es gibt auch immer noch die Katastrophen, die aus heiteren Himmel zuschlagen und die von keinem Menschen verschuldet sind.

Wir können hoffen, davon verschont zu bleiben. Aber realistisch ist das nicht. Wir müssen akzeptieren, dass keiner von uns vom Leid verschont bleiben wird. Wir leben nicht ewig, und es ist keineswegs ein unchristlicher Gedanken - auch nicht trübsinnig oder morbide - wenn wir ins Auge fassen, dass das kommende Jahr vielleicht unser letztes Jahr sein könnte. Das Leben ist endlich, und es gehört zum Glauben dazu, dass wir jederzeit bereit sind, vor Gott zu treten.

Das größte Unglück ist und bleibt nicht der Tod, nicht die Katastrophe, nicht der Verlust von Gesundheit oder Wohlstand. Das größte Unglück ist die Frage, die heute morgen (angesichts des unsäglichen Leides in Südost-Asien) in der Bildzeitung stand: «Lieber Gott: Wo bist Du?»

Das größte Unglück ist es, den Glauben zu verlieren. Gott zu verlieren. Dem Leid, das unausweichlich kommen wird, nicht mit Hoffnung begegnen zu können.

Liebe Schwestern und Brüder, in diesem Sinne war Maria Optimist: Sie wusste, nichts wird sie von der Liebe ihres Sohnes trennen können. In diesem Sinne sind wir Christen Optimisten: Wir wissen, dass Vieles auf uns zukommt; viel Gutes, aber auch viel Schweres. Aber was auch immer da kommen mag: Wir vertrauen auf Gott. Er ist mein Helfer. Er mein Retter.

Ich habe (vor-)gestern noch einen Mann in Kevelaer getroffen, der mir sein Leid geklagt hatte: Es hätte so fest an Gott geglaubt; aber jetzt sei seine Frau schwer erkrankt - was hätte der Glauben ihm also genützt? - Gott bewahrt uns nicht vor dem Leid, er hat ja nicht einmal seinen einzigen Sohn davor bewahrt. Er bewahrt uns vor einem viel schlimmeren Schicksal: Vor dem Verlust SEINER Liebe.

Wir wissen, was Paulus erkannt hat: Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Not oder Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahr oder Schwert? Doch all das überwinden wir durch den, der uns geliebt hat. Denn ich bin gewiss: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.

Amen.

3. Predigtvorschlag

3. Predigt: Zur Flutkatastrophe in Südost-Asien vom 26.12.2004 - 2. Teil

Ursprung: 2. Sonntag nach Weihnachten

Liebe Schwestern und Brüder,

wenn wir noch einmal einen Augenblick an die Predigt von gestern denken - das Neujahr mit Gedanken an Tod und Katastrophen zu beginnen, das war vermutlich nicht ganz das, was wir erwarteten. Eine Predigt, die uns auffordert, unerschrocken dem Leid und Tod entgegenzusehen, weil wir einen Glauben haben, der all das überwindet - das würden wir uns wohl nicht als weihnachtliche Abrundung wünschen.

Es gibt vieles, das uns am Glauben irritiert, am Gottesdienst oder an der Kirche. Einiges verstehen wir nur nicht, aber anderes entspricht nicht unserer Art des Glaubens. Wir stellen uns Gott anders vor. Immer wieder werde ich angefragt, ob das mit Gott, mit dem Leben nach dem Tod, mit den Sakramenten nicht auch anders sein könnte. Die, die mich fragen, haben da oft ganz konkrete Vorstellungen.

Genau auf eine solche Situation ist das heutige Evangelium geschrieben worden. Das Wort Gottes kam in die Welt - aber die Welt hatte anderes erwartet. Sie hatten sich andere Vorstellungen gemacht. Sie haben mit Größerem gerechnet, mit Gewaltigerem, mit Philosophischen Implikationen - aber doch nicht mit einem Kind in der Krippe...

Das Wort, das in die Welt kommt, ist uns fremd. Es bleibt uns auch fremd. Nur, weil wir Christen heißen, sind wir nicht Besitzer des Wortes und können daraus das auswählen, was wir für angemessen, erträglich halten. Das erfahren wir immer wieder, wenn sich die Weihnachtszeit paart mit Nachrichten von Tod und Leid - ob im Großen oder Kleinen. Gott lässt uns nicht einfach in Ruhe feiern. Er will immer wieder, dass wir aufschauen und nach ihm fragen; auch wenn es leidvolle Fragen sind.

Gottes Wort ist fremd, unbequem, unerbittlich und irritierend. Es stört. Wenn uns Gott also anredet, dann erkennen wir das nicht unbedingt an einem unsagbaren Glücksgefühl. Es kann genau das Gegenteil der Fall sein.

Aber es gibt auch den anderen Zug Gottes: Der Kern der Weihnachtsbotschaft ist ja »das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.« Gott hat sich in seinem Wort - uns fremd und unbegreiflich - erfahrbar gemacht. Gott ist Mensch geworden, ja, Kind in der Krippe.
Es gibt also auch diesen Weg: Der Weg über das süße Christkind, der Kleine in der Krippe. Gott bietet uns beide Wege an: Den Weg über das Vertraute und den Weg über das Erschrecken.

Beides führt für den zu Gott, der sich leiten lässt. Das Vertraute lädt uns ein, uns auf den Weg zu machen und macht uns Mut. Das Fremde lässt uns aufbrechen, weil es neugierig macht, interessant ist, Widersprüche hervorruft und nach Antwort verlangt.

Aber beides kann uns auch im Dunkeln sitzen lassen - für den, der sich selbst genügt: Das Kind in der Krippe? Nix Neues, kennen wir schon, wird wohl sein wie jedes andere Kind. Gott, der Fremde, der ganz anders ist als ich? Ich bleibe bei dem, was ich kenne. Meine vertraute Welt reicht mir.

Liebe Schwestern und Brüder, Gott ist das ewige Wort und Gott ist das Kind in der Krippe. Gott ist der Mann, der gesagt hat: "Liebe Deine Feinde" und der gerufen hat: "Wehe Euch Ihr Heuchler!". Gott lässt uns nicht in Ruhe - und das ist gut so. Amen.

Fürbitten