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Predigtvorschläge - Hochfest "Unbefleckte Empfängnis"
1. Predigtvorschlag

Maria - das Kunstwerk Gottes

Stellen Sie sich vor, Sie gehen in ein Museum, weil Sie sich für Kunst interessieren. Und Ihr Interesse wird nicht enttäuscht: In einer Ausstellung entdecken Sie ein Kunstwerk von seltener Schönheit. Was machen Sie da? Sie werden sicherlich nicht gleich weiterlaufen. Sie werden sich vielleicht hinset-zen und es anschauen. Sie werden nahe herangehen und alles genau betrachten. Vielleicht gibt es auch noch andere Besucher, mit denen Sie dann über das gelungene Werk ins Gespräch kommen.

Und jetzt stellen Sie sich vor, neben Ihnen steht auf einmal der Künstler, der das Werk geschaffen hat. Sie bemerken ihn zuerst nicht einmal. Ihr ganzes Augenmerk gilt ja dem Ergebnis der Genialität dessen, der imstande war, so etwas zu denken und zu schaffen. Und dann, im nächsten Moment, bemerken Sie doch, wer neben Ihnen steht. Was werden Sie tun? Werden Sie dem Künstler nicht gratulieren zu seiner Leistung? Er wird sich dadurch doch sicher geehrt fühlen. Und der Künstler selber? Wird er sich nicht freuen darüber, daß Sie sich für sein Werk interessieren? Oder fängt er etwa an, ärgerlich zu werden, weil Sie sich nicht zuerst ihm, sondern seinem Werk zugewandt haben? - Er wird sicher sagen: Das ist doch gerade meine Absicht, daß Sie wegen meines Kunstwerks hierher gefunden haben und Sie alles betrachten und bestaunen!

Maria, die Mutter des Erlösers, ist das Kunstwerk, das Gott am besten gelungen ist. Sie ist der Mensch, der seine Gnade am vollkommensten empfangen und gelebt hat. Sie ist das Geschöpf, an dem er am meisten seine Freude hat.

Und doch meinen einige, Gott würde sich darüber ärgern, daß manche sich an Maria aufhalten. Es würde seiner und der Ehre seines Sohnes irgendwie Abbruch tun, wenn Menschen bei der Gottesmutter stehen bleiben und aus-rufen: Was für ein wunderbarer Mensch! Maria, du bist voll der Gnade! Du bist gesegnet unter allen Frauen!

Freut sich Gott etwa nicht, so wie ein Künstler es tut, wenn jemand ihn für sein gelungenes Schaffen lobt? Sollte sich Gott nicht darum auch freuen, wenn wir ihn loben für Maria, die Mutter seines Sohnes? Ist das nicht auch etwas sehr Menschliches, zu sagen: An Maria können wir erkennen, wie wunderbar Gott selber ist, und wie wunderbar und großartig das ist, was er allen Menschen schenken will! Ein Künstler mag noch so viele Talente und Qualitäten haben: gemessen wird er an dem, was sichtbar wird von alldem. - Genauso möchte auch Gott uns auf eine menschliche Weise entgegenkommen und sichtbar machen, wie an einem wunderbaren Kunstwerk, daß er uns liebt und uns auf unvorstellbare Weise beschenken will.

Wir feiern heute das Hochfest der Unbefleckten Empfängnis Mariens, wir können es auch "Mariä Erwählung" nennen. Im Advent läßt die Kirche uns auf Maria schauen. Eigentlich bräuchten wir viel mehr Zeit, uns auf Weihnachten vorzubereiten. Wir sind oft so träge und schwer zu bewegen. Wir geben uns mit dem Schein zahlloser Lichter zufrieden und vergessen dabei schnell, nach dem einen Licht zu fragen, das allein diese Welt hell machen kann. Darum steht vor uns an diesem Hochfest und immer auch am Vierten Advent die Gestalt Marias.

Sie empfängt nicht einen eigenen Kult, der ihr allein gälte. Was über sie gesagt wird, wird über Gott gesagt, ihren Schöpfer. Wenn wir uns im Glauben ihr zuwenden, dann will uns das vorbereiten auf das Kommen des Erlösers, des Sohnes Gottes, der zugleich ihr Kind ist. Wenn wir sie gesehen haben, hilft uns das, Gott besser zu verstehen - und seine Wege, die er geht, um die verlorene Menschheit wieder mit sich zu versöhnen.

Für viele Menschen ist Weihnachten das Fest eines verlorengegangenen Glaubens. Viele Menschen möchten glauben, aber es fällt ihnen unendlich schwer. Viele sagen: Wie kann ich Gott sehen? Wie kann ich verstehen, was er tut? Was er da alles zuläßt? Es gibt aber einen Weg, Gott wieder näherzu-kommen und seine Nähe in unserem Leben zu entdecken: das ist der Weg, zu dem uns Maria einlädt. So wie im Alten Testament Gottes Bund mit dem auserwählten Volk Israel gegenwärtig war in der Bundeslade und im Offenbarungszelt, so wählt Gott im Neuen Bund Maria aus als die neue Bundeslade seiner Treue im Bund mit uns Menschen. Beide Male sucht Gott den direkten Kontakt mit den Menschen, aber beide Male geschieht das in einer diskreten, zurückhaltenden Weise. Im Alten Testament war die Herrlichkeit Gottes verhüllt in der Verhüllung der Bundeslade; im Neuen Testament ist die Gottheit Christi verhüllt durch die Mutterschaft Mariens. In beiden Fällen muß der Glaube und das Vertrauen hinzukommen. So kann der zündende Funke hervorbrechen, so daß Gott befreiend und erlösend handeln kann.

Machen wir diese Tage vor dem Weihnachtsfest zu Tagen, die wir mit der Gottesmutter Maria leben. Dann können wir mit der Ostkirche singen:
„Was sollen wir dir bringen, Christus, da du für uns als Mensch geboren wirst? Jedes der Geschöpfe, die ein Werk sind, bringt dir in der Tat ein Zeugnis der Dank-barkeit: die Engel ihre Liebe, der Himmel den Stern, die Weisen ihre Gaben; die Hirten ihr Staunen; die Erde ihre Höhle; die Wüste die Krippe. Wir Menschen aber brin-gen dir eine Jungfrau und Mutter.“

Das Geschenk, das die Menschen bringen, ist Maria. Sie ist der Mensch mit dem weiten Herzen. Sie sagt Ja zu Gott und seiner Erlösung. Öffnen auch wir uns und sagen Ja zu Gott. “

Fürbitten